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Krieg und Frieden, soweit das internationale Recht den Krieg| Boltes. Er stellt für die Stadt Bonn   folgendes Verhältnis der überhaupt noch zuläßt. Erinnere man sich des Sages in der rationierten Lebensmittel fest: deutschen   Kriegserklärung an Rußland  , mit dem Deutschland  am 1. August 1914 in den Weltkrieg hineingerissen wurde: Seine Majestät der Kaiser, mein erhabener Herr und Gebieter, nimmt im Namen des Reiches die Herausforderung an und betrach­tet sich als im Kriegszustand mit Rußland  ."

Keine Befragung der Boltsvertretung war vorausge gangen. Hätte sie erfolgen müssen, so wäre es nie zum Beltkrieg gekommen. Denn so erbitterte Gegnerin des Zarismus die deutsche Sozialdemokratie war, für eine Kriegs­erflärung märe ihre Stimme nicht zu haben gewesen, und ein Krieg gegen die Stimmen der Sozialdemokratie war eine Unmöglichkeit.

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Deutlicher als es im zitierten Saz   geschieht, tann es nicht veranschaulicht werden, daß das deutsche Bolt in feiner Weise eine Verantwortung für die Entfesselung des Welt­frieges trifft. Bei der Behandlung der Frage der Berant­wortung am Kriege Kriegsschuld ist ein durchaus irre­führendes Wort fann daher, wie Kautsky   mit Recht her­vorhebt, nicht scharf genug zwischen Volk und Regierung unterschieden werden. Für die Frage der Reparationspflicht ist das freilich nebensächlich. Nach dem geltenden Bölkerrecht wird eine Nation der Verpflichtungen, die ihre verfassungs mäßige Regierung auf sie geladen, nicht dadurch ledig, daß fie die Regierung absetzt oder die Verfassung ändert, und diesen Grundsatz wird auch ein demokratisches Völkerrecht nicht über Bord werfen. Die sozialistische Internationale hat in ihren Kongreßbeschlüssen einen besseren Weg gezeigt, eine Regelung der Reparationsfrage nach den Grundsägen von Recht und Billigkeit zu erwirken.

Das Stahlbad des Krieges.

Soll die Götterdämmerung  , die über der euro. päischen Raffe und Kultur nun schon so lange liegt, end­lich weichen und dem Morgenlichte Platz machen, fo dürfen namentlich wir Germanen in dem Krieg nicht mehr unseren Berderber, sondern wir müssen in ihm endlich wieder den Heilbringer, ben Arzt erkennen, der zwar nicht allein uns von allen Uebeln des Leibes und der Seele er lösen tann, ohne den es aber absolut unmöglich ist."" Tägliche Rundschau" vom 12. Nov. 1912. Wir haben hier einen der unzähligen Aussprüche der all­ deutsch  - nationalistischen Presse vor dem Kriege an die Spitze gefeßt, in denen der Krieg als Heilbringer, als Stahlbad ver­herrlicht wurde. Die alldeutschen Kreise haben bekanntlich nach dem Ausbruch des Weltkrieges frohlockend erklärt, daß fie jene heilige Stunde" schon lange herbeigefehnt hätten. Diese Kreise, die jetzt nach einem Rachetrieg schreien und durch den Mund des deutschnationalen Reichs­tagsabgeordneten v. Freytagh- Loringhoven erklären, daß der Tag kommen werde, an dem das deutsche   Volt die Schmach von Versailles   mit seinem Blute wieder abwaschen" merde, diese Kreise sind es vor allem, die die Schuld an all dem Elend und Unheil tragen, das das Stahlbad des Krieges" dem deutschen   Bolte gebracht hat. Tun wir einen Blick in dieses Reich des Grauens, das sich uns in trockenen Daten offenbart.

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Das Hungerdafein im Kriege.

In einem ftreng wissenschaftlichen Buche: Untersuchung über die Lebensmittelrationierung im Kriege und ihre physiologisch hygienische Bedeutung" gibt Dr. F. W. Bach eine in ihren trockenen Zahlen erschütternde Darstellung der Kriegsernährung des deutschen  

Es wurde ftiller.

Gosemanns Schnarchen übertönte Schnattern und Stöhnen. Das Feuer im Ramin   jagte flatternde Schatten über Gefichter und Körper, prasselte, Misterte. Funken stoben.

Hans Scholt stand mit nadtem Oberförper davor und mufch fich. Sein Riefenschatten flog an den Wänden hin und her. Als Hans sich fämmte, stand eine junge Jüdin auf und bat ihn um den Kamm.

Aber jamoll, Frollein! Bitte!"

Sie fämmie am Feuer ihr schwarzes Haar. Heuer legte goldigen Glanz darauf. Dann band fie's zu einem Knoten im Naden zu fammen und gab den Ramm zurüd.

Und was bekomme ich dafür?"

Fleischwaren Fette.

Brot, Mehlwaren Eier

4

1916

Menge in Gramm auf den Kopf und die Woche 1918 in Broz. der Friedens Friedens verbrauch menge

1917

1918

1043

318

232

123

12

232

66

56

51

2985 122,5

22 50 16,3 12

2660 1484 1491

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So wurde der notwendige Kräfteersatz aus der rationierten Lebensmittelmenge nur noch zum Teil und in ständig abnehmen­

dem Umfang gebedt. Die Nationen lieferten in Hundertteilen des notwendigen Bedarfs eines Erwachsenen von 60 Rilo Gewicht bei mittlerer( im letzten Halbjahr bei leichter) Arbeit: 1916/17 1917/18

Eiweiß Fett Kohlehydrate Kalorien

39,5

36,6

38,5

25,0

65,7

70,1

54

56,5

2. Salбj. 18 32,8

21,2

68,2

53,8

Dabei wurden die nach der theoretischen Berechnung vorhan­denen Kalorien( Krafteinheiten), die immer mehr aus schwer ver­daulichen Pflanzen- und Ersatzstoffen herrührten, in Wirklichkeit in­folge der mangelhaften Verwertung und der Verdauungsstörungen mur noch zum Teil vom Körper mugbar gemacht. Die erforderliche mur noch zum Teil vom Körper mutbar gemacht. Die erforderliche Kraftmenge war also zuletzt auf die Hälfte, an den wichtigsten Nahrungsstoffen auf weniger als ein Drittel( Eiweiß), ja ein Fünftel( Fett) gefunten. Es ist berechnet worden, daß nur der Bedarf etwa eines fünfjährigen Rindes durch die Rationen gedekt wurde, von da an aber Unterernährung bestand.

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Nun wurde noch ein ganz geringer Zusatz durch die im freien Handel erhältlichen Lebensmittel, ein größerer auf dem Wege des Schleich   handels je nach den Beziehungen, dem unbedenk­lichen Gewissen und vor allem dem Umfang des Geldbeutels gedeckt. Aber es steht fest, daß die große Mehrheit des Voltes, namentlich in den städtischen und Industriebezirken, nicht entfernt die ausreichende Ernährung gehabt hat.

Die Blockade der Wucherer.

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Es war nicht bloß die feindliche Blockade, die die Unterernäh­rung und den Hunger des deutschen   Boltes verschuldete. Hand in Hand mit dem Feindbund arbeiteten die inneren Feinde", die Agrarier und Lebensmittelwucherer. Die Erfassung" der Lebens­mittel war derart unvollständig, daß ein großer Teil bei den Landwirten zurückblieb, der abgesehen von der eigenen, meist reichlichen Ernährung in den Schleichhandel überging und nur zu Bucherpreisen zu laufen war. Es ift," sagt C. v. Tyszka im Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik( 1917), offenes Geheimnis, daß noch sämtliche Nahrungsmittel in beliebigen Mengen zu erhalten find; man muß mur die Quellen wiffen und die Breife bezahlen können." Nach einem Aufsatz des Kieler Abgeordneten Dr. Hoff in der Hilfe" sind in dem halben Jahre September 1916 bis Februar 1917 5% Millionen Schweine verschwunden", d. h. in unerlaubte Schlachtungen eingegangen. Die hunderte Millionen Kilo Fleisch und Fett hätten erlaubt, die Ration auf 500 Gramm zu erhöhen.

In wie hohem Maße der Lebensmittelwucher die Gesundheit der städtischen Bevölkerung untergrub, geht aus folgenden Zahlen hervor. In München   wurde schon anfangs 1917 ein Rüd. gang des Körpergewichts festgestellt, der bei Männern unter 50 Jahren 9,3 Proz, über 50 Jahre 12 Proz., bei Frauen 6,7 Broz. und 10 Broz. betrug. Die lämbliche Bevölkerung wies dagegen in dieser Zeit sogar eine Erhöhung ihres Gewichts auf.

Der Schleichhandel lohnte fich eben.

Krankheiten und Sterblichkeit.

Die Zahl der Todesfälle on Tuberkulofe, die im Jahre 1913 93 500, b. f. 140 auf 100 000 Ginwohner, betragen hatte, stieg 1918 auf 146 289, gleich 219 auf 100 000 Einwohner. In Berlin  stiegt die Tuberkulosesterblichkeit, die von 32% auf 10 000 Lebende

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Die heroische Lüge.

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Von Eugen Gürster  .

Benn etwas angetan wäre, mich an den von Berufspropheten fo bereitwillig hingemalten Untergang des Abendlandes glauben zu machen, das geringe Maß von Kraft, mit dem der Europäer von heute sein eigentliches Leben und seine letzten unveräußer­lichen Rechteverteidigt, fönnte mich beinahe zu solch düsterem Glauben verleiten. So starr die Grenzen unter den euro­ päischen   Nationen behauptet werden und so unerbittlich sich die eines ist allen Staaten und allen herrschenden Ideengängen ge Menschen von heute in Rassen- und Ideengegensätze zerschneiden, meinsam: daß jeder Staatsbegriff und jede politische Idee mit falter Selbstverständlichkeit bei jedem Staats- und Barteiangehörigen die Bereitwilligkeit vorausgefeßt, fein Leben mit allen feinen Mög irgendwo ein Kriegerdenkmal einweiht, ob Marschall Foch Helden friedhöfe" in Nordfrankreich bereist,- ob endlich Lenin   in Moskau   die Opfer der Revolution feiert, der gemeinsame Unterton ihrer Rede ist immer, daß der Einzelmensch mit seinem ganzen Dasein zur Durchführung ihrer Gedankenziele jederzeit zur Ber fügung zu stehen habe.

Was kann ich Ihnen geben? Sie haben uns ja alles ge- lichkeiten jeden Augenblick auf Abruf hinzuwerfen. Ob Hindenburg  nommen. Und unser Haus ist verbrannt."

Da faßte er fie um die Hüfte.

Sie mehrte: Jeßt nicht! Die Eltern sehen est"

Sie sah ihn aus schwarzen Augen an: Es ist ja alles ganz gleich. Wir müffen hier sterben."

Gosemann schnarchte. Peter erzählte mie immer im Traum von Schrapnells und Granaten und Batterien. Die Ruffen dösten. Kinder heulten leise. Die Juden plapperten.

Das Feuer auf dem Herd zischelte spitze Lichter und breite Schatten. Stöhnen war die drückende Luft.

Auf dem schmutzigen Fußboden lagen durcheinander mit Ge­rümpel, Stroh und Kleiderfeßen Greise und Jünglinge, Männer und Frauen. Rauend, murmelnd, flagend.

Nachtasni.

-- und Fluch peitscht ihren Fuß mit spizen Flammen, daß fie nicht verweilen tönnen an einem Ort. Ruhelos peitscht sei Fluch ihren Fuß.

Und er wird ihre Sünden strafen in seinem Zorn. Und mit der Gerechtigkeit seines Bornes wird er sie hinwegfegen."

Uns aber wird der Herr aufrichten im Zeicher seines Heils. Und seine Hand wird über uns sein, daß wir nicht strauchein und fallen. Uns wird er gnädig sein."

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Endloses Murmeln quoll wie aus dem Bauch der Erde. Graue Bärte und Loden flatterten in Etstafe. Augen voll Glut hoben sich bebend und im Krampf erstreckte Hände.

Feuerschein hastete zudend über Gruppen und ſtach spit it die Winkel. Die Luft stand wie Schlamm im Raum und drückte bas Atmen zu Klumpen. Dumpf lastete auf Bruft und Stirn tausendfacher Fluch Gemarterter. Wie giftiger Dunst hauchte Fluch in das Atmen, würgte an der Kehle und erpreste qualvollen Schrei. Im Fieberwahn zuckten die Körper.

Bir budten uns wie unter Schlägen, schlichen hinaus in die Nacht und hafteten fort.

Tausendfach quoll hinter uns hoch gfutrotes Geheule.

Man verstehe mich recht: Ich verkenne die grandiofe Idee des Opfers des eigenen Lebens nicht. Aber damit diese Preis­gabe des eigenen Lebens zum Opfer" werde, muß doch der Zwie palt zwischen dem Recht des einzelnen auf sein Leben und dem fordernden, Leben verzehrenden Ziel( heiße es wie es molle) in feiner ganzen ungeheuerlichen Schwere erlebt werden. Ein Leben, das man jeden Augenblid wie einen Bettel hinzuschmeißen bereit ist, fann nicht ins Opfer" eingehen.

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Tritt heute ein Mensch innerhalb Europas   für eine Idee ein, so wird er immer feine eigene Bereitschaft, sein Leben für die Idee hinzuopfern, als letzten und entscheidendsten Trumpf in die Wag schale werfen.

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Wie weit, wie weit liegen die Jahre zurüd, in denen Nießsche fagen fonnte: Es macht mich glücklich, zu sehen, daß die Menschen den Gedanken an den Tod durchaus nicht denken wollen!" Ber­geffen, verloren flingen diese Worte heute in Europa  , so vergessen mie der andere Ausspruch desselben Niezsche, daß Blut der schlech­teste Beweis für den Wert einer Sache sei. Seit Jahren windet sich der alte Erdteil in den fchmerzhafteften 3uckungen. Und immer wieder erscheint seinen Bewohnern Krieg und Blut als das einfachste und leichteste Heilungsmittel. Mie Hnänen stehen sich die offiziellen Nationen" gegenüber, jeden Augen­blick zum Lasstürzen bereit. Wut zum Zupoden zudt jenseits, gehemmte und verhaltene Revancheluft grollt diesseits des Rheins: Weil der Mersch von heute sich lieber von einem Moloch, der sein Ich schluckt, auffreffen lassen will, als daß er vor sein Leben schützend tritt und neue Sterne am verhängten Himmel Europas   sucht, die feinem irdischen Dasein Bürgschaft vor verfrühtem und sinnlosem Sterben gäben.

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Ja: Die unbedingte Entschloffenheit zum Leben und zur Be. hauptung dieses Lebens erscheint der Maffe der Menschen von heute von vornherein verdächtig. Men hat ihnen auf der Schule, in der Militärzeit, in den gangbaren Büdern und in den offiziellen Theater.

im Jahre 1882 allmählich bis auf 16% im Jahre 1913 gefunden mar, wieder auf 30% im Jahre 1917 an. Hungerödeme, Grippe und Ruhr traten als Massentrantheiten auf und wurden ver heerend durch den Mangel an Seife und Desinfektionsmitteln. Dazu eine gewaltige Zunahme der Geschlechtstrantheiten!

Nach der vom Reichsgesundheitsamt hergestellten Denkschrift über die Wirkungen der Blockade betrug im Vergleich mit 1913 die Mehrsterblichkeit der Zivilbevölkerung in runden Zahlen:

Gesamtzabl

Auf 100 000 Einwohner

1915 1916 1917 88 000 121 000 260 000 950 1430 3 220

1918 294 000 3.700

Man begreift diese Zahlen, wenn man neben dem Nahrungs­mangel, neben den seelischen Erschütterungen, die mit den Sorgen und Aufregungen der Angst und dem Kummer der Kriegszeit nol­wendig verbunden sind, der Mühen und Aufregungen gedenft, mie sie die Besorgung der Karten und der Lebensmittel selbst das An­stehen, das Hamstern auf dem Lande usw. mit sich brachten.

Die Heeresverlufte.

Nach den Berechnungen des Statistischen Reichsamts ist die 3ahl der Gefallenen, an Wunden, Krankheiten oder in der Ge­fangenschaft Gestorbenen mit Einschluß der als tot anzusehenden Vermißten auf annähernd 2 Millionen anzusehen, wozu noch über 47 000 Lote der Marine, Fliegerverbände und Schuß­truppen hinzukommen. Die Zahl der nicht tödlichen Verwun. bungen war rund millionen, wobei die mehrfach Ver. wundeten mehrmals gezählt sind. Es sind also von rund 13½ millionen Mobilisierten gut 15 Pro3. tot ge. blieben und etwa die doppelte 3ahl verwundet worden. Wie viele davon dauernd Krüppel geblieben sind, ist leider nicht festgestellt. Rechnet man dazu die Zahl der Kranten, die an Herz, Lungen, Magen, Nerven u. a. dauernden Schaden genommen oder eine Lebensverfürzung davongetragen haben, so ist wohl weit mehr als die Hälfte der Kriegsteii­nehmer ganz oder zum Teil Opfer des Krieges ge worden, ist nur der feinste Teil deutscher Familien von schweren Berlusten, Leiden und Nöten verschont geblieben.

Die Bilanz, die sich aus den trodenen Zahlenreihen er gibt, ist bei weitem nicht vollständig. Sie müßte ergänzt wer­den durch eine Aufstellung jener materiellen Verluste, die die Völker Europas   um Jahrzehnte in ihrer Kultur zurückgewor fen haben, sowie durch die Summe der geistigen und mora­lischen Verwüstungen, die der Krieg in der jetzt lebenden Generation angerichtet hat. Aber damit nicht genug. Auch die Zukunft ist belastet. Auf Jahrzehnte hinaus wirkt die Kriegsnot auf ungeborene Geschlechter. Soll diese Not über­munden werden, muß allen jenen das Handwerk gelegt wer­den, die aus dem Kriege nichts gelernt haben und nun ihre Hauptenergie darauf richten, den Geist der Gewalt in der Jugend großzuzüchten und das deutsche Bolt in das Mittelalter zurückzustoßen. Der Kampf gegen den Krieg ist undentbar ohne schärfsten Kampf gegen jenes nationalistische Barbarentum, das unter dem Deckmantel des Patriotismus" den Boden für einen neuen Krieg, für eine neue Weltkatastrophe vorbereitet.

"

Vom Segen des Krieges".

miso

Bild zu sehen: Ein würdiger alter Kaufherr erzählt den aufhorchen. In einer Nummer des Kriegs- ,, Simpliziffimus" war folgendes den Jungen vom Kriege: Kinder, das war eine große Beit! Da

haben wir einmal an einem Tage 100 000 Mart verdient." So bei uns. In England dagegen überwachte die Regierung aufs schärfste die Industrie und ihre Preise. Hohe Kriegssteuern ließen die Besitzenden die Last empfinden. Ein großer Unternehmer, der spätere Ministerpräsident Baldwin, ließ fein Vermögen ein­schäßen und zahlte ein Biertel freiwillig in die Staatstaffe. Als die Bereinigten Staaten in den Krieg eintraten, verfügte

stücken die unbedingte Bereitwilligkeit zum Abwerfen dieses Lebens mit so greifbarem Erfolge als die größte Tugend, als Mut hin­gestellt, daß heute in Europa   allerorten die Fähigkeit, sich zu opfern und zu sterben, vorhanden ist und die andere, die gefährlichere Tugend, zu leben und immer wieder lebend das Sterben zu besiegen, verloren gegangen ist.

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Prediger des Todes" find alle, die sich heute zwischen Paris  und Mostau als Propheten und Doktoren für Europas   Not auf­spielen, ob sie num von Pogromen, von blutiger Abrechnung oder von Revanche fafeln.

Beitſymptom, wenn neulich einmal ein alter Haudegen bei einer Es ist tein grotest- tomischer Einzelfall sondern ein bedenkliches Militärfeier das Wort aus dem Munde bringen fonnte, es sei heute schwerer, für sein Baterland zu leben als fein Leben für dieses Land hinzuopfern. Gewiß, alte Haudegen find die Letzten, die heute für Europa   zu sprechen befugt find; aber daß gewisse Worte in einer Beit überhaupt gejagt werden können, spricht schon gegen die Zeit und ihren Sinn.

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Es ist nötig, dieser Zeit, deren menschliche Wortstala noch immer von dem Gegensagpaar Mut Angesicht zu sagen, daß ihre Wertung brüchig ist und daß für den Feigheit lebt, einmal ganz nah ins wahren, tiefen Lebensmut in Europa   mag man noch so sehr auf die Todesbataillone geschleppter Zwangssoldaten hinweisen fein Raum mehr ist. Diese Welt brandmarkt als Feigheit und Schande, auf seinem Lebensrechte zu bestehen, Sie hat nicht einmal mehr ein Ohr für den Schrei der zwiefältigen Angst vor diesem Lebens­opfer, fie züchtet die leichte und jederzeit parate Geste der Sterbens bereitschaft.-

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-FOOT

Die Kraft und innere Möglichkeit einer Idee mißt man heute an der Zahl derer, die für sie zu sterben bereit sind, nicht am reso­luten Lebenstrotz derer, die ein Menschenleben für sie eintreten wollen. Wenn's heute losgeht, ich gehe mit" wie leicht spuckt fich das hin, bedenkt man die gefährliche und dem heutigen Menschen so ferne Größe der Aufgabe, für eine neue Welt zu leben und allen Grauslichkeiten der Gegenwart zum Trog immer wieder zu leben. Unfeliger Belifan, du einst das herrliche und einmalige Symbol der einzigen Mutterliebe, meiche heute von uns, Gespenst, heute, wo die einzige Fähigkeit der Bäter, für ihre Kinder zu sorgen, im Berreißen ihres eigenen Leibes und Lebens besteht!

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Bu laut, zu schamlos ist der Mut" von heute, um noch wahr zu sein. Ein Blick in die europäischen illustrierten Zeitschriften zeigt das schon. Gäbe es noch Helden und Heldenbewußtsein, das Sterben mühelos überlebten, von Heldenopfern der anderen dann müßte es die Zeit fich verbitten, daß reisende Feldherren, die, wie von billiger Ware redeten. Nichts Anderes ist dieser Mut des fleinen, gemeinen Mannes, als daß man zu feige ist, um feige zu sein.

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Europa  , alte, ergraufe, müde Infel, pade deine alte Wertungs­tabelle ein, mit der du leider immer noch junge Menschen betörst, farge einen Heroismus ein, den die Generaldirektoren der Schwer­industrie fegnen, lehre deine Menschen das Stigma der alten Freiheit" lechend besiegen, auf daß wieber leise und verschwiegen und-ungerühmt jener schamhaften Tapferkeit des Lebens der Beg frei gemacht werte jenem Einsiedler- und Adlermut, dem auch fein Gott nehr zusicht".

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