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Der Untergang einer Streitschrift.

Oswald Spengler und die Wahrheit.

Bor furzem murde Oswald Spengler , der Verfasser des Untergangs des Abendlandes" des Gebrauchs unsauberer und un­wahrhaftiger Waffen im politischen Kampfe überführt. Der Sach verhalt war einfach genug: Spengler hatte in seiner Streitschrift Neubau des Deutschen Reichs" gegen die Führer der republifani schen Parteien eine Anzahl angeblicher Tatsachen behauptet, die aus dem tiefften Schlamm der völlischen Hehpresse geschöpft scheinen. Genosse Erich Kuttner hatte nun eine Anzahl besonders fraffer, aber allgemein gehaltener Behauptungen herausgegriffen und Os wald Spengler brieflich aufgefordert, die näheren Daten für ſeine Angaben zweds wissenschaftlicher Nachprüfung mitzuteilen. Es han­delte sich dabei u. a. um folgende Dinge, die Spengler in pofitiver Form behauptet, ja fogar als typisch für den heutigen Barla mentarismus bezeichnet hat: In Weimar hätten sich am Abend der Unterzeichnung von Versailles die Hauptführer der Koalition finn los betrunken. Mit großen Aemtern ausgestattete Führer der So zialdemokratie hätten sich in einer Schiebervilla betrunken und mit Nadttänzerinnen amüsiert, während draußen Arbeiterbeputationen vergeblich warten mußten. Sozialdemokratische Führer hätten Landsize bekommen, bürgerlich- republikanische bürgerlich- republikanische Parlamentarier hätten für materielle Vorteile ihre Ueberzeugung verkauft. Ein Gewerkschaftsbeamter hätte eines der höchsten Verwaltungsämter in Breußen bekommen mit der Begründung, daß er der letzte feiner Alterstlaffe fei, der noch kein Amt erhalten habe usw. usw. noffe Rutiner bat in feinem Schreiben um nichts weiter als um An­gabe der betreffenden Namen und Daten.

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Auf diese Anfrage hat Oswald Spengler gefuiffen. In seinem Antwortschreiben lehnt er die Beantwortung der gestellten Fragen ab. Er erklärte jetzt, daß er es in seinen Schriften nur auf Systeme abgesehen habe, nicht auf mehr oder weniger belang Lose Personen". Die Sorge um die Zuverlässigkeit seines Materials möge man ihm nur überlassen.

Aus dieser nichtsfagenden Antwort hat Genosse Kuttner mit Recht den Schluß gezogen, daß Spengler nicht imftande ist, die von ihm behaupteten Dinge zu beweisen und daß es sich um hand. greifliche Lügen handelt.

Nun ist Herrn Oswald Spengler in den Dresdener Neuesten Nachrichten" ein Ritter entstanden, der auf den Namen Theodor Schulze hört. Herr Schulze möchte die unangenehme Bloßstellung feines Helden Spengler dadurch verdeden, daß er die Sache ins schaftliche Bedeutung muß ihm als Decmantel für politische Schmuße Lächerliche zu ziehen sucht. Oder vielmehr: Herrn Spenglers wissen. reien dienen. Herr Schulze scheint der Ansicht zu sein, daß wiffen­schaftlicher Ruhm im politischen Leben nicht zu doppelber und drei­facher Wahrhaftigkeit verpflichte, sondern umgekehrt. Wir find an derer Ansicht: Wenn ein Mann, der einen wissenschaftlichen Namen zu vertreten hat, in die politische Arena steigt, um nicht mit den Baffen politisch ernsthafter Männer, fondern politischer Gaffen­jungen zu fechten, dann befleckt er nicht nur sich selber, sondern die von ihm vertretene Wissenschaft dazu. Mildernd wollen wir Herrn Spengler dabei zurechnen, daß Profefforen vom Schlage Lenards­Heidelberg, Roethe- Berlin usw. ihm mit üblem Beispiel vorangegan­

gen find.

Bei der ganzen Angelegenheit handelt es sich nicht um die Frage, tuf die Herr Schulze den Fall Spengler hinausspielen möchte, näm­lich ob der Verfaffer des Untergang des Abendlandes " zu den großen Wahrheitstündern oder zu den großen Irrenden zu zählen ist, sondern es dreht sich um den ganz eindeutigen und flaren Sach verhalt, ob der Verfasser des Neubau des Deutschen Reiches" die Wahrheit gefagt oder gelogen hat. Und in diesem entscheidenden Bunft muß trotz allen Wortschwalls auch die Berteidigung des Herrn Theador Schulze die Segel streichen, denn Herr Schulze bekennt

Bleinlaut:

grupmodel Für Groß- Berlin.

ndadas Gegen

Gegen bürgerliche Rückwärtserei und Kirchtumspolitik.

Die Schaffung der Einheitsgemeinde Groß- Berlin ist von der Sozialdemokratie als ein großer tommunalpolitischer Fort schritt bereits lange vor dem Kriege erstrebt worden. Der 3wed. verband Groß- Berlin war ein erster Schritt zu dem Ziel, die Bier­millionenstadt zu einer großen einheitlichen und wirklich leistungs. fähigen Kommunalverwaltung zusammenzuschließen. Der Zu­sammenschluß sollte durch die Steigerung der finanziellen Kräfte, durch die Ueberwindung der kommunalen Zersplitterung und die Ber­einfachung des Instanzenzuges namentlich der arbeitenden Bevölke rung foziale und kulturelle Borteile bieten. Die Jahre der Inflation haben die offenfundigen Borteile in den Hintergrund treten lassen und es ist ein Beweis für die Richtigkeit des von der Sozialdemokratie stets verfochtenen kommunalpolitischen Programms der Einheitsgemeinde, daß sie sich trotz Inflation, troz aller Nöte der Zeit durchgesetzt hat und heute im wesentlichen unerschüttert ist. Das Bürgertum, das mit dem Kirchturmsgedanken der Rüd­gängigmachung des Gesetzes jahrelang agitiert hat, muß jetzt fehen, wie in feinen eigenen Kreifen in ben Bororten Groß- Berlins man sich überall von diesem Programm der Rückwärtferei abwendet. So wird uns aus Köpenid geschrieben: don

Als im Jahre 1921 der Ruf Los von Berlin " zuerst im westlichen Zehlendorf ( Wannsee ) ertönte, griff diese Bewegung auch auf Köpenid über. Die alten bürgerlichen Spießer einschließlich der sogenannten Demofraten und Wirtschaftsparteiler, die bisher ihre Gemeinden verwalteten( man frage nur nicht wie!) und sich in ihrer Macht fonnten, fonnten die Aufgabe ihrer Selbstherrlichkeit so leicht nicht vergessen. Und so fanden die demagogischen Rufe der Rechts­parteien gegen die Mi Bwirtschaft" des sozialistischen Magistrats ein geneigtes Ohr in der Bevölkerung. Auch hier im Bezirk schallte der Ruf: Los von Berlin ".

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Bei den Bezirksverordnetenwahlen am 16. Oftober 1921 ent. fielen von insgesamt 27 289 abgegebenen gültigen Stimmen 4737, 17,3 Bros., auf die Liste des Blods Los von Berlin". Die fünf ge­wählten deutschen Reden humpelten mit dem Schlachtruf in die Be­zirksverfammlung: Nieder mit der fostspieligen Berwaltung von Groß- Berlin! Weg mit der widerlichen Steuerbelastung! Los von der eingerissenen Krippenwirtschaft!

haltung von Straßen anbetrifft, eine geradezu fträfliche Bernachlässigung hat eintreten laffen, so daß die schlechtestan Straßen von Berlin im hiesigen Bezirk zu finden sind. Dat der Magistrat für den Neubau eines Cyzeums in Friedrichshagen die Summe von 850 000 m. bewilligt hat, darf ebenso wie der bes absichtigte Bau einer Brüde über die Spree in Friedrichs­ hagen nicht ohne Bedeutung bleiben. In Vorbereitung iſt außer­dem der Bau einer befestigten Straße auf der ander fangs merder in einer Länge von 3 Kilometer, die einen äußersten Spize gelegenen Halbinsel Rau­Kostenaufwand von mehreren 100 000 m. erfordert. Wenn nun noch berücksichtigt wird, daß die Ortsteile Köpenid- Nord, Rahnsdorf , Heffenwinkel, Wilhelmshagen, Bohnsdorf und Rauchfangswerder durch die Legung von Erdlabeln

mit elektrischem Licht versehen werden, daß überall für erhöhten Feuerschuh gesorgt wird usw., fo find es Aufwendungen, die nur von gewissenlosen Agitatoren als ein Garnichts hingestellt werden können. Diese umfangreichen und fost fpieligen Arbeiten werden daher von den Rufern Los- von- Berlin" mit fehr gemischten Gefühlen betrachtet; erschweren fie doch ihre Agitationstätigteit aufs äußerste. Es hat sich ja auch ge­zeigt, daß die Einsicht bei der Bürgerschaft beginnt. Davon zeugen die Eingaben, die in letzter Zeit von bürgerlicher Seite aus Schmödwig, Bohnsdorf an den 16. Ausschuß des Landtages er gangen find.

An Stadtverordnetenversammlung und Magistrat ergeht jedoch die dringende Mahnung, den entfernt liegenden Außenbezirten er­höhte Aufmertfamteit zuzuwenden und die sehr oft kleinen Boden endgültig entzogen wird. Die Zukunft wird beweisen, daß Wünsche dieser Bezirke rasch zu erfüllen, damit der wüsten Heße der eine gefunde Zentralisation, verbunden mit einer gefunden Ber bringt, und dieser Erkenntnis werden sich auch die Einwohner des waltungs- Dezentralisation der Bevölkerung die größten Vorteile Röpenider Bezirts auf die Dauer nicht verschließen fönnen.

Soweit die Köpenicker Zufchrift. Wir möchten diesen Bemerkun gen noch hinzufügen, daß nach unserer Kenntnis die Stadt Berlin im Begriff steht, die Schmod wiger Uferbahn für sich zu erwerben. Schon jetzt steht als sicher eine baldige

bedeutende Ermäßigung des Tarifs dieser Bahn

bevor. Ihr Erwerb durch die Stadt wird selbstverständlich bedeuten, daß ihre Gleise an das städtische Straßenbahnnеß angeschlossen merden und daß in absehbarer Zeit der Verkehr auch tarifmäßig in den Berliner Berkehr einbezogen wird. Heute festet die Fahrt für die Anwohner von Grünau nach Schmöckwitz 35 Pfennig. Diefe Bahl besagt genug. Es ift flar, welch un­geheure wirtschaftlichen Borteile das Eingreifen Berlins den Be­wohnern dieser abgelegenen Vororte bringen muß. Daß die Tarife für Gas, Wasser und Elettrizität bedeutend billiger als in den Kreisorten sind, weiß schließlich auch in diesen Vororten all­

Underfuchen wir aber einmal die Hetze in bezug auf die angeb. der Bildung der neuen Stadtgemeinde in den früheren Einzel­liche Rostspieligteit der Verwaltung, so ergibt sich, daß vor gemeinden des Bezirts vorhanden waren: 8 befoldete Magistrats­und Gemeindevorstandsmitglieder und 483 Beamte und Angestellte. Diese Zahlen haben sich durch den Zusammenschluß verringert auf zurzeit 6( fünftig 5) befoldete Bezirksamtsmitglieder und 379 Be­amte und Angestellte. Daraus ergibt sich, daß eine gesunde Zentrali sation ganz bedeutende Borteile für die bisherigen felbftän digen Gemeinden hat, besonders wenn berücksichtigt wird, daß jetzt Aufgaben, namentlich auch sozialer Art, erledigt werden, an die die früher selbständigen Gemeinden nicht dachten. Berlin kämen mit geringeren Steuern aus, fo muß doch Wenn weiter behauptet wird, die felbständigen Gemeinden um darauf hingewiesen werben, daß in den Nachbartreifen die Steuern mählich jeder Einwohner. Wie sehr die wirtschaftliche Ber. nicht geringer, fondern bedeutend höher find.

Es erheben 3. B. Grundvermögenssteuer: Berlin : für bebaute Grundstücke 100 Broz, für unbebaute 50 Proz;

Eichwalde : für alle Grundfiüde 150 Proz

nunft sich gegenüber allen engstirnigen Parteidoftri nen durchsetzt, beweist auch die Eingabe der Einwohner von Gatow und Cladam an den Breußischen Landtag, in der sie verlangen, bei Groß- Berlin belassen zu werden. In der Eingabe heißt es u. a.: Wenn auch besonders in der Inflationszeit die Stadt Berlin

Rönigswusterhaufen: für alle Grundflüde 150 Broz.; verhindert war, den Randgemeinden erhöhte Fürsorge zuzuwenden, Beuthen : für alle Grundstüde 200 Broz.; Ertner: für alle Grundstücke 150 Proz.

Außerdem geht den Kreisgemeinden die erhobene Grund­erwerbssteuer mit 8 Proz. vollkommen verloren, da sie an die Kreise fällt. Hundesteuer: im Bezirt Röpenid durchschnittlich 7,50 m. für 1 Hund; Eidwalbe 26 M. für 1 Hund; Ertner 20 m.

Mit unleugbarem bemagogischen Geschick sucht sich Herr Re­dafteur Kuttner eine der schmacheren Stellen Spenglers aus, fein unlängst erschienenes Buch Neubau des Deutschen Reiches". In diesem Buche spricht Oswald Spengler in seiner bekannten indi viduellen Art und Weise über das Deutschland von heute, wobei 5 und Zorn über die elenden Berhältnisse dieser Nachkriegszeit sein Temperament mit fortreißen zu unge­rechten Urteilen und schiefen Berallgemeine. rungen. Das Ergebnis ist eine Streitschrift, tein missen­schaftliches Wert. Aber Spengler wollte eine Streitschrift schreiungssteuer, Gewerbesteuer und Luftbarkeits ben. Wollte fubjettio fein. Von mehreren bürgerlichen Kritikern fmd diese Schwächen des Buches auch offen geta belt morben.... Um Spenglers selbst willen fann man ver­fchiedene grobe Entgleisungen in seinem Buche bedauern und auf das schärffte zurückweisen. Der Größe des Mannes tun fie feinen Abbruch.

Die Hundesteuer, ein beliebtes Agitationsmittel, ist auch in den anliegenden Kreisen erheblich höher, wenn man be­rüdsichtigt, daß faft im ganzen Bezirk gemäß den Beschlüssen der Stadtverordnetenversammlung für den ersten Hund nur der Steuer erhoben wird, und zudem die Wachthunde gänzlich frei find. Nicht vergessen werden darf zu erwähnen, daß während der Inflationsjahre Berlin fast ausschließlich von der Beherber fte uer gelebt hat, die fast ausnahmslos von den Alt- Berliner Bezirten aufgebracht wurden, so daß in noch viel stärkerem Maße als heute Ropenid wie auch die anderen Außenbezirke ausge fprochene 3 uschußbeztrte waren.

Also! Es fragt sich nur, ob der Subjektivismus" fo weit gehen darf, daß dieses Fremdwort schon nur noch durch das deutsche Wort Lügnerei" zu übersehen ist, es fragt sich, ob überschäumendes Tem perament einen Schriftsteller dazu hinreißen darf, durch Berleum bungen die Ehre seiner Mitmenschen zu befudeln. Solches Handeln tut doch am Ende der Größe dessen Abbruch, der sich dazu hergibt. Aber vielleicht gehören auch solche Erscheinungen in das Bild vom Untergang des Abendlandes ".

Wenn also vom Magistrat bei verschiedenen Gelegenheiten auf die Tatsache hingewiefen wird, daß die Außenbezirke, namentlich auch Röpenid, sarfe Zuschüffe erfordern, fo entspricht das dem Sinne des Geleges, wonach bie minderbemittelten, namentlich nördlichen und öftlichen Bezirke, teilhaben follten an der in dem zentralen Berlin und den westlichen Bororten überwiegen. den Finanztärke. In der Agitation wird auch immer hervorge hoben, Berlin habe bisher nichts getan für den Bezirk. Es darf nicht vergessen werden, daß während der Inflationsperiode wohl feine Gemeinde in der Lage war, große Aufwendungen zu machen. Ein ganz anderes Bild gewinnt jedoch bas, mas Berlin für den Be­girt leisiet, wenn man das Jahr 1924, in dem zum ersten Male mieder mit einem festen Goldmartetat gerechnet werden fann, betrachtet. Da find

in Angriff genommen

umfangreiche Straßenregulierungs- und Pflafferarbeiten und zum Teil bereits beendet in Röpenid, Grünau , Friedrichshagen , Wilhelmshagen, Heffenwinkel und Bohnsdorf , die einen Rostenauf. wand von Millionen erfordern wobei zu erwähnen ist, daß manche der früher selbständigen Gemeinden, was den Bau und die Er­

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Ueber 200 Spaziergänger" aufgegriffen.

Annahme des badischen Finanzgefehes. Scharfe Oppofition der Volkspartei und Dentschnationalen garlsruhe, 9. Auguft.( Eigener Drahtbericht.) Der badische Landtag wurde heute nacht um 2 Uhr geschlossen, nachdem er 16 öffentliche Sigungen hintereinander abgehalten hatte. Es tam bei der Abstimmung zum Finanzgefeg noch zu einem heftigen Zusammenstoß zwischen der vereinigten Opposition der Rechten( bestehend aus Deutscher Boltspartei, Deutschynationaler Boltspartei, dem Deutschen Landbund) und der badischen Regierung. Die Opposition hatte sich der Stimme enthalten, aber eine Erklärung Polizei im Tiergarten. abgegeben, in welcher sie von der verzweifelten Lage der babischen Finanzen und von der Schädigung der Wirt schaft durch die badische Regierung gesprochen hatte. Auch habe ma: bie Sparanträge der Opposition nicht berüdsichtigt. Im Namen der badischen Regierung gab sofort Finanzminister Staatspräsident Dr. Röhler eine Gegenertlärung ab und be. zeichnete diese Haltung ber Opposition, Badens Finanzlage sei ver­zweifelt, als unerhört, objettiv unrichtig und ge­eignet, den Kredit des Landes auf das aller schwerste zu schädigen. Die Regierung weise es mit aller Schärfe zurüd, daß ihre Maßnahmen den Untergang des Wirt­schaftslebens in greifbare Nähe gerückt hätten. Die Oppofition habe nicht den Schein eines Beweises für die unerhörten Behauptungen erbracht. Auch der badische Innenminister, Genoffe Remmele, wies recht scharf die Vorwürfe und Anträge der Oppofition zurüd. Das Finanzgesetz wurde mit den Stimmen des Sentrums, der Sozialdemokratie und der Demokratie angenom men. Dann hat noch eine Entschließung Annahme gefunden, daß bie badische Regierung ersucht werden soll, im Reichsrat für Auf­hebung des Befolbungssperrgesetes einzutreten. Der Artrag wurde mit 33 gegen 23 Stimmen angenommen. badische Landtag hat 44 öffentliche Sigungen abgehalten und 102 Sigungen in den Kommissionen. Er wird erst im Oktober wieder zufammentreten,

Der

Ueber das Treiben von lichtscheuen Elementen am Bots. damer Play und im Tiergarten gingen in der Tekten Zeit wieder Befchwerden bei der Kriminalpolizei ein. Gewiffe Mädchen und ihr Anhang, auch ältere und jigere Männer mit abnormen Neigungen machten sich dort immer mehr unangenehm bemerkbar. Diese Zustände veranlaßten die Streifbeamtenschaft der Kriminal­polizei in der vergangenen Nacht zu einer gründlichen Ab­fuchung des Blages, feiner Umgebung und des Tiergartens zwischen dem Brandenburger Tor und der Siegesallee . Die Taftit war diesmal anders als bei früheren Streifen. Die Kriminal. beamten verteilten sich um 11 Uhr abends von einer Wache aus un auffällig zunächst auf dem Potsdamer Blah und in den angrenzen den Straßen. Nachdem sie sich so über die Persönlichkeiten unter richtet hatten, griffen fte zur verabredefen Beit ein und brachten die Angehaltenen, ohne daß es öffentlich auffiel, nach ber mache in der Boßftroße. Dieser Borgang wiederholte sich in Abständen von einer Stumbe noch zweimal. Zum Schluß waren auf der Mache 170 Muf. gegriffene versammelt. Alles ging in der größten Ruhe vor fich bis auf einen einzigen Zwischenfall. Bom Eingang des Potsdamer Bahnhofes aus versuchte ein Mann zu flüchten, um sich der Festnahme zu entziehen. Er ftieß die Beamten plö lich zur Seite, erreichte auch die Straße und wollte in der Menge unterlauchen. Der Dienst hund Tell fegte ihm aber jofort nach und stellte ihn, so daß er ebenfalls abgeführt werden tonnte. Gegen breieinhalb Uhr früh ging das ganze aufgebot der Beamten mit mehreren Diensthunden gegen ben bezeinchen Teil des

so haben wir doch das feste Bertrauen, daß allein die Biermillionen stadt in der Lage ist, die bevorstehenden großen Aufgaben, die durch die landfchaftlich hervorragende Bage von Cladow und Gatom be­dingt sind, auch in unserem Intereffe zu fördern und zu vollenden, Die über eine Strede von 12 Ailometer geplante große Uferpromenade von Spandau über Gatow und Cladow bis an die Grenze von Sacrow

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wird nicht bloß der Gesundheit der erholungsbedürftigen Groß städter zugute fommen, sondern auch den Einwohnern von Cladom und Gatow einen schönen Spaziermeg nach der Stadt und zudem neue Erwerbsmöglichkeiten erschließen. Die Schaffung ordnungsmäßiger Verkehrs-, Be- und Entwässerungsverhältnisse und die Erschließung der genügend vorhandenen Ländereien zu Wohn- und Siedlungszwecken vermag nur die Großstadt Berlin au Spandau - Berlin ist nicht nur das Abfahgebiet gewährleisten. für die in den beiden Orten gewonnenen Erzeugnisse, es gewährt auch sonst größere Vorteile für ihre Einwohner. In Krankheits­fällen ist das Krankenhaus in Spandau in fürzerer Zeit und unter geringeren Transportfoften erreichbar als das in Nauen ; der Weg zum Finanzamt und zu anderen Behörden erfordert nach au en eine Tagereise mit hohen Kosten, nach Spandau einen halben Tag mit sehr viel weniger Unfosten. Pferde Bagensteuer werden in Berlin nicht mehr erhoben. Die undesteuer ist in Clabom und Gatom niedriger bemessen als im Kreise Osthavelland . Auch in den übrigen Steuerarten verhält es fich dank der Steuerpolitif des Magistrais Beriin im wesentlichen nicht anders. Das niedrige Ortsporto, die Ortstraffe A feien nebenbei erwähnt. Sturz, bie erbrüdende Mehr. heit der Bevölkerung, in deren Namen wir sprechen, hat nicht das geringste Interesse an einer Ausgemeindung aus Berlin ."

und

Man fann wohl annehmen, daß der Landtag angesichts einer solchen eingehenden Begründung den bisherigen Beschlüssen des Ausschusses nicht beitreten wird und daß das Gebiet der Groß­Berliner Einheitsgemeinde nicht verändert wird. Jezt erst beginnt

die Beit, wo Groß- Berlin arbeiten und etwas leisten fann, und alle, die an feinem Aufblühen mitarbeiten, werden an feiner Entmidlung noch Freude erleben. Wir glauben, selbst die früheren Gegner Groß- Berlins werben bald zur Ver nunft gekommen sein.

Tiergartens por, in dem von je her das unfaubere Treiben am ärgften gewesen ist. Der ganze Abschnitt des Barfes bis nach bem Reichstagsgebäude wurde forgfältig burchsucht. Mit Hilfe der Hunde gelang es, 50 Berfonen aufzu stöbern und zur Bache zu bringen. Hier begann gleich morgens die erste Sichtung. M60

Stundung der Hauszinssteuer.

In legter Zeit geben den Steuerlaffen viele Gesuche von Hauseigentümern und Mietern mit der Bitte um Erlaß ber Hauszinssteuer zu. Ein Erlag der Hauszinssteuer fommt nicht in Frage. Ungünstige persönliche Verhältnisse des Steuerfschuldners oder Mieters fönnen deshalb nur die Stun bung begründen. Da der Hauseigentümer der Steuerbehörde gegenüber der allein Pflichtige bleibt, fann ein Stundungsantrag auch nur von ihm gestellt werden. Dahingehende Gesuche der Mieter müssen abgelehnt werden,

Berliner Brennstoff- Kontrolle G. m. b. S. Auf gemeinsame Anregung der Rohlenproduktion und des Ber­ liner Roblenhandels ift durch die Vertreter der in der Hauptfache nach Groß- Berlin liefernden Bergbauunternehmungen eine Berliner Brennstoffkontrolle G. m. b. 5., Geschäftsstelle N. 40, Hindersin­Straße 6, gegründet worden. Die Einrichtung soll dazu dienen, die Lieferungen des gesamten Kohlenhandels in Berlin auf ord­nungsmäßige Ausführung hin, insbesondere durch Vornahme von Gewichtskontrollen zu überwachen. Eine große Anzahl von Kontrolleuren, die durch die Induftrie- und Handels­