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Nr. 454 41. Jahrgang

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1. Beilage des Vorwärts

3. R. 3 heute über Berlin  .

In 13 Stunden quer durch ganz Deutschland  . Dem Zeppelinkreuzer 3. R. 3, der heute früh über der Reichs­hauptstadt kreuzen wird, werden vom Reichspräsidenten und von der Reichsregierung Grüße und Glückwünsche auf drahtlosem Wege über­mittelt werden. Das Funtentelegramm wird lauten: Willkommen über der Reichshauptstadt! Glückauf zur Fahrt in die Ferne! Fliege hinaus über die Meere als sieghafter Beweis ungebrochenen deutschen   Wagemutes! Für uns ein ermutigendes Zeichen deutschen  Könnens! Trage hinaus in die Welt unsere Hoffnung auf Deutsch­ lands   Zukunft. Reichspräsident, die Reichsregierung!"

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Der D- 3ug war noch für unsere Eltern der Inbegriff alles Schnelligkeitsschnens. Die einen, die es dazu hatten, rauschten und raften mit dem D- 3ug vom Norden in den Süden ihrer Hochzeits­feligkeit hinein, und die anderen, die nichts hatten, blieben zurüd und sahen neidisch oder auch traurig den stolzen Zügen nach, die hochmütig an ihnen vorüberfuhren. Dann kamen die Autos, und nur die wenigsten ahnten bei ihrem Kommen, daß sie die D. und L- 3üge übertrumpfen und entthronen würden. Und nun haben wir in den lehten Stunden, seit langem genügend vorbereitet und dennoch fassungslos vernommen, daß auch das Automobil überholt ist. Der 3. R. 3 hat dieses Kunststück fertiggebracht. Die Namen der be­rühmtesten deutschen   Plätze, die man sonst als Stationen langer Reisen nennen hört, schwingen an unseren Ohren vorüber: Bon Friedrichshafen früh um 9 Uhr ab, um 11 Uhr in Tübin gen, um 12 Uhr in Heidelberg  , 12,30 Uhr Frankfurt  , 1,45 Uhr Raffel, 3,5 Uhr Hannover  , 4 Uhr Bremen, 4,53 Uhr Hamburg  , 6,05 Uhr Flensburg  , 7,45 Uhr übed und 9,15 Uhr über Rügen  . Weiter nach Königsberg  . Große Ent­fernungen schrumpfen lächerlich zusammen. In der Zeit, in der man etwa 70 Kilometer von Erfner nach Potsdam   in 2 Stunden fährt, rutscht der Zeppelin von Kassel   über Hannover   nach Bremen  . Es ist wie eine kleine Spazierfahrt zwischen dem ersten und zweiten Frühstück. Heffentlich und wahrscheinlich werden heute in der Frühe die Schrauben des stolzen Schiffes ihr lautes sieghaftes Brausen über Berfin ertönen lassen, ein Beweis dafür, daß es den Lenfern des Schiffes gelungen ist, die lange Nacht, die das Schiff geheimnis: noll nerborgen hat, siegreich zu überstehen. Dann werden zu den tühnen Ingenieuren und ihren vielen treuen Mithelfern die be­geisterten Grüße und Wünsche der Berliner   emporjubeln.

Neber Nord- und Ostsee  .

Bon Frankfurt a. M. über Hannover   bis Hamburg  . Bon Frankfurt am Main tommend, hat der 3. R. 3 Marburg an der Lahn um 1 Uhr 20 min. in größerer Höhe überflogen. Be: reits um 1 Uhr 45 min. tauchte er in nächster Nähe der Stadt Kaffel auf und blieb 15 Minuten über Kassel  , Wilhelmshöhe   und dem Fuldatal  , wo er in jehr geringer Höhe glänzende Schleifen fuhr. Das Luftschiff fuhr mit einer außerordentlich bemerkens. werten Schnelligkeit, die schäzungsweise 120 bis 130 Kilometer be­trug. Das Interesse der Bevölkerung war in Rassel überraschender weise nicht allzu groß. Die Fahrt von Marburg   nach Kassel   ist eine der schnellsten, die wohl jemals ein Luftschiff zurückgelegt hat. Die Luftlinie zwischen den beiden genannten Städten beträgt fast 80 Kilometer, so daß also die Stundengeschwindigkeit des Luftschiffes auf dieser Strede rund 170 bis 180 kilometer betragen hat. Das dürfte ungefähr die größte Geschwindigkeit sein, die ein Luftschiff bisher zu erreichen vermochte. Die Leistung des 3. R. 3 wird auch dann nicht herabgesetzt, wenn man annehmen will, daß das Schiff auf diesem Wege günstigen Wind gehabt hat. Um 2 Uhr 10 min. verließ 3. R. 3 dann die Stadt in der Richtung auf Hannoverich- Münden. Hier traf der Luftfreuzer nach einer Flugzeit von wenigen Minuten ein, lebhaft begrüßt von der Bevölkerung. Ueber dem Zusammenfluß Don Werra und Fulda   nahm 3. R. 3 dann, während die Weserdampfer die Dampfpfeifen ertönen ließen, seinen Kurs weserwärts nach

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Die Familie Frank.

Roman von Martin Andersen Nerö.

Sein unerträglicher Durst hatte ihn veranlaßt, seinen ursprünglichen Entschluß, auf dem Weg zur Kirche nicht bei Mads Sivertsen vorzusprechen, ein flein wenig zu ändern. Wohingegen sein anderer Entschluß, für die erlangte Krone die Beste einzulösen, immer noch unerschütterlich feststand. Er mußte recht gut, daß er gar nichts zu hoffen hatte, da die Kneipen während der Kirchzeit nicht geöffnet sein durften. Allerdings gab es einige Birte, die trotzdem offen hielten, ohne daß ihnen etwas geschah, aber das waren Kin­der der Kirche. Mads dagegen war immer ein ungläubiger Leugner gewesen und wagte darum nicht, dem Berbot zu trogen, weil er einmal eine gehörige Buße hatte zahlen müffen.

Da fonnte man also sehen, daß Gott seiner nicht spotten ließ. Schneider Frank war nicht wenig entzückt davon, so unerwartet am Ziel zu stehen. Er grüßte zierlich und be­trachtete die vielen Flaschen mit zärtlichem Blid.

nüchtern."

Man fann wohl feinen Kräger friegen? Ich bin ganz ,, Wir verkaufen während der Kirchzeit nichts," erwiderte Mads furz.

,, Berkaufen! Nein, aber du könntest mir ja einen schen­ten," schlug Meister Frank vor, sehr zufrieden mit seiner Advokatenpfiffigkeit.

,, Schenken!! Also da willst du hinaus! Pfeifft aus dem Loch? Meinst du vielleicht, es sei verboten, Alkohol zu verkaufen, damit man ihn fortschenten soll? Willst du So zialdemokrat spielen, was?"

Frank sah ein, daß er so nicht meiter fam. Das mit der Kirchzeit wäre sonst ein recht guter Vorwand gewesen, nicht

zu bezahlen.

Er nahm die Krone hervor, klebte sie in das eine Auge und tat so, als starrte er Mads durch sie hindurch an. Mads Sivertsens Gesichtsausdrud veränderte sich sofort. Wohlwollend streckte er die eine Tage aus, und Frank legte treuherzig die Krone hinein.

Also du fängst an, Schulden zu bezahlen!" sagte Mads und schob die Krone in seine Westentasche hinab. Dann steht die Welt nicht mehr lange. Ja, ja, etwas ist besser als nichts. Fahr zu, Frau!"

Und der Wagen jetzte sich in Bewegung.

Norden. Ueber Hildesheim nahm das Luftschiff sodann Kurs auf Hannover  . Schon um 1 Uhr nachmittags an fammelten sich auf den Dächern, Straßen und Plähen der Stadt Tausende von Schau­luftigen, die fortwährend Zuzug erhielten, da viele Betriebe vor­zeitig ihre Pforten schlossen. Um 3 Uhr 5 Min. erschien das Schiff am Horizont, um mit geradezu auffallender Geschwindigkeit der Stadt selbst zuzuftreben. Nach einer Schleifenfahrt über dem Stadtinnern, bei der der Luftkreuzer von den Menschenmassen be­grüßt wurde, flog 3. R. 3 in nordwestlicher Richtung mit Rurs auf Bremen   weiter.

Obwohl nach den ursprünglichen Dispositionen wegen der ver späteten Abfahrt von Friedrichshafen   der Zeppelinkreuzer nicht nach Bremen  , sondern von Hannover   direkt nach Hamburg   fliegen wollte, gestattete die außerordentliche Geschwindigkeit, die der 3. R. 3 in den Nachmittagsstunden entwickelte, schließlich doch noch einen Ab­stecher nach Bremen  . Nach einer Flugzeit von etwa 4 Stunden haf das Luftschiff, von Hannover   tommend, um 4 Uhr nachmittags in Bremen   ein, wo es von der über sein Erscheinen überraschten Bevölkerung aufs lebhafteste begrüßt wurde. Nach einigen Schleifen­fahrten nahm das Luftschiff tordöstlichen Kurs auf Hamburg  . In Hamburg   hatten sich bereits in den frühen Nachmittagsstunden auf den Straßen und Blägen, sowie in der Säulenhalle des Michaelis firchturms zahlreiche Schaulustige eingefunden. Um 4 Uhr 55 Min. stieg auf dem Flugplay Fuhlsbüttel   ein bereitstehendes Geschwa= wurde der Zeppelinkreuzer in südlicher Richtung gesichtet. Sofort der von neun Flugzeugen auf, das dem Luftschiff entgegen­flog, es baid erreichte und es auf seinem Flug über Hamburg  begleitete. Der großartige Anblid, den das majestätisch in etwa 400 meter Höhe dahinziehende Schiff mit den neun Begleitflugzeugen bot, riß die zehntausende von Zuschauern Ueber dem Alsterbossin au immer neuen Jubelausbrüchen hin. wandte der Kreuzer, flog eine Schleife über der Michaelistirche, stattete dem Flugzeughafen Fuhlsbüttel   einen turzen Besuch ab und verließ dann Hamburg  , von den Jubelrufen und dem Tücher: schwenken der Bevölkerung begleitet, in nördlicher Richtung mit Kurs auf Flensburg  , der Geburtsstadt des Führers der Zeppelin­Luftschiffe, Dr. Edener. 3. R. 3 erreichte Flensburg   in der Dämmerung, um 6 Uhr 5 min., von den auf den Straßen und Bläßen harrenden Menschenmassen stürmisch begrüßt. lleber seinem Geburtshaus flog Dr. Edener mit dem Kreuzer eine Schleife und freuzte dann einige Minuten lang über Stadt und Hafen. Um 6 Uhr 15 Min. flog 3. R. 3 in südöstlicher Richtung mit Rurs auf Kiel   davon.

Die Fahrt Kiel  - Rügen  - Königsberg  .

Am

Ueber Flensburg fündigte ber Kommandant Dr. Edener burch Funkspruch an die Marinestation Büll an der Kieler Bucht  bas Eintreffen des Zeppelinkreuzers über Kiel   für die fiebente Abendstunde aer. Trotzdem die Dunkelheit bereits eingebrochen war, wurde das Luftschiff von der Bevölkerung der Hafenstadt mit großer Spannung erwartet. Um 7 Uhr 5 Min. ertönte von Nordwesten her das charakteristische Surren der Maybach- Motoren. Abendhimmel erschienen schwach erkennbar die Umriffe des Riefen: fchiffes, beleuchtet von Positionslaternen und mit deutlich erkennbaren Lichtern in Führergondel und Kabine. Die im Hafen liegenden Kriegsschiffe der Marine richteten fofort die großen Scheinwerfer auf das Luftschiff. deffen silbernfarbener Körper nun in hellem Scheinwerferlicht erglänzte. Nach einigen Schleifenfahrten über Stadt, Hafen und Föhrde flog der 3. R. 3 auf die Ostsee   hinaus, über der er bald im undurch dringlichen Dunkel entschwand. Er nahm vorläufig Kurs nach Often. Um 7 Uhr 45 Min. erschien das Luftschiff über der Stadt Lübed. Man fah in der Dunkelheit nur die erleuchteten Fenster der Gondel und die hell erleuchteten Maschinengondeln. Auf dem Marktplatz der Stadt, wo sich eine große Menschenmenge ange­sammelt hatte, war ein Scheinwerfer aufgestellt, der den Luft­treuzer eine Zeitlang bestrahlte.

Um 7 Uhr 30 Minuten trat der Kreuzer mit den Küstenfunt stationen in Verbindung, um die notwendigen Funfpeilungen vor­nehmen zu können. Er stand mit den Stationen Warnemünde  

Wie gelähmt starrte Schneider Frank dem wegrollenden Fuhrwerk nach. Ihm war, als hätte sich die Krone selber auf die Kante gehoben und rollte fort, während fie dicker und dicker wurde, bis sie eine ganze Tonne mit Spund und Zapfen war.

,, Der Herr hat's gegeben, der Herr hat's genommen," murmelte er innig- betrübt, lenkte seine Schritte zur Kirche und setzte sich drinnen ganz nah an die Tür.

Aber in seinem Kopf war die Hölle los, der Kirchengesang wurde zu einem Summen und Brummen wie von tausend Insekten über einem warmen Misthaufen, und die Worte des Pfarrers stießen auf dem Hinweg an seine Stirn, wurden von den Wänden zurückgeworfen und trafen ihn in den Macken, so daß es wehtat.

Da schlich er wieder hinaus und schlenderte zum Hafen hinunter, in irgendeiner versteckten Hoffnung, daß die Ret­tung winfe.

Sein Gang war unsicher, so daß die Leufe glaubten, er Bewegung mit der Hand, als bahne er sich den Weg durch sei berauscht. Von Zeit zu Zeit machte er eine abwehrende

etwas hindurch.

Auf der großen, breiten Steintreppe, die sich weit in die Straße vorschob, stand der Brauer und Ackerbauer Dam und

rauchte seine Nachmittagspfeife.

Es durchstach Frank, als er ihn fah. Da, da stand er, der Zerstörer, seines Lebens Zerstörer! Der Haß von vorhin reproduzierte sich in ihm, er fühlte sich noch in derselben Situation, mit der Schere in der Hand nur daß er sie jetzt auf die Kehle des Brauers pflanzte, statt auf seine Frau.

Hasses in seinem schlaffen Blut. Er recte fich auf in einem 3um zweitemnal empfand er die ähende Wirkung des unbekannten Bewußtsein, Mensch zu sein Mann; und ihm war, als schlüge er zu, mit geballten Fäusten, hart. Doch es verfladerte, schwand, wie eine flüchtige Bifion dessen, was er nicht war, und sollte nie wiederkehren. verschwand auch dies Gefühl. Und der Anblick des Brauers Einen Augenblick empfand er die Einbuße, aber dann verursachte ihm Herzklopfen und erfüllte ihn mit Hoffnung, einer schwindelnden, ängstlichen Hoffnung auf einen Ausweg, um zu einem Schnaps zu gelangen.

Freitag, 26. September 1924

Friedrichsort   und Stralsund   dauernd in Fühlung. Alle drei Sta­tionen hörten das Schiff deutlich, allerdings zum Teil in größerer Entfernung über See. Um 8 Uhr 30 min. traf in Berlin   folgender Funkspruch des 3. R. 3( L. 3. 12) ein: Sind auf Höhe vom Warnemünde  . Wetter zufriedenstellend. An Bord alles in Ord­nung. Nehmen Kurs entlang der pommerschen Küste auf Königsberg  ." Um 9 Uhr 15 Min. abends wurde von der Marine Funkstation Stralsund   gemeldet, daß dort das Funken des Zeppelinkreuzers so deutlich vernehmbar sei, daß daraus ge­schlossen werden könne, das Luftschiff habe ungefähr die Höhe von Stralsund   erreicht, sei also ganz nahe der Insel Rügen  .

Zum Thema Höflichkeit.

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,, Mann ist Mann" denkt der Normaldeutsche, namentlich wenn er in den hoffnungsvollen Jahren von 15 bis 25 steckt. Er fennt offenbar nicht den Unterschied zwischen seinen Beinen und denen eines Sechzigjährigen und hält die Gymnastik der älteren Gehorgane beim Stehen in überfüllten Straßenbahn- oder Stadtbahnwagen für äußerst wohltätig. Die Hauptsache für ihn ist, daß er seinen Sizplat behält. Anders das junge Mädchen. Ein gewisser mütterlicher In­stinkt ist ihm von der Natur schon im frühen Kindesalter gegeben, und mit dem Heranwachsen zur Jungfrau hat er sich in gesteigerter Weise entwickelt. Wem von uns Aeltere: wäre es nicht schon be­gegnet, daß junge Mädchen und junge Damen dem eintretenden älteren Fahrgast ihren Platz angeboten haben! Der betreffende so Beglückte wird nun vor eine Frage gestellt, die wohl unser Interesse fordern fann. Soll er, der sicher oft müde genug ist, das Anerbieten annehmen oder es aus der angeborenen Galanterie gegen das weib­liche Geschlecht ablehnen? Ein Gewissenskonflikt, der nicht nach Schema F entschieden werden kann. Denn es annehmen heißt, sich von selbst in die Reihe der schonungsbedürftigen Greise stellen, es ablehnen aber sich der oft ersehnten Befriedigung des Ruhebedürf­nisses berauben. Im allgemeinen wird, auch bei dem alten Mann im Arbeitsrod, die Galanterie fiegen, zumal wenn die Annahme des Angebotes das weibliche Wesen in eines jener Gedränge stoßen würde, das unsere Berkehrsmittel zu bestimmten Zeiten auszeichnet. Um so mehr, als das Gedränge dem Alten, falls er noch über ge­funde Atmungsorgane verfügt, weiter feinen Schaden macht, ihn zwar einpreßt, aber ihm gerade durch diese Pressung einen festen Halt gewährt- gegen Umfallen ist man geschützt. Junge Mädchen einem solchen Gedränge auszufegen, wäre wenig ritterlich. Ist der Wagen aber nur mäßig gefüllt, so daß das Stehen für junge Damen meiter feine Gefahren mit sich bringt, so wird man am besten diplo­matisch verfahren, indem man sich erkundigt, ob das gnädige Fräu­lein"( welche Anrede der Backfisch mit einem holden Erröten quittiert) noch eine weite Strecke zu fahren habe. Ist das nicht der Fall und das eigene Endziel recht entfernt, so nehme man bei Ruhebedürfnis bas gebotene Opfer mit freundlichem Dant an. Jedenfalls bietet An­nehmen oder Ablehnung dem, der Menschenstudien machen will, willkommenen und bequemen Anlaß zur Einfädelung eines Ge­spräches, das die Langeweile der weiteren Fahrt zu mildern ge­eignet ist. Man kann in solchen Plauderminuten so manchen Einblick in die weibliche Psyche tum, zumal wenn es sich um jene lustigen, ftets ein Scherzwort auf den Lippen tragenden jungen Mädchen handelt, die man als typische Berliner   Mädels bezeichnen kann.

Die Groß- Berliner Lehrerschaft für Paulsen. Die Vertreterversammlung des Lehrerverbandes Berlin, die gestern im Berliner   Lehrervereinshaus tagte, faßte eine Entschlie­Bung, in der sie aufs lebhaftefte verurteilt, daß die Berliner Stadtverordnetenversammlung die Abbauverordnung zum Anlaß genommen hat, den Stadtschulret Paulsen zu beseitigen, obwohl eine fachliche Begründung nicht gegeben wurde. Gerade weil der Lehrerverband Berlin bei der Wahl des Stadtschulrats für eine mit den Berliner   Schulverhält nissen vertrauten Fachmann eingetreten ist, betrachtet er es als seine Pflicht, anzuerkennen, deß es der unermüdlichen, von Liebe und Verständnis für Erziehung und unterricht ge= tragenen Arbeit des Stadtschulrats gelungen ist, die Bolksschule in der Zeit des wirtschaftlichen Tiefstandes vor den schwersten Gefahren zu schützen. Er empfindet die Art der Behandlung

,, Was, ist Ihre Frau frant? Ich dachte, ihr könnte nie etwas fehlen. Sie erwartet doch wohl nichts Kleines?" Schneider Frank lächelte.

-

,, Ja, Sie haben gut reden, Herr Dam. Und doch ist's schwer, wenn die Gehilfin trant liegt. Man möcht' ihr gern Erleichterung schaffen, aber die Gelder reichen ja nicht für alles. Etwas Stärkendes tät ihr wohl not."

,, Ja, fie muß sich recht plagen. Aber wo Sie so ein tüchtiger Schneider sind, warum verlegen Sie sich nicht mehr aufs Handwerk und schonen die Frau?"

,, Man tut, was man fann, Herr Dam; aber der Rücken ist nicht kräftig und dann die Konkurrenz!"

,, Ach was, die ist nicht schlimm hier in der Stadt wenn man seine Sache nicht vernachlässigt. Aber ich will Ihnen gern helfen; ich habe einen Anzug, der gewendet werden soll. Sie fönnen morgen Ihren Jungen schicken und ihn holen lassen."

Schneider Frank sah ein, daß es aussichtslos war, auf tut er feinen, so wahr Gott lebt, und er bleibt hungrig, so­diese Weise etwas zu erreichen, und fuhr gröberes Geschütz auf. ,, Ach ja, der Junge- Gott helf uns mit ihm! Nutzen piel man auch in ihn hineinschüttet. Es fostet eine ganze Menge, Kinder großzuziehen, Herr Dam, und was hat man davon? Undant, nichts als Undant."

heraus Schneider Franks Absicht, die Angelegenheit mit dem Brauer Dam runzelte die Stirn. Es war also gerade­Jungen dazu zu benutzen, ihn zu prellen. allemal durch eine größere Summe aus der Welt geschafft; Die Angelegenheit selbst war natürlich längst ein für mit Hilfe dieses Geldes hatte Schneider Frank sich seinerzeit hin und wieder eine oder zwei Kronen als Taschengeld zuge­ja so flott etablieren können. Später hatte ihm Brauer Dam stedt, weil Dam Mitleid mit ihm hatte und vielleicht auch so etwas wie ein schlechtes Gewissen ihm gegenüber empfand. Aber dies war das erstemal, wo Frank geradezu Geld aus feiner Jämmerlichkeit herausschlagen wollte.

trachtete Frant mit boshaftem Blick.

Ptöi! Der Brauer spuckte weit auf den Weg und be­

,, Es ist sonderbar, daß der Junge so ein unmöglicher Tropf geworden ist; er hat ja doch ein gutes Vorbild, dem er nacharten fönnte," sagte er mit einem zweideutigen Blick auf Frant. Aber ob nicht die Erziehung etwas schuld daran fein sollte? Man hat's ja schon öfter erlebt, daß ein Vater sein Kind so lieb hatte, daß er es verhätschelte. Und Sie sind Dante, nicht zum allerbesten, wenn die Frau frant gewiß ein großer Kinderfreund, Meister. Wortfetzung folgt.)

Er strich seinen Hut schon in großer Entfernung herunter, behielt ihn in der Hand und näherte sich Dam. ,, Wie geht es, Meister?"

liegt.

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