Beilage zum„Vorwärts" Berliner Volksblatt. Ur. 89. Mittwoch, de » 17. Aprit 1895. 12. Jahrg. UoktAles. Die Nr. 238 des„Wahren Jakob" wird von der Parteispedition den Abonnenten erst mit der D o n n e r s- tags- Nummer des„Vorwärts" geliefert, da die Bahn- sendung der Feiertage wegen 24 Stunden Verspätung er- litten hat. Ein neuer Fall von Feiertagsschändnng in einem amtlichen Gebäude hat sich am C h a r f r e i t a g ereignet. Im neuerbauten Direklionsgebäude der königlichen Eisenbahndirektion Berlin ist sowohl am„stillens Freitag ", wie auch an den vorher- gehenden Sonntagen an der inneren Einrichtung gearbeitet worden. Das große Betriebsgebäude, an der Ecke Schöneberger Ufer und Schönebergerstraße belegen, ist nach vielen Mühen und nachdem zwei Baumeister, wie man sagt. sich daran„verbaut" haben, endlich bis aus die innere Einrichtung, als Installation der Beleuchtung und der elektrischen Anlagen, sowie der Ordnung der Bureauräume. fertig gestellt. Eine Anzahl von Eisenbahn-Unterbeamtcn wird gegenwärtig damit beschäftigt, die Aktenstöße zu ordnen und das Mobiliar zu placiren. Diesen Unterbeamten wurde am Charfreilag die Feiertagsruhe geraubt, ohne daß ein ersichtlich zwingender Grund für diese dem christlichen Mnsterstaate Preußen so prächtig anstehende Maßregel zu ent- decken gewesen wäre. Am allerheiligsten Charsreitag waren in dem Amtsgebäude außerdem noch die Arbeiter beschäftigt, denen die Installation der elektrischen Meldcapparate u. s. w. obliegt. sowie die Tischler, welche an der Aufstellung des Bureau- inventars arbeiten. Der Unternehmer, der seine Arbeiter auf solche fromme Weise den Feiertag heiligen ließ, war natürlich ein I n n u n g s m e i st e r, ein Mann, der mit seinesgleichen oft genug über das Schwinden von Ordnung, Zucht, Sitte und Frömmigkeit gezetert haben wird. Der Brave heißt Oberländer und wohnt Große Frankfurterstr. 84. Angesichts der geradezu epidemisch gewordenen Verletzungen des dritten Gebotes in staatlichen Gebäuden muß man sich wirklich fragen,»vas denn unsere Feinde daran haben, sich und ihre christ- liche Frömmigkeit in so auffälligerweise bloßzustellen? Sind sie etwa allesammt heimliche Gegner der Umsturzvorlage, und befürchten sie, daß der Sozialdemokratie nicht genug Waffen zu deren Bekämpfung zu Gebote stehen? Wir geben den patcntirten Stützen des christlichen Staates hiermit das Zeugniß, daß sie auch als Freunde uns garnicht besser in die Hände arbeiten können, als wie sie es u. a. durch die Sabbathschändungen als unsere Feinde thun. Bezeichnend für den Banschwindel der gegenwärtig in der Umgebung Berlins getrieben wird, sind die von den Berufs- genossenschaften an die Ortsvorstände ergehenden Aufträge um Einziehung der Prämien für die Unfallversicherung der Arbeiter, welche bei dem betreffenden Neubau beschäftigt gewesen sind. Bei zahlreichen dieser Schwindelbauten sind die Prämien natürlich garnicht bezahlt und die Berussgenossenfchaft greift auf diejenigen Personen zurück, die„einen wirthschaftlichen Vortheil" von dem Neubau gehabt haben. Dabei ergeben sich denn mitunter inter - essante Einblicke in das moderne Grundftücksgeschäft. Eine Rixdorfer Firma erhielt vor einiger Zeit von der Berufs- genossenschast die Aufforderung, die Prännenbeiträge von 800 M. zu zahlen für die auf einem bestimmten Neubau beschäftigt gewesenen Arbeiter; begründet war auch diese Zahlungs-Aus- sorderung mit der Behauptung, daß die Firnia von dem Neubau einen wirthschaftlichen Nutzen gehabt habe. In Wirklichkeit lag die Sache so, daß die Firma vor mehreren Jahren das fragliche Terrain verkauft und die Baustelle inzwischen, bevor der Neubau darauf errichtet wurde, seinen Eigenthümer zweimal gewechselt hatte; dem Erbauer des Hauses hatte die Firma sodann für die Ausnahme einer ersten Hypothek Priorität eingeräumt. Eine ganze Reihe ähnlicher Fälle sind in den Kreisen der Terrain- besitzer bekannt; praktisch haben sich dieselben bisher gewöhnlich derart erledigt, daß die Baugeldgeber für die Zahlung der Prämien haftbar gemacht worden sind, während die Rückgriffe auf Vorbesitzer aus erhobene Beschwerde als unstatthajt erachtet wurden. Zu dem Unfug, mit dem am Sonnabend die christlichen Kämpen v. Kotze und v. R e i s ch a ch die stille Woche so sinn- gemäß und stilvoll abgeschlossen haben, liegen einige Preß- äußerungen und Ergänzungen vor, welche das Christenlhnm, die Sittlichkeit und die Gesetzesliebe unserer Edelsten und Besten und deren Nachtreter im wundervollsten Brillant- feuerwerk erglänzen lassen. Wir wissen nicht, ob das „5rleine Journal", das in dieser Schmutzgeschichte die Rolle des Schmock übernommen hat, seine sogenannte Ueber- zeugung bekundet, oder ob es sich nur einen blutigen Börsenscherz leistet, wenn es meint, man könne es nur mit Freuden be- grüßen, daß diese aus bedauerlichem Jrrthum entstandene» Privatzwistigkeiten so aus loyale m Wege beigelegt seien. I» Eemäßheit des bekannten Sprichworts vom Schlagen und Ver- tragen hat sich nämlich, wie das zitirte Blatt berichtet, v. Kotze mit der Person, die ihn angeschossen hat, ausgesöhnt! Ganz bezeichnend ist übrigens, daß niemand von den Leuten, die vorher wußten, daß eine eklatante Gesetzesverletzung vor sich gehen solle, die Pflicht in sich gefühlt hat, dem Kaiser als obersten Gesetzeshüter oder zum mindesten der Polizei von dem geplanten Vergehen Mittheilung zu machen, damit eine in der Zeil des Umsturzes doppelt gefährliche Gesetzesverletzung verhütet werde. Ganz kurios ist es ferner, daß die Polizei selber vorher auch nicht die Bohne von dem Vergehen gewußt hat, und nicht im stände gewesen ist, die Prügelei zu verhindern, bei der ein Menschenleben— sei es für die Mitmenschen nun von Werth oder nicht, so immer- hin doch ein Menschenleben— in schwere Gefahr gebracht wurde. Eins noch. Das Vergehen, das schon vorher von unterrichteten bürgerlichen Blätter» angekündigt worden ist, soll in der Sitzung eines Vereins, der U n i o n s k l u b heißt, und wohl leicht auf- zufinden sein wird, in aller Form beschlossen worden sein. Ist es an sich zwar ausfallend, und für den gesitteten Bürger be- unruhigend, daß sich die Sicherheitsorgane nicht im stände gezeigt haben, die Ausführung dieses Beschlusses zu inhibiren, so mag das in der Schwäche, die allen menschlichen Institutionen nach der christlichen Glaubenslehre anhaftet, begründet erscheinen. Immerhin aber darf doch wohl erwartet werden, daß der Staatsanwalt sich jetzt energisch mit einem Verein be- faßt, der seine Sitzungen mit derart offenkundigen Vergehen gegen die Strafgesetz- Paragraphen des Reiches der Gottesfurcht und frommen Sitte ausfüllt. Der Pflichteifer unserer kompetenten Gesetzeshüter, der sich Sozial- demokralen gegenüber oft in den unbedeutendste» Angelegenheiten bekundet hat, wird es gewiß nicht ohne vorläufige polizeiliche Schließung des Unionklubs und nachfolgender Anklage gegen diverse seiner Mitglieder abgehen lassen. Uns wundert sehr, daß noch keine derartige Mittheilung in bürgerlichen Blättern vorliegt. Angesichts dieser Affäre wird übrigens einigen bürgerlichen Blättern recht schwül ums Herz. Das„Berliner Tageblatt" meint; „Was muß es wohl für einen Eindruck auf die naiven Ge- müther im Volk und auf die durchaus nicht naiven Gemüther in den sogenannten gebildeten Ständen machen, wenn sie er- fahren, daß die berufensten Vertreter unserer staatlichen, religiösen und gesellschaftlichen Ordnung, wenn Männer aus der un- mittelbaren Umgebung des Kaisers allen staat lichen Gesetzen, allen kirchlichen Verboten zuwider einen Zwei- kämpf mit einander ausfcchten, und zwar, um den Gegensatz zwischen dem Soll und dem Ist noch ins unendliche zu vev schärfen, an dem Sonnabend zwischen dem Charsreitag und dem Ostersonntag! Die Volksempfindung läßt ihrer nicht spotten. Was aber ist es anderes als Hohn und Spott auf die heiligsten allgemeinen Empfindungen, wenn Männer wie die genannten sich mit Hintansetzung aller religiösen Satzungen und aller staatlichen Verbote einander vor die Pistole fordern? Das sind die rechten kräftigenden Vorbilder nicht, um die Ein flüsse der grundstürzenden Mächte von dem Volke abzuhalten." Das„Berliner Tageblatt" möge sich beruhigen. Das Volk empfindet nur Ekel und Abscheu vor der sauberen Atmosphäre, in der sich der Schmutz des„Falles Kotze" ablagern konnte. Dies Gefühl ist bereits derart geweckt, daß es durch das Duell wirk- lich kaum noch gesteigert werden kann. Die„Vossische Zeitung" schreibt nach einer Betrachtung des Falles: „Welcher Hohn liegt darin", welcher Hohn auf Religion, Sitte und Ordnung, auf alle gesunde Vernunft! Und eine Ge- sellschaft, die diesem öden Molochsdienst fröhnt, macht eben jetzt ein Umsturzgesetz! Der Kaiser hat sich durch den Flügel adjutanten v. Moltke wiederholt nach dem Befinden des Herrn v. Kotze erkundigen, die Erbprinzessin von Meiningen hat ihn, mit den herzlichen Glückwünschen zu seiner Freisprechung ein prachtvolles Blumengewinde überreichen lassen. Wir verzichten nothgedrungen auf die eingehende Erörterung des Eindrucks, den dieser ganze„Fall Kotze" auf die große Mehrheit der Nation machen muß. Moderne? Ehristenthum. Ein Berichterstatter meldet: „Eine Massentaufe wurde am ersten Ostcrtage in der Kirche zum heiligen Kreuze vorgenommen. Es waren weit über 100 Täus- linge zur Stelle, welche in vier Abtheilungen vertheilt und dann in Masse getauft wurden. Die Tauszeugen und Pathen füllte» reichlich die halbe Kirche aus. Feierlich war diese Handlung aber nicht. Die Kinder schrien aus Leibeskräften und die Erwachsenen ergingen sich zum theil in recht rohen Scherzen." Ei» liebliches Stückchen StaudeSbewußtsei» offenbarte am Dienstag Mittag gegen 1 Uhr ein Arzt. Am Ruminelsburger Platz fiel um diese Zeit ein Arbeiter plötzlich in Krämpfe. Er war mit dem Kopfe ans das Straßenpflaster geschlagen und hatte schwere Verletzungen erlitten, die zunächst provi- sorisch von dem in der Mühlenstraße wohnenden Barbier Eisen verbunden wurden. Inzwischen war ein Arzt herbeigeholt worden, der die Beförderung des Verletzte» in ein Krankenhaus anordnete. Es wurde zu diesem Zweck eine Droschke herangerufen und nun verordnete der Arzt weiter, daß der schwerverletzte Arbeiter neben dem Kutscher auf dem Bocke platznehine» müsse, während der Arzt selber es sich allein im Innern der Droschke bequem machte. Man kann sich denken, daß dieser Vorfall unter dem zuschauenden Publikum eine nicht geringe Empörung hervorrief. Die Einwohnerschaft Spanbau'S steht unter dein Zeichen der Feuersbrünste. Ein neuer Stadttheil, der sich infolge des großen Betriebes einiger militärischer Fabriken mit fieberhafter Schnelligkeit zu bedeutender Ausdehnung entwickelt hat, jetzt aber wegen der Entvölkerung der Werkstätten wieder zurückgehl und unzählige leere Wohnungen aufzuweisen hat, wird in erschrecklicher Weise von Feuersbrünsten heimgesucht, die, wie die Polizei fest gestellt hat, allesammt böswillig angelegt sind. Die Brände häufen sich neuerdings derart, daß man völlig ralhloS geworden ist. Es brennt stets in neuen, erst wenige Jahre bewohnten Häusern; mehrere Feuer-Versicherungsgesellschaften beginnen, wie wir kürz lich schon mitgetheilt habe», die Verträge mit den in jenem Stadtviertel wohnenden Versicherten zu kündigen. Nachdem erst am Charsreitag wieder ein ausgedehnter Dachstuhlbrand statt- gefunden, wurden Sonnabend und am ersten Feiertag wieder an zwei Stellen Brände angelegt. Leider ist es noch in keinem der zahlreichen Brände gelungen, den Thäter zu ermitteln. Am zweiten Feiertag nachmittags 5 Uhr ertönte von neuem das Feuersigual. Wer mag denn ein Interesse daran haben, daß es fortwährend brennt? Die M i e t h e r doch gewiß nicht, denn es wird ja gemeldet, daß diese gerade in den leerstehenden Häusern fehlen Z Eine verheerende FeuerSbrnnst wüthcte vom 1. Feier. tage, vormittags 10�/4 Uhr ab, bis ziveitcn Ostertag auf dem Grundstück Köpnickerstr. 111, wo sich die Appretur- und Dekatur- anstalt von Otto Blumcnthal befindet. Tie Gebäude sind voll- ständig ausgebrannt. Die Feuerwehr, die unter Leitung des Branddirektors Gicrsberg den Heerd des Brandes mit drei Dampsspritzen und sechs Zügen von der Köpnicker- und Schmid- straße ans angriff, hatte wegen der sehr starken Rauchentwickelung einen schweren Stand. Der Oberfeuermann Keidrich, der eine etwa Lvzährige Dienstzeit hinter sich hat, sowie der Feuermann Rauscher kamen zu Schaden, indem sie unter der Wirkung des Qualms betäubt wurden. Der erstere erholte sich bald soweit, daß er im Dienst verbleiben konnte, der letztere mußte nach seiner Wohnung gebracht werden. Die Ursache des Feuers ist noch nicht ermittelt worden. Die Aufräumungsarbeiten fanden am 2. Feiertage statt, nachdem der Brand inzwischen gelöscht war. Unglücksfall auf der Stadtbahn. Eine überaus schmerz- hafte Verstümmelung erlitt am Montag nachmittag der bei der Stadt- und Ringbahn angestellte Maschinenführer Geisler am Bahnhos Friedrichstrahe. Geisler, der einen von Charlotten- bürg nach Johannisthal fälligen Vorortzug führte, sah sich gezwungen, plötzlich unmittelbar vor der Ausfahrt seine Maschine anzuhalten, weil die große Kolbenstange zwischen Vorder» und Mittelrädern abgebrochen und aus den Bahnkörper gestürzt war. Mit Hilfe des Heizers und einiger Arbeiter versuchte er den Schaden zu repariren und die schwere Kolbenstange wieder in ihr Lager zu legen. Bei dieser Arbeit gerieth G. mit der linken Hand derart zwischen die Stange und das Lager, daß ihm drei Finger der Hand total abgequetscht wurden. Der Verletzte wurde zunächst nach dem Statiousbnreau und von dort nach der königlichen Klinik in der Ziegelstraße geschafft. Ein sehr schwerer Unglücksfall trug sich Dienstag snach- mittag gegen 5 Uhr in der Straße Unter den Linden zu. Vor dem Hause Nr. 16 war plötzlich das Pferd einer Droschke 1. Klasse Nr. 27S9 ausgeglitten und gestürzt, aber sofort wieder auf- gesprungen und durch den zerbrochenen Schcerbaum scheu ge- worden. Das Pferd jagte die Straße entlang und direkt aus den mit lausenden von Spaziergängern gefüllten Bürgersteig. Durch den Anprall an der Bordschwelle schlug der Wagen um, wobei ein im Innern desselben sitzender Fahrgast, augenscheinlich ein Fremder, der sichlmit seinem Koffer nach dem Bahnhos begeben wollte, herausgeschleudert wurde und neben mehrfachen Ver- letzungen am Kopf emen komplizirten Beinbruch davontrug. Der Kutscher, der ebenfalls schwere Verletzungen erlitt, konnte nur mit großer Mühe unter dem vollständig zertrümmerten Wagen hervorgezogen werden. Entsetzliche Verletzungen hat sich der 45 Jahre alte Kauf- mann Adolf Wertens, der aus Meine! stammt und in Britz bei Berlin wohnt, beigebracht.. Vor einigen Tagen brach bei ihm Wahnsinn aus und er wurde deswegen von seiner Gattin in seinem Thun fortwährend scharf beobachtet. Der Zustand ver- schlimmerte sich, und Frau W. ließ am Sonntag ihren Mann aus kurze Zeit in der Werderstr. 7 belegenen Wohnung zurück, um mit einem Arzt wegen seiner Uebersührung nach einer Heilanstalt in Verbindung zu treten. Diese Zeit des Alleinseins benutzte der Wahnsinnige, um sich den linken Unterarm mittels eines Messers in furchtbarer Weise zu zerfleischen. Er hat alle um den Knochen herumliegenden Weichtheile, die Nerven, die Sehnen, das Fleisch, die Adern durchgeschnitten, so daß der Knochen blosgelegt war. Der un» glückliche Mann wurde mittels Krankenwagens nach einer Berliner Klinik gebracht, hatte aber trotz des ungeheueren Blut- Verlustes noch so unbändige Kraft, daß er unterwegs die Fenster zertrümmerte. Im Krankcnhause erwiesen sich die Wunden als so bedenklich, daß den Aerzten nichts übrig blieb, als die Hand und einen Theil des Oberarmes sofort abzunehmen. Ein Kindesmord ist am Sonnabend bei den Ausbaggerungs- arbeiten am Weidendamm entdeckt worden. Am Nachmittag griff die unter der Pferdebahn-Nothbrücke arbeitende Baggermaschine eine Zigarrenkiste auf, in welcher gewaltsam zusammengepreßt sich die Leiche eines neugeborenen Kindes männlichen Geschlechts befand. Der kleine Körper kann höchstens 24 Stunden im Wasser gelegen haben; von der Mutter des Kindes fehlt jede Spur. Selbstmord hat der 47 Jahre alte Schlossermeister Rosen- thal in der Bülowstraße 98 verübt. Die That soll ihren Grund in geschäftlichem Rückgang finden. Vom Omnibus gestürzt ist der 40 Jahre alle Dreher Schreiber aus der Schwedenfiraße 1 am Sonntag Abend gegen 8 Uhr, während er vom Verdeck heruntersteigen wollte. Er fiel in der Friedrichstraße , nahe am Halle'schen Thor, aus den Straßendamm und zog sich eine so schwere Kopfverletzung zn, daß er durch Beamte des 36. Polizei-Reviers nach der Unfall- station I in der Wilhelmstraße gebracht werden mußte. Bei dem Diebstahl eines Ringes ist in der Linienstr. 230 ein ISjähriger Knabe aus der Lothringerstraße, namens Westphal, festgenommen worden. Polizeibericht. Am 12. d. Mts. erhängten sich ein in der Nostizstraße und ein in der Petcrsburgerstraße wohnhafter Mann in ihrer Wohnung.— Ilm 13. d. M. vormittags wurden ein Mann auf dem Michaelkirchplatz und ein zweiter auf dem Haus- voigteiplatz durch Arbeitswagen überfahren und erheblich ver- letzt.— Nachmittags sprang eine Frau an der Möckernbrücke in den Kanal, wurde aber alsbald wieder herausgezogen.— Gegen Abend siel der mit Reinigungsarbeiten an einem Hause am Waterloo-Ufer beschäftigte Portier von der dabei benutzten Leiter und erlitt einen Rippenbruch.— Am 14. d. M. nachmittags wurde in der Ackerstraße ein auf dem Fahrdamm spielender siebenjähriger Knabe durch eine Droschke überfahren und am Kopfe und rechten Bein verletzt.— Abends stürzte in der Friedrichstraße an der Ecke der Kochstraße ein Mann beim Ab- steigen vom Verdeck eines bereits haltenden Omnibus infolge eigener Unvorsichtigkeit herunter und zog sich schwere Verletzungen am Kopfe zu.— In dem vierstöckigen Quergebäude des Grund« stücks Köpnickerstr. 111 entstand vormittags, anscheinend in einem seit längerer Zeit nicht mehr benutzten Maschinenraum Feuer. das sich bald über das ganze zu Fabrikzwecken eingerichtete Gebäude mit Ausnahme des dritten Stocks ansbreitete und auch einen hinter dem Quergebäude befindlichen Anbau ergriff. Die Feuerwehr war bis gegen Abend angestrengt mit dem Löschen beschäftigt, die Aufräumungsarbeiten wurden noch am anderen Tage fortgesetzt. Ein Oberfeuermann und ein Feuermann waren infolge des starken Qualms ohnmächtig geworden und wurden erst auf der nächsten Feuerwache unter ärztlicher Hilfe wieder zum Bewußtsein gebracht.— Außerdem fanden auf den Grundstücken Eisenbahnstr. 17 und Stromstr. 49 erheblichere Dachstuhlbrände statt.— Am 1ö. d. M. fiel ein Schutzmann bei der Verfolgung eines Exzedenten in der Strelitzer- straße hin und erlitt einen Rippenbruch und eine Verletzung des Rückgrats.— Ein Schlossermeister erschoß sich in seiner Wohnung in der Siosenthalerstraße.— Nachmittags wurde in der Spree , an der Weidendammerbrücke, die bereits stark verweste Leiche eines Mannes angeschwemmt. WitteruugSiibersicht vom 16. April 18SZ. Stationen. Swinemünde Hamburg . Berlin .. Wiesbaden . München . Wien .. aparanda etersburg ork... ZIberdin.. Paris .. » 1 ü S sä S.S.: g-Q s?| ja 765 765 764 762 762 762 762 753 758 767 759 o s -ff Ä I ONO OSO Still NO NO Still N St OSO WNW OSO 2 1 3 3 4 I 4 1 2 ietter H heiter halb bedeckt wolkenlos wolkenlos wolkenlos wolkenlos wolkenlos bedeckt wolkig heiter wolkenlos -»*** H 3� i-ffi is» SS m 5 8 7 10 4 6 —5 —3 8 8 10 Wetter-Prognose für Mittwoch, 17. April>863. Trockenes, vorwiegend heiteres Wetter mit schwachen nord- östliche» Winden, kühler Nacht und ziemlich hoher Tagestemperalur. Berliner Wetterbureau. TTzeelkvr. NeneS Theater. Du sollst auf Vater und Mutter schießen, wenn's das Kommando verlangt! Dies neupreußisch- militärische Diktat ist das Fundament, auf dem sich Richard Skowronnek's Schauspiel„Im F o r st h a u s e", das am Ostersonntag im Neuen Theater zum ersten Male gegeben wurde, aufbaut. Nicht wörtlich im übertragenen Sinne befolgt der junge Oberförster Anton Spalding das weltbekannt gewordene Gebot. Sein Vater, der königliche Förster, hat einen Holzhandel mit dem schuftigen Kaufmann Weschkalnies aufgethan. Wesch- kalnies war der Verführer und der alte Förster ließ sich zur Zeit, da ein großer Raupenfraß die Kontrolle erschwerte, bewegen, Holz aus den königlichen Forsten zu unterschlagen. Was ihn zur Untreue verführte, das war allzu schwache Liebe zu dem Sohn, dem Anton. Der sollte Karriere machen um jeden Preis; und der Junge fragte nicht, als er studirte und später Offiziersrang bekleidete: Wo nimmt mein Vater, der königliche Förster mit 400 Thalern Gehalt, das Geld her, das die Vor- bereitung zur„glänzenden Karriere" verschlingt? Er sollte auf vornehmem Fuß leben und der Vater mußte Schulden um Schulden machen; und als die Roth überhoch gestiegen war, hatte der Verführer leichtes Spiel. Nun war Anton Oberförster ge- worden; sein Vater soll in wenigen Tagen ein Jubelfest feiern. Vor 50 Jahren war der alte Spalding in königliche Dienste ge»
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