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Anterzekchnung öes Lonöoner Abkommens. Londya. Z0. AuMst.(BIS.) Des Londoner Ab kam- wen wird henke vormittag durch die Botschafter. Gesandken und Geschäftsträger der beteiligten Wächte unterzeichnet werden. Zu Ab. Wesenheit Macdonalds wird dies eugljscherseits durch den ständigen llnkerstaatssekrekür des Aeutzeren geschehen. Paris , Zl>. Auzusi.(WTV.) Die Reparatlonskom- Mission hat gestern die Ernennung der nach dem Dawes-Plan notwendigen Beamten vorgenommen. Die Bekanntgabe der Er- nannten crsolgt heute vormittag gleichzeitig mit der Anterzeithnung der SonfereuzbeschlSsse, die von den Beauftragten der Mächte in London vollzogen wird.

Das Echo öes Kuhhandels. Pariser Preffestimwen. Paris , Zl>. August.(Eigener Drahtbericht.) Die Annahme der Dcroes-Gesetze durch den Reichstag wird von der französischen Press« als erster Schritt zur Realisierung des Sachverständigenprogramms mit Genugtuung registriert. Andererseits halten jedoch die Kommentar« nicht zurück mit der Besorgnis hinsichtlich der gestern durch die geheimen Abmachungen zwischen den Deutschnatio» nalen und Volksparteilern angebahnte innerpolitische Eni. Wicklung. Am deutlichsten drückt das derOuotidien" aus, indem er schreibt:Auhen politisch ist die Situation durch das gestrige Votum des Reichstages wesentlich vereinsacht worden. Nachdem die Ver- einbarungen von London über den Dawes-Plan nunmehr die defini­tive Billigung durch die Parlamente von Frankreich und Deutsch - land erhallen haben, tritt endlich das Reparationsproolem in die Phase der praktischen Verwirklichung ein." Von diesem Gesichstpunkt aus könne man sich über die gestrig« Abstim- mung im Reichstage nur freuen. Dem entgegengesetzt sei jedoch der Eindruck, wenn man die durch das gestrige Votum geschaffene inner- politische Situation betrachte. Niemals sei die Gefahr einer Rückkehr der NakionaNsien und Mouarchislen zur Herrschast größer gewesen als augenblicklich. Es fei ein außergewöhnliches Paradoxon, daß gerade in diesem Augenblick, in dem die von der Rechten als schändlicher Verrat an Deutschland bekämpft« Erflillungspolitik durch sie zur Wirklichkeit wird, die Deutschnationalen sich den Weg in die Regierung erzwungen hätten, von der sie fett dem Zusammenbruch der Monarchie ausge- schlössen gewesen seien. Die gesamte Welt trage die Verpflichtung, die Weiterentwicklung der Ding« mit größter Aufmerksam» keit zu verfolgen. DasOeuvre" meint, daß das gestrig« Votum des Reichstages, das die erste Feststellung der Inkraftsetzung des Dawes-Planes durch die Reparationskommission ermögliche, die in den Londoner Ab- machungen vorgesehenen Fristen zu laufen beginnen laste und den Erfolg der Anleihe oerbürge, die Durchführung des Sachverständigen- Programms nunmehr gesichert habe. Trotzdem fei man in Frankreich beunruhigt. Auf dem Geldmarkt werde man morgen wahr- fcheinlich well weniger günstige Dispositionen vorfinden als noch vor acht Tagen nicht nur weil die Debatte im Reichstag gezeigt habe, daß Völkische , Nationalisten und Kommunisten einen geschlossenen Block gegen den Dawes-Plan bilden, sondern vor allem, weil die Zustimmung der Rechten in letzter Minute sehr gefährliche Wacheaschosten auf inaerpoktischem Gebiet befürchten lasse. Man müste sich ernsthast fragen, ob die Deutsch - nationalen die Gesetze nicht lediglich deshalb angenommen hatten, um ihre Durchführung um so sicherer sabotieren zu können, und daß sie, sobald Deutschland die Anleihe erhalten habe, die Regierung Marx-Stresemann zwingen würden, die weitere Durch. sührung des Sachverständigenprogramms einzustellen. Paris , 30. August.(Eca.) DerPettt Parisien' schreibt: Die Komödie ist zu Ende. Nach sechstägigen Verhandlungen und un- unterbrochenem vergeblichen Kuhhandel hat der Reichstog die zur Erfüllung des Dawes-Planes notwendigen Gesetze angenommen. Die Londoner Beschlüste sind also von diesem Saspcrle-Theater geschluckt worden, und der Abdruck einer kläglichen Reichstagsauf. lösung Picht nunmehr von den nächtlichen Träumen der 472 Abge­ordneten. Wer ist nun der Besiegt«? Das Kabinett Marx oder die Nationalist' ich« Fraktion? Di« nächsten Monate werden es zeigen. Für den Augenblick ist der äußere Anschein zugunsten des Kabinetts Marx, der an seinem Auflösungsdekret festgehalten und die Rationa- listen gezwungen bat, sich ohne Versprechen zu unterwerfen. DasEcho de Paris" äußert sich folgendermaßen: Die D e utf ch- nationalen, die immer von ihrer idealen Austastung sprechen, haben ihre Absttmmung gezcu 20 Silbsrlinge verkauft. Zugleich müssen wir sagen, daß die Haltung der Deutschen Volkspartei außerordentlich merkwürdig war. Die MtgN-der dieser Fraktion haben den Nationalisten mehrere Ministersttze in dem derzeitigen Kabinett zugesagt. Vor diesem Nachgeben der Parte:- gänger der Koalition hat die deutschnational« Fraktion den Z r> n i s- mus gehabt, ihren Führer Hergt zu beauftragen, vom Reichskanzler Marx dessen Demission zu verlangen. Als die Regierung sich weigerte. haben die Nationalisten ihre Forderungen zurückgeschraubt, doch haben die Noncnalisten mitgestimmt. Es ist also sicher, daß ihr Ein- tritt in die Regierung nur noch ein« Frag« der Zeit ist. zv- Mbau des Kabinetts ist für End« Oktober zu ermatten. Die Abstimmung des Reichstages hat einen ganz«�sonderen Sinn hin» sichtlich der inneren Politik. Di« Deutschnattonalen sind die großen Besiegten des Tages. DieEre Rouvelle" schreibt: Der Reichstag hat nach langwierigen und verworrenen Verhandlungen endlich die notwendigen Gesetze zur Durchführung des Dawes-Plcms angenommen. Unter der Drohung der Reichstagsauflösung hat der Reichskanzler die deutsch - nationalistisch- Partei zur Annahm« des Dawes-Plans gebrocht. Er hat von der Tribüne aus sich dagegen verteidiat, daß er die Hand zu irgendwelchen weiteren Verbandlungen gegeben Hab«. Zentrum und Demokraten haben die Volkspar'ei offen desavouiert. Die Deutschnationalen mußten also in diesen Tagen alle Erniedrigung auf sich uehmeo. Ihr« Niederlage ist vollständig, weil sie sich selbst desavouieren mußten Gestützt auf die Abstimmung und infolge seiner loyalen Haltung ist Marx Meister der Situation geworden. Das läßt eine Aenderunz dar öffentlichen Meinung erwarten. Da man annehmen kann, daß die Reichs tagsanflösungnohe ist, wird sich«ins Mehrhtt: für die Politik der Tefriedung und des wirtschaftlichen Wiederaufbaues ergeben. Also selbst in Deutschland hat die Politik, die in London triumphiert hat, den Sieg davongetragen. Jedenfalls ist das ein« gute Lehre und ein würdiger Gegenstand des Nach-- denkens für den unfehlbaren Poincari und sein« Führer, die noch xoincareistischer sind als Poincare selbst.

Zirkus öee Zehntausend. Um das gleich vorweg zu nehmen: Man weiß doch jetzt wieder, was Zirkus ist. So ganz echter rechter Zirkus, wie wir ihn noch vor 30 Jahren sahen, nach dessen Vorstellung wir uns schlaflos in unseren Letten wälzten und schließlich halb beglückt und halb geängstigt van Reitern, Pferden, Löwen , fliegenden Menschen, Feuerfressern, Elowns und wunderschönen Trikotdamen wild durcheinander träumten. Seien wir offen: die sogenannten Manegeschaustücke und Wasserpantomimen sind Ding«, die dein Zirtuo künstlich aufgepfropft wurden, um die Menge Zu kitzeln. Hier aber ist wieder ein Wann am Work mit den starken reinen Instinkten des echten Zirkusblu�es. Zirkus soll vor allen Dingen Mensch und Pferd zusammenbringen in immer neuen Varianten, und die bekommt man im Zirkus Krone in überraschender Mannigfalttgk-eit zu sehen. Ungarische Post. Reiterspiele, Sportübungen, Pierrot und Picrretie, Cowboys, akrobatische Jockeis, Springerinnen, das alles in Verbindung mit Pferden. Dann die Pferdeeinzeldresiuren: bildschön« Tiere und prachtvolles edles Blut. Alte und neue Dressurschule wetteifern um den Preis. Ein ganz besonderes Kapitel sind in diesem Zirkus die sogenannten wilden Tiere. Davon führt er schon keine Menagerie mit sich, sondern gleich einen ganzen großen Zoo: 400 Tiere, dar­unter nicht weniger als 3? bengalische und Königstiger und 28 Löwen . In der Tat tritt dem gegenübe? alles, was man bisher gesehen, weit zurück. Dazu fliegende Menschen, Hand- und Kovsakrobaten, Seil- schwinget, Schleuderbrettakrobaten. Wiederum eine besondere An- gek-genheit sind die berühmten drei nebeneinander liegenden Manegen. Das ist ganz amerikanisch, und das deutsche Auge und die deutschen Nerven müssen sich erst darauf einstellen, eine Forderung, die nicht so leicht zu erfüllen ist. Scheinbar geht alles wild durcheinander. Scheinbar. Denn es geht doch olles nach dem Schnürchen und in bester Ordnung. Es gibt nämlich jedesmal in den drei Manegen zu gleicher Zeit nur ähnlich geartete Darbietungen, al'o Retterakt« oder Pferdedressuren oder Fakirkünste oder Elownstücke. 89 Zirkus- Nummern werden so an einem Abend abgewickelt, genug, um den Einmanegenzirkus«in ganzes Jahr lang zu versorgen. Dabei geht natürlich die Wirkung der einzelnen Nummer leicht verloran. Was kann, was darf man loben, wenn man sieht, daß jeder Artist bemüht ist, sein Bestes und Allerbestes zu geben? Immerhin, es ist etwas Außerordentl-i-ch-s, was Direktor Krone mit seinen vier gelehrigen und klugen Elefanten vorführt. Und wenn der Dompteur Siegfried scheinbar kaüschnäuzig zwischen seinen gewaltigen Berberlöwen her- umspaziert oder der Dompteur Bendix seinen 12 wütenden Tigern Respekt beibringt, wenn Adolf Könysti mit äußerster Eleganz des modernen Stils die Hohe Schule reitet, wenn die zwei Reiteriruppen Casi und Köniöt, je S und 7 Artisten, fabelhafte Springkünfte vor­führen und wenn Lilly Strepetow tollkühne Tscherkesienreiterstück- chen ausführt, dann bekommt man volle Hochachtung vor den Lei » stungen, die hier vollbracht werden. Es ist alles echte beste Zirkus- kunst, wie man sie feit langem nicht mehr gesehen hat. Seraubte EilgüterZüge. Die Waren wurden aus dem Zug geworden. Vor einiger Zeit hatte ein Landjäger auf feinem Patruillsn- gang in der Schonung zwischen Petershagen und Freders» darf Pakete gefunden, die Damenregenmäntel enthielten und offenbar gestohlenes Gut waren. Es gelang ihm, ein Pärchen fest- zustellen, das sich mit einem ähnlichen Paket angelegentlich befchäf- tigte. Dem jungen Mann war es gelungen, zu entlaufen, das Mäd- chen konnte so rasch nicht folgen und wurde festgehalten. Die An- gelegenhett hat nunmehr ihr« Aufklärung gefunden. Es handelt sich um einen planmäßigen Raub an den Eil- üterzügen, die von Berlin aus in östlicher Richtung fahren. ls Täter kommen in Frage der 22jährlge in Neustadt bei Danzig geborene Walter B e t t i n, der zuletzt bei seinen Eltern in der Rigaer ©ließe 60 wohnte, und der ebenfalls 22iähr. Bruno Reetz, dessen Vater in dar Kleinen Andreasstraße«ine Gastwirtschaft betreibt. Beide junge Burschen sind arbeitsscheu und mehrmals wegen Dieb«. raten vorbestraft. Eis faßten den Plan, Güterzüge zu berauben und versuchten, an welcher Stelle sich die fahrenden Züge am leich- testen besteigen ließen. Nach mehreren vergeblichen Versuchen fanden sie endlich die passende Stelle. Während es Bettin gelang, den fahrenden Zug zu besteigen, konnte Reetz keinen Halt fassen und mußte zurückbleiben. Bettin hatte ein« Zange bei sich, mit der er den Verschluß aufkniff, um dann die ihn geeignet erscheinenden Pakete an vorher bezeichneten Stellen aus dem Wagen herauszfchleudern. Die Abwurfstellen hatten sie bei vorher unternommenen Spaziergängen ausgekundschaftet. Ihre Vertraute und Helfershelferin bei diesen Raubzügen war ein Sttahenmädchen Alice Schönbaum. Nach erfolgter Tat begaben sich die beiden nach der Schonung und versteckten hier die einzelnen Pakete unter dichtem Gestrüpp, teilweise vergruben sie sie auch, um sie bei passen. der Gelegenheit abzuholen. Reetz sollt« sich an dieser Arbeit beteili» gen,«s gelang ihm aber nicht, aus dem ziemlich rasch fahrenden Zitg zu springen und so war er genötigt, bis nach Strausberg mit- zufahren. Hier erregte er auf dem Bahnhofe durch sein Benehmen, das deutlich Angst verriet, die Aufmerksamkeit mehrerer Personen. Er wagte es nun nicht, seine Genossen in der Schönung aufzusuchen. sondern kehrte mit dem nächsten Zuge nach Berlin zurück. Der von alle» drei verabredete Treffvunkt war in Berlin derPfann- kuchenkeller" von Rausch in der Breslauer Straße. Hier vereinbarte das saubere Kleeblatt, am nächsten Tag« mit Kiepen und Rucksäcken hinauszufahren, um di« oersteckten Sachen zu holen. Sie führten den Plan auch aus und verschärften die Sachen m der Münzstraße. Bei einem neuen Ausflug, den Bettm mit der Schönbaum unternahm, um den Schauplatz ihrer Heldentat nochmals zu besichtigen, fanden sie noch ein Paket. Sie beschlosien. die darin befindlichen Mäntel umzupacken. Bei dieser Tätigkeit wurden sie von dem Landjäger abgefaßt und mitgenommen. Bestattungen auf Wohlfahrtskosten. Die Verhandlungen mit dem Zentralwohlfahrtsamt haben dazu geführt, den städtischen Sargmagazinen Lichtenberg , Neukölln und Reinickendorf für die Bezirke 16 die Lieferung und die Ueberführung der Särge bei den von der Wohl- fahrtsdeputation zu bewirkenden Bestattungen zu übertragen. Der Abtransport der Särge erfolgt durch 2 bzw. 3 eigens zu diesem Zweck hergestellte Automobile des Stodt- fuhrparks. Die Kosten für den automobilen Sargtransport sind nicht höher, als di« zur, zeit von den Wohlfahrtsämtern zu tragenden. Di« von den städtischen Sargmagazinen gestellten Särge werden dem Aussehen und dem Material nach künftigwürdigerund haltbarer als bisher ausfallen. Es werden überführen lassen: 1. Das Sargmagazin Lichtenberg, Möllen- d o r f st r. 14, Fernruf: Lichtenberg 1031(Dezernent: Stadtrat Sttm- ming). alte auf Kosten der Stadt aus den Bezirken Mitte, Frie» drichshain. Prenzlauer Berg und Lichtenberg zu bestattenden Lei- chen auf den dicht am Bahnhof Marzahn belegenen städtischen Fried- Hof; 2. das Sargmagazin Neukölln . Anzengruber- straße 23, Fernruf: Neukölln 2267(Dezernent: Stadttat Groger), alle auf Kosten der Stadt aus den Bezirlen Kreuzberg und Neukölln mit Ausnahme von Rudow zu bestattenden Leichen nach dem Fried- Hof am Mariendorfer Weg in Tempelhof ; dasSargmagazin Reinickendorf, Rathaus Reinickendorf, Haupt- straße 45/46, Fernruf: Bezirksamt Reinickendorf , Friedhofbureau (Dezernent: Stadttat Meyer), alle auf Kosten der Stadt aus den Bezirken Tiergarten , Wedding und Reinickendorf zu bestattenden Leichen nach dem Friedhof in Reinickendorf , Huwboldtsttaße. Den

Wohlsahrtsbeerdigunge» wkrd so der Eharakter der Armenbe stattung ganz genommen und den An- gehörigen der Besuch der Grabstätten ihrer Toten recht erheblich erleichtert. Es ist mit ziemlicher Gewißheit anzunehmen, daß sich der automobile Leichenttansport allmählich völlig einbürgern und in kurzer Zeit auch von den Bewohnern der westlichen Bezirke ge° wünscht wird._

Erregung übet das Kmdererholungsheim Nest. Gegen das der Stadt Berlin gehörend« Kinderheim Nest bei Köslin werden schwere Borwürfe erhoben. Sie bettefsen nicht nur das Verhalten des Anstaltsvorstehers Stahlberg, sondern auch Mängel der Anstalt selber. Bor einiger Zeit ist infolge ein�j Konfliktes mit Herrn Stahbberg eine Anzahl Heimleiter und Hein-- lsiterinnen entlassen worden, und anders hoben daraufhin freiwillig v.m ihre Entlassung gebeten. In einer Versammlung von Berliner Eltern, deren Kinder in Nest u-ntergebracht sind oder waren, brachten am Freitag zwei der entlassenen Heimletter die Klagen vor. Herrn Stahlberg wurde die pädagogische Be- fähigung zu seinem Amt abgesprochen, auch habe er den Heim- leitern und Heimleiterinnen durch sein herrisches Auftreten die Arbeit erschwert und verleidet. Da die Anstalt sich selber er- halten solle, so sei überall gespart worden. Das Essen der Kinder sei schlecht und knapp gewesen, dafür habe man aber bereits 30 000 Marl Ersparnisse beiseite legen könen. Stahlberg habe sich bemüht. die mangelhaften Leistungen der Anstalt in günstigerem Lichte er- scheinen zu lassen, und sogar manche Heimleiter hätten das mttg«- macht. Kinder feien beeinflußt worden, in Briefen an die Heimat ihre Unzufriedenheit zu verheimlichen. Sogar falsche Angaben über Gewichtszunahmen seien hinaus- gegangen. In der anschließenden Diskussion ging es zeitweise recht stürmisch her. Man forderte Beseitigung Stahlbergs, andernfalls werde man sofort die Kinder herausnahmen. Die Angaben über das Essen wurden bestätigt, auch sei die Anstalt verwanzt. Die Er- r-egung einiger Redner richtete sich gegen Heimleiter, di« für die Verbreitung falscher Darstellungen über den angeblich günstigen Zu- stand des Heims mitverantwortlich seien. Auch wurde gegen ein- zelne Heimletter der Borwurf erhoben, daß ihr Verhalten gogenüber den Kindern, die von ihnen grob beschimpft worden seien, gleich- falls unpädagogisch sei. Die Versammlung nahm einstimmig ein« Entschließung an. Sie fordert sofortige Beseitigung Stahlbergs, verwirft das System, das Heim sich aus eigenen Mitteln erhalten zu lassen, und fordert die Eltern auf, keinen Kosten- beitrag mehr zu zahlen. Gewählt wurde eine Kommission, die weitere Verhandlugen mit dem Jugenbamt führen soll. Wie in der Versammlung mitgeteilt wurde, sind Beauftragte des Jugendamts bereits zur Untersuchung der Ange» legen heit nach Nest gefahren.

Razzia im Scheunenviertcl. Die Berliner Kriminalpolizei veranstaltete gestern abend ein« groß« Razzia. Ueber das Treiben gewisser Elemente waren ihr in der letzten Zeit zahlreiche Klagen zugegangen. Kurz vor 9 Uhr setzte die Ragzia in der Gegend der Sttaßenkreuzungen von der Münz-, Neuen u d Alten Schönhauser Straße ein. Mehrere dort gelegene Lokal« wurden besetzt und die einzelnen Gäste einer genauen Prüfung gleich an Ort und Stelle unterzogen. Ander« Krimwalbeamte rückten Gleichfalls von den umliegenden Straßen nach dem genanmen Kreuzpunkt vor und nahmen alle verdächtigen Personen mit. In 6 Lastkraftwagen wurden die Aufgegriffenen in das Polizeipräsidium gebracht. Im ganzen wurden 42 Personen auf dem Polizeipräsidium festgehalten, die wegen der verfchisdensten Straftaten von Berliner sowie von aus- wärtigen Behörden gesucht wurden. Außerdem wurden auch noch «ine ganze Anzahl Vermißte gesunden, besonders jugendliche Bur- scheu, die in der Provinz ihren Eltern entlaufen waren. Sie wurden der Wohlfahrtsstelle überwiesen,' die' den Heimttansnort in die Wege leiten wird.__

Die Reife unter dem Wagen. Bei der Bahnhofskontrolle in Hanau wurde von der Kriminal- polizsi ein 16 jähriger Pole namens Fanlalka festgenommen, der von Dornow in Polnilch-Oberschlesten bis Hanau unter dem Eisenbahnzuge gelangt war. Er fuhr anfangs bis Berlin , wo er sich 14 Tage lang in einer Erdhöhle am Zoo aufgehal­ten hat. Bon dort aus kam er, sich immer ans Untergestell der Eisenbahnwagen anklammernd bis Hanau . Das Ziel seiner Reife war Frankreich , das«r über Frankfurt a. M. zu erreichen hoffte. Der Aufgegriffene versteh! kein Wort deutsch. In seinem Besitz be- fanden sich wertvolle Briefmarken, Zigarerten, Postkarten mit An- sichten des Berliner Zoo, di« viellsicht von einem Diebstahl her- rühren. Der Junge war den Eltern durchgebrannt; er war bereits zweimal von der Polizei aufgegriffen worden, doch ge- lang es ihm immer wieder zu entfliehen. Reichsbanner Schwarz-Rot-öold. Gsschäftsstelle Berlin C. 2, Kaifer-Wilhelm-Straße 46.' Kameradschaft Lichtenberg, einschließlich Jugend. Sonntag, 31. August, vormittags Uhr, antreten Bahn­hof Sttalau-Rununelsburg� Eingang Sonntazstvaße, zur Fahrt nach Hoppegarten . Sovderzüge 4. Klasse zur Leipziger Herbstmesse. Am 4., 5. und 6. d. W. oerlehrt je ein Sonderzug ab Berlin Anhalter Bahnhof 7.43 vorm., an Leipzig Hbf. 10.19 vorm.. ab Leipzig Hbf. 8.40 nachm., an Berlin Anh. Bhf. 12.00 nachm. Fahrkarten zum ermäßig- t e n Preis von 7,30 M. zur Hin- und Rückfahrt sowie Messeaus- weise sind nur im Reisebureau Wert heim. Leipziger Platz, erhältlich. IlnsnlgMlches Visum für die Lemberger Ostmesse. Das pol- rvische Generalkonsulat(Hanbelsabteilung) teilt folgendes mtt: Kauf- leuten, die sich als solche durch eine Bescheinigung der tzyändelslam- mer ausweisen, wird das polnische Visum zum Besuch der 4. Ostlwesse und 1. landwtttschastlichen Ausstellung in Lemberg un­entgeltlich erteilt. Leber»Goethe uad die LeNgion' spricht Genosse Pfarrer B I e i e r morgen Sonntag, vormittag? 10 Uhr in der TrinitatiS-Kirche. Charlotten- bürg, Kail-Auguft-Platz, im Rahme» einer Feierstunde, anläßlich Goethes 175. Geburtstag. Freie Turn erschaff Groß-Serlw, Bezirk weddwg. Am 31. August findet daZ diesjährige Sportfest auf dem neuerbaulen Sportplatz Schamweberstraße statt. Turnerische und leiZ-tathletische Mehrkämpte, sowie S taffetten für Männer, Frauen. Jugend und Kinder füllen das Programm. Beginn der Hauptlämpfe 2 Uhr nachmittag«.

Neuer Weltrekord deutscher Segelflieger. fsllegerlager Wasierkupp« lo der Rhön . 29. August. Der Flieger Udet stellte aufKlllibri" mit einem Fluge von vier Stunden 40 Minuten Dauer einen neuen Weltrekord für Leichtflugzeuge auf. Die längste bisher«flogen« Zeit war vier Stunden 13 Min.

Wetter für morgeu. Berlin und Umgegend: Wollig, zeitweise etwas aufllarend mit einzelnen leichten Reaenfällen bei wenig geänderter Temperatur. Deolfchiaad: Im Süden trocken, im Westen etwas länger anhaltende, in Mitteldeutschland kürzere Regenfälle.

partemachrichten für Grsß-Sedm ktufeudmrgeu füx diese Siuirik sind ßjj stets an das Bezirksfekretoriat. Berlin SW.«S, Lwdenftraße 3, 2. Hof, 2 Trep. rechts, zu richten. i. Kreis, Prenzlauer Berg . Montag, 1. September, abends 7 Uhr, Froltions- sitzung. TaaesSrdnung: Der vertanzte Abbau im Bezirksamt Alle Bezirks» amtemitglieder, Stadt- und Bezirlsverordnete müssen unbedingt erscheinen.