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Des Ergebnis von Lonöon. Bor der Entscheidung des deutsche  » V»lkS. Mit dem Abschluß der Londoner Konferenz sind die Ber- Handlungen über den Dawes-Plan   soroeit gediehen, daß es nur noch einer Entscheidung des deutschen   Volkes bedarf, um ihre Ergebnisse wirksam werden zu lassen. Diese Ent- scheidung zu fällen ist in erster Linie Sache der deutschen  Volksvertretuno, die am 4. Mai d. I. gewählt worden ist. Versagt sie, so wird das Volk selbst berufen sein, in direkter Abstimmung über sein Schicksal zu entscheiden. Die Gegner des Planes haben seinen Anhängern nach- gesagt, daß sie als Folge seiner Verwirklichung das Paradies auf Erden versprechen. Nichts-ist weniger wahr. Der Dawes-Plan   ist dazu bestimmt, die Folgen eines verlorenen Krieges zu realisieren. Deutschland   hat, von feindlicher Ueber» macht gezwungen, den Vertrag vonVersailles unter- zeichnet, der ihm Lasten von unbegrenztem Umfang auferlegt. Es huit unter dem Druck derselben Gewalt das Londoner  Ultimatum angenommen, das die Sckuld Deutschlands auf den phantastischen Betrag von 132 Milliarden Goldmark beziffert. Im Rahmen dieses Betrages, also wieder in prak- tisch unbegrenztem Maße, war die Reparationskom- Mission berechtigt, die Jahresleistungen Deutschlands   fest- zusetzen. Eine auf machtpolitische Ziele gerichtete französische  Regierung benutzte die hoffnungslose Lage des deutschen  Schuldners, um diesen in Verzug geraten zu lassen und das Ruhrgebiet   zu besetzen. Das deutsche   Wirtschaftsgebiet wurde in zwei Teile zerrissen mit der Absicht, auf die wirtschaftliche Trennung auch die politische Separation folgen zu lassen. Das Eisenbahnnetz des besetzten Gebiets wurde unter fremde Gewalt gebracht, die Wirtschaft dieser Gebiete mit unerträg- lichen Abgaben belastet. Niemand hat unter diesen Zuständen mehr gelitten und leidet noch mehr unter ihnen, als die Masse des a r b e i- tcnden Volkes. Der Dawes-Plan   hat den Zweck, ihnen ein Ende zu bereiten und sie durch andere zu ersetzen, die weit davon entfernt sind, ideal zu sein, die aber doch eine ent- schiedene Besserung bedeuten. Der Dawes-Plan   zeigt nicht den Weg in ein Paradies, wohl aber den Ausweg aus einer Hölle. * Die Verhandlungen in London   hatten sich zuletzt auf die Frage der Fristen für die militärische Räumung zugespitzt. Der Dawes-Plan   sagt nun über die militärische Räumung nichts: theoretisch läßt er die Möglichkeit zu, daß eine solche Räumung überhaupt gar nicht erfolgt. Wohl aber sagt er über die Besetzung zweierlei, nämlich erstens: daß die militärischen Machthaber im besetzten Gebiet sich jeder Eingriffe in die deutsche   Wirtschaftseinheit und-Hoheit zu enchalten haben, und zweitens, daß jeder Pfennig, den die Besatzung kostet, von den Auszahlungen, die die Gläubiger Deutschlands   erhalten, in Abzug zu bringen ist. Durch den Dawes-Plan   geraten also innere Z o l l i n i e, Micum-Verträge und Eisenbahnregie von selbst in Fortfall. Zugleich wird ein solidarisches Interesse aller Gläubiger Deutschlands   geschaffen, die Besatzungskosten in der Richtung zum Nullpunkt herabzusetzen. Wirtschaftliche Räu- mung und Belastring des Reparationskontos mit den Be- sotzungskosten führen automatisch auch zur misitärischen Räumung. Das gilt nicht nur für das neubesetzte Gebiet, sondern auch für das altbesetzte, für das widerrechtlich besetzte wie für das vertragsmäßig besetzte. Nach Poincare-s These sollte das Ruhrgebiet   nur nach Maßgabe der deutschen   Zahlungen ge- räumt werden, für das vertragsmäßig besetzte Gebiet sollten die Fristen von fünf Jahren für die nördliche Zone, zehn Jahren für die mittlere und fünfzehn Jahren für die südliche noch gor nicht zu laufen begonnen haben. Jetzt besteht festbegründete Aussicht, daß nicht nur das neubesetzte Gebiet, sondern auch die nördliche Zone des alt-
besetzten binnen Jahresfrist von Besatzung frei sein werden. Das heißt, der weitaus größte und volkreichste Teil des jetzt noch besetzten Gebiets wird in einem Jahre frei von Besatzung sein. * Die deutschen   Delegierten in London   haben wegen einer Differenz über die Räumungs f r i st e n, bei der es sich um ein paar Monate handelte, die ganzen Verhandlungen nicht zum Scheitern bringen wollen. Was wäre denn geworden, wenn die Londoner   Kon- serenz aufgeflogen wäre? Da der gegenwärtige ungerechre Zustand auf die Dauer für keinen der Beteiligten zu ertragen ist, hätte man über kurz oder lang zu neuen VerHand- I u n g e n zusammentreten müssen. Zollinie, Micum-Lasten, Eisenbahnregie und militärische Besatzung im vollen bis- herigen Umfang wären inzwischen bestehen geblieben. An- genommen, man hätte sechs Monate lang ausgeharrt und dann die ursprünglich verlangte Sechsmonatsfrist für die Räumung durchgesetzt, so hätte es, von jetzt ab gerechnet, eben auch ein volles Jahr gedauert, bis das Ruhrgebiet   frei geworden wäre. Und hätte man durch ein Uebermaß von Tapferkeit und Widerstandsfähigkeit die Wartefrist auf ein ganzes Jahr verlängert, dann aber diesofortige" Räumung durchgesetzt, so wäre diesesofortige" Räumung eben auch nur, von jetzt ab gerechnet, eine Räumung nach einem Jahr gewesen. Das sind noch die g ü n.st i g st e n Fälle, die nach dem Scheitern der Londoner   Verhandlungen hätten entstehen können. In dem viel wahrscheinlicheren ungünstigeren Fall aber wäre die Befreiung der besetzten Gebiete durch sie nicht beschleunigt, sondern auf unbestimmte Zeit verzögert worden. » In der Rechtspresse wird aber jetzt gesagt, daß die Deutschnationalen die Gesetze zur Ausführung des Gutachtens nicht annehmen könnten, weil die sofortige Räumung des besetzten Gebiets nicht durchgesetzt worden sei. Vordem hieß es, das Gutachten sei einzweites Versailles  ", noch schlimmer als das erste und bedeute die völlige Versklavung des deutschen   Volkes. Jetzt heißt es, die Deutschnationalen hätten zu dieservölligen Versklavung des deutschen Volkes" die helfende Hand bieten können, wenn mir die Franzosen sofort aus dem Ruhrgebiet   hinausgegangen wären. Das ist ein völlig unhaltbarer Standpunkt, bei dem die Deutschnatio- nalen nicht werden stehenbleiben können. Entweder der Dawes-Plan   ist das, als was ihn die Deutschnationalcn hingestellt haben, dann mußten sie ihn unter allen Umständen ablehnen, nicht aber seine Annahme oder Ablehnung von dem Ergebnis der Londoner   Verhandlungen abhängig machen, die ja an dem sachlichen Inhalt des Planes nichts mehr ändern konnten. Oder aber der Plan konnte angenommen werden, wenn nur in der Räumungs- frage ein befriedigendes Abkommen erzielt wurde, dann ist alles, was die Deuischnationalen über den Plan selbst gesagt baben, nichts weiter gewesen als ein demagogischer Schwindel. Hätten die Deutschnationalen gegenüber dem Dawes- Plan   eine grundsätzlich feste Haltung eingenommen, so wären ihre Aussichten bei den Wahlen immerhin noch besser als nach ihren unausgesetzten taktischen Kreuz- und Querzügen, die kein Mensch verstehen kann. Jetzt stehen sie vor der Wahl, entweder umzufallen was von ihrem Standpunkt aus immer noch das Gescheiteste ist, was sie tun können oder aber am unrechten Ort und in einer Nebenfrage eine Stand- haftigkeit zu entwickeln, die niemandem imponieren wird und die sie in eine sichere Niederlage hineintreibt. * Welchen Verlauf die Dinge im Reichstag nehmen werden, läßt sich nicht voraussagen. Die Deutschnationalen stehen unter dem doppelten Druck einerseits ihrer Wirtschafts- kreise, die die Annahme wünschen, andererseits der Völkischen innerhalb und außerhalb der Partei, für die jede Vernunft Verrat an der deutschen   Sache ist. Durch die ungeschickte Art,
Sapreuther Slchlichter. Bon Kurt Singer  . Gesamteindruck: Auch in Bayreuth   wird mv Wasser ge- kocht. Man soll nicht nach aufregenden Premieren urteilen Jetzt, bei Ende des zweUen Zyklus, wird offenbar, was Bayreuth   noch leisten kann. Nicht von Tag zu Tag, sondern von Akt zu Akt wuchsen die Sänger über sich hinaus, wurden frei in Geste und Ge- bürde. Was zuerst studiert klang, wogte sich ins persönlich Ge- färbte, ja Menschliche, Ausdrucksstarke. Die in laugen Wochen Unter- wiefenen wurden Unterweiser, die Lernenden lehrend. Das Genie der Keinp zwang alles in seinen Bann, konzentrierte in einem feier- lichen, aber nicht erstrangigen Ensemble alles auf ihre durchleuch- tende Kunst. Daß Siegfried Wagner   sonst Genies entdeckt hätte, wie es für diese illustre Stätte einst üblich war, glaube ich kaum. Aber die Namen Lawritz Melchior(Siegmund), Emmy Krüger  (Kundry und Sieglinde), Olga Blome(Brünhilde  ) wird man schon zu den Berufenen rechnen dürfen. Unser Karl Braun(Wotan) hat leider nicht die Kraft der höchsten Steigerungen: was Soomer anpackt, ist markant und stark, auch Rudoff Ritter wird groß werden. Leider gab es auch mittelmäßige Spieler, unsichere Figuren. Berlegenheits- jünger, ja Fehlbesetzungen(Freia, Donner. Froh, Fricka). Der Ber  - liner Hobich bot als Albernh eine ganz vorzügliche Charatterftudie, bei dem Mime Clschners durfte man nicht an Liebau, bei dem Loge Wcnkhaus' uicht an Briesemeister denken. Alle aber hielt einheit­licher Man, große bindende Linie zusammen. Die großen Persön- lichkeiten waren rar; so tonnte Vorbildliches, Ereignisschweres, Ein- ziges, Nichtwiederkehrendes nur szenenweis erschüttern. Die Feier aber blieb gewahrt, weil Wogners Werk stilrein durch Menschen sprach, die im Geiste Wagners erzogen wäre». Man kann nicht deutlicher, reiner sprechen, singen, als es hier geschah. Doch man kann nicht verlangen, daß Talente plötzlich zu letzter Bollendimg von Spiel und Gesang gelangen. Auch in Bayreuth   wird mu Wasser gekocht. Orchester uud Chor: Hier bleibt kein Wunsch unerfüllt. Wir hören ein Orchester von geradezu wunderbarer, faszinierender Ebenheit, von zartester Einfühlung, von settenster Diskretion und wirklich vollendetem Schönklang. In den Chören wirkt jeder als ein Solist, der hinter dem anderen zurücktritt. Hier kann gelernt werden, was Studium und Disziplin, was glühende Hingabe fertig- bringt. Wagners Parttturen, seinen Schöpfer feiernd wie am Tage ihrer Entstehung, leuchten transparent auf unter der Führung stil- vornehmer, souverän herrschender Kapellmeister(Bölling, Muck). Zwischen Bühne und Instrumenten kein noch so kleiner Zwischen- räum innerer Entfernung oder Entfremdung Der Stil, das Pathos, das Wagner schuf und verlangte, ist einheitlich gewahrt. Jede Der- wischung eines Rhythmus, jede Verschiebung eines Notenkopfes wäre hier Entweihung. Das Wort, der Atzent, der Gesang» die Sprache
Bayreuth kann noch heute erzieherisch wirken. Sein Tempo: Ruhe, ohne Nerven. Regie und Dekoration: Wie 1876. Wir vermerken oft einen Mangel an Bewcgtichkett und Wirkung des Lichts, eine Phan- tasie-Gleichmäßigkeit in Mimik, Schreiten, Versteinertes an Lächeln, Jubeln, Strenge, veraltet- schwerfällige Wandeldetorationen, Pa- piernes, Zeitfremdes im Bühnenbild, Verlegenheit ewiger Wolken- schleier und Wasserdämpfe. Das ist alles kaum nach unserem Ge- schmack. Wir wünschten, Männer wie Pirchau, Aravautinos, Roller, Eteoogt an der Arbeit zu sehen, Wagners Theaterblick von mo- dernen Malern aufgenommen und verdeutlicht. Wir wünschten, daß starre, lange Szenen durch Regiegeschicklicht eit, durch erzieherische Leiter lebhafter, lebendiger, quellender umgeformt würden. Aber, fragt man gleichzeitig, würde ein moder-es Bühnenbild, moderne Regie dem Wagnerschen Werk, seinen zeitfremden Gestalten gui zu Gesichte stehen? Das Requisit des Festspielhauses ward einst in den Ideen Wagners hergestellt. Da dies« Idee des Gesamttunstwerkes, da das Bayreuth   von 1876 blieb, wird an seiner Gestaltung durch das tote Bild kaum viel geändert werden können. Groß« Darsteller machen das alles vergessen. Zu einer neuen malerischen und sze- Nischen Fundierung aber müßte eine neu« Musik erklingen. Diese Ketzerei bleibt als Utopie auf dem Papier stehsi. Wir. wir Hörer smd ander« geworden, sind durch eine Schule der sorffchvettenden Musik gegangen. Die Jahrzehnt«, die wir überspringen mußten, hat Bayreuth   ignoriert, mußte es ignorieren, wollte es sich nicht selbst töten. Das ist's: Di« Grundidee Wagners geriet ins Schwan- ken. Gibt man sich aber ihrem Zauber auch nur«ine Stunde lang hin, so kann an Form, Art, Farbe, Schema des Bayreuther Bildes nichts geändert werden. Wir müssen.Ring" undParsisal" als moderne Menschen historisch genießen. Dieser allerletzten Frage des künstlerischen Gewissens dürfen, können wir nicht ausweichen. Das Parkett: Feierlich, geschniegelt, Frack, große Toilette, national und konservativ bis ins(Haken-)Kreuz hinein, kritiklos ju­belnd(auch bei dem Fiasko des.Rheingold  "), in den Pausen lesend und studierend. Also nicht das Publikum, das sich Wagner wünschte. Kein« zehn Richt-Arier im Haus. Mag sein, daß Bayreuth   selbst daran unschuldig ist. Aber eine unsichtbare Regie hat dafür gesorgt, daß der Nimbus des Festspiels vom Künstlerischen ins Politische umschlug. Ludendorff   nahm teil an der Generalprobe der(Kunst-) Kanonen. Muß das sein? Di« Ernsten, die Kenner, die Freunde des Hauses, die Musiker verurteilen dieses Abschwenken musikantischer Gedanken. Man rufe das arbeitende Volk zu den.Meistersingern", man rufe die Begeisterungsfähigen von überall. Dann soll unser Herz Bayreuth   wieder ganz gehören. Und weder August Wilhelm   noch Ferdinand von Bulgarien   sind in diesem Hause der Weihe etwas anderes als Musiksehnsüchtig«.
Führungen im Museum für Meereskunde. DIenSiag, 19., 1 Uhr, Pros. Stahlberg: Süfteu- und Hafenweseu.
wie die Regierung die Frage der Räumungsfrist in den Vordergrund schob, ohne in ihr einen entscheidenden Erfolg erringen zu können, sind die opportunistischen Kräfte, die durch den Dawes-Plan   zu Bürgerblock und Schußzoll wollen. zweifellos geschwächt, die Unversöhnlichen gestärkt worden. Gelingt es diesen, die deuffchnationale Fraktion zur ein- wütigen Ablehnung der Ausführungsgesetze zu bewegen, so wird auch in den Rechen der V o l k s p a r te i eine gewisse Verwirrung eintreten, da sich manche volksparteiliche Größen eine selbständige Politik ihrer Partei den Deutschnatioalen gegenüber nicht mehr vorstellen können. Die Regierung muß also mit erheblichen parlamentarischen Schwierigkeiten rechnen, die nicht durch Kuhhandel, sondern nur im Kampf zu überwinden sind. Dem Rausch vom 4. Mai ist längst der Katzenjammer gefolgt. Das Volk in seiner übergroßen Mehrheit ist von einem tiefen Ekel von allem nationalistischen und kommunisti- schen Phrasengewäsch erfaßt. Kommt es zum V o l k s e n t- fcheidundzuNeuwahlen.foist dem Willen zur prak- tischen Arbeit der Sieg über die verantwortungslose Dema- gogie gewiß. Den Deutschnationalen gegenüber muß also der Grund- satz gelten: Fallen sie nicht um, dann werft sie nieder!
Ablehnung" vor öem Umfall. Die Teutschnationaleu erklaren... Die Konferenz von London   ist zu Ende, der innerpolitische Kampf um die Zustimmung der Volksvertretung zu den Lon­ doner   Vereinbarungen beginnt. Nach den abgegebenen Er- klärungen ist die Regierung entschlossen, alle parlamen- tarischen Mittel anzuwenden, um die Genehmigung der Volksvertretung herbeizuführen. Sie wird also, wenn die Deutschnationalcn das Zustandekommen einer Zweidrittel- Mehrheit für das Eisenbahngesetz verhindern, möglicherweise den Volksentscheid herbeiführen oder zur Auflösung schreiten. Die Deutschnationalen stehen vor einer schweren inner- parteilichen Auseinandersetzung. Sie haben von vori, herein gegen alle Verhandlungen protestiert. Sie haben das Dawes- Gutachten alszweites Versailles  " bezeichnet und von einem neuen Schandfrieden geredet. Schließlich aber haben sie da doch der Bürgerblock eine Messe wert ist sieben Punkte aufgestellt, von deren Erfüllung sie ihre Zustimmung zu dem Schandstieden" und demzweiten Versailles  " abhängig machen. Sie laffen mit sich handeln und sagen: Nu, sagen wir die Hälfte! Jetzt steht das Ergebnis von London   ziemlich greifbar vor Augen. Es ist für niemand ideal, aber jeder fragt sich, ob es verhältnismäßig erträglich fei. Die Deutschnationalen sind schnell mit der Antwort fertig. Sic lassen durch ein Nachrichten- bureau folgende Kundgebungaus leitenden Kreisen" ver- breiten: Nach den sich immer mehr verdichtenden Pressemeldungen muß angenommen werden, daß Reichspräsident und Reichsregie- rung von ihrem ablehnenden Standpunkt gegenüber der französi- schen Forderung auf weitere fortdauernde Besatzung des Ruhr- gcblets abgewichen sind und ihre Zustimmung zu den Vorschlägen Herrlots gegeben haben. Das stellt«inen völligen Umfall der leitenden deutschen Reichs st ellen innerhalb vier« undzwanzig Stunden dar. Noch am Freitag, den 14. d. M., wurde erklärt, eine Fortdauer der französischen völkerrechtswidrigen Be- satzung des Ruhr- und Sanktionsgebietes sei für Deutschland  schlechterdings unannehmbar. Diesen Standpunkt scheint man gestern aufgegeben zu haben, der auch nicht durch einen etwaigen Hinweis auf dadurch erlangt« Sicherheiten gegen weitere wirffchaftliche Schä- digungen entschuldigt werden könnte. Die Deutschnationale Volks- parte! hat bis in die letzten Tag« mit dem größten Ernst die lei'en- den Stellen der Reichsregierung darauf aufmerksam gemacht, daß ein« Lösung, die den bekannten sieben Mindestforderungen der deuffchnaiionalen Reichstagsfraktion nicht entspricht, auf die
Humor aus öem Alltag. Im Lyzeum. Die Lehrerin erklärt den zehnjöhrigen Schüfe- rinnen die Wichtigkeit der einzelnen Glieder des menschlichen Kör- pers. Am Schluß steht Trudchen auf und fragt bescheiden:Wozu hat der Mensch eigentlich einen Nobel?" Lehrerin verlegen:Setz dich!" Ernchen zur Mama:Warum ist der Storch damals zu uns gekommen, wie ich noch klein war: sind wir jetzt böse mit ihm?" Mama:Wie er dich brachte, gab es noch Bezugsscheine." Ersaßt.Mutti, sag' mal, warum geben die Warenhäuser Ballons zu mit ihrer Aufschrift? Wollen sie etwa auch im Himmel Reklome machen?" Galgenhumor. Ein Hotelbesucher in seligem Zustande ver, fehlt die erste Stuf« und landet achtzehn Stufen liefer. Dem er- schreckten Hauswart ruft er hinauf:Neunzehn Stufen gespartl" Nach dem Regen. Angler mit der Laterne aus d:m Rasen.  platz an der Kirche Rcgenwürmer suchend. Die helfende Frau:Ich glaube, die Aale werden solche frommen Würmer gar nicht fressen." Auf dem Wohnungsamt. Ein Herr, der wiederholt wegen Zuweisung einer Wohnung vorstellig geworden ist, sehr er- regt zum Borsitzenden:Und das will ich Ihnen beweisen, daß ich doch eine Wohnung bekomme." Im selben Augenblick hat der Vor- sitzende ein« schallende Ohrfeig« erhatten.Grüne" holen den Woh- nungsucher ab. In der Unterrichtsstunde. Polizeiinspektor:Die Ge- richte haben kürzlich eii« gründliche Umgestaltung erfahren, ins- besondere ist dies bei den Schöffengerichten der Fall gewesen. Herr Lehmann, wie konnnen die Schöffen überhaupt dorthin?"Zu Fuß. Herr Polizeiinspektor."_
100 Jahre Berliner   Architekfen-Derein. Di« älteste und daneben ein« der bedeutendsten techilischei Vereinigungen Deutschlands  , der Architekten-Berein zu Berlin  , feiert Ende August in Verbindung mit der Jahrestagung desVerbandes deutscher   Architekten und Jngenieur-Bereine" in Berlin   sein hundertjähriges Bestehen. Die besten Namen deutscher   Baukunst der fetzten hundert Jahre sind mit seiner Geschichte unlöslich verknüpft: Schinkel, Brix. Knoblauch, Stüler, Strack, Hitzig Stier und viele andere haben ihm angehört. Als Berliner   Bauschule hat er einen tiefgehenden Einfluß aus das bauliche Schicksal der Reichshauptstadt und Preußens ausgeübt. Der Festakt wird am Zl. August in der Goldnen Galerie des Charlotten- burger Schlosses stattfinden, einer der schönsten Raumschöpfunoen Knobelsdorsss. Am 29. August wird im Rathaus zu Charlotten- bürg eine Jahrhundertausstcllung eröffnet werden, welche die tech- Nische Entwicklung des Bauingenieur  -, Eisenbahn- und Hochbau- wesens in den letzten hundert Jahren eindrucksvoll veranschaulichen wird. Die Kunst des Almens  . Atmen ist sozusagen das Alltäglichste im Leben, und wer nicht atmen kann, kann auch nicht leben. Aber atmen und atmen ist zweierlei. Es gibt auch in dieser so wichtigen Tätigkeit ein« künstlerisch« Vollendung, die bei manchen Völkern ge- pflegt wird und uns Europäern, die wir an so viele andere Ding« zu denken haben, ganz verloren gegangen ist. In Indien   ist die