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seinen Rücktritt mit dem Scheitern seiner Idee der Volksgemeinschaft zu motivieren. Hier ist. der Wunsch der Deutschnationalen Vater der Gedanken, die dem Reichskanzler unterstem werden. Herr Marx kann nach den Erklärungen über die V e r d i e n st e der Sozialdemokratie am Reich, die er in der Germania " abgegeben hat, als Kanzler einer gegen die Sozialdemokratie gerichteten Regierung nicht mehr in Be- tracht kommen, ist also für die Deutschnationalen praktisch erledigt. Uebrigens ist die Methode, einem Minister, den man gern weghaben möchte, Rücktrittsabsichten nachzusagen, die er n i ch t h a t, plump und unwirksam.

Maurenbrecher wanüert weiter. Absage an die Deutschnationalen. Max Mauronbrecher war einmal Sozialdemokrat. Dann wurde der Dersasser darHohenzollern-Legende" Monarchist und beschimpfte vom hohen deutschnationalen Pferd herod die Sozialdemokratie. Jetzt schreibt er in derDeutschen Zeitung" den Deutschnationalen den Abschiedsbrief. Die Entschließung des Vertretertages habew i e eine Bombe in die Mitgliedschaft eingeschlagen". Bleib« diese Entschließung, wie sie ist, dann habedie Deutschnatronal« Volks- partei für weite Kreise des deutschen Volkes jedes Interesse verloren". Ob der ruhelos« Wanderer nun seinen Weg zu Wull« nimmt oder ob er sich selbständig machen will, geht aus feinem verzweifelten Klagelied nicht hervor.

Dinters Stuhlprobe. Das Ende einer völkische« Tragödie. DieFränkische Tagespost", unser Nürnberger Parteiorgan, nimmt auf eine Meldung der Telegraphen-Union vom 30. September Bezug, in der es heißt: Nürnberg , ZO. September. Nach dem Ankersuchungsbefund der staatlichen Untersuchungsanstalt in Erlangen konnten in der Slnhlprobe des Dr. Dinier weder pflanzliche noch metallische Gifte nachgewiesen werden. Dem fügt dieTagespost" dies« treffenden Bemerkungen an: Ganz Deutschland lacht üuer denvergifteten Arthur Dinter ", der sich bei seinem Freund Julius Streicher für diese Riesenblamage bedanken kann. Durch den Untersuchungsbefund von Erlangen wird unter eine völkische Heldenmär der einzig richtig�Schlußpunkt gesetzt zum großen Gaudium aller Menschen, die Sinn für Komik haben. Wir dachten uns diesen Ausgang sofort und waren vom ersten Augenblick davon überzeugt, daß der Julius Streicher hier wieder einmal einen seiner bekannten Schwabenstreiche vollbracht hat. �ctzt steht einwandfrei fest, daß der Dinter widerdasBlutin Saalfeld nicht o« r g i s t e t worden ist, was ohnehin nur ein Völkischer glauben konnte, der den letzten Rest von Verstand tn den Streicher-Versammlungen eingebüßt hat. Bisher war bei den Völkischen nur die Blutsprobe bekannt. Bekanntlich glauben unsere Hakenkreuzlsr, sie hätten ein ganz be- sondere? Blut. Darauf schwören sie, nicht bei Moses und den Propheten, aber bei Wodan und den Göttern Walhalls, die sich gewiß für eine solche Nachkommenschaft bedanken. Nun werden sie wohl oder übel auch die Stuhlprob« einführen müssen, nach- dem sich ein so maßgebender Häuptling wie Arthur Dinter dieser 'Probe unterzogen hat. Uns scheint diese Stuhlprobe ganz prak- tisch zur raschen und gründlichen Aufklärung völkischen Schwindels, wenn etwa nächstens d?r Julius Streicher selbstvergiftet" werden sollte. Neugierig sind wir, was Julius Streicher nun seinen Anhängern in der nächsten Berfammlimg erzählen und was er über die Stuhl- probe Arthur Dinters imStürmer" berichten wird. Wir schlagen ihm vor, wieder ein E x t r a b l a t t herauszugeben, etwa des Inhalts: Völkische Männer und Frauen! Gebt keine Stuhlprobe an die Staatlich« Untersuchungsanstalt nach Erlangenl Die Universität Erlangen ist verjudet. Untersucht euren Dreck all« in!"

plötzliche Erinnerung. Vvn Als red B c u st. Ich habe gar nicht mehr daran gedacht. Und' auf einmal steht das entsetzliche Bild wieder gespenstisch vor meinem Blick ins Leere. Es baut sich aus dem Nichts zusammen, könnte man sogen: oder diese Augen, die es gewohnt sind, die mannigfachen Formen und Gewächs« der Erdrinde zu erfassen� sind für Sekunden rinden blind geworden und blicken in einen Spiegel, der auf anderer Ebene steht und das vergessen« Bild als plötzliche Erinnerung mir an die Brust wirst. Es war auf den polnischen Straßen an einem glühheißen Dag, wo die ununterbrochene Kette der Gefährte, Wagen dicht an Wagen, bor Tag und Nacht, ohne jedes Ende sich dahinjchob-- zurückschob auf der anderen Wegseite. Die trostlosen Augen der Fahrer streiften stumm die Gesichter der Vorübergleitenden, zuweilen von jähem Er- schrecken durchzuckt, werm ein Blick oder Antlitz cm ferne Tage oder Bekannt« ermnern wollte. Doch die Möglichkeit des Wortes war geraubt. Und der Blick sank zurück und wurde wieder stumm. Weißer Staub, von keiner Nachtkühl« z« Boden gedrückt, kroch durch die Ritzen der Kleidung bis auf die Haut, kroch in den Magen, kroch in die Lungen. Die Pferd« fielen auf die Wegseiten und' standen nickst mehr auf. An vielen Tomsend Kadavern fuhr man am Tage vorüber. Und der Gestank der faulenden und ausgefressenen Tier- laichen wurde zur Unerträglichkeit. Die bestialischen Schwaden wirk. ten in der remeren Nachtluft so ekethast, daß«in gepreßte« Gurgeln unseren Mündern entquoll, indeß die zitternden Tier« an den Strängen angstvoll aus der Reih« wollten. An einem solchen schwülen Mittag lieh ich den Weg«in wenig seitwärts und ging durch«in ganz niederes Gehölz. Hier wechselte schon Land mit Sumpf. Urb in diese Sümpf« gerieten die müden Pferde, um langsam, viele Stunden langsam zu versinken. Und als ich mich vom Wege zu weit abgekommen glaubte, stieg ich auf einen kleinen Sandbevg, um üb« die Achten hinzublicken. Ein gräßliches Stöhnen ließ mich vor Schreck fast niederstürzen. Di« Stell«, auf der ich stand, begann sich zu bewegen. Ich sprang zur Seite. Der Staubhügel, auf dem ich gestanden hatte, erhob sich mit einem Ruck und Aufschrei. Ein großes, schweres, eingestaubtes Pferd stand vor mir und blickte mich so unerhört erschütternd an, wie ich es nur zwei-, dreimal erlebt habe. Ein tiefes Schluchzen ging durch die blutenden Nüstern. Und wie von ein« Keule getroffen stürzte das Tier zu Bodsn und war verlöscht. Und als ich wied« auf der Straße war. glaubte ich nicht mehr daran. Vielleicht war es eine Reizung auf der Netzhaut. Man sich so viel« fremde Ding« in den Tagen. Und dies« grauenhafte Spuk war schwer zu Gegen- wart zu machen. Aber heute fühlte ich, daß jene Jahr« uns allen schon sehr oer- funken scheinen und daß es gut ist, wenn der unsichtbare Spiegel uns von Zeit zu Zeit eine plötzliche Erimmrung vors Gesicht stellt.

Das tzitler-Urte!! ein ffanüelsertrag! Ludendorff-Graefe behaupten es. München , 2. Oktober.'(Eigener Drahtbericht.) Es hat eine Reihe von Tagen gedauert, bis sich die völkischen Repräsentanten zu einem gemeinsamen Protest gegen die einstweilige Jnhaftbehaltung des Hitler-Triumvirats in Lands berg zusammenfanden. Es gelang das erst am Mittwoch, wo dieR e i ch s f ü h r e rs ch a f t Ludeirdorsf, Strasser und Graefe", die sich im bayerischen Landtag versammelten und in zwei Entschließungen ihrerEntrüstung gegen die Verschleppungstaktik in der Frage der Haftentlassung Hitlers , Krie- bels und Webers" Luft machten. Beide Entschließungen sind an sich bedeutungslos. Von Interesse ist lediglich die eine Stelle, in der die drei genanntenReichsführer" in aller OeffenUichkeit die Volks- r i ch t e r. die am 1. April 1924 das Urteil fällt«, fragen, ob sie sich, wie man jetzt weiß, zu der Verurteilung damals nur bestimmen ließen, weil die Bewährungsfrist zugesichert wurde. Diese Version wird schon seit Monaten in der völkischen Presse kolportiert, ohne daß eine der in Betracht kommenden Behörden darauf reagierr hätte. Entspricht diese Behauptung den Tatsachen, so ist damit ein neuer Beweis geliefert, ein wie lächerlicher und sträflicher Humbug der ganze Hitler -Prozeß und die Praktiken des Volksgerichts München in Wirklichkeit gewesen sind.

Neue Urteile ües Staatsgerichtshofs. Beihilfe znr Borbereitung des Hochverrats." Leipzig , 2. Oktober. (WTB.) D« Staatsgerichtshof zum Schutze der Republik trat heute unter dem Vorsitz des Reichs- gerichtsrats Doehn in eins neu« Sitzungsperiode ein. Als neuer Beisitzer wurde Generalleutnant e». D. Caehler vereidigt. Zunächst wurde gegen den Handlungsgehilfen Kurt Scharschmidt aus Leipzig verhandelt, der einem Polizeiwachtmeister in Umform ein kommunistisches Flugblatt, das die Zersetzung der Schupo bezweckte. überreicht hatte. Der Angeklagte wurde wegen Beihilfe zur Vor- bereitung des Hochverrats in Tateinlteit mit einem Vergehen gegen Z 7 Ziffer 4 des Republik-Schutzgefetzes zu neun Monaten Gefängnis und 100 M. Geld ft rase oerurteilt. Wegen der gleichen Vergehen wurde der 18jährige Gärtnerlehrling Karl Fiedler aus Stuttgart , bei dem Anfang August dieses Jahres Flugschriften und Plakate beschlagnahmt wurden, die im Zusammen- hang mit der kommunistischen Kampfwoche die Herbeiführung der proletarischen Republik propagierten, zu drei Monaten Ge- fängnis und 30 M. Geldstrafe oerurteilt. In der Nachmittagssitzung verhandelte der Siaatsgerichtshof gegen den Isolierer Kurt Schmidt aus Leipzig -Wahren, der im Frühjahr zurzeit des Wahlkampses einem Polizeiwachtmeister eine Flugschrift überreicht hatte, die zur Zersetzung der Landespolizei dienen sollte. Das Urteil lautete ouf sechs Monat« Ge­fängnis und S0 M. Geldstrafe. Di« Geldstrafe und drei Monat« der Freiheitsstrafe sind durch die Untersuchungshaft verbüßt.

Deutlchvölkisthe SchwinSeleien. Kein Verbot der Nationalsozialistischen Freiheitspartei . DemDeutschen Tageblatt" tvirb im Anschluß an das Verbot des Bundes Oberland vonsehr zuverlässiger, dem Preußi» scheu Innenministerium nicht fernstehender Seite' geschrieben, daß Minister Severing zu einem sogenannte«großen Schlage" gegen die völkische Bewegung aushole.In eingeweihten Kreisen rechnet man sogar mit einem neuen Verbot der Nationalsozia« listischen Freiheitspartei, da man sie zu den kommenden Preußenwahlen im Februar auszuschalten wünsche." Wie dazu amtlich mitgeteilt wird, find die eingeweihten Kreise, obwohl sie sich auf eine angeblichsehr zuverlässige, dem Preußischen Innen« Ministerium nicht fernstehende Seite" beruft, gänzlich uneingeweiht. Im Preußischen Ministerium des Innern ist von einem geplanten Verbot der Nationalsozialistischen Freiheitspartei absolut nichts bekannt.

Die hofentafthen meines Zrevnües. Von Schwester Lydia Ruehland. Mein Freund ist«in ausgemachter Glückssucher, ober auch ein Glücksfinder, was nicht jeder von sich jagen kann. Wer an dieser Eigenschaft zweifelt, der werfe gefälligst einen Blick in die beiden prall gefüllten Hosentaschen auf Bubis so heißt mein kleiner Freund Oberschenkel und er wird den regen Sammelsinn des Jungen rückhaltlos anerkennen müssen, wenn er vielleicht auch nicht begreift, wozu Bubi all die merkwürdigen Dinge braucht. Aber er braucht sie, verlaßt euch darauf Sein ernsthaftes Kindergesicht spiegelt lautere Wahrheit wider wen« versichert:das brauch' ich und das brauch' ich!" Das Verständnis für Bubis Fundgrube scheint seiner Mutti zu fehlen auch Muttis fehlt ja so manches, denn Bubi erklärt mir: siehaut" mich.Du haust mir nicht" sagt er und schüttet mir Herz und Hosentaschen unbedenklich aus. Nein, ichhaue" ihn gewiß nicht! Denn ich bin ja fein« Freundin. Ich kann verstehen, wes- halb ein Junge immer ein Paket verknmeten Bindfaden aus­sammeln muß, ich begreife, daß«in ausgeleierter Bohrer trotz abgebrochener Spitz« sicher noch einen Zweck zu erfüllen imstande ist, wenn sich mit seinem Gebrauch eines Bubis Geduld und fester Wille verbindet. Ein durchlöchertes Haarsieb ist ebenfalls ein ganz nettes Spielzeug und am Sandhaufen immer nach verwendbar. K l i ck« r gehören ebenfalls zum selbstverständlichen Inventar einer richtig. gehenden Jungenshosentasche. Und wer zweifell an der Tatsach«, daß Kreide«in schier unerschöpfliches Vergnügen in der Hand eines zeichnerisch noch so unbegabten Buben bedeutet? Nägel kann einer immer brauchen, und wenn sie krumm sind, stopft Vubi sie noch krumm«, damit syerken daraus werden. Erre kleine leere Heft- plasterbüchse enthält zwei verrostete Schreibfedern--Aber Bubi, die kannst du doch fort tun."Nnnein, die brauch ich, wenn ich mal schreiben lerne!" Unerschöpflich ist der Vorrat der kleinen Hamstertaschen, aus d«en Grunde es vvn Brotkrümeln, Kressesamenkörnern und Woll- fäserchen nur so wimmelt und fusselt. Jetzt kommt noch ein braunes Etwas" zum Borschein???"Den Hab ich in der Dachrinne gefunden!--- Nein, ist es möglich, ein vertrockneter Regen- wurmll!Na, damit ist doch nix mehr los, Bubi, fei gescheit!" Doch, den heb ich mir zum Andenken auf!"-- Nun aber kommt das letzte, zugleich mit einer Handvoll unreifer Kastanien nun kommt die Hauptfach� um derentwillen ein« Tasche überhaupt vor- hanoen ist ein merkwürdiges dunkelgraues Knäuel, das ist, nein, das soll sein, nein, das war einmal ein Taschen tuchül Mit der Ermsigkeit eines Geizhalses entrollt Bubi vor meinen staunenden Augen sein« Schätze und packt sie wuppdich wied« in feiner Taschen Tiefen. Selbst auf die Gefahr hin, daß Mutti ihn haut". Run sage noch«in«, daß Bubi kein Glücksstnder fei!

Aeber die geistige Bewegung des Staallicheu Bauhause« in Weimar spricht am S, Oltober, abends 8 Ubr, der Leiter des viel nmkämpsten Staatlichen Bauhauses in Weimar Walter GropiuS im Zentral- Jnftttut für Erziehung und Unterrichte, Potsdamer Str. MO.

Die pspche öes Muslanös. Manches wäre uns erspart geblieben.." Auf dem Allgemeinen Neuphilologentag, der gestern mit einem Festakt in der Neuen Aula der Berlin « Unwer- sität begann, hielt der preußische Kultusminister D o e l i tz eine Rede, in der er unter anderem darauf hinwies, daß diese Tagung in eine Epoche falle, m der jeder Mann und jede Frau fiir Deutschlands Zukunft zu kämpfen habe. Wertvolle Waffen für diesen Kampf zu liefern, sei das Ziel des neusprachlichen Unterrichts. Werm wir in der Zukunft den verlorenen Platz und die alte Anerkennung wiedergewinnen wollen, fei dies nur mit Hilfe der Kenntnis der Neusprachen möglich. Neben dem Englischen und Französischen sei auch das Spanische zu pflegen und über das Sprachliche hinaus auch die Kenntnis von Land und Leuten und des gesamten Kulturlebens der Nationen. Als« 1914 nach Deutschland zurück- kehrte, fuhr der Mnister Boelitz fort, sei er erschrocken gewe- sen über die in Deutschland herrschende Unkennt- nis der französischen und englischen Psyche. Manches wäre uns in anderem Falle erspart ge- blieben. Er begrüße es, daß das Spanische im Rahmen des Kongresses einen so großen Raum einnehme. Gerade das Spanische sei von allergrößter Bedeutung auch aus dem Gebiete der Literatur und der Kunst, wo wir uns Schöpfungen eines edlen Volkes gegen- übersähen, das Deutschland auch heute noch etwas zu sagen habe. der Minist« schloß mit einem Appell an die Zuhör«, die preußische Regierung bei ihrer Ausgabe auf dem Gebiet des Unterrichtswesens zu unterstützen. Unt« den ausländischen Gästen befand sich der Engländer Prof. Jones. Er übermittelte die Grüße der Universität London und feierte eingehend die Arbeiten der unter Leitung des Prof. Dr. Wilhelm Doegen stehenden Lautabteilung der preußi- scheu Staatsabteilung, der England nichts Gleichwertiges zur Seite stellen könne, da die englische Regierung wohl Geld für Unterrichts- aber nicht für Forfchungszwecke ausgebe.

Buslanüsüeutsche gegen Schwarz-Weiß-Rot DieRigascheRundscha«" verklagt dieDeutsche Zeitung". Aus Riga wird uns geschrieben: In deutfchnationalen Kreisen hat es lebhafte Empörung ausgelöst, daß in letzter Zeit auch das Auslandsdeutschtum seine Beziehungen zur Republik zu revidieren beginnt. Ganz besonders«us die Nerven gefallen ist ihnen das deutliche Abrücken des deurschbaltisch«' Führers Dr. Schiemann von der schwarzweißroten Propaganda der deutschen Rechtskreise. Dieses Abrücken hat Schiemann in mehreren ausgezeichneten Ar« titeln der hiesigenRiga scheu Rundschau" bekundet. Selbst- verständlich ist befand«? dieDeutsche Zeitung", in der ein paar wurzellose baltisch- Emigranten seit Jahren zum Schaden des Reiches ihr Wesen treiben, darüber ganz aus dem Häuschen. Bor einigen Tagen hat sie sich aus reaktionären reichsdeutschen Kreisen Rigas einen Angriff auf Schiemann schreiben lassen, der die hiesige konservativ eingestellteRigasche Rundschau" ein Judenblatt nennt, das niemand im Baltikum liest und niemand in Deutschland kennt. Selbstverständlich ist dies« Angrist anonym. Der Berfass« wehklagt, daß et seinen Namen nicht nennen darf, da Schiemann bei feinen guten Beziehungen zur letlländischen Regierung sonst dafür sargen wird, daß er aus Lettland ausgewiesen würde. Wegen dieser" schäm- losen Verdächtigung hat Schiemann im Einverständnis mit seinen Kollegen dieDeutsche Zeitung" verklagt.

Reichswehr und Deutsch « Offiziersbuud. In unseren Aus- führungen in der gestrigen Abendausgabe über die Zusammen- hänge zwischen dem Deutschen Offiziersbund und der Ludendorst- Hitler-Organisation wird uns von zuständiger Seite mitgeteilt, daß den Reichswehroffizieren die Zugehörigkeit zum Deutschen Offiziersbund seit langem verboten ist. Pek« Slöckn« hat seinen Sitz im Preußischen Staatsrat nicht ausgegeben. Die Bestimmung des EisenbahngesetzeS, nach welcher Mitglieder des Reichstags und eines Landtags nicht Mitglieder des Eisenbahn-BcrwaltungSratS sein dürfen, findet auf den Staats- rat keine Anwendung.

Der Deutsche Arologenkongreß in Berlin , zu dem sich zahlreiche einheimische und ausländische Fachärzte für Blasen- und Nieren- krankheiten eingefunden haben, wurde eröffnet. In seiner einleiten- den Rede sprach der Vorsitzend« Prof. Dr. P o s n e r- Berlin üb« die sozialärztliche und gewerbemedizinische Bedeutung d« Urologie. Der Harnapparat ist in vielen Klein- und Großbetrieben schädigen- den Einflüssen ausgesetzt. Von besonders verderblicher Bedeutung sind Blei und Sublimat. Schriftsetzer, Maler und Arbeiter von Gießereibetrieben sind am meisten gefährdet. RTcht häusig wurde auch im letzten Jahre der bei Anilinarbeit«n auftretende Blasen- krebs beobachtet. Prof. Pvsner verlangte; wie das auch von ge- werkschaftlicher Seite wiederholt geschehen ist, eine periodisch« Unter- suchung aller in gesundheitsgefährlichen Betrieben tätigen Personen. Die vierzehnte Versammlung des Deutschen hiftorikervereins. Im Kaisersaal des Frankfurt « Römer wurde die vierzehnte Ver- sammlung Deutsch « Historiker und Geschichtslehr« durch einen Empfangsabend«öffnet, den d« Magistrat der Stadt gab. Als erster begrüßte Prof. Ziehen im Namen des Magistrats die Er- schienenen, indem er cm die Hsstorikertagung von 189S erinnert« und cm die Persönlichkeit des damaligen Oberbürgermeisters Adickes anknüpfte. Prof. K ü n tz e l als Vorsitzend« des Verbandes Deutscher Historiker dankte für die Begrüßung und sprach zugleich allen denen seinen Dank aus, die geholfen hatten, die Historitertagung unterzu- bringen. Im Namen der Regierung begrüßte hierauf Prof. Dr. Becker die Versammlung mit einem Hinweis ouf die schwere Zeit, m der diese Tagung stattfinde. Die Regierung ist bemüht, politisch und finanziell die Freiheit der Wissenschast noch ollen Kräften zu schützen. Zum Schluß sprach dann im Namen des Oberpräsidenten Schwander Regierungspräsident H a e n issch. Löns-Fel«. Zu einer Löns-Feier im Bürgersaal des Rat- Hauses lud am Mittwoch die VereinigungB«lin« Abende"(vor- mais Bihler-Abende) ein, die im großen und ganzen gelungen und «in würdiges Erinnern cm den Heidedichter war. Else Beyer, die vortreffliche Arno-Holz-Interpretin, zetgte sich auch als sympa- thische Löns-Sprecherm, der besonders die dramatisch-wirksamste ErzählungDie rote Beete"(aus dem braunen Buch) gelang. Auch die herzig« Geschichte vonMümmelmann" und die putzig« vom Hausfriedensbruch " schufen viel Freude und hatten Erfolg. Wem- g« gefiel K ä t e Pirchel mit ihren Lautenliedern: ihre Stimme war unrein. Die Vertonungen von Fritz Jöde und Ernst Licht würden besser gewesen sein, als die ost unglücklich, improvisierten von Kurt Langner. Um dem Abend eine vollendete Rundung zu geben, hätte man einige starke Stellen aus den Romanen Werwolf",Das zweite Gesicht" bringen sollen, an Stelle der harmlosenGoldenen Heide". So fehlte dem Abend quasi die tiefer« Seele Löns . W.®. O. Znr sie!« de» 100. Geburtstags Ante» Bruckner» findet am II. Oktober' abends 7 l/, Ubr, in der Wandelhalle des Reichstags ein Fest- abend unter dem Protektorat des ReichSlanzlerS Dr. Marx, oeranstattel vom Oesterreichisch-Deutschen Volksbund und der Bruckner- Vereinigung, statt. An den offiziellen Teil de» Abends wird sich ein GesellschastSabend unter Mitwirkung bervorcagender Künstler schliefen. Der Abend ist gleich- zeitig als Wohltätigkeitsveranstaltung gedacht. Eintrittskarte» bei A. Wert- heim und bei Bote& Bock.