Keine deutschen Kohlenlieferungen! Forderung der englischen Bergarbeiter- Verbände. London , 27. Auguff.( Eca.) Die Bergarbeitergewerkschaften Großbritanniens ergreifen ihrerseits Stellung gegen die deutschen Reparationslieferungen in Kohle und koks, die Deutschland nach dem Condoner Abkommen während 35 Jahren leisten muß. Das Eretutiv- komitee der Gewertschaften hat seine Bemerkungen zu den Londoner Beschlüssen dem englischen Premierminister mitgeteilt, der sich damit einverstanden erklärte, die Delegierten der Gewerkschaften zu empfangen, und zwar noch vor seiner Abreise nach Genf .
Der Generalsekretär der Bergarbeitergewerkschaften Coot hat in einem Interviw, das die hiesige englische Morgenpreffe veröff mtlicht, erklärt: Das internationale Bergarbeiterfomitee hat einstimmig beschloffen, daß die zusammengeschlossenen Verbände bei ihren Regierungen Schritte unternehmen follen, damit Deutschland keine weiteren Reparationsliefe. rungen in fohle ausführt. Das Erefufio- Komitee der englischen Gewerkschaften ist überzeugt, daß die Anwendung des DawesPlanes für die englische Kohlenindustrie verhängnisvoll fein wird und direkt in das Schicksal der Arbeiter eingreift. Wir sind feft entschlossen, zu verhindern, dah politiche Zusammenhänge oder polifische Forderungen die wirtschaftliche Lage der Bergarbeiter verschlechtern. Wir haben den englischen Premierminister gebeten, uns anzuhören, bevor wir irgendeine Aktion unternehmen. Wir wissen, was er uns über diesen Punkt zu sagen hat, aber wir weigern uns, weiterhin die Zukunft der englischen Kohlenindustrie durch die Intrafffehung des Dawes- Planes verschlechtern zu lassen.
Besuch in Schönholz.
Wo Wald und Wiese einst nur Ruhe atmeten, wo die leidende Menschheit nach einem genau geregelten Stundenplan Liegefuren ohne viel Bewegung durchführte und neue Widerstandskraft des Körpers erstrebte, da ist heute lachende, fröhliche Jugend eingezogen. Die ehemalige Walderholungsstätte ist jetzt in eine Kinders erholungsstätte umgewandelt worden, die dem Jugendamt des Berwaltungsbezirts Pantow untersteht. Auf dem 1,75 Heftar großen Waldgelände erheben sich zwei offene Liegehallen, ein Tagesaufenthaltsraum, drei Baracken, die dazu gehörige Küche und Spielgeräte, eine Wippe, eirt Laufbalfen, Sprungständer ufw. Im Jahre 1920 erfolgte zum erstenmal die Beschickung der Erholungsstätte mit Kindern, und zwar bis zum Jahre 1922 durch die Bezirke Pankow und Reinickendorf gemeinsam. Im Jahre 1923 erwarb der Bezirk Bankow die gesamte bauliche Anlage vom Vaterländischen Frauenverein und übernahm gleichzeitig allein die Beschichung und Bewirtfchaftung der Erholungsstätte. Das Waldgelände befindet sich im Eigentum der Forstverwaltung der Stadt Berlin .
Inzwischen sind wir an den hohen Drahtzauri, der das ganze Gelände umzieht, gelangt. Ein freundliches Holzhäuschen mit offenem Baiton, von frischen Blumen farbenfreudig belebt, grüßt den Besucher unmittelbar am Gingang. Bereitwilligft wird uns Einlaß geboten und im Nu find wir von einer munteren Kinderschar umringt. Vorbei geht es an der Küche, in der drei dampfende Goulaschtanonen und ein großer Restaurationsherd den kommenden Festschmaus ahnen lassen. Beinliche Sauberkeit fällt überall auf. Ein Pfiff schrillt über das Gelände:„ Effen holen!" und sofort beginnt ein regelrechtes Wettrennen:„ Wer ist der Erste an der Kelle." In das Gedränge kommt trotzdem bald Ordnung, und in zwei langen Reihen nehmen die Kinder aneinandergereiht Aufstellung, um ihre Mittagsmahlzeit in Empfang zu nehmen. Lautes Hallo" ertönt, als befarant wird, daß der ersten Beschickung, die nach einem sechswöchigen Aufenthalt am nächsten Tage den Platz räumen muß, als AbSchiedseffen für jedes Kind eine Portion Schmorfohl, eine Boulette, reichlich Kartoffeln und zum Nachtisch geschmorte Pflaumen verabfolgt werden. Das Tagesmenü fah dann für den Nachmittagstaffee für jedes Kind eine Stolle und für den Abend zwei Brötchen und ein Baar Bürstchen vor. Weiter verriet der Speisezettel, daß jedes Sind bereits früh mit einem halben Liter Kakao und einem Brötchen föstigt worden war. Die Zahl der Jungen, die nochmals zum und um 11 Uhr vormittags mit einem viertel Liter Frischmilch be
Ein Bild aus dem Sowjetparadies. Petersburg ( Leningrad ), 27. August. ( WIB.) Der Kommandant des Handelshafens Leningrad hat über den Hafen wegen des fchon einige Tage andauernden Generalstreits der Hafenarbeiter den Ausnahmezustand verhängt. Der Grund des Streifes find Cohnstreitigkeiten und Entlassungen von Arbeitern. Der Ausnahmezustand wird streng durchge. führt, die Hafenwachen haben Verstärkung erhalten. Unter Androhung des Waffengebrauchs ist jedes Betreten des Hafens ohne besondere Genehmigung verboten worden, ebenjo jegliches Sprechen mit den Wachen, die Abhaltung von Versammlungen und alle 2n- 3weiten Zug holen" antraten, war nicht gering, und dann trat bei jammlungen.
Interparlamentarische Konferenz. Reparationsfrage und Sozialpolitik.
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Bern , 27. August. ( WTB.) Nachdem in der gestrigen Reparationsdebatte der Interparlamentarischen Konferenz Baron Szerenni Ungarn vom Standpunkt der Schuldenstaaten aus referiert hatte, erstattete unter dem Gesichtspunkte der GläubigerStaaten Lord Rathoreeban England Bericht, wobei er u. a. die Revision des Zoll-, Baß- und Verkehrswesens für den wirtschaftlichen Wiederaufbau als notwendig bezeichnete. Den Höhepunkt der meiteren Debatte, in der Bertseter Bulgariens , Hollands und Italiens das Wort ergriffen, bildete eine Rede des früheren Staatsfefretärs Dernburg , der darlegte, daß bis zum Dames- Bericht die Reparationsfrage völlig mißrerstanden worden war. Er be zeichnete es als größtes Verdienst des Dawes- Berichtes, daß er endlich die Wahrheit sagte, und rühmte dabei die bedeutende Rolle des englischen Ministerpräsidenten. Wenn Deutschland trotz der Schmierigkeiten, die bestehen blieben, das Londoner Abkommen annehme, geschehe das, weil es das Schiedsverfahren einführe, weil der Zweifei daran, daß Deutschland seine Unterschrift einlöse, endlich aufhören müsse und weil das Abkommen die Interessen aller Länder mit der deutschen Zahlungsfähigkeit verknüpfe. Die Erfahrungen, die man mit dem Dames- Plan mache, würden auch den anderen Schuldnerstaaten wie Frankreich und Italien zugute fommen.
der allgemeinen Fütterung auch alsbald Ruhe für den Leiter ein. Mit einem letzten Bid auf das schöne Bild der angrenzenden Siedlung schieden wir von der fleinen Scher mit der Erkenntnis: Hier wird zwischen Leiter und Kindern, zwischen Kind und Kind hoffentlich für recht lange Dauer ein treu- kameradschaftliches Band geknüpft.
Folgen einer Mondscheinfahrt. Eine ausgeraubte Wohnung.
In einem Haufe am Steinplatz waren die Wohnungsinhaber auf Reisen und hatten die Hausangestellte und den Hund zurüdgelaffen. Das Mädchen hatte Anweisung, den Hund zu bestimmten Zeiten spazieren zu führen. Auf einem solchen Wege wurde sie von einem elegant gekleideten Herrn angesprochen. Sie schloß rasch Be= tanntschaft mit dem Kavalier, und man verabredete eine Zusammenfunft am Sonntag abend um 8 Uhr, um gemeinsam eine Mondscheinfahrt zu unternehmen. Damit die Freundin des Mädchens ebenfalls passende Begleitung habe, versprach der neue Freund, einen Bekannten mitzubringen. Man traf fich, wie verabredet, und besuchte nach beendeter Mondscheinfahrt noch den Lunapart und einige Lokale. Hierbei zeigten sich die Kavaliere als Leute, bei denen Geld feine Rolle spielt. Schließlich landete die heitere Gesellschaft morgens 6 Uhr im Bartefaal des Bahnhofs 300. Die Herren ließen es fich nicht nehmen, ihren Damen noch eine Tasse
In längeren Darlegungen begrüßte hierauf der Präsident der französischen Gruppe, Senator Merlin, das Vertrauensvotum der französischen Kammer für Herriot und stellte auch die Zuftim: mung des Senates zur Londoner Politit in Aussicht. Er verwies dann ausführlich auf die ungeheuren Opfer, die der Krieg Frank reich auferlegte, die Berwüstungen und die großen finanziellen Reparationsleistungen Frankreichs , betonte die Pflicht Deutschlands , burch Reparationserfüllung die Versöhnung zwischen den ehemali. gen Feinden zu verwirklichen und dankte Dernburg und der deutfchen Delegation für ihre Haltung.
Nach Abschluß der Debatte nahm die Konferenz eine Resolution, an, die ihre Genugtuung über das Londoner Abfommen ausspricht, das die Probleme von dem politischen auf das wirtschaftliche Gebiet übertrug, die Hoffnung äußert, daß die Durchführung vom gleichen Geiste guten Willens getragen werde, und an ähnliche Anregungen der vorjährigen Interparlamentarischen Ronferenz erinnert.
Nach der Berichterstattung von Merlin Frankreich fetzte die Ronferenz eine ständige Kommission für sozialpoli tische Fragen ein, der verschiedene Vorschläge über Ein- und Auswanderungsfragen überwiesen wurden. Dabei lenkte der deutsche Abgeordnete Medinger aus der Tschechoslowakei die Aufmerf famkeit der Konferenz auf das Schicksal der sogenannten Staatenlofen in den Nachfolgeftaaten der österreich- ungarischen Monarchie. Die deutsche Reichstagsabgeordnete Frau Schröder( Soz.) sprach unter starfem Beifall über die deutsche Not, die zahllose Deutsche zwingt, ihr Vaterland zu verlassen, und entwarf ein erschütterndes Bild vom Glend des jungen Nachwuchses und der deutschen Mütter. Nachdem sie der Schweiz , Dänemart, Osterreich und den anderen Staaten Dank für die liebevolle Aufnahme deutscher Kinder onts= gesprochen hatte, bat sie die anwesenden Parlamentarier, dafür Sorge zu tragen, daß das Londoner Abkommen in aufbauendem Sinne durchgeführt werde und nicht die Sozialpolitik und den Achtstundentag in Deutschland gefährde. Die Sigung schloß mit einer Rede des Direktors des Internationalen Arbeitsamtes Albert Thomas , der die Interparlamentarische Konferenz zu ihren Arbeiten auf fozialpolitischem Gebiete beglückwünschte und für gleiche und gerechte Arbeitsbedingungen in allen Ländern eintrat. Mandatswechsel im Landtag. Der Landtagsabgeordnete Dr. Bendiner, der seinerzeit auf der sozialdemokratischen Liste gemählt war, dann aber aus der Partei und ihrer Fraktion ausge schlossen werden mußte, ist gestorben. An feine Stelle trat Genosse August Heitmann, Angestellter des Bekleidungsarbeiterverbandes. und Stadtverordneter in Berlin , in den Landfag ein.
Kundgebungen des Reichsbanners Schwarz- Rot- Gold". Wie wir erfahren, findet am 6. und 7. September in Lübbenau eine große Kundgebung des Reichsbanners Shwarz- Rot- Gold" statt, bei der Polizeioberst Schübinger sprechen soll. An der Beranstaltung nehmen Abordnungen der märkischen Ortsgruppen teil. Am 14. September wird in Schneidemühl eine ähnliche Beranstaltung abgehalten werden, auf der General Deimling
Sprechen soll.
Pöhner hat den Borsik im Landesverband des Völkischen Blocks niedergelegt. An feiner Stelle hat der Abg. Straffer den Borsiz übernommen. Pöhners Leiden soll sich in letzter Zeit wieder ver. schlimmert haben. Go melden die völkischen Blätter. Der Mut und der Ehrgeiz des Hochperräters Böhner scheint immer einer zu werden, je näher die Zeit seines Strafantritts rüdt.
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Kaffee vorzufezen. Als die beiden Mädchen dann gegen 8 Uhr in die ihrer Obhut anvertraute Wohnung zurückkehrten, fanden sie, daß der fostspielige Ausflug sich trotz alledem für die Kavaliere gelohnt hatte. Deren Spießgesellen waren inzwischen an der Arbeit gewesen und hatten in einem vorgefundenen Rohrplattenkoffer das Tafelsilber und eine gesamte Wäscheaussteuer zusammengepadt und mit ihrer reichen Beute das Weite gesucht. Die Wäschestücke find II. 2. gezeichnet, das Gilber trägt teilweise das Monogramm R. W. Auf die Wiederherbeischaffung der gestohlenen Wertgegenstände ist in beiden Fällen eine Belohnung gesetzt. Mitteilungen werden an Kriminalfommiffar Galzow erbeten.
Die Hehe gegen die weltlichen Schulen.
Die Bresse der rechtsstehenden Parteien läßt nichts unversucht, das Ansehen der weltlichen Schulen herabzusetzen. Jetzt bringt der deutschynationale Lotalanzeiget" eine Uebersicht über die Entwicklung der weltlichen Schulen in Groß- Berlin feit 1921", mit der er zeigen will, daß die Lehrerschaft der weltlichen Schulen wenig taugt. Er erzählt, in Groß- Berlin habe es gegeben am 1. November 1921: 20 meltliche Schulen mit 288 Klassen, 12 186 Schülern, 141 Lehrern, 80 Vertretern, 58 Lehrerinnen, 32 Bertreterinnen, aber am 1. November 1923: 35 meltliche Schulen mit 503 Klassen, 18 291 Schülern, 24 Lehrern, 171 Vertretern, 83 Lehrerinnen, 85 Vertrete rinnen. Dazu macht das Blatt folgende Bemerkungen: Auffallend an der Uebersicht ist vor allen Dingen die Tatsache, daß die Zahl der feftangestellten Lehrer und Lehrerinnen im Verhältnis zur Zahl der unerfahrenen Vertreter und Vertreterinnen start abgenommen hat. Der Herr Unterrichtsminifter, der seinerzeit bestimmt hatte, daß die Zahl der nicht feftangestellten Lehrkräfte höchstens ein Drittel aller Lehrkräfte an diesen Schulen betragen sollte, wird erstaunt sein, zu fehen, wie wenig feinen Bestimmungen entsprochen worden ist. Die Zahl der Vertreter an meltlichen Schulen ist z. B. von 80 auf 174 geftiegen, während die Zahl der festangestellten Lehrer von 141 auf 24 gefunten ist."
Bon wo mag der Lokalanzeiger" dieses statistische Material" bezogen haben? Aufgefallen ist ihm der vermeintliche Rückgang der Zahl feftangestellter Lehrer von 141 auf 24, und in seinem blinden Eifer hat er dann hieran die oben wiedergegebenen Betrachtungen geknüpft. Hätte er die ihm vorgelegten Zahlen nicht unbesehen hingenommen, so hätte ihm sofort das auffallen müssen, daß nach diesen Angaben am 1. November 1921 in 288 Klassen 311 Lehrende, aber am 1. November 1923 in 503 Klassen nur 363 Behrende tätig gewesen sein sollen. Der„ Lokalanzeiger" ist das Opfer eines groben Irrtums geworden. Beinahe alle Zahlen, die er bringt, find falsch. Vor allem gibt er für 1923 die Zahlen der Lehrer und Lehrerinnen zu niedrig, die der Bertreter und Bertreterinnen zu hoch an. In Wirklichkeit hatte Berlin , wie man uns mitteilt, am 1. November 1921: 20 weltliche Schulen mit 281 Klaffen, 12 059 Schülern, 139 Lehrern, 66 Bertretern, 56 Lehrerinnen, 29 Vertreterinnen, am 1. November 1923: 36 meltliche Schulen mit 510 Klaffen, 18 464 Schülern, 244 Lehrer, 140 Vertretern, 109 Lehrerinnen, 83 Vertreterinnen. Bei den Lehrern, auf deren angebliche Verminderung das deutschnationale Blatt mit fo starter Betonung hinweist, ist der Fehler am ärgsten. Ihre Zahl ist nicht von 141 auf 24 aejunken", fondern von 139 auf 244 gestiegen. Das Blatt könnte den Unsinn, den es seinen Lesern vorgeseht hat, nicht aus einem Druck: fehler( 24 statt 244) erklären. Die falsche Angabe 24 Lehrer" findet sich zweimal und es wird dazu ausdrücklich hervorgehoben, die Lehrer zahl sei fo weit gefunten".
Was wird der„ Lofalanzeiger" jetzt tun? Bird er seinen Lesern gestehen, daß in den weltlichen Schulen Groß- Berlins am 1. Norember 1923 die Zahl der feftangestellen Lehrer zehnmal so och war als die von ihm angegebene Zahl? Warten wir's ab!
Ein deutsches Sittenbild am 3oo. Donnerhallbraufen
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teils aus blut- und bierdurftigen Steyn teils aus schmetternden Militärerfaßtrompetenschlünden und Pauken umtost das Dhr. Dazwischen klingt lieblich der Widerhall des allzu pielen Alkohols. Die alten Germanen lagen auf dem Bauche uns tranfen immer noch eins. Die Entei find fultivierter geworden, fie fizen um große Tische herum und reiben ihre Salamander. Unenttönt durch die Säle, Klatschen und Beifallsstürme schallen im Taft wegtes Heilrufen zu Ehren ihrer Könige Ludenström und Gambrinus mit Händen und Füßen. Das ruiniert zwar einerseits den Fußboden, erhöht aber andererseits jeden Durst um ein Vielfaches.
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Uniform ist das halbe Leben. Und so ist alles uniformiert oder dekoriert. Seitdem Herr Geßler der Reichswehr verboten hat, in diesen Hallen ihre Kriegstrompeten schmettern zu lassen, ist eine neue Rapelle in schönster Fantasieuniform bemüht, die Herzen der Besucher teils durch Mufit, teils durch die glizernden Knöpfe- Frauen, Jünglinge und Jungfrauen, fingen Freiheitslieder, rachen in patriotische Wallung zu bringen. Und so fizen hier Männer, fich am Erbfeind und dokumentieren jeden Abend wieder Deutschlands Ehre. In langen Reihen sigen die Helden und zeigen wie der Patriotismus aussieht, wie ehedem, als sie noch in den Nepplokalen der Etappe und Heimat, meist aber auf den Schulbänken die eiserne Zeit durchlebten. Immer neue Reden werden gehalten, die Wände wanten unter den wuchtigen Schritten der Hitlerrevoluzzer, denen das Hakenkreuz vom Helme in das Hirn gerutscht ist. Man sollte stunden sind all die schönen Uniformen in einem jämmerlichen Zunur an Erwachsene Bier ausschenken, denn in den späteren Abendstand, und die Mütter haben viel zu tun, um zur nächsten Parade ben Hosen wieder ein männliches Aussehen zu geben
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Die Stimmung erreicht den Höhepunkt, wenn in einer Ede der Jude, der meist nur Republikaner ist, verbauen wird. Da kommt wieder einmal der prima edyte furor teutonicus zur Geltung, die deutsche Schlagkraft und der Gummitnüppel. Aus alkoholgeschwängerten Gehirnen löst die Polizeistunde noch einen letzten Fluch auf die Judenrepublik. Das Ganze heißt Wilhelma ", vis à vis d Zoologischen Gartens, mit dem es gelegentlich verwechselt wird.
Die große deutsche Funkausstellung.
Die Presseabteilung des Berliner Messe- Amtes teilt mit: Nachdem eine Reihe von Arbeitsstörungen die Vollendung des Haus der Funt Industrie", das als Stätte für die erste Große Raiserdamm in Aufbau begriffen ist, verzögert haben, ist nunmehr Deutsche Funtausstellung zurzeit auf dem Ausstellungsgelände am der Termin der Funtausstellung endgültig auf die Tage vom 4. bis 14. Dezember 1924 festgesetzt worden. Für diesen Termin ist die völlige Fertigstellung der Halle gewährleistet und das zeitliche Zusammenfallen der Funfausstellung mit der ebenfalls auf Anfang Dezember verschobenen Automobilausstellung gesichert, das ja von vornherein vorgesehen war. Die endgültige Terminfestfehung ist im Einvernehmen mit der Radioindustrie geschehen, deren führende Firmen bereits ausnahmslos ihre Beteiligung an der Ausstellung zugesagt haben.
Der Gauvorstand des Reichsbanners Schwarz- Rot- Gold macht darauf aufmerksam, daß von ihm teine Sammellisten ausgegeben werden und er auch in Zukunft nicht daran dente, durch der. artige Sammlungen Gelder zu verschaffen. Sollten, wie das schon geschehen ist, Sammlungen vorgenommen werden, so wird um Feststellung der betreffenden Person gebeten.
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Jugendweihen. Für den gesamten 18. Verwaltungsbezirk Weißensee findet die Jugendweihe am Sonntag, den 21. Sept., vorm. 10 Uhr, in der Gemeindefesthalle, Pistoriusstr. 23, statt. Der Vorbereitungsunterricht findet jeden Freitag nachm. von 4-6 Uhr in der weltlichen Echule, Wörthstraße, durch den Schulleiter Gen. Zwölfer statt. Ale weitere Auskunft erteilt Gen. Heinl, Gäblerstr. 7. Now awes. Herbstjugendweihe am 28. Seps tember 24, borm. 10 Uhr, Aula des Realgymnasiums. Anmeldungen zur Teilnahme am Vorbereitungsunterricht beim Gen. La Grange, Kleiststr. 11. Kaulsdorf . Die Jugendweihe findet am 28. September, mittags 11, Uhr, im Zeichensaal der Schule Adolfstr., statt. Anmeldungen nimmt noch entgegen Gen. Rezat, Frankfurterstr. 4/5.
Die Juderfabrik Offleben durch Jeuer vernichtet. Ein Riefenfeuer hat die große Zuckerfabrik Ottleben , Kreis Oschersleben, voll. ständig vernichtet. Das Feuer brach in der Nacht zum Dienslag gegen 1 Uhr aus und breitete sich mit unglaublicher Schnelligkeit
über die ganze Fabrik aus, die bis auf die Grundmauern niedergebrannt ist Der Saft aus den großen Behältern steht in den Straßen des Dorfes. Bahlreiche Feuerwehren sind tätig. Das Feuer wütet noch weiter.
Wetter für morgen.
Berlin und Umgegend: Ziemlich fühl, überwiegend bewölkt mit etwas Regen. Deutschland : Bunächst überall wolfig mit ungleichmäßig verteilten Regenfällen. Später im Besten etwas aufllarend.
für Groß- Berlin
fiets an das Bezirkssekretariat, 2. Hof, 2 Trep. rechts, zu richten.
127. Abt. Sohenschönhausen. Die Mitgliederversammlung findet nicht heute abend, sondern erst am Mittwoch, den 10. September, statt.
Sport.
V. Rhön - Segelflug- Wettbewerb. Fliegerlager Wasserkuppe, 26. Auguft. 1. Kolibri" brauchte zur Fahrt nach Kissingen von der Rhön 21 Minuten 56 Sekunden, zum Rückflug 34 Minuten 23 Gefunden, verbrauchte 6,1 Liter Benzol des Benzolverbandes Bochum, legte Luftlinie zusammen 65 Kilometer zurück, was einem Betriebsstoffverbrauch von 1,80 m. entspricht. 2. Martens Zeit auf" Windhund" betrug 26 Minuten 14 Se funden, Blumes Beit auf Habicht" 22 Minuten 22 Sekunden. 3. Den neuen Dauerrekord mit Fluggast hält Otto auf ,, Margarethe" mit 18 Minuten 44 Gefunden, 48 Meter hoch über dem Startpunkt. Die bisherige Höchstleistung war von Foffer 1922 in 12 Minuten mit Fluggast.
Gutes Flugwetter hielt den Nachmittag über an, so daß wirklich zum ersten Male seit Mitte August Flugbetrieb" herrschte. Aus Kiffingen trafen gegen 4 Uhr ein die Flugzeuge Udet ( Motor 55 FS), Albatrosdoppeldecker( 75 PS) und ein Dietrich- Göbiet( 75 PS), Pirolo II machte heute früh noch einen zweiten, am Nachmittag einen dritten furzen Flug. G. Efpenlaub flog mit feinem Segelflieger V. zum Stredflug und erreichte in zirka 6 Minuten 4,5 Kilometer. Ais 6. stattete heute Knorte, der schneidige Führer vom Berliner Segelflugverein" Sperber", mit seinem Kleinmotorfegelflugeindecker und einem zirka 8 PS zweizilinder Prüffing- Stenersen Motor der Motorenfabrik Dürr u. Glienicke- Berlin von 19 Kilogramm Gewicht und 588 cem Hubvolumen. Er flog in wellenförmigen Linien, stürzte in zirka 10 Meter Höhe ab, brach sich das rechte Bein. Der Apparat scheint aber stabilisiert zu sein. Als 7. startete Helmuth Hirths jüngerer Bruder um 3 Uhr 30 min. auch auf„ Stockholm - Wien " der Segelflugzeugwerfe G. m. b. H. Baden- Baden, 12,6 Meter Spannweite und 20 Quadratmeter Flügelinhalt, und machte einen langen zirka 10 Minuten dauernden Flug. Gleich darauf startete Mort auf Moriz zu einem glänzenden, weitführenden Flug.