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Brief.( Unruhe und Zurufe rechts.) Auf der anderen Seite befinde sich eine Urkunde, ein Memorandum der deutschen Regierung, in der ausdrücklich die Erklärung festgestellt wird, daß die beiden Mi­nisterpräsidenten sich der Räumung der rechtsrheinisch besegten Gebiete gleichzeitig mit der Räumung des Ruhr gebiets nicht widersetzen werden. Dieses Memorandum ist von den beiden Ministerpräsidenten unbeantwortet geblieben: sie haben ihm also zugestimmt.

Ich bitte diejenigen, die etwas von dem Gutachten gelesen haben, sich mal die Frage vorzulegen, ist es möglich, fich einen Fall zu denken, wo bis zum August 1925 das Gutachten nicht ausgeführt wäre?( Sehr wahr! b. d. Regierungsparteien.) Und zwar foll es fich um böswillige Zuwiderhandlungen handeln. Es gehört doch ein besonderes Stück dazu, sich einen Fall auszudenken, wo wir es wirklich böswillig fertigbringen fönnten, das Gutachten bis zum August 1925 nicht auszuführen.( Lebhafte Zustimmung b. d. Regierungsparteien.) Die deutsche Regierung ist voll und ganz gewillt, das Gutachten in aller Loyalität und aller friedfertigen Ge­finnung zur Ausführung zu bringen, soweit es irgend möglich ist, und ich hoffe, daß sie der Reichstag dabei unterstüßt.( Beifall.)

Herr Hergt verlas Stimmen aus dem besetzten Gebiet, er hat fich aber nur zu einer einzigen aufschwingen fönnen, die er aus bestimmten Gründen zweimal zitierte. Es war immer dieselbe. ( Heiterkeit.)

Demgegenüber fönnen wir zahlreiche Stimmen anführen, die die Aufforderung an die Herren richten, ein Ja auszusprechen.

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Wenn die Arbeiter wüßten.

Völkische Führer im Spiegel der eigenen Presse.

Wir haben in London mehrmals die Entdeckung gemacht, daß, wenn wir mit den verschiedensten Vertretern der Länder auf den verschiedensten Gebieten ins Gespräch tamen, sich stets der unab­Die völkischen Banden fliegen auseinander. Die Einsetzung eines wendbare Schluß engab, daß mir, wenn wir uns nach Abbruch der Verhandlungen von London zurückziehen würden, uns Triumvirats, die auf dem Weimarer Parteitag beschlossen wurde, einer vollständigen Einheitsfront der Alliierten ist nur ein kläglicher Versuch, zu retten, was doch nicht mehr zu gegenüber befunden hätten. Auch in Gesprächen mit den Englän­retten ist. Die Organisationen gehen zurück, die Presse geht ein und dern und Amerikanern wurde uns, wenn wir fragten, wie sie sich eigentlich zu den Dingen stellten stets die Antwort erteilt, die der Glaube an einen fünftigen Erfolg verschwindet. Aus dem übel­Herren müßten uns den Rat geben, uns mit diesem Entgegenkommen riechenden Sumpf steigen Fäulnisblasen auf. Die Herren Wiesen. Frankreichs zu begnügen. Wenn Sie in den Tonarten fortfahren ba cher und Streicher haben noch vor kurzem in öffentlichen wie bisher in ihrer Agitation, und auf diese Weise Frankreich Bersammlungen die völkischen Führer nach Strich und Faden durch weiter Stoff zu feiner...( Großer Lärm auf der Rechten, zurufe: die Goffe gezogen. Jetzt bleibt die Mehrheit der bayerischen Land­Den Kampf nehmen wir auf! Und das ist der Kanzler des Deut- tagsfraktion die Antwort schuldig. Die deutsche Presse", das schen Reiches! Glocke des Präsidenten, Gegenrufe der Sozial- Münchener Kampfblatt der völkischen Freiheitsbewegung", schreibt demokraten. Der Schluß des Safes geht in der allgemeinen Un­ruhe unter.) Einige weitere Ausführungen Hergts muß ich etwas wörtlich über Streicher und Wiesenbacher: sonderbar finden. Einmal hat er gesagt, es feien die Handels.. verträge absolut getrennt gehalten worden von den Berein. barungen über die Ruhr. Ich muß sagen, gerade das war unsere Absicht, und wir haben gerade bei Herriot volles Verständnis gefunden. Es wäre aber sehr töricht von uns ge­wesen, diese Gelegenheit, wo wir nun einmal mit den Herren aus Frankreich und Belgien in Verhandlungen eingetreten waren, nur für einen Zweck zu benutzen und alles andere von der Hand zat weisen.

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Wir haben es, was die letzten sieben bis acht Jahre anlangt, Ich glaube, wenn wir das nicht getan hätten, würde man ge­fehr zu bedauern, daß das deutsche Bolt nicht immer über die Lageradezu eine Pflichtverlegung darin sehen.( Sehr richtig! b. orientiert war.( Lebhafte Zustimmung b. d. Regierungsparteien.) d. Mehrheit.) Und wenn gesagt wird: Wie können überhaupt Es ist versucht worden, durch Fanfaren und Trom Handelsvertragsverhandlungen stattfinden, solange der Feind auf petengeschmetter das Bolt in eine Begeisterung hineinzu- deutschem Boden steht?" so habe ich diesen Einwand allerdings nicht Eringen, die recht bald wieder verfliegen mußte. Von meinen Aus­führungen vom Sonnabend habe ich auch nicht das geringste zurück­zunehmen, denn es ist auch nicht das geringste versucht worden, um irgendwie die Unrichtigkeit meiner Ausführungen nachzuweisen. Ich sage noch einmal ganz offen:

Ich sehe allerdings die Entwicklung der Dinge außerordentlich peffimistisd; an, wenn durch die Ablehnung im Reichstag die Londoner Abmachungen scheiden. Sich mit dem Gedanken zu befreunden, es werde gelingen, in absehbarer Zeit, etwa in ein bis zwei Monaten, nochmals eine Konferenz zufammenzubrin­gen, dazu gehört ein Optimismus, den ich nicht teile.( Lärm rechts.)

Es ist davon gesprochen worden, daß wir leider den Rechts­gedanken allzu sehr hätten zurücktreten lassen und ihn nicht hin­reichend betont hätten. Ich wundere mich eigentlich darüber, daß dieser Vorwurf erhoben worden ist, denn ich erinnere mich sehr wohl, daß, als ich vor einigen Wochen mir den Ausdruck erlaubte von Weltgewissen und öffentlicher Meinung, ich dann gerade von der rechten Seite aus mit hohngelächter unterbrochen wurde.( Lärm rechts.) Herr Hergt hat mir vor­geworfen, daß ich mich von der englischen Regierung auf den Rechts Standpunkt habe verweisen lassen. Ueberprüft man die Londoner Aften, so fönnte man das Umgefehrte sagen.

Herr Hergt hat gesagt, wir hätten eine große Einheltsfront der 2lierten gegen uns allmählich zusammengebracht. Worin dieser Borwurf bestehen soll, ist mir etwas rätselhaft.

Die Reden, die wir früher oft von deutschvölkischer Seite, auch Heute noch von Herrn Wulle gehört haben, die find allerdings außerordentlich geeignet gewefen, eine solche Einheitsfront der Alliierten zu schaffen.( Großer Lärm rechts.) 3ch glaube aller­dings aus den verschiedenen Verhandlungen der Parlamente gerade in den letzten Tagen feststellen zu müffen, daß die Natio­nalisten in der französischen Kammer ebenso wie die Nationa­liften hier im Reichstag fich gegenseitig die Bälle zuwerfen. ( Große Unruhe rechts. Abg. v. Graefe ruft: Jammervolle Mätzchen!)

Krach bei den Vaterländischen.

Wie die Bolksuteinung gemacht wird. Die Vereinigten Baterländischen

Ber

bände hatten für den Sonnabend eine Reichsvertretertagung einberufen, auf der die Herren Geisler und West arp nach bekanntem Muster gegen das Londoner Protokoll, die Reichsregierung und die Sozialdemokratie aufzuputschen ver fuchten. Das Resultat war eine fulminante Resolution, die fich für Ablehnung des Londoner Protokolls, für Reichstags auflösung und Neuwahlen aussprach. Die deutschnationale und deutschvölkische Preffe hatte nichts Eiligeres zu tun, als dieses Resultat unter der Devise das nationale Deutschland hat gesprochen" der Welt zu verfünden. Die Sache stimmt nur nicht ganz. In der Magdebur gischen Zeitung" steht zu lesen:

Don

Reichstagsabgeordneter Adams( DBp.) ermächtigt uns, mit zuteilen, daß die Baterländischen Verbände Rheinland- Westfalen zu der Tagung der Vereinigten Baterländischen Verbände, die am vergangenen Sonnabend unter dem Vorsitz des Abgeordneten Geisler in Berlin stattfand, nicht eingelaben waren. Im Gegensatz an der auf diefer Tagung gefaßten Entschließung stehen die Baterländischen Verbände von Rheinland- Westfalen auf dem Standpunkt, daß das Londoner Abkommen angenommen werden muß.

Herr Adams unterstellt damit den Vereinigten Bater­ländischen Verbänden und ihren ehrenwerten Führern Geisler und von der Golz, ein Fälscherkunststüd ersten Ranges por­genommen zu haben. Das wird niemand in Erstaunen setzen, der die Objektivität" dieser Herren ihren Gegnern gegenüber zu beobachten Gelegenheit hatte. Der Vorfall wirft zu gleicher Zeit ein grelles Licht auf die nationale Einheitsfront, wie fie die Hergt und Westarp verstehen. Immer im entscheiden­den Augenblic flappt diese Einheitsfront jämmerlich zu­fammen und um das zu verbergen, greift man zum Mittel der unwahrhaftigteit. Der Geist der Vernunft darf bei diesen Herrschaften nicht hochkommen, denn er ist der schlimmste Feind ihrer künstlich großgezüchteten Bewegung.

Bayerns Ja.

Auch der deutschnationale Justizminifter für Annahme. München , 25. Auguft.( Eigener Drahtbericht.) Die Zustim. mung Bayerns zum Londoner Abkommen wurde im bayerischen Ministerrat auch in Anwesenheit des deutschnationalen Justizministers Gürtner und des Bertreters der deutsch nationalen Landtagsfraktion beschloffen, und zwar, wie offiziös mitgeteilt wurde, in voller Einhelligteit. Diese Fest legung ist den Deutschnationalen später sehr unangenehm geworden, und aus ihrer Bandtagsfraktion fommt jetzt eine Erklärung, die be fagt, daß wenigstens der Fraktionsvertreter sich nicht für die An­nahme ausgesprochen, sondern die Stellungnahme der Landtagsfrak­tion vorbehalten habe. Die Zustimmung des deutschnationalen Mi­nifters wird nicht bestritten, sondern lediglich gesagt, daß in der Frage des Eisenbahngefezes( wo Bayern bekanntlich im Reichsrat sich der Stimme enthielt) die bayerische Regierung darauf habe Rücksicht nehmen müssen, daß nach dem Staatspertrag mit dem Reich der Ein­Spruch eines einzigen Eisenbahnlandes genüge, um die Verabschiedung des Gesetzes im Reichsrat und seine Einbringung im Reichstage über haupt zu verhindern. Das letzte Wort über das Londoner Abkom men müsse vom deutschen Bolt selbst durch den Reichstag besprochen

erwartet.

Sollen wir vielleicht alle Handelsvertragsverhandlungen aus­fchließen, bis die Frist von 15 Jahren abgelaufen ist, inn deren auch die Räumung des letzten besetzten Gebietes statt­finden foll?

Es ist doch eine unhaltbare Forderung, sich alle Wege fo zu ver­sperren. Herr Hergt hat uns weiter den Vorwurf gemacht, daß wir nun diese Bedingungen freiwillig unterschrieben hätten. Aber einem Dittat hätten wir uns unterwerfen follen. Ich hätte unsere Stellung hier sehen mögen, wenn wir mit einem Diftat in der Hand erschienen wären!( Sehr gut! b. d. Mehrheit.) Die Deutsche Zeitung" und die Kreuzzeitung ", die in den letzten Tagen start demagogisch eingestellt waren, hat ja diefes Diktat als Schlag­wort benutzt. Wir sind gern bereit, am nächsten Gonnabend zu unterschreiben( hört! hört!), weil wir diesen Kontraft als einen Schritt auf dem Wege zur Gesundung unseres Vaterlandes ansehen, weil wir auf diesem Wege einen großen Teil unseres besetzten Ge biets zu befreien hoffen,( Rufe rechts: Nur hoffen!) Weil wir diese Hoffnung haben, darum sind wir bereit, zu unterschreiben.( Lebh. Beifall b. b. Mehrheit.)

Bizepräsident Dr. Rießer ruft den Abg. v. Graefe( Natioz.) wegen des Zurufs gegenüber dem Kanzler: Jammervolle Mätzchen!" zur Ordnung.

Abg. Pfleger( Bayr. Bp.) erfennt an, baß von der deutschen stimme den Borlagen notgedrungen zu.

Delegation große Arbeit geleistet worden ist. Seine Frattion

Nach einer Rede des Abg. Bredt( Wirtschp.) beantragte Abg. Katz ( Romm.), die im Auswärtigen Ausschuß bereits durchberatenen Ge­fetze nochmals im Ausschuß zu beraten. Infolge Beschlußunfähigkeit wurde über den Antrag nicht abgestimmt und das Haus vertagte sich um 11 Uhr 15 Minuten.

werden. Gerade bte Gegner ber Londoner Abmachungen hätten ein Intereffe daran, daß der deutsche Reichstag die alleinige und letzte Entscheidung behalte.

Dritte Lesung am Donnerstag.

Der Aeltestenrat des Reichstages hat, wie Eca meldet, befchloffen, die zweite Lesung am Dienstag und Mittwoch stattfinden zu lassen, und zwar soll jeder Fraktion eine 1½stündige Redezeit gewährt werden. Am Donnerstag wird dann die dritte Lesung der Gesetze stattfinden. Nach Erledigung der Dames- Gesetze im bejahenden Sinne sollen dann noch die Wahlvor lage und die 3ollportage beraten und befchloffen werden.

Die Zollvorlage im Reichstag.

Am Montag ist im Reichstage doch die 8011. vorlage eingebracht worden. Anfänglich hatte der demokratische Reichswirtschaftsminister die Unterschrift verweigert, fie aber am Sonntag doch gegeben, um die drohende Ministerkrise zu vermeiden. Die demo tratische Frattion hat gleichzeitig bei der Reichs­regierung gegen die Uebermittlung der Vorlage an den Reichstag entschieden protestiert

Ordnungszelle" Thüringen .

Eine sozialdemokratische Interpellation. Die sozialdemokratische Frattion hat im Reichstag folgende Interpellation eingebracht:

,, Streicher und Genossen sind heute die schlimmsten Bonzen, Terroristen und Lügner. Ein Beispiel: Streicher verlangte seinerzeit in der Fraktion ausdrücklich, in keinen Landtagsausschuß hineingewählt zu werden, er betrachte es als seine Aufgabe im Landtag die Behandlung der Judenfrage, und hierfür müsse er freie Hand haben. Und nun geht er hin und sagt in öffentlichen Bersammlungen, die Fraktion wolle ihn beseitigen, sie sei gegen ihn, und führt als Beweis an, man habe ihn in feinen Ausschuß gewählt! Streichers intimster Freund, Wiesenbacher, ist selbstverständlich ein Ehrenmann. Beweis: er gab vor seiner Aufstellung als Landtagskandidat sein Ehrenwort, daß er nicht vorbestraft sei. Er brachte sogar ein polizeiliches Leumunds zeugnis, verschwieg aber, daß er

wegen 11fachen Bandendiebstahls mit 2 Jahren 1 Monat vorbestraft

war.

Weiter: Wiesenbacher bettelte die Nürnberger DAP. um Unterstüßung an, da er mit seiner Familie nicht von den Diäten leben fönnte. Die DAP. zählte ihm wöchentlich 40 m. Herr Wiesenbacher aber forderte in öffentlichen Bersammlungen auf, feine Mitgliedsbeiträge mehr an die DAP. zu zahlen. Als die DAP. infolgedessen weniger einnimmt, schämt sich Wiesenbacher nicht, die Differenz aus der Privaitasche des Vorsitzenden der DAP., Herrn Dr. Stöder, anzunehmen und trotzdem gegen ihn und die DAẞ. weiterzuhehen. Ehrenmann! Noch besser, der ,, arme, ehrliche Arbeiter", wie ihn Streicher nennt, der von den Diäten mit seiner Familie nicht leben kann und Unterstützung erbettelt, der ißt ausgerechnet im Pschorrbräu, wo es doppelt so teuer ist, weil die im Landtagsrestaurant immer nig Gscheits zu freffen haben". Bonze!

Daß er sich als den einzigen Arbeiter der Völkischen Fraktion bezeichnet, ist unserem Anton Dregler gegenüber eine kindliche Ungezogenheit, daß er aber ablehnt, im Plenum einige Worte zum Achtstundentag zu sagen, trok rechtzeitiger Aufforderung, zeigt den Arbeiter- Abgeordneten Wiesenbacher im schönsten Licht. Er weiß ja warum,

er ist zu dumm dazu, er fann bloß in Bersammlungen einige auswendig gelernte Phrajen abhaspeln;

denn wie er sich räuspert und wie er sich spuckt, das hat er ihm glücklich abgeguckt. Ihm, dem großen Julius, seinem Herrn und Meister."

In diesem Stile geht es fpaltentang weiter. Streicher wird vorgeworfen, daß er die Frauen von Parteigenossen ver führe und auf Angriffe der Judenpresse nicht mit Klagen reagiere, weil er diese Angriffe nicht widerlegen fönne. Seine Leistungen in Nürnberg werben als wüste Aufhebung gegen Hitler und Ludendorff geschildert.

Die Deutsche Zeitung" hat dieser Tage wehmütig darüber ges flagt, daß die nationale Bewegung es nicht fertig bringe, den demo­fratischen Kreisen etwas Gleichwertiges wie das Reichsbanner Schwarz- Rot- God gegenüberzustellen, daß es ihnen vollständig an der Geschlossenheit der Bewegung fehle. Die Deutsche Zeitung" hat recht, wenn sie das feststellt, sie irrt nur, wenn sie glaubt, daß das doch noch möglich sein müsse. Dieser sogenannten nationalen Bes wegung, die in Wirklichkeit mit nationaler Gesinnung nicht das geringste zu tun hat, fehlen alle Vorausseßungen dazu. Sie dann nicht zu innerer Geschlossenheit kommen, weil ihr jeder ideelle und sittliche Untergrund fehlt. Die Völker haben es längst satt, im Bandentum ihr Ideal völkischer Behauptung zu sehen, sie wollen arbeiten und leben, sie wollen schaffen und in bessere Zukunft sehen können. Wo könnten sie solche Zukunft erhoffen von einer Bewegung, die nichts weiter ist als das letzte Nachklinger zersehenden Landsknechttums aus dem Krieg, den die Bötter immer mehr verfluchen lernen. Ihr schafft es nicht, ihr Herren von der Reaktion, eure Zeit ist abgelaufen!

Ein Fest der Arbeit.

Hamburg , 25. August.( Eig. Drahtbericht.) Das am gestrigen Sonntag von den freien Gewerkschaften Hamburgs ver­anstaltete Fest der Arbeit nahm einen großartigen Berlauf. In den Mittagsstunden sammelten sich im Stadtinnern die einzelnen Organisationen und Gewerte zu einem gewaltigen Festzug, in dem besonders die Festwagen, auf denen die Tätigkeit der verschiedenen Berufe symbolisch dargestellt wurde, auffielen. Bemerkenswert war, daß sich in den Festzug auch viele Kommunist en eingereiht hatten. Auf dem Festplaß, dem großen Hamburger Stadtpark, wurs ben an 17 verschiedenen Stellen Darbietungen der Arbeitersportler und-fänger geboten. Die Teilnehmerzahl an diesem Fest der Arbeit wird auf über 300 000 geschäßt.

Mörder Schulz bleibt in Haft. Einleitung des Auslieferungsverfahrens. In Thüringen herrschen verfassungswidrige zu. Budapest , 25. Auguft.( WTB.) Wie die Blätter melden, stände. Rundgebungen für die Verfassung werden von der Landes. regierung erschwert, Rundgebungen gegen die Berfaffung gefördert. hat die deutsche Regierung an die ungarische Behörde heute Der sozialistischen Arbeiterjugend von Jena wurde eine Rundgebung das Ansuchen um Einleitung des Auslieferungsver­für Frieden und Republik, dem Reichsbanner Schwarz- fahrens gegen Förster- Schulz gerichtet. Im Sinne dieses Rot Gold in Weimar ein Fadelzug verboten. Dagegen wurde Antrags beschloß der Anklagefenat, daß der Beschuldigte auf Grund der nationalsozialistischen Freiheitspartei ge- des Auslieferungsbegehrens der deutschen Regierung in Haft ge­ftattet, in Weimar öffentliche Feftzüge und Rundgebungen gegen die nommen bzw. behalten werde. Diese Haft ist auf 6 Wochen be­Republik zu veranstalten und das Deutsche Nationaltheater mit Haken- schränkt, und in dieser Zeit muß über das Auslieferungsbegehren, Preuzfahnen zu schmücken". das durch das Juftizminifterium auf diplomalischem Wege zu er­In Weimar duldet die Landesregierung öffentliche Beledigen sein wird, entschieden werden. In erster Reihe wird die schimpfungen der Verfassung und der verfassungsmäßigen Frage entchieden werden, ob es sich um einen gewöhnlichen oder Vertreter der deutschen Republik. Der Abgeordnete Dr. Dinter einen politischen Mord handelt. durfte sogar öffentlich die gegenwärtige Reichsregierung des Bolks. und Hochoerrats anflagen und erklären: Sie gehört an den Galgen!" In Weimar versagt die Landesregierung der republikanischen Bevöl ferung den polizeilichen Schutz, auf den sie Anspruch hat.

Zahlreiche Störungen in der öffentlichen Ruhe und Ord. nung sind durch Besucher der Tagung der nationalsozialistischen Frei­heitspartei erfolgt: Behelligung und Mißhandlungen von Spazier­gängern auf den Straßen, Ueberfälle auf Mitglieder des Reichsbanners Schwarz- Rot- Gold, Beraubung von mißhandelten Personen, rechts­widriges Eindringen in das Boltshaus, sinnlose und Menschen ge­fährdende Schießereien.

Gedenkt die Reichsregierung diese verfassungswidrigen Zustände in Thüringen weiter zu dulden? Oder was gedenkt sie zu tun, um die Thüringer Landesregierung zur Erfüllung ihrer Pflicht anzuhalten, für die Reichsverfaffung einzutreten, republitanische Kundgebungen zu fördern und die Republikaner zu schützen?

Die Mongolei als Republik .

Mostau, 24. Aug.( DE.) Erst jetzt ist in Moskau ein genauerer Bericht über die Festlichkeiten eingetroffen, mit welchen am 8. Juli in Urga die Mongolei zur Republit proflamiert worden ist. In Anwesenheit aller Würdenträger und des Sowjetgefandten fand ein großes Boltsfest und eine Truppenschau statt. Dann hielt der er ste minister eine Rede, in welcher er barauf hinwies, daß schon vor drei Jahren nach der mit Hilfe Sowjet- Rußlands vollzogenen Befreiung der Mongolei von der Macht des zarischen Generals Ungern- Sternberg die Mongolei eigentlich eine Republik wurde; doch habe man wegen der außerordentlichen Beliebtheit des damals noch lebenden Monarchen, des Bogdo. Chehen, biefem eine Schein macht belaffen. Jeht nach feinem Zob konstituiere sich die mongolische Republit, deren oberstes Regierungsorgan der Churuldan( Bandtag) fei, da man die höchste Gewalt einer Einzelperson nicht anvertrauen wolle.