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Lage in ihrer Gesamtheit beziehen sollen, wird wohl auch über die Zollvorlage gesprochen werden. Hier wird man sich auch das sagen wir aus Respekt vor der Intelligenz der Herren Minister   nicht der Einsicht verschließen können. daß B r o t z ö l l e in einer Zeit, in der die deutschen Preise die Weltmarktpreise wie die Borkriegspreise übersteigen, eine Ungeheuerlichkeit wären. Auch in der Zentrums- presse hat man in der letzten Zeit Stimmen von Land- wirten vernommen, von denen dieser Standpunkt vertreten wurde. Eine Regierung, die sich rühmt, die Regierung der M i t t e zu sein und auf einander entgegengesetzte Wirtschafts- interessen ausgleichend zu wirken, kann nicht mit so krasser Parteilichkeit die Partei der großagrarischen Nutzer der land- wirtschaftlichen Grundrente ergreifen! Das zu tun, soll sie der kommenden Regierung überlassen, in der bekanntlich die Deutschnationalen denmaßgebenden Einfluß" haben werden. Wenn diese ihre Tätigkeit damit beginnt, den armen Leuten das Brot zu verteuern, so tut sie. was ihres Amtes ist. EineRegierung der Mitte" aber soll die Finger davon lassen. Minister, die sozusagen in vierzehntägiger Kündigring stehen, werden überhaupt gut tun, sich in ihren Entschlüssen auf das Notwendigste zu beschränken. Wer weiß denn heute von ihnen, ob er bleibt oder ob er geht? Herr O e s e r, Herr Hamm, Herr Geßler sind auf alle Fälle gezeichnet, ob Herr Marx und Herr Stresemann bleiben dürfen, ist noch ungewiß, darüber, wie in manchen anderen Dingen eben auch, schwanken die Meinungen der Herren vommaßgeben- den Einfluß" ganz beträchtlich. Und so gehört die Lage der Regierung auch zur politischen Gesamtlage. Das Kabinett wird nicht umhin können, sich mit seinem eigenen Schicksal zu be- schäftigen und aufmerksam den Berliner   Pakt zu studieren, dessen Objekt sie bildet. Und da können wir uns allerdings schwer vorstellen, daß die Mitglieder der Regierung es machen werden wie die Kaninchen, die im Stall sitzen und auf den Fellhändler warten, der sie kauft. Politik soll doch schließlich kein Handel mit Ministerfcllen, sondern ein ehrlicher Kamps mit geistigen Waffen fein! Eine Regierung, die sich nicht wehren wollte gegen die schmutzigen Zumutungen des Berliner   Pakts, die den Kauf von Ministersitzen durch die Hin- gäbe von Ueberzeugungen legalisierte und die den Eintritt in die Macht einer Partei zugestände, die für den Fall der Weige- rung mit Lahmlegung der Geschäfte und absicht- iicher Schädigung der Reichsinteressen droht, eine solche Re° gierung würde in der Tat nichts anderes als den schmählichen ?ll«t»rgang verdienen, der für sie vorbereitet wird. V.enn die Regierung das Bürgerblock-Schicksal Wer sich ergehen läßt, ohne an die Volksvertretung und, wenn nötig, von dieser an das Volk appelliert zu haben, belädt sie sich mit der geschichtlichen Verantwortung für das, was nach ihr kommt. >«- Reichsaußenminister Dr. Stresemann hatte laut TU. gestern abend eine Besprechung mit Lord d'Abernon. dem englischen Botschafter. Die deutsche Regierung hatte vor einigen Tagen in London   einige Anfragen über den Ein- tritt in den Völkerbund gestellt. Die inzwischen bei Lord d'Abernon eingetroffene Antwort soll den Gegenstand der Besprechung gebildet haben.
Rache gegen Leinert. Ter Magistrat beantragt Tisziplinarverfahren. Hannover  , 22. September. lWTB.) Der Magistrat hat in seiner heutigen Sitzung beschlossen, gegen Oberbürgermeister L e i n e r t das förmliche Disziplinarverfahren auf Dienstentlassung beim Regierungspräsidenten zu beantragen.
Der Staatsrat tritt am 30. September zu einem neuen TagungS- abschnitt zusammen. Zur Verhandlung stehen neben verschiedenen kleineren Vorlagen: 1. Der Entwurf zu einem Lippe-Gesetz, 2. der Entwurf für»ine preußische VerwaltungSrechtSanwaltSordnung.
flntl-Iuftlm'an. Man soll sie hören allebeede. Die unerwartete Auferstehung I u st i n i a n s in den Spalten desVorwärts" hat bei den Deutschnationalen nicht geringes Erstaunen hervorgerufen. Die Frage der. R e ch t s- gültigkeit des Berliner   Patts will seitdem nicht mehr von der Tagesordnung verschwinden und wird von der deutschnationalen Presse mit unerschütterlichem Ernst be- handelt. Ein ausführlicher Schriftsatz des Geh. Iustizrats Dr. Th. W o l f f in derKreuzzeitung  " beschäftigt sich zunächst nur mit der von Iustinian alsAnzahlung" bezeichneten Roti- fizierung der Kriegsschulderklärung und führt dazu aus: Wenn«ine Verpflichtung ohne ausdrücklicha Zeitbestimmung übernommen ist, so ist sie sofort zu erfüllen. Dies ist nicht nur im 8 271 Abf. 1 des Bürgerlichen Gesehbuchs bestätigt, und die der Natur der Sache entsprechenden Rechtsregeln gelten, wie die höchsten deutschen Gerichte, auch das Oberverwaitungsgerichk(Enlsch. 9, 53; 11, 364; 13, 179; 16, 339), ständig angenommen haben, auch für die Verhältnisse des öffentlichen Rechts, sondern ist auch in dem den Ge- setzgebunge», der zivilisierten Staaten zugrundeliegenden römischen Rechte anerkannt. T>enn in der 1. 213 pr. Dig. 50, 16 de verbomm signilicationt(öb« die Bedeutung der Worte") ist hervorgehoben: Ein ohne jede Nebenbestimmung abgegebenes Versprechen hat sowohl die Begründung als auch die sofortige Fälligkeit zur Folge", (Ubi pure quis stipulatus fuerit, et cessit et venit dies) und in der 1. 14 Dig. 50, 17 de regulis juris(übet die Rechtsregeln") tst be­tont:In ollen Verhältnissen, weld)en ein« Zeitbestimmung nicht beigefügt ist, ist die Verpflichtung ein« sofortige"(In ommbus obligationibus, in quibus dies non ponitur, pracsente die debetur). Deshalb gilt der Satz:(Zuod sine die debetur, statim debetur" (was ohne Zeitbestimmung geschuldet wird, ist sofort zu leisten) über- oll vls ein so selbstverständlicher Grundsatz, wie ein Kongruenzsatz in der Mathematik, kein Schuldner, d« verurteilt ist. 1000 Mark zu zahlen, glaubt, daß er«st dann zu zahlen brauche, mmn es ihm paßt. Die sofortige Erfüllung des von der Regierung ge- gebene-n Versprechens war auch von beiden Vertrags- teilen gemeint. Denn die geforderte Zustimmung zu den Dawes- Gesehen sollte und muhte von dem betreffenden Teil d« nationalen Partei sofort«folgen und erfotgle sofort; dieser Leistung war die vertragsmäßige Gegenleistung gegenübergestellt, welch« daher in gleich« Weis«, nicht aber nur so zu erfolgen hatten, wie es der Regie- rung in unbestimmt« Zeit passen od« gelegen sein werde. Die in den deutschen Zeitungen veröffentlichte Ankündigung der Widerrufs- «rtlärung geschah deshalb auch sofort. Diese Ankündigung war aber nur die Kundgebung einer innerlichen Entschließung der Regierung. welcher die Miltcilung an die feindlichen Staaten, an die Gegen- parte!, der gegenüber die Kriegsschuld zugestanden war, unmittelbar folgen mußte; denn erst dies« Mitteilung kann der vntragsmäßig übernommene Widerruf werden. Di« Aufschiebung dieser Gegenleistung ist dah««in Vertrags- bruch. Wir haben um der Gerechtigkeit willen beiden Seiten das Wort gegeben und können der Deutschnationalen Partei nur raten, nunmehr den Klageweg zu beschreiten. Erzielt sie ein obsiegendes Urteil, woran bei ihrer Dertrctuna durch den Geh. Justizrat Dr. Th. Wolsf kaum zu zweifeln ist, so kann sie sich nicht nur die Anzahlung, sondern auch den Gesamtpreis von vier Ministerportefeuilles erforderlichenfalls durch den Gerichtsvollzieher holen lassen. Die Frage freilich, ob Leute, die zu dumm sind, um e i n e Satire zu verstehen, zur Uebernahme der höchsten Reichs- ämter befähigt sind, entzieht sich der Prüfung durch die zu- ständigen Gerichte._
Berichtigung. Am Freitag voriger Woche teilten wir mit, daß nach einer Meldung derBremer Volkszeitung" bei den Manövern der Reichswehr   im hannoverschen Gebiet sieben Soldaten und eine Frau von den Geschützen der Artillerie überfahren und getötet seien. Wir werden von der Pressestelle de« ReichSwehrministeriumS dahin unterrichtet, daß dieser Teil der von uns wiedergegebenen Meldung falsch ist.
Das Cnöe üer porzellan-tzetze. Der Untersuchungsausschuß des Preußischen Landtages   für die Porzellanmanufaklur führt« am Montag sein« Arbeiten zu End«, Mit Ausnahm« der Kommunisten einigt« sich der Ausschuß, folgenden Antrag als Ergebnis der Beratungen anzunehmen: 1. Der Untersuchungsausschuß hat festgestellt, daß in der Geschäftsführung der Porzellanmanufaktur nichts Ordnung?- widriges vorgekommen ist und daß bei den Verkäufen an Minister, Abgeordnete und sonstige in der Oeffentlichkeit genannte Personen keinerlei Korrupticn vorliegt. 2. Di« künstlerischen Leistungen der Parzellanmanufaktur sind w den letzten Jahren auf der Höhe geblieben, die der großen Tradition der Porzellanmanufaktur und ihrem Rufe entspricht. Z. Der Handelsminister hat bei der Anstellung des Direktors Dr. Schneider das Etalsrecht unüberlegt oerletzt, doch hat er sich bei der Berufung Schneiders von sachlichen Gesichts- punkten leiten lassen, nachdem er sich üb« dessen Eig- nung für die Leitung der Porzellanmanufaktur und für die beab- sichtigte Umstellung des Betriebes vergewissert hat. Punkt 1 wurden mit allen gegen 2 Stimmen der Kommunisten, Punkt 2 einstimmig und Punkt 3 mit allen gegen zwei kommu- nistische Stimmen bei einer Stimmenthaltung angenommen. Der Ausschuß ersucht das Plenum, den Beschlüssen beizutreten. Diel Lärm um nichts! so charattensterte Genosse Ofterroth den ganzen Streit um die staatliche Porzellanmanufaktur. Was war das vor einem halben Jahre für ein Geschrei, für ein Getuschel, ein Gezische! und Gespöttel über sozialdemokratische Miß-undGünst» lingswirtschaft, die man dem preußischen Handelsminister S i« r i n g andichten wollte, über bedenkliche Porzellankäufe der Minister usw. Nichts ist übrig geblieben von all dem Alarm, von all der Entrüstung. Di« Oeffentlichkeit hat in erster Linie an der Feststellung des Ausschusses, daß keine Kotrupliönserscheinungen vorliegen, ein Interesse. Wertvoll ist dann ober auch die Fest- stellung, daß der Handeleministcr mit der Wahl des Herrn Dr. Schneider keinen schlechten, sondern einen guten Griff getan hatte. Herr Schneider hat sich als Direktor in der Porzellanmanu- faktur durchaus bewährt. Das ganz« Treiben gegen den Sozialdemokraten  " undJuden", den der Handelsminister zum Direktor der Manufaktur gemacht habe, ist als üble parteipolitische Hetze entlarvt worden. Man muß das betonen, weil es sich zu Be- ginn des ganzen Streites um die Porzellanmanufaktur nicht um die Verletzung des Etatsrechtes durch den Handelsminist«, nicht um die angeblich schroffe Entfernung des früheren Direktors Dr. Gohlke und nicht um all die anderen tausend Geschichten und Geschichtchen gehandelt hat, die im Laufe der Verhandlungen«- örtert wurden, sondern lediglich darum, daß gewisse rechtsstehende Persönlichkeiten und der red)tsst«hende Teil des Manufakturpersonals einfach keinen Sozialdemokraten als Direktor der Manufaktur haben wollten. Di« Hetzer und Intriganten wollten dem Sozialdemokraten am Zeug flicken. Das ist ihnen nicht gelungen. Sie haben nur eins erreicht: D« Ruf der Manufaktur wurde geschädigt, das Personal in den Manufaktur- betrieben gegenseitig verfeindet, und es wird geraum« Zeit dauern, bis d« Schaden, den die Hetze anerichtet hat, wieder gutgemacht ist.
Steuerexleichterung für üie Lanüwirtschaft. Amtlich«lrd gemeldete..Einzelne Teile des Reichs sind von 5 schwersten Wetterschäden heimgesucht. Zur K re d i t not d« Land- Wirtschaft' tritt damit die Not aus der Zerstörung der Ernte und schwere Sorge um das Saatgut. Der Reich sfinanz- minister hat mit Rücksicht auf die Schwere der Katastrophe, die damit über Teil« der deutschen Landwirtschast hereingebrochen ist, für bestimmt begrcnzte Notgebiete, in denen mehr als 50 Proz. der Ernte vernichtet ist, a u ß e r 0 r d e n t l i ch e E r l« i ch t e r u ng« n in der Steuereinziehung gewährt. Hierdurch hofft der Reichs- finanzminist« die Sorge der hart um ihre Existenz ringenden Land- bevölkerung in den heimgesuchten Kreisen zu mildern und seinerseits dazu beizutragen, daß alle verfügbaren Mittel zur Bestellung des Bodens und damit aud) zur Wiederherstellung der Steuerkrast d.r landwirtschaftlichen Bevölkerung verwandt werden.
Jugenö und Sühnet Dies war«in Kongreß, den das behördlich« Zentralinstl- tut für Erziehung und Unterricht drei Tag« lang in Frankfurt   a. M. abhielt wobei vielen harmlosen Menschen und nickst zum wenigsten auch dem Berichterstaster schwever gesund- heitlicher Schaden zugefügt wurde. Zweck der Uebung war die Veredelung des Schül«- und Laienspiels. Also. Wir waren bereit, auch darin«ine der wesentlichen Ausgaben d« Gegenwart zu er» bücken. Aber was tut man uns an? Es wurde nicht um der Mensch- heit groß« Gegenstände gerungen, sondern mit den Lehrgegenstän- den der Schulmeister Parade gespielt. DasZiel d« Masse" wurde nicht erreicht; nur Religion war gut. Abgesehen von den off!» ziellen Lobsprüchen und den sÄigen Empfindungen des Kultus- Ministeriums stand dem kritischen Beobachter fest, daß d« Wert der Tagung darin bestand, festgestellt zu haben, wie man's nicht machen soll. Drei Tag« lang wurde vormittags g««det und nachmittags Theater gespielt, und das alles so kaleidoskopartig durcheinander und unter geflissentlicher Vermeidung praktischer Nutzanwendungen!, daß die mit Extraurlaub erschienenen Teilnehmer aus dem Lande nur verwirrt werden konnten. Schon daß man kein« Begrenzung auf das Jugendlichenspiel vornahm und immer wieder in die Bühne des Berufstheaters und das Dilettantenspiel der Erwachsenen abschweifte, war ein böses Zeichen. Wenn man so wenig zwischen aualifizierteni und nichtqualifiziertem Laientheat« unterscheidet, wie das hier im Hauptquartier geschah, muh man ernstlich schwere Aus­schreitungen der auszusendenden Kunsttruppen fürchten. Ließ man e» doch sogar zu. daß ein nicht laienhafter sondern höchst dilettantischer Regisseur einer frommenSpielschar" dos Berufs- thcat« an Jünglingen mitRegieproben" demonstrierte, die steh in parlamentarischen Ausdrücken nicht chmakteristeren lassen. Das war das Ein«. Das Zweite war die ausfallende christliche Befruchtung d« Tagung durch den Bühnenvoltsbund- Verlag. Da war dcr katholische Autor und Abgeordnet« Weißmantel ehr- lich, indem er die christlichen Spiele«twa so kennzeichnete: Dies sei Religion, und wenn es ein Künstler mach«, dann fei es Kunst. Leider macht« es kein Künstler, und es war«neut ein« schwere geistige Niederlage des Bühnenvolksbunds. Das Dritt« war die schreckcnsvollc Erkenntnis, daß diePädagogen" in ihrer Majori- tät nur eine neue Quälerei und Memoriererei aus dem Zwangs- mäßigen Theaterspiel von Kindern machen. Einer hielt sogar ein« Rede, in der er ungefähr auseinandersetzt«, wie die Gymnasiasten dasDichten" lernen können; von d« Einsetzung ein« Kommis- sion, die denDemetrius" und die anderen Fragmente von Klas« sikern ins Primanerdsuffch übersetzt, sah man allerdings ab.... Alfa d« Kongreß hieß nichtJugend und Bühne", sondern etwa Schule und Theater-Rachahmung". Erst wenn er seinen Namen wirklid) verdient, wollen wir solche R«vu«i anerkennen. Das Positive, das die Tagung bracht«. v«dl«nt um so mehr Lob. Dies war ein TanzspielSneewitchen" einer Hamburger Mädchenklasse(Blasche-Helms), dann«in frischer Sieg der A r b e t- t er fugend mitSpielmanns Schuld", endlich«in« inter- cssante Rede von Luserk«, der dos Bswegungsspiel in Wick«s-
darf an ShakespearesEymbelme" praktisch«klärte. Ueberall da, wo ein Künstler an der Leitung steht und das Iugendspiel in Märchen- und Reigenart bewußt von den Aufgaben der Berufs- schauspieler abrückt, wo Natur und Leben an Stelle d« Kunst tritt, ist die Iugendbühn« aufgeschlagen. Ab« man hörte nicht auf die Stimmen, die den Behörden zuriefen, daß die Jugend sich nur ohne Protektorat durchsetzen könne. Man verschloß sich auch den Ge- fahren, die das häusig zu finanziellen und anderen unkünstle­rischen Zwecken mißbrauchte Dilsttantentheater dem Berufsschau» spielertum in den Weg legt, und man schleuderte dem ewigenguten Willen", hinter dem sich Talentlosigkeit verkriecht, kein Anathema entgegen. Wenn doch diese Tagungunfertig" gewesen wäre statt angefertigt"! Und wenn wir nur denLaien" neben demFach- mann" gesehen hätten! Aber wir sahen noch«in Drittes: den Pfuscher. Diesem und d« heiligen Langenweile wurde am eifrigsten geopfert-- Wir ab« wollen krönen Mit Laubgewind...* H an» v. Z w e h l.
Kbfallhaufea. Bon Konrad Seiffert. Di« Abfäll« in den Markthallen werden von einer Berwertungs- gesellschaft ausgebeutet. Sie sind verpadztet. Man verwendet sie als Futter, od« Düngemittel. Vielleicht auch als Nahrungsmittel. Wer Abfäll« mit nach Haus« nimmt, bestiehlt ein« Privatgesellschaft. Die Abfälle, die hinter den Markthallen, auf den Zufahrt. straßen zu den Hallen, liegen, werden durch die Gemeinde«ntf«nt. Straßenfeger fegen sie zusammen und fahren sie fort. Die Abfallhaufen, die hinter den Markthallen zusammengefegt in den Rinnsteinen liegen, bergen oft für die Hungernden Kostbares. Apfelsinen, Mandarinen und Bananen siegen da, noch nicht ganz ver- fault, zwischen Pferdeäpfeln. Halbzertreten« Kohlköpfe schwimmen in Lachen broimen Regenwassers. Das ist dort vom Blut getötet« sogenannter Haustiere gerötet, wo«in Kalbskopf ohne Untertiefer, durch den Einfluß der Luft schon etwas mitgenommen, mit hohlen Au�mhöhlen zwischen Bananenstauden und verfaulten Acpseln her- Hinter den Markthallen reißt das Elend ftüne hungrigen Augen weit auf. betastet die Abfallhaufen und wühlt darin. Ein« alte Frau sah ich, gräßlich krumm zusommengebückt unter der Last ihrer Jahre, die hatte einen Haufen von Äohlblättern vor sich und einen Sack an ihrer Seit«. Sie wischt« jedes Kohlblatt an ihrem schmutzigen Rock ab und legt« eins nach dem andern in ihren Sack. Kind«, aufgewachsen in Höfen ohne Sonn« und in Stuben ohne Licht, mit grauen Gesichtern und grauen Händen, sitzen aus dem Ab- fallhaufen. Sie wühlen nach Apfelsinen und Bananen. Der Saft des Pferdekotes quillt durch ihre tranken Finger. Mann« und Frauen suchen und suchen und suchen. Hunger zwingt zum Bleiben. Die Polizei will da« Suchen bor Hungernden nicht letden: es könnte jemand krank werden! Stolpernd schrecken die Suchenden auf,
wenn die Polizei kommt und drücken sich scheu um die Ecke, hasten zum nächsten Haufen zurück, wenn die Patrouille verschwunden ist. Zweihundert Schritte weiter flutet der Großstadtverkehr vorbei: Autos und Straßenbahnen, Kutschen und Omnibusse, Dämchen, und Herren. Schwach dringt der süßliche G«uch der Fäulnis von den Abfallhaufen bis hierher. Die Damen schnupp«n mit dem Raschen und die Herren denken:Das stinkt ja hier zum Kotzenl" Schuberl- Chor. Erstes Chorkonzerl.(Philharmonie.) Schon an der Programmzufammenstellung dieses ersten Konzertes merkte man, daß Sascha Hören st«in nicht nur Männerchor- dirigent, sondern auch Musiker von Klasse ist. Die besten Namen geben sich da em Rendezvous. Bon ein« banalen Kleinigkeit ist keine Rede. Nur ist etwas zuviel Er ist, Melancholie und Meiner- liäikeit zusammengetragen. Schließlich ist dj  « Hauptdomän« des Männerchors doch immer Wein, Weib und die schöne Natur. Von B ela B a r t 0 k s drei sehr gediegenenslowakischen Voltsliedern" sind zwei sehr sentimental, während beim dritten da» stürmische slawische Temperament losbricht. Zwei«nfte Chöre.  Di« Nachi" von Schubert, und die imposant gesetzteAllmacht" von Paul L a ch n e r folgen. Selim Palmgrecns lieblichesWiegen- sied" ist sehr notwendig, um seine endlosenTränen" versiegen zu machen. Am Anfang stehen zwei wehmütig« od« sehnende olle bekannte Volkslied« von Heinrich Isaack und A. d e l a H 0 l e. Ein neapolitanisch« Gassenhauer, von Reger bearbeitet, ist ein markig«, mitreißender Schlager. Trotz der kleinen Ausstellung in bezug aus das Stimmungsoerhältni» im Programm, an dem ab« das andächtige Publikum keinen Anstoß nahm, war das Kon- z«t ein nahezu restloser Genuß. Der stimmlich gut fundierte Chor hat eine gesanglich« Kultur in allen Stimmen, namentlich dem gutgedeckten Tenor, die bei MLnnerchörcn nur an der obersten Spitze zu bemerken ist. Sascha Horenstein läßt keine textlichen oder musikalischen Nücmcen außer acht, wenn auch naturgemäß einstweilen noch dtis Technische das Musikalische etwas überwiegt. Max Saal verschönt« das Rachmittagstonzert durch mehrer« 5)arfeneiniagen. Maurer. Das Prunkbegräbnis der Zilmdioa. Zeitungsnachrichten zu- folge sollte bei der Feu«bestatluna einer soeben aus tragische Weise aus dem Leben geschiedenen, bekannten Filmdiva«in Prunk- mantel im Werte von 150000 Goldmart rnitver- brannt werden. Die- unterblieb jedoch im letzten Augenblick, weil man sich anscheinend darauf besonnen hatte, daß die sinnlose Vernichtung so höh« Werte nicht mit d« Not der Zeit in Ein- klang zu bringen sei. Es würde ein drnwrndes. ehrendes Andenken cm die junge Künstlerin bedeuten, wenn man den Ertrag dieses ursprünglich zur Verbrennung bestimmten Mantels für eine Stif- tung zugunsten armer Künstler verwendete. kulwrarbeik" in Velgisch-Kongo. Aus Brüssel   wird uns ge- schrieben: Ein amerikanisch« Missionar, der lange in Belgisch-Kongo lebte, erklärte dem früheren sozialistischen   Arbeitsminister Wauter» im Kongo   richte der Altoholismus große Verheerungen an. Trotzdem die Einsuhrlizenzen teuer sind, werde viel Alkohol konsu. mlert und außerdem werden große Mengen davon eingeschmuggelt. Viel« Handelsagenten, die einige Jahre dort lebten, feien durch den