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nähme!... Die Deutschnationale Voltspartei muß erst Klarheit schaffen in sich selbst, klarheil über die Richtung, die sie ihrer Mit- arbeit geben würde. Sie hat es überdies dringend nötig, gerade nach den letzten Vorgängen und der Hetze gegen die Jasager in ihren eigenen Reihen, daß sie sich erst einmal einen Fondsvon Vertrauen erwirbt. Ihre gegenwärtige Zwiespältigkeit ist dazu nicht angetan. Man kann nicht für sich Verdienste in Anspruch nehmen, wenn man gleichzeitig die Männer, die dies« Verdienst« durch ihr Ja ermöglicht haben, verleugnet und draußen im Lande fast wie Verräter behandelt. Man kann nicht richtunggebend sein wollen, wenn man selbst keine maßgebliche Richtung hat. Das klingt nicht gerade danach, als ob die Zentrumspartei die Absicht hätte, selbst so leichthin den Bürgerblock zu ver- kaufen. Vorläufig klingt das noch wie eine zwar höfliche, aber deutliche Absage, und wenn die Deutschnationalen wirklich sich mit Regierungsgedonken tragen, dann werden sie, zum Schrecken der Konservativen, noch manche weitere Zugeständnisse machen müssen!

Ausfuhrsperre für Getreiöe. Das Doppelspiel des ReichsernährungSministeriums. WTB. meldet: Der Roggenpreis hat m der letzten Zeit eine außerordent- liche Steigerung erfahren. Er ist an der Berliner Produkten- börfe von 15v M. für die Tonn« am 26. August auf 180 M. für die Tonne am 5. September, also um2l>Proz., und von Freitag auf Sonnabend von 180 M. auf 190 M. gestiegen. Di« Der- spätung der Ernte,-di« durch da« fortdauernd« regnerische Wetter fast in allen Teilen Deutschlands eingetr«t«n ist, hat das Angebot auf Jnlandsgetreid« außerordentlich verringert und seitens der Mühlen und des Konsums starke Nachfrage hervorgerufen. Unter diesin Umständen ist es geboten«rfchienen, di« Erteilung für die Ausfuhr von Rogg«n, Weizen(Spelz-Dink«l), Hafer und Gerste«rforderlich«n Unbedenklichkeitsbescheinigungen vorübergehend von Montag, den 8. September an, einzustellen. Der Reich«- koinmissar für Ernährung und Landwirtschast ist entsprechend an» gewiesen worden. Die Haltung der Regierung in der Ro�enpreisfrage ist einfach unverständlich. Auf der einen Seite hat die Re- gierung eine Zollvorla ge dem Reichstag zugeleitet, die den Roggenpreis aus den Weltmarttstand plus SO Mark Zolh also aus mehr als 200 Mark steigern soll. Auf der anderen Seit« aber will sie jetzt durch Aufhebung der Aussuhrbewilli- gung den Getreidepreis künstlich senken. Das ist ein so krasser Widerspruch in der Politik desselben Amtes, daß man an der Maßnahm« der Regierung keine reine Freude haben kann. So sehr wir ein« wirkliche Senkung des Roggen- und Brotpreises im Interesse der breiten Dolksmassen begrüßen würden, so wenig ist von diesem B ersuch auf die Dauer ein Erfolg zu erwarten. Es scheint vielmehr, daß im Reichsernährungsministerium ein ganz gefährliches Doppel- spiel getrieben wird. Die Ausfuhrbeschränkung kann nur vorübergehend den Roggenprei» senken. Die Land- Wirtschaft schreit dan programmgemäß nach demSchütz der nationalen Arbeif. Inzwischen wird durch die vorüber» gehende Senkung des Roggenpreises den deutschen Ber» brauchern die Schutzzollvorlage schmackhaft gemacht. Kaum ist drcse durchgeführt, dann erfolgt durch die Zölle die Der» teucrung des Getreides weit über den Weltmarktpreis hinaus. ' Wäre es anders, wollte das Reichsernährungsministerium eine wirklich ernsthaft e Ernährungspolitik, so hätte es aus Anlaß der gestiegenen Roggenpreise die Zollvorlage zurückziehen müssen. Das hat es bisher nicht getan. Im Segenteil hat sich Graf Könitz noch vor acht Tagen in Köln zum Fürsprecher der Getreidezöll« gemacht, obwohl der Weizenpreis seit der Ausarbeitung der. Zollvorlage bereits um S0 Prozent gestiegen war. Wenn also die jetzige Senkung des Roggenpreises überhaupt einen Sinn haben soll, so kann es

Hinweis begründet, daß noch türkischem Recht Frauen Luxusgegen» stände seien, die als Pfand für eingegangene Schulden hergegeben werden können. Prinz Kadir war mit einem großen Gefolge vor etwa einem halben Jahr nach Budapest gekommen und hatte dort im Hotel Imperial, dem ersten rer Stadt, für sich und seinen Harem ein« ganze Etage gemietet. In den ersten zwei Monaten gab der Prinz das Geld mit vollen Händen au« und veranstaltete zauber» haste Fest«, die den ganzen Glanz de« orientalischen Luxus eirt» hüllten. Als das Geld zur Neig« ging und er sein« Hotelrechnnng nicht mehr bezahlen tonnt«, mußt« er wohl oder üb«l mit seinem Harem in einem minder vornehmen Hotel Quartier beziehen. Schließlich landet« er mit seinen Damen in einer Pension, die er aber in Ermangelung von Dargeld auch bald wieder verlassen mußte. Durch seine G«ldv erleg enheiten war der Prinz mit Abra- Hamowitsch bekannt geworden, der ihm gegen Derpsändung seiner Schmucksachen und der kostbaren Toiletten der Haremsdamen«in« Villa in einem berüchtigten Stadtviertel Budapests aufschwatzt«. Das Ende war, daß der Prinz mit seinen kostbaren Teppichen ver- schwand und seinen Gläubigern nichts weiter als die 18 Harems- schön Helten zurückließ. Die Berliner Por�llanmannsaktur soll, wie seit längerer Zeit verlautet, in eine Aktiengesellschaft umgewandelt werben, um für den Wirtlchafts betrieb die Vorzüge einer weniger bureautrvttschen Rechnungsführung. Rechmmgskontrolle usw. zu genießen. Die Frage hat aber auch eine sichere Seite, und dies« hat der D e u ts ch e Wertbund in einer Eingab« an das preußisch« Handelsmini- sterium zur Geltung gebracht. Der Werkbund wies dabei auf die Derpflichiung de» Staates hm, zur Erhaltung eine» so bedeutenden Instituts in öffentlicher Hand alles möglich« beizutragen,, selbst wenn die Erhaltung zurzeit gewisse Opfer erfordert. Uebrigens ist in der Oeffentlichkeit kürzlich von ver Regierung mitgetoilt worden, dab die Manufaktur keinerlei Zuschüsse aus Staatsmitteln mehr erfordert. sondern sich in ihrem Haushalt balanciert. Sie dürste auch ruhig Ueberschüsse härauswirtfchaften. Rulstscher Gaskomps gegen Mäuse. Giftgasabteilungen der Rote» Arm«« sind während des ganzen Sommers tätig gewesen, um die ungeheuren Heuschreckenschwärm«. die in den Hui�ergebicten die Ernte zerstörten, zu bekämpfen. Jetzt haben sich diese Gaskampf. truppen nach den westlichen Grenzgebieten Rußlands gewandt, um dort riesige 5)«re von Feldmäusen zu vernichten, di« durch die Ge- biete von Wolhynien und Podolsk sich nach der polnischen Grenze zu bewegen Mit den Mäuieheeren ziehen in der Luft Schwärme von Bussarden Krähen und Kranichen einher, und des Nachts werden diese Vernichtung bringenden Massen noch durch Füchse, Wiesel und Eulen verstärkt Die Bewohner ganzer Dörfer mußten vor dieser Plag« flüchten,«gen die eine durchgreifende Abhilf« dringend nottut.__ .. In der«t-atSoper wird Selen« W i l d b r u n n während ihrer ersten diesiahrigen«rrpNichwna Mitte des Monats in den vier Ausiahrungen de«.Ringe« der Nibelungen' die Fricka(Rheingold ) und die drei Brün» Hilden stngen. Führungen i« Museum für MeereSwnd». Dienstag 1 Uhr. Pros. Krumbach : Die Waffen der Meerestter«. Pristdent der Bühnen genossrnschott al« Lustspieldichter. Der �Md-nt der deutschen Bühnengenofl-nschast Suftav Rickelt hat»in dreiattigeS Lustspiel.Der GlticksPUz' gewriebe».

nur der sein, im Volke über die Brotpreissrage Hoffnungen zu erwecken, die bei Schutzzöllen sich niemals erfüllen können. So sehen die Dinge aus. wenn man den Maßnahmen des Er- nährungsministeriums einen positiven Sinn beimißt. Nach den Leistungen, die dieses Amt bei der Begründung der Zoll- vorläge vollbracht hat es wird darin teils mit falschen, teils mit überholten Zahlen operiert, ist es allerdings nicht aus- geschlossen, daß bei dieser Behörde die rechte Hand nicht weiß, was die linke tut. Jedenfalls muß gegen ein« derart unsachliche Behandlung der Zollfrage erneut Pro- test erhoben werden. Schutzzölle ra, ra, rak Graf Könitz, der Reichsernährungsminister, hat m Königs- berg auf der Sitzung des Landwirtschaftsverbandes Ost preußen soeben wieder die Notwendigkeit der Schutzzölle be- tont, während er durch Ausfuhrsperre die Getreidepreise senken will. Er schloß seine Rede mit den WarteinUnser Da«r- land, an dessen Aufbau auch di« ostpreußisch« Landwirtschast hervor- ragenden Anteil hat: Hvral" Ein kurzesra, ra, ra" ant­wortete ihm. Was tut man nicht alles für Schutzzölle!

Um den fibbau Leinerts. Ein Beschlust der Stadtverordnete« Hannovers. Hannover . 6. September. (Eigener Drahtbericht.) Der reaktiv- näre Bürgerblock der Stadt Hannover hat inzwischen eingesehen, daß sein Abbaubeschluß gegen den Oberbürgermeister L e i n e r t vom 6. Juli keine gesetzliche Berechtigung hat. Aber das Ziel, den Sozialdemokraten Leinert aus seinem Amte zu ent- fernen, wurde damit nicht aufgegeben. Man hat deshalb nach neuen Mitteln und Wegen gesucht und ist schließlich aus die Idee verfallen, Leinert nach wochenlangen Schikanen und Treibereien zu einer Der- einborung zu gewinnen, noch der er unter Umgehung de« Recht»- weges und ohne Rücksicht auf die Slbbauvsrordnung von feinem Amt zurücktteten soll, vorher wurde ihm aber nochmals derer- bittert« Kampf" de» Rechtsblocks angekündigt, solange er Vorsitzender des Magistrats ist. Dieser Drohung folgt« dann das Angebot, Leinert im Fall« eine, freiwilligen Rücktritts auf Lebens- zeit das voll« Diensteinkommen zu zahlen. Oberbürgermeister Leinert hat sich in Slnbettacht der fortgesetzten Schikanen und in der Er- kenntnls, daß seine Arbelt mit dem jetzigen Etadtverordnetenkolle- gium sich kaum gedeihlich auswirken kann, zunächst nicht gegen das Angebot aufgelehnt, sondern unverbindlich sewe Bereitwillig- keit, von seinem Amte zurückzutreten, zu erkennen gegeben. Das Bürgervorsteher-Kollegium beschloß nun am Freitagabend noch den internen Vorgänge« w geheimer Sitzung folgendes: .Oberbürgermeister Leinert scheidet am 1. Oktober 1924 aus seinem Amte au» und tritt in den Ruhestand. Als Ruhegehalt erhält Herr Oberbürgermeister Leinert auf Lebenszeit dir vollen Bezüge seines Einkommens."

Diesem Beschluß stimmten von den bürgerlichen Parteien nur die drei Z e n t r u m s v e r t r e t e r nicht zu. Die Demokraten zeigten sich dagegen wieder einmal al» Vorspann der Deusschnatio- nalen. Die sozialdemokratischen Vertreter erhoben sofort entschie- denen Protest. Im Aufttag« der Fraktion gab Genosse Feldmann die Erklärung ab, daß die Sozialdemokratie dem Beschluß unter keinen Umständen zustimme, da es sich um eine Umgehung der Abbaubestimmungen handle, auf di« sich der reaktionäre Bürger. block, wie er selbst eingesehen habe, rechllich nicht stützen könne. Die Fraktion ließ ferner betonen, daß sie di« Durchführung eines Bs» schlusses, wie er im Bürgervorsteher-Kollegium gefaßt wurde, als mit den wichtigsten Interessen der arbeitenden Bevölkerung Hanno- vers unvereinbar bekämpfen werde. Schließlich wurde darauf verwiesen, daß Leinert aufgefordert werden soll, sein« Zustimmung den amtlichen Stellen gegenüber nicht zu geben.

Reif für üen Reichskommissar. Ordnungs"zellc Thüringen . Weimar , 6. September. (Eigener Drahtbericht.) Die Hetze der Völkischen gegen den thüringischen Stoatsbankprösidenten Ge- Nossen Loeb ist noch nicht beendet. Das ergibt sich u. a. aus den Feststellungen des Genossen Frölich, die er bei der Begründung der sozialdcmokrattschen Interpellation über di« Dorkommnisse in Weimar während des nationalsozialistischen Parteitages unwider­sprochen gemacht hat. Frölich führte u. o. aus: Dinier hat verlangt, daß der Jude Loeb unter allen Um- ständen beseitigt werden muß. Sein« Anfrag« an die Negierung war ohne Erfolg geblieben, da ihm die Beweise für sein« Behaup- tung, Loeb hätte Schiebergeschäste abgewickelt, fehlten. Nun oersucht er bei Privatfirmen und deren Angestellten Material gegen Loeb zu bekommen. Die Regierung unterstützt ihn dabei in jeder Hinsicht. Wenn irgendwo d!« Gemeinheit Orgien feiert, dann ist es hier der Fall. Es wird versucht, einen Strick zu finden, um den Juden Loeb aufzuhängen. Entgegen allen gesetzlichen Bestimmungen läßt die Regierung ein« Revision der Staat»- dank durchführen, um Material gegen Loeb zu erhalten. Dies« Kommisstlm wird Material finden müssen. Die Regierung fragt nicht danach, ob die thüringische Wirtschaft durch die Diskreditierung der thüringischen Staatsbank benachteiligt wird. Auch der Landbund ist an dem Kesseltreiben gegen Loeb beteiligt und das zu einer Zeit, in der jede verantwortungsvolle Person weiß, daß Thüringen keinen Kredit zu vergeben hat. In dieser Frage ist das letzte Wort«och nicht gesprochen.

Nach der Annahme. AI n i n z, 6. September. (DJ IB.) wie 00a zuverlässiger Seile milgeteill wird, ist gesier« eine Bersügung de» kommandierende« Generals der Rhelnarm« Degoulte au die ftanzöflschen Division». generale ergangen, wonach dl« politischen Gefangene« sofort zu«allaffen sind.

Vereinbarungen in Gens. Gemeinsame englisch -französische Entschließung.

Genf . 6. September. (Eigener Drahtberkcht.) Die Sonnabend» nachmittagssitzinig des Völkerbundes führte zu einer großen Ueber- rafchung. Präsivent Motto unterbrach die Reihenfolge der ein- geschriebenen Redner unb teilt« mit, daß die englisch « und franzö- fische Delegation ein« gemeinsame Entschließung auf den Tisch des Hauses niedergelegt habe. Die Entschließung beabsichtige, aus den großen Debatten dieser Tage die Schluß folg erun- g e n zu ziehen. Die gemeinsame Erklärung hat folgend«« Wortlaut: Die Versammlung nimmt von den Erklärungen der vertre- tenen Regierungen Kenntm». Sie erblickt in ihnen mit Genug- tuung die Grundlagen einer Verständigung zur Lufrechterhal- tung eines endgültigen Friedens. Um di« Meinungsverschieden- heitm, die zwischen den verschiedenen hi«r ausgesprochenen Ge- sichespunkten weiterbestehen miteinander zu versöhnen und wenn die» geschehen ist. in möglichst schkeller Frist durch den Völkerbund eine intemattonale Konferenz über die Abrüstungsfrvge einbe- rufen zu können, beschließt di« Versammlung folgendes: 1. Der dritte Ausschuß wird damit beauftragt, die Dokumente über die Frage der Sicherheit und die Beschränkung der Rüstungen zu prüfen. Dos soll geschehen vor allem unter Berücksichtigung der Bemerkungen der verschiedenen Regie- rungen über den Plan eines Vertrages zur gegenseitigen Hilfe- leistung(Garantiepatt) der infolge der Resolutton 14 der dritten Versammlung ausgearbeitet wurd« und unter Beobachtung d«r anderen seit der Veröffentlichung des Vertragsprojekts vorbereite- ten und dem Völkerbundsekretariat übermittelten Pläne. Di« dritte Kommission soll ferner die Verpflichtungen prüfen, die der Völkerbundpakt hinsichtlich der Sicherheitsgarontien enthält und die im Fall« eines Schiedso erfahren« oder einer Rüstungsbeschrän- kung notwendig werden könnten. 2. Die erst« Kommission ist beauftragt: a) die Artikel des Völkerbundpaktes über die Regelung von Streitigkeiten im Hin- blick auf envaige Abänderungen zu emtersuchen: b) zu prüfen. innerhalb welch« Grenzen die Bestimmungen des Artikels 36 Z 2 der Satzung des internationalen Gerichtshofs zum Zwecke der Erloichterung einer Annahme dieser Klausel präzisiert werden können. Das Ziel soll sein, die Solidarität und die Sicherheit der Völker der Welt zu festigen, indem auf friedlichem Weg« alle Streitigkeiten, di« zwischen den Staaten entstehen könnten, gelöst werden." Macdonald, der als der eigentliche Verfasser der gemein- samen Erklärung betrachtet wird, nahm nach der Bekanntgab« der Entschließung nochmals dos Wort zu einer kurzen R«de. in deren Verlauf er die Entschließung zergliedert und sie mit den Argumen- ten, die er bereits in seiner Rede benutzte, begründete. Er schloß mit den Worten:Mein Freund Herriot und ich gehen in der Regel auf derselben Straße aus verschiedenen Seiten. Aber unsere Wege und Ziel« sind dieselben. Wir werden unseren Weg jetzt Arm in Arm in der Mitte der Straße fortsetzen."(Stürmischer Beifall.) Dann spricht Herriot : Die Rote, die wir Ihnen vorlegen, ist nur die Zusammenfassung de» allgemein Geforderten. Wir stehen vor der Entscheidung der schwersten Stund« des Völkerbundes. Es handelt sich für jeden Staat darum, einen Teil seiner Autorität aufzugeben, um den Gedanken dar inter - nationalen Solidarität zu verwirklichen. Bei Beginn unserer Be- vawngen standen wir vor dem toten Punkt, den wir jetzt, wie ich hoffe, in einigen Minuten überwunden haben werden. Um ein so wichtiges Werk zu verwirtlichen, bedurfte es nicht nur geistiger Kräfte, es bedurste eines ungeheuren Glauben«, des stärksten Per- ttauens. Wir all« sind von der festen Ueberzeugmig beseelt, daß wir heute einen Schritt der internationalen Zusammenarbeit voll- zogen haben. Das geschah durch das, was das Symbol unserer Zukunfwarbest sein soll, durch das ehrliche Zusammenwirken aller. Gestatten Sie mir, daß ich Ihnen dafür dank«. Die Versammlung bereitet Herriot und Macdonald, der den greisen Lion Bourgeois zu seinem Platze führt, stürmische Ovationen. Die vorgefegte Resolutton wurde einstimmig angenommen.

Gens. 6. September. (Eigener Drahtbericht.) Am Sonn» abendvormiltog wurde tu der Bölterbuniwersammlung die Ab- rüstungsdebatte fortgesetzt. Ais erster sprach unter großer Auf- merksamkeit der Maharadscha von Bikaner , der Kanzler der indischen Fürsteuklommer. Er sagte:Wir billigen die von der englischen Regierung gefaßte Entscheidung, den Garantiepakt als Mittel der Friedenssicherung zurückzuwerfen, weil die Garantien so illusorisch und nutzlos wären, daß der Gedanke der allgemeinen Abrüstung an dem Gefühl der Unsicherheit bei allen Völkern scher- tern würde. Bei uns in Indien , wo die Grenzoerhältnisse durch die dort wohnnden nomadischen Volksstämme besonders schwrerig sind. kann trotz des Verbotes der illegitime Schleichhandel mit Waffen aus Europa Nicht unterbunden werden. Di« Nachbarnation China und Slam haben von dem Earontiepakt nichts, well es im Kriegs, falle unmöglich ist, sie rasch und wirksam zu unterstützen. Aus diesen Gründen bekennt sich Indien zu dem Borschlog Macdonaids, den Frieden durch obligatorische Schiedsgerichtsbarkeit zu sichern." Sodann sprach der Auhemnintster der mittelamerikanischen Republik Panama , G aray, der daran erinnerte, daß durch den im Jahr« 1903 mit den Vereinigten Staaten von Amerika be- schlossenen Vortrag für Panama die vollkommene Abrüstung durch- geführt werden konnte Panama habe dadurch alle erforderlichen Sicherheitsgarantien erhalten. Das Ereignis der Vornuttagssitzung war eine sehr klare und präzis« Red« de» früheren griechischen Außenministers Politis. Er verteidigt« den Sarantiepakt und formulierte noch einmal die beiden Hauptströmungen, die in der Abrüstungsdebatte erkenntlich wurden. Beiden gemeinsam sei die Anerkennung des Schiedsge- dantens. während die einen aber schon im Dölterbundspakt selbst die magna Charta des Friedens sehen, glauben die anderen, daß die im Pakt vorgesehenen Garantien ein unvollkommenes System seien. Der letzteren Ansicht, die von Herriot vertreten worden ist, trete auch er bei. Der Pakt an sich untersage nicht alle Kriege, sondern nur solche, die einen Bruch der Verpflichtungen darstellen, die mit dem Patt selbst übernommen worden sind. Für diesen Fall seien Sanktionen vorgesehen. Sie seien jedoch unzulänglich, da wirtschaftliche Sanktionen manchmal den, der sie anwendet, härter ttessen als den, gegen den sie gerichtet find. Die Bestimmungen des Artikels 10, die dem Völkerbundrat die Macht geben sollen, die Respektierung der Verpflichtungen zu erzwingen, feien praktisch fast wertlos, da dem Rat keine realen Machtmittel zur Verfügung stehen. Der Gedanke der obligatorischen Schiedsgerichtsbarkeit sei zwar bestechend, aber er müsse sagen, daß ohne eine Garantie für ein« Sicherheit der Existenz auch di« obligatorische Schiedsgerichts- barkeit nichts nützen werde.Warum sollte denn," rief Politis aus, di« internationale Justiz jede Garantie entbehren können, die man für die Aufrechterhaltung des sozialen Friedens als notwendig er- achtet? Staalengesellschaft, die wir hier sind, tonn durchaus nicht anders ausgebaut werden, als die soziale Gesellschaft. Wir können uns unmöglich ollein auf die Grundsätze der Moral ver- lassen. Di« Annahm« der obligatorischen Schiedsgerichtsbarkeit fordert daher unbegrenztes Vertrauen zum Gedanken der inter . nationalen Gcrechttgkeit. Eine lang« Zeit, in der Personen und öffentliche Meinung wechseln können, kann vergehen zwischen d-r Annohme der obligatorischen Schiedsgerichtsbarkeit und der Zeit. da«in Urteilsspruch gefällt werden wird. Die Möglichkeit einer Zurückweisung oder Nichtbeachtung des Spruches ist unter diesen Umständen auf jeden Fall ins Auge zu fassen. So überflüssig das bei sreiwilliger Schiedsgerichtsbarkeit ist, so unentbehrlich ist das bei der obligatorischen. Die feste Mauer des Friedens, so schloß Politis unter stürmischem Beifall, kann nur mit dem G r a n i t d e r Sicherheit gebaut werden. Es erfolgt« dann die Verwaung der Weiterberatung auf 1 Uhr mittag».