Gefahren für öie Ernte.Und doch Tchntzzölle?Aus mehreren Landesteilen liegen Nochrichten vor, nach denendurch die feuchte Witterung der letzten Zeit die Einbringungder Ernte schwer gelitten Hot oder auch das geernteteGetreide selbst noch nicht eingebracht werden kann. So ist«in« Ab-ordnung der Kurhessischen Landwirtschaftskammerund des Landbundes für Kurhessen nach Verlin gereist, um wegender Erntekatastrophe im Regierungsbezirk Kastel bei den motz-gebenden Behörden vorstellig zu werden. Man erstrebt di« Liefe»rung von 200 000 bis 300 000 Zentner Saatgetreide, weil etwa80 Proz.der Roggenernt« vernichtet sei. Di« Hafer-und Weizenernete ist stark gefährdet. Ferner wünscht man Dünger-kredite und Steuernachlaß, um die kommend« Bestellung der Leiterausführen zu können.Auch aus Pommern kommen nach der TU. besorgnis-erregende Nachrichten, da infolge de» anhaltenden Regens die Ein-bringung der Ernte stark gefährdet ist. Don der Insel Rügen wirdgemeldet, daß der Roggen noch oielfach aus den Feldern liegt und nochnicht zum Trixknen gekommen ist. Auch in Hint erpommernliegt der Roggen teilweis« noch auf den Feldern, und der Weizensteht noch aus dem Halm. Aus dem Kreise Rummelsburg wirdgemeldet, daß die gesamte Roggenernte sehr schlecht ausgefallen sei.Offenbar hängt es mit diesen Nachrichten zusammen, daß in denletzten Tagen die Ausgleichung der deutschen Rog-genpreis« an die des Weltmarktes außerordentlichschnell fortgeschritten ist. An der gestrigen BerlinerBörse kostet« der Roggen bereits über 180 Mark die Tonn«, alsoüber S Mark pro Zentner.Unter diesen Umständen und bei den anhaltend steigenden Ve»treidepreisen an der Forderung nach Schutzzöllen noch festzu-halten, das wäre ein Schlag gegen die Dolksernährung, wie erschlimmer nicht auszudenken ist. Schon jetzt find die Getreidepreisewesentlich höher al» vor dem Krieg«, wo noch die Schutz-zölle galten. Die Brotverteuerung müßte di« schwersten Formenannehmen, die Belastung der Aermsten in einer Weste gesteigertwerden, di« mit dem Interesse an«wer Steigerung der deustchenProduktion nicht vereinbaren ist. E» ist daher höchst« Zeit, daßdie Regierung ihre Zollvorlage zurückzieht.Der Dürgerblock wankt.Weimar, ö. September.(Eigener Drahtbericht.) Der T h ü r i n»gische Landtag trat am Freitag zu einer kurzen Tagung zu-sammen. Auf der Tagesordnung standen«in« sozialdemokratischeInterpellation über die Vorkommnisse während de» Parteitages derNationalsozialisten in Weimar. Zu Beginn der Sitzung teUte derPräsident mit, daß die Fraktion der Nationalsozialistenden bisherigen alleinigen Borsitzende» Vinter durch zweiandere Abgeordnete ersetzt Hab«.Die sozialdemokratische Interpellation wurde durch den Abge-ordneten Frölich, der bekanntlich kürzlich an den ReichsministerIarree in dieser Angelegenheit einen Offenen Brief richtete, begrün-dei Er verwies darauf, daß in den letzten Monaten wiederholtrepublikanisch« Beranstaltunge«»erboten wordenwaren, während die Demonstrationen der rechtsgerich-t e t« n Verbände sich des besonderen Schutzes derRegierung erfreuten. Nachdem Abg. Frölich das Verhalten derthüringischen bürgerlichen Blätter zu dem Skandal in Weimar be-leuchtet hatte, bezeichnete er«s als unerhört, daß das Reichs-banner Schwarz-Rot-Gold bespitzelt werde und brachtezum Ausdruck, daß das angekündigte verbot von Demonstratlonrnsich in erster Linie gegen die Republikaner richtete. Namen« dersozialdemokratischen Fraktion sprach der Redner der Regierung da,schärfste Mißtrauen aus.Die Regierung antwortete in einer ganz hilflosen Wois« undversucht« die Vorgänge abzuschwächen. Der Demokrat Pros. Dr.Krüger erklärt?, daß die Kluft zwischen seiner Partei und der Regie.rung durch die letzten Dorkomm«isie derart verbreitert worden wir«,daß es ihm nicht mehr möglich sei, der Regierung ,» oer trauen.der wundervolle Dust nicht fehlen, den man heimatliche Art i*ei*nLDiese mit starker lleterzeugunyskvast vorgetragenen Ausführungenbrachten Riomerschmid da» begeistert« Echo der Versammlung.Renaisiance-Theater:.Scheiterhaufen"'. Eheleben, Familienleben, Jugend der Kinder— alles Scheiterhaufen. Mit aus-aebrannten Herzen können Sohn und Tochter, bestohlen an leiblicherKost und seelischer Wärm«, durch den hinterlassen«» Brief ihresVaters sehend geworden, mit ihrem Wissen um das Verbrechen, dasdie Mutter an ihnen und dem Bater begangen hat, nicht weiter lebenund gehen in den Tod. Sie ersticken am qualmenden Rauch desScheiterhaufens, den der Sohn für sich, Schwester und Mutter in derKüche angezündet hat. Di« Mutter, von Natur Kokott«, aller Mutter-insttnkte bar, stürzt sich, leben», und liebeshungrig, wie sie einmal ist,aus dem Fenster— um vielleicht von neuem in den Armen desMannes der Tochter zu liegen, den fl« ihr, als er noch deren Ber-lobtcr war, geraubt hatte. Aber auch die Mutter tonnte nicht anderssein, klagt Strindberg. Da« Ganz««in echter Strindberg mitallen seinen komplizierten seelischen Verwicklungen, in deren Mittel-punkt das Problem: Fmu und Ehe steht.— Den Sohn erlebte tünst-lerifch auf der Bühne Deutsch. Die anderen Darsteller unterstütztenihn wenig darin. Nur hin und w'eder hatten sie Uchte Augenblicke.Rosa L i ch t e n st e i n spielte die Mutter. Rosa Bahn versuchte sichan der Tochter, ihren Mann schauspielerte mit geringem Erfolg HeinzHi Isert. Um Deutschs Leistung und Strindbergs dramatischesKönnen verlohnt es sich, der Aufführung IX Stunden des Abend-zu schenken. R.Slädte aus der Auktion. Gretna und Gast-Rigg sind zwei Städtein Schottland, die während de,«neges entstanden sind, als dieMmritionsindustri« aufblühte und aus ganz England Arbeiter ansich zog. Damals ensttanden di« beiden Niederlassungen, die 30 000Einwohner faßten, sauber«, gerade Straßen, mehrer« Theater, Knoskomfortable Hotels,«ine Feuerwehrkaserne mit ollem Zubehör zweigroße gedeckt« Markthallen wuchsen hier aus dem Boden. Slks mitdem Friedensschluß die Mumtionsindustti« ihr« Betriebe stillegenmuht«, wanderten die Bewohner von Gretna und East-Rigg wiederweiter, und die beiden Aroeiterstädte blieben leer und»erlassenzurück. Die englische Regierung hält nunmehr den Augenblick fürgekommen, diese Wertobjekte zu veräußern und sie hat«m« An-kündiguna erlassen, daß Gretna und East-Rigg durch Meistgebotzu erwerben sind.'Die Bersteigerunq findet demnächst statt. Mandarf gespannt sein, wieviel Käufer fich zu dieser seltsamen Auktioneinfinden werden._____Sttdlische«uostankSuf«. Cfta«ttSfJuß der«�inerKmistdeHutaNonbat unter Vors!, de« Oberbürgermeister»»nd unter Mtwirkmrg der Bürger-deputierten Mar Liebermann und Kampf in l>«r großen Berlwer Kunst-auSsiellmia n a anaelausi: DI« Monumentalfigur.Dämmerung' vonOtto Placzet, Oelgemälde von Maler Curt«gthe— KeapolilonischerKnabenalt— und von Maler Dahle— Retterkamps— und van MalerS. S. Jlllisch_ Landlchait—, außerdem«ine Reih« von graphischenWerken.cehrgünae üb« soziales Dörsoeaemese» werde» im d« Universität inM un st er i. 3E, auch im Wintersemester 1924/25 stattfinden zur Ausbildung'» 5" und«oblfahrispflege. die fich über ,we, Salbsahr««-strecken Ueber dir Zulassmig wird in jedem ewzelnen Falle besondersschichm Mürchwrs�. an � Institut str»irtschastS- und Sozialwissen-Zusammenbruch.Abrechnung mit dentschnationaler Demagogie.------—»....- jmWir meinen nicht den Zusammenbruch der deutschnatio-nalen Demagogie, nicht den inneren Zusammenbruch, dendie deutschnationaie Parteiführung jetzt mit Entsetzen in ihrenReihen sieht. Wir meinen den intellektuellen und moralischenZusammenbruch, den jene Demagogen der Deutschnationalenerleiden, die sich durch ihre Abstimmung im Reichetag selbstins Gesicht geschlagen haben. Wir haben wohl Gefühl fürdas innere Ringen zwischen neuer Erkenntnis der realenWelt und überalteter Parteitradition und verstehen dieTragik, die es für ehrliche Menschen, für Männer bedeutenkann. Aber mit Verachtung sehen wir, wie entlarvte niedrigeDemagogen sich unter dem Verdammungsurteil der Oeffent-lichkeit über ihre moralisch minderwertige Stellung winden.und sich dabei nur noch tiefer ine Netz der Lüge verstricken.Wir haben keinen Anlaß, Herrn H o e tz s ch einen Fußtrittobendrein zu versetzen, aber wir sind es der Oeffentlichkeitschuldig, nicht schweigend an der Selbsthinrichtung des HerrnPaul Baecker vorüberzugehen. Herr Paul B a e ck e rscheint die Absicht zu haben, in der„Deutschen Tageszeitung"das alte Gewerbe der Pflege der plump verlogenen nationa-listifcben Phrase wieder aufzunehmen. Die weiteste Oeffent-lichkeit muß wissen, wie der Mann sich selbst dt« Maske vonGesinnung vom Gesicht reißt. Wären wir Deutfchnattonale,wir wären entsetzt daß dieser halb« Mann unsere Sache inunserem größten Organ vertreten sollte!Er muß sich ja verteidigen; denn an ihm, der die Wortevom hellen Wahnsinn, von den wahnwitzigen Dorschlägenschrieb, um dann im Reichstag für den hellen Wahnsinn zuS Immen, wurde die Zerschmetterung der nationalistischenemagogie offenbar. Seine Verteidigung aber ist die Voll-endung des Zusammenbruchs, des intellektuellen und moralischen Zusammenbruchs. Gestern abend schrieb er in der„Deut-schen Tageszeitung"„Ein letztes Wort. Dies letzte Wortmuß in seiner ganzen inneren Verlogenheit aufgedeckt werden,Wort für Wort und Zeile für Zeile!Herr Paul Baecker beginnt mit einem haßerfüllten Aus-fall gegen den„Vorwärts". Cr behauptet dreist, daß dieReden von H e r g t und Schlange- Schöningen, die wirveröffentlichten, niemals gehalten worden wären.Peinlich genug, diese Reden! Sie wurden natürlich nicht inder deutschnationalen Reichstagsfraktion gehalten, sondernschlimmer! Aber Herr Hergt hielt die seine imPlenum des Reichstags am 25. August, vierTag« vor dem Umfall seiner Fraktion. Wir druckten dievon uns zitierten Stellen wörtlich aus dem amtlichenStenogramm ab— wir haben nicht einmal die amtsichaufgenommenen Zwischenrufe geändert. Herr Schlange»Schöningen hielt seine Rede vom„Tropfen Schmach imBlut" am 19. August in Labe». Wir entnahmen sie derdeutschnationalen„Pommerschen Tagespost", in der sie vierSpalten lang unter der Ueberschrist„Um Freiheit und Ehre"veröffentlicht wurde. Dies vorweg.Run seine Verteidigung! Er bestreitet, daß e» sich umeinen„Umfall" der Deutschnationalen handle:„Nebenher wird, leider nicht nur von der jüdisch- radikalen Press«,mit Zitaten, auch au» der„Deutschen Tageszeitung", gearbeitet, umeinen„Umfall" auf der rechten Seite zu konstruieren."Zu konstruieren? Herr Baecker möchte behaupten,seine und seiner Partei Verdammung de» Dawes-Planes seiein Werturteil gewesen, das zur parlamentarischen Ablehnungnoch nicht verpflichtete. Ein Werturteil, da«„heller Wahn-sinn, wahnwitzige Vorschläge, lieber ein Ende mit Schreckenals Schrecken ohne Ende" lautet, aber von der Parlaments-tischen Zustimmung gefolgt ist, hat entweder keinen innerenWahrhertswert— oder das parlamentarische Votum ist un-ehrlich. Aber die deutschnationale Parteileitung ließ für di«parlamentarische Haltung der Deutschnattonalen erklären:„Die maßgebenden Führ«? der deutschnationaien Reichstags-fraktion wenden fich gegen die Interpoetation, die der gestrig« deutsch.national« Frakttonsbeschluß gefunden hat, al« wäre damit immernoch die Möglichkeit zu einem„Umfalk" offengebKeben.Sie beionen demgegenüber, daß die deutschnationaie Fraktion da»Vatves-Ga lachten und die mit ihm zusammenhängenden Gesetz« unbedingt und ohne Rücksicht aus parteipolitische Interessen an« außen-polllischeu Gründen ablehnen werde."Die deutschnationale Fraktion hat au» Rücksicht aufparteipolitische Interessen da» Zustandekommen der Dawes-Gesetze ermöglicht, Herr B a e ck e r hat mit Ja gestimmt. Dassoll kein Umfall sein?Um nun trotzdem zu beweisen, daß der Umfall kein Um-fall war, besitzt Herr Baecker die Keckheit, di« verlogenePhrase vom„hellen Wahnsinn" wieder aufzunehmen:„Die„Deutsche Tageszeitung' denkt nicht daran, auchnur«in Wort von dem zurückzunehmen, was sie zur Be-kämpfung des Dawes-Plans geschrieben hat. Ihregrundsätzliche Einstellung ist und bleibt unverändert;ebenso natürlich auch die de« Verfasser«. Nach wie vor sindwir davon überzeugt, daß die Forderungen de« Dawes-Plans wirtschaftlicher Wahnsinn bleiben, und nach wie vor find wirder lleberzeugung, daß die Annahm« der Dawes-Gefetze verhindert.daß also Nein gesagt werden mußte, wenn ein« Aussicht bestand,dieses Ziel zu erreichen."Worin der„wirtschaftliche Wahnsinn" besteht,erfährt man sofort vom Herrn Baecker selbst. Ein paarAbsätze weiter schreibt er:„Vielfach begegnet man der Meinung, eine nette Linksregierung'hätte sich doch nicht lange gehalten, weil die wirtschaftlich«Mehrbelastung durch di« Dame». Gesetz« binnen kurzerZett Anlaß zu ihrer Beseitigung geboten haben würde. Dem-gegenüber ist aber darauf hinzuweisen, daß der Daw«»-Planfür di« deutschen Finanzen im ersten Jahr««in« gewiss«Erleichterung, im zweiten immerhin nochkeinebeträcht.lich« Mehrbelastung vorsieht, auch für die gesamt« deuticheWirtschaft(Kreditfrage usw.) zunächst ja gewiss« Er-leichterungen bringen soll. Bis End« de, zweiten Jahre» waralso von dieser Lette ein« Krists mindesten« nicht mit annähernderSicherheit zu erwarten."„Der ursprüngliche Dawes-Plan hat bekanntlich sowohl Der-schlechterungen wie auch Verbesserungen erfahren. Ein Punktsei besonder» hervorgehoben: Während es im Gutachten selber hieß,die deutschen Eisenbahnen dürsten nicht mehr nach volt»wirt.schaftlichen, sondern nur noch nach fiskalischen Gesichtspunkten geleiletwerden, ist im Eifenbohngesetz nunmehr tatsächlich die Rück-ficht auf di« deutsche Volkswirtschaft bei der Leitungder Eisenbahnen al, erster Gesichtspunkt festgelegt. Ebensobieten die Aeußerungen de» Gutachten», Deutschland könne nuraus lleberschSsse« dar Wirtschaft Zahlnnge» an da«Ausland leisten, di« Lebenshaltung de» deutschen Volk«» soll«nicht unter den Standanderer Nationen hinabgedrücktwerden, und ähnliche, für eine ihrer nationalen Pflichten wirtlich be-wußte deutsche Regierung di« Möglichkeit, deutsch«Lebensinteressen zu schützen. Auch ganz konkretaber gibt«» bei diesen Gesetzen— Gesetzen, wie sie in Kulturstaatenja überhaupt noch nicht durchgeführt wurden— mannigfachst«Möglichkeiten der praktischen Gestaltung und darumauch Auswirkung der Durchführung. Ganz abgesehen noch davon,daß ein« neu« Nachprüfung der deutschen Leistung»-f S h i g k« i t in dem Augenblick gefordert werden kann, wo eben diesteigenden Lasten au« dem Dawes-Plan unerträglich zu werden be»ginnen."Entweder Herr Baecker hat nicht» zurückzunehmen,es bleibt beim„w i r t s ch af t l i ch e n Wahnsinn", beim„grauenvollen Elend", bei den„wahnwitzigenVorschlägen"— dann dürfte er diese nüchterne real-politische Würdigung der Lichtseiten des Gutachtensnicht schreiben. Oder er sieht tatsächlich die Möglichkeit.mit dem Gutachten auszukommen— dann ist das„lieber«in Ende mit Schrecken, als Schreckenohne Ende", zu dem er ja heute noch zu stehen behauptet�eine erbärmliche Lüge. Eins kann nur richtig sein— zweifünfzigprozentige Lügen geben keine hundertprozentige Wahr-heit. Er muß die Leser seiner Zeitung tief einschätzen, daßer ihnen das zu bieten wagt— für die Dummen den„hellenWahnsinn", für die Wissenden di« Heraushebung der Licht-feiten des Gutachtens! Wir haben wohl erlebt, daß einer inzwei verschiedenen Aufsätzen entgegengesetzte Meinungen ver-trat, daß aber einer in«in und demselben Aufsatz, mit Namengezeichnet, das Schreiben rechts und Schreiben links so dreistund gottesfürchtig handhabt, das ist denn doch neu!Aber nun kommt die innerpolittsch« Rechnung! HerrBaecker rechnet vor: Hätten wir abgelehnt, wäre die Auf-lösung und Neuwahl gekommen, die Große Koalition, die Re-gierung Wirth-Breitscheid, die Kommunisten hätten für dasGutachten gestimmt, und noch schlimmer: es wäre zu neuenVerhandlungen mit der Entente gekommen. Wir dachtenimmer, Herr Hergt hätte gesagt, es sei gerade das Ziel dernationalen Opposition, neue Verhandlungen herbeizuführen?Wir meinten auch, innerpolitische Rücksichten seien gegenüberder außenpolitischen Bedeutung diese» Bersklaoungsoertragesfür die Deutschnattonalen nicht maßgebend? Wir erinnernun« auch, daß Herr Baecker in der„Deutschen Tages-zeitung" schrieb:„Ein grauenvollere» Elend, al» Deutschland durch dieZustimmung zu derart wahnwitzigen Vorschlägen auf sich ladenwürde, istnichtdenkbar. Ihnen grgenüb« kann es nur heißen:Lieber«in End« mit Schrecken als Schrecken ohne Ende."Und nun gesteht Herr Baecker, daß er sich ein nochgrauenvolleres Elend denken konnte: die Wahlniederlage derDeutschnattonalen. Seine Worte gegen das Gutachten warenalso nur Schein und Trug! Auch hier: die„Deutsche Tages-zeitung" hat nichts zurückzunehmen? Am 22. August 1924,genau eine Woche vor dem Umfall, schrieb die„DeutscheTageszeitung":■'„Die gegenwärtig« Zeit ist wirkklch sehr schnellebig. Vor zw«Togen noch wurden dl« Deutschnattonalen maßlos beschimpst, weilsie berett seien, in der Frage de» Da we«-Gutachten» umzufallen.Heute werden sie von denselben Leuten mit durchweg denselben Aus-drücken beschimpft, weil sie nicht umfallen werden. Runhat allerdings die Press« der Linien allen Anlaß, den Deutschnatio-nalen ihre Haltung übel zu nehmen, denn sie hat«inen wunder-vollen Hetz, und Derleumdungsfeldzug mit ihrer Propheii« von dembevorstehenden Umfall führen können. Dem ist nun zugleich mitseiner Krönung auch di« Fortsetzung genommen, weil, wie der.Vor-wärt»" giftigen, aber bettübten Gemütes feststellt, di« Deutsch»nationalen sich in dieser entscheidenden Stund«mit der Ablehnung absolut treu bleiben...Es ist nicht di« Schuld der Deutschnattonalen, wenn solche simplenRechnungen nicht aufgehen. Wenn man das unabweisbar« De-dürfnis verspürt, in einfacher oder doppelter Auflage an die E n t>scheidung de» Volkes zu appellieren: sie sind be-reit, diesen Appell mitzumachen."Und am 20. August versicherte di«„Deutsche Tageszeitung�:„Schließlich und endlich darf man annehmen, daß die Deutsch-nationalen selbst dann ihr« Stellungnahme nicht von Wahlrücksichtenabhängig machen würden, wenn ihnen«in« sicher« Niederlag« inAussicht stünde."Herr Baecker, der Chefredakteur der.�DeutschenTageszeitung", gesteht selbst, seine Stellungnahm« von Wahl-rücksichten abhängig gemacht zu haben— im selben Atemzuge aber behauptet er, die„Deutsche Tageszeitung" habenicht» zurückzunehmen! Zum Schlüsse hat er einen letztenTrumps: was wollt ihr, ich habe gestimmt wie der Groß-admiral von Ttrpitz! So verteidigen sich deutschnational«„Männer".Seine Beweisführung ist der Versuch, die alte Dema-gogie zu retten, aber den Umfall zu verteidigen. Dabei schlägter sich selbst ins Gesicht. Das ein« straft das andere Lügen.und so bietet sich das Bild eines intellektuellen Zusammen-bruches, der Unmöglichkeit, die politische Situation seinerPartei und seine eigene nach dem Umfall geistig zu meisternund wenigstens nach außen den Schein der Einheitlichkeit von'Denken und Handeln aufrechtzuerhalten. Aber auch desmoralischen Zusammenbruch«: trotz der anderen Erkenntnissollen die Massen, sollen die eigenen Parteifreunde erneutmit den alten unwahrhasten Phrasen belogen werden. Hierhandelt es sich nicht um inneres Ringen, hier handelt es sichnur um politische Spekulation im wahrsten Sinne. HerrPaul Boecke? aber, der Leiter der größten Zeitung derDeutschnattonalen, ist ein Typ. Seine innere Unwahrhostig-keil ist die Unwahrhaftigkeit der deutschnationalen Partei-leitung, der deutschnationalen Politik.Urteil im potsöamer Kommuniftenprozeß.Im Potsdamer S ommuvisteuprozeß wurde un11 Uhr nacht, da» Urteil gtsälll. Der hauptangeklagtiSauer wurde wegen Vergehen« gegen ß 123 und ß 129 de» Strafgesehbuches zu fech« Monaten GrsSngnt, verurteilt. Sechtwettere Angeklagt« zu zwei bzw. vier Monaten Gefängnis23 Angeklagte wurden freigesprochen. Der Vorsitzende hob in beiUrleilsbegründang hervor, daß dl« Nacht vom 19. zum 29. November in Glindow gezeigt habe, wie gefährlich illegal« Organisation?«werbwt können,