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Deutschnationalerr und einKeknen Partelen dieses Hauses oder der Regierung geführt worden sind oder noch geführt werden. W i r haben deshalb Fragen zu stellen: 1. Zst es richtig, daß die Deulschnaliotiale Volkspariei als Preis für ihren Umfall den Eintritteinzelner ihrer Mit« glieder in das Kabinett verlangt hat? 2. Ist es richtig, dast den Deulschnationolen, wenn nicht für diefen Augenblick, so doch für eine nach Bochen zu zählenden Frist eine solche Umbildung angeboten worden ist. Z. Zst es weiter richtig, daß die Deuifchnationcklen heute mar- gen«och als Hauptpreis gefordert haben den Rücktritt des gegenwärtigen Reichskanzler Marx fetzt ober in eini- gen Woche»? fHöri, hört! Zurufe: Za, es ist richtig!) 4. Zst es richtig, daß der Vorstand der Zentrums- fraktion dieses Ansinnen sofort als uudiskuiabel abge- lehnt hat, daß aber trotzdem die Verhandlungen über den Kaufpreis noch wie vor weitergeführt werden? (Große Bswogung im ganzen lHaufe.) Wie auch immer die Antwort auf diese Fragen lauten mag, wir erinnern uns, daß die Deutfchnationalcn das Gutachten als das zweite Versailles " bezeichnet haben. Wir mächten iplfsen, für welchen Preis sie bereit sind, fich dasZweite Versailles" abkaufen zu lasten. Wir erinnern uns, daß sie von Kuhhandel zwischen anderen Parteien gesprochen haben. Im Augenblick, wo sie selber an einem Kuhhandel beteiligt sind, nennen sie die Katze nicht mehr eine Katze, sondern den Kuhhandel«inenBrückenschlag". Wir erinnern uns, daß vor ganz kurzer Zeit ein Deutsch - nationaler von diesem Platz aus erklärt hat:Deutschnational sein heißt,«ine Sache um ihrer selbst willen tun". Heißt «S«in« Sache um ihrer selbst willen tun, wenn sie jetzt demzwei- ten Lersailles", demSchandv ertrag von London " zustimmen, weil sie dadurch parteipolitische Vorteile erwarten. Das festzustellen, ist nötig im Interesse des weiteren politischen Kampfes.(Stürmischer Beifall bei den Sozialdemokraten, Lewe- gung im ganzen Hause.) Pas Wort hat Herr Reichskanzler Marx.(Minutenlange Be» wegung und Unruhe.) Reichskanzler Marx: Namens der Reichsregierung habe ich folgende Erklärung abzugeben: Das Kabinett hat zur Frage der Re� gierungsumbildung nicht Stellung genommen. An Aussprachen zwischen verschiedenen Parteien dieses Hauses, wenn solche stattge­funden haben sollten, war die Reichsregierung überhaupt »icht beteiligt. Abg. Dreitscheid(Soz.): Nach dieser Erklärung der Regierung habe ich an den Herrn Reichskanzler die Frage zu richten: kann der Herr Reichskanzler die Auskunft geben, ob ein oder da, ander« Mitglied des Kabinetts an diesen Besprechungen beteiligt gewesen ist. Reichskanzler Marx: Nach den Erkundigungen, öle ich einge- zogen habe, hat ein Mitglied des Kabinetts an diesen Besprechungen nicht teilgenommen. Es haben jedoch wohl Ver­handlungen mit Mitgliedern des Kabinetts über die Erklärung der Reichsregierung stattgefunden, die ich heute morgen hier abgegeben hob« Di« Spezialberatung ist beendet. Der Präsident schlägt V e r. tagung auf anderthalb Stunden vor. Die Vertagung wird gegen den Widerspruch der Kommunisten beschlossen Die Abstimmungen beginnen demnach um'AS Uhr. Keine Amnestie! sV*' Trotz völkisch-koumruuistrsche« TchacherS.' Die heutige Sitzung im Rechtsausschuß des Reichstage; be- fchäftigts sich mit dem sozlalbemakralischen. konununistischen und völkischen Amnestieantragc. Sofort zeigte sich«in eigenartiges Zu» fammenarbsiten der äußersten Rechten und Linken. Der Kommunist Katz tonnte sich nicht genug tun in der Anpreisung des völkischen Antrages, den er durchaus zur Grundlage der Verhandlungen machen wollte. Die Rechte zu« stimmen mit den Kommunisten beschloß demgemäß, trotz Wider- spruchs des Genossen Rvfenfeld, der die gleiche Behandlung für dm sozialdemokratischen Antrag forderte. Auch sachlich wurde die Sitzung eine Füll« von Beweisen für einverständnisvolles" Zusammenarbeiten der beiden Flügel Parteien. Herr Frick und Herr Katz verteidigten sich

gegenseitig und die Front wurde mit Vorliebe gegen Sozialdemo- kraten genommen. Alz der Kommunist Thomas ein« Erklärung gewissermaßen auch für die Völkischen abgab, rief ein Zwischenrufer ihm die vorwitzige Frage zu, ob die Völkischen ihm ihre Ver- tretung übertragen hätten. Bei den Beratungen stellt« sich schnell heraus, daß es den Kommunisten weniger darauf ankam. eine Amnestie zu erlangen, als vielmehr eine solche Behandlung der Anträge herbeizuführen, daß es ihnen erinäglicht wurde, den Sozial« dsmotralen die Schuld am Scheitern einer Amnestie zu- zuschieben. Dabei war es ihnen ganz gleichgültig, ob die Arbeiter- schaft den Schaden solcher Manipulationen trug. Die Reichsregierung gab ein« sehr unbefriedigende Erklärw'.g ab. Herr Zaires stellte lediglich in Aussicht, daß die Reichs- regierung entsprechend der Erklärung Stresemancrs mit den Ländern in Verhandlungen darüber eintreten wolle, ob eine Amnestie geschaffen werden könne Der Vertreter Bayerns betonte natürlich wieder die bayerische Justizhoheit, die eine Reichs- amnestie nicht zulasse, und der Vertreter Preußens stellte euch nur Prüfung durch feine Regierung in Aussicht. Genosse Dr. Rosenfeld wendete sich gegen die Halmng der Reichsregierung, wies das Unzulängliche ihrer Erklärung mach und oerlangte gerade deshalb, weil die Regierungen oersagten, daß der Reichstag eine möglichst umfassend« Amnestie beschließe. An- gesichts des Klassencharakters unserer Rechtsprechung und der beson- deren Här-e der bayerischen Justiz se! eine Amnestie notwendig. In seiner Antwort sprach Herr Iarres die Befürchtung aus, daß eins Amnestie das Gefühl für den Ernst der Strafrechtspflege töte, und daß das Volk leicht den Glauben verliere, daß der Staat seine Gesetze auch wirklich durchführe. Der Demokrat Haas wies in einer sehr guten Rede die Schwächen der deutschen Justiz und er fand die schärfsten Worte der Kritik besonders gegen die bayerische Justiz. Frellich von Amnestie wollte auch Herr Haas nichts wissen, er empfahl die Opfer der Recht- fprechung der Gnade der Regierungen. Abg. Bell(Z.) sprach in demselben Sinne. Als Abg. Ger - land(Dem.) das Fechenbach-Urte il kritisierte, wurde er von dem bayerischen Vertreter mit der Mitteilung unterbrochen, daß seine Regierung sotzar schon einmal die Frag« der Begnadigung Fechenbachs----- auf die Tagesordnung einer Ministerrats- sitzung gesetzt habe, dann seiaen aber die Beratungen über den Sozial. demokratischen, Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens gegen die bayerischen Volksgerichtsurteile dazwischen gekommen und des- halb habe man die Prüfung der Begnadigung Fechenbachs aussetzen müssen! l I Auch Gerland kritisiert« das Verhalten der bayerischen Regierung. Für d-e Amnestie traten dann nur noch die Kommu- nisten und die Völkischen ein. Bei der Abstimmung wollten unsere Genossen dafür sorgen, daß, wenn schon eine umfassende Amnestie geschaffen würde, die auch die oerhafteten Rechtsputschisten umfassen solle, wenigstens auch die bayerischen sozialistischen und k o m m u n i st r s ch e nRäte- Verbrecher" unter die Amnestie fielen. Ein dementsprechcnder Abänderungsantrag wurde ober von den bürgerlichen Par» teien abgelehnt. Infolgedessen waren unser« Genossen auch nicht in der Lage, für den völkischen Antrag zu stimmen. Deshalb fei schon fetzt festgestellt: 1. Unsere Genossen haben selbstweitgehendeAmnestie- antrage gestellt, die aber von allen bürgerlichen Parteien abgelehnt wurden. 2. Unsere Genossen haben für sämtliche kommunisti« schen Antrag« gestimmt, die ober trotz aller kommunistisch- völkischen Freundschaft anscheinend zum Erstaunen der Kommunisten selbst auch von ihren,.treuen" Bundesgenossen abgelehnt wurden. 3. Auch wenn die Sozioldernokraten mit den Kommunisten für den völtischsn Antrag gestimmt hätten, wäre«r noch nicht angenommen worden, da die Deutschnationalen ihn nach dm Erklärungen der Kommunisten(und den Abmachungen mit ihnen.) für den Antrag stimmen sollten, tatsächlich aber dagegen stimmten. 4. Unsere Genossen haben lediglich abgelehnt, die FLHrerder Kappisten und die Hitlerleute zu begnadigen, so lange die sozialdemokratischen und kommunistischen Anhänger der bayeri­schen Räterepublik im Gefängnis blieben. S. Die Kommuni st en haben für die völkischen An»

trage gestimmt, die zwar den. Kappisten und Hrtlerleute» die Freiheit gebracht hätten, nicht aber den bayerischen Räterexubi- kauern. 6. Katz versuchte sogar unter Wißbrauch seines Amtes als Vorsitzender des Rechtsausschuffes einen gar nicht verlesenen und auch nicht verhandelt«! Antrag des berüchtigten deutschnatronalen Graes (Thüringen ) auf Anmcstierung der auf Grund des Republik - schutzgssetzes Verurteilten zur Annahme zu verhelfen, was allerdings an dem Widerspruch unserer Genossen gescheitert ist. Es ist also ein glatter Schwindel, wenn die Kommu- nisten jetzt behaupten, die Sozialdemokraten hätten die Amnestie verhindert oder sabotiert! Zum Potsöamer Kommumstenatteutat. Der Amtliche Preußische Pressedienst teilt zu den falsche» Potsdamer Meldungen über die Voruntersuchung im Potsdamer Sprengstoisaitentatsverfahren mit: Gegen die Beschuldigten m der Strafsache gegen Sommersell , und Genossen wegen des Potsdamer Sprengstoffattentats wird die Voruntersuchung bei der Staatsanwaltschaft I (Unter- suchungsnchter) gegen elf Personen geführt. I n Haft be- finden sich davon weüerhin vier Personen. Sieben sind jetzt aus der Untersuchungshaft entlassen worden, weil weder Verdunke» lungsgefahr noch Fluchtverdacht vorliegt. Es ist aber damit zu rechnen, daß auch gegen diese sieben Personen die Anklage erhoben merden wird. Abgetrennt vov diesem Verfahren schwebt«in anderes gegen drei weiter« Personen bei dem Untersuchungsrichter des Landgerichts in Stargard in dem dort anhängigen großen Derfahren gegen Mitglieder der Kommunistischen Partei wegen Bildung von Parti » seinen(Terrorgruppen). Diese drei stehen unter dem beson. ders schnxren Verdacht, daß der ein« von ihnen die Potsdamer Domben in Besitz gehabt, der zweite st« verteilt hat. während der dritte den Verlauf des geplanten Attentats beobachten und Bericht an die Auftraggeber erstatten sollte. Zusammenfassend ist also festzustellen: Es waren im ganzen 1'4 Personen unter dem Verdacht der Beteiligung an dem Pots­damer Eprengstossattentat verhaftet worden. Davon sind jetzt sieben Personen aus der Haft entlassen worden, weil keine Verdunkelungs- g-fahr und Fluchtverdacht bestehen. Die Haftentlassung schließt jedoch nicht aus. daß, da dringender Tatverdacht fortbesteht. auch gegen sie die Anklag« erhoben wird. Bier Personen bleiben werter in Haft und können auch in Anbetracht der Stark« des Verdachtes und der Höhe der zu erwartenden Strafen nicht enthaftet werden. Die drei letzten endlich werden in Stargard ab. gsurteilt werden, da sie außer als der Haupttäterschaft an dem ge­planten Sprengstoffattentat verdächtig auch noch als Mitglieder der kommunistischen Terrorbanden in Frag« kommen, die in Pommern und Mecklenburg ihr Unwesen getrieben haben und gegen die«m großes Strafverfahren vor dem Stargardcr Landgericht schwebt. Aus diesem ganzen Tatbestand geht hervor, daß die Meldung eines Potsdamer Blattes, die Verhaftungen der angeklagten Kommunisten hätten sich als ein Fehlgriff und das geplante Artentat als Spitzel- arbeit herausgestellt, mm Anfang bis zu Ende auf Erfindung und falscher Information beruht._ Gesterreickslstb-üeutstber Schulkonareß. Alünchen, 29. August.(Eigener Drahtbcricht.) Ein pädago. gischer Kongreß, veranstaltet vom Münchener Lehreroerein, wurde am Donnerstag in der Universität von mehr alz 300 Teilnehmern aus L-m Reich ütid besönderz aus Deutschösterrsich eröffnet. Bwi x den Begrüßungsansprachen ist bemerkenswert die des Professors der Pädagogie an der Münchcner Universität. Fischer, der da- Interesse betonte, das. die Universität an der künftigen aka- demischen Ausbildung auch der Volts schullehrer Habe- Unter lebhaftem Beifall berichtete der Präsident der Wiener Echuloerwaltung, Genosse Otto G l ö ck e l, über die inner« Schul- reform in Wien , die unter begeisterter Mitarbeit der Lehrerschaft durchgeführt werde. In Wien denke man nicht an einen Schul- obbau, denn die Schule in Deutschösterreich soll« nicht zurückstehen hinter der in Deutschland , wenn einst der Tag des Zusammen­schlusses von Deutschösterreich und Deutschland anbreche.

Kaisers Jungfrau von Orleans . Dramatisches Theater. Bon allen, denen Kunst kein leerer Schall, kein Luxus, d-n«n Kunst em Lebensbedürfnis bedeutet, mit hoffender Spannung er- wartet, ist gestern ein neuer Stern am Theaterhtmmel aufgegangen: da«Dramatische Theater" hat sein« Pforten eröffnet. Ein Ur. aufführungstheater will es sein und die junge Dichtung aller Völker pflegen. Ein das ihm die Sympathie und die Unterstützung _.?U"ltwillig«n sichert. Wege, die zur Höhe zu führen verheißen, llostchien, ine eine gesondert« Besprechung verlohnen. Der erst« Abend des Theaters mit dem ungeschickten Namen(Warum nicht junges" oder.Lebendiges Theater"?) war ein« Enttäuschung. Nicht daß man es leer oder unbefriedigt verlassen hätte. Die Erwartung war Dielleicht}u hoch gespannt, die froh« Hoffnung auf das Kom- mend« bleibt chm erhalten. Darstellung und Stück hielten nicht. was sie oersprachen. De« üherträchtigen Dramatik-« Georg Kaiser neues Werk ».Gtlles und Jeanne" ist ein Jungstou-von-Orleanz-Myste- rium. Cm« Komvdi« der gewaltigen Absicht mit gewaltsamer Pro. �ewatlt und aus halbem Wege liegen gelassener Lösung. Kaiser sieht da» Wunder der Seami« d'Arc mit seinem rationalistischen Geist, mit seinem dem Wunderbaren abholden Aug«, mit präzi« arbeitend«« Gehirn. Bis dahin ist fem« Komödie«ine Tat. Aber dann verliert er sich plötzlich in clhische Dialektik, die nichts weiter «« Salt äderet mit großen Worten darstellt. Di« Jungfrau von Ovleans errinqt den überraschenden Sieg über dl« Engländer nicht w göttlicher Wendung, sondern von dem reichen Gilles de Rais geschoben, der dem französischen König ein Söldnerheer unter der Bedingung kaust, daß Jeanne«s anführt. Denn er liebt sie und wahtt diejen kuriosen Weg, um sie zu erringen. Aber sie versagt sich chm und bleibt auch fest, als m der zweiten Schiacht die Nieder- lag» droht, weil Gilles di« ihm hörigen Truppen am Kampf ver- um?«lnn« gefügig zu machen. Hier beginnt Kaisers Mmtik. Jeanne erkennt plötzlich ein« höhere Aufgabe als Rettun« Jöctcrlontkes, sie will diesen Menschen mit der abgrundtiefen H«<le retten. Sie steigt auf fcm Scheiterhaufen, von Gilles mit falschem Zeugnis belastet. In semer Liebesraserei mordet er dann als Blaubart sechs weiter« Bauernmädchen, bleibt, vor ein päpst- liches Tribunal zitiert, verstockt, bis Jeanne visionär erscheint und ihn ihre hohe rein« Liebe erkennen läßt. Da bricht er, von der Verzeihung der Jungfrau entsühnt, zusammen und gesteht. Es ist ein Irrtum Kaisers, kraftvoll und von Shakespeares Gewalt zu fein, indem er gewaltig« Worte schleudert. Worte find es und nicht Taten. Sein Bemühen, den Zeitgeist mit dröhnenden Schritten zu meistern, erscheint krampfhast, wenn er z. B. in acht­zehn Worten des Dialogs achtzehn Ausrufungszeichen verschtoen.det. Kaisers Stärk« liegt in der. Satire. Seine Charakteristik des Königs ist unvergleichlich. Der König fragt im Angesicht der Schlacht seine Umgebung:Wer stimmt gegen Sieg? Die Zweifler sollen sich auf dem linken Abhang versammeln. Ich entscheid« mich dann für die Mehrheit." Wie jefces Kind weiß, siegen im Krieg immer beide

Parteien. Kaiser zeigt hier eine famos« Methode auf, durch Ab- stimmung die endgültige Entscheidung zu treffen. Das sind«äitiichc Einfälle. Für große Dramatik reicht's aber nicht inGilles und Jeanne". Wie das Stück, so war auch die Darstellung. Gestern war nur das Wollen zu sehen, das Können fehlte. Die Hauptrolle spielte der Direktor Wilhelm Dieter le. Sein« Leistung bot nichts Ori- ginelles. Er gab sich von Anfang an mit gewalliger Stimme und großen Gesten aus, so daß ihn, die Möglichkeit zu Steigerungen genommen wurde. Maria Eis spiclle die Jungfrau von Orleans ebenfalls mit unzureichenden Mitteln. Mit singender Stimm« eine Weichheit vortäuschend, die im Mißverhältnis zu ihrer Gestalt steht und ohne Kontakt mit dem gewiß beifallsfreudigen Publikum. Die künstlerischen Leistungen des Abends waren Hubert Meyrinck als König von Frankreich und Theodor L o o s als Mchimist. Mey­rinck schuf eine erheiternde Typ«, zwar nicht ganz originell und an Hans Waßmann erinnernd, aber fähr lustig. Theodor Loos mit seinen zackigen Bewegungen, seiner schneidigen, spindeldürren Stimme war di« Ueberspanntheit in Person. Poelzigs Bühnen- bilder von monumentaler Gewalt. _ Ernst D«gn«r. Das war im Saoshaus Berlheim... An einem Regentag, als ich auf den Fahrstuhl wartend stand im dichten Kreis von Men- schen, Regenschirmen und Paketen. Und auch zwei Kraben. Die hatten rote Haare und nackte Deine, und ihre fadenscheinigen Blusen waren ganz durchnäßt. Und sie aßen beide Pflaumen, die treu- herzig der Kleinste verieilte. Bis er schließlich die noch halbvolle Tüte stebHioll an seine Brust drückt« und zum Bruder sagt«:Nun is genug. Di« kriegt Mullern." Schmutzige Händchen streichelten still graues Papier, so daß ein Lyzeumsmädel mit Pagenkopf und bunter Schmetterlingsschleif« nur noch höher das Näslein rümpft«. Der Kleine aber merkt« dies nickst. Er sah ja gar nicht seine schmutzigen Händchen, sah ja nur sein krankes Müttsrlem. Und ganz fest preßte er die Pflaumentüt- an das klopfend« Herz. Und der Große, der einen schworen Rucksack voll Kartoffeln trug, stand noch einmal so stramm, und um seine Lippen träumte«in Lächeln. Das hieß wohl auch: für Müllem... Und dann kam der Fahr- stuhl, und die Leu'e stiegen«in. Di« beiden Buben aber stieß unsanft der Wagenführer zurück:Ihr geht die Treppe rauf!". aber das kleine Mädchen, das doch auch ohne jeglichen älteren Schutz sich befand, durste mitfahren. Dos war im Kaufhaus Wertheim, als vier Kinderaugen erschrocken einem Fahrstuhl nachstarrten, als wär' ein dunkler Luftballon ihren Händen entglitten, als hätte der liebe Göll mit dem Zeigefinger gedroht und ihnen zugerufen: Kinder mit zerrissenen Hemden, die kommen nicht in meinen Himmel." I. V Der Biedererwecker des niederdeukschen Kasper Vuischenelle. 3 n kj s. E. R a b e ist in Hamburg gestorben, der Freund des alten Kasper Puischenelle. jener volkstümlichen Spielpuppe, der die menschliche Hand Leben, und Bewegung gibt. Cr hat ein Alter von über SS Jahren erreicht, nach einem Leben, das köstlich war in wirt- schaftlicher und wissenschaftlicher Arbeft. Don früher Jugend«m fand

Robe Muße, in den Feierzeiten seines kaufmännischen Berufes Auf- Zeichnungen namentlich zur Dolksku-nde zu machen. Ausgedehnte Reisen weiteten seinen Blick. Sein Kulturblld aus dem hanfeatfchen KaufmannslebenDas Speecherbuch" ist in denQuickbornbüchern" erschienen Um die Wiederbelebung der Freud « an den Handpuppen erwarb Rabe sich Verdienst« durch die Veröffentlichung der von ihm aufgezeichneten Spielszenen in den QuickbornbüchernSund ji all' dor?",Bioat Putschenellel" undKasper to Hus" sowie ganz be- sonders durch di« gründliche, dabei fesselnd geschriebene Monographie Kasper Putschenelle", die jetzt in einer um manches Forschungs- ergebms, aber auch um manchen lustigen Kasperschwank bereicherten Muauflag« erscheint. Daß Rabcs Arbeit weite Anerkennung gefun- den hat, dafür zeugt die DürerbundflugschristSpielt Handpuppen- theat-er", dafür zeugt auch seine langjährige Vorstands- und Ehren- Mitgliedschaft im Verein für niederdeutsch Sprachforschung und in der VereinigungOmckborn" zu Hamburg . Der hamburgische Senat ehrte ihn durch sein« Berufung in. den Beirat des Museums für Hamburgische Geschichte. Die Berliner Stoaksoper im Rundfunk. Nach langen Unter- bandlungen mit der Generalintendantur der Staatsoper ist es dem Berliner Rundfunk gelungen, ein Uebereinkomnwn zu schließen, nach dem vom 1. Oktober ab eine Reihe bekannter Opern von der Staatsoper aus auf drahtlosem Wege den Rundfunkteilnehmern übermittelt werden sollen. Dasselbe wird geschehen mit den großen. Konzerten des Philharmonischen Orchesters und den Oratorlenauf, führungen der Singakademie. DieFunkstunde" becchstchtcgt, späterhin in ihren eigenen Räumen nicht nur Opern, sondern auch Schauspiele aufführen zu lassen und diese an ihre Hörer weiterzu- geben. Leiter dieser neuen. Abteilung, die unter dem Rainen .Sendespiele" gehen wird, wird der Opernsänger Cornelis-Brons- geest sein. Möglicherweise wird die Rundsunkgesellschaft zu ihren Veranstaltungen auch eine beschränkte Anzahl Zuschauer zulassen. Di« technische Anlagen der Rundsunkqesellscyaft sind so gute, daß sie ihre Darbietungen den Teilnehmern im ganzen Reich zugänglich wachen kann, selbst mit einfachen Apparaten. Der ganze JCivius. Die Nachricht, daß der Gelehrte Dr. Mario di Martmo-Fusto das vollständige Wer? des römischen Historikers Titus Lioius entdeckt habe, erregt in Italien großes Aufsehen, da man von dem 142 Bücher umfassenden Gefamtwerk bisher bloß kannte. Der Cnchecker will das Geheimnis über di« Umstände und den Ort des Fundes noch nicht preisgeben. Es wird ange» nommen, daß diese Bücher, nach denen man seit mehreren Jahr- Hunderten gesucht hat, sich in der Bibliothek eines Klosters in Neapel befanden. Di Martina erklärt, daß er auch zwei Manu- skripr« aus dem 9. Jahrhundert entdeckt hat, Kopien von griechischen. Klassikern und ein Buch der Geschichte der Heiligen, das ebenfall» aus dem 9. Jahrhundert stammt. SpielplanSciderunx. In der Komischen Oper findet die Premiere der neuen Revue.DaS bat die Welt noch nicht gestbn" infolge technischer Schmie. rigkeiten eist Sonnabend 7 Uhr statt Sie gelösten Eintrittskarten behalten ihre Gültigkeit ver II Songreh für Viologlsch« Hygiene tagt in Dresden vom 30. Zluguft bi» S. September. Die Tagesordnung ist außerordentlich reichhaltig.