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Nr. 440 41. Jahrgang

1. Beilage des Vorwärts

Das Fräulein an der Schreibmaschine.

Der Beruf der Stenotypistin ist erst in neuerer Zeit zu einer selbständigen Berufsgattung geworden. In früheren Jahren, als die Schreibmaschine als Bureaumaschine noch nicht entdeckt" war, mußten die Arbeiten der Stenotypistin von geringer qualifizierten faufmännischen Angestellten verrichtet werden, denen vielleicht außer­dem noch die Eriedigung weiterer einfacher Bureauarbeiten oblag. Erst nach und nach fam die berufsmäßige Maschinenfchreiberin zu ihrer selbständigen Stellung im Bureauarbeiterberuf.

Lehr- und Uebungsjahre.

Die frühere handschriftliche Anfertigung der Schriftsäze, der Geschäftsbriefe, der Korrespondenzen usw. sette nur eine mehr oder weniger gute und wenn möglich auch schnelle Handschrift beim An­gestellten voraus. Nur in wenigen Fällen wurde die Kenntnis der Stenographie verlangt und nur die selbständigen Korrespondenten mußten über eine längere Ausbildungszeit Zeugnis ablegen fönnen, refp. eine längere Praris hinter sich haben, die sie zur Führung des Amtes befähigte. Für die heutige Berufsstenotypistin ist aber neben quter Allgemeinbildung eine längere Schulzeit auf einer Handels­schule eine unbedingte Notwendigkeit. Die jungen Mädchen werden auf der Schule mit dem Mechanismus der verschiedensten Systeme der Schreibmaschinen vertraut gemacht, was zur Auffindung von Störungsfehlern beim Echreiben von großem Wert ist. Das Schreiben auf einer Maschine erfordert aber auch ein weitgehendes Gewöhnungs- und Anpassungsvermögen, denn der Unterschied in der Konstruktion und dem dadurch bedingten guten oder schlechten, ieichten oder schweren Funktionieren der Maschine ist bei den vielen Systemen, die von den vielen Fabriken auf den Markt gebracht werden, sehr groß. Es haben sich infolgedessen direkt Spezialisten­gruppen unier den Stenotypistinnen gebildet, die, wenn es der Arbeitsmarkt irgend erlaubt, nur bestimmte Systeme schreiben. Bei der Ausbildung ist die Hauptsache die Uebung. Der Laie macht fich nur schwer einen Begriff von der Kompliziertheit eines fach­gemäßen Schreibens auf der Maschine. Jeder Finger hat seine be­stimmten Tasten, die er bearbeiten muß, der Anschlag der Typen gegen die Wolze und damit gegen das Papier muß von einer be­stimmten Stärke sein, damit die Schrift leserlich und gleichmäßig erscheint und trotzdem Farbband, Walze und Papier geschont werden. Haupterfordernis bei einer guten Stenotypistin ist natür­lich neben einer fehlerlosen Orthographie die Schnelligkeit, mit der fie Stenographiertes cder Diftiertes zu Papier bringen kann. Eine gute Kraft mird beim nicht zu schnellen Diftieren mit dem ge­sprochenen Wort Schritt halten fönnen; das Abschreiben er­fordert längere Zeit, weil hierbei Kopf und Augen fortgesezt hin und her gehen müssen. Für eine perfette Stenotypistin besteht cuch nicht die Notwendigkeit, dauernd den Blick auf den Tasten zu haten, fie schreibt den größten Teil ihrer Arbeit blind", so wie etwa ein geübter Klavierspieler, ohne dauernd auf die Tasten zu ftieren, sein Etüd spielt. Das alles ist nur durch sachgemäße Unter­weisung und dauerndes Ueben zu erreichen, wobei natürlich die Ausbildung während der Schulzeit durch eine längere Pragis er gänzt werden muß. Ein Unterschied ist zwischen einer Stenotypistin und einer Maschinenschreiberin zu machen und gerade die Berufs­ongehörigen legen den größten Wert auf diese Unterscheidung. Die Stenotypistin muß stenographieren können, während die Maschinen­schreiberin lediglich für die Arbeit an der Schreibmaschine bestimmt ist. Der Unterschied macht sich natürlich auch in der Entlohnung bemerkbar. Während für eine perfette, geübte Stenotypistin, die die Kurzschrift so gut tehrrscht, daß sie mit einem, fließend ge­sprochenen Diktat mitſchreiben fann, immerhin annehmbare Ge­hälter gezahlt werden, muß sich die Maschinenschreiberin mit etwa Sem entsprechenden Gehalt einer Kontoristin begnügen. So hat sich der Beruf der mit der Maschine Schreibenden zu einem Spezialberuf im taufmännischen Gewerbe entwickelt, der ebenso wie andere Berufsarten eine besondere Eignung, besondere Ausbildung und besondere Berufsfreudigkeit verlangt.

In und neben dem Beruf.

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Die Stellung der Stenotypistin im Kaufmannsteruf ist schon immer gegenüber ihren anderen Kollegen etwas abgesondert ge­wesen. Anlaß dazu war wohl die innigere Berührung mit höher gestellten Angestellten und Beamten, die bei der Aufgabe von Dif­

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Die Familie Frank.

Roman von Martin Andersen Nero.

Die Kämpfenden walzten immer ungestümer umher und warfen Tisch und Stühle um; Madam Frank hielt ihren Feind gebeugt, so daß er beinah auf allen vieren ging; er suchte nach ihren Beinen zu haschen, und sie sprang rückwärts, um ihm auszuweichen.

Er fah wohl einem winzigen wütenden Stier ähnlich, der eine lange, magere Here mit den Hörnern gepackt hatte.

Bis zwischen die Zuschauer walzten sie, und diese zogen sich schleunigst nach. der Seite zurück und waren vor Eifer im Begriff, die Wände hinaufzulaufen, um nicht im Wege zu ſtehen.

Dann nahm der Viehknecht einen rasenden Anlauf und stieß sie in eine Ecke, aber sie schnappte in demselben Augen­blic seinen vorstürmenden Kopf zwischen ihren Beinen, riß eine Elle von der Wand herunter und hieb auf ihn los. Tju! tju!" freischte sie bei jedem Schlage.

Er stöhnte unter den Schlägen und wand sich, um los­zukommen, aber der Kopf steckte wie in einem Schraubstod. Er kniff sie in die Beine und versuchte, fie unter ihr fortzu­ziehen, aber sie hatte einen zu guten Halt in der Ede.

Wenn er doch nur den Kopf so weit drehen fönnte, um sie in den Schenkeln zu beißen!

Doch die Schläge regneten auf ihn herab, und er war nahe daran, das Bewußtsein zu verlieren; so fest schnürte sie feine beiden Halspulsadern zusammen.

Dann raffte er sich zu einer verzweifelten Kraftanstren­gung auf, stüßte beide Hände gegen seine Knie und richtete fich auf. Einen Augenblick schwebte Madam Frank horizontal in der Luft und griff mit ihren langen Armen erschrocken vor sich hin.

Dann fiel sie mit einem Schrei zu Boden und blieb liegen, während der Biehfnecht fortrannte, barhäuptig und mit einer Haft, als wäre ihm der Teufel auf den Bersen.

Madam Frank richtete sich mühsam auf und wollte sich wieder ans Haarschneiden machen; fie war im Gesicht weiß mie eine Ralfwand. Sie begann, die Sachen in der Schlaf­fammer wieder an den Blaz zu stellen, dabei wurde ihr aber übel, und sie mußte an den Spültisch wanken und sich über­geben. Darauf sank sie auf den Küchenboden hin.

Dem Schlachtgetümmel folgte eine unheimliche Stille, die sich schwer auf die Kunden legte, so daß einer nach dem an­

taten zumeist ein von dem allgemeinen Bureaubetrieb abgesondertes Zimmer benutzen mußten, um in Ruhe orbeiten zu können Aber auch wegen des Spektakels, den die Schreibmaschinen immer noch verursachen, wurden in vielen Betrieben besondere Schreibzimmer cingerichtet. Es liegt vielleicht in der menschlichen Natur begründet, Stenotypistinnen herausgebildet hat, der zu einer Absonderung daß sich aus diesen Umständen heraus ein gewisser Dünkel bei vielen dieser Eingebildeten" führte. Die Vertreter unserer tapitalistischen Wirtschaftsweise haben sich das bald zunuze gemacht, weil sie er­

Lehnert

Donnerstag, 18. September 1924

taler Offenheit zutage treten. Dabei steilt sich dann oft heraus, daß der Umfang des Unternehmens die dauernde Beschäftigung einer Stenotypistin absolut nicht nötig macht, daß sich aber der Chef mit der gut ausgewählten Stenotypistin, die der Titel Privatjekretärin" erhielt, eine Geliebte verschaffen wollte, die ihn in finanzieller Hin sicht nicht so start belastete, wie etwa eine berufsmäßige Konkubine. nicht selten wird auch der Trick angewandt, durch geringes Gehalt die jungen Mädchen auf die Bahn des Casters zu treiben. Meister­haft wird es verstanden, der Anfängerin flarzumachen, daß sie durch williges Eingewöhnen in die Eigenarten" des Herrn. Chefs große Vorteile zu erwarten habe. Nur zu spät folgt dann das Erkennen.

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Leider sind diese Fälle nicht so selten, wie gemeinhin angenommen wird, zur Ehre beider Parteien muß aber gesagt werden, daß sie in der großen Menge von Angestellten und Chefs verschwinden. Die hof­fentlich bald einsetzende Geſundung unserer Wirtschaft wird auch die so notwendige Bereinigung des Geschäftslebens von vielen un­lauteren Elementen bringen. Der logischerweise damit verbundene Aufstieg unserer Arbeitnehmer organisationen wird dann das seine zur Aufklärung und Feftigung bedrängter und verirrter Berufs­ongehöriger der Stenotypistinneч tun.

Herr Boelitz als Antisemit.

Bor fast zwei Jahren entschied Herr Boeliz zum ersten Male, und zwor unter Verlegung der Reichsverfassung, gegen dissist dentische Lehrer, indem er ihnen das Recht versagte, an unseren öffentlichen Volksschulen Rektoren zu werden. Die Be­gründung lautete:" Ich kann die Verantwortung vor dem Lande nicht tragen Dissidenten zu Leiter an christlicher(!) Schulen zu machen.( Boeliz im Landtage 1922.) Jetzt reiht sich daran eine neue Willkür des Herrn Boelig, diesmal gegen jüdische Lehrer. Nach einem Erlaß des Minist. f. W., K. u. V. vom 26. Juni 1924 fönnen grundsäglich jüdische Lehrkräfte an evangelischen und fatholischen Volksschulen nicht zu Konreftoren befördert werden. Ausnahmen sind nur in besonders liegenden Fällen zu= lässig." Daß ein solcher Ausnahmefall niemals eintreten wird, da­für wird Herr Boelih schon sorgen. Als Begründung wird wieder angeführt, daß unsere öffentlichen Volksschulen christliche Schulen seien. Solange nicht durch Reichsschulgesetz die Rechte der nichtchriftlichen Minderheiten gewahrt werden, bedeutet die so oft wiederholte Betonung des angeblich) fonfessionellen Charakters unserer Volksschulen eine Vergewaltigung dieser Minderheiten. Die neueste Entscheidung" des Herrn Boelig erfordert aber noch ein paar grundsätzliche Einwendungen.

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Die Konrettorenstellen sind zwar nach dem Gesetz Be­ förderungs -, nicht Aufrückstellen. In der Praxis fann aber jeder Lehrer, der nicht dienstlich zu erheblichen Beanstandungen Veran­laffung gegeben hat, Konreftor werden. Nur die jüdischen nicht! Ihnen wird durch den neuen Erlaß die höhere Gehaltsstufe, die aller ihren Kollegen zugänglich ist, vorenthalten. Jeder Lehrer kann, auch schon in jüngeren Jahren, den Rettor Leiter der ganzen Schule", wie Herr B. unnötigerweise hervorhebt vertreten. Nur ein Jude nicht, Herr Minister? Fragt man nach dem Grunde, so hört man: fannten, daß eine solche freiwillige Absonderung bequem zu einer Die jüdischen Lehrkräfte werden an den evangelischen und fatho­absichtlichen Trennung der Arbeitnehmergruppen ausgebaut werden lischer Volksschulen nur im Interesse des jüdischen Religionsunter­fann, die dann nach dem System: Teile und herrsche zum Schaden richts angestellt und können deshalb(?) feinen Anspruch auf Be­bald dieser bald jener Gruppe angewandt wurde. Diejenigen des förderung erheben." Nach dieser Logit, Herr Boelig, dürften Sie Berufs, die die Absichten der Unternehmer selbst, oder durch die erst recht keine technische Lehrerin als Konreftorin bestätigen lassen; Aufklärungsarbeit der Organisationen erkannten, waren durch den denn auch sie wird nur im Interesse des technischen Unterrichte zusammenschluß mit ihren Kollegen fester, rücgratfräftiger ge- angestellt, ja noch mehr, fie erteilt auch nur solchen Unterricht. worden. Aber viele von jenen, die den Standesdünfel auf die Jüdische Lehrer hingegen müssen in sämtlichen Lehrfächern Unter Spize trieben, die sich in Kleidung und Benehmen außerhalb ihres richt erteilen. Will Herr B. etwa nächstens den jüdischen Lehrern Kollegenfreises stellten, wurden in nicht seltenen Fällen das Opfer allen übrigen Unterricht an den Volksschulen wieder nehmen? Be­ihrer Vorgesehten nicht nur in materieller, sondern oft auch in moralischer Hinsicht. Die Zahl der jungen Mädchen, die als Gegründung: Ich fann es vor dem Lande nicht verantworten, daß jüdische Lehrer an christlichen Schulen unterrichten!" liebte des Bureauvorstehers oder des Herrn Chefs bevorzugt wur­den, ist leider nicht gering. Zu ihrem geistigen Untergang gefellte sich der physische. Aber der erträumte Erfolg dieser doppelten Dienstleistung, die ersehnte höherstellung im Beruf, oder das er= wartete Avaricement zur Frau Chef blieb aus; die Verführte war und blieb nur ein williges und zuvorkommendes Objekt der sehr realen Gelüfte des Vorgesezten. Bersuchte sie gar einmal ihre_ver= meintlichen Ansprüche geltend zu machen, tam zu Hohn und Spolt noch die Kündigung und der legte Aft der Tragödie spielt dann nicht selten vor dem Forum des Kaufmannsgerichts, wo die Verschieden­artigkeit der Interessen von Unternehmer und Arbeiterin mit bru­

deren davonschlich. Als Madam Frank umsant, waren nur noch zwei übrig, ein Knabe und der alte Bauer.

Die nahmen sich nun ihrer an, vermochten sie aber nicht wieder auf die Beine zu stellen, geschweige denn zu Bett zu bringen.

Und wo steckte Meister Frank? Erst jetzt entdeďte man, daß er forf war. Ja, wo steckt er?

Endlich fanden sie ihn draußen im Häuschen". Gleich bei Beginn der Schlacht hatte ihn eine heftige Diarrhöe be­fallen, und er mußte dorthin eilen.

der Sozialdemokraten gegen diesen antisemitischen Erlaß Protest Die zentrale Schuldeputation von Berlin hat auf Antrag erhoben. Das ist nur dem Umstande zu danken, daß ausgerechnet der Vertreter des Zentrums aus Versehen Neutralität übte, zum großen Merger des Bürgerblocks.

Die Kinderfreunde des Bezirks Prenzlauer Berg beginnen ihre Winter­arbeit mit einem Lichtbildervortrag über das Arbeiterkind" im Schultino Dunderstr. 64 am Dienstag, den 30. Ceptember 1924, abends 8 Uhr. Referent: Dr. Mar Hodann. Der Ueberschuß soll restlos für die Anschaffung von Büchern für die Kinderlesestube Prenzlauer Berg verwendet werden

der Kneipe des dicken Mads Sivertsen den Tag mit kleinen Morgenschnäpfen. Selbst die Hütejungen hatten ausnahms= weise das Bieh an die Schlinge legen dürfen und plantschten jezt barfüßig unten an dem flachen Strande umher.

Bon Haus zu Haus stieg der Danebrog empor, in der heiligen Sonne der Freiheit errötend, und Todesfeglern im Hafen wehte er stolz herab und schickte in der leichten Morgenbrise flatternde kleine Grüße hinaus aufs Meer, das lächelnd dalag, blauäugig und träge wie alles übrige.

In der Jütenstraße saßen Schuhmacher Madvig und seine Er sah sehr erschöpft aus, als sie ihn fanden. sieben Söhne und übten sich darin, feuchte Töne in blanke Gemeinsam brachten die drei Madam Frank, nachdem sie Messinginstrumente hinabzuspucken. Sie bildeten das Musik­sie ausgezogen hatten, zu Bett.

10.

Die Sonne des 5. Juni goß ihre freiheitsschwangeren Strahlen auf das Städtchen herab.

Tief drinnen streckten sich die schweren Felstämme wie träge, schlafende Riesen in stahlblauem Harnisch ; sie lagen da, wie sie immer gelegen hatten, gleichgültig gegen Sonnenschein und Regen, gegen Freiheit und Sklaverei.

Aber unten über das weichere Ackerland hin entfalteten die Strahlen dafür so recht ihre befreienden Kräfte. Sie be­wogen die trägen Eichenknospen, sich zu öffnen, fie lockten dem Bauer die zottige Müße vom Kopf, und selbst aus dem kleinsten Pferdeapfel erlösten sie Hunderte von Insekten, denen sie die goldene Freiheit schenkten obendrein mit Flügeln.

Aber drinnen in der Stadt wirkten die Strahlen am aller­fräftigsten.

Am Alltag pflegte man sich nicht zu überanstrengen, hul­digte vielmehr im allgemeinen dem Wahlspruch: Kommst du heute nicht, so kommst du morgen. Der einzige Tag, an dem etwas Emsigkeit herrschte, war der Sonntag; dann hing meist der Schlendrian der ganzen Woche über den Bewohnern, so­aufagen mit dem Gewicht eines schlechten Gewissens.

Aber heute gab es fein schlechtes Gewissen. Der Ver­faffungstag war ein Tag, den der König gegründet hatte, da­mit die Arbeitenden menigstens einmal im Jahr die Freiheit fosten sollten Und siehe, das hatte einen Sinn.

Die Fischer, die die ganze Woche auf Fangwetter gewartet hatten, fuhren nicht aus, obwohl sie das Wetter heute strahlend fanden; vom frühen Morgen an standen sie unten im Hafen, die Hände in den Taschen, und starrten gähnend auf die See hinaus der Freiheit zu Ehren. Die Arbeiter waren schon von der Morgenstunde an in ihrem Staat und begrüßten in

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forps des Städtchens, und sie sollten am Verfassungstag an der Spitze des Festzuges marschieren.

Draußen im Walde hatte man vom frühen Morgen an gezimmert und gehämmert, um den Festplatz instandzusetzen. Jetzt war das Holzgerüst errichtet, und die jungen Bürger­töchter mit den apfelroten Backen und unschuldweißen Kleidern schmückten es mit Blumen und Grün.

Hie und da warf die eine oder andere von ihnen einen verstohlenen langen Blick in der Richtung nach zwei ein wenig zerlumpten und schmutzigen, doch verfligt flinken Jungen hin, die drüben arbeiteten. Aber wenn eine andere von den Freun= dinnen es entdeckte, dann rümpfte das betreffende Mädchen rechtschaffen die Nase über die beiden schmußigen Straßen­jungen. Und die Freundinnen folgten diesem Beispiel um auch einen Anlaß zu haben, hinzusehen. Konnten sie vielleicht etwas dafür, daß die Stadt so entsetzlich fümmerlich mit an ständiger männlicher Jugend versehen war!

Die einzige, die nicht hinüberstarrte, sondern mit ruhiger Miene ihre Arbeit versah, war Bürgermeisters Gerda, obwohl man hätte annehmen sollen, daß sie sich mehr für die Jungen intereffierte als die anderen, da der eine von den beiden da­mals um ihret willen auf dem Rathause gezüchtigt wor

den mar.

Thorvald und Lars ließen sich die Anwesenheit der ,, feinen Mädchen" nicht anfechten, sondern beeilten sich mit ihrer Arbeit.

Sie waren eifrig damit beschäftigt, Mads Sivertsens Zelt zu errichten und Kiefernpfähle für Tische und Bänke in die Erde zu hämmern. Wie immer waren sie in ihrem Element, menn fie arbeiteten; der Schweiß troff herab; fie pfiffen, fluch ten und racerten sich ab, wie wenn sie's bezahlt befämen. So war es denn auch, denn sie sollten jeder fünfundsiebzig Der er­halten, wofür sie alles zurechtmachen und bedienen mußten, bis das Fest in der Nacht zu Ende war.( Fortsetzung folgt.)