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Der Hakenkreuzlertag.

Diktatur, Monarchie und Parlamentarismus.

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wortführer, betrachtete es als eine revolutionäre Tat, auf die Republik zu schimpfen und der fommenden Monarchie" einen völfifchen Wunschzettel ergebenst vor die Füße zu legen. Der tommende Monarch, so sagte er, müsse aus der völkischen Aeußerlich hat der Parteitag der Nationalsozialisten in Weimar Bewegung hervorgegangen sein, die Errichtung der Monarchie Die offizielle Verschmelzung der Nationalsozialistischen Arbeiterpartei müffe ohne Mitwirtung des Judentums erfolgen. Bayerns mit der Deutschvölkischen Freiheitspartet Norddeutschlands Ja, die Juden das ist der einzige Punkt ihres Programms, gebracht. Eine Bedeutung kommt dem Beschluß aber nicht zu, da in dem sich die Nationalsozialisten ihren alten Feuereifer bewahrt die Einigung bereits vorher vollzogen war und die innere Zerrissen haben, und Herr Ludendorff, der zu glauben scheint, daß der Natio­heit und Zerfahrenheit der Partei dadurch nicht berührt wird. Bor nalismus um so besser gedeiht, je mehr die Boitsteile durch allem tonnte die Kluft zwischen den unentwegten Antiparla einandergehegt werden, sorgt dafür, daß der Stoff nicht mentariern und denen, die die Partei allmählich in das Faly- ausgeht. Neben den Juden, Sozialisten, Marristen und Republikanern wasser des Parlamentarismus leiten wollen, nicht über läßt er die Jesuiten , Ultramontanen und die bayerischen Bolkspar brückt werden. Man ging vorsichtig an dieser Frage vorbei und verteiler als Reichsfeinde und Volksschädlinge aufmarschieren. Herr mied es, bei der antiparlamentarischen Opposition anzustoßen. Nach Dinter bezeichnet die Reichsregierung und die Parteien, die das dem Verlauf der Tagung tann man annehmen, daß sich das Gros Londoner Abkommen vom 15. Auguft unterzeichnen, als Hochverräter, der Partei bei vorsichtiger Führung einer Entwicklung zu einer die vor den Staatsgerichtshof gehören. Da nun aber auch die rein parlamentarischen Partei nicht widersetzen wird. Deutsch nationalen drauf und dran sind, den Pakt zu unter­Das offizielle Programm der Partei zerfällt in drei Teite. Der zeichnen, müßte nach nationalsozialistischem Rezept das gesamte erste enthält ein Bekenntnis zu einem verschwommenen und deutsche Bolt mit Ausnahme der Nationalsozialisten und Derwässerten Sozialismus. Er wurde auf dem Parteis Kommunisten an die Laterne geknüpft werden. Was dann? tag fo gut wie gar nicht berücksichtigt. Mag es einzelnen Mit- Das zeigt die Entschließung, die nach der Rede Revent­gliedern der Partei mit ihrem sozialen Ethos ernst gemeint sein lows cinstimmig angenommen wurde und in der zwar man fagt u. a. Herrn v. Graefe nach, daß er sich einer Lebens. Dawes Plan und die ausländischen Kommissionen als für National­führung befeißige, die ar religiös fommunistische sozialisten nicht existierend bezeichnet werden, in der aber zu gleicher Ideale erinnere die ausschlaggebende Führung mißbraucht die Zeit gefagt wird, daß die Nationalsozialisten bereit fcz: aliſtiſchen Programmpunkte lediglich als Attraktionen für die find, eine klar und fest begrenzte Kriegsentschä­Arbeiter wid in der prattifchen Politit haben die National- bigung zu zahlen. Und das wollen Nationalsozialisten sein? sozialisten bisher immer wieder der Großindustrie und dem Es sind dieselben Helden, die am 9. November im Bürgerbräu Großgrundbesih handlangerdienste geleistet. schwuren, siegreich den Bürgerkrieg zu bestehen oder unterzugehen, die schwuren, die schwarzweißrote Fahne siegreich über den Rhein zu tragen und die zwölf Stunden später vor ein paar Flintenfugein platt auf dem Bauch lagen.

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Der zweite. Teil des nationalsozialistischen Programms bekämpft tie Demokratic, und den Parlamentarismus und bezeichnet die nationale Dittatur auf volfischer Grundlage ais die von der Partei mit allen Mitteln erstrebte Politik. Bon diesem Puntt find auf dem Parteitag verschiedene Abstriche Pünkt gemacht worden. Von dem revolutionären Elan, der die Partei in der Zeit vor dem Hitler- Lude worff- Putsch befeelte, ist nichts mehr übrig geblieben. Die befürchtete Emwirtung der Barlamente auf die Partei und ihre Umwandlung in einen rein parteibureaukratischen Apparat fommit immer mehr zur Geltung. Schlimmer als in aller anderen Parteien macht sich bei den Nationalsozialisten ein Heer mittlerer Bonzen und ehrgeiziger Funktionäre breit, denen ihr Böstchen alles und the Partei nichts ist, und es nimmt sich überaus poffierlich aus, wenn der Oberbonze Luden=

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Oder verfolgt man im nationalsozialistischen Lager das deutschnationale Rezept, die anderen Barteien die Rastanien aus dem Feuer holen zu lassen, um sich dann ins warme Nest zu sehen? Beabsichtigt men etwa, nach dem Umfall und dem Eintritt der Deutschnationalen in den Bürgerblod mit den Bolts­verrätern und Hochverrätern" gemeinsame Sache zu machen?

Die Industriebelastung im Dawes- plan .

Die Durchführung der Industrieobligationen. dorff, der Möchte- gern- Oberste- Heeresleiter, gegen dieses Geschmeiß Dawes- Gutachten liegt jezt der Plan zum Gesezentwurf nach den Ueber die Verteilung der Belastung der Industrie nach dem der Futterkrippe jäger loswetterte. Ludendorff , der einsame und chnungslose Spaziergänger am Brandenburger Tor zur Zeit des Beschlüssen des zuständigen Organisationsfomitees vor. Die Indu­Kopp- Butsches, jener sonderbare Herr, der zur Zeit des November strie hat bekanntlich eine Schuld von 5 Milliarden einzugehen, brcuputſches die schwarzweißrobe Fahne durch seine Komitathayis 3u verzinsen und zu filgen. Diese wird auf die Unternehmer indu­über den Rhein spazierentragen lassen wollte und der dann durchstrieller Betriebe nach Maßgabe des zur Vermögenssteuer veranlag ein Hergisches Wunder" den Kugeln nicht etwa Poincarés, fon- darüber hinaus, noch andere Kreise, besonders Banten , Handel, Ber­ten Betriebsvermögens umgelegt. Die Reichsregierung beabsichtigt dern der Reichswehr und einem daran, anschließenden, alles andere als hochnotpeinlichen Verfahren entging, dieser Herr Luden- ficherungen und Unternehmungen, das Hotelgewerbe und die sonst dorff, heute MdR., setzte sich im übrigen mit einem Eifer für die nicht belasteten Verkehrsunternehmungen heranzuziehen. Mindest grenze des Betriebsvermögens, das herangezogen werden soll, ist Nüglichkeit der parlamentarischen Tätigkeit ein, die darauf schließen der Betrag von 50 000 Goldmart; jedoch kann diese Grenze läßt, daß Herr Buberndorff, und mit ihm die andere Bureaukratie, unterschritten werden, wenn sie zu hoch sein sollte, um die Ber­sich unter Umständen damit abfinden wird, feinen Lebensabend pflichtungen zu decken. Zugrund gelegt wird die Veranlagung zur friedlich als MdR. zu beschließen.

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Und der Rampf gegen Parlament, Demokratie und Republit Der Kempf für die nationale Diftatur? Riemanb fögt gern ben Aft ab, auf den er fich nach manchem miß­lungenen Turner funftstüd glüdlich gefchwungen hat. Einem ganz fich unbekannten Reftor Blume blieb es vorbehalten, neben der fulminanten Forderung, daß, Moses und die Propheten aus der deutschen Schule verschwinden müssen, die Fahne der Hakenkreuz­repclution mit den Wortet hochzuhalten, daß dieser Staat so bald wie möglich beseitigt und gestürzt werden müsse. Ludendorff begnügte sich damit, das Altenteil seiner Laufbahn, das Parlament, 34 verteidigen, und sich mit Goethe und Schiller ver gleichen zu lassen. Herr Reventlow, der andere politische Haupt

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zeigt u. a. Die Internationale der Generale": In einem von düfteren Felfen eingeengten Tal des Todes zieht ein Zug prole­tarischer Menschen dahin, oben dirigieren fäbelschwingende Generale Schiafal. Man hätte gern in Krains Bert den tontret- politischen Ton, wenn er fchon, durchaus erlaubt, einmal angeschlagen wurde, in die naheliegende Konsequenz verfolgt gesehen: man vermißt gerade in dieser vorzüglichen Mappe die Darlegung, daß der Wahn­finn von 1914 auf's Ronto der weltlentenden Bourgeoisie zu sehen ist. Immerhin gibt Krain einen Antlang, wenn er das Gebet um Sieg" aufsteigen läßt zu einer Mammonsfraze. Ein sehr startes Blatt der Serie stellen Die Frauen" dar: an Kreuzen über ödem Land hängen notgemarterte Dulderinnen, eine Alte mit einem Kopf, deffen Züge sich einprägen, eine junge Schwangere, die erschüttert. Krains Kriegsinvalide" wäre ein äußerst geeigneter Korridor- und Zimmerschmud für unsere Schulen.

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Beide Mappen reihen fich würdig den bedeutenden Erscheinungen der Antikriegsgraphit an, unter denen die Holzschnitte Masereels und der Frauen- 3yllus der Rollwig an erster Stelle stehen.

Die deutschen Künstler, die mit leidenschaftlichem Ethos das Thema des Krieges, und zumal der letzten Schlächterei, behandelt haben, sind in diesem ihrem ethischen Kampf durch ihre ausländischen Rollegen bisher weber erreicht noch übertroffen worden. Man bari Die provozierende Frage stellen, wann im Westen gleiche Bemühung einsetzen wird.

Bermögenssteuer für das Jahr 1924.

Dein einzelnen großen Industriegruppen wird eine Mindest grenze der Belastung auferlegt, die für die Schwerindustrie 20, für die Maschinen- und elektrotechnische Industrie 17, für die chemische Industrie 8 und für die Tertilindustrie 7 Brozent der Ge­famtlast beträgt.

Die Einzelobligatione, die daraufhin ausgestellt werden, bleiben zum allergrößten Teil in den Händen der Bant, nur ein Betrag von 500 Milliarden Goldmart fann veräußert werden. Dafür tommen insbesondere Obligationen großer Unternehmungen in Betracht. die übrigen Obligationen dienen als Unterlage für die Ausgabe von Industriebons durch eine eigens für diesen 3wed von der Industrie zu gründende deutsche Industrieobligationenbont. Die Forderurigen aus Einzelobligationen werden in der Hauptfache durch erststellige Hypotheken auf den Grundbesiz, also nach der Art der Renten marthypotheken gesichert. Die einzelnen Unternehmungen haben bie Möglichkeit, ihre Schuld durch Auflauf der Obligationen und vom die Möglichkeit, ihre Schuld durch Auftauf der Obligationen und vom Jahre 1937 durch Rindigung feitens der Bank zu tilgen.

Wenn bei der Aufbringung der Jahresleistungen Ausfälle ein­treten, so muß das Reich mit den verpfändeten Einnahmen dafür einspringen, es hat aber das Recht des Zugriffes gegenüber dem fäumigen Unternehmer. Ein von der Reparationskommission er tionen, den Zinsendienst, und beaufsichtigt die Durchführung des nannter Treuhänder regelt die Verwahrung der Eingelobliga­Dames- Blans. Streitigkeiten zwischen Reichsregierung und Bank ober Reparationsfommiffion und Treuhänder werden schiedsgericht­lich geregelt.

Vor dem Zusammentritt des Reichstags. Die Plenarsizung des Reichstags ist für Freitag nachmittag vorgesehen; die endgültige Entscheidung wird am Mittwoch der Aeltestenrat fällen. Die Tagesordnung wird nur den einen Punkt aufweisen: Entgegennahme einer Erklärung der Reichs­regierung". Eine Debatte wird sich an die Regierungserklärung nicht sofort anschließen, die Fraktionen werden vielmehr erft dazu Stellimg nehmen. Die Regierungsparteien dürften sich auch in diesem Falle auf die Abgabe einer gemeinsamen Ertlärung beschränken. Es ist nicht anzunehmen, daß die drei Gutachtengefeße zur Ausschußberatung fommen, weil dadurch eine Gutachtengefeße zur Ausschußberatung tommen, weil dadurch eine Berzögerung eintreten würde, die die Regierung nicht für erträge lich hält. Die nötigen Erläuterungen werden in der vertraulichen Beratung des Auswärtigen Ausschusses am Mittwoch vormittag von der Regierung gegeben werden.

Die deutsche Sprache in Amerika , Vor dem Krieg widmeten sich burdichni.tlich 25 000 amerikanische Studenten dem Studium der deutschen Sprache. 1916/17 jant diese Ziffer auf 23 900, 1917/18 fogar auf 12 900. Die deutsche Sprache war in dieser Zeit in Achtlich und Bann getan, und im Jahre 1920 lernten nur noch 532 Studenten die Sprache Schillers und Goethes. Seit 1921 ift der Berruf des Deutschtums in Amerifa wieder der Bernunft gewichen, und die deutsche Sprache beginnt allmählich wieder ein begehrteres Unter­richtsfach zu werden. Im Oftober 1921 waren es 1586, 1922 2836, 1923 5147 und im Frühjahr 1924 5285 amerikanische Studenten, die en den Hochschulen Deutsch lernten.

Das Porträt der ältesten Frau. Der Nationalen Porträtgalerie in London ist ein Bildnis der Gräfin von Desmond über: wiesen worden, das weniger durch seinen Kunstwert als dadurch bedeutsam ist, daß die Gräfin die älteste Frau war, von der mir Kunde besigen. Ihr Tobesjahr 1604 steht fest, und ebenso weiß man, daß sie 1505 die zweite Gattin von Thomas Fiz- Thomas, dem Da sie damals bereits 41 Jahre. 12. Karl von Desmond, wurde. gensen sein foll, fo fäme man auf ein Alter von 140 Jahren. Nur von zwei Personen ist uns seit der christlichen Zeitrechnung über­liefert, daß sie länger lebten als die Gräfin, nämlich von Henry Jenkins, der 1670 mit 179 Jahren starb, und von Thomas Baar, ber 1635 mit 152 Jahren das Zeitliche fegnete.

Die große Berliner Bollsoper, die dauernd in Schwierigkeiten war, soll. durch eine Subvention des Berliner Magiftrats in die vage versetzt werden, auf Monate binans ihre Miete in zahlen. Dafür will der Magiftrat drei feiner Mitglieder in den Aussichtsrat entienden. mil ist darüber nichts belanutgegeben.

Co melden die Blätter.

Der Sänger Schaljapin , der die lezten 2 Jahre im Auslande verlebt bat, gebenft jest nach Rußland zurüdzukehren. Bei seiner Durchreise durch Berlin gedenft er hier mehrere Rongerte- ga geben.

Die sozialdemoßratische Reichstagsfraktion wird wahrscheinlich am Freitag vormittag zusammentreten, die Deutschnationalen werden am Donnerstag tagen. Die Reichstagsfraktion der Deutschen Boltspartei trat am Dienstag gegen 6 Uhr zu einer Fraftionsfißung zusammen, in der Dienstag gegen 6 Uhr zu einer Fraftionsfizung zusammen, in der Reichsaußenminister Dr. Stresemann über die Londoner Ber­handlungen berichtete. Mit Beschlüssen ist nicht zu rechnen, da bisher nur ein Teil der Fraktionsmitglieder in Berlin anwesend ist.

Generaldebatte über die Aufwertung. Die Beratungen im Ausschuß.

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Abg. Dr. Scheffer( 3.) betonte, eine Nachprüfung der dritten Steuernotverordnung sei notwendig schon mit Rücksicht auf die seit ihrem Erlaß veränderten Berhältnisse. Maßgebend sei der Rechts­standpunft, wie er in der Rechtsprechung des Reichsgerichts auf­gestellt worden ist. Er findet aber seine Schranke an der Notwendig­feit, Staat und Wirtschaft lebensfähig zu erhalten. Daher Auf­angemeffen berücksichtigt. Hinsichtlich der öffentlichen Anleihen wird wertung zu einem Saze, der die wirtschaftliche Lage der Schuldner es möglich sein, den Zinsendienst in geringer Höhe aufzunehmen, wenn es möglich ist, die Kosten aus besonderen Mitteln nicht aus dem Staatshaushalt aufzubringen. Abg. Dr. Bredt( Wirtsch. Bg.) verlangt die Aufhebung der dritten Steuernotverordnung und eine neue allgemeine Regelung auf der Grundlage des Ertrages. entwertung enteigneten fleinen Sparern, Kleinrentnern, ursprüng Abg. Koenen( Komm.) trat dafür ein, daß den durch die Geld= lichen Hypotheken- und Obligationsgläubigern sowie allen sonstigen ursprünglichen Befizern von Schuldforderungen, die frank oder ar­beitsunfähig sind oder das 66. Lebensjahr überschritten haben oder noch in Berufsausbildung begriffen sind( Mündel), soweit sie nicht über ausreichende Unterhaltsmittel verfügen, bis zu ihrem Lebens­ende bzw. bis zur Beendigung ihrer Berufsausbildung ein dem Existenzminimum entsprechender laufender Unterhalt gewährt wird. Zur Aufbringung dieser Mittel soll der Befiz herangezogen werden. Bon der Regierung wurde betont, daß mit der Aufhebung der dritten Steuernotverordnung auch die Vorteile, die diese Verordnung der Privat- und Staatswirtschaft inzwischen gebracht hat, wieder beseitigt werden und die gesamten wirtschaftlichen Verhältniffe in eine derartige Unsicherheit gestürzt werden, daß feinerlei gefchäftliche Dispofitionen getroffen werden könnten, daß jede Karlegung der Vermögensverhältnisse und jede Erlangung von Kredit ausgeschlossen wären, daß die Aufstellung der Goldbilanzen unmöglich wäre und daß den Geldentwertungssteuern jede Ertragsfähigkeit genommen und damit dem Finanzausgleich die Grundlage entzogen würde. Maßnahmen mit derartigen Folgen für die Wirtschaft und die Staatsfinanzen würden in jeder Hinsicht dem Standpunkte wider­streifen, den sämtliche Refforts bisher eingenommen haben. Abg. Emminger( Baŋr. Vp.) legte in ausführlichen juristischen Ausführungen dar, daß eine Aufwertung ohne Steuernotverordnung juristisch gar nicht zu begründen sei. Dagegen wäre der Redner aus allerdings mit der Einschränkung, daß die Aufwertung wirtschaftlich rechtspolitischen Gründen immer für eine Aufwertung eingetreten, tragbar sein müsse. Es handle sich eben in erster Linie um ein Wirtschaftsproblem.

Die Anregung der Schaffung eines sozialen Fonds zur Unterstützung derjenigen Personen, die unter der Inflation so gelitten haben, daß ihr Eristenzminimum gefährdet würde, sei durch­aus begrüßenswert. Die Maßnahme stelle zwar nicht dasselbe vor wie eine Armenunterstügung, sondern sie sei ein Rechtsanspruch des teiligten hätten doch fast durchweg eine individuelle Regelung ihrer Geschädigten auf Grund seines früheren Vermögens, aber die Be­Aufwertungsansprüche vorgezogen. Man müsse aber bedenken, daß der Fonds, aus dem die Unterstüßungsmittel fließen sollen, derart groß fein müßte, daß der Redner jetzt noch nicht wife, woher so er­hebliche neue Steuern genommen werden sollen. In weitem Um­fange werde eine Erhöhung der fünfzehn Prozent der Berzinsung möglich sein. und eine Umwandlung von Hypothefen in Tilgungshypotheken

Abg. Dr. Fleischer( 3.) erläuterte einen Antrag des Zentrums, der eine Abänderung der dritten Steuernotverordnung zum Ziele hat. Abg. Dr. Steiniger( Dnatl.) bezeichnete die dritte Steuernotver­ordnung als ein ungeheures Unrecht. Die Verordnung habe zu einer geradezu ungeheuerlichen Verwirrung aller Begriffe von Recht und Anftand auf feiten der Schuldner geführt und der Reichstag könne fich hieran unmöglich mitschuldig machen. Wenn die Reichsregie­arbeiten wolle, tönne der Reichstag äußerstenfalls nur beschließen, rung an der Aenderung der dritten Steuernotverordnung nicht mit die notverordnung zu einem bestimmten Termin aufzu beben und der Regierung die weiteren Schritte zu überlassen. Gleichzeitig müffe aber auch ein Sperrgefeß für die noch laus fenden Berpflichtungen, Kündigungen und Prozesse erlassen werden. Hierauf vertagte sich der Ausschuß auf Mittwoch.

Frankreich ratifiziert schnell.

Paris , 19. Auguft.( Eigener Drahtbericht.) Der französische Ministerrat hat am Dienstag die Grundlinien der ministeriellen Erklärung festgelegt, die Herriot am Donnerstag nach­mittag in beiden Häusern des Parlaments über das Ergebnis der Londoner Konferenz abgeben wird. In der Kammer find bisher zehn Interpellationen eingebracht, davon drei von den Sozialisten und zwei von den Radital- Sozialen. Trotzdem hofft man, die Debatte Freitag nachts beenden zu können. Im Senat, wo bisher keine Interpellation vorliegt, wo Poincaré reden dürfte, wird die Diskussion fürzer sein. So wird wahrscheinlich noch am Sonnabend nachmittag in beiden Häusern das Schlußdekret verlesen und die Session bis Mitte Oktober vertagt werden können.

Die Leichenschänder lügen noch).

Faschisten in der Falle.

Mailand , 19. Auguft.( Eca.) Zur Auffindung der Leiche Mattes ottis schreibt das faschistische Popolo d'Italia", damit werde der Ver­Nicht das Berschwinden der Leiche, sondern die Aufklärung des leumdungsfeldzug der Opposition gegen die Regierung en digen. Geheimnisses sei Intereffe der Regierung gewesen und die Auffindung fchließlich durch die Tätigkeit der Behörden gelungen.( So viel Worte, fo viel Lügen! Red.)

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Behauptung der Angeklagten entträfte, daß Matteotti bei ihren Tribuna" erinnert daran, daß die blutbesudelte Jacke die Bersuchen, ihn am Schreien zu verhindern, erst i dt fei.

Rom, 19. Auguft.( EP.) Die Ueberführung der Leiche Matteottis vom Friedhof von Briano nach dem Bahnhof von Monte Rotondo ist am Dienstag in aller Stille erfolgt. Die Polizei hatte umfassende Vorsichtsmaßnahmen getroffen und selbst den Bauern der Umgebung verboten, dem Leichenwagen zu folgen. Nachmittags 3 Uhr haben sich auf dem Friedhof von Briano außer zahlreichen Polizeibeamten und Ortsbehörden einige sozia­liftische Abgeordnete und viele Journalisten versammelt, die der fterblichen Hülle Matteottis das Geleit zum Bahnhof gaben. Jede politische Rundgebung war untersagt. Um 3wischen­fälle zu vermeiden, begleiteten über 100 Carabinieri den Sarg. Der Friedhof und die Straßen nach dem Bahnhof waren abge­sperrt. Der Sarg wurde auf einem Eisenbahnwagen verladen, und dieser dem Zuge nach Bologna angehängt, mit dem auch die Berwandten, eine Delegation der Oppositionsparteien und der Kammerpräsident zu der offiziellen Bestattungsfeier reiften. Der italienische Buchdruckerverband hatte auf dem Sarg einen Kranz niedergelegt mit der Inschrift: Dem Märtyrer der Freiheit und der Idee."

Im Reichtagsausfuß für die Aufwertungs. frage begann am Dienstag die Generaldebatte. Ein Antrag auf vertrauliche Beratung scheiterte an dem Widerstand der Sozialdemo- italienische Bolt eine Aufforderung zu Eintracht und Frieden Rom , 19. Auguft.( WTB.) Die Witwe Matteottis hat an das gerichtet.

fraten.

Abg. Dr. Düringer( DBp.): Die dritte Steuernotverordnung müsse aufgehoben werden, denn sie sei weder juristisch noch staats­wirtschaftlich noch politisch irgendwie tragbar. Dann müsse man zu einer Erhöhung des Auswertungssages tommen, nur frage es sich, ob man hierbei zwischen den Obligationen der Industrie und der Gemeinden einerseits und den Hypotheken andererseits nicht unter fcheiden folle.

Rechtsanwalt Dr. Klee freigelassen. Wie WTB. aus Bauzen meldet, ist Rechtsanwalt Dr. Klee am Dienstag najmittag nach der entscheidenden Sigung des Landgerichts Bauzen wieder freigelassen worden und hat die Heimreise nach Berlin an getreten,