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Lernt aus dem Krieg!
Bon L. d'Arragona ,:
Generalfelnetar des italienischen Gewentschaftsbundes.
So sehr man a ich bei Betrachtung des letzten Krieges bemüht sein mag, Gefühle und Ideale hervortreten zu lassen, so fann bei einer ernsthaften Beurteilung doch kein Zweifel
darüber bestehen, daß er das Resultat von Gegensäzen zwischen ben bürgerlichen Klassen der verschiedenen Nationen war.
Die Intereffengegenfäße der verschiedenen Nationen betreffen nur die führenden Klassen und stiften nur Uneinigkeit unter diesen Elementen und nicht unter den Proletariern. Die führenden Klaffen neigen zum Nationalis mus und bedienen sich des Krieges als eines Angriffs- und Verteidigungsmittels; dos: Proletariat aber soll den Internationalis mins zu seiner Parole machen und in der Solidarität die Garantie für seine Interessen finden. Dies ist für das Proletariat ein hinreichender Grund, den Krieg zu ist für das Proletariat ein hinreichender Grund, den Krieg zu
perabſcheuen.
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Der Krieg zwischen einzelnen Nationen zeitigt auch innerhalb des Boltsganzen der einzelnen Länder wenigstens zeit weise eine Bermischung der verschiedenen sozialen Schichten. Wenn alle Klassen am Krieg teilnehmen, bringt dieser eine Zusammenarbeit, derselben in zerstörendem und nicht aufbauendem Sinne mit sich. Er beeinträchtigt den Kampf, den das Proletariat sonst unter normalen Verhältnissen zu seiner Berteidigung und in der Berfolgung seiner Ziele gegen die herrschenden Klaffen führen würde. Auch aus diesem Grunde steht der Krieg zu den Interessen des Proletariats im Gegensatz.
Wenn es uns bis jeht nicht gelungen ist, das schreckenerregende Anwachsen des Militarismus in allen Ländern Europas zu verhindern, wenn es noch nicht möglich gewesen ist, die Bande der internationalen Solidarität so eng zu fnüpfen, daß die Auswirkungen der Konkurrenz zwischen den herrschenden Klassen der verschiedenen Staaten ausgeschaltet
werden, so wollen wir wenigstens aus den Schrecken des letzten Krieges, dessen Folgen wir noch viele Jahre spüren werden, die eine Lehre ziehen: Tragen wir dazu bei, alle zukünf tigen Konflittsursachen aus dem Wege zu räumen! Gelingt das nicht, so finden wir in unseren antimilitaristischen und internationalen Bestrebungen, auch in Zukunft auf viele Jahre hinaus unüberwindliche Hindernisse in unserem Wege, und wir würden neuen, schrecklichen Enttäuschungen entgegengehen.
Mahnruf an die Frauen.
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Bon Hélène Burniaux, Vorsitzende des Jr: ternationalen Arbeiterinnenbandes. Unser Wille zum Frieden muß ebenso start sein wie unser 23ille zum Glüd. Der Gebante muß von uns Befitz ergreifen, daß nichts Großes und Dauerndes zustande fommen fann, folange das Gespenst des Krieges den Horizont verdunkelt. Mir Mütter, denen der Krieg unfere Söhne, unfere Männer, Brüder und Bäter raubt, müssen für den Kampf gegen den Krieg die nötige Kraft in unseren Herzen schöpfen. In Bersammlungen, auf Konferenzen und Meetings kann der Bille zum Frieden nur manifestiert und nichts erreicht werden, was die Hindernisse aus dem Wege räumt, die sich der Verwirklichung unserer Hoffnung entgegenstellen. Es handelt sich darum, den Kindern Schrecken vor jeglichem Gemegel einzuflößen und ihnen einen wirklich internationalen Geist beizubringen.
Wir müssen uns im tagtäglichen Kampf auf gewerkschaft lichem und politischem Gebiet gegen die einzige große Kriegsurfache vereinigen: den Kapitalismus .
Die Idee des Baterlandes braucht dabei nicht ausgeschaltet, sondern sie muß veredelt werden, und wir müssen zusammen arbeiten, um jentes neue Baterland zu schaffen, von dem Jaurès sagte, daß es nur durch die Autonomie aller, den Fortschritt der Demokratie und die Gestaltung neuer Probleme durch die aufbauenden Kräfte aller Nationen, das heißt durch die Weiterführung der Idee des Baterlandes bis zur Idee der Menschheit verwirklicht werden kann".
Wir Frauen haben als Erzieherinnen die schönste Aufgabe. Laßt sie uns mit Gewissenhaftigkeit und Zuversicht erfüllen!
Die Arbeiter als Opfer.
Bon Léon Jouhaug, Sekretär des franz. Gewerkschaftsbundes. Die furchtbaren Erfahrungen von 1914 bis 1918 haben die Arbeiter gelehrt, daß sie die ausersehenen Opfer derinter: nationalen Konflikte und allen Elends sind, das sie im Gefolge haben.
Nicht allein, daß Millionen ihrer Brüder ihr Blut auf den Schlachtfeldern vergossen haben, hatten und haben sie noch weiter alle Leiden der Nachfriegszeit zu tragen. Sie sind es, die für die Ruinen und die Desorganisation in der ganzen Welt Bu büßen haben. Für den einen Teil ist es die Arbeits losigkeit, unter der Millionen von Familien leiden, und deren Folgen die fünftige Generation bedrohen; für die anderen sind es die jämmerlichen Lebensbedingungen und die Unterernährung. Gegen alle jedoch sind die Angriffe auf die Arbeitsbedingungen und die Arbeitererrungenschaften der letzten Jahre gerichtet.
Berarmt und mit geschmälerten Kräften und Mitteln fristet die Arbeiterklasse nach dem Kriege ein fümmerliches Dasein, während der Kapitalismus aus ihm seine Vorteile zieht. ,, Nicht das Vaterland", sagt der Dichter Lamartine , ist im Kriege den größten Gefahren ausgesetzt, sondern die Freiheit. Der Krieg ist fast immer eine Diftatur."
Aber seine Missetaten sind damit nicht erschöpft. Immer hat er die Reaktion und oft auch die Diftatur zur Folge. Die letzten fünf Jahre haben die Welt hierüber in der furchtbarsten Weise belehrt. Die verschiedenen Arten von Natio= nalismus, die sich gegenseitig nähren, gegenseitig Haß und Mißtrauen schüren, sich gegenseitig zu bekämpfen vorgeben, während sie in Wahrheit einander unterstützen sind in ihren Auswirkungen eine Aufhebung der Freiheit.
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sich ebenso stark entwickelnden Bureaukratie, deren Reihen die nationale Intelligenz ausfüllt. So sehen wir dasselbe Bild wie vormals in Europa : auf der Grundlage der kapitalistischen Wirtschaftsweise, beseelt von frischem Chauvinismus, entwidelt sich im Königtum Militarismus und Bureaukratie, d. h. jene furchtbare Staatsmaschine, die alle gesellschaftlichen Klassen unterjocht, der ruhigen Entwicklung der sozialen Kräfte im Rahmen der Demokratie zu enge Grenzen zieht und nach außen hin eine furchtbare Gefahr für die internationale Demokratie
wird.
Die Arbeiter Westeuropas und Amerikas , die die staatliche Herrschaft antreten, müssen sich der Tatsache bewußt sein, daß eine einseitige Entwaffnung sie einer furchtbaren Gefahr aussetzt. Es ist im Altertum oftmals geschehen, daß blühende Kulturen, so in Aegypten , Arabien , Kleinasien , Griechenland und Wir kennen nur zu viele Beispiele und wiffen nur zu gut, Rom , dem Ansturm der rohen wilden Gewalt nicht haben daß alle Spielarten des Nationalismus, sei es in der unverstandhalten können und untergingen. Wehe einer entwaff hüllten Form der Diktatur oder in der Form einer heuchlerisch neten Arbeiterdemokratie in Westeuropa und America, wenn mastierten Ausnügung des patriotischen Gefühls, mit den die Militärmacht der neuen Staaten im nahen und weiten kapitalistischen Mächten zusammengehen, um sich vereint gegen Orient unberührt bleibt. die Arbeiterklasse zu richten, deren Emporkommen sie fürchten. Die Entwaffnung der Welt muß eine allge Oft ist mit dem Krieg die Absicht und Wirkung verbunden, meine sein oder sie darf überhaupt nicht sein. Die Zurückdie Bölker von ihren Befreiungsbestrebungen abzulenten; gebliebenheit in der wirtschaftlichen Entwicklung macht unsere immer aber führt er dazu, die Verwirklichung der Freiheit und Arbeiterklasse zu schwach, um aus eigener Macht und in obsehGerechtigkeit zu verhindern. Pflicht der Arbeiter als gefellbarer Zeit die militärische Herrschaft bei uns brechen zu können. schaftlicher Klasse ist es fonach, sich dem Kriege zu Die Erreichung dieses Zieles hat der Arbeiterklasse Westwidersehen und alle Kriegsursachen zu be- europas Jahrzehnte großer Kämpfe, schwere Opfer, verlorener kämpfen. Und diese Pflicht deckt sich mit den Bestrebungen Kriege und einige Revolutionen getoftet. Wenn es heute all jener, die den Fortschritt der Menschheit ermöglichen und unter dem Drucke der mächtigen Arbeiterbemokratie Bestfie gegen alle. Anschläge verteidigen wollen, die sie mit Blut europas und Amerifas zu einer allgemeinen Abund Schande beflecken. rüstung fommt, wird das für uns den Wert einer siegreichen demokratischen Revolution haben und die politische Demokratie wird uns erst dann zu wirklichem Leben erwachen. Von den erdrückenden militärischen Lasten befreit, die heute ein Drittel des Staatsvoranschlages verschlingen, würde das Kulturleben unserer Völker schnell aufblühen. Unsere im Geiste des Sozialismus erzogene Arbeiter flasse würde schnell zu mächtigem politischen Einfluß gelangen. In ihrer frischen Kampfluſt und Energie wird der schöpferische Ernst der weitlichen Brüder Stüße und Ansporn finden. Die Entwicklung der Welt, besonders aber des Ostens, wird mit Riesenschritten vorwärts gehen.
Die Macht der Arbeiter.
Bon Fred Bramley, Sefretär des britischen Gewerkschaftsbundes.
Im letzten großen Krieg wurden über 50 Millionen gesunde und fräftige Arbeiter von den Feldern, Fabriken und Arbeitsplätzen Europas zum wissenschaftlichen Mord herangezogen, weil ihre Herren sozial, industriell und politisch in Streit geraten waren. Der Krieg bedeutete die tragische und unvermeidliche Folge eines auf fapitalistische Herrschaft, internationale Konkurrenz, Geheimdiplomatie und militärische Allianzen gegründeten System. Das aus einer verhängnisvollen Verquidung von Verbrechen und Mißgriffen entstandene Unglück zeitigte für ungezählte Millionen den Berlust von Vätern, Getten, Söhnen und Brüdern. Ueber 71 Millionen der stärksten und hoffnungsvollsten jungen Leute aller Nationen verloren auf den Schlachtfeldern ihr Leben. Zudem zählte man 12 500 000 Verwundete, von denen Tausende so verstümmelt worden sind, daß sie sich körperlich und geistig nie mehr erholen werden.
So haben wir vom Kampfe für die Abrüstung und für den Weltfrieden viel mehr zu gewinnen als unsere älteren Brüder, und deshalb nehmen wir mit vollem Herzen Anteil an diesem Kampje. Er bedeutet für uns nicht nur Friede, er ist uns eine große Hoffnung, ein ents schiedener Schritt zur Freiheit.my foot
Das ist der Krieg!
Ein Tagebuchblatt.
Mehr als irgendeine andere Klaffe leidet die ArbeiterBordeaug, den 17. September, 1914. flasse unter den Folgen des Krieges. Die Arbeiter haben Die Schiffe, die sonst bis Royan an die Gee fahren, fehren jetzt aber auch mehr als jede andere Klaffe die Mittel zur Berauf halbem Wege, bei Bauillac, wieder um. Das Schiff ist voll hinderung des Krieges in Händen. Denn sie fönuen von Winzern, die zur Weinlele fahren; meist Frauen, die, so gut fich weigern, das nötige Menschenmaterial" zu liefern. das es gehen mag, die abwesenden Männer erfegen. Es wäre ein ge Kriegsmaterial herzustellen und zu transportieren. Der Welt fegnetes Beinjair, ohne den verfluchten Krieg. Ueberall Sonne friede fann nie durch motalische Erwägungen oder fromme und Fröhlichkeit an den Ufern, die immer weiter zurückweichen. Der zum Meer, werdende Eirom wälzt seine von Flut und Ebbe Refolutionen gesichert werden, er wird kommen, wenn sich die versandeten Wasser fast schiffsleer hinauf und hinab. Lints flache Arbeiter weigern, bei einem Spiel mitzumachen, bei dem Ebene, Sumpf und Sandboden, aus dem der Bordeaux feinen fie die hilflosen Opfer der strupellofen Verbrecher merden, die eigentümlichen fühlen Geschmad zieht. Rechts Hügelgelände, an sie für die Missetaten und den Wahnsinn anderer bluten, deffen Gehänge die weltberühmten Weine in der Sonne brüten. arbeiten und zahlen lassen. Eine wahre Bilgerfahrt.
Wenn sich die Arbeiter nicht organisieren, um die Kriegsgefahren endgültig aus dem Wege zu räumen, werden diese Gefahren zur Wirklichkeit werden. Wir müssen erreichen, daß diese Instrumente der Unterdrückung von jenen nicht mehr verwendet werden können, die wir durch Arbeiterklassen organisationen beeinflussen oder beherrschen können.
In unserer Opposition gegen den Krieg müffen wir Rassenvorurteile überwinden; sie muß uns zur Berneinung der die Staaten trennenden Grenzen führen und uns anspornen, über diese künstlichen Schranken hinweg die Solidarität der Arbeitert lasse zu begründen. Die Arbeiter Europas fönnen sich, der Welt und den kommenden Generationen am meisten nügen, wenn sie ein internationales Einvernehmen fördern, das Kriege unmöglich machen wird.
Eine große Hoffnung.
Bei der alten Baubanschen Feste Blaye sieht alles gespannt zu den steilen Mouern hinüber. Man hofft, deutsche Kriegsgefangene zu sehen. Blaye soll voll davon sein. Pauillac , wo mein Lieblingswein wädyit, das Bauiilac des Châteaur- Margaur und so vieler anderer berühmter Weine, liegt öde und verlassen. Man flagt hier bitter über den Krieg. Der große Handel mit Hamburg hat ganz aufgehört. Wer weiß, ob er je wieder in Schwung kommen wird. und vor allem der Krieg gegen den Handel Deutschlands einen be für die Bordeläfer Weinbauern hat der Krieg gegen Deutschland fonders bitteren Beigeschmack. Sie fürchten, einen guten Kunden und einen noch besseren Weinreisenden zu verlieren. Auf der Rückfahrt steigt in Blone ein Sanitätsunteroffizier ein. Wir figen auf Der Kommandebrücke: Zmei Postbeamte, der Unteroffizier, ein Soldat, der Kapitän, meine Frau und ich. Man fragt den Unteroffizier aus. Ob viele Deutsche in Blane find. Wie man sie behandelt. Wie
fie fich benehmen. Ob sie arbeiten müssen. Was man ihnen zu
effen gibt.
In Blane find 1400 Deutsche gefangen, davon 800 Verwundete. Täglich sterben einige an Brand oder Genicstarre; jeht nur noch einer oder zwei. Sie famen mit 14 Tage alten Berbänden an, die gänzlich verfault oder vereitert woren. Glücklicherweise ist ein höherer Stabsarzt durchgekommen, der sein Handwerk versteht. Er amputiert grundsäßlich nicht. Natürlich geht man sonst nicht zart mit ihnen" um.
" Sie machen es mit den Unseren noch schlimmer," wirft einer et 1. " Nein," sagt der Unteroffizier, wir hoben einen Franzosen, der von den Deutschen gepflegt worden ist. Er sagt, daß er nie so gut wie von ihnen gepflegt worden sei." Berlegene Stille. Dann geht das Fragen wieder los. Hunger hätten sie fortwährend. Sie feien unglaubliche Effer. Mittags und abends gibt es tagaus tagein dasselbe für die Deutschen : Rindfleisch, Suppe und Gemüse, Suppe, Gemüse und Rindfleisch. Früh Kaffee, Brot 600 Gramm täglich. Die Gesunden werden manchmal bei Straßenarbeiten verwendet. Der Unteroffizier lobt die Sachkenntnis des gefangenen Scaitätspersonals und hebt hervor, daß viele orme Teufel darunter find, Familienväter, die vier und fünf Kinder haben und ganz gewiß feinen Krieg wollen.
Die Agitation des Internationalen Gewerkschaftsbundes gegen den Krieg hat für den nahen und fernen Orient viel größere Bedeutung als für Westeuropa und Amerika . Sie bringt uns eine große Hoffnung und schüßt uns nicht nur vor der bei uns ständig andauernden Kriegsgefahr, sondern fördert auch unsere politischen und sozialen Bestrebungen, und zwar so, daß uns dabei viele Opfer und viele Kämpfe erspart bleiben. Allgemein gesprochen, sind unsere Länder in ihrer Entwicklung da angelangt, wo sich Westeuropa vor einem Jahr hundert befand: nach dem Sturze des Feudalismus und der Fren dherrschaft find lebenskräftige nationale Staaten entstanden, in deren Rahmen die einheimische tapitalistische Wirtschaft sprunghaft aufsteigt. Noch schneller aber entwickelt Auf meine Frage, wie es fomme, daß die Verwundeten mit sich der einheimische Militarismus auf Grund der allgemeinen 14 Tage alten Berbänden antommen, sagt der Unteroffizier, deg Wehrpflicht. Unter der Leitung eines triegsluftigen es den Franzosen oft nicht besser geht:" C'est la guerre, das ist Königtums findet er seinen Stützpunti besonders in der der Krieg".
3. Steiner Juilien.
Rahma
MARGARINE
buttergleich
Man verlange beim Einkauf von», Rahma- buttergleich" gratis die Kinderzeitung ,, Der kleine Coco".