Nr. ZSS ♦ 41. Jahrgang
1. Seilage ües vorwärts
Dienstag, 14. Mgost 1424
fiuf Spielplätzen im Osten und Westen.
Im Friedrichs hoin ist hin und wieder Heuernte. Würziger Dust frischgemähten Grases steigt in die Nase. Ein Teil des Berliner Ostens hat seine Kinder auf den Spielplatz gespeit. Mehr Kinder als Sand. Weiße, grüne, rosa, gelb« Flecke, Fleck« in undefinier- baren Farben sind in steter Bewegung. Büblein und Mädelchen, alle sehr beschäftigt. Hier wird gearbeitet, hier sind große Sand- bäckereien. Kuchen verkaufen. Zunächst wird ein Plätzchen gesucht, der Laden eingerichtet.„Zu" steht mit Kreide vor einigen Böcke- reien, da wird noch gebacken,„auf" vor anderen, hier gibt es große und kleine Kuchen in den verschieden- sten Formen, Kuchen, dick mit Zucker(Kreide) be- streut, mit rosa Zucker, mit Rosen, Jasmin besteckt, mit Blättern bekränzt; welche Phantasie im kleinen Kinderherzen!„Kuchen kaufen— nicht vorbeilaufen", auch hier Reklameverse.„Was kostet der Kuchen?"„20 Pfennig."—„Und dieser mit der Rose?"„St> Pfennig."—„Den nehm ick, heb ihn mir auf, ick hol rasch meine Steine." Dein mit ganz kleinen Steinchen wird bezahlt. Steinchen, die erst mühsam im Sand zusammengelesen werden müssen. Und gibt es gar vor einer Bäckerei ein arg Gedräng«, lchon ist«in kleiner Organisator da.„Hier anstehen!" Do steht meine kleine Dreijährige hübsch Polonäse, die Steinchen fest im kleinen Händchen haltend und wartet gehorsam, bis es„dran" ist.„Zeig her, wieviel Stein- chen hefft du?" Ein Mädchen nimmt die Steinchen ob, das andere verabfolgt die Kuchen— alles geht in preußischer Ordnung. Früh übt sich, was ein Meister werden will.„Hier zwei Kuchen für IV Pfenge, den«enen schenk ick dazu."— Was tun der Lunapark, Ulap? Sie veranstalten Lotterien.„Hier kooft ja keener. Mensch, mach Lose." Ein Kästchen ist da, Papier, Bleistift.„Ianz wenig Zahlen mußte schreiben, immer nur Nullen, lauter Nullen."„So, jetzt geht's los. Hier nochmal die schönen Kuchen. 10 Pfenge das Los. Hier können Sie die scheensten Kuchen jewinnen für IV Pfenge."— Es wird auch viel geweint auf dem Spielplatz. Einer nimmt des anderen Eimer weg, schon wird geweint. Zwei kriegen das Prügeln, entweder der eine heult, oder es weinen alle beide. Da steht ein kleines Mädchen und weint jämmerlich «ach seiner Mutter.„Die Mutter ist weg, vielleicht ist sie mal rasch »wch Hause gelaufen, nach dem Esten sehen," sagt die Frau nebenan. „Bleib ruhig hier, die Mama kommt wieder." Aber das Kind weint weiter.— Weinend ziehen zwei Kinderchen die Straße, auch hier ist die Mutter weg.— Und schließlich weint eine ganze Anzahl von Kindern, weil ihre Mütter das Bedürfnis haben, ihr« Kinder auf dem Spielplatz handgreiflich zu erziehen. Ja— ja. Die Ceziehung auf öem Spielplatz. Denn zu Haus« fällt es der Mutter gar nicht auf, daß ihr Kind etwa sich schmuddelig macht, oder daß es nicht gehorcht, Oder, daß da dieser oder jener kleine Fehler ist. Aber auf dem Spiel. platz? Da beleuchtet das Tageslicht alle Mängel. Und da sitzen doch noch soundso viele andere Mütter, die alles sehen. Was denken sie von mir! Man muß sich ja schämen! Also wird das Kind„er- zogen".„Komm mal her, wie siehst du nur wieder aus!" Schon hat das Kind seinen Klaps weg, schon meint es.„Willst du wohl ruhig sein!" Noch ein Klaps.— Großes Geheul.—„Gleich bist du still! Wir gehen nach Hause, du unjezogene Jähre." Aber die erboste Mutter bedenkt nicht, daß das Kind sich unbedingt schmutzig machen mußte beim Spiel in einer Sandart, dle bis nahezu in den Sommer hinein mehr aus Schmutz als aus Sand bestand. Man war geneigt, dagegen aus hygienischen Gründen zu protestieren, wenn nicht plötzlich der Gedanke aufge- taucht wäre, womöglich ist das Absicht. Vielleicht würde gelber Sand — ähnlich wie neuerdings bei Reklameschildem— zu sehr das Stadt- und Straßenbild stören.— Aber, es muß doch wohl keine Absicht gewesen sein, der Sand ist inzwischen etwas heller geworden. Die Mütter aber prügeln lustig weiter. Eine Mutter kommt mit ihrem Leinde zum Sandplatz, aber das Kind darf nicht zum Sandhaufen,
wiewohl es brennend gern möchte, es muß artig bei der Mutter auf der Bank sitzen bleiben, und wenn es sich einmal vergißt, also doch zum Sandhaufen läuft, dann gibt's erregte Szenen, die mit Prügel enden. Wer, fragt man sich, ist hier der Unvernünftige? Noch �llerhanö. Es begibt sich allerhand auf einem Spielplatz im Osten Berlins . Sitzt da ein kleines Kindermädchen, soll einen kleinen Jungen
behüten. Es faßt dies« Aufgabe so auf, daß es zwischen zwei Burschen sitzt, eine Zigarette raucht und sich von dem«inen Burschen Berhaltungsmaßregeln gegen Juden beibringen läßt.„Wat, Juden! Wenn ick bei'n Juden arbeete, dann beklau ick ihn so doli, bat ihm die Oogen ieberjehen." Arbeitslose! Da sitzen der Maxe und der Alex in verschiedenen Ausgaben. Mft Mütze, in langem Gumml- mantel. In einfacherer Ausführung, ohne Schlips und Kragen, mit Lcdergürtel und Arbeitsjacke. Bei ihnen find die Mädels. Bubi- köpf. Wickelrock, Pumps, Seidenstrümpfe oder ähnliches, Apachentuch schwungvoll über abgetragenes KlÄ geworfen, oder rothaarige Schöne, ein« Peizstola um Hals und Schultern schlingernd, alle be- haftet mit dem Geruch des Speifehaufes„Osten", der Kellerwohnungen des 12. oder 15. Hofes des Martushofes.— Die Sonn« belacht sie all«, und fo sitzen sie einträchtig beisammen zwischen den spielenden Kindern. Manchmal spielt einer Ziehharmonika, die anderen singen dazu und tanzen, Kinder stehen staunend, Mädchen schieben ihren Kinderwagen in die Nähe, Mütter begeistern sich.— Oder sie schäkern miteinander. Max« tätschelt an dem Mädchen herum, Alex küßt es rasch ab, die anderen sitzen dabei, stumm, teilnahmlos.— Plötzlich ist der Friede gestört, das Mädel will fort, Maxe und Alex rennen hinter ihr her, sie sträubt sich, will sich freimachen, die Burschen suchen sie zurückzubringen. Der Kampf wird lebhafter, die Haare sind wirr, die Kleidung verschoben — die anderen sitzen dabei, stumm, teiinahmlos.— Drei Burschen, ein Mädel. Liebelei. Um den Sandberg biegen zwei Schupos. Ein Warnung spftft von einer Bank her. Di« Burschen geben das Mädel frei, das Mädel nimmt Unschuldshaltung an, die Burschen stecken die Hände in die Hosentaschen. Die Bier gehen auseinander, schütteln sich immer wieder die Hände, dabei geht das Mädel von einem Arm zum anderen, wird rasch noch einmal geküßt.— Die anderen sitzen dabei, stumm, teilnahmlos. Grauest« Großstadt.
Grauer unü gelber Sanö. Es muß doch irgendeine Bewandtnis haben mit der Farbe de« Sandes auf den Spielplätzen. Anfangs war der Sand im Osten bekanntlich schwarz, jetzt ist er grau. So grau wie die Häuser, die Straßen im Osten Berlins . Aber nach dem Westen zu werden die Häuser heller, die Straßen breiter, die Sonne dringt bester hinein, alles steht leichter aus, freier. Und siehe da, auch der Sand auf den Spielplätzen des Westens wird heller, wird lichter. Weiter draußen im neueren Westen, auf neuangelegten Plätzen, da ist er herrlich gelb. Es ist«ine Lust, dort zu spielen. Selbst die Luft. obschon Großstadtluft, ist reiner, klarer, denn ein gM Teil weniger Menschenlungen machen von ihr Gebrauch. Und ein gut Teil weniger Kinder benutzen den Spielplatz. Also bleibt auch auf dem Spielplatz jedem Kind ein größerer Spielraum. Trotzdem ver- tragen sich hier die Kinder weniger miteinander als im Osten. Jedes Kind stellt größere Ansprüche an den Raum und— beansprucht gleichzeitig die Spiel- sächelchen des anderen für sich. Während auf dem Spielplatz im Osten fast nie ein Förmchen, eine Schippe abhanden kommen, hier fehtt schließlich immer etwas. Der Eigentumsbegriff ist hier weniger be- tont, ausgeprägter aber ist das Persönlichkeitsgefühl. — Bei der Kleidung der Kinder ist viel mehr vom Geschmacklichen ausgegangen als vom Praktischen, wenn es auch nicht Regel ist, so doch vorwiegend. „Kuchen taufen— nicht vorbeilaufen!" Hier hört man diesen Ruf nicht. Gewiß, die Kinderchen backen auch Kuchen, aber es ist Spielerei, fast bewußte Spielerei. Dafür aber wird folgendes gespielt: Drei Mädelchen, ein eleganter Puppemvagen, eine Puppe. Du bist Fräulein, du bist die Schwester, ich bin die Mutter.„Also. Fräulein, machen Sic gleich die Kleine fertig und fahren Sie mit ihr aus. Morgen nachmittag haben Sie Ausgang, heute ntcht. Schwester. hören Sie, das 5ftnd muß frische Wäsche haben, auch das Bettchen muß frisch bezogen werden. Ich gehe heute gleich noch Tisch aus, ich fahr« zur Stadt., Also, Schwester, vergessen Sie nicht, das Kind muß frische Wäsche haben."--• * Osten und Westen Berlins — zwei Welten Zwei Welten, bereits w scheinbar geringfügigen Dingen— scheinbar.
Cm Volksfest.
Daß die Falkenberger ein besonderes Völkchen sind, hat man schon aus ihren Borankündigungen ersehen. Sie wollten ihre Eigen. art auch in ihrem Fast zum Ausdruck bringen, das sie am vergan- genen Sonntag feierten, und man muh ihnen zugestehen, daß ihre Absicht aufs beste gelungen ist. So ein echtes, rechtes Volksfest kennt man in Berlin überhaupt nicht mehr. Es gibt in dem heutigen Berlin Klamauk und Rummel genug, aber' kein« Feste durch und für das Bolk. Es gibt Sensationen mancherlei Art, aus die Nerven berechnet, aber keine Erlebnisse, die freiindlich erregend nachklingen. Dieses Kunststück haben die Falkenberger fertig bekommen. Schon der Festyug, der sich gegen 2 Uhr— so lange hatte es geregnet, ober um 2 Uhr kam die Sonne heraus— durch und um die Siedlung herum bewegte, bewies, daß die Falkenberger Ideen in Hülle und Füll« haben. Wie sie so«in Nestchen voll der allerkleinsten aller- liebsten Mädelchen aufbauen und herumfahren lassen, wie sie den Festzng mit den drolligsten phantastischsten Gestalten aus Mensch- wid Tierreich bevölkern und selbst dem alten Thema von, Mars- bewohner(ein Bravo den wackeren Jungen, die in der stickheißen Bermummung ausgehalten haben!)«ine neu« Rote verleihen, das ist sehenswert. Auf der wunderbaren Festwiese, wie sie so frisch und staubfrei ganz Berlin nicht wieder hat, mit amphitheatralisch ansteigenden Hängen, tummelte sich sodann die ganze Gesellschflst in
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„Ja/ sprach der Heisere,„das kann körperliche Bedrohung eines Beamten sein. Amtsehrenbeleidigung auf jeden Fall! Es kann tätlicher Widerstand gegen die Staatsgewalt sein. Wenn die Beamten aussagen, daß du sie geschlagen hast, so entscheidet das Gericht: Ein rabiater Kerl! Sechs Wochen! Wärst doch hingegangen?!" „Sie haben mich ja hierher geholt!" „Du kehrst einfach nicht zurück. Dann brauchst Du auch nicht zu sitzen. Sechs Wochen sind für mich eine Kleinigkeit. Aber für Dich nicht. Wovon lebst Du eigentlich?" „Ich habe eine Lizenz! Zum Spielen!" „Verkauf mir Deine Drehorgel!" „Da muß ich sie aber zu Hause holen!" Ich hol' sie Dir. Wo wohnst Du? Gib mir ein Zeichen für Deine Alte, daß sie mich erkennt" Reden wir morgen darüber, sagte Andreas. Du bist sehr dumm." sagte der Heisere.„Du hast alles ganz" falsch gemacht. Ich hätte den Herrn verklagt. Man muß sich nur auskennen. Ich hatte ihn verprugelt mrd ver- klagt. Wie hat er denn ausgesehen? Vielleicht trifft man mit ihm zusammen. Denn die Welt ist kle.n und rund. Aber Andreas wußte keme genaue Auskunft. Die anderen schliefen ein. Einer nach dem anderen be- �°""An"dreas wollte gern sechs Wochen und noch länger sitzen. Er will lebenslänglich eingesperrt sein.«n,««v Man ist auch so ein Gefangener. Andreas Pum! Wie Fangeisen liegen die Gesetze auf den Wegen, die.w.r Armen gehen. Und wenn wir auch eine Lizenz haben, so lauern doch die Polizisten in den Winkeln. W.r sind immer gefangen und in der Gewalt des Staates, der Zweibeinigen, der Polizei. »er Herren auf den Piatfformen der Straßenbahn, der Frauen und der Efe-skäufer. 13- �. Am nächsten Morgen erhielt Andreas Pum eine Schale Kaffee und ein Stück Brot. Er verabschiedete sich von den drei Männern.„Laß Dich nicht wieder ein!" mahnte ihn der Heisere. Als Andreas die Straße betrat, glaubte er, die Welt wäre neu angestrichen und renoviert, und er fühlte sich nicht mehr in ihr zu Haufe; wie man fremd ist m einem Zimmer,
in das man wiederkehrt, nachdem feine Wände eine neue Farbe erhalten haben. Fremd und unverständlich waren die Bewegungen der Menschen, der Gefährte und der Hunde. Sehr merkwürdig nahmen sich in dem Gewimmel eines be- lebten Platzes die Radfahrer aus, wie helle Grasmücken zwischen den großen Autobussen und Bahnen, den Lastwagen und den schwarzen gedeckten Droschken. Ein knallgelbes Automobil schlenkerte, rasselte, wütete über den Platz. An seinen Wänden brannte lichterloh die rote Reklame:„Raucht nur Jota". Es war der Wagen des Wahnsinns. Der saß im Innern zwischen vier knallgelben und rotbemalten Wänden und sein Atem wehte verderblich aus dem kleinen Gitter- fenster. Wie merkwürdig, daß ich jetzt erst die Zusammen- hänge sehe, denkt Andreas. Aus diesem Wagen breitet sich die Verrücktheit über die Welt. Tausendmal ist der Wagen an mir vorbeigefahren. Wie dumm war ich! Das kann kein Postwagen sein! Was hätte die Post mit roten Iotazigaretten zu tun? Was geht das die Post an, was die Menschen rauchen? Tausend wunderbare Dinge entdeckt Andreas. An der Spitze einer Litfaßsäule befindet sich eine Windfahne. Sie vollführt Drehungen, als könnte sie sich nicht für eine be- stimmte Richtung entscheiden. Wenn man nahe vor ihr steht und sie ansieht, hört man auch ihr leises Knattern mitten durch den Lärm der Straße. Was macht eine Windfahne auf einer Litfaßsäule? Zeichen des allgemeinen Wahnsinns? Was ist es denn sonst? Ist es die Aufgabe einer Litfaßsäule, die Richtung des Windes anzuzeigen? Oder Vorträge, Theatervorstellungen und Konzerte? Andreas schickte sein Auge verzweifelt zum Himmel em- por, weil er dem Wahnsinn der Erde entrinnen wollte. Denn der Himmel ist von einer unsterblichen klaren Bläue, und seine Farbe ist rein wie Gottes Weisheit, und ewige Wolken ziehen über sie hin. Heute aber verbanden sich Wolkenfetzen zu verzerrten Gesichtern, Fratzen wehten über den Himmel und Gott schnitt Grimassen. Da die Welt sich also verändert hatte, beschloß Andreas. sich mehr um sie zu kümmern und nicht wieder ins Gefängnis zurückzukehren. Sein Blick fiel auf seine linke Brust. Er erinnerte sich, daß er kein Kreuz mehr trug. Und, als hätte er das Be- dürfnis, statt des Ordens, den er sich in seinem alten Leben erworben, einen neuen zu gewinnen, der seiner Wiedergeburt entsprochen hätte, wälzte er in semem Gehirn das Wort
„Heide ", ein trotziges Wort, das plötzlich eine neue Bedeutung erhielt und das er sich, als wäre es ein Orden, selbst verlieh. Andreas Pum erklärte sich als einen Heiden. Schon zählte er sich mit Uebermut der Gilde der Verbrecher zu. Und sein Schritt wurde scheu und sein Blick wurde lauernd, wenn ein Polizist vorbeiging. Als wäre er ein steckbrieflich ver- folgter Mörder, so schlich Andreas durch die Seitenstraßen der Stadt. So kam er, ohne es gewollt zu haben, vor seine alte Wohnung. Es war, als hätte er sie erst gestern verlasien. Er klopfte, wie er es immer getan hatte, und wie es wegen des schwer schlafenden Willi nötig war, mit dem Stock dreimal gegen die Tür. Er hörte Willis verschlafenes Gähnen und das Knacken seiner starken Knochen, das immer vernehmbar wurde, wenn Willi die Arme dehnte. „Da bist Du ja wieder!" sagte Willi.„Wo ist Dein Konzertflügel?" Andreas faßte sehr viel Mut, als er Willi sah. Er hatte das Vertrauen, das man für einen Bruder empfindet. In traulichem Halbdunkel lag das Zimmer. Ein heimischer, liebgewordener Dust saurer Muffigkeit kam von den Wänden und von dem schmutzigen Lager. Und derselbe Rausch, der manche empfindsame Menschen ergreift, wenn sie nach langer Weltreise die Grenze des Landes überschreiten, in dem sie ge- boren sind— derselbe Hcimatrausch erfüllte Andreas Pum' Willi deckte mit einem Pappendeckel den Tisch. Hierauf brachte er die Wurst, die er immer noch von seinem asten Lieferanten in der Seitenstraße bezog. Dann goß er Schnaps in das Teeglas. „Gestern haben wir Geburtstag gefeiert von der Klara!" erläuterte er. Und er saß mit breit aufgestemmten Ellen- bogen vor Andreas Pum und hörte diese seltsame, diese merk- würdige Geschichte, aus der er schloß, daß sie nur solchem Idioten wie diesem Krüppel zustoßen konnte. „Du bleibst hier!" entschied Willi mit der Sicherheit eines Mannes, der Macht besitzt und schnelle Entschlüsse zu fassen weiß.„Wollen sehen, ob sie Dich hier finden!" sagte Willi und war wirklich neugierig. Hierauf legte er sich wieder schlafen. Auch Klara hörte mit großer Verwunderung Andreas Pums Geschichte.„So hast Du Weib und Kind und alles auf einmal verloren!" sagte sie. Denn sie hatte ein weiches Herz. (Fortsetzung folgt.),