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Nr. 414 41. Jahrgang

Verbandstag der Buchdrucker.

2. Beilage des Vorwärts

Hamburg , 2. September. ( Eigener Drahtbericht.) Am zweiten Verhandlungstage wurde die Aussprache über den Geschäftsbericht des Borstandes fortgesetzt. Braun- Berlin tritt für den Verbandsvorstand ein, dessen Haltung in den verschiedenen Fragen die allgemein richtige gewesen sei. In ähnlichem Sinne Sprachen sich Pfingsten Hannover und Wislang- Weimar aus, der vor Ueberspannung der Forderungen der Sparten warnte. Napp Berlin tritt für den Graphischen Industrie- Ber= band ein, während Martens- Hamburg ver einer Unterbindung der freien Kritik in den Gewerkschaften warnte. Nachdem Riese= bed Berlin vom Verbandsvorstand auf die vorgebrachten Be= schwerden eingegangen ist, bezeichnen Hesselbart Leipzig und Albrecht Köln ebenfalls die Politit des Verbandsvorstandes als die allein mögliche. Soeltner - München und Weyrich- Mainz treten für schärferes Zugreifen gegen verbandsschädigende Elemente ein, ebenso König- Halle, der die Ausführungen Albrechts unter­streicht. Gegen eine von der Hamburger Delegation eingebrachte Entschließung gegen die Verlagsgesellschaft Deutscher Konsumvereine wendet sich Müller- Reutlingen , während sich Glaeß- Leipzig gegen die Einführung von Regionaltarifen ausspricht.ne

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Der Bericht der Mandatsprüfungsfommission er­gibt die Anwesenheit von 133 ordnungsgemäß gewählten Delegierten. Wahlproteste aus Leipzig wurden als unbegründet zurückgewiesen und alle Mandate für gültig erklärt.

In der nach einer furzen Baufe fortgesetzten Aussprache forderten mehrere Redner erneut eine einheitliche Stellungnahme zur Maifeier fowie eine einheitliche Betriebsräte. beilage für alle Verbände. So sprachen sich u. a. Prüter- Kiel und Dertel- Chemniz aus. Neindorf Hamburg setzt sich energisch für eine Stellungnahme gegen die Verlagsgesellschaft Deut fcher Ronfumvereine ein. Tilgner Berlin wendet sich gegen einen Antrag, der die Mitarbeiterschaft am Graphischen Block" mit Ausschluß bedroht.

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Der Vertreter des ADBG. Graßmann Berlin geht auf den Ronfiift mit der Verlagsgesellschaft Deutscher Ronfumvereine ein und erklärt, die Bundesleitung bestehe unbedingt auf Abstellung der fritisierten Zustände. Es würden demnächst die verantwortlichen Bir zu einer Klärung zusammentreten. 3ur Maifeierfrage erklärte er, eine allgemeinverbindliche Anweisung zur Arbeitsruhe tönne leicht zu Repreffalien der Unternehmer führen. Der Entschluß müsse also ten einzelnen Gewerkschaften überlassen bleiben.

Nach einem Schlußwort des Verbandsvorsitzenden Seis wurde gegen eine Stimme folgende Entschließung angenommen:

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Der Verbandstag verurteilt auf das allerschärffte die gemert­fdjaftszerstörenden Bestrebungen der Kommunistischen Partet. macht es allen Funktionären zur Pflicht, derartigen, den Bestand d die Schlagfertigkeit der Organisation schädigenden Handlungen Den größten Widerstand entgegenzusetzen. Im Glauben an die baldige Ueberwindung dieser Krankheitserscheinung in der Arbeiter bewegung befundet der Verbandstag, daß, die Ein­ung des Verbandsvorstandes in den vergangenen Jahren die rigtige gewesen ist."

Ferner fand folgende Entschließung Annahme:

,, Der 12. Verbandstag der Buchdrucker verurteilt auf das schärfste die Handlungsweise der Verlagsgesellschaft Deutscher Konjum nereine gegenüber der organisierten Arbeiterschaft, insbesondere in der Frage des Ueberzeitabfommens. Der Verbandsvorstand wird bauftragt, übercll dort, wo sich in den Arbeiterbetrieben und in der

* Mittwoch, 3. September 1924

Der Katz und sein Kater.

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die Amsterdamer und Moskauer Internationale umschließen foll, beantragt. Bemerkenswert war die energische Abfuhr, die der Antragsteller gerade von den Delegierten erfahren hat, die bisher als Freunde der Sowjetregierung anges sehen wurden. Will Thorne, einer der ältesten britischen Sozialisten, sagte, daß die Frage irgendeiner Busammenarbeit der

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höheren Betrag darstellen als die Summe, die den Körperschaf ten durch die betreffende Anleihe zugeflossen ist. Darin, daß schließ­lich dein Gemeinwesen mehr Schulden zurückzahlen tann als es in Goldmart erhalten hat, tritt das Widersinnige der speku­lativen Machenfachsten auf das deutlichste zutage.

Natürlich fehlt es nicht an Gerüchten, mit denen man die Renten­

Arbeiterschaft nahestehenden Betrieben in bezug auf Verschlechterung britischen Gewerkschaften mit der dritten Internationale gar nicht hauffe begründet. Immer wieder behauptet man, daß das Reich

For Arbeitsbedingungen Unternehmermethoden eingebürgert haben, Bergisch Schritte zu unternehmen, um diese Zustände zu beseitigen." Anschließend wurde dann dem Verbandsvorstand einstimmig das Vertrauen ausgesprochen. Nach Abschluß der Plenarver handlungen um 8 Uhr abends nimmt der Verbandstag einen Licht­bildervortrag über technische Fragen entgegen. Die Weiterverhand­lunden werden auf Mittwoch vertagt.

Der englische Gewerkschaftskongreß.

London , 2. September. ( Eigener Drahtbericht.) Am Montag hat, wie schon gemeldet, in Hull der 56. Kongreß der britischen Gewerkschaften begonnen. Ihm kommt insofern größere Bedeutung zu als den früheren Kongreffen, weil seit den letzten Wahlen und der Einfegung einer Arbeiterregierung in England die politische Macht der englischen Gewerkschaften deut lichen Ausdruck gefunden hat. Der erste Tag des Kongresses war von den Begrüßungsreden ausgefüllt worden Der Kongreßpräfi­dent Purcell führte u. a. folgendes aus:

Bolschewiften, die die alten Gewerkschaften als Gelbe" bezeichnen, Bolschewiften, die die alten Gewerkschaften als Gelbe" bezeichnen, ein unüberwindliches Hindernis für ein organisatorisches Zusammen arbeiten. Als eine fommunistische Delegierte aus Manchester da gegen protestierte, wurde dieser Proteft durch einen Sturm der Entrüstung erstickt. James Segion, ebenfalls einer der ältesten britischen Gewerkschafter, fagte, man wirft uns von Moskau her Sympathien für den Kapitalismus vor, aber wir werden nicht vergessen, daß die Sowjetregierung ihren völligen Mißerfolg da burch eingestanden habe, daß fie jüngst in ein fapitalistisches Land ( England) gekommen sei, um sich dort Geld zu borgen.

Nachdem die Bolschewisten auf dem Kontinent immer mehr zurückgedrängt werden, fonzentrieren sie ihre Angriffe gegen die Einheit der Arbeiterbewegung auf England Gie verfahren dabei nach ihrer alten Methode. Die verantwortlichen Führer der Arbeiterbewegung, die heute in der Regierung fihen, werden als Verräter beschimpft, wobei es den Bolschewiften nichts aus­Berräter beschimpft, wobei es den Bolschewiften nichts aus­macht, daß die englische Regierung sich mit der russischen Regierung macht, daß die englische Regierung fich mit der ruffischen Regierung vor furzem verständigt hat. Gleichzeitig mit dieser Berleumdungs­fampagne versucht man den linken Flügel der Arbeiterpartei ein­zufangen und läßt durch dessen Wortführer verkünden, daß man weiter nichts wünsche und wolle, als eine allgemeine Verbrüderung der Arbeiter. Daß u. a. die schwerindustrielle Telegraphen- Union sich für dieses bolichemistische Sprengungsmanöver begeistert, ist nicht sonderlich überraschend.

Wirtschaft

Ein deutschnationaler Börsenerfolg.

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Kriegsanleihe taufe. Das trifft wie uns von zuständiger Seite nachdrücklich versichert wird, feinesfalls zu. Auch der Um­stand, daß die Reichsanleihe Aktiengesellschaft" demnächst faßungs. gemäß auf das Reich übergeht, ist fachlich kein Grund zu besonderen Hoffnungen der Kriegsanleihegläubiger. Die Regierung denkt nicht an eine Aufwertung ihrer Schuldtitel. Die Sozialdemokratie setzt sich zwar für eine Hilfeleistung an bedürftige Kleinventer, niemals aber für eine Förderung der Spekulanten ein. Das über­läßt sie denjenigen Leuten, die auf Juden und Spekulanten schimpfen, selbst aber die Anleihehausse mit allen Mitteln der Demagogie be­günftigen.

Boltswirtschaftlich ist der Schaden, der durch die Trei­berei am Rentenmarkt geschieht, ungeheuer. Produktionsbe triebe liegen still, meil sie den Absah nicht finanzieren fönnen. Oft müssen aus Kredit und Kapitalmangel selbst Auslandsaufträge unerledigt bleiben. Vor den Arbeitsnachweisen ftauen sich die Arbeitsuchenden. Gewaltige Geldsummen aber suchen Anlage in Papieren, die vorläufig nichts als Matulatur sind, nur weil fapitalfräftige Kreise die Hoffnung auf Aufwertung auszunützen verstehen. Die un produktioste Kapitalanlage ist es, der das Geld zufließt. Kein Stein, Rohle, feine Schraube wird des wegen mehr produziert. Die Spetulanten aber füllen sich die Tasche,

Das ist der Sinn und Enderfolg reaktionärer Wirt schaftspolitit. Werteschaffende Arbeit wird verhindert, die Spekulation wird großgezüchtet. So endete das Wert eines Helffe­Gerich und Havenstein, die Inflation, so wirft auch der Bürger­blod der Umfallmänner seine Schatten voraus. Das deutsche Volk tann sich zu solchen Schüzern" der nationalen Arbeit alles Glüc wünschen.

Der Aufwertungsrummel, der von den Steuerbrücke. bergern der Rechtsparteien in demagogischer Weise inszeniert wurde, Das Versagen der Vermögenssteuern. fetzte sich, wie wir bereits in unserem gestrigen Börsenbericht mit­Gewaltig ist die Belastung, die die Durchführung des Dames­teilten, neuerdings verschärft fort. Kriegsanleihe, die noch Ende Blanes dem deutschen Bolke bringt. Daraüber fann fein Zweifel Mai 70,5 und Anfang August 358 Milliarden notierte, hat gestern Planes dem deutschen Volke bringt. Daraüber tann kein Zweifel die Grenze von 1 Billion Prozent überschritten. Das macht zwar erst bestehen, auch wenn man erkannt hat, daß die Annahme des Lon­ein Goldprozent, da eine Goldmark gleich einer Billion Papiermark ist; boner Vertrages immer noch ein besserer Ausweg ist, als das wirt­aber nicht die abfolute Höhe, sondern die Bewegung ist bezeichnendschaftliche Chaos, daß die unvermeidliche Folge seiner Ablehnung für die riesigen Gewinne, die die Spekulation bat erzielt hat. Wer gewesen wäre. Das Bemühen der bürgerlichen Parteien geht nun die Bewegung rechtzeitig übersah und Kriegsanleihe um 40 Milliar. dahin, die aus der Erfüllung des Londoner Vertrages entstehenden den Prozent Baufte, hat heute mehr als das 25 fa che verdient. Wer aften auf die breiten Massen der werftätigen Bevölke erst vor etwa 10 Wochen einstieg", hat das 10fache feines Einsatzes rung abzuwälzen. Schon jetzt ist der Anteil der Verbrauchssteuern am Steuerertrage des Reiches im Wachsen. Das starte Interesse, herausgeholt. Erhebliche Schwankungen nach oben und unter ver­das die Reichsregierung an der Zollvorlage zeigt, ist ebenfalls von mehrten die Gewinnmöglichkeit des gerissenen Spekulantentums. finanziellen Interessen diftiert und von dem Streben der Unterneh mer, durch Warenpreiserhöhungen die ihnen zugedachten Steuern und Abgaben auf den Käufer der Ware, also die Verbraucher, abzubürden.

" Der Beginn der Arbeiterregierung bedeute nicht nur inner politisch einen bedeutsamen Wechsel. Es ist einem Premier minister einer Arbeiterregierung vorbehalten geblieben, auch außenpolitisch eine solche internationale Atmosphäre zu schaffen, in der, so gut es im Rahmen der kapitalistischen Wirtschaft überhaupt möglich ist, eine Regelung des europäischen Problems in das Bereich der Wahrscheinlichkeit tritt. Wir hoffen alle, daß es der Londoner Patt ist, der einen ersten Schritt aus dem europäischen Chaos heraus bedeutet. Wenn man an all die furchtbaren Konsequenzen denkt, die sich aus der Geldentwertung, den hohen Preisen bei niedrigen Löhnen, dem langen Arbeitstag und den unsicheren Berhältnissen des Arbeits­marktes für die deutsche Arbeiterschaft ergeben, so fann man wohl ohne Uebertreibung sagen, daß der deutsche Arbeiter seinen Anteil an den Reparationen schon abgetragen hat. Der Dawes- Bericht, der als Grundlage der neuen Regelung der Reparationsfragen von allen Beteiligten angenommen worden ist, bedeutet neue aften: Erhöhung der Fahrpreise der 4. Klasse find notwendig; Einkünfte aus der Besteuerung von Lebensmitteln fließen dem internationalen Kapital zu. All das bedeutet, daß neue zusäßliche Lasten auf den Rücken des ohnedies schon überlasteten deutschen Arbeiters gelegt werden. bedeutet, dass fich der Machtbezirk des internationalen Rapitals noch mehr aus­zubehnen im Begriffe ist. Es heißt, daß in einem Zeitpunkt, in dem, aufs ganze gefehen, die politische Macht überall in die Hände der Arbeiterklasse überzugehen scheint, sich die ökonomische Macht mit einer gewissen Unerbittlichkeit und wachsender Geschwin­digkeit in der Hand von einer schmalen Gruppe von Finanz­magnaten fonzentriert. Es ist hohe Zeit, daß wir uns mit diesem Problem beschäftigen. Man sagt uns: die deutschen Arbeiter stim men doch dem Dawes- Plan zu und find um feine eilige Durch führung aufs ängstlidyfte besorgt! Ist es nicht vielmehr so, daß die deutschen Arbeiter sich nur deshalb hüten, sich der Londoner Regelung zu widersehen, weil sie der Meinung sind, daß in diesem Falle ihre Lage nur noch viel schlimmer sein wird als im Falle der Annahme? Auf jeden Fall muß die britische Gewerkschaftsbemegung gegen die Opfe rung des Achtstundentages in Deutschland Front machen. Der Achtstundentag muß in Deutschland wieder fest ver­anfert werden und mit ihm würdige Mindestlohne, die den Lebensstandard der deutschen Arbeiterschaft sichern. In solchem Geiste senden wir unsere Grüße den deutschen Gewerf Die Spekulation in Kriegsanleihen, die übrigens von einer Kurs­schaften mit dem Ausdrud unserer Hoffung, daß sich alle treiberei anderer Papiermarkwerte begleitet war, ist vornehmlich die deutschen Gewerkschaften schließlich vereinigen werden, um den Achtſtundentag und die mindestlohne für alle Arbeitenden zu sichern." Folge des von den Deutschnationalen inszenierten Aufwertungs­Die Kurstreiberei geht so weit, daß einige von ihnen ein fommunistischer Delegierter rummels. Gewerkschaftsinternationale, die betroffene Staatsanleihen heute nach ihrem Kurswert einen

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Die ganze Spekulation stüßt sich darauf, daß gewisse bürgerliche Kreise mit den Deutschnationalen an der Spize eine allgemeine Aufwertung der Kriegsanleihe betreiben. Während Taufende von hilflos gewordenen Rentnern den Verlust ihrer letzten Spargroschen beklagen, will man nicht etwa diese ausreichend entfchädigen, sondern die Aufwertung zugunsten der Spetulanten, die in der letzten Zeit und vor Monaten massenhaft Kriegsanleihe zu billigem Preise gekauft und zum Teil jetzt schon Millionenvermögen verdient haben. Die Bewegung erhielt einen neuen Antrieb, seit die Deutsch­nationalen durch ihren Umfall am letzten Freitag fich regierungs­fähig" gemacht haben und der Bürgertlock in dichte Nähe gerückt ift. Am Donnerstag, den 28. August, war der Einheitsfurs für Kriegsanleihe 749, am geftrigen Dienstag 1040 Milliarden.

"

Soll das verhindert werden, so tommt es darauf an, die bes stehenden Vermögenssteuern wirksam zu machen. Wie sehr diese bisher versagten, wie sie tatsächlich vorhandenes Ver­mögen oft unversteuert ließen, dafür wird uns folgendes Beispiel mitgeteilt:

Im vergangenen Winter hat das Reichsfinanzministerium ein* gehende Richtlinien herausgegeben über die Bewertung der maschis nellen Betriebseinrichtungen bei Aufstellung der geschäftlichen Gold bilanzen. Der Direktor eines mittleren Betriebes schätzte den Ge brauchswert der maschinellen Einrichtung auf rund 100 000 Mart ab. Als er jedoch bei Aufstellung der Gold bilanz genau die ministeriellen Richtlinien berücksichtigte, fam nur ein Gesamtwert von 21 000 Mart heraus. Die Diffe renz war vornehmlich dadurch entstanden, daß gewisse Betriebs maschinen nach den Richtlinien nur eine fünfjährige Gebrauchss fähigkeit haben sollen, so daß jährlich zwanzig Prozent abzuschreis