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nossen   Bremscheid   gegenüber im Reichstag abgegebene Cr- klärung eingesehen zu haben. Er hat sich bemüht, in Privat- briefen an Herriot   und Macdonald den Fehler zu korrigieren, es ist ihm nicht gelungen. Run weiß er nicht, wie er die Suppe auslöffeln soll, die ihm andere eingebrockt haben. In diesem Zusammenhang muß auf das Verhalten der volkspartcilichenZeit" hingewiesen werdem Wenn dieZeit" unsere richtige Nachricht von einem Schritt des Reichs-. tanzlers alshellen Unsinn" bezeichnet, so kritisiert das Blatt des Herrn Strefemann damit nicht nur unsere Bericht- erstattung, sondern die Handlungen des Herrn Marx. Wenn dany weiter von den deutschen   Kreisen die Rede ist,denen die Erörterung der Frage höchst unbequem ist", so ist das eine Unanständigkeit deutschnationaler Art, die zurückgewiesen werden muß Unbequem ist uns nicht die Erörterung dieser Frage,un- bequem" ist nur die Situation, nn die die deutsche   Regierung durch die Vtzlkspartei geraten ist, weil diese dem deütschnatio- nalen Agitationsbedürfnis nachgegeben und sich in die Sack- gasse verrannt hat. Das deutschnationale Ultimatum macht diese Situation noch viel unbequemer. Vor den Augen der Welt werden die diplomatischen Vertreter Deutschlands   von den Deutschnatio- nalen gleichsam am Strick herbeigezerrt, damit sienotifi- zieren" sollen. Wenn die Regierung jetzt dem deutschnatio- nalen Druck folgt, so wird man in der Welt daraus schließen, daß sie sich unter den Befehl der Partei Tirpitz-Hergt gestellt hat, und daß die Aera der deutschnationalen Dik- t a t u r über Deutschland   hereingebrochen ist. * Die Deutschnationale Volkspartei   veröffentlicht folgende, Erklärung: Die Neichsregierung- hat in ihrer Kundgebung vom 2v. August dieses Jahres, durch die sie das erzwungene Kriegsschuldbekenntnis feierlich widerrief, erklärt, daß diese zur Kenntnis der auswärtigen Mächte gebracht werden soll. Ein« Notifizierung dieser Erklärung ist bisher unterblieben. Die Deutschnationake Volkspartei hat bisher der Erwägung Rechnung getragen, daß aus iechnisch-diplomaiischen Gründen eine sofortige Notifizierung vielleicht nicht möglich' erfcheine,- und daß politische Erwägungen es angezeigt erscheinen lassen könnten, mit der Notifizierung zu warten, bis die Hauptst hutigen der Genfer  Völkerbmchstagung vorüber wären. Nachdem diese beiden Gründe� sorigefallen waren und die N o ti f i z ie ru n g. n o ch nicht er» folgte,-ist die Parteileitung bei den zuständigen leitenden Stellen der Reichsregierung vorstellig geworben und hat um Auf» klärung ersucht, weshalb die Noitfizierung bisher nicht er» frlgt fei und wenn«ine solche erwartet werden könnte. Don seiieu der Reichsec gierung ist daraufhin erklärt worden. daß sie ihre Verpsllchkung, die Notifizierung vorzunehmen,«n». erkenne und enlschwssen sei, ihr zu entsprechen. Angesichts gewisser zwischenzeitlicher Vorfälle habe man sich aber entschlossen,', zunächst die für Ende dieser Wcche zu erwartende Rückkehr der lei- tenden Mitglieder des Reichskabinetts abzuwarten und alsdann in einer sofort einzuberufenden Kabinettssitzung über den Ter- m i n der Notifizierung endgültig Beschluß zu fassen. Von feiten der Deutschnationalen Volkspartei   ist mit großem Ernste darauf hingewiesen worden, daß bei den Mitteilungen der Reichsregierung vor Bekanntgab« der Erklärung nie«in Zweifel darüber gelassen worden ist, daß die Bekanntgabe an die auswärtigen Mächt« alsbald nach Veröffentlichung der Note erfolgen werde.' Eine Aufgabe dieses Standpunktes der Reichsregierung würde nach Ueberzeügung der Deutschnationaien Volksportei im In- und Aus- lande al sein unverständliches Zeichen der Schwäche gedeutet werden und die mit der Erklärung verbunden« Absicht in ihr Gegenteil verkehren. Die Deutschnational« Volksportei orwortel demnach, daß der bevorstehen« Kabinettsbeschluß auf alsbaldige Noll- fiziermig lauten werde. Wenn die Deutschnationale Partei von einer Auskunft spricht, die sie von der Reichsregierung erhalten haben will, so wären wir für Angabe der Adresse dankbar.
Wir haben sie bisher nicht ermitteln können, die Bernwiungen schwanken zwischen Sigmaringen   und Norderney  . Im übrigen: Welch ein Zeichen der Stärke wird es fein, wenn die Regierung nach der Neröffentlichung dieses deutschnationaien Befehls hingeht und wirklichnotifiziert"!
Setrüger find sie alle. Die völkischen Hoffnungen auf Annahme der Dawes- Gesetze. Die Deutschnatwnalen haben von vornherein gehofft, daß die Gesetze zur Ausführung des Gutachtens im Reichstag an- genommen werden würden. Der Zwang zur Zweidrittel- Mehrheit hat den Deutschnationalen das Spiel verdorben. Sie konnten sich nicht der Annahme erfreuen und gleichzeitig als , unentwegte Opposition ihre Hände in Unschuld waschen. Sie mußten selber der Sünde bloß werden und selber mitstimmen wenn auch nur zu fünfzig Prozent, wollten sie ihre ' geheimsten Hoffnungen erfüllt sehen. Ihre extremen Freunde urtb Konkurrenten von den Nationalsozialisten hatten es besser. Da die Deutschnationalen umfielen, so brauchten sie nicht umzufallen und können nun konkurrenzlos mit den Kommunisten gemeinsam die Rolle der einzig unentwegtennationalen Opposition" spielen. Daß sie selbst darum gebetet' haben, daß die Gesetze angenommen werden möchten, ist für sie unerheblich: denn, so rechnen sie, ihre geheimsten Wünsche hätten sie so.tief in ihres Busens Schrein verschlossen, daß sie niemand auch nur ahnte. Aber diese dummschlaue, Politik des Uebergaunerns des Konkrurrenten in Radikalismus bekommt ein Loch, sobald man als Unentwegter nicht den Mund zu halten versteht über das, was man im geheimen denkt und will. Diesen obersten Grundsatz der Politik des Ucberbietens haben die Völkischen außer acht gelassen. Es ist ihnen etwas Menschliches zuge- fstoßen. Als es im Reichstag am 29. August darauf ankam, und die Nationalsozialisten sich der Zwangslage der Deutsch  - r nationalen erfreuten, da ertrug der nationalsozialistische Ab- geordnete Ruckdäschel die Spannung nicht mek>r. Wie nun, wenn es nicht zureichte? Wenn das Eisenbahngesetz doch �zu Fäll kommen würde? Dann wären die Hoffnungen dahin. Dann käme statt der günstigen agitatorischen Situation die - große Pleite: Auflösung, Reuwahlen, Niederlage. Bangigkeit . zog durch sein Herz, und wes das Herz voll ist, des geht der Mund über. Da wandte er sich an den neben ihm sitzenden Dsutschnationalen B r ü h n und gestand, erhysseaufdie Annahme der Dawes-Gesetze. Das mögen sich die unentwegten Deutschnationalen uyd Nationalsozialisten in diesen Tagen und Stunden der Spannung, als ihnen die Angst vor der Ablehnung und der Wahl die Knie schlottern machte,- hundertmal untereinauder gesagt haben. Aber Herr Ruck- d ä s ch e l war unvorsichtig er sagte es der Konturrenz, und als die nyn von den Nationalsozialisten die Prügel be- zog, da ermnerte sie sich und zog dies Geständnis ans Tages- licht. Herr Strathmann, einer'der Ja-Sager von den Deutsch  - nationalen, benutzte es zu seiner Derteidigung. Nun ist guter Rat teuer bei den Nationalsoziallsten, die ihren radikalen Zorn gSgen die Ja-Sager als Komödienspiel entlarvt sehen. Herr v. G r a e f e bemüht sich eigenhändig, �seinen Parteifreund, sich selbst und seine Partei herauszu- hauen. Er erläßt folgende Erklärung: Der Abg. Ruckdäschel erklärte, daß er mit dem ihm per- svnlich bekannten Abg. Bruhn allerdings gesprochen Hab«, um zu erforschen, ob etwa ein Umfall der Deutschnationalen zu erwarten sei: er habe sich dabei vielleicht nicht sehr glücklich aus- ' g e d r ü ck t, auf keinen Fall aber habe in seinen Worten«in Sinn gelegen, wie ihn jetzt der Abg. Bruhn verbreite. Der Abg. Ruckdäschel hat hierzu auf Wort oersichert, daß er , selbstverständlich für seine Person, eberso wie wir all«, un- . erschütterlich auf dem Boden der unbedingten Ableh- n u n g aller Gesetze stehe." Diese Erklärung zeigt die ganze Berlegenheit: Herr Ruck-
Erkenntnis. Don Elisabeth Bra«e-r. Sie stand noch einen Augenblick an der Tür des Seinen, ärm» lichen Zimmers, als ob sie etwas vergessen hätte. Dann dachte sie nach, und ein fast-heiteres Lächeln umspielte ihr bleiches Gesicht. Sie griff nach der kleinen Geldbörse, die auf dem Tisch lag und niaß sie mit abwägenden Blicken, ehe sie den kargen Inhalt zählte. Es waren gerade fünsundfechzig Pfennig. Es würde zum Abend- brot reichen. Und morgen? Morgen? Sie schüttelte den Kopf und sagte hart, daß sie vor dem Klang ihrer Stimme zusammenschrak: Nein!"' In ihrem Kopf hämmert« dasNein", als sie mit einem letzten Blick das Zimmer umfing.Nein", dröhnte es In ihr, als sie die Augen hob und gegenüber ihr Spiegelbild sah, auf ihrem gold- blenden, welligen Haar noch einen Schimmer des verblassenden Tages. Sie mußte sich am Türpfosten halten, um nicht umzusinken vor Schwäche. Einen Augenblick nur, dann glitt ihr Blick wie ab- schiednehmend über das schmale Bücherregal. Wie hatte sie gespart, wenn die anderen Mädchen sich allerlei lustigen Tand kauften, um ein lange gewünschtes Buch zu erstehen! Wie hatte sie alle Ge- stalten in ihnen geliebt! Mit ihnen gelebt, gejubelt, geweint! Mitten in ihren Gedanken erklang wieder dasNein", und sie war crstamit, daß ihre Lippsn das Wort geflüstert hatten. Dann dachte sie plötzlich ganz ruhig: nun kannst du ja gehen! Aber da fiel ihr Blick noch aus das klein«, braungerahmt« Bild auf der alten Kom- mode. Fast neugierig ging fix ein paar Schritte näher und starrte unablässig daraus, als hätte sie es nie gesehen. Dann erinnerte sie sich und«in Schatten huschte über ihr Gesicht. Ihr« Hände ruhten. sekundenlang auf dem Bild, dann sanken sie betroffen von der. Kühle der Glaswand an ihrem Kleid herab. Nur nicht rückwärts schauen! Doch als ob«ine innere Gewalt mit ihrem Willen kämpfte, erlahmte ihr Denken.   Warum wollte sie eigentlich gehen? Ihre Gedanken liefen zu» rück. Ja, so war es gekommen! Sie stand vor dem großen, schönen Haus, in dem sie die letzten Jahre mit redlichem Bemühen tagaus, tegsin an der Maschine gesessen und ihre Briefe geschrieben hatt«. Ihre Papiere knitterten in zitternden Händen. Stellungslos! Abbau! Das waren die Wort«, d« sie gar zu schwer begreifen konnte. Und dann kam die große Not! Heute ging es hierhin, morgen dahin! Erst hoffnungsfroh, lächelnd. Doch als sie immer wieder hörte: Wir bedauern da vergaß sie das Lächeln. Die Schuhsohlen waren dünn vonz vielen Umherlaufen. Ihr Kleid sah abgetragen aus. Und ihr Herz war traurig geworden: es hatte alle Stufen von der leisesten Trauer bis zur tiefften Der- zweiflung durchkosten müssen. Bis sie kein Gefühl mehr kannte. Alle Grenzen waren erreicht. Es gab nur noch einen Weg! Er
war kurz! Sie tzmnte fem Ziel? Ruhe! Frieden! Zögert« sie? Sie gab sich einen. Ruck. Lautlos siel die Tür ins Schloß. Nun gab es kein Zurück mehr! Mit kleinen tapferen Schritten durchlief sie die schon erleuchtetem. Straßen, immer weiter, wo die Häuser aufhörten, die groß« All« entlang bis zur Brücke! Ihre Zähne schlugen wie im Frost auseinander. Unaufhörlich flüsterte sie: Mut! Mut! Gleich bist du dal Plötzlich stieß ihr Fuß an etwas, das von dem Anprall auf die Seite fiel. Jäh schreckt« sie zusammen, beugte sich herab und sah erst nur«ine blanke, rote Medaille mit einem weihen Kreuz darin. Ein Blinder?! Sie hob zwei matte Arme, die sie hissesuchend umfaßten. Dann hörte sie eine unendlich sanfte Stimme sagen: Ich danke Jhtren..." Ihr Herz-hämmerte, sie griff nach der kleinen Börse, legte sie schnell in die halbgeöffnete Hand, sah noch den Ausdruck glücklicher Verwunderung auf des Blinden Antlitz und rannte ein paar Schritte weiter. Die Brücke! Wer wie sie das feuchte Eifengsländer um- klammerte und In die grauen, brodelnden Fluten blickte, sahen sie zwei erloschene Augensterne seltsam an und eine sanft« Stimme klang wie aus weiter Fern« an ihr Ohr:Ich danke Ihnen." Ein wildes Aufschluchzen löste ihre innere Erstarrung, preßte ihr das erglühte Anttitz in die bebenden Hönde. Was hatte sie tun wollen? Sich fortstehlen, weil alle Wege verschüttet waren? Was war denn ihr Hunger, ihr Kummer gegen das Schicksal jenes blinden Menschen, der am Wege saß, immer in tiefer Dunkelheit! Immer allein! Wie ein Aufleuchten glitt die Erkenntnis auf ihren Irrweg und gab Ihr dos tiefe Wissen um den ewigen Kampf des Daseins. Und noch den Nachklang jener sanften Stimme hörend, ging sie ouftecht ins Leben zurück.»
Wer fahrt jetzt mir zu häufet Ein alter Berliner  , der wie alle echten Berliner   von Haus au« kein Berliner   ist, I. Kastan, hat allerlei Altberliner Humor, Witze und Anekdoten gesammelt und alsLustiges P a n o p t i- k u m" bei Hoffmann u. Campe herausgebracht. Der Hof ist dabei so gut bedacht wie die Gclehrtenwett: die berühmten Kneipen und Stammtische stellen ihren Anteil so gut wie die Theateroriginale, und nur der eigentliche, knappe Berliner   Bolkswitz, der keineswegs identisch ist mit dem schärferen südischen Witz, kommt dabei zu kurz. Aber eine hübsche Geschichte ist doch darin, worin dieser echte Berliner   Humor köstlich l)eroorl«uchtet. Kastan erzählt sie also: Die ehrwürdigen Mitglieder der Berliner Akademie der Wissen- schaften hatten sich aus irgendeinem Anlaß zu löblichem Tun in den Räumen desHotel de Rome" versammelt. Hier waltete der alte Mühling seines Amtes als vorsorglicher Wirt. Ganz besonders stolz war er selbstverständlich auf diese sein« erlauchte Gelehrten- kundschaft, die sich unter Umständen auch auf eine gerechte Würdi- gung kochkünstlerischer Leistungen einzustellen weiß. Das Mahl ver.
däschel und Herr Eraefe stehen für ihre Person auf dem Boden der unbedingten Ablehnung aller Dawes-Gesetze auf Ehren­wort! aber sie hofften auf die Annahme durch die anderen. Ihre Opposition ist ebenso Betrug und Täuschung, wie die Opposition der Deutschnationalen, ein Ausdruck des Mangels an nationaler Solidarität bei diesen Parteien gegenüber dem Zwang der Lage. Der eine Gauner ist hereingefallen, der andere hat sich selbst verraten Betrüger sind sie alle!
preußische Staatshilfe für üieHanüwirtJchaft Falsches Beweismaterial derDeutschen Tageszeitung". Der Amtliche Preußische Pressedienst schreibt: Wie vor einiger Zeit mitgeteilt worden war, hatte die preußische Staatsregierunz außer ihren>iebenher laufenden Bemühungen um Neuschaffung eines ausreichenden landwirtschaftlichen Realkredites Hand in Hand mit Reichs- und Staatsbank es erreicht, daß� der preußischen Land­wirtschaft Erntekredite bis zur Höhe von 200 Millionen Mark bereitgestellt worden sind. DieDeutsche Tageszeitung" hat ge- glaubt, diese Hilfsaktion dadurch in den Augen der Landwirtschaft als völlig unzureichend hinzustellen, daß sie folgende Berechnung aufmachte: Bei höchster Zuteilung kommen(von den 200 Millionen Mark, die in Form von Zweimonatswechseln ausgegeben werden) auf den Hektar 10 Mark, das würde bei einem 20-Hcktargur 200 Mark ausmachen. An Steuern absr hat dieses Gut zu zahlet: Grundsteuer....... 93 M. Einkommensteuer-Rate.... b7 Gewerbesteuer....... 25, Umsatzsteuer...... 13. Stimma 193 M. DieDeutsche Tageszeitung" bemerkte redaktionell dazu: Es bleiben also nach Abzug der Steuerverbindlichkeitcn von demKredit", der zurBergung der Ernte" bestimmt sein soll, nur noch 7 Mark übrig: wobei Löhne und eventuell von früherher gestundete Steuern nicht mit berücksichtigt sind. So sieht die Hilfe des Staates für die Landwirtschaft aus." Obwohl jeder praktische Landwixt, der dies« Notiz gelesen Hai, sich an Hand seiner Steuerbücher sofort berechnen konnte, daß die von der«Deutschet Tageszeitung" gebrachten Ziffern o ö l l ig u n- zutreffend waren, erscheint es doch notwendig, öffentlich fest- zustellen, daß hier mit absolut falschem Zahlenmate. r i a l gearbeitet v o r d e n ist, um die an die Landwirffchaft geleistete Staatshilfe aus politischen Gründen zu diskreditieren. Die Deutsche Tageszeitung" bezieht ihre Zahlen auf«in 20-Hektargut. Bei dem Durchschnittswert im preußischen Staate(Friedenswert) von 1S00 Mark würde ein solches Gut 32 000 Mark Steuerwerk repräsentieren. Di« gleich derDeutschen Tageszeitung" auf zwei Monate berechneten gesamten Steuern wurden nun in Wirk- lichkeit wie folgt aussehen: Grundsteuer. 21,50 M. Einkommensteuer-Rate... 25.60, Umsatzsteuer....... 18,, Gewerbesteuer...... Summa 65, 10 W. Dazu ist zu bemerken: die Einkommensteuerrate ist nicht nur für zwei Monate, sondern als Borauszahlung für ein Vierteljahr berechnet. Sie fußt auf dem durchschnittlichen berichtigten Wehr- bellragswert von 25 600 Mark. Eine Gewerbesteuer kommt im Gegensatz zur Berechnung derDeutschen Tageszeitung"- bei einem Gute dieses Umfanges überhaupt nicht in Betracht, weil die der Gewerbesteuer unterliegenden Betriebe nur mit größeren Gütern kombiniert zu sein pflegen. Die einzige Ziffer, die dieDeutsche Tageszeitung" richtig angibt, ist die der Umsatzsteuer. Als End- ergcbnis der Kritik des Zisfernmatcrials derDeutschen Tages- zeitung" ergibt sich also, daß alles in Durchschnittsziffern ge­rechnet anstatt der vor derDeutschen Tageszeitung" behaupteten steuerlichen Belastung mit 193 Mark sich eine Gesamtsteuersumme von 6S,10 Mark, d. h. ziemlich genau einem Drittel der angcb- lichen Steuerlast für das als Beispiel genommene Gut errechnet. Nach diesem Sachverhalt steht demnach die staatliche Erntetredithilf« denn doch wohl in einem wesentlich anderen Verhältnis zu den
fetzt«, die Teilnehmer in die beste Laune, und«s dunkelte bereits, als man sich trennte. Vier von den schmausenden Akademikern, die im alten Westen Berlins   und in Charlottenburg   wohnten, näm- lich August Boeckh  , Moritz Haupt  , Gustav Droyfen und Theodor Mommsen  , vertrauten sich gemeinschaftlich einem Droschkenkutscher zweiter Güte an, dem zunächst die.Fahrt noch der Linlstraßc 7/8 angesagt wurde. Das Gefährt, nach Herkommen von einem edlen Rosse gezogen, setzt« sich gemächlich in Bewegung. Die Herren im Wagen waren in lebhafter Unterhaltung. Mommsen   blickt zufällig durchs Scheibenfenster und bemerkt zu seinem Derwundern, daß der Roßlenker sich an der Ecke Leipziger   und Charlottenstraße befinde. Er vermutet einen Hörfehler und ruft dem Kutscher   nochmals deutlich zu:Linkstraße". Das Gefährt zottelt nun wirklich die Leipziger Straße   in westlicher Richtimg hinunter. Di« Herren Fahr- gäste plaudern gemächlich weiter. Ms jedoch die Linkstraße sich noch immer nicht zeigen will, guckt Mommsen   wieder hinaus und findet sich am Anhalter Bahnhof  . Aergerlich ruft er dem Kutscher   ein vernehmlichesHalt" zu. Er steigt aus und findet den Wagen- lenter in einem Zustande, der keinen weiteren Zweifel aufkommen ließ. Rasch entschlossen schwingt sich unsttr Akademiker auf den. Bock der Droschke, schiebt den lallenden Kutscher etwas unsanft zur Seit«, und nun geht es in flottem Trabe, soweit es der Araber- Hengst zuläßt, zunächst wirklich in die Linkstraße vor Boeckhs Wohnung. Dann wird Moritz Haupt in der Schulgarten-(jegt Vudapester) Straß« Nr. 4, Gustav Dropsen in der Bittoriastraße 3 abgesetzt. Daß die Sache bis. daher scherzhaft sich gestaltete, kann man.sich denken. Jetzt aber wurde die Geschichte etwas bedenklicher. Zunächst galt es den schlaftrunkenen Kutscher   in die Drosckik« hinein- zubefördern. Das gelang schließlich den Ueberredungskünsten. des Verfassers der römischen Geschichte. Mommsen   bestieg wieder den Kuffcherbock und fuhr nunmehr dqrch die Fahrwege des Tier- gartens nach seinem an der Charlottenburger Chaussee gelegenen Hause. Wie er nun anhält und den ticsschnarchenden Kutscher nach starkem Rütteln aufweckt und ihm bedeutet, daß die Reise beendet sei. dringen aus dem Droschkenintern die bedeutsamen Wort« an sein Ohr:Wer fahrt jetzt mir zu Hause?" Theodor Mommsen   soll zum ersten und zum letzten Male in seinem Leben auf eine an ihn gerichtete Frage leine Antwort zur Stelle gehabt haben.
Die öeutfthe Sprache in Amerika  . Für das Recht des Gebrauchs der deutschen Sprache in den Ver- einigten Staaten von Amerika   setzt sich ein Aufruf ein. der vom literarischen Ausschuß des Freimaurerbundes Anterika an alle dorti­gen deutschen   Organisationen erlassen ist. Im einzelnen wird darin u. a. folgendes gesagt, was auch in Deutschland   interessieren dürfte: Als während des Krieges die sogenannte Amenkanisierung in Szene gesetzt wurde, galt als eins der Hauptmittel dazu das Verbot des deutschen   Sprachgebrauchs in den Kirchen, Schulen und Logen. Zunächst wurde in 21 Staaten im Westen hie deutsche Sprache in den Kirchenfchulen verboten. Etwas schwieriger schien es in den. Logen, bei denen man Widerstand erwartete. Aber zum allgemeinen Erstaunen ließ sich dies leichter erledigen«tt» diese Tapsendprozentigen" sich«inbildeten. Man ließ vorerst in den LvKn Hetzreden halten. Dos Resultat war, daß di« deutsch-amcrt-