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wirtschaftliche Versorgung" nicht gesichert erscheint. So be­grüßenswert diese kleine Erleichterung ist, bleibt das große Unrecht und der große Widerspruch zur Weimarer Verfassung  doch bestehen, daß eine Beamtin mit ihrer Verheiratung ent- lassen werden kann. Für die Angestellten bringt der Entwurf ledigllch die Er- leichterung, daß Kündigungen nur für den Schluß eines Ka- lendermonats unter Einhaltung einer sechswöchigen Kündi- gungsfrist zulässig sind und Dienstbeendigungsverträge wieder abgeschlossen werden dürfen. Von einer Inkraftsetzung der gesetzlichen oder tariflichen Kündigungsfristen oder Wiederher- stellung der Bestimmungen des Z 84 Nr. 4 des Betriebsräte­gesetzes verlautet nichts. Die Beamten der Länder und Gemeinden sollen an den Segnungen" des Gesetzes nur bedingt teilnehmen, denn die Länder werden nurberechtigt", nicht aberverpflichtet", die neuen Bestimmungen zu übernehmen. Eine Fürsorge, die wirklich rührend ist, die das Reich aber bester den Ländern selbst überließe. Schließlich beweist die Rcichsregierung ihr gutes Herz für die Beamten noch dadurch, daß sie die Abbaubestim- mungen, deren Ablauf zum 31. März 1927 vorgesehen war, nur" bis zum 31. Juli 1925 befristen will. Um aber für alle Eventualitäten gerüstet zu fein, wird gleichzeitig bestimmt, daß diese Frist je nach Bedarf durch ein Gesetz, das im Reichs- tag nur der einfachen Mehrheit bedarf, beliebig verlängert werden kann. So wäre dann, nach Meinung der Reichs- regierung, dem Beschluß des Reichstags auf sofortige Ein- stellung des Abbaues gebührend Rechnung getragen. Inzwischen hat nun der vom Haushaltsausschuß einge- setzte Unterausschuß getagt, um im Einverständnis mit dem Haushaltsausschuß, der Reichsregierung und dem Reichsrat diese Vorlage angesichts der Dringlichkeit der Frage vorzu- beraten und ihre glatte Erledigung im Reichstag vorzubereiten. Die Verhandlungen waren vertraulich, deshalb kann über ihr Ergebnis nichts gesagt werden. Gesagt aber kann werden, daß sich der Reichsrat an die recht wichtigen Beschlüste des Unterausschusses gar nicht gekehrt hat. Die Folge wird fein, daß es über diese Frage noch zu erheblichen Auseinander- setzungen kommen wird. Inzwischen hat sich herausgestellt, daß die Reichsregiervng nicht daran denkt, den Beschlüssen nachzukommen, die der Reichstagsausschuß zur Ueberwachung der Durchführung der Abbauverordnung bei der Beratung von Abbaubeschwerden gefaßt hat. Deshalb hat dieser Ausschuß schon vor Monaten von der Regierung die Vorlegung einer entsprechenden Ueber- ficht verlangt, die aber bis heute Ndch nicht eingegangen ist. Dafür hat das Reichsverkehrsministerium in einem Spezial- fall erklärt, daß es dem Votum des Ueber- w a chungsausschusses nicht nachkommen könne, weil sich noch ein anderer Ausschuß, nämlich der bei den einzelnen Ressorts von der Regierung eingesetzte und aus Erzbureaukraten bestehende Einspruchsausschuß, mit dem- selben Fall befaßt hat und zu einem gegenteiligen Ergebnis, d. h. zur Ablehnung der Beschwerde, gekommen ist. Doch nicht genug damit, kündigt das Ministerium in provokato- rischer Art dem Haushaltsausschuß an, daß es die ihm wie . im Ueberwachungsausschuß verabredet zur Beantwortung überwiesenen Beschwerden 82 Stück zu bearbeiten nicht mehr in der Lage sei. Schließlich empfiehlt dies Ministerium dem Reichstag, die aus Angst und Not geborenen Petitionen der abgebauten Beamten an die Volksvertretung dem be- sagten Einspruchsausschuß, also dem Ministerium selbst, zur Erledigung zu überweisen, oder sie einfach un- erledigt zu lassen und durch einen formellen Beschluß des Reichstags den abgebauten Beamten das Petitionsrecht zu oerweigern. Zur Ehre des demokratischen Reichsverkehrsministers O e f e r soll festgestellt werden, daß dieses ungeheuerliche Schreiben nicht seine Unterschrift trägt. Das ändert aber nichts an der Tatfache, daß hier eine Brüskierung der Volks- Vertretung durch ein Ministerium der Republik   vorliegt, wie
Der Dichter der Jobsiaöe. Zu üortums 100. Todestag. Das deutsche Schrifttum ist arm an Werken der komischen Muse. Die komischen Epen, die im 18. Jahrhundert blühten, hoben ihre Schlagkraft verloren, und wir empfinden heute bei Zacharias Renommisten" wie bei ThümmelsWilhelmme" oder Blumauers einst so beliebter Aeneis-Parodi« höchstens nur noch ein kultur­geschichtliches Interesse, fühlen«inen«twas staubigen Geruch von eigenem Reiz aufsteigen, der uns zu einem schwachen Lächeln zwin- gen kann. Rur   eines dieser Werk« ist frisch-lebend ig und ewig jung geblieben: es sind dieLeben, Meinungen und Toten" des Kandi- daten Hieronymus Jobs, die uns in der derben Urwüchsigkeit ihrer Erzählung zu heller Fröhlichkeit stimmen. Jetzt, da der Dater dieses gesunden Taugenichtses, Dr. Karl Arnold Kortum  , allgemein gefeiert wird, da sein Todestag zum hundertsten Male wiederkehrt, gedenken wir gern des Lebenswandels und der Schicksale seines Sprößlings, ides einzigen unter sehr vielen Gcisteskindern, dos sein Andenken noch lebendig erhält. Als der Kandidat das Licht der Welt erblickte und zuerst in der knappen Form des ersten Teils der Geschichte fein« Wanderung antrat, da wurde er wenig beachtet und die Kritiker zuckten geringschätzig die Achseln über die tollen Zknittelreime, die hier ihr Unwesen trieben. DieIobsiade" machte ihr Glück unter dem gewöhnlichen Volk, ähnlich wie derMünchhausen", wurde viel übersetzt und auch später noch hie und da von geruhsamen Fein- fchmeckern der Dichtung ausgekostet. Di« Literaturgeschichte jedoch hat diese burleske Komik lange oerachtet oder zum mindesten nicht deachtet. Es war erst nötig, daß ein großer Nachfahr diese von Kortum   angeschlagene Saite in vollen Akkorden weiterklingen ließ und in den Höhen des Humors zur vollen Entfaltung brachte. Es war Wilhelm Busch  , in dem die niedersächsische Begabung des Bochumer Arztes eine fröhliche und reiche Auferstehung erlebt«. Von Büschs Kunst aus hoben wir zur Iobsiade«ine neue Stellung ge- wonnen und erst ihre ganze Bedeutung für unsere komische Literatur erkannt. Der Meister selbst hat dem Vorgänger in denBildern zur Iobstjadc" gehuldigt, die mit virtuoser Leichtigkeit dieselben Motive umschreiben. In dem Widmungsgedicht grüßt er herzlich den Ahnen: Hier sitz' ich auf dem Meilenstein/ Und schaue froh verwundert,/ Wie du auf deinem Rößlein fein/ Hertrabst durch dos Jahrhundert." Dankbar empfängt er die Batzen poetischen Geldes, die ihm Kortum  in seinenalten Deckel"'wirst:Es sitzt so stramm der Reiter,/ Wie lustig wackelt ihm der Zopf!/ Zack, zack, so geht es weiter." Durch Busch und durch die vielen Verehrer seiner Kunst, die in Kortums Dichtung ähnliche Züge entdeckten, ist die Iobsiade zu einem klassischen Werk geworden, das viele Neuausgaben erlebte. Auch andere Dichter huldigten ihm nun, so Otto Julius Bierbaum   in der schönen Ausgab« desInsel-Verlages". die soeben in vierter Auflage erscheint� Kortums Dichtung gehört in die große Reihe von
sie schlimmer nicht gedacht werden kann. Es muß erwartet werden, daß der Berkehrsminister sich zu der Sache äußert. Daß gegen diese Art Verwaltungskunst auf das schärfste Front gemacht werden muß, ist selbstverständlich und wird geschehen. E i n Erfolg aber ist dem Vorgehen des RVM. sicher. Die Sozialdemokratie wird nach diesen Erfahrungen jene Vorlage auf Aenderung der Abbauverordnung mit noch größerer Schärfe als bisher prüfen, weil sie, wie die Beweise zeigen, mit Recht vermutet, daß die Regierung die Waffe des Abbaues auch weiterhin ungeschmälert behalten will, um durch ihren Gebrauch Ziele zu erreichen, die sich heute viel- leicht nur ahnen lassen. Deshalb gibt es für die Vorlage der Regierung von den Soialdemzokraten nur einen Antrag, und der lautet nach wie vor:Die Personal-Abbau-Verordnung wird aufge- hoben!"_
Den Putschisten muß geholfen werüen. Kronprinz" Rupprecht hinter den Kulissen? Auch die bürgerliche Presse weist zum Teil auf den recht- lich nicht haltbaren Unterschied zwischen dem Urteil im Leip- ziger Kommunistenprozeß und dem Spruch des Münchener Bolksgerichts im Hitler-Prozeß hin. So heißt es imB e r- liner Tageblatt": Und doch wird der Urteilsspruch nicht nur in kommumstischen Kreisen, sondern in allen verfasiungstreuen Kreisen auch ein bitteres Gefühl auslösen. Di« Putschi st en desBür- geribräukellers, die den öswafsweten Umsturz nicht nur vorbereitet, sondern zur Ausführung gebracht, die von Reichswehr  - angehörigen nicht bloß Waffen gekauft, sondern fast die gesamie Jnfanterieschul«, einen Teil der Reichswehr  , zur aktiven Teil- nähme am Hochverrat bestimmt haben, sind vom Mün- chener Volksgericht zu ganz milden Festungsstrafen verurteilt worden, die ihnen in der Hauptsache wieder erlassen wurden. Die durch nichts zu entschuldigende Milde der Münchener  Richter hat seinerzeit sogar in sonst sehr weit rechtsstehenden Kreisen Bestürzung und Empörung hervorgerufen. Heute gibt es kaum nock) einen Menschen, der nicht den Wahnwitz des Münchener   Rovemberputsches einsähe. Selbst im deutsch  - völkischen Lager weiß man heute, daß jede Po- litik außerhalb des einst so verdammten Parlamentarismus auf dem Boden des Putschismus vollendeter Wahnsinn ist. Trotzdem finden sich in Bayern   noch immer Leute, die an der Taktik des Putschismus festhalten, und es ist bezeichnend, daß der rechte Flügel der Bayerischen Volkspartei  ihnen nicht fernsteht. Aufklärung darüber gibt ein Brief des Organisators der ehemaligen Einwohnerwehren, Obergeo- meter Kanzler, den er am 25. Juli an einen seiner Freunde richtete. In dem Schreiben, das unser Parteiorgan, die Münchener Post", veröffentlichte, wird u. a. gesagt: Heute habe ich mit P ö h n e r eine längere Unter- redung gehabt. Derselbe ist, nockÄem der Landdag den Straf- Vollzug gegen ihn steigegeben hat, seitens des Gerichts aufgefordert worden, innerhalb weniger Tag« feine Festungsstrafe anzutreten. Er beabsichtigt nun. fein Mandat niederzulegen, sein« sechs Mona!« abzusitzen und dann außerhalb Bayerns, vielleicht sogar im Auslande, sich mit seinen dS Iahren eine neu« Existenz zu gründen, da er sonst mit seiner Familie Not leiden müßte. Bon seiner verkürzten Pension sowie den geringen Land- tagsdiäten kann er kaum leben(I) geschweig« denn die vielen Schulden(Gerichtskosten und Rechtsanwalt) abbezahlen, so daß er. wie er sagt, vor der Gefahr sieht, daß ihm auch seine Möbel ge- pfändet werden, Pöhner ist durch diese Entwicklung sehr er- bittert darüber, daß die Bayerische Volkspartei   zugestimmt hat, daß der Strafvollzug gegen ihn ermöglicht wurde. Ich bedauere diesen Gang der Dinge außerordentlich. Einmal hat er sich in sehr kritischer Zeit ums Vaterland sehr verdient gemacht, außer- dem ist er einer der wenigen Dlännar. die wir in krikischer Zeit. die Ich kommen sehe, sehr vermissen werden, lvlr in Bayern  müsien uns solche Leute mit allen Mitteln erhatten. Die Tendenz der Regierungspolitik müßte nicht Kampf gegen diese einmal m
Schöpfungen, in denen sich n»Jahrhundert der Vernunft" die rationalistischen Geister gegen die Ueberschwänglichkeiten der Empftndsamkeitsperiode wendeten. Neben den großen englischen Vorbildern ist hier Lichtenberg der Meister, dessen scharfer Witz auch aus denPfefferkuchen-Verstn" der Iobsiade dringt. Korwm nahm den Ton des Bänkelgesangs, der in der burlesken Bollade auflebt«, und verband ihn mit dem Inhalt des komischen Romans zu einer originalen niederdeutsch-derben Form, die ganz sein Eigenwm ist. Die glückliche Parodie derMoritaten", die geschickt« Verwendung de» grotesken Reims  , die Busch von ihm gelernt, die scharf« Be- obachtunq der Wirklichkeit und die Fülle der satirischen Züge, die pantastisch-übermütige Erfindung, die ebenso bei Busch auftaucht all das trug dazu bei, ein Werk aus einem Guß entstehen zu lassen. Die groben und unfertigen Bilder, die Korwm hinzufügt«, passen m ihrer drastischen Persiflage gut dazu, wenngleich sie nichts mit jener Kunst der Zeichnung zu tun haben, m der Büschs eigentliche Größe liegt. So wird denn Freund Jobs im Zotteltrab weiter, er- freuend und erheiternd, durch unser« trübe Welt ziehen, so wie es Bierbaum in seiner köstlichen Vorrede zu seiner Ausgabe prophezeit: Weil ihm nicht weniger als Hans Sachsen Ein eigner Schnabel zum Singen gewachsen, Weil er nicht sang, wie jedermann sung: Das brachte fein Lied so rasch in Schwung. Ich behaupte getrost: Der Jobst ist klassisch. Sei er bloß bochumsch oder parnassisch. Was sich unmariniert so lange frisch erhält, Sei, ob es auch Hein, neben Großes gestellt!"
Dauer öer Träume. Zu den in Nr. 3S7 desVorwärts" veröffentlichten Be- obachtungen über erstaunlich schnelle Abwicklung der Traum- Vorgänge steuert uns Gen. Adolf Thiele- Halle folgendes eigenes Erlebnis bei: Ich war noch Lehrer an einer Landwirtschasts- schule. Die Osterprüfungen standen bevor. Am Vormittag« hatte sich Dr. P.. der Kolleg« für Naturwissenschaften, unwohl gefühlt und war nach Hause gegangen. Nach dem Mittagessen legt« ich mich ein wenig aufs Ohr. Die Zimmeruhr schlug eine Stunde nach, mittags 1 Uhr schlug sie also 12. Es war%1, als ich mich hinlegte und schnell einschlief. Das Zuschlagen eines Fensterflügels weckt« mich auf. Eben schlug die Wanduhr zwölf. Ich hörte deutlich drei oder vier Schläge, dann war ich wieder eingeschlafen und träumt« nun: Es war Prü- fungstag. Der Direktor unserer Anstatt kam erregt zu mir und er- suchte mich, an Stelle des erkrankten Dr. P. die Prüfung in Physik vorzunehmen, der Regierungsvertreter wünsche eine Examinierung über die elektrischen Läutewerk«. Ich lehnt« das Verlangen ob, da ich weder die Materie ausreichend beherrsch«, noch ein« Ahnung habe, wie Dr. P. die Frage behandelt habe. Es kam zu einer langen Aus- «inandersetzung. Schließlich erklärte ich mein« Bereitwilligkeit, lehnte aber jede Verantwortung ab. Da die zu prüfende Klasse bereits ver-
die Irre gegangenen Elemente fein, sondern Versöhnung. Das wird und muß sich noch schwer rächen. Pöhner bezeichnete mir gegenüber sich als den Mann, der mit die Brücke von uns zu den Ihren hinüber hätte schlagen können. Nunmehr, da es sich für ihn um das nackte Leben handelt, muß er die oben angedeuteten Konsequenzen ziehen und dürft« für uns verloren fein. Sollte eine R e m e d u r in dieser Sache noch in allerletzter Minute möglich sein, so würde ich Dich bitten, Dich darum zu bemühen. Du würdest Dir dadurch ein außerordentliches Verdienst erwerben. Auf jeden Fall muß aber der Slrafan tritt hinausgeschoben oder ganz verhindert werden. Außerdem muh Pöhner in irgendeiner Form(Syndikus v. dgl.) geHolsen werden, sich Sine neue Existenz zu gründen. Es wird Dich vielleicht interessieren, daß Graf Soden. der Sabinettschcs des Kronprinzen Rupprecht, über Pöhner genau so denkt wie Dn und Ich. Es ist mir sehr interessant, dies indirekr von ihm bestätigt zu bekommen." In dem Schreiben wird also mit nackten Worten gesagt. daß der Hochverräter Pöhner vor seiner an und für sich lächerlichen Strafe bewahrt bleiben muß, um ihn für kommende kritische Zeiten bei der Stange zu halten. Man versteht den Sinn dieser Worte, wenn man aus dem Brief weiter erfährt, daß in den Kreisen des Briefschreibers darüber Klage geführt wird, daß der sogenannte R o t b a n n, wie dr jetzt unter Mithilfe des Eisner-Mörders A r c o von General E p p aufgestellt wird, im Eventualfall gegen den inne- ren Feind versagen werde und müsse. Man sieht, gewisse Kreise in Bayern   bereiten sich auf den nach st en Putsch vor und bemühen sich, die November- bräuputschisten, die mit ihrer ehrlich erputschten Staatspension und den Landtagsdiäten nicht auskommen können, auf ihre Seite zu ziehen. Als Protektor des Ganzen erscheint, wie so oft,Kronprinz" Rupprecht im Hintergrund, und die Reichsregierung wird so lange schweigen, bis die Schüsse krachen._ veutscknationale Verfassungskunöe. Die Cäsarenkaunen derKreuzzeitung  ". DieK r e u z z e i t u n g" hält sich in ihrer gestrigen Abendausgabe darüber auf, daß die deutsche Delegation in London   sich mit dem Reichspräsidenten   in Verbin- dung gesetzt und seine Meinung über die gegnerischen Bar- schlüge eingeholt habe und spricht im Zusammenhang damit von Ueberschreitung der Befugnisse undCäsaren- Launen" des Reichspräsidenten  . Die naive Unkenntnis der staats- und verfassungsrechtlichen Grundsätze in Deutschland  bei derKreuzzeitung  " ist erstaunlich. Wenn der ahnungs- lose Schreiber des auch sonst sehr törichten Artikels in der Reichsverfassung nachgesehen hätte, hätte er in Artikel 45 die Sätze gefunden: Der Reichsprästdem oertritt das Reich Völkerrecht- lich. Er schließt im Namen des Reiches... Verträge mit aus- wärtigen Mächten... Verträge mit fremden Staaten, die sich auf Gegenstände der Reichsgesetzgebung beziehen, bedürfen der Zustim- mung des Reichstages." Diese Rechtssötze sind fast wörtlich aus der alten Reichsoerfassung übernommen, d. h. also: im wesent- lichen sind die Rechte, die früher der K a i s e r in bezug auf die auswärtige Politik hatte, auf den Reichspräsidenten   übcrgc- gangen. Es war also ganz selbstverständlich, daß die Dele- gation, die ja ihre Rechte zum Verhandeln und zum etwaigen Abschluß vott Abmachungen nur aus einer Vollmacht des"" Reichspräsidenten   herleitet, sich durch Rückfragen über die Auf- fasiung des Reichspräsidenten und darüber vergewissert, ob er gegebenenfalls einen solchen Vertrag unterzeichnen würde.
Polittscher Anschlag in Dochvm. Im Garten eines Bochumer  HauseS, in dem der französische   General Franck wohnt. wurde eine Blechbüchse mit einer Dynamitpatrone mir Zündkapsel und 80 Zentimeter Zündschnur gefunden. Die Schnur war angezündet, aber gleich ausgegangen. Die deutsche und französische   Kriminalpolizei haben Spuren aufgefunden, die wohl zur Ermittlung der Täter führen werden.
sammelt wm. suchte ich rasch einig« andere Schüler zusammen, ging mit ihnen ins Zimmer für physikalische Apparate, suchte die erforderlichen Instrumente heraus, lud sie den Schülern auf, schärfte ihnen Vorsicht beim Transport ein und stieg schließ- lich die Treppe zum Prüfungssaal hinauf. Hier ließ ich die Appa- rate auf«inen Tisch setzen. Dabei entfiel einem der Schüler«ine Weckuhr, deren schadensrohes Gerassel das ganze Haus durchdröhntc. Ich wachte auf, der Spuk war weg. Gemächlich ließ die Wand- uhr noch vier Schläge hören. Der ganze Traum, dessen Vorgänge mindestens zwanzig Minuten in Anspruch genommen haben würden, wenn sie Wirklichkeit gewesen wären, hatte sich im Zeittaum von höchstens vier bis fünf Uhrschlägen abgespiell. Auch diese ohnehin kurze Dauer trifft nur für den Fall zu, daß ich beim ersten Aufwack-en den ersten der zwölf Uhrsläge gehört hatte. War ich dagegen erst beim zweiten oder dritten Schlag« aufgewacht, so hat der ganze Traum gm nur etwa drei Uhrschläge lang gewährt: das würden ungefähr zwei Sekunden sein. Wie schnell unser Gehirn ganze Vorstellung?- reihen zu er, zeugen oder zu reproduzieren vermag, auch im wachen Zustande, kann man übrigens häufig beobachten, wenn man erregt ist. Im Bruchteil einer Sekunde saufen dann nicht selten ganze lange Berteidigungs- oder Angriffsreden durch unseren Kopf.
Der Rettungsgürkel der Luft. Wer das Unglück hat, von einer hohen Bcrgfpitze oder einem mehrstöckigen Gebäude herunterzu- stürzen, der dünkt uns dem sicheren Tode versallen. Aber die Flieger, bei denen dos szerintterfallen aus riesigen Höhen sozusagen zum Berus   gehört, haben uns bewiesen, daß der Mensch mit großer Geschwindigkeit durch die Luft in die Tiefe stürzen und doch sicher aus den: Erdboden landen kann. Di« Möglichkeit, auch beim Sturz die Kontrolle über seinen Körper zu behalten, verleiht der Fall- schirm, den man mit Recht denRettungsgürtel des Fliegers" ge- nannt hat, denn er wird für ihm immer unentbehrlicher. Wie vorzüglich sich dieseRettungsgürtel der Lust" bewähren, zeigen einige Fälle der jüngsten Zeit, von denen der Flugberichterstatter eines Londoner   Blattes erzählt. Bei einem Versuch oerzögerte ein erfahrener Fallschirmbenutzer obsichttich die Oeffnung des Apporotes, nachdem er aus einem sehr hoch fliegendem Flugzeug abgesprungen wm. Und er stürzt« 5 bis 6 Sekunden ohne jede Schutzmoßregcl in die Tiefe. Dann erst löste er die Oeffnungsvorrichtung beyut- sam aus und landet« vollkommen unversehrt auf dem Boden. Die kühnsten und aufregendsten Experimente werden mit dem Fallschirm angestellt, der außerordentlich vervollkommnet ist. Um einen neuen Apparat auszuprobieren, ließ sich«in Flieger aus großer Höhe wie einen Siein durch die Lust heruntersausen, bevor er den Apparat benutzt«, und er erklärt« nachher, bei dem rasend schnellen Sturz sei die Reibung in der Lust so stark gewesen, daß er das Gefühl hatte, als wenn fein Gesicht brenn«. Ein anderer aus- regender Vorfall ereignete sich, als ein Neuling, der das Herab- springen aus dem in voller Fahrt befindlichen Flugzeug mit dem Fallschirm lernen sollte, sich mit dem Apparat in die Maschine ver- wickelte. Der Fallschirm zerriß, während der Anfänger weiter- stürzte, ober obwohl er schneller siel, als eigentlich fein sollte, ge- Ving es ihm doch auch noch, mit dem geschädigten Fallschirm wohl- behalten aus der Erde anzulangen. Wa« ein guter Fallschirm für den Flieger bedeutet, das zeigte sich kürzlich, als eine Maschine,