wurde im Sommer begonnen, aber erst gestern fand die Feier des ersten Spatenstidyes" statt. An ihr beteiligten fich Mitglieder des Berliner Magistrats und der Stadtverordnetenver sammlung, des Bezirksamtes Wedding und der Bezirksversammlung, Bertreter von Staats- und Reichsbehörden, von Industrie, Handel, Schiffahrt und Spedition. Der Hafen hatte bescheidenen Schmuck angelegt, Fahnen in den Farben der Stadt Berlin und bunte Wimpel. Auf dem Festplatz am Rande der bereits in ansehnlicher Länge und Breite ausgehobenen Baugrube war eine von Girlanden umfränzte Rednerbühne errichtet. Im Namen der„ Behala " begrüßte Generaldirektor Ulder up die Festteilnehmer. Oberregierungsrat Stahn, der die Glückwünsche des Handelsministeriums überbrachte, mies auf die Bedeutung der Binnenwasserstraßen hin und auf die daraus sich ergebende Notwendigkeit, auch gute Hafenanlagen au fchaffen. Oberbürgermeister Böß hob die von dem Londoner Vertrag und dem Eisenbahngeseh zu erwartenden Wirkungen hervor, und er betonte die Möglichkeit, durch leistungsfähige Wasserwege en Gegengewicht zu schaffen. In dem Wasserwegnetz müsse Berlin durch weiteren Ausbau die Stellung erhalten, die diesem Mittelpunkt der Industrie und des Handels zukommt. Nach dem der Oberbürgermeister mit einem Hoch auf Berlin seine Weihe rebe geschlossen hatte, nahm auf ein Zeichen von ihm ein nahe dem Festplatz aufgestellter girlandengeschmückter Löffelbagger seine Arbeit auf. Mit jedem seiner„ Spatenstiche" erfaßte er zwei Kubikmeter Erde, die er in die Loren eines bereitstehenden Feldbahnzugs ausschüttete. Die Erweiterung vermehrt das Gelände des Westhafens von 29,6 Hektar um 9,5 hektar auf 39,1 Hektar. An den 9,5 hektar ist die Landfläche mit 6,8 Hektar, die Wasserfläche mit 2,7 hektar beteiligt.
-
Einigung im Rathaus?
-
Am gestrigen Dienstag haben im Berliner Rathaus Besprechungen der Fraktionsführer stattgefunden. Nach dem bisherigen Ergebnis tann man annehmen, daß am Donnerstag die Arbeitsfähigkeit der Stadtverordnetenversammlung wieder hergestellt wird. Die bürgerlichen Parteien haben sich bereit erklärt, ihre Db struttion gegen den Vorsteher Haß aufzugeben, wenn die strittige Frage der Auslegung des§ 42 der Geschäftsordnung im zuständigen Aus schuß geflärt wird. Dieser Klärung wird sich die sozialdemokratische Fraktion nicht widersetzen und damit würde die Möglichkeit geschaffen sein, die Arbeiten wieder ordnungsgemäß aufzunehmen. Die Don nerstagsigung wird allerdings noch nicht unter der Leitung des Borftehers vor sich gehen, da Genosse a B megen der Teilnahme an dem Verbandstag der Buchdrucker in Hamburg nicht in Berlin sein wird. Man fann also damit rechnen, daß der Berliner Etat endlich zur Verabschiedung gelangt. Allerdings wird dann auch der Abbau des Magistrats feinen Gang nehmen, da gegen diefen Willküraft der Mehrheit der Stadtverordnetenversammlung nur der Appell an die im Gesetz vorgesehene richterliche Instanz übrig bleibt. Friedlich wird deswegen die nächste Sigung wahr scheinlich doch noch nicht verlaufen, denn die Kommunisten werden, vereint mit den Deutschnationalen, fchon für den nötigen Radau forgen.
Bürgermeister Scholz geht?
Essen a. d. Ruhr fucht zurzeit einen neuen Oberbürgermeister. Wie wir hören, figuriert unter den Namen der Bewerber auch der bei uns noch nicht sehr warm gewordene neue Bürgermeister Herr Scholz. Vielleicht wird der Bürgerblock seinen Kandidaten aljobald wieder los und der Kuhhandel von den Deutschnationalen bis zu den Demofraten fann von neuem beginnen. Biel Glüd!
Städtische Grundstückskäufe. Erwerb des Rittergutes Brih.
Anstalt durch die Regierung ist feine Rede. Die Regierung hat ihre| Entscheidung mie selbstverständlich von dem Ausgang des gerichtlichen Berfahrens abhängig gemacht. Bisher ist Herr von Lizom sowie seine attiven Lehrer weder gerichtlich noch polizeilich vernommen worden. Im übrigen hat Herr Freiherr Dr. von Lügow selbstver: ständlich die Konzession zum Betriebe seines Landerziehungsheimes." Wie immer diese Dinge liegen, wird die Gerichtsverhandlung gegen den freiherrlichen Jugenderzieher ergeben müssen. Wir nehmen wenigstens als selbstverständlich an, daß die Staatsanwaltschaft ein fchreiten und nicht vor dem Freiherrn von Lühow halt machen wird. Wir fönnen aber auch heute in Ergänzung unseres ersten Berichtes noch hinzufügen, was uns der Jugendpfleger E. K. Rosenberg des Bezirksamts Kreuzberg aus eigener Erfahrung und Anschauung über die Kinderhölle in 3offen, wie er die Lüzomsche Anstalt nennt, mitteilt. Rosenberg hat Anfang Juli die Anstalt besucht und fand zunächst, daß das Arbeitszimmer des Freiherrn wohl sehr schlemmerhaft eingerichtet ist, daß aber die Schlaf- und Wohnräume der Schüler durchaus ungenügende waren. In fleinen Stuben standen 4, ja sogar 5 Betten, und einzelne Schüler waren im sogenannten Gartenhaus untergebracht, das wie ein Pferdestall anmutete. Genosse Rosenberg wurde von einer Verwandten des Freiherrn durch die Anstalt geführt, die selbst zugab, daß die 3öglinge viel Anstalt geführt, die selbst zugab, daß die 3öglinge viel geprügelt würden. Genosse Rosenberg hatte sodann Gelegen heit, mit mehreren Zöglingen zu sprechen, die ihm glaubwürdig versicherten, daß der Freiherr fie mit dem Rohrstod auf das nadte Gefäß gefchlagen, den entblößten Körperteil vorher gestreichelt und die Mißhandelten nachher gefüßt habe. Der Sohn eines Herrn Lö. aus Behlendorf wurde schwer mißhandelt, weil er zwei Bettfedern zer brochen hatte. Auch er wurde im Badezimmer geprügelt und schrie fo laut, daß es durch das ganze Haus schallte. Ein Knabe befindet sich in der Anstalt, der Boffy genannt wird. Als der einft vom Frei herrn gefchlagen werden sollte, verfekte er dem Erzieher eine Badpfeife. Geit der Zeit wird er nicht mehr geschlagen, sondern nur gefüßt". Der Freiherr hat ihn außerdem zum ftellvertretenden Heimleiter ernannt.
Jedenfalls ist es durchaus notwendig, daß über die mancherlei merkwürdigen Dinge in der Anstalt durch eine Gerichtsverhandlung Klarheit geschaffen wird.
Echt völkisch!
Wegen Betruges und Urkundenfälschung vor Gericht. Vor dem Schöffengericht Berlin- Mitte mußte fich gestern der 19 Jahre alte Handlungsgehilfe Hans Liebed, der bekanntlich im Verdacht steht, den vierzehnjährigen Schüler Günther Beyer im Mahlsdorfer Wald heimtückisch als politischen Gegner erschossen zu haben, wegen Betruges und Urkundenfälschung verantworten. Der Angeklagte, der bei Erwähnung dieser Straftat in der Berhandlung erklärte, daß höchstens fahrlässige Tötung in Frage fomme, ift anscheinend von einem chronischen Wandertrieb beseffen, der sich periodisch bemerkbar macht. Er ist schon bes öfteren aus dem Elternhause fortgelaufen, hat große ausgebehnte Fußtouren unternommen und ist durch Italien , Schweiz , Desterreich, Frankreich und Holland gekommen, zum Teil als blinder Baffagier. Verschiedentlich ist er auch schon wegen Bettelns vorbe. straft. Nach Berlassen der Schule, die er bis Obertertia besuchte, hielt er es für an der Zeit, sich politisch zu betätigen und betam angeblich Anschluß in die Kreise von Hitler . In fommunistischen Versammlungen soll er mit Revolver und Gummitnippel aufgetreten sein. Schließlich gelang es feinen Gummifnüppel aufgetreten fein. Schließlich gelang es feinen Eltern, ihn in einem Reisebureau unterzubringen, wo fein jetziger Mitangeklagter, der major a. D. v. Strang, fein Abteilungschef war. Hier verübte er nun zunächst in der Weise Betrug, daß er von den Reisenden höhere Babgebühren verlangte und die Quittungen der Konsulate fälschte. Eine weitere Einnahmequelle verschaffte er sich weiter dadurch, baß er telegraphische Postanweisungen, die sich Reisende nach dem Bureau fchicken ließen, auf einen niedrigeren Betrag fälschte und den lleberschuß einbehelt. Der Anstifter hierzu ist nach feiner Behauptung der Major, der jedoch angab, gutgläubig gegenüber dem Angeklagten gehandelt zu haben, und Gelb von ihm angenom men zu haben. Es fonnte jedoch der Nachweis geführt werden, daß der Major erhebliche Zechschulden in einer Bar hatte, die maren. Das Gericht verurteilte den Angeklagten, der sehr bescheiden auftrat, zu drei Monaten Gefängnis und billigte ihm Bewährungsfrist zu. Der zweite Angeklagte, Major a. D. D. Strang, wurde zu der gleichen Strafe verurteilt,
u. a. m. Die dafür ausgeworfenen Summen find zum Teil sehr anscheinend der Ausgangspunkt der gemeinschaftlichen Betrügereien
In den letzten Monaten hat die Stadt Berlin ihren Grundbefig nicht unwesentlich erweitert. In den Drucksachen der Stadtverordnetenversammlung befinden sich u. a. Borlagen des Magistrats über den Anlauf des Schlosses Ruhwald in Char lottenburg , den Anlauf einer aroßen Schöneberger Bes figung des bekannten voltsparteilichen Abgeordneten Garnich , über den Erwerb größerer Ländereien in Lübars- Waidmannsluft beträchtlich und gehen insgesamt in die Millionen Goldmart. Jeßt hat die Neuköllner Grundeigentumsdeputation den Ankauf des Rittergutes Brig für die Stadt beraten und ist zu einem einstimmigen Beschluß zugunsten des Anlaufs gekommen. Das Ritter gut Briz befindet sich zurzeit im Besiz der Wredeschen Erben, sein Umfang beträgt ungefähr die Hälfte des früheren Neukölln. Es ist für die spätere Wohnungs- und Siedlungspolitit der Gemeinde von äußerster Wichtigkeit. Ein großer Teil dieses Komplexes foll möglichst bald der baulichen Aufschließung zu gängig gemacht werden, während der größere Teil verläufig noch landwirtschaftlichen Zweden dienen soll. Das Projekt entspricht einem langgehegten Plan der Neuköllner Verwaltung. Da in Neutöllr alle Parteien für diesen Antauf eintreten, so ist zu hoffen, daß hoffen, daß die städtischen Körperschaften keine Schwierigkeiten machen werden. Nach den bisherigen Abmachungen fell der Kaufpreis 5,5 Millionen Goldmart betragen, wovon eine Anzahlung von 1,8 Millionen Goldmart zu erfolgen hätte. Davon soll die Stadt Berlin 1 Million und die Wohnungsfürsorgegesellschaft 800 000 m. aufbringen. Der Rest von 4 Millionen Mart ware mil 6 Broz zu verzinsen. Am heutigen Mittwoch dürfte der Berliner Magiftrat fich mit diefem Brojett erneut beschäftigen. Entscheidet er fich für den Antauf. fo geht die Angelegenheit an den städtischen Grundstücsausschuß, nach dessen Zustimmung der Vertragsabschluß unmittelbar erfolgen tönnte. Es ist erfreulich, daß die Stadt in der Lage ist, eine so weitausschauend: Bodenpolitit zu betreiben, die in den nächsten Jahrzehnten der Bevölkerung außerordentlich zugute tommen wird.
Das Lützowsche Landerziehungsheim . Eine Berichtigung und weitere Feststellungen. In Nr. 411 unseres Blattes Dom Montag abend haben wir uns mit den merkwürdigen Erziehungsmethoden beschäftigt, die der Freiherr von Lüßom in dem von ihm geleiteten Land
erziehungsheim in 3offen verfolgt. Der Anwalt des Angeschuldigten, Dr. Ballentin, fendet uns. dazu folgende Berichtigung:
Sherr von Lüzom hat die früher von ihm in Budow geleitete Anstalt darum aufgegeben, weil die dortigen Anstattsgebäude zum Teil vom Bürgermeister für die Armenpflege in Anspruch genommen werden sollten, nicht aber, weil etwa dort die Behandlung der Kinder durch Herrn von Lüzom in irgendeiner Weise beanstandet wurde. Demgemäß sind auch sämtliche Kinder aus Budom bis auf zwei in das neue Heim nach Bossen mit übergesiedelt. Das jetzige Verfahren ift auf die Anzeige von Eltern eines Schülers erstattet worden, der zuvor eine Hilfsschule besuchte, also als geistig zurückgeblieben gelten muß und den Lehrern und anderen Schülern als nicht wahrheitsliebend bekannt ist. Eine weitere Anschuldigung ist von feiten eines Knaben erhoben, der fich des Diebstahls schuldig gemacht hatte und beshalb einer Freistelle verluftig gegangen war. Nie ist mit einer Hundepeitsche oder einem dicken Rohrstod ge schlagen worden. Auch nie auf nackte Körperteile. In der Regel maren bei der Büchtigung andere Personen als Zeugen zugegen. Niemals sind auch annähernd nur soviel Stockschläge, wie angegeben, erteilt worden, sondern in der Regel 5 bis 10 mit einem dünnen Rohrstod, oft aber auch weniger. Niemals find Kinder blutig ge Ichlagen worden. Irgendwelche sadistischen oder annormalen Triebe liegen bei Herrn von Lüßom nicht vor. Der beste Beweis dagegen ist, daß die Elternversammlung nicht etwa Herrn von Lükow Borwürfe machte, sondern einstimmig bis auf die Mutter jenes Schülers von vornherein sich hinter ihn stellte, ihm ihr vollstes Bertrauen aus. prach und auch bei der Regierung durch einzelne Mitglieder perfönlich für Herra Dr. von Lühow eintrat. Bon einer Schließung der
Fener in den Siemens- Schuckertwerken.
Aus noch nicht geflärter Ursache brach gestern nachmittag in ber Sattlerei des Wernerwertes der Siemens- Sudert werte Charlottenburger Str. 68 Großfener aus. Außer den beiben Zügen der Werksfeuerwehr eilten awei weitere Büge ber Char lottenburger Wehr unter Leitung des Baurats Leppe an die Brandstelle. Starte Dualmentwidlung verhinderte das Borgehen der Behr. Der Ruf Großfeuer bei Siemens Todte eine große Anaahl Neugieriger vor die Werte. Mit zwei C- und 1 B- Rohr wurde faft awei Stunden lang Waffer gegeben. Erst nach dieser Zeit gelang es, die Macht des Feuers zu brechen. Durch tatkräftiges Eingreifen der Wehr konnte ein lebergreifen des Feuers auf die befanden, bermieden werden. Die Aufränmungsarbeiten zogen fich benachbarten Abteilungen, in denen sich leicht brennbare Stoffe bis in die Abendstunden hin.
fönnen nur mit einem geringen Einkommen rechnen, so daß Ers sparnisse nicht gemacht werden konnten, und, wenn diese vorhanden waren, durch die wirtschaftlichen Verhältnisse gänzlich entwertet wurden. Der Bund hat daher die Stadt gebeten, über die Gewäh rung der Hauszinssteuerhypotheken hinaus die Beteiligten durch Gewährung von Darlehen zu unterstützen. Unter Würdigung der dargelegten Gründe hat der Magistrat im Einvernehmen mit der Deputation für das Siedlungs- und Wohnungswesen. beschlossen, aus Vorbehalstmitteln 200000 mart bereitzu= stellen, die zinslos als Hypothef gegeben werden sollen, jedoch nach dem Ableben des erblindeten Hypothekenschuldners von dessen Hinterbliebenen zu verzinsen und zu amortifieren sind. Der Stadtverordnetenversammlung ist entsprechende Vorlage zugegangen.
Hau aus dem Zuchthaus entlaffen. Erinnerungen an einen Sensationsprozeß.
Wohl felten hat ein Prozeß ein solches Aufsehen erregt, als die wochenlangen Verhandlungen gegen den Rechtsanwalt Karl Sau, der vor zwanzig Jahren vor dem Schwurgericht in Karlsruhe unter der Anschuldigung des Mordes sich zu verantworten hatte. Es war ein Sensationsprozeß in des Wortes verwegenſter und übelster Bedeutung. Der nicht allzu große Raum des Karlsruher Schwurgerichtsfaales war täglich zum Erdrücken voll. Das Publikum, Berhandlung beiwohnen zu fönnen, und es fam oft vor und während namentlich aber die Frauen, machten frampfhafte Versuche, der der Verhandlung zu den erregtesten Szenen. Dieses Interesse galt den Personen, die dabei eine Rolle spielten und die alle der fogenannten guten Gesellschaft angehörten, und den geheimnisvollen Umständen und Begleitmotiven des Prozesses. Pressevertreter großer amerikanischer Zeitungen wohnten den Berhandlungen bei und fabelten täglich spaltenlange Berichte nach America. Karl Hau war amerikanischer Rechtsanwalt, der häufig zu Geschäftszwecken in Deutschland weilte. Bei einem dieser Besuche lernte er auch die verwitwete Frau Medizinalrat Molitor fennen und perheiratete fich mit ihrer ältesten Tochter. Eines Tages wurde Frau Molitor, als sie sich mit ihrer zweiten Tochter Olga, einer großen blonden Schönheit, auf dem Spaziergang in Baden- Baden befand, von einem Mann in Berkleidung und Maste hinterrücks erschossen. Die Staatsanwaltschaft hatte Hau als Täter bezeichnet und in langer, mühseliger Arbeit einen Indizienbeweis gegen ihn zusammengetragen. Vieles sprach dafür, daß Hau der Täter war, vieles blieb aber ungeklärt und rätselhaft. Man erfuhr aus der an Spannung und leberraschung überreichen Verhandlung, daß Hau in seine schöne, blonde Schwägerin verliebt mar. Er selbst spielte eine merkwürdige Rolle vor Gericht. Er schwieg zu allen Beschuldigungen, er leugnete die Tat, blieb aber fonft während der ganzen Berhandlung ftumun. tischen Eindruck machte die Bernehmung der Diga Molitor. Bon Tränen überströmt, wandte sie sich wiederholt zum Angeklagten mit flehend erhobenen Händen, als wollte sie sagen, erlöse uns alle und lüfte das Geheimnis. Aber Haus Mund blieb verschlossen. Dau Molitor belastete und beschuldigte den Schwager nicht, aber man hatte den Eindrud, daß sie mehr wiffe als sie zugab. Hau wurde damals zum Tode verurteilt, jedoch vom Großherzog von Baden zu lebenslänglichem Zuchthaus begnadigt. Nach der Revolution bestimmte man, daß er am 1. April 1925 aus dem Zuchthaus entlassen werden solle. Da er sich in all diefen zwanzig Jahren vorzüglich geführt hat, ist er jetzt bereits entlassen worden. Hau ist nun frei. Das Geheimnis des Mordes ist aber bis auf den heutigen Tag noch nicht aufgeklärt. Vielleicht veröffentlicht Hau feine Memoiren. Das ist ja jetzt fo beliebt und modern!
Starten drama
Der schlechteste Spree - Uebergang.
Zwischen der Oberbaumbrüde beim Schlesischen Lor und der Tres dowbrüde in Niederschönemeide, also auf Entfernung Don mehr als einer Wegstumde, befindet sich nur ein einziger Uebergang über die Oberfpree und auch nur für Fußgänger, nämlich der Man bebenke, neben der Treptower Ringbahnbrüde. welchen zeitraubenden Umweg Geschäfts- und Personenwagen, die Don Treptow und Neukölln kommen, nehmen müssen, um crach Lichten berg und Rummelsburg zu gelangen. Aber auch der Fußgängerfteg von Treptow nach Stralau hinüber ist dem riefig gesteigerten Berlehr an dieser Stelle längst nicht mehr gewachsen. In den Hauptverkehrszeiten und an Sonntagen stauen sich häufig die Menschenmaffen, fchieben sich langsam Schritt für Schritt aneinander vorbei. Es gehören wirklich Nerven dazu, diesen nichts weniger als großstädtischen Weg zu paffieren. Er ist stellenweise nur einen Meter breit, hat an beiden Enden eine Steigung, drei Steintreppen mit je drei Stufen und ein ganz miserables, fchief liegendes Pflaster. Die Enteignung anstoßenden Geländes wäre nur möglich bei Anlegung einer Fahrbrüde. Freiwillig werden die Anlieger das benötigte Land kaum hergeben. Nach dem westlichen Spreelauf zu ist die Verbreiterung der Brüdenanlage durch den Osthafen nicht mehr möglich. Dagegen würde die Anlage etwas östlich des jetzigen Steges Dom Treptower Part oder von dem dortigen städtischen Steinplatz aus nicht auf allzu große Schwierigkeiten ftoßen. Jedenfalls muß hier, sobald es die Finanzen erlauben, endlich etwas Durchgreifendes geschehen, um das Monstrum des jetzigen Fußgängerfteges durch eine würdige große Berlehrsanlage zu ersetzen.
Die preußischen und sächsischen Lotterien. Breußischen Generalfotteriebirettion Bor längerer Zeit eingeleitete Verhandlungen zwischen der und der Direktion der Sächsischen Landeslotterie über die gegenseitige Freigabe der Klaffenlotterien von Preußen und Sachfen find zum Abschluß gekommen. Durch die getroffenen Bereinbarungen wird es ermöglicht, das bisherige Berbot für Staatsangehörige beider Länder, in der Klaffenlotterie des anderen Landes zu fpielen, für die Dauer der Vereinbarung aufzuheben. Die Bereinbarung zwischen den beiden Lotterieverwaltungen ist in der Hauptfache auf der Grundlage gewisser Kontingentierungen bezüg Die Sächsische Lotterieverwaltung verpflichtet, die Zahl der Lose der Sächsischen Bandes lotterie nicht über ein bestimmtes Berhältnis der Losezahl der Preußisch- Süddeutschen Klassenlotterie zu vermehren und den Preis der Lose demjenigen für die Lose der Preußisch- Süddeutschen Klaffenlotterie anzupassen. Durch die Aufhebung des Spielverbots wird ein Zustand beseitigt, der den heutigen Verhältniffen nicht mehr entspricht.
Siedlungen für erblindete Kriegsteilnehmer. Eine größere Anzahl der Mitglieder des Bundes erblinbeter Krieger beabsichtigt, fich in Groß- Bertiner Bororten an zusiedeln. Der Bund hat bei der Wohnungsfürsorge G. m. b. 5. den Antrag auf Gewährung von Hauszinssteuerhypothefen gestellt. Die Finanzierung der einzelnen Bauvorhaben läßt sich aber mit Hilfe der Hypotheken allein nicht durchführen, da die Beteilich der Losezahl und der Lospreife getroffen dergestalt, daß sich ligten über nur sehr geringe eigene Mittel verfügen. Durch die im Gelbe zugezogene Erblindung haben fast ausschließlich alle Mit glieder des Bundes ihren früheren Beruf wechseln müssen und
Das Rundfunkprogramm. Mittwoch, den 3. September.
Tageseinteilung. Vormittags 10 Uhr: Nachrichtendienst. Bekanntgabe der Kleinhandelspreise der wichtigsten Lebensmittel in der Zentralmarkthalle. Nachm. 12.15 Uhr: Vorbörse. Nachm. 12.55 Uhr: Uebermittelung des Zeitzeichens. Nachm. 1.05 Uhr: Nachrichtendienst. Nachm. 2.15 Uhr: Börsenbericht.
4.30-5.30 Uhr nachm.: Unterhaltungsmusik( Berl. Funkkapelle). 5.45 Uhr nachm.: Vortrag: Berte Bartholomé; Tanz als Schule der Gesundheit und Grazie". 7.45 Uhr abends: Vortragsreihe: Von schönen und nützlichen Gärten. Dr. Ebers, Geschäftsführer der Gartenbauabteilung an der Landwirtschaftskammer Brandenburg: Wie pflanze ich meinen Garten". 8.30-10 Uhr abends: Künstler in Not. Nichts ist trauriger, niemand beklagenswerter als ein Künstler in Not. Er, der sich zum Beruf erwählte, die
">
Brandattentate auf Brieffästen. Eine neue Spezialität", die auf die Täterschaft eines bösen Buben schließen läßt, beschäftigt neuerdings die Kriminalpostdienststelle. In den verschiedensten Stadtteilen wurde der Inhalt der Briefkästen berkohlt oder teilweise verbrannt aufgefunden. Offenbar hat der Täter, wie es vor Jahren schon einmal der Fall war, angefettetes Papier in den Kasten geworfen und dieses dann entzündet. Mit teilungen, die dazu dienen tönnen, diesem Unfug zu steuern, nimmt die Kriminalpostdienststelle Königstraße entgegen.
Das Ausströmen von Ammoniatgas hatte am Montagnachmittag um 2 1hr 30 vor dem Hause Alexanderstraße 46/48 einen großen Menschen zu erfreuen und zu beglücken, steht hilfloser wie sonst Auflauf zur Folge. Dort waren im Keller des Lotals„ Groß- Berlin" einer den Stürmen und Brandungen des Lebens gegenüber. Nach gibt er, der Himmelssucher, den Kampf auf, dem er nicht gefüllten. Gin im Nebenraum arbeitender Koch des Lokals mußte der Sonne, nach dem Höchsten strebte er; entmutigt, erschüttert werden des Ventils Gase ausgeströmt, welche die Kellerräume andes Inhabers Karl Keller aus zwei Ammoniakflaschen durch undichtwachsen zu sein vermeint: den Kampf mit dem Leben." Aus einem Nekrolog auf Mozart . Aus Werken von Beethoven , Mozart , flüchten, hatte jedoch schon soviel Gas eingeatmet, daß er VerSchubert, H. Wolf, Heine, Kleist und Liliencron Mitwirkende: giftungserscheinungen zeigte und tobsüchtig wurde. Grete Krüger( Sopran), Ida Orloff ( Rezitation), Stefan Frenkel Er wurde von der Feuerwehr nach dem Krankenhaus am Friedrichs= ( Violine), Manfred Lewandowski ( Bariton). Am Steinway - Flügel; hain gebracht. Die Feuerwehr konnte nach einstündiger Tätigkeit
Dr. Felix Günther. Einführende Worte: Dozent Dr. Heinrich
Michaelis, Geschäftsführender Vorsitzender der gemeinnützigen Vereinigung zur Pflege deutscher Kunst( Berliner Abende). Anschließend Dritte Bekanntgabe der neuesten Tagesnachrichten, Zeitensage, Wetterdienst, Sportnachrichten.
wieder abrüden.
Die Ordner der Proletarischen Feierstunden werden gebeten, zu der am 7. September stattfindenden Jugend weihe im Großen Schauspielhaus tah 8 Uhr am beltannien Treffpunkt vollständig zu erscheinen