Debatte im Auswärtigen Ausschuß. Die Agrarier drohen mit Lieferstreik. Im Auswärtigen Ausschuß des Reichstages besprach man heute vormittag zunächst die Frage der Sachlieferungen. Reicherl(Dnat.) spricht sich nicht unbedingt gegen Sochlieferun, gen aus, äußert aber Bedenken gegen die Bestimmung über Chemi » kalten und gegen den Wegfall der zeitlichen Grenze des Jahres 1S3l). Durch die Londoner Konferenz fei ein« erhebliche Derschlechterimg der Lag« Deutschlands eingetreten. Vorsitzender Hermann Müller teilt mit, daß über die Reden der Regierungsoertreter nur noch amtlich berichtet werden soll, da ein Teil ihrer Ausführungen als oertraulich zu betrachten fei. Auf«in« Anfrage des deutschoolksparteilichen Abgeordneten Dr. Schneider erwiderte der Reichsbankpräsident Dr. Schacht, daß er im Falle der Ablehnung der Gesetze für die K r e d i t v e r h ä l t- nisse schwärzer als schwarz sehe. Die Reichsbank werde auf jeden Fall durch Fortsetzung ihrer bisherigen Kreditpolitik die Währung halten. Auch die landwirtschaftliche Kredittrise werde sich noch verschärfen. Darauf drohte der deutschvölkische Abg. v. Graefe, wenn man der Landwirtschaft die nötigen Kredite verweigere, habe auch sie noch Kampfmittel in Reserve. Er drohte also kaum verhüllt mit Liefer st reik und Hungerblockade der Agrarier. In seiner Erwiderung erklärt« Reichsbankprästdent Dr. Schacht, er habe keine Drohungen ausgesprochen, sondern nur Tatsachen festgestellt. Mö'rüeraspl Ungarn . Die Identität der Erzbergermörder kaum noch zweifelhast. Budapest , 22. August. (XU.) Die Untersuchungen in der Au- gelegenheit der augeblichen Mörder Erzbergers dauern fort. Der deutsche Gesandte w o l h e k hatte mit dem Minister de» Zoueru Varuvary eine längere Unterredung und überreichte die deutsche Rote, in der die Auslieferung der Der- d ä ch t i g t e n für den Fall, daß eine Identität festgestellt wird, ver- langt wird. Gegenwärtig wird an der Fertigstellung der Antwort- note gearbeitet, welche den juristischen Standpunkt Ungarns in der Auslieferungssrage darlegt. Die ungarische Regierung hat die Zu- lassung deutscher Kriminalbeamter gestattet, um das Zdentitäts- verfahren zu erleichtern. Zwei Srimnalbeamle sind aus Berlin «in- getroffen, um den ungarischen Behörden bei dem Idenlitätso erfahren behilflich zu sein. Räch einzelnen Zeitung- Meldungen ist die I d e n l i- tat der drei Leute taum noch zweifelhaft. Die Luda- pester Polizei weigert sich noch immer, eine offizielle Erklärung ab- zugeben, doch Ist die deutsche Gesandtschaft vollkommen überzeugt, daß der verhaftete Förster mit dem Mörder Schulz identisch ist. ebenso wenig zweifelt man, daß Schneider der zweite Mörder, Tilessen, ist. Der dritte Mann, namens konrad Meyer , der ebenfalls bei dem Abgeordneten Gömbös gewohnt hat, wird für einen Deutschen namens König gehalten, der bei der Ermordung Erzbergers eine, wenn auch'> ilergeordnete, Rolle gespielt hat. Die Gesandtschast hat gestern veranlaßt, daß die beiden Detektive, welche im Zu.,ce 1922 die Mörder Erzbergers im Hotel Astoria überrascht haben, nach Budapest kommen. „Kreuzzeitung " und Erzberg ermörder. Di« Sympathien der deutschnationalen Presse für gewisse Mord- buben sind bekannt. Sie kommen oft ganz offen zum Ausdruck und werden nur dann abgeleugnet, wenn die gefühlsmäßigen Zusammen- hänge mit den Mördern den Deutschnationalen gefährlich werden. Die Haltung der„Deutschen Tageszeitung* bei dem • Attentat auf Scheideman n ist noch in aller Erinnerung. Sie oersuchte die deutschvölkischen Mordgesellen zu decken, indem sie wegwerfend von einem Klystierspritzenattentat sprach und so den Mordanschlag als eine harmlose Angelegenheit hinzustellen versuchte. Aehnlich verhält sich die„K re u z z e i t u n g* jetzt in der An- gelegenheit der in Budapest aufgefundenen Erzberger- Mö r- der. Sie veröffentlicht einen längeren, offenbar von der ungarischen Regierung beemslußten Bericht ihres Budapester Korrespondenten,
Der unbekannte deutsche. „Paris Soir* berichtet, daß man bei Erdarbeiten in der«he- maligen Feuerzone das gut erhaltene Skelett eines deutschen Sol- daten fand, aufrecht stehend, in den Händen noch die Granate, die er nicht mehr zur Explosion bringen konnte, weil ihn wahrfchein- lich eine explodierende schwere Granate lebendig verschüttete. An dies« Tatsache knüpft„Sirius� im„Paris Soir* folgende Betrachtungen: „Unvermittelt heftig werden wir rückwärts in die Zeit ent- führt, als in den Dämmerstunden Menschen, in den Löchern zu- sommengepfercht wie Schlachtvieh, sich einer auf den anderen stürzte, schwarzen Dämonen gleich, die, auf beiden Seiten, sich töteten und starben für das Recht und die Zivilisation! Ich muß an diesen armen Toten denken, da» Gesicht der Erde zugekehrt, ehe er noch das Spielzeug gebrauchen tonnt«, dessen Handhabung man ihn gelehrt. Einige Zentimeter Schmutz über dem Derstorbenen— kein Holztreuz, keine noch so kurze Grab- nschrift, kein Orden— nichts, was zu seiner Identifizierung ver- helfen könnte. ... Jener ist entschlafen, und niemand kam, an seiner Gruft zu weinen. Seine Familie kennt nicht sein wirkliches Schicksal. Er kann noch glücklich fein, der arm« Teufel, wenn man Ihn nicht als Deserteur engetragen, verdammt und geächtet hat! Und es b«. durfte erst eines Zufalles, um seine sterblichen Reste an» Tageslicht zu bringen.... Mir wird dieser unverletzt« Leichnam zum Symbol: Wir stehen hier vor dem Kämpfer, wie er leibt und lebt, wild, entschlossen, die Finger noch um die Waffe gekrampft, und diese Gest« drückt zu- gleich äußerst« Untergebenheit und übermenschlichen Willen aus*. Das ist der wirkliche„unbekannte Soldat", der namenlose, dessen Beispiel den patriotischen Scharen vor Augen gehalten wer- den sollt«. Dieses Skelett bedeutet noch eher den„unbekannten Soldaten* als jener, der unter dem Triumphbogen ruht und für den eine ewige Ampel angezündet wurde. Denn bei diesem dort weiß man nicht, wie er starb, ob er im letzten Augenblick nicht doch vielleicht ein« Schwächeonwandlung hatte.— Ueber diesen Mann aber mit der Handgranate kann kein Zweifel möglich sein. Das ist em wahrer Kämpfer. Ein Kämpfer, der im Kampf fiel. Nur— er hat einen Makel! Der Leichnam wurde bei Sainte-Morie-les-Mine», in der Ge- gend von Mülhausen , gefunden. Dieser unerschrockene Soldat ist— ein Deutscher. Und seinc Handgranate wurde nicht in Frankreich verfertigt. L- kam vom jenseitigen Rhemufer.„Made m Gerinany.* Das ändert natürlich das Problem gewaltig!
dessen Zweck es nur sein kann, die Spuren zu verwischen und die Reichsregiorung von weiteren Maßimhmen a b Z u- schrecken. Es heißt in dem Bericht, gegen die in Betracht kommen- den drei Deutschen hätten sich nicht die geringsten Verdachtsmomente ergeben. Zwei von ihnen befänden sich auf freiem Fuß, sie fühlten sich als Gäste des Abg. Gömbös sehr wohl und dächten im Traum« an keine Flucht, und der dritte Verhaftete dürfte sehr bald wieder entlassen werden. Der Bericht fährt dann mit offenem Hohn fort: „Aber auch für die deutschen Kriminalbeamten wird ihr Ausflug nach Budapest vollkommen ergebnis. l o s verlaufen, auch für den Fall, daß es ihnen durch irgendwelche Mittel gelingen sollte, die genannten drei Reichsdeutschen wirklich eines politischen Verbrechen»— und ein anderes käme ja bei ihnen gar nicht in Frage zu überführen. Die u n g a- rische Regierung würde sich nämlich, wie ich von durchaus zuverlässiger Seite erfahre, solchenfalls einem Auslieferungs- begehren Deutschlands gegenüber entschieden ablehnend verhalten.* Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß der von gewissen extremen Mitgliedern der ungarischen Regierung inspirierte Artikel den Zweck hat. die Reichsregierung unter Druck zu setzen. Di« «Kreuzzeitun�* spielt also in diesem Fall da» Spiel derer, die sich — zum Schaden Deutschland ?— die Beherbergung politischer H ochstapler und Mordgesellen zur Auf- gäbe gemacht haben.
Reichswehr unü tzakenkreuz-Tag. Zu den Pressenachrichten über Beteiligung der Reichs- wehr am Deutschen Tag in Weimar wird von zuständiger Stelle mitgeteilt: Die Angaben über Beurlaubung zahlreicher Reichswehrangehöriger zum Deutschen Tag in Weimar und ihre Be- teiligung an den Kundgebungen sind falsch. Damit werden die aus diesem Anlaß gegen Reichswehr und das Reichswehrministerium er- hobenen Angriffe hinfällig._
k>erriots Erfolg. Die Quertreibereien Poincarös gescheitert. Pari», 22. August.(Eigener Drahtbericht.) In Kammer und Senat sind am Donnerstag die von der Oppo- sition oersuchten Quertreibereien kläglich gescheitert. Im Senat, wo ein von den Anhängern Herriots eingebrachtes Ver- trauensootum an die Kommission verwiesen worden ist, gingen die Bemühungen der Minderheit unter Führung von Poincar« dahin, Herriot zu einer Aussprach« w der Kommisston zu zwingen und so die öffentlich« Debatte zu verhindern. Herriot durchkreuzte dieses Manöver durch die Erklärung, daß er nichts zu verbergen habe und daß er Fragen, die die Minderheit an ihn zu stellen beabsichtige, in öffentlicher Sitzung beantworten werde, sobald die Interpellationsdebatt« in der Kammer beendet sei. In der Kammer, wo der Abg. Klotz nach einer Aussprache, die er am Dormittag mit Herriot gehabt hat, auf die ursprünglich beabsichtigte Bertrewng des Standpunktes, daß die Londoner Beschlüsse ein« Abänderung de? Dersailler Vertrages bedeuteten und daher eines Ratifikation»- gesetzes bedürften, verzichtet hatte, versucht« die Minderheit, ähnlich w!« im Senat, die Debatte in die Kommission für Auswärtige Angelegenheiten zu verlegen. Ein vom Abgeordneten B o k a n o w- s t i gestellter Antrag, die Londoner Beschlüsse einer eingehenden Prüfung durch die Kommisston zu unterwerfen, wurde von Herriot zurückgewiesen und von der Kammer mit 820 gegen 209 Stimme» abgelehnt. Am Freitag, vormittags 10 Uhr, beginnt die«igent- liche Interpellationsdebatt«.» Die Linkepresse gibt ihrer Genugtuung über den verlauf der Donnerstagssitzung Ausdruck.„Herriot hatte gestern einen großen Erfolg zu oerzeichnen,* schreibt„Er« Rouoelle*.„Das ist nicht allein unser« Auffassung, sondern wird selbst von der Opposition zugegeben, deren Mitglieder zum Teil das schwächliche Auftreten der Minderheit offen bedauert haben. Di« Rede de» Ministerpräsidenten war für die Anhänger des Nationalen Blocks und der Gewaltpolitik Poincare« von geradezu niederschmetternder Wirkung. Man konnte befürchten, daß Herriot in seiner übertriebenen Vornehmheit sich eine» Vergleichs der von ihm in London erzielten Erfolg« mit der Situation, wie er sie bei Antritt seiner Regierung übernommen hatte, enthalten würde. Glücklicherweise war dem nicht so. Ohne Ueber»
Dennoch: ich verlang«, daß man dies« sterblichen Reste bei- setze unter den, Trimphbogen, gegenüber unserem Unbekannten. Haben nicht alle Religionen neben das Paradies die Hölle, neben die Verdammung die Glorie, neben das Gut« da» Bös« gesetzt?
Wenn nun ein Fremder unter unseren Triumphbogen kommt und ehrfurchtsvoll nachgedacht hat über unseren„unbekannten Poilu*. wird ex sich zu dem teutonischen Barbaren wenden, und dessen ganze Hinterlist ermessen.... Dielleicht wird aber auch jener Fremde einwenden, der ein« wie der ander«, der Deutsche wie der Franzose, sind den gleichen Tod gestorben, st« haben das gleiche getan und beide für ihr Vaterland gekämpft. Doch es wird einem selbstverständlich nicht schwer fallen, ihm zu beweisen, daß das ganz etwas anderes, daß das durchaus nicht dasselbe sei, nicht wahr?*_ das Mars -Geheimnis. In diesen Tagen steht der Mars in größter Erdnähe, und das viel umstrittene Marsproblem wird überall lebhaft erörtert. Die weitverbreitete Ansicht, daß auf dem Mars tierisches oder pflanz. liches Leben gedeiht, läßt sich nach den neueren Untersuchungen nicht mehr aufrechterhalten, weil die tiefe Marstemperatur jede, Leben töten muß. Die Temperatur der Oberstäche eines Planeten läßt sich leicht, wie der schwedische Forscher Svante Arrhenius in seinem Wert„Der Lebenslauf der Planeten*(Akademische Derlagsgesell- Ichast, Leipzig ) ansführt. berechnen, wenn in der Lufthülle kein« Wärme zurückhaltenden Gase enthalten sind. Pie hauptsächlichsten derartigen Gase sind der Wasserdampf, dessen Meng« in der Marsatmosphäre äußerst geringsügig ist, und die Kohlensäure, die wahrscheinlich ebenfalls nur ganz schwach vertreten sein kann. Solche Berechnungen hat zuerst Ehrlstiansen in Kopen hagen ausgeführt. Er hat die Sonnenkonstante, das ist der Energie- inhalt einer Sonnenbestrahlung, die«ine Minute lang auf ein« senk, recht gegen sie gerichtete Fläche von einem Ouadratzentimeter in der mittleren Entfernung der Erd« von der Sonne fällt, gleich 2,5 Ka- lorien angenommen. Auf dem Mars beträgt unter den entsprechen. den Verhältnissen die Energie der Sonnenbestrahlung nur 1.1 Ka- lorien. Di« Rechnung ergibt ein« mittler« Temperatur von—8? Grad für dt« ganze Morsoberfläche. Neuer« genau« Bestimmungen der Stärk« der Sonnenstrahlung von Abbat zeigen, daß die obige Schätzung der Sonnenwärme etwa 20 Proz. zu hoch ist. Rechnet man die Sonnenkonstante zu rund 2 Kalorien, was etwas zu hoch ist, so kommt man zu 50 Grad unter Null für die mittler« Temveratur aus dem Mars . Die äquatorialen Gebiete können eine mittlere Temperatur von— 8 Grad erreichen und zur Mittagszeit auf einige Grad über Null kommen. An den Polen hingegen, wo die Sonn« im Hochsommer monatelang über dem Horizont steht, könnt« die Temperatur höher, bi»+8 Grad, steigen,
Hebung, aber in vollem Lichte der für sich selbst zeugenden Tatsachen hat er diese Parallele gezvAm und angesichts der Nichtigkeit ihres eigenen Werkes war die Mehrheit von gestern er- schlagen.*_
Im Interesse ües§rieüens. Die französische Demokratie für Relchstagsauslösuug. pari». 22. August.(Eigener Drahlberichl.) Die französische Oeffenklichkeit verfolgt den von den Deutschualioualen ge- führten Kamps gegen die Beschlüsse der Londoner Konferenz mit gespanntester Aufmerksamkeil. In den Blättern der Linken wird die Erwartung ausgesprochen, daß die deutsche Regierung für oen Fall, daß die Opposition der Rechten die zur Durchführung des Dawes-Planes nötigen Gesetze zu Fall bringen könnte, vor einer Anslösung de» Reichstage» nicht zurückschrecken werde. Es wird dabei verschiedentlich hervorgehoben, daß, so be- bäuerlich die dadurch verursachte Verzögerung in der Durchführung des Dawes-Planes auch sei. eine Entwicklung dieser Art als eine Festigung des Friede»» in Europa zu begrüßen wäre. Die nationalistische pariser Presse vermag dagegen ihre Genugtuung über die Opposition der Rechten in Deutschland kaum zu verbergen. Die Freude, ml« der sie dir Rlög- lichkeil einer Ablehnung der Gesetze im Reichstag verzeichnet, zeigt wieder einmal, wie die Extreme hüben und drüben sich in die Hände arbelten._ Der Kampf um üie Handelsverträge. Macdonald zum Plan eineS deutsch -franzöfischen Handelsvertrages. London , 22. August.(MTB.) Ramsay Macdonald , der gegen- wärtig außerhalb Londons weilt, hat der„Daily Expreß folgendes Telegramm gesandt: „Was den Handelsvertrag angeht, so sind unsere beteiligten Departements angewiesen worden, Bericht« vorzubereiten, und Herriot hat sich oerpflichtet, mir die Vorschläge, die er Deutschlkmd machen wird, zu unterbreiten, damit ich mein« Bemerkungen dazu machen kann.* „Daily Expreß * sagt dazu, es sei jetzt offenbar, daß Macdon a l d die Auffassung Snowdens teile, wonach der Plan eines deutsch -sranzösischen Handelsvertrag» ein« ernst« Bedrohung der bri- tischen Hondelsinteressen bedeute. Der politisch« Korrespondent des Blattes bemerkt, Macdonald« Telegramm werf« Licht auf eine ver- schleierte Andeutung, die er in seiner Schlußrede auf der Londoner Konserenz gemacht habe. Er habe gesagt:„Es wird seitens gewisser internationaler Kombinationen ein Versuch gemacht werden, unter Anwendung der Waffe politischen Drucks allgemeine Interessen ihren eigenen unterzuordnen. Die Verteidigung nationaler Interessen und nationaler Wohlfahrt gegen solch« Schritte muß von den demotrau- sehen Regierungen sehr sorgfältig erwogen und mit Energie durch- geführt werden.* Dies« Erklärung Macdonalds, so sagt der Korre- spondent, stehe in engem Zusammenhang mit Snowdens später er- folgter Erklärung über den möglichen Schaden, der der englischen Textil- und Eisenindustrie durch einen ftanzösisch-deutschen Vertrag entstehen könnt«. Anschließend an das Telegramm Macdonalds schreibt„Daily Expreß * in einem Leitartikel: E» ist seit langem bekannt, daß eine mächtige Gruppe von fr-anzösischen Industriellen den Plan schmiedet, in Deutschland wichtige kommerzielle Vorteile zum Nachtell anderer Länder, vor allem Großbritannien », zu er- langen. Zu diesem Zweck hat sie beschlossen, das Versprechen einer früheren Räumung des Ruhrgebiets zu benutzen, um Handels- konzessionen von Deutschland herauszuholen. Die Ziel« der Gruppe sind nationali st isch und s e l b st s ü ch t i g. Sie hatte gewollt. daß die Bedingungen diese» Vertrage» Großbritannien gegenüber geheim gehalten werden sollten. Hierin liegt ein ausreichendes Anzeichen für die Bedrohung der britischen Interessen. Herriot hat, indem er sich«inverstanden erklärt«, Macdonald die Bedingungen vor Unterzeichnung des Vertrages mitzuteilen, schön, richtig, aber auch mutig gehandelt. Hierdurch sind di« Berechnungen der In- dustriemagnaten über den Haufen geworfen und bewiesen, daß Herriot ein fester Freund der Entente ist.
wenn keine Wärme durch Luftströmungen weggeführt würde. Selbst- verständlich geschieht da», und di« Temperatur wird ziemlich in der Nähe des Gesnerpunktes bleiben. Man kann sich daher vielleicht vorstellen, daß an den Marspolen irgendwelche niedrigen Gewächs« (Schneealgen und dergl.) während de, kurzen Hochsommer» sich«nt- wickeln könnten. Bis jetzt nahmen Lowell, Very und andere'-s-10 Grad als die mittlere Temperatur auf dem Mars an. weil groß« Mengen wärme. schützender Gase w der Marsatmosphär« vorausgesetzt werden. Diese Voraussetzung ist nicht mehr zulässig, sie ist es ebenso wenig wie der Glaube an«ine hohe Temperatur aus dem Mars . Wahr- lcheinlich ist die mittler« Temperatur des Mars ebenso wie dieicnig« der Erde etwa 10 Grad höher, als die eben erwähnten Rechnungen ergeben. Li« wird etwa—40 Grad betragen, da die sehr klare Mars - luft alle Sonnenstrahlen durchläßt und sich jedenfalls weder Wasser- dampf noch vielleicht auch Kohlensäure oder andere wärmeent- haltende Gase darin befinden. Di« mittler« Sommertemveratur am Diarsäquator dürfte ungefähr 13 Grad höher sein alz di« mittlere Temveratur des ganzen Planeten. Wir müssen also unser« Ansicht vom Mars gänzlich umändern. Der Glaube, daß Lebewesen aus dem Mars existieren können, ist in das Reich der Träume zu verweisen. Demzufolge fällt auch die Theorie von den Marskanälen, die vernunfibegabl« Wesen gebaut haben sollen, in sich zusammen.
Theaterskandal in Dresden . Bei der ersten Wiederholung der „Anarchie in S i l l t a n* von Arnold Bronnen kam es im Dresdner Schauspielhaus, ähnlich wie bei der Aufführung von Toller»„5>inkemann*. zu Störungen durch Trampeln. Pfeifen und Schlußruf«. Di« Krakeel« konnten den Abbruch der Darstellung nicht erzwingen. Die Darstell« hielten taps« stand, wofür ihnen am Schlüsse demonstrativer Beifall dankte. We wir erfahren, beab- flchtigt di« Theaterleilung diesmal nicht, das Stück vom Spielplan abzusetzen in der richtigen Erkenntnis, daß sie mit solcher Kapitulmion sich völlig der Diktatur des Banausentums aussetzen würde. Ver Prang« im englischen Strafvollzug. Mit welcher hart« nackigen Zähigkeit sich im englischen Strafwesen barbarisch« Ge- bräuche erhalten, die auf«in« anderwärts längst überwundene Rechts- anschauung zurückgehen, zeigt ein« Urteilsvollstreckung, die kürzlich in Exeter stattgefunden hat. Ein« junge Frau namens Daisy Gut- Harb wurde nach Verkündigung des Urteil» in«nen eisernen Käsig gebracht, in dem sie in einer Ecke des Genchtssaal» der Neugierde der Zuschauer, di« der Verhandlung beiwohnten, preisgegeben wurde. Di« Frau ward zu einer Geldstrafe von zwei Pfund Sterling und vier Wochen Gefängnis wegen falsch« Beurkundung bei der An- Meldung der Geburt ihres Kindes o«urteilt worden. Als sie nach d« Verkündigung de» Urteils in den Käfig gesperrt und den Blicken der Leute ausgesetzt wurde. o«fi«l sie in hysterische Krämpfe, die ihre Ueberführung nach dem Krankenhaus notwendig machten. DI« ameritovifch« Polizei gegen Stiergefcchl«. Die amerikanifch« Polizei bat alle Toreadorcs wegen Tierquälerei und Grausamkeit verhaltet, die am vergangenen Sonntag an den Sliergefechten in Nelvark und New Aerseg teilgenommen haben, obwohl bei diesen Gefechten kein einziger Stier ge- tötet worden ist.