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Nr.406+ 41. Jahrgang na nott

Ausgabe A Nr. 207

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Zentralorgan der Sozialdemokratifchen Partei Deutfchlands

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Freitag, den 29. August 1924

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Die Entscheidung auf heute vertagt.

Verhandlungen zwischen Volkspartei und Deutschnationalen.

Der Reichsaußenminister Dr. Strejemann verhandelte am Donnerstag nachmittag mit den Deutsnationalen über die politische Lage. Die Initiative zu diesen Besprechun­nge erfolgte durch die Deutschnationalen, von denen es am Donnerstag ebend hieß, daß fie die Annahme der Dames­Gesetze durch zahlreiche Abkommandierungen ermöglichen Soz. Parlamentsdienst.

wollen.

Die deutschnationale Reichstagsfraffion versammelte fich Die deutschnationale Reichstagsfraktion versammelte sich am Donnerstag abend zu einer informatorischen Besprechung, in der Beschlüsse nicht gefaßt wurden. Eine Fraftiousfihung wird am Freitag vor Beginn der Bollfißung stattfinden. Die Verhandlungen mit den Führern der Boltspartei gehen weiter. Ueber das Ergebnis dieser Berhandlungen wird den Fraktionen Freitag früh vor der Plenarsihung Bericht erstattet werden. Die entscheidende Stellungnahme der Fraktion, sowohl der Volkspartei wie der Deutschnationalen, erfolgt in den Frattionssihungen am Frei­tag vormittag, die bereits um 9 Uhr ihren Anfang nehmen und die voraussichtlich auch nach dem Beginn der Plenar­fihung weiter dauern werden. Spät abends ist die Regierung noch zu einer kabinettssihung zusammengetreten.

Telegraphen- Union.

Die letzte Nacht war besonders finster und dunkler Geheim­nisse voll. Bermummte Gestalten huschten herüber, hinüber. Auf dem Dach des Reichstags saß ein Riesentater, und durch die Wilhelmstraße strich mit eingefniffenem Schwanz ein. großer geprügelter Hund.

Solche Zeichen find stets die Vorboten großer Ereignisse. Die lächeinden Auguren haben sie schon gedeutet, sie prophe­zeien für den heutigen Tag den Umfall der deutsch= nationalen Reichstagsfrattion, ſei es im Ganzen, sei es zu einem beträchtlichen Teil. Entgegen dem Antrag der Sozialdemokraten, die Abstimmungen der dritten Lesung schon am Donnerstag vorzunehmen, hat man sich auf heute, 10 Uhr vormittags, vertagt, um noch eine Nacht, eine foftbare Nacht zu gewinnen.. Und heute: rot oder tot!

Prophezeien ist müßig. Notwendig ist, Tatsachen fest­zustellen. Man hat verhandelt, man verhandelt und man wird verhandeln bis zu dem Augenblic, in dem die ent­scheidende Abstimmung beginnt. Nur ob man sich über den Preis einig wird, das ist noch die Frage. Tatsache aber ist, daß die Deutschnationalen bereit sind, sich ihre Zustimmung zur ewigen Bersilavung des deutschen Boltes" das ist doch der Dawes- Plan ? für Ministerportefeuilles und Brot­zölle ablaufen zu lassen. Denn deutsch sein heißt, eine Sache um ihrer selbst willen tun.

-

Die Tatsache der Berhandlungen hat man zunächst zu bestreiten versucht, und diese Ableugnungsversuche waren für die Deutschnationalen immer noch verhältnismäßig ehren­voll. Zeigten sie doch wenigstens, daß man sich schämte. Man schämt sich nicht mehr. Die Deutsche Tages­zeitung", die noch vor Stunden erilärte, weder durch Drohun gen, noch durch Bersprechungen werde sich die deutschnationale Fraktion von ihrem Unannehmbar" abbringen lassen, schreibt jezt:

Die parlamentarische Situation bezüglich des endgültigen Schid­fals der Dawes- Gesetze hat gegenüber der Lage von gestern einen gewissen Fortschritt erfahren. Einen Fortschritt im Sinne des in den letzten Tagen so viel strapazierten Wortes vom Brücken­flag".

Es ist wert, festzuhalten, daß die Kreuzzeitung " am selbigen Abend des felbigen Tages über die Rede ihres Fraktionsredners Qua az folgendes berichtet: Die dritte Lefung der Dames- Geseze bringt zuerst fehr treffende, wirkungsvolle Ausführungen des deutschnationalen Abg. Dr. Quaah, der fich mit größter Bestimmtheit für Ablehnung der Gefeße aus­spricht."

Also, die deutschnationale Fraktion hat sich in der dritten Lefung mit größter Bestimmtheit für die Ablehnung der Dames- Gefeße ausgesprochen( Kreuzzeitung ") und zugleich hat sie über die Annahme der Dawes- Geseze verhandelt ( ,, Deutsche Tageszeitung").

Das mögen die Deutschnationalen nun halten, wie sie wollen. Jeder blamiert sich so gut wie er fann, jeder be­schmutzt sich soviel wie er mag. Und wenn die Deutsch­nationalen so operieren, daß ihnen fünftig, wenn sie von Ueberzeugungstreue reden, jedermann ins Gesicht lachen muß, fann es uns nur recht sein. Aber wenn diese Repräsentanten der äußersten politischen Verlogenheit und

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Berlumptheit sich als die besonders berufenen Vertreter des haben, muß man aber doch sagen: die Annahme des Dawes­deutschen Boltes hinstellen, so muß dagegen zur Wahrung Planes nach ein paar Wochen durch eine ehrliche mehr­der Ehre des deutschen Volkes protestiert werden. Eine Un- heit ist besser als seine Annahme durch deutschnationale Um­verschämtheit ist es, wenn ein Quaaz von nationalen Par- fallheiden jetzt.... admi teien" im Gegensatz zu anderen redet und für die Partei, der ... Und erlöse uns von diesem Reichstag . Amen! er feit drei Monaten angehört, den Anspruch erhebt, die Wahrerin des ,, nationalen Gedankens" zu sein. Und grotesk ist es, folche Redensarten just in dem Augenblick zu machen, in dem der nationale Gedanke" der Deutschnationalen als Ausverkaufsware zu bedeutend herabgesetzten Preisen im Schaufenster liegt.

Gegen den Genossen Dittmann ist Quaak besonders giftig. Kein Wunder! Denn Dittmann hat am Mittwoch die Erklärung der sozialdemokratischen Fraktion verlesen, die der Rage die Schellen umhängt. In dieser Erklärung heißt es, die eingebrachten Anträge und Resolutionen sollten nur zur Verschleierung der Tatsache dienen, daß versucht wird, einen Teil der Mitglieder des Hauses durch das Angebot von Regierungsstellen und wirtschaftlicher 3u geständnisse zur Aufgabe ihrer bisherigen Haltung zu bewegen". Daß dies in aller Deffentlichkeit festgestellt wor­den ist, das ist Herrn Quaah, der sich in dritter Lesung mit größter Bestimmtheit, aber selbstverständlich freibleibend, für die Ablehnung ausgesprochen hat, besonders unangenehm.

Denn gerade diese mit so peinlicher Deutlichkeit gefenn zeichneten Resolutionen und Anträge sind es, hinter deren Nebelwand der Uebergang eines Teils der Deutschnationalen oder aller?-ins Lager der Erfüllungspolitit" vollzogen werden soll.

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Leicht ist das Werk freilich nicht.

Entweder wird durch die Annahme dieser Anträge am Londoner Paft nichts geändert, dann haben die Deutsch­nationalen das zweite Versailles", so wie es ist, mit unter schrieben, oder es wird durch sie an ihm etwas geändert, dann wird der Vertrag hinfällig, das Werk der Londoner Konferenz vernichtet.leinigkeit!" sagen die ge­wiegten Unterhändler, das ist bloß eine Sache der Formu­lierung. Man macht die Anträge eben so, daß es aus­fieht, als ob etwas geändert würde und doch in Wirt­lichkeit nichts geändert wird".

Und nun fikt man und formuliert"!

Was wird die Welt draußen zu diesem Schauspiel sagen? Heute soll eine Bartei für den Londoner Vertrag stimmen, die sich gestern noch mit größter Bestimmtheit" gegen ihn ausgesprochen hat. Wird man draußen diese mit so großer Blöglichkeit fommende Befehrung für ernst und ehrlich nehmen? Wird die Unterschrift der Quaaz- Genossen diskont­fähig fein? Oder werden nicht draußen böse Menschen sagen, von Deutschland werde ein unehrliches Spiel ge­trieben und es werde ein Bertrag unterzeichnet in der Abficht, ihn nicht zu halten?

Die Kreuzzeitung " nennt Herriot und Macdonald Räu ber und Mörder". Graf Reventlow, der Bölkische, erklärt im Reichstag, die ausländischen Kommissare würden von seiner Partei als fremde Eindringlinge betrachtet werden, für deren persönliche Sicherheit teine Gewähr übernom­men werden könne. Und nun Annahme des Londoner Ber­trags durch einen Teil der Rechten? Was für einen Vers soll fich die Welt darauf machen?

Die Formulierer fümmern sich nicht darum und formu

lieren weiter.

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Sonnabend Unterzeichnung.

London , 28. Auguft.( Reuter.) Nach den bisherigen Ber­einbarungen soll das Londoner Abkommen am Sonnabend mittag im Auswärtigen Amt unterzeichnet werden. Für die britische Re­gierung wird der Ständige Unterstaatssekretär im Arbeitsministe rium Sir Eyre Crowe unterzeichnen. Die Alliierten und Deutschland werden durch ihre Botschafter und Gesandten ver­treten sein.

Bertreter der beteiligten Mächte einschließlich des deutschen Bot­London, 28. Auguft.( Eca.) Die verschiedenen Botschafter und schafters Sihamer haben bereits von ihren Regierungen die Er­mächtigung zur Unterzeichnung des Abkommens erhalten.

Ein Mahnruf an Republikaner .

Gefahr einer Monarchistenregierung.

Der Bundesvorstand des Reichsbanner Schwarz­Rot- Gold" hat soeben an die Parteileitungen der republikanischen Parteien der Sozialdemo­traten des Zentrums und der Demorfatischen Partei- ein Schreiben gerichtet, in dem er, anknüpfend an die Mel­dungen über Berhandlungen wegen Beteiligung der Deutsch nationalen an der Regierung, u. a. ausführt:

Diese alarmierenden und wohl sicher zutreffenden Nachrichten

haben in unserem, nunmehr zwei Millionen Mitglieder zählenden Bund nicht nur Aufregung, sondern helle Empörung aus­gelöst. Unsere Mitglieder haben nicht vergessen, daß es zivile und militärische Monarchisten waren, die teils aus Un­fähigkeit, teils aus völliger Berkennung der politischen und mili­tärischen Lage Deutschland ins Unglüd gestürzt haben, daß es Monarchisten waren, die nach dem von ihnen verschuldeten Zusammenbruch jede Mitarbeit am Wiederaufbau unseres bie wüftefte und verlogenste Agitation gegen die Republik und die schwer geprüften Vaterlandes verweigerten, die statt dessen Republikaner trieben und damit erfiens die Schande des poll= die wüftefte und verlogenſte Agitation gegen die Republik und die tifchen Mordes, zweitens die Schande der antisemitischen Hehe über unser Land brachten, womit Deutschland in den Augen hehe über unser Land brachten, womit Deutschland in den Augen aller Kulturvöffer herabgesezt wurde. haben durch ihre militärische Spielerei dem Baterland enorm geschadet und uns von neuem die Militärkontrolle gebracht. Es gibt seit Beginn des Krieges nicht eine einzige politische Tat der Monarchisten, die dem Vaterland genügt hat, sondern nur solche, die ihn innen wie außenpolitisch den schwersten Schaden zugefügt haben. Die jetzige Agitation und die Ablehnung des Londoner Ab­fommens reiht sich würdig" der bisherigen Haltung der Mon­archisten an, unser Bateríand von neuem ins Unglüd zu stürzen. Wir treten wie ein Mann für die Annahme und Durchführung des Londoner Abkommens ein, damit endlich unseren Brüdern im be­fchten Gebiet die alleinige Laft genommen und auf die Schultern des ganzen deutschen Volkes, entsprechend der Leistungsfähigkeit ver­fchten Gebiet die alleinige Laft genommen und auf die Schultern

Dieselben Monarchisten

teilt wird. Wir sehnen Neuwahlen herbei, die beweisen werden, daß die Antirepublikaner aller Richtungen teine nennenswerte Ge­folgschaft mehr besitzen!

Die Taten und Handlungen der monarchistischen Länderregie­Württemberg, Bayern usw., wo die Monarchisten teils mit-, teils allein regieren, beweisen, daß der Kurs gegen die Republik , gegen die Republikaner gerichtet ist. Aber mit diesen Regierungen haben wir uns auch außenpolitisch maßlos geschadet. Ein Blick in die Breffe des Auslandes und die wiederholten Reden ber maßgebenden Staatsmänner des großen Auslandes zeigen zu deutlich, welchen Leidensweg Deutschland gehen würde, wenn die Monarchisten in Deutschland regierten oder auch nur mitregierten.

Neben dem großen Hoffnungsstern der gelungenen For­mulierung ist ihnen aber auch noch ein kleiner aufgestiegen.rungen, wie in den beiden Mecklenburg , in Thüringen , Bremen , Man glaubte, bei den Garderobenständern Rommunisten eine auffällige Bewegung wahrgenommen zu haben; man sah dort auffallend viel gepackte Koffer stehen. Gerade aus deutschnationalen Kreisen wurde gestern das Gerücht verbreitet, ein großer Teil der fommunistischen Frattion sei in hemmungsloser Abreise begriffen und werde bei der entscheidenden Abstimmung nicht mehr anwesend sein. Man stellte einfache Berechnungen auf, die beruhigend wirkten. Denn jeder Kommunist, der abreift, erspart einem Deutschnationalen den Umfall.

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Die Annahme des Dawes- Plans das ist gerade im Borwärts" vom ersten Tage an gesagt worden ist eine unumgängliche politische Notwendigkeit. Sein völliges Schei­tern bedeutet den Ruin, die Hinauszögerung seines Intraft­tretens vermehrt die Gefahren für die Wirtschaft und ver­längert die Leiden der Bevölkerung im besetzten Gebiet. Nach all dem Unmöglichen, das wir in den letzten Tagen erlebt

Die Monarchisten haben unser Vaterland zerschlagen und in un­fagbares Elend gebracht. Dies wird und muß sich wiederholen, wenn die Monarchisten wieder in die Reichsregierung und die Re­gierungen der großen Länder kommen. Unser Bund wünscht, daß die Ruhe im Innern erhalten und Deutschlands Ansehen im Aus­lande durch eine ffreng republikanische Regierung gehoben wird. Er wünscht im besonderen, daß Deutschland mit einer solchen Re­gierung, die das Bertrauen des demokratischen Auslandes hat, für