Gewerkschaftsbewegung
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KPD.- Reformismus.
Die ganze Serie der über den permanenten Generalstreit auf den Weg zur Weltrevolution" führenden kommunistischen Parolen hat ihre Zugkraft verloren. Da jedoch die KPD. ohne Parolen nun einmal nicht leben kann, verfällt sie jetzt auf die viel verlästerten und von ihr als reformistisch verschrienen Gewerkschaftsparolen:„ Achtstundertag" und" Mehr Lohn!" Selbstverständlich dreht es sich für die KPD. auch dabei nur um ein Mittel für ihre Zwecke. Dennoch ist es charakteristisch, daß die Parolen der KPD. nunmehr in gewertschaftliche, in reformistische" Form gekleidet werden. Auch den Arbeitern in der KPD. liegt das„ reformistische" Hemd günstigerer Lohn- und Arbeitsbedingungen weit
näher als der radikale Rock der Weltrevolution.
Um die Wandlung zu marfieren, wird die neue Paroleausgabe mit der üblichen Schimpferei auf die Gewerkschaftsführer eingeleitet, die ja bisher in ihrer ganzen„ reformistischen" Tätigkeit stets der Bewertschaftsparole Mehr Lohn" gefolgt find. Gerade diese reformistische" Tätigkeit der Gewerkschaften wurde den ,, reformistischen" Gewerkschaftsführern von den Kapedisten als„ Berrat" angerechnet.
Die„ Rote Fahne " kann beim besten Willen nicht bestreiten, daß der gegenwärtige Zustand zweifellos besser ist als der in der Borjährigen Inflationsperiode. Den Gewerkschaftsführern wird unterstellt, sie hätten die Phrase gebraucht:„ Alles wird wieder gut, wenn wir wieder stabile Währung haben." Die„ reformistische" Einstellung der Gewertschaftsführer bringt es schon mit sich, daß sie bas Phrasenmachen anderen Leuten überlassen müssen, die es gewerbsmäßig betreiben. Nach Einführung der Rentenmark ist die Lohnregelung und Lohnzahlung insofern besser geworden, als fie regelmäßiger, beständiger geworden ist. Anders steht es allerdings um die Lohnhöhe. Die zu niedrigen Löhne spiegein einmal die wirtschaftliche Krise wieder, zugleich aber den Stano der Gewerkschaften.
Nachdem die Kommunisten eine wesentliche Schwächung der gewerkschaftlichen Widerstandskraft erreicht haben, sowohl durch Bertreibung der Mitglieder wie durch Spaltung und Sprengung der inneren Einheitsfront, fommen sie jest wieder mit der an sich erfreulichen Parcle der gewerkschaftlichen„ Einheitsfront", der jedoch rach all den Erläuterungen, mit denen sie die KPD. ausgestattet hat, das Odium der Unaufrichtigkeit und hinterhältigfeit anhaftet.
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Um diese lügnerische Einheitsfront" zu fördern, wird behauptet, die Gewerkschaften und ihre Führer fümmerten sich nicht mehr um die Erhöhung der Löhne, da sie den Proletariern einen neuen Schwindel", die„ Segnungen des Dawes- Blanes" plaufibel zu machen hätten. Es lohnt sich nicht, mit einer Partei, die in der Frage des Sachverständigengutachtens mit den Deutschnatio= malen und den Bölkischen eine Einheitsfront bildet, über diesen Gegenstand zu diskutieren. Die nächsten Wirkungen des Abkommens über das Dames- Gutachten müssen sich in einer Behebung der Kreditnot äußern, die zur Belebung von Handel und Wandel führt und damit zur Verhütung weiterer Be= triebsstillegungen und zur Verminderung der Arbeitslofig teit. Das füráftet die KPD .
Die Gewerkschaften wiffen weit beffer als die Strategen der KPD., daß die gegenwärtigen Löhne durchweg un= zureichend sind, der Aufbefferung dringend bedürfen. Die„ reformistischen" Gewerkschaftsführer müßten jedoch so verantwortungsund gewissenlos fein wie die KPD., wenn sie in der Krisenzeit der letzten Monate fich in größere Lohntämpfe eingelassen hättet. Die Geschäfte der kommunistischen Verzweiflungsstrategie zu beforgen, ist nicht Sache der Gewerkschaften und der Gewerkschaftsführer. Das überlassen wir den dazu bestellten KPD.- Strategen. Dafür müssen diese es wohl oder übel den Gewerkschaften überlassen, die Lohnkämpfe zu führen.
„ Der Lohn muß erhöht werden!" Ganz recht! Deshalb fordern wir, daß die Lücken in den Gewerkschaften unverzüglich ausgefüllt werden. Die„ Rote Fahne "( vom Dienstag) aber sagt:„ intensive Aufklärungsarbeit unter den Erwerbslosen ist notwendig".
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Die Erwerbslosen sind sicher mit uns der Meinung, daß für sie weit notwendiger als kommunistische Aufklärung", die Be schaffung von Arbeit ist, sei es zunächst auch nur zu den gegenwärtigen Löhnen. Und eben deshaie, um die Zahl der Arbeitslosen nicht noch außerordentlich zu steigern, fönnen in Zeiten wirtschaftlicher Krise Lohnbewegungen nicht mit der Aussicht auf Erfolg eingeleitet werden als in Zeiten günstigerer Konjunktur mit geringer Arbeitslosigkeit. Die notwendigen Lohnfämpfe aber werden um so eher eingeleitet und um so aussichtsreicher geführt werden, je weniger die KPD. gegen die Gewerkschaften und die Gewerkschaftsführer hetzt, um die„ Einheitsfront" herbeizuführen und sich nicht in refor mistische" Dinge einmischt, die sie nichts angeht.
Ernte, Tarife und Leute in Ostpreußen . Vom Verbandsvorstand des Deutschen Landarbeiterverbandes wird uns geschrieben: Unter dieser Ueberschrift veröffentlicht in der Deutschen Lageszeitung" vom 3. September Dr. Frizz Stowronnet einen Auffah. In diesem Artikel wird U. a. did schädliche Einwirkung des Regenwetters auf die Ernte erheblich übertrieben. Zugegeben ist, daß ungewöhnliche Regengüsse in den letzten Wochen stattgefunden haben, jedoch ist dadurch nicht, wie angegeben, in erster Linie die Roggenernte, sondern in weit größerem Umfange die Sommerung betroffen worden. Gerade zur Zeit der Roggenernte waren einige verhältnismäßig regenlose Wochen, die es gestatteten, den Roggen günstig hereinzubringen.
Unter den Leuteverhältnissen" leidet nach der Auffaffung des Herrn S. die oftpreußische Landwirtschaft sehr. Das tomme am besten in der Feststellung zum Ausdruck, daß sich bei vielen Stellen der Anreiz zu erhöhtem Verdienst durch Ueber= stunden als durchaus nicht zugkräftig erwies. Aus welchen Gründen sich das erklärt, wird von dem Artikelschreiber nicht angegeben. So rolien wir es denn tun. Die Landarbeiter Ostpreußens
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empfinden deshalb feine starte Neigung, Ueberstunden zu verrichten,| weil man ihnen die Ueberstunden mit einem Lohnfah bezahlt, der zum Teil niedriger, zum anderen nicht viel höher ist als die in anderen landwirtschaftlichen Gebieten Deutschlands gezahlten durch schnittlichen Stundenlöhne und weil vom letzten landwirtschaftlichen Streit in Ostpreußen her noch so viel gemaßregelte Landarbeiter auf der Strede liegen, daß es sogar einzelne Arbeitsnachweise für angebracht hielten, im Interesse der Unterbringung dieser Leute die Genehmigung zur Beschäftigung ausländischer Landarbeiter zu versagen. Die Tatsache, daß in Ostpreußen während vier Monate 11 Stunden täglich gearbeitet werden muß, während in anderen Gegenden Deutschlands die elfstündige Arbeitszeit nur einige Wochen Geltung hat, sei nur beiläufig erwähnt.
Als eine absichtliche Irreführung der öffentlichen Meinung muß es bezeichnet werden, wenn Dr. S. erklärt, die ostoreußischen Landarbeiter haben es nicht notwendig, Ueberstunden zu leisten, weil sie auch ohne solche bedeutend höhere Löhne verdienen als die in anderen Gegenden Deutschlands beschäftigten Landarbeiter. Der Lohn der ostpreußischen Landarbeiter ist in Wirklichkeit der niedrigste in ganz Deutschland und beträgt trotz der augenblicklich 25 Pro3. über dem Friedenspreise stehenden Getreidepreise pro Stunde etwa 20 Pf., wenn berücksichtigt wird, daß jeder Deputat: arbeiter außer seiner Arbeitskraft mehrere Hofgänger zu stellen hat, wovon ein vollarbeitsfähiger männlicher in den Sommermonaten bei elfstündiger Arbeitszeit einen Tagelohn einschließlich Naturallohn von 1,50 m.= pro Stunde 13 Pf. erhält.
Wenn Dr. S. die Löhne der Magdeburger Börde als niedriger als die in Ostpreußen bezeichnet und zum Beweise dafür die hier und dort zu liefernde Deputatmenge aufführt, so vergißt er hierbei anzugeben, daß für die Höhe des Gesamtlohnes in der Magde burger Börde der Barlohn, der 20 Pf. pro Stunde beträgt, ausschlaggebend ist. In Ostpreußen beträgt demgegenüber der Barlohn durchschnittlich nur 3½ Pf. pro Stunde.
Zu allen diesen Tatsachen fommt noch die Behandlung der Leute in Ostpreußen . Sie ist fast nirgends so schlimm wie hier. Es ist nicht selten, daß erwachsene Hofaänger mit der Reitpeitsche geschlagen werben. Die Pistole ist der ft ändige Begleiter der Arbeitgeber und Inspek toren und hat auf dem Gut des Herrn von Schenk in Faulhöden dazu geführt. daß ein Arbeiter grundlos von einem Inspektor durch einen Brustschuß schwer verletzt wurde. Einzelne Arbeiter liegen durch die Schuld pflichtwidrig handelnder Amtsvorsteher Sprikenhäusern oder gar in Gefängnissen untergebracht, wie es wochenlang auf der Straße oder werden in Ställen, beispielsweise fürzlich durch den Amtsvorsteher Sdun in Röschten, Kreis Osterode , geschah. Unter dem Druck dieser Verhältnisse lassen sich die Arbeiter heute das größte Unrecht seitens der Arbeitgeber gefallen.
Die Tendenz des Artikels des Dr. S. ist klar. Man will die öffentliche Meinung für den landwirtschaftlichen 3011fchutz einfangen, die Regierung zu größerem Entgegenkommen in der Kredit- und Steuerfrage der Landwirtschaft gegenüber bewegen und die Behörden gegen die Landarbeiter scharf machen, von denen man weiß, daß sie sich die augenblicklichen miserablen Löhne und vor allem die schitanöse Behandlung nicht mehr länger gefallen lassen.
Internationaler Landarbeiterkongreß.
Gestern nachmittag wurde im Verbandshause des Deutschen Landarbeiterverbandes der dritte Kongreß der Internationalen Landarbeiterföderation eröffnet. Vertreten sind die Organisationen von und der Tschechoslowakei mit zufammen 17 Delegierten. Bon Dänemart, Deutschland , England, Holland , Poien der Gärtnerorganisation in der Schweiz , dem Landarbeiterverband In Ungarn und der Workerunion in England liegen Entschuldigungsschreiben vor.
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Für den zum Unterstaatssekretär berufenen bisherigen Präsidenten der Föderation, Smith England, eröffnet der Verbandsvorfigende des Deutschen Landarbeiterverbandes. Genosse Georg Die Delegierten. Er erinnert hierbei an die brüderliche Hilfe, welche Schmidt, den Rongreß mit einem herzlichen Willkommersgruß an die ausländischen Organisationen dem Deutschen Landarbeiterverband während der Inflationszeit zuteil werden ließen, dankt hierfür herzlichst im Namen der freigewerkschaftlichen deutschen Landarbeiter und verspricht, daß die deutsche Organisation die Gegenleistung nicht vergeffen wird. Das Wüten der landwirtschaftlichen Arbeitgeber in allen Ländern ist auf den Mitgliederbestand der JLF. nicht ohne Einfluß geblieben. Alle Anzeichen sprächen aber dafür, daß überall mit neuem Mut darangegangen wird, den Verlust wettzumachen. Grund, peffimistisch zu sein, liege deshalb nicht vor.
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Auf Vorschlag Hiemstra Holland wird Schmidt- Deutschland Tagesordnung erstattet der Sekretär der Internationalen Landzum Präsidenten des Kongreffes gewählt. Zum ersten Punkt der arbeiterföderation, Hiemstra, den Geschäftsbericht. Aus dem Bericht ist erwähnenswert:
Gegenwärtig sind der ILF. 16 Verbände mit einer Mitglieder: zahl von rund 480 000 angeschlossen. Nicht mitberechnet sind bei dieser Zahl die Mitgliederzahlen der Landarbeiterorganisationen in Italien und Schweden . Die italienische Organisation, die 1921 mit 800 000 Mitgliedern an erster Stelle marschierte, ist in folge der faschistischen Gewalttaten fast gänzlich zusammengebrochen. Die franzöfifche Landarbeiterorganisation ist ebenfalls so gut wie verschwunden.
Auf der letzten Generalversammlung der ILF. wurde beschloffen, die deutsche , dänische und schweizerische Gärtnerorganisation zu zulassen. Die Möglichkeit eines Anschlusses der schwedischen und tschechoslowakischen Gärtnerorganisation wurde angekündigt. Das Anschlußersuchen der bulgarischen und russischen Landarbeiterorganisationen wurde zunächst abschlägig beschieden, nachdem sich der letzte Kongreß der JLF. offen gegen jede Verbindung mit diesen Organisationen ausgesprochen hat.
Gemäß dem Beschlusse der letzten Generalversammlung behandelte das Eretutio komitee eingehend die Frage der Arbeitszeit in der Landwirtschaft. Die Beratungen wurden mit einer Entschließung abgeschlossen, die den Achtstundentag grundsätz= lich betont, aber mit Rücksicht auf die in den verschiedenen Ländern gegebenen Verhältnissen klimatischer und ökonomischer Art erklärt, porläufig den Gedanken des Neunstundentages zu propagieren.
In Verbindung mit der christlichen Landarbeiterinternationale wurde an die Regierungen aller dem Internationalen Arbeitsamt angeschlossenen Länder das Ersuchen gerichtet, die auf der Internationalen Arbeitskonferenz im Jahre 1921 gefaßten Beschlüsse be= züglich der landwirtschaftlichen Arbeit zu ratifizieren. Aus den hierbei eingegangenen Antworten war ersichtlich, daß in Holland , Nor wegen und Lettland den dortigen Parlamenten die Beschlüsse zur
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Ratifitation vorgelegt worden waren. Die öfterreichische Regierung teilt mit, daß einige Bestimmungen bereits durch Gesez festgelegt seien, während die deutsche Regierung mitteilen ließ, daß alle Be schlüsse, mit Ausnahme derjenigen über die Unterstüßung an Frauer im Falle der Niederkunst, dem Reichstag zur Ratifizierung vorgelegt werden würden. In den im Einvernehmen mit dem Internationalen Arbeitsamt und dem Landwirtschaftlichen Institut in Rom geschaffe= nen Beirat für die Landwirtschaft hat die JLF. den Genossen Schmidt- Deutschland als technischen Beisitzer delegiert.
fein rosiges Bild aufweist. Es sei aber schon bereits durch den VorDer Berichterstatter schließt mit der Feststellung, daß der Bericht figenden des Kongresses zum Ausdrud gebracht worden, daß es nicht unberechtigt fei, zu hoffen, es würde den angeschlossenen Verbänden bald wieder gelingen, das verlorengegangene Terrain wiederzus gewinnen.
Die Verhandlungen werden fortgesetzt.
Arbeitsstreckung in der Schwerindustrie. Dortmund , 17. September. ( Eigener Drahtbericht.) Die Ver handlungen über den Antrag des Eisen- und Stahlwerts Union auf Stillegung eines Teils der Bergwerksbetriebe fübrten zu der Vereinbarung, daß das Bergwerk II bis zum 27. September unter beschränkter Arbeitszeit weiter arbeitet. Falls die Aufträge fich nicht mehren, sollen die Arbeiter unter Ueberweisung an die Erwerbslosenfürsorge beurlaubt werden.
Beilegung des Wiener Metallarbeiterfireiks. Wien , 17. September. ( TU.) Der Streif der Metallarbeiter tann als beendet bezeichnet werden, wenn auch die Wiederaufnahme der Arbeit nicht gleich überall erfolgen wird. Die Arbeitgeber haben eine generelle Erhöhung der Löhne um zehn Prozent und eine zwanzigprozentige Erhöhung der Mindestlöhne zugestanden, doch Nach Ablauf dieser zwei Monate soll ein neuer Vertrag geſchloſſen tritt zunächst ein Provisorium von zwei Monaten in Kraft. werden. Die vollkommene Wiederaufnahme der Arbeit wird erst am kommenden Montag möglich sein. Heute und morgen werden sowohl die Plenarversammlungen der Industriellen als auch die der Betriebsräte der Arbeiterschaft zu dem obigen Kompromiß Stellung nehmen. Auch heute nachmittag war die Stadt ohne elektrisches Licht und ohne Starkstrom.
( Bekanntlich ist der Streit ausgebrochen infolge der Zumutung der Unternehmer, die Arbeitszeit zu verlängern und die Löhne um 15 Proz. herabzusetzen. Darauf gingen die Arbeiter zum Gegenangriff über mit dem oben mitgeteilten erheblichen Erfolg.)
Die belgischen Bergarbeiter lehnen ab. Brüffel, 17. September. ( Eigener Drahtbericht.) Die Ur abstimmung der Bergarbeiter im Borinage am Mittwoch ergab 16000 Stimmen für die Fortsegung des Generalftreits und 2500 Stimmen dagegen.
Der Konflikt im holländischen Bergbau. Amfterdam, 16. September. ( Eigener Drahtbericht). Der Lohn⭑ fonflitt im limburgischen Kohlenbecken droht zu einem allgemeinen Streit im niederländischen Berghau zu führen. Eine Anzahl Kaufleute in Heerlen , dem niederländischen Bochum , hat sich bereit erklärt, im Streitfall die streifenden Bergarbeiter möglichst zu unterstützen. Die Bäder- Innung in Heerlen bat beschlossen, während der Dauer eines Bergarbeiterstreits Brot zum Selbstgestehungspreis an die Streifenden zu verkanfen.
Die„ Dienstboten" in Sowjetrußland.
Das fommunistische Zentralorgan in Moskau , die Prawda", brachte in ihrer Nummer 193 folgende Schilderung aus dem Sowjet
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" Das Leben der Dienstboten hat sich wenig verändert. Sie werden in der unmenschlichsten Weife ausgebeutef. Die Dienstboten arbeiten 15 bis 17 Stunden ununtert brochen. Das Gehalt beträgt 2 bis 5 Rubel( im Monat). ( 4 bis 10 M. monatlich! Red. d. B.") Was die Arbeitsklei= dung und die Versicherung betrifft, so werden die Dienstboten, wenn sie auch nur daran denken, von den Arbeitgebern auf die Straße geworfen. Will ein Dienstbote nicht freiwillig gehen und die gesetzlich vorgeschriebene zweiwöchige Frist dableiben, so wird ihm das Leben zur Hölle gemacht. Die Folge ist dann, daß er selber fortgeht, und irgendwo hinter dem 3aun oder auf dem Bahnhof nächtigt.
Wo ist aber der Dienstbotenverband? Was hat er für sie geleistet? Es wurde für die Dienstboten ein Heim ge. gründet, aber dieses erwarb sich bald den Ruf eines Bordells, in dem es nur einen Herrscher gab: die Geschlechtstrantheit, Jetzt ist dieses Heim geschlossen.
Die Mostauer Weltkongreßmacher hätten alle Ursache, zunächst vor ihrer eigenen Tür zu fehren, bevor sie fich so übereifrig der sich ,, in rasenden Schmerzen windenden" Arbeiterschaft der übrigen Länder, insbesondere der deutschen Arbeiterschaft, annehmen. Wir in Deutschland würden gerne bis dahin auf alle Moskauer Parolen verzichten.
Zur Tarifbewegung im Berliner Berkehrsgewerbe wird mit geteilt, daß sich die Forderungen der Angestellten der Hoch- und intergrundbahn zunächst nicht auf direkte Lohnerhöhungen erstrecken, vielmehr anderweitige Regelung der Krankengeldzuschüsse, des Urlaubs und Verkürzung der Arbeitszeit ge fordert werden. Ein Verhandlungstermin steht noch nicht fest. Bei der Allgemeinen Berliner Omnibus- Attien. gesellschaft haben am Mittwoch nachmittag mit den Vertretern des technischen Berfonals Verhandlungen stattgefunden, die aber wegen einiger noch strittiger Buntte am nächsten Dienstag vor dem Schlichtungsausschuß fortgesetzt werden. Am gleichen Tage wird auch mit den Vertretern des Fahrpersonals vor dem Schlichtungsausschuß verhandelt werden.
Deutscher Solzarbeiterverband. Rammacher: Bertrauensmännerversamm tung am Freitagnachmittag 5 Uhr im Sigungssaal Rungestr. 30, parterre. Bekleidungsarbeiterverband, Sebastianstr. 37/38. Damenkonfektion( Mäntel, Rostüme): Branchenversammlung morgen( Freitag) abend 7 Uhr in den Sen. tral- Festsälen, Alte Jakobstr. 34. ,, Die Folgen der tariflofen 8eit; was ift gewillt seid, Euch willkürlich entlohnen und ausbeuten zu lassen. Erscheint bagegen zu tun." Rolleginnen und Rollegen! Reigt, daß 3hr nicht länger daher alle in dieser Versammlung.
Berantwortlich für Politik: Ernst Reuter ; Wirtschaft: Artur Saternus; Gewerkschaftsbewegung: 3. Steiner; Feuilleton : K. S. Döscher; Lokales und Sonstiges: Frik Karstädt; Anzeigen: Th. Glode; sämtlich in Berlin . Berlag: Borwärts- Berlag G. m. b. S., Berlin . Drud: Vorwärts Buchdruderei und Verlagsanstalt Baul Ginger u. Co.. Berlin SW. 68, Lindenstraße 3. Sierzu zwei Beilagen und Frauenstimme".
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