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Verpflichkungen zu bestreiken. Die deuische Regierung hak, wenn wir recht unterrichtet sind, auch im voraus Schritte unternommen, um die üblen Folgen ihrer Aktion, die sie selber befürchtet, nach Möglichkeit abzuschwächen. * Die Deutschnationalen hatten als siebenten ihrer bekannten siebenEhrenpunkte" bekanntlich gefordert, Deutschland   solle als Bedingung zu seiner Zustimmung zum Londoner   Bertrag die Zurücknahme der Kriegsschulderklärung im Bertrag von Versailles   durchsetzen. Die deutsche   Regie- rung hat aus wohlerwogenen Gründen nichts dergleichen getan. Sie wußte genau, daß das Resultat kein anderes sein konnte als eine Sprengung der Verhandlungen und eine feierliche Erneuerung der Schuldigertlärung des kaiserlichen Deutschland   von 1914. Daß dieses Deutschland   allein schuldig sei, ist eine Legende. Trotzdem gibt es viele Tatsachen, die sich nicht weg- radieren lassen, vor allem die eine, daß die kaiserliche Diplo- matie von 1914 durch eine unbegreifliche und nur aus geisti- ger Abnormität zu erklärende Plumpheit in der ganzen Welt den Anschein zu erwecken verstand, als sei sie die eigent- liche Urheberin dieser entsetzlichen Katastrophe. Was diese kaiserliche Diplomatie angerichtet hat. ist noch nicht vergessen und jeder Versuch, sie vollkommen rein zu waschen. weckt in der Welt Gefühle, von denen man gerade im Intercsie Deutschlands   wünschen muß, daß sie ewig be- graben schlummern möchten. Ganz unerträglich aber, nicht nur für Nichtdeutsche, son­dern noch vielmehr gerade für alle rechtschaffenen Deutschen  , ist die Heuchelet, mit der sich gerade diejenigen zu Trägern der Unschuldspropaganda machen, die vor zehn Jahren die frevelhaften Worte in die Welt hinausschleuderten:.Liefe Stunde haben wir ersehnt! Nun ist sie da, die heilige Stunde!" Wir deutsche   Sozialdemokraten haben seit Kriegsbeginn gegen die Legende von der deutschen   Allein schuld gewirkt. Sozialdemokratische Regierungschefs haben gegen sie in einem Augenblick protestiert, wo der Protest geschichtliche Not- wendigkSit und nicht eine vom Zaun gebrochene Unzeitgemäß- heit war. Wir sind bereit, in diesem Sinne weiterzuarbeiten, nur eines müssen wir uns ausbitten, daß dabei diejenigen den Mund halten, die dazu den meisten Grund haben: d i e Deutschnationalen. Wer Butter auf dem Kopf hak, soll nicht in die Sonne gehen! * Der Eintritt Deutschlands   in den Völkerbund ist eine Not- wendigkeit. Ihn absichtlich hintertteiben, heißt Deutschland  aufs schwerste schädigen. Aber das muß von vornherein zu- gegeben werden: In den Völkerbund eintreten und dabei Bürgerblockdiplomatie treiben, ist eine Unmöglichkeit, ist ein Widerspruch in sich selbst. Macdonald und Herriot   vertreten die beiden größten, aus dem Weltkrieg hervorgegangenen Mächte der aljen Welt. Aber das Bewußtsein der physischen Kraft, die hinter ihnen steht, hindert sie nicht an der Erkenntnis, daß auch für die stärkste Macht moralische Isolierung eine große Ge- fahr bedeutet. Deutschland   ist durch den Kriegsausgang jeder physischen Kraft beraubt, und darum ist eine Politik, die zur moralischen Isolierung führt, für Deutschland   der glatte Selbstmord. Die Deutschen   waren niemals ein politisch besonder« be- gabtes Volk. Darum blieben sie Jahrhunderte lang, unter der Herrschaft ihrer Dynastien in ohnmächtiger Zerrissenheit, darum ließen sie sich von ausländischen Intriganten und in­ländischen Dummköpfen in den großen Krieg hineinmanövrie- ren, den sie gegen die ganze Welt zu führen hatten und darum verlieren mußten. Eine Junker- und Bureaukratenkaste, die von der Welt draußen nichts wußte und nichts verstand, übte eine unum-
schränkte Herrschast aus, das politisch unfähige Bürgertum ließ sich schafsgeduldig von ihr führen. Diese Kaste versucht jetzt wieder die Führung zu über- nehmen unter dem Namen der Deutschnationalen Partei, und das deutsche   Bürgertum ist wiederum bereit, sich ihr anzuvertrauen. In dem Augenblick, in dem die totale Unfähigkeil, der Bankerott, der Zusammenbruch dieser Partei gerichtskundig geworden ist, will ihr das deutsche   Bürgertum, ehrfürchtig gebückt, das Szepter der Herrschaft in die Hand drücken. Dinge, die nur in Deutschland   möglich sind! Es ist die Last, aber auch der Ruhm der Sozial- demokratischen Partei, daß sie sich, fast allein, dieser Politik des nationalen Selbstmords entgegenstellt. Was sie jetzt will, ist Gelegenheit zu kämpfen, um Deutschland   vor dem schlimmsten Unheil zu bewahren, das es sich selber antun kann. Will das Volk den Bürgerblock? Fragt es sebst! Auflösung des Reichstags!
Die Gewaltigen melden sich... Tcutschkonservative gegen Deutschnationale. Als der Krieg beendet war, verschwanden die alten Par- teien von der Bildfläche: Fortschrittliche Volkspartei   und Nationalliberale,Reichspartei" und Deutschkonservative  , die Partei des Dreiklassensystems und des Brotwuchers. Und siehe: Aus Morgen und Abend ward ein neuer Tag! Plötzlich standen neue Parteien mit neuen Finnenschildern da, und aus der deutschkonservativen Herren parte! war die Deutschnationale Volks Partei geworden. Statt Hsydebrand war Hergt der Führer geworden. Ein neuer Name, ein neues Programm und ein neuer Mann aber sonst war alles beim alten geblieben! Nur daß Hergt eben kein Heydebrand ist und niemals warten kann. Aber der Westarp ist ja noch da. Er hatte sich zwar 1918, wie so viele andere aucb, scheu aus der Oeffentlichkeit zurück- gezogen. Aber schon 1920 tauchte er wieder auf als Abgeord- neter der Deutschnationalen  . Daneben aber blieb er stellvertretender Vorsitzender der Deutschkonservativen Partei, und nach Heydebrands endgültigem Rücktritt nahm er sogar dessen Stelle ein. Die Deutschkonservativen sind im Reichstag offiziell so wenig vertreten wie in irgendeinem der Landes« Parlamente. Wenn sie sich trotzdem noch als Partei bezeich- nen, so nur aus dem Grunde, weil sie innerhalb der Deutsch  - nationalen eine bevorzugte Sonderstellung ein- nehmen. Sie fühlen sich gewissermaßen als dasheilige Kol- legium" in der deutschnationalen Kirche. Das zeigt sich jetzt gerade wieder, da wegen der halbierten Ab st im- m u n g vom 29. August in der Partei Hergt so gut wie alles drunter und drüber geht. Schon vor«inigen Tagen war in der alten..Kreuzzeitung  " zu lesen, daß derengere Vorstand der Deutschkonservativen Partei  " zu einer Tagung einberufen sei, um zu der politischen Lage Stellung zu nehmen. Man sah ordentlich den drohend erhobenen Zeigesingerl Am Sonnabend hat nun dies« Tagung stattgefunden. Dort sst, wie dieKreuzzeitung  " berichtet, nach eingehender Aussprache folgende Entschließung gefaßt worden: Der Enger  « Vorstand hat mit Entrüstung von dem Er- gebnis der Abstimmung zum Londoner   Abkommen und von der dabei zutage getretenen Haltung der vltA?. Kenntnis genommen. Er erwartet eine umgehende einwandfreie Klar- st« l l u n g dieser Haltung, die zu allen früheren Kundgebungen der Parle, in schroffstem Widerspruche steht. Er bittet alle konservativ gerichteten Kreis», keine endgültig« Entschließung zu fassen, ehe nicht der dem- nächst zusammentretend« Weitere Vorstand der Deutsch  - konservativen Partei gesprochen hat." Dem Grafen Westarp, der gegenwärtig sich im Bade be- findet, sprach der engere Vorstand der Deutschkonservativen
Statistik. Don Puck. Mein Freund Heinrich ist Statistiker. Nicht von Beruf. Von Beruf sitzt er täglich acht Stunden im Kontor irgendeiner Aktien- gesellschoft und rechnet den Ueberschuh für Direktoren und Aktionäre heraus. Aber als Mensch, als Lebewesen Ist er Statistiker, er lebt von, in und für Statistik. Ich weiß nicht, welcher verhängnisvoll« Volkshochschullehrsr oder welch anderer schnöder Verführer ihm die erste Statistik wies er griff nach ihr wie Eva nach dem Apfel, und nun irrt er, ausgeschlossen vom Paradies, um des Lebens goldenen Baum in der grauen Oed« der Statistik herum. Er geht auf statistischen Sohlen zum Kontor, wie er mir ver- riet:Jeden Weg 38 000 bis 38 0S0 Schritt, dos sind am Tage 78 000 bis 76100, wenn ich durchgehende Arbeitszeit habe, Mittwochs ist aber Doppelschicht, so ergeben sich für diesen Tag 76 000 X 2 Schritte, für die Woche 76 000 X 2+ 76 000 X 5. Bleib« ich nur ein Jahr auf meiner Stelle und versäume keinen Tag" Mensch, hör auf," schrie ich. und da er mich beleidigt ansah, tröstete ich ihn,wenn die nächste Dillionenzeit kommt, werde ich dich zum Finanzminister vorschlagen." Aber sonst ist Freund Heinrich ein seelenguter Mensch und die Statistik Bibel, Trost- und Psalmenbuch. Beruhigungspuloer und Milch der frommen Denkungsart für ihn. Zum Beispiel hat er ein hundsmiserables möbliertes Zimmer und bezahlt eine unverschämte Miete dafür. Aber er tröstet sich:Es läßt sich nicht ableugnen, daß seit 1922 doch schon eine statistisch nachweisbare Verbesserung der Wohnungsvcrhültnisse eingetreten ist. Während hier 1922 1226 Un­verheiratete überhaupt kein Zimmer fanden, in Hotels und un­möglichen Schuppen logieren muhten, waren es am 1. Januar 1924 nur noch S60. Du siehst also,«s wird besser. Und mtt der Mie:e stehe ich statistisch einwandfrei noch nicht bei dem Maximum dessen, was für meine Zimmerart, nach der Wohnungsstatistik, Gruppe 6, 3X5 Meter, wenig möbliert, gezahlt wird." Wie sich aus Vorstehendem ergibt, ist Freund Heinrich noch zu haben.(Adresse bei mir persönlich abzuholen.) Er ist auch absolut kein eingefleischter Junggeselle, im Gegenteil, er träumt und spricht viel von derMöglichkeit des Heiratens". Aber es ist die Tragik seiner suchenden Seele, daß ihm die Stottsttk auf diesem gefähr- lichsten aller Kampfplätze des Lebens so völlig im Sttche läßt. Wir sprachen anläßlich meines Jubiläums, daß mir die fünfte Braut durchbrannte, über das Thema Ehe. Ernst und würdevoll, wie es sich für ihrer Pflicht gegen Gemeinschaft und Volkszutunft bewußte Männer geziemt. Und Freund Heinrich meinte, hoffnungslos und entsagend' Ja, siehst du, Strindberg sagt so und Schiller so. Und Fovel meint wieder ganz anders, Bebel bringt reichhaltiges Material über die Ehefrage, Toni Pfiilf hat wohl auch eine ganz nett« Broschüre
geschrieben, und die Iungsoziaiisten haben das Problem: Lugend- ehe oder �icht" noch immer beim Wickel ober" Und nun leuchteten seine Augen auf: Wir müßten die Ehefrage endlich mal gründlich und statistisch erfassen. Erstens: Wieviel Streitigkeiten in z. B. 100V, oder sag«, wir 10 000 Ehen, verhältnismäßig auf die verschiedensten Lebens- Verhältnisse verteilt, im ersten, zweiten, dritten und so weiter Ehe- jähre vorfallen, ob Unoerheiratete oder Verheiratete öfter ertranken und früher sterben, welche Typen am besten zueinander passen, ja, und dann natürlich, welchen Einfluß die Che auf den ollgemeinen Konsum, auf Politik, Staatshaushalt, Wirtschaft hat. So ein rich- t-gesEhestatistikamt" müßte errichtet werden. Die mogeren Zu- sammenstellungen über Eheschließungen und-scheidungen sind ja für die Katz. Ja, und dann ist statistisch festgestellt, daß die beste Kinderzahl zur Erhaltung eines an Qualität hohen und zur Fort- Pflanzung ausreichenden Nachwuchses S'A Kinder pro Ehe sind. Ja, wie soll man denn da» machen?" Er schwieg bekümmert. Ich auch. Vielleicht ließe sich ein Gesetz schaffen, wonach immer ab- wechselnd einem Ehepaar die Pflicht zu vier, dem anderen zu drei Kindern auferlegt wird", fügte er noch hinzu. Ich sagte nichts, aber ich werde ihn doch nicht zum Miuister vorschlagen. Uebrigens ginge es augenblicklich auch gar nicht. Er liegt näm- lich im Krankenhaus. Auch hieran ist gewissermaßen die Siatistit schuld. Wir gingen nämlich ein« sehr belebte Straße entlang, und Heinrich bewies mir mit wirbelnden statistischen Zahlen, wie sehr die Zahl der Unglücksfälle abgenommen habe, die hygienischen Der- Hältnisse in den Städten sich gebessert hätten, wie die steigenden Verbrauchsziffern der Wasserwerke, die zunehmend« Länge des Kanalisationsröhrennetzes, die Erntesteigerung der Rieselfelder na ja, und dann mußten wir über den Damm. Und gerade, als die Zahlen Heinrichs mein Gehirn so weich geschlagen hatten, daß ich begann, die Erde als vollendetes Paradies anzusehen, kam ein Auto und riß Freund Heinrich nieder. Stoppen. Fluchen. Menschen. Schutzmann, Notizbuch und ge­zückter Bleistift. Heinrich rein ins Auto. Das linke Bein scheint zum mindesten stark gequetscht. Aber er lächelt unter Schmerzen. Und flüstert mir etwas zu. Sind's Testomentsgedanken, ist's Lebens- beichte? Mit heißer Seele beuge ich mich zu ihm. Und nun ver- stehe ich ihn:Nicht so schlitrrm, Paul. Nach der Unfallstatistik kommt erst auf jeden 7594 Htrt Menschen, der den Damm über- schreitet, ein Unfall. Und erst jeder fünfte ist von ernsteren Folgen. Ich bin, da täglich stattstisch 1 936 782 Menschen durchschnittlich in dieser Stadt den Fahrweg überschreiten, seit 4 Monaten. 18 Tagen und einigen Stunden der erste" Da sauste das Auto mit ihm fort zur Unfallstation. Gerührt und erschüttert sah ich ihm nach. Und morgen beginne ich mich auch in die Statistiken zu vertiefen. Um meiner Seele Ruhe und Trost willen. Und um einen Grund zu haben, nicht zu heiraten.... j
wärmsten Dank für seine feste Haltung und uneingeschränktes Vertrauen" aus. Nun wird also demnächst derweitere Vor- stand" der Deutschkonservativen Beschlüsse fassen. Daß diese anders ausfallen könnten als die des engeren Borstandes, ist nicht anzunehmen, wenigstens nicht, soweit das Urteil über die Fraktion Halb und Halb in Frage kommt. Fast könnte man allerdings vermuten, die Deutschkonservativen hätten die Absicht, aus der Firma Hergt u. Co. auszu- scheiden und wieder ein eigen esGeschäft anzufangen. Sicher hat der engere Vorstand derKreuzzeitung  " noch be- sonders den Rücken gesteift. Denn der innenpolitische Wochen- schauer zieht noch einmal besonders heftig gegen die Jasager seiner Fraktion zu Felde. Er behauptet, er habe bisher ver- ucht, die Gründe der Jasager zu verstehen: Aber wir müssen offen gestehen, daß wir gerade, je mehr wir zeitlichen Abstand zu dem Tage der Abstimmung gewinnen, desto mehr auf Grurnd nochmaliger Durchprüfung der ganzen Loge zu demselben Schluß kommen müssen, daß nur einNein" gerecht- fertigt war. Wir werden in unserer Auffassung noch bestärkt durch die Entschließungen, die von einzelnen Parteiorganisationen im Land« gefaßt werden. Sie bringen fast sämtlich das Bedauern zum Ausdruck darüber, daß ein Teil der Fraktion au» innerpofitischen oder wirtschaftlichen Rücksichten seine Zu- stimmung zu dem enttcheidenden Reichseisen bahnyesetz gegeben hat." Im Zusammenhang damit bestätigt dieKreuzzeitung  " noch einmal und ausdrücklich, daß die Jasager lediglich aus Furcht vor Neuwahlen sich zu ihrem Umfall haben verleiten lassenl Schließlich aber sieht das Blatt sebr trüb« in die Zukunft, um so mehr, als nun sogar der K a u f p r e i s für den Umfall in Frage gestellt scheint: Es sind also fraglos starke Kräfte am Werke, die durch verein- barungen gewissermaßen paraphierte künftige bürgerliche Regierung zu hintertreiben, wobei nicht zu vergessen ist, daß Herr Ebert nur zu wähl, sein Wort mitsprechen dürste. Di« Deutschnationalen werden wähl sein Wort mitsprechen dürfte. Die Deutschnattonalen werden also alle Energie anwenden müssen, um die gemachten Zusagen durchzusehen. Keinesfalls aber darf ein solcher Bürgerblock etwa mit weiteren Zugeständnissen erkauft werten. Das heißt mit anderen Worten, daß der bisher zuge­sagte Bürgerblock mit Zugeständnissenerkauft" worden ist. Man schämt sich also schon nicht mehr, o f f e n d e n schmählichen 5)andel einzugestehen, der da aus Kosten des Volkes begonnen worden ist. Das Zentrum zeigt die kalte Schulter. Gerade zur selben Stunde aber, da dieKreuzzeitung  " auf Einlösung ihres Scheines pocht, nimmt in derKölnischen Volkszeitung" der frühere Reichskanzler Dr. W i rth das Wort und erklärt, die Zentrumspartei   lehne den Bürger» block ab, auch wenn er unter dem Deckmantel nationaler Bestrebungen erreicht werden solle. Die Deutschnationalen   er- strebten die Macht in der Regierung. Der erste Schritt zur Machtergreifung war der Gang Hergts zum Reichs- kanzler Marx. Diese Methode der Machtergreifung habe in den Reihen des Zentrums scharfe Zurückweisung erfahren. DieKölnische Volkszeitung" selbst polemisiert gegen einen Artikel des Abg. Hoetzsch, der davon gesprochen hatte, die deutschnationale Fraktion erwarte,daß die B i n d II n- g e n, die die a n d e r e n bürgerlichen Parteien ihr gegenüber eingegangen sind, gehalten werden." DieKölnische Volkszeitung" stellt dazu fest, daß nur eine deutschnationale Partei, die für ihre Gesamtheit, wie ja Hoetzsch es fordert, die Verantwortung für die Annahm« des Londoner   Paktes und ihre Gebundenheit an diese Politik unzwei- deutig bekundet, das Recht hätte, daraus die Forderung auf ein Mittragen und Mitbestimmen der weiteren Auswirkunz dieser Politik ableiten dürste. Es Ist geradezu ein Unfug, wenn die deutschnattonale Presse heute die Politik von London   auf» schärfste zu bekämpfen fort- fährt und fast im gleichen Atemzuge die Teilnahme an der Durch- sührung dieser Politik verlangt ja sogar diemaßgebende" Teil-
die Natur im September. Rasch abnehmende Tage. Aprillaunisches Wetter mit immer karger werdendem Sonnenschein. Vereinsamter Badestrand. Mählich vergebendes Laub. Wipfel, die sich lichten, von unseren Sängern längst verlassen. In den Anlagen blinken milchweiße Schneebeeren cm den Ziersträuchern, und andere Früchte sind den Blüten gefolgt. Was draußen noch blüht, zeigt überwiegend gelbe Blumen, so da» Heer zahlloser Habichtskräuter, die Königskerzen und Goldruten, dazu die Sonnenblumen und Rudbeckien in allen Laubenkolonien und um jedes Bahnwärterhäuschen. Streift man durch Busch und Wiese, so ist man im Umsehen bis über die Knie gespickt mit den Samen des Odermennigs, des Zweizahns oder anderer Gewächse, die, mit Widerhaken versehen, auf diesem Weg« für ihrFortkommen" sorgen. Auf den Gewässern trifft man hier und da die Erscheinung an, die das Volk mit den WortenDer See blüht" bezeichnet. Grün» lich, bläulich oder auch anders gefärbt erscheinende Wasserflächen, verursacht durch Myriaden meist winziger Algen, die sich durch Sprossung und Teilung in kurzer Zeit in unvorstellbar großer An- zahl entwickeln, um ebenso rasch zu vergehen und zu versinken. Auch die Blumen des Straßenhandels zeigen in der kanadischen Goldrute und in den Ringelblumen das Gelb des Herbstes. E» kommt aber hier nicht auf gegen vielfarbige Dahlien, Chrysanthemen und Slstern. Während die Dahlien in der heimischen Flora keine näheren Verwandten haben, ist unsere wildwachsende Margaretenblume eine Schwester der Chrysanthemen, und auch echte Astern wachsen bei uns wild Aber sie haben nur wenige und nur Wenigen bekannte Fundplätze. So die blaue Bergaster in den Rüdersdorfer   Kalkbergen. Diese berühmte Trias-Insel unseres Tieflandes weicht auch in ihrer Vegetaticn zu allen Jahreszeiten weit von dem gewohnten mär- kifchen Bilde ab. Wie jetzt durch die Astern, so auch durch die Fülle der wilden, nun mit Hagebutten übersäten Rosensträucher und die nicht minder zahlreichen Seedornsttäucher. Diese sind auf den Dünen der Ost- und Rordseeküste und an Alpenflüssen heimisch, in den Kalk- bergen aber seit langer Zeit verwildert und völlig eingebürgert Das weidenartig schmal«, unterseits silbergraue Laub wird fast erdrückt Beeren gedrängt sitzenden, wetthin gelbrot leuchtenden Mit dem färbenden Laub nimmt der Reiz der Wanderungen zu. Ausgedehnte monoton« Kieferwaldungen ohne Unterholz sind iur die kommenden Woch-n freilich nicht das Rechte. Doch fehlt es uns nicht an Laub- und Mischwäldern, die mit ständigem Wechsel von Licht und Farbe andere Bilder und besser« Stimmungen er- zeugen, wenn wir auch draußen dem Herbst entgegenwandern. Und immer wieder von neuem müssen wir durch Herbst und Winter hin- durch, um einen kurzen Frühling zu erreichen. L. w.
HaremÄiamen ckls Konkursmasse. 15bildschöne" Zirkaffle. rinnen, aus denen sich der Harem des Prinzen Abdul Kadir. des Sohnes des verstorbenen Sultans Abdul Hamid  , zusammensetzt werden demnächst den Mittelpunkt in einem Prozeß bilden, der vor dem Budapester Gericht verhandelt werden soll.(Ein polnischer Wucherer namens Abrahamowitfch hat die gerichtlich« Beschlag- nähme der Haremsdamen als Pfandsicherung für das Geld dos er dem Prinzen geliehen hat, beantragt und fernen Antrag mit dem