gen werden, d, h. daß der Anteilseigner fein Stimmrecht hat,| Einne sogar die Führung übernommen. Der 3oll wird jetzt der sondern nur die landwirtschaftliche Spizenorganisation. Die Landwirtschaft kein Geld bringen, denn ohne Kredite muß fie sofort Situation würde dann also die sein, daß durch staatlichen verkaufen. Die Händler haben dann das Getreide in der Hand Zwang von der Allgemeinheit der Landwirtschaft Mittel auf- und sie werden es sein, die dann im Frühjahr den Zollgewinn durch Preisaufschlag madyen werden. Die Hauptschwierigkeit, unter der gebracht worden sind, um der Spikenorganisation eine undie Land pirtschaft zurzeit leidet, ist die viel zu große Spanne zwischen erhörte wirtschaftliche Machtfülle in die Hand zu geben. Der den Preisen, die der Produzent erhält, und den Preisen, die der Aufsatz in der Deutschen Tageszeitung" deutet die zentrale Konsument zahlen muß. Hier muß nach Ansicht der Preußischen Stellung und den ungeheuren Einfluß der neuen Agrarbant Regierung eingesetzt werden, um durch Ausschaltung unge ziemlich unverhüllt an. rechtfertigter 3wischengewinne sowohl den Produ zenten wie den Konsumenten zu angemessenen Preisen zu verhelfen. Vor allem aber glaubt die Preußische Regierung in jetzigem Auger blic, wo noch nicht zu übersehen ist, welche Auswirkung die Lon doner Verhandlungen auf das deutsche Wirtschaftsleben haben werden, und wo mit steigender Arbeitslosigkeit zu rechnen ist, nicht bei einer Maßnahme mitwirken zu können,
" Dennoch könnte sie fraft ihrer Stellung wirtschaftspolitisch auf das segensreichste wirken und dafür sorgen, daß alle Kreditoperationen und Sonderaufgaben der einzelnen angeschlossenen Organisationen nach bestimmten, im Verwaltungsrat festzulegenden Richtlinien zum Wohle des Ganzen und zum mindesten bei kurzfristigen Anleihen möglichst ohne ausländisches Kapital ausgeführt würden."
Die landwirtschaftliche Spizenorganisation aber, deren Einfluß in dem neuen agrarischen Kreditinstitut entscheidend sein wird, ist der Reichslandbund. Werden diese Pläne durchgeführt, so wird der Reichslandbund zu einem der stärk sten in der Verfassung nicht vorgesehenen tatsächlichen Faktor des deutschen Berfassungslebens, zu einem Staat im Staate, dessen Macht nicht unterschätzt werden darf.
Wir sehen nicht ein, wie fich eine solche Einrichtung mit dem Sinn der demokratischen Verfassung vertragen könnte. Die Durchführung dieser Pläne würde einen ernsten Schritt der Rückkehr zu einer ständischen Verfassung bedeuten, wie sie Vorbilder nur in der ungeschriebenen Verfassung Eng lands am Beginn des neunzehnten Jahrhunderts hat. Eine unkontrollierte und unkontrollierbare wirtschaftliche Macht würde mit Staatshilfe geschaffen werden, die notwendig bald ihre wirtschaftliche Macht zur Erreichung politischer Ziele gebrauchen würde. Soll ein Zentralagrarkreditinstitut geschaffen werden, so gehört es in die Hand und unter die Kontrolle des Staates, nicht in die Hand einer ständischen Vertretung, die fich bisher schon als Machtorganisaton gegen den heutigen Staat gefühlt hat und ihn und seine Verfassung auf das heftigste bekämpft.
Die Deffentlichkeit muß diese Pläne verfolgen. Sie können nur verwirklicht werden auf dem Wege der Gesetzgebung. Es scheint uns ausgeschlossen, daß selbst bei dem Kräfteverhältnis im heutigen Reichstag eine solche praktische Rückwärtsrevision der demokratischen Verfassung zur ständischen Verfassung be= schlossen werden könnte.
Der Reichsrat für den Brotwucher. Erklärung der preußischen Regierung gegen die Zollvorlage
Der Reichsrat beriet in seiner öffentlichen Bollfizung vom Freitag den Gesetzentwurf über Bölle und Umsatzsteuer. Die Ausschüsse des Reichsrats haben zur Umfassteuer eine Entschließung angenommen, worin die Reichsregierung ersucht wird, dem Reichsrat umgehend Vorschläge zu unterbreiten zu einer systematischen Aenderung des Umfahsteuergesezes, namentlich im Interesse der deutschen Ausfuhr. Außerdem wurde von den Ausschüssen eine Bestimmung angenommen, wonach der bisherige Anteil der Länder an der Umsatzsteuer bis Ende des Kalenderjahres 1924 erhalten bleiben soll. Vor der Abstimmung gab Ministerialdirektor Dr. Nobis namens der Preußischen Staatsregierung folgende Erflärung ab:
„ Die Breußische Staatsregierung wird heute ihre Stimme gegen die Vorlage abgeben. Ich habe aber ausdrücklich zu erklären, daß die Preußische Regierung die Notlage der Landwirt fchaft ebenso anerkennt wie die Regierungen, die ihre Stimme für die Borlage abgeben werden.
Sie hält aber das Mittel der Wiedereinführung von Getreidezöllen nicht für geeignet, mindestens zurzeit nicht, um dieser Nollage abzuhelfen.
Schleunige Hilfe fann der Landwirtschaft nur durch Beschaffung von Krediten gebracht werden, und hier hat die Preußische Regierung auch die erforderlichen Verhandlungen eingeleitet und in gewissem
Painlevé.
Eine Pariser Erinnerung von Felix Stößinger . Der Name und das Bild des Präsidenten der französischen Rammer fehren jetzt oft in der Presse der ganzen Welt wieder. Nizmals fann ich diese gütigen Züge, diese tiefschwarzen, melancholischen Augen sehen, ohne mich eines Pariser Abends zu erinnern, der durch das Auftreten Painlevés für mich eine merkwürdige Bedeutung be
kommen hat.
Ziemlich weit draußen am Boulevard Raspail gibt es ein unbedeutendes, kleines Restaurant, das nicht viel besser, wenn auch gemütlicher als eine Berliner Destillation ist. Auch diese kleine Pariser Kneipe hat eine Hinterstube, und auch sie wird wie in Berlin Vereinen und Versammlungen vermietet. Darunter auch dem„ Chamäleon", einem Verein, der wie manche andere Bariser Vereine nicht von Mitgliederbeiträgen lebt, sondern von einer Idee. In diesem Fall von künstlerischen und geistigen Veranstaltungen, die Alexandre Mercereau leitet, der auch in Deutschland einen guten Namen hat. Ein geistvolles Buch von ihm erschien schon vor dem Krieg im Infelverlag.
In Paris spielen Vorträge und Diskussionsabende eine ganz andere Rolle als bei uns. Sie sind ein Ersatz für die literarische Stellung, die das Theater bei uns einnimmt oder vielmehr einnehmen soll.
Einmal gab nun das„ Chamäleon" einen Abend, an dem ein Chinese über das chinesische Theater sprach, ein zweiter über chinesische Musil, ein dritter über chinesische Literatur. Zum Schluß spielten drei Chinesen auf ihren heimischen alten Instrumenten chinesische Musit, weltliche und religiöse, ein anderer las in französischer Uebersetzung Gedichte und Erzählungen vor, und als das Publikum schon müde war und die meisten nach Hause gingen, blieb noch ein stattlicher Rest zusammen, um sich ganz ungezwungen immer noch mehr vorlesen zu lassen und über das Gehörte zu Diskutieren.
Das kleine Kneipenzimmer war nicht mit Tabaksrauch, aber mit Wolken von Geist gefüllt. An den Wänden hingen chinesische und japanische Originalwerke, die das Museum Guimet für diesen Abend zur Verfügung gestellt hatte. Und unter denen, die blieben, saßen ein Vertreter des chinesischen Gesandten und Painlevé . Sie beide waren Protektoren der Veranstaltung; aber nicht nur theore: tisch. Sie waren auch gekommen. Aber sie waren nicht nur getommen; fie wirkten auch mit.
Niemals habe ich in einem Saal ein größeres Gedränge gesehen. Das Stübchen faßte bequem hundert Personen, aber dreihundert füllten es. Man fauerte türkisch oder man stand auf den Stühlen, die längst zusammengepreßt waren. Aber wie artig ging alles zu. Ich hörte fein häßliches Wort und nirgends einen Vorwurf. Als es schon spät geworden war, mitten während der Vorträge in einer Pause, bahnte sich durch die drangvoll gepreßte Masse ein
die zur Berfeuerung der Lebenshaltung der breiten Masse der Bevölkerung führen muß.
Sie hätte es daher vorgezogen, wenn die Entscheidung des Reichs. rats noch einige Zeit hinausgezogen worden wäre. Da dies nicht hat erreicht werden können, wird die Preußische Regierung heute gegen die Vorlage stimmen."
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In der Abstimmung wurde die Vorlage nach den Beschlüssen der Ausschüsse mit 35 gegen 26 Stimmen angenommen. Dagegen stimmten das Preußische Staatsministerium, die Vertreter von Berlin und der Provinz Grenzmart Westpreußen Bofen, ferner von den Ländern Sachsen , Schaumburg. Lippe und die Vertreter der 5 anse städte. Die Vertreter von Baden und Braunschweig enthielten sich der Abstimmung. Auch die Entschließung zum Umsatzsteuergesetz wurde angenommen.
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Die Stadtverwaltung kuscht vor Drohungen. Hagen i. W., 8. Auguſt( Eigener Drahtbericht). Wie in anderen Städten des Reiches sollte in diesen Tagen der zehnjährigen Wiederfchr des Kriegsausbruches auch in Hagen eine nie wieder Krieg Kundgebung der Liga für Menschenrechte stattfinden, bei der u. a. der Generalsekretär der französischen Liga Guernut fprechen sollte. Die Versammlung sollte in der der Stadt gehörenden Stadthalle stattfinden. Im letzten Augenblic wich jedoch die Stadtverwaltung mit dem Oberbürgermeister Cuno an der Spitze ver der Drohung der Vaterländischen Verbände zurück, die erklärten, den französischen Friedensfreund nicht sprechen lassen zu wollen. Der Versuch der Hafenkreuzler, ein polizeiliches Berbot der Versammlung zu erreichen, ist zwar nicht geglückt; aber die Stadtverwaltung zog ihre Zusage auf Freigabe der Stadthalle zurück, mit der Begründung, fie habe feine Garantie, daß nicht Tische und Stühle demoliert würden".
treiben der Bolkspartei ein Gesetz zum Schutze der VersammDa hat nun der Reichstag im vorigen Jahre auf Belungen erlassen, das folgende nicht uninterssante Bestimmungen enthält:
§ 107a. Wer nicht verbotene Versammlungen, Aufzüge oder Rundgebungen mit Gewalt oder durch Bedrohung mit einem Verbrechen verhindert oder sprengt, wird mit Gefängnis,
neben dem auf Geldstrafe erkannt werden kann, bestraft.
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Wer in nicht verbotenen Versammlungen oder bei nicht verbotenen Aufzügen oder Kundgebungen Gewalttätigteiten in der Absicht begeht, die Versammlung zu sprengen, wird mit Gefängnis und mit Geldstrafe oder einer dieser Strafen bestraft. In Stralsund fühlt sich der Regierungspräsident gezwungen, die pazifistische Versammlung zu verbieten, weil die Bölkischen drohen! In Hagen weicht die Stadtverwaltung als Eigentümer der Stadthalle mutig zurüd, weil die Völkischen drohen! Weder in Stralsund noch in Hagen scheint man das Gesetz zu kennen. Auch den Erlaß des preußischen Ministers des Innern vom 22. März 1923( abgedruckt im Ministerialblatt S. 311). Dort heißt es ganz unzweideutig:
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großer starker Mann einen Weg zum Vortragspult." Bahnte" ist wohl nicht richtig gesagt, denn die Menschen wichen ganz von selbst auseinander und ließen den Fremdling sehr respektvoll durch. ,, Wer ist das?" fragte ich eine alte Dame.„ Ein großer Ge,, Wie heißt er?" fragte ich. lehrter", antwortete fie. " Bainlevé."- ,, Der frühere Ministerpräsident?"- Sie stuzte ein wenig, um sich zu befinnen.„ Ja, er war während des Krieges Ministerpräsident", aber sie legte feinen Wert auf seine Würde, da er die viel größere besaß, ein großer Gelehrter zu sein. Gin früherer Minister ist in Frankreich fein früherer Minister, sondern nur das, was er ist. Der Minister außer Amt ist wieder Bürger, und so wie ein Arbeiter, ein Gelehrter, ein Bankdirektor, ein Prinz von Wales ist er Monsieur und weiter nichts.
Als Painlevé seinen Platz eingenommen hatte, wurde er vom Bublifum mit stürmischem Beifall begrüßt. Ich habe auch in anderen Versammlungen beobachtet, daß beliebte Persönlichkeiten um ihrer bloßen Anwesenheit willen stürmisch applaudiert werden. Aber Painlevé stand auf und hielt eine kleine Ansprache, die wie eine Plauderei von Erinnerungen an eine Weltreise begann, die er vor zwanzig Jahren gemacht hatte. Er sprach mit einer feinen Melancholie und fultivierten Gepflegtheit, wie jemand, der weiß, daß er durchaus nicht das letzte Wort über eine Sache sagt, aber bei aller Bescheidenheit doch etwas zu ihrer Klärung beiträgt. Und während er von Ajien erzählte, erinnerte er sich eines chinesischen Gedichtes, das er dort gehört hatte, er begann es aus dem Gedächtnis zu rekonstruieren und mit einer Stimme, die immer inniger wurde, aufzusagen. Er sprach keine Verse, aber er sprach die Prosa mit dem leichten und innigen Pathos, das jeder Franzose animmt, der von der Prosa in Verse übergeht. Er malte einige Worte mit Gesten aus, und er hatte dabei etwas so Bezauberndes, daß man feine wirkliche Kunstliebe, seine Menschlichkeit und seinen Schönheits. finn fühlte und dies alles ihn beinahe zum Sänger machte. Als er geendigt hatte, jubelte man ihm zu.
Ich war gerührt, aber wohl auch etwas traurig, wenn ich die Kultur dieses außerordentlichen Mannes mit der Art des landläufigen politischen Machers verglich. Man stelle sich vor, Wallraf am Tegeler Weg in halboffizieller Mission in einer Kneipe als Rezitator vor einer Gesellschaft von Kunstfreunden und Bohemiens. Oder einen deutschen Professor als Reichstagspräsident Bebel feiern, wie Painlevé bald danach den Manen von Jaurès gehuldigt hat. Es ist unvorstellbar, es ist leider unmöglich! Der schöne Abend hatte für Paris gar keine Bedeutung, aber für mich eine große. Ich sah einem angesehenen politischen Führer, einem Mathematiker, einem Helden der frühesten Luftfahrversuche, einem Ministerpräsidenten der Kriegszeit, einem Menschen ins Herz. Was auch immer er war, er war naiv, er war ein halber Künstler, er war ein Träumer. Unberührt blieb seine Seele von Würde, Amt, Taktik und Strebertum. Und doch hatten ihn se edle positive Eigenschaften nicht gehindert, zu der Macht zu gelangen. die sonst nur Negativen erreichbar ist. Und das erscheint mir noch
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Die Polizei hat durchaus die Pflicht, eine Versammlung, die nicht auf Grund gefeßlicher Bestimmungen verboten wird, erforderlichenfalls in ausreichendem Maße mit ihren Machtmitteln zu schützen. Ich erwarte von den Polizeiverwaltern, daß sie bei allen Veranstaltungen, die Angriffen ausgefeht sein fönnen, recht zeitig ausreichende Schuhmaßnahmen treffen...
Damit gar kein Zweifel aufkommen kann, hat der Minister damals noch besonders hinzugefügt:
Ich werde in jedem Falle, in dem eine friedliche Versammlung mangels ausreichender Schuhmaßnahmen gesprengt ist, den Polizeiverwalter zur Verantwortung ziehen, wenn ihn in irgendeiner Hins ficht der Vorwurf mangelnder Vorbereitungen von Schuhmaßnahmen
zu machen ist."
Ist das nicht deutlich genug? Genügt diese Vorschrift nicht für Stralsund wie für Hagen ? Ist es möglich, daß die Stadtverwaltung der Hagener Polizei unterstellen darf, daß sie die Versammlung nicht schüßen werde? Bon welcher Seite man die Sache auch betrachtet, die Fälle bleiben ein öffentlicher Skandal. Und wir erwarten, daß der Minister des Innern in Stralsund die Behörden zur Berantwortung zieht", die die Versammlung verboten, anstatt sie zu schützen. Die Hagener Stadtverwaltung aber wird sich schämen dürfen, wenn sie erfährt, daß die Versammlung in einem anderen Lokal- hoffentlich unter pflichtmäkigem Schutz der Polizei trotzdem stattgefunden hat.
Der Kommunistenprozeß in Leipzig .
Dr. Niedner abermals abgelehnt.
Leipzig . 8. Auguft.( Eigener Drahtbericht.) In der Nacha mittagsfitung waren als weitere Offizialverteidiger die beiden Rechtsanwälte Teichert und Tauber aus Leipzig bestellt. Als Wahlverteidiger ist der kommunistische preußische Abgeordnete Obuch erschienen. Er lehnte seinerseits den Vorsitzenden aus den bekannten Gründen ab, drang mit diesem Antrag aber ebensowenig durch wie mit dem auf Bertagung, um die Auswirkung des Protest telegramms der beiden früheren Verteidiger an den Reichspräsi denten und Reichsjustizminister abzuwarten. Reichsanwalt Dr. Ne us mann widersprach dem Verteidiger Obuch in diesem Bunkie sehr scharf. Eine Einwirkung und sei es von höchster Stelle in das schwebende Gerichtsverfahren sei eine Ungeheuerlichkeit. Nach der Ablehnung seiner Anträge legte Rechtsanwalt Obuch sein Amt als Verteidiger nieder. Nachdem noch die bestellten Verteidiger auf die einzelnen Angeklagten verteilt waren, wurde auf Antrag der Berteidigung die Sigung auf Sonnabend vormittag 10 Uhr ver tagt, um den Anwälten Zeit zur Einsichtnahme der Afton zu geben.
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Schuhtruppen des Separatismus.
Unsere Mitteilungen über die Gründung eines Rotbanns unter der Beamtenschaft der Reichsbahn in Bayern ist den„ zuständigen" Stellen außerordentlich auf die Nerven gefallen. Oberregierungsrat Besold hat prompt behauptet, daß er Ausweise an die Mitglieder dieses neugegründeten bayerischen Notbanns. nicht aus stelle". Es wäre interessant, zu wissen, ob Obers regierungsrat Befold auch leugnet, Ausweise in seiner früheren Eigenschaft als Personalreferent der Oberpostdirektion Würzburg ausgestellt au baben oder wenigstens die Bermittlung diefer Ausweise in die Hand genommen zu haben. Vielleicht äußern sich die zuständigen" Stellen auch hierzu. Die Reichsregierung hat jedenfalls alles Interesse, festzustellen, was es mit diesem Rotbann für eine Bewandtnis hat und zu prüfen, ob es sich mit den Pflichten eines Reichsbeamten gegen die Republik und Reich vereinbaren läßt, diesen bayerischen Notbann, der offensicht lich bayerischen separatistischen( und natürlich auch monarchistischen) 3weden dient, anzugehören.
heute, wenn ich von Painlevé lese, wie ein Trost im Intrigenschmug der politischen Strebereien. Daß irgendwo eines der höchsten Aemter des Landes von einer Bersönlichkeit eingenommen wird, die nicht nur eine Stellung hat, sondern auch ein Herz!
Gibt es einen Herdeninstinkt beim Menschen?
Begriffe vom Herdenmenschen und Herdeninstinkt geläufig geworden, Seit Nietzsche , dem großen Verächter der Masse, sind uns die und es hat sich im Anschluß an diese verächtliche Betrachtung der Menge, die für den Philosophen nur der Boden zur Entstehung des Übermenschen ist, eine Psychologie der Masse herausgebildet, die von den Leidenschaften und Antrieben größerer Menschenansammlungen das Uebelfte berichtet. Viele Psychologen haben die Anschauung vertreten, daß die Einbeziehung in eine Menge den Charakter und die Gemütsart des einzelnen vollkommen verändert, daß aus einer Summe von gutmütigen, beherrschten und besonnenen Menschen in der Masse eine hemmungslos rasende, gewalttätige Bestie werden kann.
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Diese Anschauungen unterzieht der englische Psychologe S. B. Ward im neuesten Heft der Zeitschrift Mind" einer scharfen Kritik. Er weist darauf hin, daß ein großer Teil unseres Lebens Bersammlungen, in koncerter. Sommiffionen, Körperschaften aller in Massenversammlungen verbracht wird, nicht nur in politischen Art, sondern auch in den Parlamenten, in den Sizungen von Politikern und Direktoren. Wenn der Einfluß des Massengeistes so gefährlich wäre, dann könnte in all diesen Versammlungen nichts Gescheites herauskommen. Das entspricht aber offenbar nicht der Wahrheit, denn gerade in Gemeinschaften werden meist die bedeutungsvollsten Beschlüsse gefaßt, von denen man nicht sagen kann, daß sie unbeherrscht und sinnlos find. Vor allem aber muß man fich vor den Bergleichen mit der Tierwelt, vor der Annahme eines Herdeninstinktes" in acht nehmen. Die Gleichsehung einer Herde, die von einem Hirten geleitet wird, mit einem Heer von Soldaten ist doch nur sehr äußerlich. Auch die Ansammlungen der Tiere darf man nicht immer als Auswirkungen des Massengeistes betrachten. Wenn z. B. Müder in Wolfen über einem Gewässer schweben, fo rührt das daher, daß sie sich zur selben Zeit von ihrem Nahrungsplay erheben; jede einzelne handelt also nach ihrem individuellen auf die Aufzucht der Jungen zurückzuführen, und die großen Bogel Instinkt. Die Herden der Säugetiere sind auf die gemeinsame Weide, scharen, die man beobachtet, finden zu Zwecken statt, in denen jeder einzelne Bogel sein bestimmtes Ziel verfolgt. Ob die Menschen jemals, auch in den fernsten Urzeiten, in Herdenform gelebt haben, ist sehr zweifelhaft. Manche Affenarten versammeln sich zwar zu jogen. Herden, aber die nächsten Verwandten des Menschen, die Anthropoidenaffen, leben einzeln in Familien zusammen. Wenn Menschen in Gruppen gemeinsam handeln, so folgen fie Instinkten, die nur durch menschliche Anlage und Ueberlieferung bestimmt sind und sich sehr scharf unterscheiden von den Zügen, die wir bei den Ansamm Sprache, die sie in ihrem Zusammenhandeln beeinflußt und so zu lungen von Tieren beobachten. Außerdem haben die Menschen die ganz anderen Formen der Massenpfychologie führt, als sie nach dem landläufigen Begriff der Herde" stattfinden.