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Herriots Erfolg.

Paris  , 25. Auguft.( Eca) Zu Beginn ihrer heufigen Sitzung beschloß die Kammer mit 333 gegen 168 Stimmen, Herriots Rede über das Londoner   Abkommen in der ganzen Republit anschlagen zu laffen.

Internationaler Textilarbeiterkongreß.

Wien  , 23. Auguft.

Der Kongreß beendete gestern, Freitag, seine Arbeiten. Den Borfiz führte in der letzten Sigung Samyn( Belgien  ). Zunächst hielt Rödel( Deutschland  ) das Schlußwort zu seinem Referat ,, a n- delspolitik und Textilindustrie". Es wurde dann bei  Paris, 25. August.( Eigener Drahtbericht.) Die nationalistische einer Stimmenthaltung einstimmig folgende Resolution

Der Verurteilte darf das Urteil schelten.

Presse bemüht sich, den starken parlamentarischen Erfolg, den Herriot am Sonntag in der Kammer davongetragen hat, zu schmälern. So bringt es am Montag abend der Intransigeant" fertig, der Mehrheit, die für die Ratifikation der   Londoner Beschlüsse gestimmt hat, die tompafte Majorität" entgegenzuhalten, die Poin­carés Außenpolitik jeweils in der Kammer des Nationalen Blocks gebilligt habe, und daraus den Schluß zu ziehen, daß   Poincaré das ganze Land hinter sich gehabt habe, während Herriot nur von seinen eigenen Parteigängern gehalten wurde! Die   französischen Nationalisten tun noch immer, als hätten sie das Urteil des Volkes am 11. Mai nicht begriffen.

Nachträgliche Besprechung des Lansaner Friedensvertrags

Paris, 25. Auguft.( Eigener Drahtbericht.) Die Rammer hat om Montag vormittag die Aussprache über die Ratifikation des  Lausanner Friedenvertrages begonnen. Der am 24. Juli 1923 geschlossene und von England,   Italien und   Japan bereits ratifizierten Frieden von   Lausanne hat nicht nur dem Krieg zwischen der   Türkei und   Griechenland ein Ende gemacht, sondern auch das im Jahre 1919 der   Türkei von den Alliierten aufgezwun­gene Friedensdiftat von   Sèvres vollkommen abgeändert.  Frankreich verliert durch den Lausanner Vertrag die politische Bormachtstellung, die es seit Jahrhunderten im nahen Orient gehabt hat, mahezu völlig. Die Diskussion in der Rammer hat nur rein akademischen Charakter, da der Vertrag von   Lausanne in Wirklichkeit bereits seit einem Jahr in Kraft getreten ist und irgendwelche Aenderungen daran ziemlich ausgeschlossen sind. Herriot

In dieser Debatte führte

aus, daß die   türkische   Republik die Tochter   Frankreichs sei. Die türkischen Staatsmänner seien unter französischem Ein­fluß herangebildet worden. Die Intervention der   Türkei an der Seite   Deutschlands hätte vermieden werden fönnen, wenn man einige Jahre zuvor der   Türkei die Unterstüßung gewährt hätte, die das Land damals von   Frankreich verlangte Frank­  reich seh glüdlich, der   Türkei zu helfen und ihr repu­blikanisches Regime zu befestigen.

Der deutschvölkische Idealheld.  Mussolini erwürgt die deutschsüdtiroler Schulen.  Rom, 25. Auguft.( WTB.) Im Ministerrat wurde beschlossen, die bisherige deutsche Normaljchule in Bogen eingehen zu laffen, weil sie überflüssig sei und weil die deutschsprachigen Elementarschulen allmählich alle verschwinden sollen. An Stelle der  deutschen Normalschule soll ein italienisches Unter- und Ober­gymnafium in   Bozen errichtet werden.  

Neapel für den Faschismus verloren.

Beginn des   italienischen Freiheitskampfes.  Rom, 25. Auguft.( EP.) Erminister Agricola, einer der Oppositionsführer Süditaliens, hat der   Giustizia" über die Stim­mung in   Neapel erklärt: Die Stadt ist des faschistischen Regi mes müde. Wenn die Miliz am Sonntag die Bevölkerung ein­schüchtern wollte, hat sie sich schwer verrechnet. Jene Ausschreitungen haben das Bolt empört, das sich gegen den Gedanken auflehnt, wie ein Negerdorf behandelt zu werden. Jetzt ist   Neapel für den Faschismus endgültig verloren. Neue Gewalttaten wür­den fein gefügiges Volt mehr finden.   Mussolini hat einmal erklärt, in   Neapel habe der Kampf für die Freiheit   Italiens begonnen. Ich habe den Eindruck, daß in   Neapel schon geistig der Kampf für die Befreiung 3taliens vom Fajdhismus begonnen hat,  deu   Italien letzten Endes als Unabhängigkeitsfrieg betrachtet.

Auch am gestrigen Sonntag ist es in   Neapel zu schweren politischen Zusammenftößen auf den Straßen gekommen. Dreißig Personen wurden verwundet, über hundert von Polizei und Miliz festgenommen,

Interparlamentarische Konferenz.

Kritik am Völkerbund.  

Zürich, 25. Auguft.( Eigener Drahtbericht.) In der Montags­fizung der Interparlamentarischen Konferenz wurde zunächst über die Minoritätenfrage debattiert. Der Vertreter der jüdischen Minder­heiten ber baltischen Randstaaten forderte eine größere Attivität des Völkerbundes zum Schuße der Minderheiten. Der  französische Abgeordnete Lefoyer fritisierte den Bölterbund, in dem die Völker selbst so gut wie gar nicht zum Worte fämen. Es müsse deshalb dahin gewirkt werden, daß die Regierungs­vertreter beim Bölkerbund durch Volksvertreter ersetzt werden. Sodann entwickelte der deutsche Reichstagsabg. Schüding( Dem.) die Grundsätze der Interparlamentarischen   Union und forderte Kona trolle der auswärtigen Politit durch die Parlamente, Deffent­lichkeit aller zwischen den Staaten geschlossenen Verträge, Ab­fchaffung von Geheimfonds der Regierungen, Berhinde­rung von Angriffstriegen durch allgemeine obligatorische Schiedsgerichtsbarkeit in Streitigkeiten zwischen den Na­tionen und Ausbau des Internationalen Schiedsgerichtshofes im Haag; Voraussetzung für die militärische Abrüftung sei die fyfte matische Organisierung und Förderung der sittlichen Kräfte in allen Nationen.  

Bern, 25. Auguft.( WTB.) Die interparlamentarische Konfe renz lehnte es ab, auf verschiedene Anträge einzugehen, die Lind­hagen   Schweden( U. Soz.) zur Debatte stellen wollte und die allgemeine Revision des Bölterbundpaftes, internatio nales Abkommen über eine Weltsprache und eine Einladung an   Amerika zum Eintritt in den Völkerbund zum Gegenstand hatten. Gegen eine Behandlung der letzteren Frage erhob auch der  amerikanische Delegierte Burton Einspruch.

Die Kleine   Entente in Laibach.  Prag, 25. Auguft.( Eigener Drahtbericht.) ( Eigener Drahtbericht.) Am 27. und 28. August tagen in Laibach die Außenminister der Kleinen  Entente. Im Bordergrund werden folgende Punkte stehen: 1. Wie soll sich die Kleine   Entente während der Böiterbunds. tagung verhalten, wenn die Kontrolle der Rüftungen der unterlegenen Staaten, namentlich   Bulgariens,   Ungarns und Deutschösterreichs, mit der der Bölferbund betraut werden soll, verhandelt wird; die Kleine   Entente wird dabei die Forderung per­treten, daß sie in den mit der Kontrolle betrauten Kommissionen ver­treten ist. 2. Das Verhältnis der Kleinen   Entente zu   Rußland; man ist der Ansicht, daß die Vertreter der   Tschechoslowakei und Süd­flawiens sich für die Anerkennung der Sowjet- Regierung einfeßen merden. 3. Die Folgen des   Londoner Abkommens; in diefer Frage will die Kleine   Entente erreichen, daß ihre Intereffen an den Reparationsleistungen und den Kriegsschulden berücksichtigt

werden.

Gin fommunistischer Kurier wurde in   Rosenheim, in der Nähe des Bahnhofs verhaftet. Er soll wichtiges Material über die KPD. beseffen haben.

angenommen:

Ein ungehinderter Warenaustausch der Bölker untereinander ist eine der Grundlagen wirtschaftlichen Friedens und der Völker­wohlfahrt. Insbesondere bedarf die Textilindustrie, da die von ihr benötigten Rohstoffe wie auch Halbfabrikate nur in bestimmten Ge­bieten erzeugt werden, der Freizügigfeit, um ihre wirtschaft­lichen Funktionen erfüllen und sich technisch zur höchsten Volltom­menheit entfalten zu fönnen. Absperrmaßnahmen aller Art, wie Aus- und Einfuhrverbote sowie

hohe Zollschranken einzelner Länder hindern diese Entwicklung und sind nicht geeignet, den sozialen Auf­stieg weder der Arbeiterschaft im allgemeinen, noch der Textilarbei­ter im besonderen zu fördern.

Darüber hinaus sind wirtschaftliche Maßnahmen eine Quelle dauernder internationaler Differenzen und mit Ursachen friege­rischer Berwicklungen. Aus dieser Erwägung erneuert und erwei­tert der Kongreß die Entschließung des Pariser Kongresses, wonach er uneingeschränkte Handels- und Austauschbeziehungen zwischen allen Ländern der Erde, Abschluß von Handelsverträgen, Abbau der noch bestehenden Aus- und Einfuhrverbote sowie der Boll­schranken auf dem Textilgebiet und der bestehenden Ausnahme­bestimmungen gegen einzelne Länder fordert.

Der Kongres verpflichtet die der Internationale angehörenden Organisationen, in allen zuständigen Körperschaften, in denen sie Einfluß befizen, in diesem Sinne zu wirken."

Die neuen Beiträge.

3ehms(   Deutschland) berichtet dann namens des Romitees, das über die Beitragsregelung zu beraten hatte. Da die Währungen in den einzelnen Ländern wieder stabil geworden sind, fann wieder für alle Länder ein einheitlicher Beitrag festgesezt werden.

Ohne Debatte wird folgender Beschluß gefaßt: Der Mitgliedsbeitrag soll einheitlich für alle Länder in   amerikanischen Dollars berechnet werden. Der Mitgliedsbeitrag beträgt mit Wirkung vom 1. Januar 1925 drei   amerikanische Cent für das Mitglied und Jahr.

An dem bestehenden Verhältnis der Zuteilung an den Streif­und den Verwaltungsfonds soll nichts geändert werden, Landesorganisationen, die aus irgendwelchen Gründen fortgesetzt feine Mitgliedsbeiträge zahlen, fönnen nicht Mitglieder der Inter­nationale sein.

Es wird dann der neue internationale Sekretär gewählt. Die Wahl fällt auf den Engländer James   Bell. Eisenring(   Frankreich) legt hierauf folgende

Resolution über den Achtstundentag

vor, die einstimmig angenommen wurde:

" Der Internationale Textilarbeiterfongreß erneuert seine seit fo vielen Jahren aufgestellte Forderung nach dem Achtstundentag. Er wiederholt, daß sowohl aus moralischen wie aus physischen Gründen eine achtstündige Arbeitszeit die höchst= fumme an Arbeit darstellen soll, die von einem beliebigen Arbeiter an einem beliebigen Tag geleistet wird, und daß nur eine unwissenschaftliche Methode der Erzeugung und Verteilung eine längere als achtstündige Arbeitszeit erfordern fönnte.

Der Kongreß ist der Meinung, daß es hauptsächlichste Pflicht aller angeschlossenen Organisationen ist, in enger Zusammenarbeit mit den anderen Gewerkschaften ihres Landes auf einer un ver= züglichen Ratifitation des Washingtoner Ueber­einfommens zu bestehen.

Der Kongreß wiederholt überdies feine ernste Absicht, dahin zu wirken, daß kein Arbeiter mehr als acht Stunden täglich arbeitet, und daß überdies die Arbeiter einen

freien Sonnabendnachmittag

haben. Er versichert ebenso, nichts unversucht lassen zu wollen, daß in allen Ländern, in denen die Textilindustrie entwickelt ist, Berbesserungen der Arbeitszeit gleichzeitig durchgeführt werden. Der Rongreß wendet sich fategorisch gegen jedes Ar= beitsschichtsystem in der Textilindustrie und lehnt jede Nachtarbeit entschieden ab.

Der Kongreß verlangt von den Bandesorganisationen, fie mö­gen die Forderungen vertreten, daß ohne Unterbrechung nur vier Stunden gearbeitet werden soll, und daß nach Ablauf einer Höchst arbeit von vier Stunden ein wesentlicher Zeitraum für Mahl­zeiten und Erfrischungen eingeschoben werden soll.

Das Sekretariat hat den Kampf um Ratifizierung des Wa shingtoner Abkommens ständig zu überwachen, die Landesorgani­fationen eventuell an die Durchführung zu erinnern, Berichte über den Verlauf des Kampfes einzufordern und besonders wirksam er­scheinende, von einzelnen Landesorganisationen angewendete Kampfmittel den angeschlossenen Verbänden zur Kenntnis zu bringen."

Banderputte(   Frankreich) sprach dann noch über die unzureichenden Schuhvorkehrungen in der Textilindustrie. Er faßte feine Ausführungen in folgender Resolution zusammen, die ohne Debatte einstimmig angenommen wurde:

,, Der Kongreß stellt fest, daß die hygienischen Borteh rungen und Sicherheitseinrichtungen in den Ter­tilfabriken der verschiedenen Länder im allgemeinen völlig un zureichend sind. Diese Einrichtungen müssen sofort ver= bessert werden. Da der Mangel an Hygiene und Sauberkeit in den Fabriken die Ursache der Boltsseuchen, insbesondere der Tu= berkulose, und das Fehlen der entsprechenden Sicherheitsein richtungen die Ursache ernster Unfälle ist, müssen in allen Län­dern Geseze zum Schuße der Arbeiter beschlossen wer­den. Das ist um so notwendiger, als die fortschreitende Technik die Gefahren in den Fabriken erhöht.

Da infolge des Fehlens der hygienischen und Sicherheitsein­richtungen sehr häufig Krankheiten eintreten, die deutlich den Cha­rafter von Berufstrantheiten haben, müssen solche Lei­den, die als Berufskrankheiten anzusehen sind, in die Arbeiter= unfallgefehe aufgenommen werden.

In der Erwägung, daß der Dienst der Arbeitsinspet­toren eine einwandfreie Kontrolle aller Gesundheits- und Sicher­heitsvorschriften garantieren muß, glaubt der Kongreß, daß den Ar­beitsinspektoren, die Angestellte des Staates find, Arbeiter vert reter, die von den Gewerkschaften ernannt werden, bei­gegeben werden müssen.

Der Kongreß ladet das Internationale Arbeitsamt in   Genf ein, sich mit diesen äußerst wichtigen Fragen eingehend zu beschäf­tigen und dahin zu wirken, daß diese Frage international geregelt werde."

Damit hat der Kongreß seine Beratungen beendet. Roscher. ( Reichenberg) dankte dann namens des Kongresses dem abtretenden Sekretär Tom Shaw für die Lebensarbeit, die Gham zur wirt­schaftlichen und fulturellen hebung der Textilarbeiterschaft geleistet hat.

Der Dank an Shaw

wird von einem Beifallssturm der Delegierten begleitet; sie erheben fich von den Sigen und jubeln Shaw zu. Roscher bittet Shaw, auch weiterhin den Tertilarbeitern mit Rat und Tat beizustehen. Shaw weist auf den Aufstieg der Textilarbeiterschaft in den letzten Jahrzehnten hin. Er bezeichnet als schönsten Tag feines Le bens den, an dem er zum internationalen Sekretär gewählt wurde. Wie er bisher mit seinem Herzen immer bei den Tertilarbeitern war, wird er es auch für alle Zukunft bleiben. Wenn die Textilarbeiter feinen Rat und feine Unterstützung brauchen, wird er stets zur Stelle sein.( Erneuter Beifall.) Mit der Internationale" wird der Rongreß gefchloffen.

Wirtschaft

Zuckereinfuhr und Zuckerindustrie.

Am 1. Juli war der   Magdeburger Zuckerpreis 18,62 m. je 50 Kilogramm, am 1. August notierte er 24, am 16. August 24% M. Die Buderpreise sind also im Steigen und zwar deshalb, fünstlich zu verringern. Solange der Buderexport nicht freigegeben weil die Zuckerindustrie in der Lage ist, das Angebot von Zucker war, waren die Zuderindustriellen gezwungen, Notverkäufe vorzu­nehmen, um Geld in ihre Kassen zu bekommen. In dem Augenblic aber als ihnen das Reichsernährungsministerium ein erhebliches Kontingent an Zucker zur Ausfuhr freigab, erhielten sie Geld aus vorräte zurüdhalten, auf diese Weise die Preise in die Höhe treiden. dem Auslande und sie fonnten wieder nach wie vor ihre Zuder­Die Preise von Zucker haben in   Deutschland den 22,45 m. betragen den Weltmarktpreis überschritten. Der Reichsernährungsminister hat nun, um dieser( Basis   London) Zuckerhausse Einhalt zu gebieten, die Einfuhr von 3uder gestattet. Von dieser Einfuhr­erlaubnis werden natürlich die Zuckerindustriellen anderer Staaten Gebrauch machen, da sie in der Lage sind, den   deutschen Markt vor­teilhafter zu beliefern als unsere eigene Industrie. Darob großer Entrüstungssturm der Zuckerindustriellen, für die ein Teil der bürgerlichen Presse eingetreten ist. Wir erinnern an dieser Stelle an das Interview, das die Bossische Zeitung" von dem bekannten Direktor der Commerz- und Privatbant, Moriz Schulze, brachte. Dieser, von   Magdeburg her zur Commerzbank fommend, ist mit den Verhältnissen in der Zuckerindustrie aufs genaueste vertraut und benutzt die Beherrschung des Stoffes, um den Nachweis zu ver= suchen, wie schädlich die Einfuhrerlaubnis für die Zuckerindustrie wäre. Er geht dabei folgendermaßen vor: Bei Freigabe der Zucker. wirtschaft hätten die Zuckerindustriellen ihre Vorräte zu Verlust preisen abstoßen müssen, ebenso während der Zeit der Kredit­restriktionen. Wenn sie jetzt wirklich höhere Preise bekämen, dann würden dadurch höchstens die Verluste ausgeglichen, die sie durch die vorherigen niedrigen Preise, die teilweise unter Selbstkosten ge­wesen wären, gehabt hätten. Einen Gewinn würden sie feines­wegs erzielen. Sie müßten die Gelder ja auch in die Fa brifen wieder hineinstecken, deren Anlagen während des Krieges uno der Inflationszeit nicht erneuert worden wären.

Diese Beweisführung ist vollkommen abwegig. Die Dinge liegen vielmehr so: Vor dem Kriege war   Deutschland ein zucker­exportierendes Land. Von den Gebieten, in denen die Zuckerrüben bauenden Landschaften liegen, ist nichts verloren gegangen. Der Anbau und der Ertrag dieser Landschaften an Zuckerrüben hat naturgemäß während des Krieges, da die Düngerstoffe und vor allen Dingen die für den Zuckerrübenbau notwendigen Menschen fehlten, nachgelassen. Er hat sich nach Kriegsende wieder gehoben, hat aber noch lange nicht die Höhe erreicht, die vor dem Kriege zu verzeichnen war. Mag sein, daß das auch mit der Zwangswirt­schaft zusammenhängt." Nun ist aber die Zwangswirtschaft gefallen. Der freie Wettbewerb tritt in seine Rechte. Das wird natürlich ein Antrieb für die Zuckerrüben bauenden Landwirtschaften, die Anbauflächen weiter zu vergrößern und damit auch die Produktion des Kräfteverhältnisses müßte die Folge sein, daß der Zuckerpreis an Zucker ebenfalls zu steigern. Bei einer natürlichen Berteilung heruntergeht.

Es ist infolgedeffen ganz begreiflich, daß die Zuckerindustriellen, um den Preis nicht allzu sehr finfen zu lassen und den Zuckerrüben­bau sowohl wie die Zuckerfabrikation rentabel zu gestalten, den Wunsch haben, zu exportieren. Aber sie dürfen dann nicht dte Gelder, die sie aus dem Auslande bekommen, dazu verwenden, um eine fünftliche. Berringerung des Angebotes herbeizuführen, um Borräte gewaltsam zurückzuhalten und dadurch eine Preisteue­rung herbeizuführen. Wenn dies der Fall ist, bleibt ja dem Reichs­ernährungsministerium als Vertreter der allgemeinen Interessen, die einen billigen Buderpreis verlangen, nichts weiter übrig, als durch Einfuhrerlaubnis für den Markt ein regulierendes Moment zu schaffen.

Das ganze Berhalten der Zuderindustriellen ist typisch für unfere fapitalistische Produktion. Die Befizer der Produktions­mittel fernen nur ein Rezept zur Hebung von Wirtschaftskrisen: Berringerung der Produktion, Berringerung des Personals, Berringerung der Löhne, Erhöhung der Preise. Damit ist ihre Weisheit erschöpft. Daß es aber auch noch eine Möglichkeit gibt, produktionsverbessernde Methoden einzu führen, damit die Unfosten herabzudrücken, und mit Hilfe vermehrten 21bfazzes bei geringem Verdienst an der Umfaßeinheit ein günstiges Gesamtergebnis zu erzielen, diese Weisheit scheint bisher in den Kreisen der Kapitalisten noch längst nicht durchgedrungen zu ſein.

Schlechte Ernte in   Polen.

Bei der Auseinandersetzungen über die Agrarzölle haben Bertreter der Landwirtschaft wiederholt die Gefahr betont, daß aus dem Osten große Getreidemengen zu niedrigen Preifen eingeführt und den   deutschen Preis unter die Produktionskosten der   deutschen Landwirtschaft senten würden. Wie nun die TU. aus   Warschau meldet, wird die diesjrige Ernte Polers mit 30 Prozent geringer als im vorigen Jahre angegeben. Der Ernte­ausfall an Getreide muß durch Import gedeckt werden, so daß bereits in diesem Monat der Preis für Roggen um 50 Prozent gegen den Vormonatspreis gestiegen ist. Die Mißernte ist be­fonders in   Galizien groß. Eine Konferenz des Finanzministe­riums hat beschlossen, eine Summe von 2 Millionen Zloty als un­verzinsbare Anleihe für die galizischen Kleingrundbefizer bereit. zustellen.

Demnach ist es so gut wie ausgeschlossen, daß im nächsten Erntejahr große Getreidemengen aus   Polen zur Einfuhr nach  Deutschland tommen.  

Rußlands Ernteergebniffe.

Im Plenum des Zentralfomitees der Ruffischen Kommunistischen Partei erstattete Ryf om Bericht über die Ernte und teilte mit, daß die Getreidevorräte 2,8 Milliarden Bud betragen, d. h. eben­soviel wie im vorigen Jahr, was die Bedürfnisse der Sowjetrepu­bliken vollauf deckt und einen Ueberschuß von 100 Millionen Bud zur Verfügung läßt. Es wird ein Reservefonds gebildet, um in den Gegenden, wo eine Preissteigerung stattfinden könnte, die Preise zu drücken. Nach der Bildung dieses Fonds bleiben noch 75 millionen Pud( à 16,38 Kilogramm, also zusammen rund 1,23 Millionen Tonnen) für die Ausfuhr ins Ausland übrig. Mit der Ausfuhr soll erst nach einem besonderen Beschluß der Re­gierung begonnen werden

Demnach ist vorerst mit einer wesentlichen Konkurrenz russischen Getreides am   deutschen Markt nicht zu rechnen.

A

In der chemischen Braunkohlenverwertung ist eine neue Konzernbildung zu verzeichnen. In einer Aufsichtsrate­fizung der Brauntohlen Probutte Att. Gef., die zum Konzern der Erdöl- und Kohle Verwertung Aft.- Ges. ( Evag.) gehöri, gab Generaldireitor Brückmann bekannt, daß die Evag mit der Gruppe der Werschen- Weißenfelser Braun­tohlen A.-G. eine Interessengemeinschaft abgeschlossen bat. 8weds industrieller Verwertung der Evag- Verfahren zur Verarbeitung von Braunkohlenteeren und Mineralölen bat die Gruppe W.-W. die Hälfte des Aktienkapitals der Braunkohlen­Produkte- A.- G. erworben. Die der Evag gehörigen   deutschen Schußrechte betr. die Verfahren nach Dr. Bergius( Bergin- Ver­fahren) find bei der Evag verblieben. Ein Austausch von Auf­fichtsratsmitgliedern zwischen Evag und Werschen- Weißenfels ist in Aussicht genommen.