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Nr. 420* 41. Jahrgang 1. Heilage öes Vorwärts Sonnabenö, 6. September 1924 Sonntägliche wanöerziele. Selzig-Viefenburg. 0m Südwest«« der Mark liegt das Gebiet, das wir zu emer Wanderung in die blühende Heide erwählen. Von der Stadtbahn fahren wir mit den Fernzügen der Wetzlarer Bahn bis B elzig. Schon ncr fast tausend Jahnen, in einer Urkunde von 949, wird die Burg Belzig in der Form von Belitz! erwähnt. Sie war eine Grenzfeste des fächfifch-askanischen Herzog- und Kur- fürstentums. Später kam Belzig zu Sachsen , bei dem es bis 1815 verblieb. 8ln die sächsische Zeit erinnert noch eine Postsäule, die in dem sich dicht an Belzig anschließenden Dorf Sondberg steht. Di« alte Burg, das einstige sächsische Grenzhaus, liegt auf einem steil aufragenden Hügel: seit 1465 wird sie der Eisen- Hardt genannt. Ueber den Wallgraben sührt eine steinerne Brücke, vor der eine gewaltige Linde steht. Die Burg ist öfter von Kriegsnöten heimgesucht worden: der Bergfried hat jedoch den Zer- störungen standgehalten. 3Z Meter ist er hoch: seine Mauern sind unten 4, oben 1 Meter dick, sie bestehen aus Granitblöcken. Eine schön« Fernsicht bietet sich von der Plattform des Bergfrieds. Vom Wiesenburger Tor in Belzig steigt die Gliener Straße zur Wiesen- bürg er Chaussee an. Bon der Chaussee wenden wir uns sogleich rechts ab, an der Wegteilung nochmals rechts, und wandern durch den Grünen Grund, der am.fmttenberg vorüberführt. Wir kommen zur Landstraße, die uns zum Dorfe Hagelberg bringt. West- lich vom Dorf liegt der Hagelsberg: eine Windmühle dreht auf seinem Hügel ihre Flügel. Der Hagelsberg ist der höchste Berg des Fläming, überhaupt des Regierungsbezirks Potsdam. 201 Meter steigt er über den Meeresspiegel auf, jedoch erscheint seine Höhe nicht so gewaltig, da er sich über seine gleichfalls ziemlich hoch liegende Umgebung nur wenig erhebt. Nördlich vom Hagelsberg liegt der 182 Meter hohe Borussiaberg mit einem Denkmal zur Er- innerung an die Schlacht, die am 27. August 1813 hier tobte. Wir wandern vom Dorf Hagelberg westlich zum Gut Schmerwitz und in gleicher Richtung weiter, am Schloßpark vorüber zu dem Wege nach WiesGnburg. Auch Wiesenburg ist eine alt« Burg, die schon 1161 erwähnt wird. Als einziger Rest ist nur noch der Bergfried erhalten, ein 48 Meter hoher Turm, völlig von Efeu h-nvochse», mit einem überdeckten Rundgang(siehe Abbildung). Don dem Bergfried genießen wir einen schönen Ausblick, voraus- gesetzt, daß der Besuch nicht untersagt ist, wie dies bei derartigen Gebäuden jetzt leider häufiger der Fall zu sein pflegt. Das jetzige Dorf Wiesenburg war ehedem«in Marktflecken oder Städtchen. Die aus dem 13. Jahrhundert stammende Kirche aus Feldsteinen ist um die Mitte des vergangenen Jahrhunderts erneuert worden. Bcm Dorf wandern wir zu dem eine halbe Stunde entfernt liegenden Bahnhof und kehren von hier nach Berlin zurück. Weglängc etwa 18 Kilometer. Die Heide ist am schönsten, wenn sie blüht! Und solche Heidelandschaften größeren Umfonges treffen wir auf einer Wanderung durch den Fläming an. Der vnn der Heideblüte bläulichrot schimmernde Boden, das dunkle Grün einer Umrahmung von Kiefernwald, einig« Birken mit hellgrünen und weißen Farben- tönen, dazu vielleicht nock, Ebereschen mit ihren korallenroten Frucht- büscheln, und alles überspannt von dem hellblauen Spätsommer- Himmel, mahrlich ein Landlchaftsbild von so prächtiger Farben- zusammenstellung, wie sie eben nur die Heidelandschafi zur Blüte- zeit bieten kann! öuch-Lehnitz. Sehr schön« Gebiet« blühender Heide zeigen auch die ausge- dehnten Kiefernwälder im Norden der Reichshauptstodt zwischen Stettin «r und Nordbahn. Wir fahren vom Stettiner Bor- vrtbahnhof bis B u ch, wenn wir Glück haben, mit einem der neuen elektrischen Züge. Das Dorf hieß in alter Zeit Wentschenbuk <Wcndisch-Buch). Bom Bahnhof Buch sehen wir die zahlreichen Gebäude der Krankenstadt, die sich besonder? östlich der Bahn aus­dehnt. Wir wandern auf der Chaussee nach Schönerlinde gen Nord- ,vest. Rechts der Straße, auf dem Gelände der Städtischen Irren- «nstalt, hat man vor etwa 15 Jahren bei den Ausschachtungsarbciten für die Anstaltsgebäud« die Spuren eines bronzszcitlichen Dorfes ausgefunden, das auf ei i Alter von gut drei Jahrtausenden zurück- b'ickt. Zahlreich« Pfostenlöcher wurden entdeckt, aus denen die Grundrisse vieler Häuser zusammengestellt werden konnten. Auch Reste des Lehmbewurfs der Hauswänd« fand man, ebenso viele Tierknochen, Körnersrüchte, Gefäßscherben und Bronzegeräte. Alle die Fund« zusammen ergeben ein ziemlich deutliches Bild von der Lebensart jener Menschen und von ihrem Hausbau, ihrer Sied- lungsweis«. Das bronzezeitlich« Dorf von Buch.st die erste derart umfangreiche Siedlungsspur aus der Vorgeschichte in der Mark Brandenburg. Sein« Erforschung war bahnbrechend für die Sied- lungssorschung der Vorgeschichte. Späterhin sind noch andere mär- kische Siedlungsplötze aufgefunden und erforscht worden, jedoch ist keiner dabei, der die Ausdehnung des Bucher Platzes hol. Wir folgen der Straß« bis zur Kreuzung der Chaussee nach L a n k e. Der Bergt led bei Schloß Wiesenburg . Hier biegen wir rechts ab. Am Forsthous Buch vorüber, das in der schönen, allerdings schon arg verkleinerten Bucher Forst liegt, kommen wir nach Hobrechtsfelde , wo im Lauf der letzten Jahrs zahlreiche städtische Anlagen neu erstanden sind. Wir man- dern in bisheriger Richtung weiter bis zur Chaussee von Bernau am Rand der Bernaner Stadtforst. Hier war der Boden in jedem Spätsommer mit einem rötlich schimmernden Teppich blühenden Heidekrauts bedeckt. Auf der Bernauer Chaussee gehen wir nach links, in der Richtung nach Schönwalde , bis zum Gorinsee. Dieser kleine märkische Woldsee ist ein beliebtes Ausflugsziel der Kenner märkischer Naturschönheiten. Wir wandern am Ostufer des Gorinsees nach Norden zum Gestell C, das hier vorüberführt. Auf dem Gestellweg gelangen wir in westlicher Richtung über die Prenz- lauer Chaussee und bald darauf über die Kleinbahn nach Lieben- walde und Groß-Schönebeck hinweg in die Nähe von Damms- mühle. Hier beginnt das frühere Hösjogdrevier. Gen Nord­nordwest führt der Weg durch den schönen Kiefernwald nach Zühlsdorf. Ein« mächtige alte Lind« steht in dem Garten der nach ihr benannten Gastwirtschaft. Bon Zühlsdorf wandern wir gen Nordwest. Bei der Zühlsdorfer Mühle überschreiten wir die Briese, die ihren Ursprung im Wandlitzer See hat. Sie durch- fließt dann den Rahmer und Lubowsee und eilt nun als liebliche» Waldkind nach Birkenwerder , wo sie sich mit der.Havel vereint. Wir kommen bald über die Liebenwalder Chaussee. Auch in dieser Gegend sind groß« Flächen des Waldbodens mit einem dichten Heidekrautteppich bedeckt. Wir kommen zum Waldrand. an die zu Schmachtenhagen gehörige Siedlung, wenden uns jedoch auf dem Lehnitzer Wege alsbald gen West wieder in den Wald. Nach etwa 20 Minuten kreuzt das Gestell T, das Lehmkuhlengestell, unseren Weg. Wir wenden uns auf diesem gen Nordwest. Das Gestell führt durch schönen Hochwald hin. Mitunter ist da? Gc» lände hüglig: links vom Weg« liegt der Spitzkopfberg. Zum(£chl<!p kommen wir über zahlreiche Hügel an die Chaussee Orani«!*-. bürg Schmachtenhagen, dicht vor der Brücke über den Stintgraben. Wir gehen neben diesem Fließ, das aus dem Grabowsee kommt, nach Süden zum L e h n i tz s e e. Auf dem Ost- user des Sees, unterhalb der kiefernbestandenen Uferhöhen, führt der Weg weiter. Der Lehnitzsee gehört zu den eiszeitlichen Rinnen- seen. Er erstreckt sich in nordsüdlicher Richtung etwa iVi Kilometer. während seine größte Breite etwa 500 Meter beträgt. Die Schmelz- wasserrinn« setzt sich nach Norden durch das Tal des Stintgrabens zum Grabowsee fort. Sie verläuft östlich neben dem Tal der Havel , in das sie südlich vom Lehnitzsee einmündet. Der Großschiffahrts- weg Berlin Stettin benutzt von Malz bis Lehnitz dies« Rinne, die einen geraderen und kürzeren Lauf des Kanals ermöglicht als die im westlichen Bogen sich herumziehende, reich gewundene Havel - Niederung. Durch die von alten Birken eingefaßte Flgrastrahc man- dern wir durch Lehnitz zum Bahnhof, von wo aus die Borort- züge der Nordbahn uns nach Berlin zurückbringen.(Weglänge etwa 30 Kilometer.)__ Nachsommer. Es Herbstelt! Schon taucht langsam Pelzwerk auf. Nicht nur in Schaufenstern. Aus dem Pelzwerk lächeln mollig einge­tuschelt sattzufriedene Gesichter, die sich kürzlich erst an einem Badestrande den sommersonneforbenen Teint geholt hoben. Man trägt ihn selbstzufrieden, den Teint, weil man weiß, daß jeder Beschauer feststellen muß, daß so ein Farbebekennendürfen aller- HandGeld" gekostet hat. Und warum sollte man sich den Reiz aller Reize nehmen lassen: zu zeigen, daß man's kann? Empfiehlt doch eine Berliner Firma in ihrem neuesten Katalog einenvor- nehmen Domenmantel mit modernem üppigen Kragen" aus Nerz für 3875 M. Berlin hat auch Stadtteile, in denen man keine Pelze und keine Strandpromenadengesichter findet: dafür ober fadenscheinigduftige" Sommerkleider und bleiche Frauenmangen. Wenn man abseits des großstädtischen Verkehrsstromes einige Augenblicke stillhält, tut sich die Not in den verschiedensten Ge­stalten kund. Etwa so: Ein Mensch sucht mühsam nach einem Ge sprächeanknüvfungspunkt. Man reagiert, und schon ist es da: man dem Manne nicht«ine Arbeit oerschaffen könne?" Zuletz: braucht es.blaß ein Groschen für Kartoffeln zu sein, weil �ie Familie entsetzlich Hunger«. Ein Vierzigjähriger sagt, mit einem Blick auf seine Kleidung:Sehen Sie, jetzt ist man noch nicht ganz heruntergelumpt, jetzt könnte man sich noch vertrauenerweckend irgendwo um-eine Stell« bewerben, aber wenn dieses letzte Ge- wand hin ist, dann ist all« Hoffnung vorbei!" Man merkt: in diesem Familienvater mit seiner verschämten Armut lebt noch ein starker Wille zur Arbeit. Dem Manne könnte noch geholfen werden. Heute sind es bei Zehntausenden in erster Linie Nahrungssmgen. In wenigen Wochen wird sich der Schrei der Not verdoppeln: Hunger und Kälte! Keine Kohle und durchscheinende Sommerkleider. Und Pressenotizen:In der Wohnung erfroren"Aus Hunger in den Tod" usw. Man kennt es! 7s Die Aatrnlie Arank. Roman von Martin Andersen Rexö. Was machte das? Dann bekämen wir eben ein neues Wurm. Mein anderer Bruder ist auch gestorben, als die Alten einmal ausgegangen waren und ich auf ihn achtgeben sollte damals war man ja so ein Einfaltspinsel, den sie zu allem herankriegen konnten. Ich war bloß ein bißchen ausgegangen, zum langen Peter. Als ich dann nach Haufe kam, war ihm der Zulp zu tief in den Hals geraten, und er war tot. Ich dachte, er schliefe, denn ich war erst zehn Jahre alt, siehst du. Aber Prügel hat es gesetzt für mich, weil der liebe Gott ihn zu sich genommen hatte. Und da haben wir die Kleine da dafür gekriegt." Auf die darfst d u doch wohl nicht achtgeben?" Gewiß, die Alten wollen schon, aber du mußt nur nicht glauben, daß ich so dumm bin, es zu tun." Während Lars Kaffee kochte, fütterte Thorvald das Kind mit gekauten Birnen und bemühte sich, es zum Lachen zu bringen. Du, daß so ein kleines Wesen lachen kann, was!" rief er entzückt Lars zu. wenn es gelang Sie versteht sich besser aufs Brüllen," entgegnete Lars trocken. Während die Jungen Kaffee tranken, legte sie Proben dieser Tüchtigkeit ab, und die beiden flößten ihr etwas von der Brühe ein, um sie zum Schweigen zu bringen. Aber es fruchtete nichts. Thorvaid rückte etwas von ihr fort und schnitt eine Grimasse, so oft sie schrie. Seine Begeisterung nahm bereits stark ab. und er hielt sich die Ohren zu. Sollen wir ihr nicht ein Deckbett über den Kopf legen, das dämpft den Laut?" schlug er zuletzt vor und griff nach dem Bettzeug.-.*»«>>. Nein da» wäre ein Unrecht," sagte Lars und fing an, ihr gut zuzureden und zu untersuchen, was denn los fei. . Sie ist plotschnaß, das kleine Wurm." In Ermangelung von etwas anderem nahm er den Unterrock und schob ihn unter sie. Das half für eine Weile, aber bald begann sie wieder zu schreien, und Lars mußte sie aufnehmen. Mit seinem Vater war nicht zu spaßen, und das Be- wußffein, daß er jeden Augenblick kommen konnte, sowie dos anhaltende Gebrüll des Kindes und die zunehmende Dunkel- heit raubten den Knaben etwas von ihrer Keckheit. Der Kaffee schmeckte auch weder nach Sodawasser noch nach Lakritz, obwohl sie sich an jedem Mundvoll ergötzten. Sie versuchten, Branntwein hineinzutun, aber das verschlug nichts. Dann probierten sie, Pfeffer und Zimt hinzuzufügen, mit dem Resultat, daß beiden schlecht wurde und sie die Zuckerschale leeren mußten, um sich wieder zu erholen. Inzwischen lauschten sie gespannt auf jeden Laut, und als endlich vor dem Hause Lärm zu hören war, fuhren sie auf, schlüpften zur Küchentür hinaus und verschwanden über den Bretterzaun. Lars hatte aus naheliegenden Gründen beschlossen, die Nacht draußen zu verbringen, und auf dem Marktplatz trennte er sich von Thorvald und schlenderte zum Hafen hin- unter. Dort richtete er sich für die Nacht in einem Fischtasten häuslich ein. 5. Inzwischen saß Madam Frauk zu Hause und wartete. Sie war längst mit dem Rollen fertig, hatte den größten Teil der Wäsche ausgetragen, ihr Geld dafür bekommen und ihre wöchentlichen Einkäufe der allernotwendigsten Dinge ge- macht: Kaffee, Zucker und dergleichen. Den Zucker hatte sie wie gewöhnlich in der Kommodenschublade verschlossen, da- mit er Thorvald nicht in die Finger fallen sollte. Run saß sie und' zählte auf einem Stüch Papier die ein­zelnen Posten zusammen, um die Rechnung des Kaufmanns in Einklang mit dem Golde zu bringen, das sie noch übrig hatte. Es haperte damit, und es fehlten fortwährend ändert- halb Kronen. Sie war schon sicher, daß der Kaufmann sie belrogen hätte, als ihr plötzlich einfiel, daß sie auch den Bäcker bezahlt hatte. Sie rechnete den Verdienst der Woche zusammen. Acht Kronen machte es aus mit der Wäsche, die sie noch abzu- liefern hatte. Das war eigentlich ein ganz hübscher Wochen- lohn, und doch reichte er kaum aus. Gott sei Dank! Jetzt waren die Tage länger, und man sparte Heizung und Licht. Im vorigen Winter hatte sie zwei Liter Petroleum in der Woche gebraucht und jetzt kaum eins in vierzehn'Tagen. Aber dafür ging in der heißen Zeit, wo die Leute stark schwitzten, auch mehr Seife und Soda drauf. Dann legte sie den Bleistift und den Tütenfetzen, den sie zu ihrer Rechnung benutzt hatte, beiseite und machte sich an die beiden Körbe mit Wäsche, die noch nicht ausgetragen waren. Meist war es Wäsche für alleinstehende Mannsleute, Handwerksgesellen, Steinarbeiter und ähnliche Personen: Plüsch- und Leinenhosen, blaukarierte Hemden und hell- blaue Kittel. Stück für Stück sah sie sorgfältig nach: sie nähte Knöpfe an die Hemden, stopfte die Strümpfe, und heftete hier und da einen Flicken auf ein Paar Leinenhosen. Sie folgte dem schwindenden Tageslicht mit ihrer Arbeit, rückte zueifft ans Fenster, dann auf die Küchcntreppe, und erst als ihr die Augen wehtaten und es gelb in ihnen brannte. wenn sie sie von der Arbeit hob, ging sie hinein und machte Licht. Das waren Madam Franks beste Stunden, wenn sie so allein für sich saß und nachdachte und sich über niemanden zu ärgern brauchte. Besonders am Samstagabend, wenn sie die Früchte der Arbeit einer ganzen Woche einheimste, war ihr ziemlich wohl zumute. Alle ihre Gedanken und Kümmer- niste drehten sich darum, mit ihrem Eelde auszukommen, und sie fand mit der Zeit ein gewisses Behagen darin, immer und immer zu rechnen, zu überlegen und sich vor der Zukunft ein wenig zu graulen. Run war bald die Zeit da, wo man sich Brennholz für den Winter kaufen mußte, um es billig zu bekommen, aber woher sollte man das Geld nehmen? Und um ihre eigenen Sachen war es ganz schlimm bestellt. Sie hatte kein neues Kleid gekriegt, seit sie Dienstmädchen gewesen war, sondern hatte die alte!, immer wieder gewendet und geflickt. Für ein Dienstmädchen war sie allerdings recht reich ausgestattet gewesen: fünf gute Kleider hatte sie gehabt, so gut wie neu, und dann das Brautkleid, das der Brauer selber ihr geschenkt hatte. Aber jetzt fielen sie alle auseinander. Und zum Herbst sollte der Junge konfirmiert werden, da konnte sie ein ordent- liches Kleid nicht entbehren. Und der Konfirmationsanzug mußte beschafft werden und am liebsten ein kleiner ffeft- schmaus, wenn man nicht wie die Armenhäusler dastehen wollte! Und Pastor und Küster mußten auch etwas bekam- men, der Pfarrer mindestens zwei Kronen: sonst lud er den Jungen nicht mit ein zu dem Schokoladenschmaus,. den er für die Konfirmanden zu veranstalten pflegte, und dann war es gleich in der ganzen Stadt bekannt. Aber Madam Frank wollte nicht in den Ruf kommen, geizig zu fein, und noch weniger wollte sie sich beschuldigen lassen, daß sie nicht bezahlen konnte. Dann war da die Frage, wie man dem Pfarrer das Geld zukommen lasten sollte: denn es dem Jungen zu geben und die Sache durch ihn erledigen zu lasten, wie es sonst Sitte war, da- war sicher zu gefährlich.(Fortsetzung folgt.)