Bayern gegen Ludendorffs Frontring.
Verweisung an den Oberreichsanwalt?
Wir haben bereits berichtet, daß die Unterorganisation des von Ludendorff neu aufgezogenen Militärverbandes " Frontring", der bayerische Front bann", von der baye rischen Regierung aufgehoben wurde. Bei dieser Gelegenheit wurde soviel belastendes Material gefunden, daß die Geschäftsstelle des Frontbann" geschlossen und die fünf genannten Personen in Haft behalten wurden. Nach Abschluß ihrer Bernehmung wurden sie zur Lösung der Hafifrage dem Gericht übergeben. Zu der Angelegenheit schreibt nunmehr die ,, Bayerische Volkspartei- Korrespondenz":
Die Nachricht von der Verhaftung von Mitgliedern der Organi sation Frontring" lenkt das Augenmerk der Deffentlichkeit neuer dings auf die trotz des herrschenden Verbots nicht aufgegebenen Bestrebungen einzelner Parteien, sich illegale Rampftruppen für parteipolitische 3 wede zu schaffen. Das Hineingreifen der Polizei in den Frontring und die Verhaftung einzelner führender Persönlichkeiten läßt den Schluß zu, daß es sich hier um eine Organisation handelt, in der eine Fortführung der verbotenen und angeblich aufgelösten völlischen Kampfverbände zu erbliden ist. Der Frontring ist feine auf Bayern beschränkte Organifation. Er hat seine Verbreitung im ganzen Reich, und wenn wir uns nicht täuschen, steht Ludendorff in einem Bro. tektoratverhältnis zur Organisation. Bestätigt sich der Berdacht der bayerischen Gerichtsbehörde, daß es sich hier um eine Fortführung einer verbotenen Organisation handelt, so wird angesichts der Tatsache des Vorhandenseins einer Reichsorganisation damit zu rechnen sein, daß sich auch außer bayerischen Gerichten deutsche, in diesem Fall der Oberreichsanwalt, mit der Angelegenheit zu befassen hat. In diesem Zusammenhang muß die Aufmerksamkeit auch auf den 1. Oktober gelenkt werden, für welchen Zeitpunkt bekanntlich das zuständige Gericht darüber zu entscheiden hat, ob Hitler die ihm in Aussicht geftelte Bewährungs. frist zu gewähren ist. Die Zubilligung solcher bedingter Begnadi gung hat nach dem Sinn des Gesezes nur dann eine Berechtigung, gung hat nach dem Sinn des Gesezes nur dann eine Berechtigung, wenn alle Boraussetzungen dafür vorhanden sind, daß die Straf tat nicht wiederholt wird. Dazu dürfte nach populärem Rechtsgefühl auch die vollkommene Reinigung der Atmosphäre ge= hören, in der der Entschluß oder der Antrieb zur Tat entstanden ist. Die Erhebungen der Polizei werden einen Anhaltspunkt dafür er= geben, wie weit die Gefahr, die Bayern im November 1923 lebensgefährlich bedrohte, jetzt beseitigt ist.
Sowjetruffische Methoden.
Nach kapitalistisch- imperialistischem Vorbild.
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Der sowjetrussische Volkskommissar Ratowski läßt durch die Pariser ,, Humanité" erklären, daß die georgische Boltserhebung seit Anfang des Monats politom men unterdrückt" sei. Die Tatsachen widersprechen dieser Erklärung. Abgesehen davon, daß noch in den letzten Tagen von heftigen Kämpfen in Georgien berichtet wurde, besagen Meldungen aus russischer Quelle, daß größere Truppentransporte nach Georgien unterwegs sind, um der Lage Herr zu werden. Was soll also das Bertuschungsmanöver? Darüber schaffen die Mostauer Sowjetblätter volle Klarheit, die in aufgeregter Sprache gegen einen Vorschlag des französischen Sozialdemokraten Renaudel Stellung nehmen, in Georgien eine Bolts abstimmung über die Regierungsform herbeigu führen. Derartige Vorschläge seien sowjetfeindlich.
Man steht diesen Wutausbrüchen der Sowjetpreffe einigermaßen erstaunt gegenüber. Hatte die Sowjetregierung nicht soeben noch feierlich aller Welt verkünden lassen, der georgische Aufstand sei nichts weiter als der mißlungene Bersuch einiger Menschemisten und Adliger gewesen, die Macht an sich zu reißen, während die georgischen Bauern und Arbeiter begeisterte Anhänger des Sowjetregimes feien? Wenn diese Behauptung richtig wäre, müßte der Sowjetregierung nichts angenehmer fein als eine freie und unbeeinflußte Volksabstimmung in Georgien . Weshalb also die Aufregung, weshalb das empörte zurückweisen eines VorSchlags, der für die Sowjetregierung nur nüzlich sein kann?
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Vertreter des Landeshauptmanns v. Brünneck ist der erste Landesrat BI unf. Dieser hat bei der Emission neuer Aktien durch die Landesbank von dieser privat einen Posten Aktien zu dem Uebernahmekurs gekauft, den die Bank selbst an die Aktiengesellschaft zahlt, während er natürlich nicht anders behandelt werden durfte als jeder, andere Kunde, der von der Bank Aftien fauft. So werden von diefen Herren fortlaufend Bant, Provinz und Steuerzahler geschädigt. Eine ungeheuerliche Schädigung, an der nicht nur die ostpreußische Landesbank beteiligt ist, liegt meiter in folgendem: In Berlin besteht die Landesbankenzentrale, die die Landesbanken aller preußischen Prodirektor Hud. Diese Zentrale hat im Winter 1923 an Effektengevinzen zusammenschließt. In ihrem Aufsichtsrat fist auch Generalschäften, die sich zum Teil auf sehr spekulative Papiere bezogen, die niedliche Summe von zwei Millionen Goldmark verloren. Dieser Berluft wurde von den einzelnen Landesbanten gededt, und zwar, ohne daß die Deffentlichkeit etwas davon erfuhr. Die Ostpreußische Landesprovinzbank hat dazu 250 000 Goldmart beigefteuert.
Wann werden die Verantwortlichen zur Rechenhaft gezogen? Die Verantwortlichkeit des Herrn Hud ergibt sich aus obiger Darstellung von selbst. Ebenso die des Herrn Blunt für den angeführten Fall. Aber auch Herr v. Brünned ist für Fahrfäffigfeit bei der Auswahl des banttechnisch ganz unerfahrenen Sud wie für dessen mangelnde Beaufsichtigung verantwortlich. Es wäre dringend zu wünschen, daß schleunigst Remedur geschaffen und für die Zukunft weiteren Schädigungen vorgebeugt wirb."
Auf diese sehr eingehenden Angaben hin wird der Minister des Innern zweifellos Veranlassung nehmen, einzu greifen und eine Prüfung der Geschäftsgebarung veranlassen. Die Deffentlichkeit wird sicher mit Interesse das Ergebnis dieser Untersuchung abwarten.
Notstandskredite für Ernteschäden.
Augenblicklich bereist eine amtliche Kommission, be
stehend aus zwei Vertretern des Landwirtschaftsministeriums und e einem Vertreter des Innen- und Finanzministeriums zur Festſtellung der Ernteschäden in Preußen die besonders heimgesuchten Gebiete. Die Kommission war am Mittwoch in Westfalen , fie geht am Freitag nach Kassel , von da nach Wiesbaden und dann in die Rheinprovinz , so daß in etwa acht Tagen ein Bericht über den Umfang des Ernteausfalls vorliegen wird. Die Verwüstungen erstrecken sich nicht nur auf einzelne Gebietsteile, fondern auf ganze Landstrecken. Der Ernteausfall in den verschie benen Gebieten schwankt zwischen 50 und 80 Proz. Wenn man die Gesamtverwüstungen ins Auge faßt und berücksichtigt, daß infolge des noch immer anhaltenden schlechten Wetters auch die Kartoffelernte bedroht wird und ein Teil der Kleinbauern nicht nur Saatgetreide, sondern auch Brotgetreide kaufen muß, so ist mit einem Notftandskredit zwischen 100 und 300 Millionen zu rechnen. Da die finanziellen Anforderungen der Notstandsaftion also sehr beträchtlich sein werden, kann von einem allgemeinen Feldbeſtellungskredit keine
Es scheint also, daß an den Beteuerungen der Kommunisten etwas nicht in Ordnung ist und die„ Isweſtija" legen den Finger in die Wunde, wenn sie Georgien mit Maroffoie und dem Sudan vergleichen und fragen, weshalb in diesen Gebieten feine Boltsabstimmung vorgenommen wird. orgien ist der Sudan der Sowjetdiktatoren und man betreibt dort dieselbe imperialistisch- fapitalistische Kolonialpolitik, die in der zaristischen Zeit üblich war. Man wird sich hüten, eine Volksabstimmung zuzulassen! Es ist nötig, angesichts dieser Haltung daran zu erinnern, daß die Sowjetregierung seinerzeit eine Volksab stimmung für Bessarabien verlangte und die ihr ergebene Preffe einen Entrüstungssturm inszenieren ließ, als das unterblieb. Was Bessarabien recht ist, ist Georgien billig. ,, Gebt die Abstimmung in Georgien frei!" Die Erklärung der Bayerischen Bolkspartei- Korrespon- müßte man demnach der Sowjetregierung zurufen, wenn denz verdient um so ernstere Beachtung, als dies= man nicht von vornherein wüßte, daß die Sowjetregierung mal der Ruf nach dem Oberreichsanwalt von und die Kommunistische Zentrale ganz in der veralteten verBayern ausgeht. Das läßt darauf schließen, daß das bei logen- brutalen Denkweise des kapitalistischen Imperialismus der Haussuchung aufgefundene Material tatsächlich außer- befangen sind. Genau wie Erich Ludendorff durch ordentlich belastend ist. In einem Punkte irrt aber die seine Phrasen die Massen für seine imperialistischen Machtbayerische Korrespondenz. Der Frontring steht nicht nur pläne zu gewinnen versucht, verdeckt die Moskauer Erekuunter dem Protektorat Ludendorffs, Ludendorff ist viel five durch Schwindel und Verdrehungskunststücke ihr wahres mehr der verantwortliche Führer der Organisation. Gesicht, wobei allerdings beide auf die Dauer fläglich Schiff Die Röhm und anderen Unterführer stehen in einem mili- bruch leiden müssen, weil sie sich in dem Neh ihrer Widertärischen Befehlsverhältnis zu Ludendorff und die Mitglieder sprüche fangen. der Organisation werden wenn wir uns nicht täuschen- auf Ludendorff vereidigt. Auf jeden Fall wird Ludendorff die Verantwortung für den Frontring" zu tragen haben, den die Volkspartei- Korrespondenz eine„ illegale Rampftruppe für parteipolitische Zwecke" nennt.
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Der 6. deutsche Städtetag, der auf den 25. und 26. September nah Hannover einberufen ist, wird folgende Fragen behandeln: 1. Die Wiederherstellung der Selbstverwaltung im Reich und in den Ländern; Berichterstatter: Bürgermeister Dr. Külz- Dresden and Oberbürgermeister Dr. Mann Erfurt. 2. Vereinheitlichung des preußischen Städterechts; Berichterstatter: Oberbürgermeister Bisher Dresden und Oberbürgermeister Dr. Luppe- Nürnberg. Borowitis Mörder verhaftet. Der Mörder des ehemaligen cuifischen Gesandten in Italien , Worowski , wurde am Diens tag im Café Marim in Genf verhaftet.
Weise entwideft und schließlich imstande ist, mit dem geringsten Kraftaufwand die größtmögliche Wirkung zu erzielen. Rein Ge ringerer als Darwin hat die ersten wissenschaftlichen Veröffentlichungen Roug', die bei der Mehrzahl der medizinischen Fachgelehrten feine günstige Aufnahme fanden, als einen bestätigenden Beitrag zu feiner eigenen Lehre beifällig begrüßt und auf ihre Be deutung hingewiesen. Allmählich gewann Rour auch die Anerfennung feiner Zunftgeroffen, und zahlreiche Schüler beteiligten sich an der theoretischen Ausgestaltung und experimentellen Be gründung der neuen Lehre. Rour war 1850 in Jena geboren, hatte orst Naturwissenschaften, dann Medizin und Philosophie studiert. Nach einer langjährigen Tätigkeit als Assistent an hygienischen und anatomischen Inftitufen wurde er 1886 außerordentlicher Profeffor und 1888 Direktor des eigens für ihn gegründeten Instituts für Entwicklungsgeschichte und Entwicklungsmechanik an der Breslauer Universität. Als ordentlicher Profeffor wurde er bald darauf nach Jansbrud und 1895 nach Halle berufen. Rour war übrigens einer der ersten, die für die Zulassung der Realgymnafiaften und der Frauen zum medizinischen Studium eintraten.
Das Potsdamer Schauspielhaus eine G. m. b. H. Nach langen Verhandlungen ist jest über das Fortbestehen des Botsdamer Schauspielhauses entschieden. Das Theater ist in eine G. m. b. 5. umgemandelt. Gesellschafter find die Herren Oberst Winterfeld vom Bühnenvoltsbund und Genoffe Betriebsleiter Ahl von der Boltsbühne, ferner der Kaufmann Bling aus Botsdam und der bisherige Intendant Behlemann. Das Kapital, welches zur Eröffnung nötig war, Leträgt 5000 M.; die Summe streckt die Stadt vor. Die Krongutsverwaltung stellt das Theater mietefrei ter G. m. b. 5. zur Verfügung. Künstlerischer Direktor ist Intendant Behlemann.
- Standal in der Königsberger Kunstakademie . Allerhand Gerüchte von standalöfen Borgängen an der Königsberger Runft. alabemie wurden dieser Tage verbreitet. Es heißt, der dortige Profeffor Degner habe einige seiner Schüler angeftiftet, gegen Rollegen, die feine persönlichen Gegner find, tätlich vorzugehen, ihnen die Fenster einzuwerfen und dergleichen mehr. Das preußische Kultusministerium versendet jeht an die Presse eine beschwichtigende Mitteilung, erklärt aber zugleich, daß Degner tatsächlich schon seit Bochen beurlaubt ist und feinen Unterricht erteilt und daß gegen Awei Akademieschüler ein gerichtliches Verfahren eingeleitet ist. Auch foll zur„ Klärung der Berhältniffe" ein Kommiffar nach Königsberg entfandt werden und eine Aenderung und Ordnung der unhaltbar gewordenen Rustände stattfinden.
Was beiki Demenfieren? Bisher hat man angenommen, daß das Wort„ Dementieren" vom französischen démentir" herkommt,
Ein deutschnationales Panama . Wie es in einer Provinziallandesbank zugeht.
Das„ Berliner Tageblatt" veröffentlicht eine Zuschrift aus Oft preußen über die Zustände in der Lan de s bant der Proving, deren Verwaltung sich ausschließlich in deutschnationalen Händen befindet. Die Einzelheiten, die in dieser Zuschrift über die Geschäftsführung der Landesbank mitgeteilt werden, sind derartig standalös, daß sie geeignet sind, das allergrößte Auf fehen zu erregen, wenn sie sich bestätigen sollten. Wir sind neugierig, ob die ostpreußischen Deutschnationalen, die bekanntlich besonders energische Verfechter des„ völkischen Deutschtums" sind, die Angaben dieser Zuschrift werden widerlegen können. Es heißt dort über die Geschäftsführung der Bank:
„ Ein Kaufmann Manleitner, der in Tilsit einen Eisenhandel hat, ist das einflußreichste Mitglied des Verwaltungsrates. Ihm wurde zur Zeit der größten Geldknappheit der
sehr hohe Kredit von 60 000 Goldmark zur Verfügung gestellt, und zwar vom 17. März 1924 ab zu einem 3insjah von 14 Proz. jährlich,
während die anderen Kunden der Bank 72 Broz. zu zahlen hatten. Bom 1. Juni 1924 ab wurde der Binsfag auf 20 Broz, erhöht! Die Höhe des Kredites bestimmte der Verwaltungsrat, die Höhe der Zinsen Herr Landesrat Hud.
Der Kaufmann Rudolf Meyer in Firma C. Heller in Königs berg gehört ebenfalls zu den Mitgliedern des Verwaltungsrats. Er brauchte für seinen Kolonialwarenhandel ausländische Devisen. In einer Zeit, in der die Devisen mit 1 bis 4 Proz. repartiert wurden, wurde ihm, was er forderte, voll zugeteilt, und zwar entgegen den Bestimmungen der Devisenverordnung ohne vorherige Hinterlegung des Gegenwertes. Auch ihm wurde Kredit zu einem viel niedrigeren Zinssat als den anderen Kunden gewährt. Zur felben Zeit wurden Geschäftsleuten, die Hunderte von Arbeitern in ihren Betrieben beschäftigen und ihnen Brot und Nahrung geben, der zur Fortführung des Betriebes notwendige Kredit vom Herrn„ Generaldirektor" ohne stichhaltigen Grund verweigert, so daß Beschwerden bei der Königsberger Handelskammer schweben. Beide Mitglieder des Verwaltungsrates haben fich also mit Hilfe des Landesrats Hud auf Kosten der Provinz, der die Bant gehört, bereichert.
Herrn Hud haben diese Dinge nicht geschadet. Er wurde, obwohl es ihm an jeglicher bantmäßigen Ausbildung fehlt, im Frühjahr dieses Jahres nach vierjähriger Tätigkeit zum Generaldirektor der Landesbant ernannt.
Bie steht es mit dem Grundsatz der Sparsamkeit, der von den Deutschnationalen den anderen immer gepredigt wird und dessen Anwendung auf unsere Provinz, die ärmfte des Staates, befonders notwendig ist? Der junge Herr Generaldirektor bezieht ein Ministergehalt.
Er wird nach der Beamtenbesoldungstlaffe BI mit 40 Proz 3uschlag befoldet und erhält außerdem eine Tantieme, die beinahe ebenso viel mie das Gehalt ausmacht. Er bezog im letzten Jahr die nicht gerade unerhebliche Summe von 33000 Goldmark. Der Herr Generaldirektor hat eine Dienstwohnung in der Stadt. Von ihr aus ist die Bank zu Fuß in 20 Minuten zu erreichen, mit der Straßenbahn in 10 Minuten, im Auto in 5 Minuten. Für diese Dienstreise, die er täglich viermal zu machen hat, benutzt er das ihm von der Bank für 20 600 Goldmart angeschaffte Dienftauto, wozu die Betriebskosten, Chauffeurgehalt usw. tommen. Das alles zahlt Breußens ärmite Proving!
Einzelne Mißstände sind schon an die Deffentlichkeit gekommen. Ein Direktor der Nebenstelle& nd wurde wegen Unregelmäßig feiten verhaftet, der zweite hat sich erfchoffen. Gegen ben Königsberger Direttor Wenderhold ist ein Disziplinar
was so viel heißt wie„ in Abrede stellen" oder„ ableugnen". Nach neueren Untersuchungen, die auf Grund der Akten des Auswärtigen Amies vorgenommen wurden, tommt aber ,, Dementieren" vom lateinifchen dementia", auf deutsch laut Georges Wörterbuch Berperfahren eingeleitet. standeslosigbeit, Berrüdtheit, unsinniges Ge
baren".
Für Herrn Generaldirektor Hud ist folgendes charakteristisch: ein Pleiner Königsberger Banfier, der mit der Bant in Geschäftsver bindung steht, bot ihr besonders hochverzinsliche Wechsel zum Dis. font an.
Direktor Frig Holl von der Boltsbühne am Bülombla spricht am Mittwoch, den 24., 7, Uhr abends, im Bürgerfaal des Rathauses über Moderne Regie". Einlanlarten durch die Kartenverkaufsstellen der Boltsbühne e. B.( Linienstr. 227, Stopenider Str. 68, Warenhaus Tiek u.[.w.) I was wohl nicht ganz korrekt sein dürfte.
An dieser günftigen Anlage beteiligte fich Herr Hud persönlich,
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Rede sein.
Weitere Vertuschung.
politischen Morde hat am Mittmoch die bürgerliche Mehrheit ihre Im Untersuchungsausschuß des Preußischen Landtages über die Bertuschungspolitik mit einem neuen Streich gefrönt. Sie beschloß nämlich, daß der Ausschuß die Urteile der Schmur gerichte, zumeist skandalöse Freisprüche geständiger oder überführter Mörder von rechts, nicht mehr fritisieren sollte, ebensowenig die einseitige 3usammensetzung der Ge schworenenbänte. Der Berichterstatter, Genoffe Kuttner, hatte nämlich festgestellt, daß bei allen Schwu gerichtsfällen, die er bisher bearbeitet hatte, etwa zehnt, er noch nicht auf eine einzige Ge schworenenbant gestoßen sei, in der auch nur ein einzige Arbeiter gefeffen habe. Diese Feststellung war der Ausschuß mehrheit unbequem, deshalb wurde dieses Gebiet schleunigst ausgeschaltet. Um auch die Sprüche der Geschworenen selber ausschalten zu können, griff die Ausschußmehrheit sogar zu der wunderboren juristischen Konstruktion, daß die Schwurgerichte feine Staatsorgane feien! Offenbar hält man sie für private Bergnügungsflubs.
In dieser Selbstbeschränkung wurde dann der Fall Ritter behondelt. Der Reichswehrsoldat Ritter hat im März 1919 den Arbeiter Piontet, weil dieser ihm Feuer für eine Zigarette verweigerte, on eine Mauer gestellt und durch fünf Schüsse ermordet. Ritter wurde durch seine militärischen Vorgesezten in standalöser Weise begünstigt. Sein Truppenteil erstattete den misfentlich un wahren Bericht, daß Piontek erschossen worden sei, meil er Reichswehrtruppen bedroht, ein Meffer gezogen und einen Fluchtversuch gemacht habe. Obwohl Ritter von seinen eigenen Kameraden auf das schwerste belastet wurde, blieb er ruhig in der Reichswehr Das und bekleidete dort sogar eine Bertrauensstellung. friegsgerichtliche Verfahren wurde in jeder Weise verschleppt. Ais endlich mit dem Aufhören der Kriegsgerichte die Sache an das Zivilgericht überging und diefes einen Saftbefehl gegen Ritter erließ, verweigerte der Truppenteil des Ritter kurzerhand dessen Ausführung! Die vorgefekter Offiziere stellten dem Ritter geradezu fabelhaft günstige Zeugniffe aus, obwohl Ritter von seinen eigenen Kameraden als roher und blutgieriger Mensch geschildert wird, der in der Kompagnie den Spitznamen„ Blutritter" führte. Ritter ist schließlich mit ganzen drei Jahren Gefängnis, abzüglich neun Monate Untersuchungshaft, bestraft worden. Ein Mittäter, namens Wendler, wurde gänzlich freigesprochen. Die Mehrheit des Ausschusses wollte in diesem Falle nur konstatieren, daß die preußischen Just i zbehörden kein Verschulden treffe. Unfere Bertreter hoben hervor, daß es eine Irreführung der Deffentlichkeit sei, wenn man dieses beschließe unter gleichzeitiger Berschweigung, was Militärjustiz und Militärbehörden sich an Be günstigung des Ritter geleistet haben. Gegen die Stimmen der Linken wurde der bürgerliche Antrag angenommen.
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Sodann wurde die Erschießung des Arbeitslosenführers Hoffmann- Flensburg im Jahre 1920 verhandelt. Die Aften ergaben, daß nach allen Indizien Hoffmann tatsächlich einen Fluchtversuch gemacht zu haben scheint, als er erschossen wurde. Dagegen steht einwandfrei fest, daß die Schuhpolizei bei der vorangehenden Festnahme des Hoffmann und Haussuchung bei Hoffmann rechtswidrig verfahren ist. Doch schließt die Ausschußmehrheit auch Am Donnerstag diesen Bunft als nicht zur Sache gehörig aus. werden die Beratungen fortgesetzt.
Zum Fall Leinert.
Der Ordnungsblock" wird bösartig. Hannover , 17. September. ( Eca.) Zum Fall Leinert hat die bürgerliche Mehrheit des Bürgervorsteher- Kollegiums in einer Sigung heute erneut Stellung genommen. Es wurde folgender Antrag an den Magistrat beschlossen: Die Fraktion Ordnungsblod und die deutsch - hannoversche Fraktion ersuchen den Magistrat, noch im Laufe dieser Woche eine gemeinschaftliche öffentliche Sigung einzuberufen mit folgender Tagesord= nung: Die städtischen Kollegien beschließen: 1. den Oberbürger meister Leinert wegen seiner wider besseres Wissen erfolgten Gelb ft bezichtigung der Täuschung des Magistrats und der Bürgervorsteher für unwürdig der Stellung eines Beamten zu erklären, 2. den Herra Regierungspräsidenten zu ersuchen, gegen Herrn Leinert das Disziplinarverfahren mit dem Ziel der Amtsenthebung einzuleiten unter sofortiger Dispenfierung vom Amte, 3.- Herrn Leinert aufzufordern, sich sofort der Ausübung feiner amtlichen Tätigkeit, insbefondere auch der Teilnahme an deutschen Städtetagen zu, enthalten.