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Nr.»os» 41. Johrgaag ��OtQ�Otr t9 Zreitag, 2Y. fiugust IY2»

Unbestrafte vorbestrafte.

Auf den Groß-Berliner Krinrinalwochen werden tö�ich noch immer eini-g« hundert Personen vernommen, die sich strafbarer Handlungen, insbesondere der verschiedenartigsten Eigenwmsver- gehen, schuldig gemacht haben. Die einen sind auf frischer Tat von denGrünen" ertappt und zur Wache befördert, die anderen von Kriminalbeamten aus der Wohnung geholt oder zur Verneh- mung bestellt worden. Wohnungsiose Straffällig« werden grund- sätzlich dem PolizeigefSngnis am Alexanderplatz eingeliefert, bei den übrigen ist für die Einiieferung neben der Bedeutung der strafbaren Handlung und hartnäckigem Leugnen vor allem auch die Zahl und Art der Borstrafen maßgebend. Der Gewohnheitsverbrecher kennt diese Praxis natürlich auf das genaueste und hat das stärkste Jnter- esie, die Untersuchungshaft zu verhindern. Er wird daher bei seiner Vernehmung nicht nur die Tat leugnen, solang« man sie ihm nicht beweisen kann, sondern er wird auch auf die kritisch« Frage, ob er vorbestraft ist, seelenruhig mit einem glatten Nein antworten oder, um zunächst den Anschein der Wahrheit zu erwecken und den Beamten zu düpieren, ganz unbedeutende Dergehen zu- geben, selbst wenn er solche.harmlosen Bestrafungen gar nicht auf seinem Konto zu stehen hat. Das Gewicht am Sein. In keinem anderen Lande der Welt werden die Strafrechts- kollisionen des Staatsbürgers so getreulich registriert wie in Pr ßen-Deutschland. Was der längst selige Großpapa in ein« schwachen Stunde tat, wird unter Umständen noch den Kindeskindern unter die Nase gerieben. Man wird durch irgendein großes Er- eignis amnestiert und freut sich der Löschung einer Strafe, wird sie aber trotzdem niemals ganz los, sie hängt dem Unglücklichen gleich einem Gewicht am Bein. Da existieren nämlich auf jeder Revier- wache hübsche Kästchen, die man Personenstandsregister nennt. Und jede Seele im Polizeibezirk erhält mit der ersten faulen Sache, die den buroaukratischen Registri«apporat in Bewegung setzt, neben dem beim Polizeipräsidium lagernden Persvnalaktenstück auch ein StrosblatT beim Revier, zur leichteren Uebersicht in sehr vielen Fällen noch mit einem Kreuz und anderen geheimnisvollen Zeichen geziert. Ob man sich als polizeilich Angemeldeter in zehn verfchie- denen Schlafstellen oder in dem entlegensten Dortnest verkrümelt das Personal- und Slrafblatt folgt wie ein Schotten unrettbar nach. Und wenn du amnestiert bist od« das Glück hottest, mit dem ge- fälligen 5j 51 bedacht zu werden(man munkelt, daß diesen Pars. graphen schon einige hunderttausend deutsche Staatsbürger wie einen Talisman am Halse zu hängen Habens, dann wird durch deine Strafe auf dem Strafblatt«in schön« roter Tintenstrich gemacht, aber jeder, der dich spät« wieder einmal unter die Lupe nimmt, kann auf den ersten Blick sehen, was du ausgefresien hattest. Auch der Herr Staatsanwall sieht es, der auf Ehre dir daraus keinen Strick dreht. Drum also nutzt alles Abstreiten schließlich doch nichts. Wenn einer die Anklagebank zi«t. liegt sein geschriebenes zweites Zch todsicher auf dem Blchtertifch. Nur ist es das gute Recht des Gewohnheitsverbrech«? und!«des anderen Straffälligen, zu leugnen und zu schwindeln, solang« es ihm Spaß macht, weil zum Sündcnbekenntnis gerade im letzten Augenblick, kurz vor dem Richterspruch und zur Erzielung ein« milderen Strafe, g«ade noch Zeit genug ist. Ueberflüsiige Strafangaben. Bei nicht so ganz wenigen Vernommenen ist das Verschweigen der Vorstrafen«in gewisses Schamgefühl, h«aus-gewachsen. aus der unbestreitbaren Tatsache, daß in den letzten Jahren unend- lich viele Diebstähle aus Not, zum großen Teil auch durch Massen- suggestion charakterschwach« Menschen und unter Verschiebung aller Moralbegriff«, begangen worden sind. Jedenfalls aber stehen fast alle diese Deliquenten unter dem Banne des Gedankens: wozu soll ich selbst dir aus die Nase binden, was du ja aus meinem Strafblatt feststellen kannst und vielleicht schon festgestellt hastl Dabei kam ihnen die Hochflut d« Straftaten, die seit einem Vierteljahre stark im Abflauen ist, sehr zustatten. Die v«nehmenden Beamten waren überlastet, mußten schnell arbeiten, fanden gar nicht mehr die Zeit,

alle protokollarischen Angaben gründlich nachzuprüfen. Kürzlich de- rief sich ein Diebstahlsverdächtiger förmlich beleidigt auf sein« tadel- los weiß« Weste. Ein« halbe Stunde späte? wies ihm der Beamte nicht wenig« als vierzehn Vorstrosen, darunter zwei im Zuchthaus v«büßte, nach. Da packte ihn di« Wut:Wat fragen Se mir denn aus, wenn Se't wissen?" Natürlich ging es nun mit derbraunen Minna" nach dem Polizeipräsidium. Neuerdings ist bestimmt wor­

den, daß jedem Protokoll eines LeschuMgten mied« die Straf- angaben, möglichst sogar mit Aktenzeichen, beizufügen find. Sewährungsfrist für Vorstrafe«. Die Sache hat ab« auch sehr ernste Seiten. Erstlich o«schont das Registrierungssystem selbst solche Leute nicht, die vor Anno Tobak, infolge einer Jugendeselei, entgleist sind und nach vielen Jahren in«inen vielleicht ganz unbegründeten V«dacht hinein­gezogen werden. Schnurstraks wird die Vergangenheit, wird längst Gesühntes aus den Aktenkulisfen h«vorgeholt. Muß das unbedingt fein? Muß der Fürsorgezögling bis zu seinem Tode ein Fürsorge- zögling, der Vorbestrafte imm« ein Bestraft« bleiben, auch wenn längst Gras üb« dunrme Geschichten gewachsen ist? Hier fehlt das eines freien, auf geistig« Höhe flehenden Staatswesens würdig« Moment des Verzeihens und Vergefsens, das wahrhaft frei« Men- scheu schafft und einen dunklen Punkt aus dem Vorleben gänzlich

Die Rebellion. Roman von Joseph Roth . i. (Schluß.) Der Richter verlas den Namen: Andreas Pum, er mur- inelte die Daten, die Konfession, den Geburtsort, den Beruf. Dann erhob er seine Stimme, die tief und weich war, und sagte ein paar Worte, die wie in Samt gehüllt waren. Andreas hatte nur den Klang der Stimme gehört und nicht, was der Richter sagte. Dennoch wußte er, daß man ihn auf- forderte, zu erzählen. Plötzlich entsann er sich, daß er noch die bunten Orden an seiner Brust trug, die ihm Willi gekauft hatte. Er riß sie schnell herunter und behielt sie in der Faust. Gleichzeitig be- merkte er, daß die Wände des Gerichtssaales aus blaßblaueu Kacheln bestanden, ähnlich denen der Toilette im Cas6 Halali. Von der Decke, die unendlich hoch sein mußte, zu der er aber nicht emporzublicken wagte, wehte es kühl und duftend, wie im Sommer aus einem verdunkelten Friseurladen. Er hustete einmal kurz und begann zu sprechen. Er fing mit der Schilderung der Szene auf der Plattform an. Aber der Richter streckte seine lange, schöne Hand aus, die aus den weiten Aermeln der Toga weiß und edel herauswuchs und machte eine abwehrende Bewegung. Zugleich ertönte seine Stimme, weich und dunkel, obwohl er die Lippen gar nicht bewegte. Das schien Andreas sehr wunderbar. Er hatte einmal als Knabe einen Bauchredner gehört. Aber dessen Stimme hatte gröhlend geklungen. Außerdem war ein Richter bestimmt kein Bauchredner. Wie aber war es dennoch mög- lich, daß er mit geschlossenen Lippen klar und rein die Worte sprach: Andreas, was hast du auf dem Herzen?" Andreas wunderte sich noch mehr über dasDu". Aber plötzlich siel ihm ein, daß er ja ein kleiner Junge war. Er trug kurze Hofen. Er hatte beide Beine und' war barfuß. Seine Knie waren vom letzten Fall auf die Kieselsteine des Schotterhaufens am Flußufer zerschunden, rot und brennend. Er dachte gerade über diese selssame Verwandlung nach, als Musik ertönte. Im ersten Augenblick erinnerte sie an den Leierkasten. Dann aber schwollen die Klänge an, sie rausch- ten. fluteten, sanken wieder in sich zusammen, begannen zu flüstern, entfernten sich und kehrten zurück. Viele Menschen waren im Saal. Sie knieten nieder. Die Kerzen zu beiden Seiten des Kreuzes brannten golden und verbreiteten einen Dust von Weihrauch und Stearin.

Da begriff Andreas, daß er tot war und vor dem himm- tischen Richter. Auch war er kein Knabe mehr. Er allein stand im ganzen Saal unter tausend Knienden Er trak einen Schritt vor und stieß die Krücke auf, aber sie verursachte kein Geräusch. Andreas merkte, daß er auf weichen Wolken stand. Er erinnerte sich an die Rede, die er für die irdische Gerichtsverhandlung präpariert hatte. Ein starker Zorn wuchs in ihm, fein Angesicht flammte und seine Seele gebar Worte, zornige, purpurne Worte, tausend, zehntausend, Millio- nen Worte. Nie hatte er sie gehört, gedacht oder gelesen. Tief in ihm hatten sie geschlafen, gebändigt von dem armseligen Verstand, verkümmert unter der grausamen Hülle des Lebens. Jetzt sprossen sie auf und fielen von ihm ab, wie Blüten von einem Baum. Im Hintergrund klang leise und in feierlicher Wehmut die Musik. Andreas hörte sie zugleich mit dem Rauschen seiner eigenen Rede: Aus meiner frommen Demut bin ich erwacht zu rotem, rebellischem Trotz. Ich möchte dich leugnen, Gott, wenn ich lebendig wäre und nicht vor dir stünde. Da ich dich aber mit meinen Augen sehe und mit meinen Ohren höre, muß ich Böseres tun, als dich leugnen: ich muß dich schmähen! Millionen meinesgleichen zeugst du in deiner fruchtbaren Sinnlosigkeit, sie wachsen auf, gläubig und geduckt, sie leiden Schläge in deinem Namen, sie grüßen Kaiser . Könige und Regierungen in deinem Namen, sie lassen sich von Kugeln eiternde Wunden in die Leiber bohren und von dreikantigen Bajonetten in die Herzen stechen, oder sie schleichen unter dem Joch deiner arbeitsreichen Tage, sonntägliche, saure Feste um- rahmen mit billigem Glanz ihre grausamen Wochen, sie hun- gern und schweigen, ihre Kinder verdorren, ihre Weiber wer­den falsch und häßlich, Gesetze wuchern wie tückische Schling- pflanzen auf ihren Wegen, ihre Füße verwickeln sich im Ge- strüpp deiner Gebote, sie fallen und flehen zu dir und du hebst sie nicht auf. Deine weißen Hände müßten rot sein, dein steinernes Angesicht verzerrt, dein gerader Leib gekrümmt, wie die Leiber meiner Kameraden mit Rückenmarkschüsien. Andere, die du liebst und nährst, dürfen uns züchtigen und müssen dich nicht einmal preisen. Ihnen erläßt du Gebete und Opfer, Rechtschaffenheit und Demut, damit sie uns betrügen. Wir schleppen die Lasten ihres Reichtums und ihrer Körper, ihrer Sünden und ihrer Strafen, wir nehmen ihnen den Schmerz und die Sühne ab, ihre Schuld und ihre Verbrechen, wir morden uns selbst, sie brauchen es nur zu wünschen: sie wollen Krüppel sehen und wir gehen hin und verlieren unsere Beine aus den Gelenken: sie wollen Blinde sehen und wir lassen uns blenden: sie wollen nicht gehört werden, also werden wir taub: sie allein wollen schmecken und riechen und wir

aus d« Welt schafft. Haben wir es heute in der Sirafrechtspflege schon zum System d« Bewährungsfrist gebracht(warm wirft unser neuer Reichsjustizdiktator auch das wieder über Bord?), so ist es «ine logische Folgerung, eine Bewährungsfrist auch für die end­gültige Löschung von Borstrafen einzuführen, mindestens für alle weniger bedeutsamen Strafsälle, di« sonst dem Vorbestrasten durch sein ganzes Leben nachlaufen. Vorstrafen verfolgen den Bestrasten, was noch weit ernst« zu nehmen ist, sogar weit üb« den amilichen und gerichtlichen Wirkungskreis hinaus in feinem Erwerbsleben. D« selige Hauptmann von Köpenick , d« zu seinem unsterblichen Geniestreich veranlaßt wurde, weil er als ehemalig« Zuchthäusler verfemt war, ist nur das bekannteste von sehr zahlreiehen Bei- spielen. Wie trostlos es in Wirklichkeit aussieht und wie so mancher Entgleiste wegen d« Schwierigkeit oder Unmöglichkeit, bald wieder Arbeit zu finden, in die V«brecherlausbahn geradezu hineingetrie- den wird, erfährt die große Oeffentlichkeit nicht. Die deutschen Rich- ter wissen es, d« Staat weiß es auch. Getan wird so gut wie nichts, diesem Krebsschaden durch einen sozusagen pädagogischen Verbrecherabbau energisch zuleide zu gehen. Es gibt zahlreich« Firmen, kleine und große, die auf Geheiß ihr« Verbände jeden im Betriebe auf einer größeren Unehrlichkeit ertappten Sünder bei der Verbandsleitunganmelden". Hi« wird eine schwarze Liste ge- führt, deren Einsicht allen Verbandsmitgliedern freisteht. Also auch da wirkt sich die Registrteruna zu einem lebenslänglichen Damoklosschwert aus. W« in d« Liste steht, ist verfemt, ist für seine Branche«werbstot, wenn er nicht«inen Arbeitgeber findet, der keine Erkundigung einzieht. Gewiß ist es verständlich, w«m em Chef möglichen Verlusten vorzubeugen sucht. * Man soll nicht systematisch dem Gestrauchelten den Faden der Besserung mit d« Absicht zu ehrlicher Arbeit abschneiden. Viele brüchige Existenzen könnten wieder zu festem Halt gebracht w«d«n, wenn man sich mehr dazu erziehen wollte, alles Menschliche mensch- lich« zu beurteilen, jed« Entgleisung ans den Grund d« sozialen Verhältniffe zu gehen und Gescheiterte emporzuziehen, anstatt sie wie Parias abzustoßen.

Straußenrennen. Mit den Stierkämpfen ist es Gott ssi Dank nichts geworden in Berlin . Nun will man es mit Straußenrennen versuchen, und be­reits am nächsten Sonntag wird, wie wir mitgeteilt haben, das erste Rennen vonstatten gehen. Aus Sensation, neuestes, allerneueftes denn Straußenrennen sind noch niemals in Europa gezeigt wor- den geht man auch hter aus. Ab« hi« hat man es nicht, das muß cm«kannt und betont werden, mit Roheit und dem Reiz auf medrige Instinkte zu tun? Es handelt sich hierbei auch um int«- essante Experimente der Tierdressur. Franca Meloni hat die Ti«e dressiert und trainiert: m Wien hat sich ein Konsorttum zur Veranstaltung von Straußenrennen gebildet und in Berlin wird die Premter« stattfinden, der am Sonntag in acht Tagen sin zweites Rennen folgen soll. Dann beobsichttgt man, in London , m Paris und m Wien d«arttg« Rennen zu veranstalten. Für diese Rennnen sind 22 Strauß« dressiert und trainiert, die sich im Alt« von 3 bis 5 Iahren befinden. In Berlin wird man aber rmr 10 Strauße am Start sehen, da die übrigen zwölf sich noch ans dem Transport befinden. Dieses erste Rennen wird denn auch mehr den Charakter ein« Tierschau, als den Stempel des Sports tragen. Hier werden zunächst noch die Reiter und Jockeys auf den Tieren fehlen, die m Südafrika bei den Straußenrennen eine große Rolle spielen. In Berlin werden die Tiere beim Rennen vor zwei- rädrige Wagen gespannt, sogenannte Julkys, wie man sie von den Trabrennen keimt, der Fahr« steigt ans, d« Start« gibt das Zeichen und los geht es. Sie werden auf die lange Reis« geschickt, wie d« routinierte Sportb«ichterstatt« sagt. Die Rennen gehen üb« die Entfernung von 1200 bis 3000 Meter, und in jedem Rennen w«den voraussichtlich drei Strauße starten. Um den Tag nun ein wenig abwechselungsreicher zu gestalten, werden daneben noch Pferderennen veranstaltet, aber in besonderer und eigen- artig« Form. Man hat zurückgegriffen auf die Rennen im alten Rom und Griechenland , und wird auch in Berlin die alten vier- rädrigen Wogen, die Quadriga , und die zweirädrigen Karren, die

schleudern Granaten gegen unsere Nasen und Münder; sie allein wollen essen und wir mahlen das Mehl. Du aber bist vorhanden und rührst dich nicht? Gegen dich rebelliere ich, nicht gegen jene. Du bist schuldig, nicht deine Schergen. Hast du Millionen Welten und weißt dir keinen Rat? Wie ohn- mächtig ist deine Allmacht! Hast du Milliarden Geschäfte und irrst dich in den einzelnen? Was bist du für ein Gott! Ist deine Grausamkeit Weisheit, die wir nicht verstehen, wie mangelhaft hast du uns geschaffen! Müssen wir leiden, wes- halb leiden wir nicht alle gleich? Hast du nicht genug Segen für alle, so verteile ihn gerecht! Bin ich ein Sünder ich wollte Gutes tun! Weshalb ließest du mich die kleinen Vögel nicht füttern? Nährst du sie selbst, dann nährst du sie schlecht. Ach, ich wollte, ich könnte dich noch leugnen. Du aber bist da. Einzig, allmächtig, unerbittlich, die höchste Instanz, ewig und es ist keine Hoffnung, daß dich Strafe trifft, daß dich der Tod zu einer Wolke zerbläst, daß dein Herz erwacht. Ich will deine Gnade nicht! Schick mich in die Hölle!" Die letzten Sätze hatte Andreas nach einer unbekannten fremden, wunderbaren Melodie gesungen. Immer noch klang die Musik wie ein Orchester aus tausend Seufzern. Da hob der Richter die Hand und seine Stimme tönte: Willst du ein Diener im Museum sein, oder Wächter in einem grünen Park oder einen kleinen Tabakverschleiß an der Straßenecke haben?" Ich will in die Hölle!" antwortete Andreas. Da war auf einmal Muli, der kleine Esel, neben Andreas und führte den Leierkasten, aus dem Töne drangen, obwohl die Kurbel nicht bewegt wurde. Der Papagei Ignatz stand auf Andreas' Schulter. Der Richter erhob sich, er wurde groß und größer, sein graues Angesicht begann weiß zu leuchten, seine roten Lippen öffnetSfi sich und lächelten. Andreas be- gann zu weinen. Er wußte nicht, ob er im Himmel oder in der Hölle war. Man sperrte die Herrentoilette im Cafe Halali und ließ die Herren in die Damenabteilung für diesen Abend. Nach- dem sich alle Gäste entfernt hatten, schaffte man die Leiche Andreas Pums weg. Sie kam nach einigen Tagen, weil gerade Leichenmangel war und obwohl sie nur ein Bein hatte, ins Anatomische Institut und erhielt, dank einem geheimnis- vollen Zufall, die Nummer 73, dieselbe, die der Häftling Andreas getragen hatte. Ehe man die Leiche in den Sezier- saal trug, kam Willi, um Abschied zu nehmen. Er wollte gerade anfemgen zu weinen. Da fiel ihm schnell das Lied ein, das er immer zu pfeifen pflegte. Und pfeisevd ging« einen Greis für die Toilette suchm,