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Bankenkrach in Berlin  .

Opfer der Aufwertungsspekulation.

Die Berliner   Depofiten- und Handelsbank hat den konkurs anmelden müssen, der als Folge einer verfehlten Kriegsanleihefpetulation anzujehen ist. Dem Auf­fichtsrat gehört der Zentrumsabgeordnete Dr. Fleischer an, der im Auswertungsausschuß des Reichstages eine bedeutende

Rolle spielte.

Die Rolle des Abgeordneten Fleischer war im Aufwertungs­ausschuß schon längst bekannt und ist dort auf einmal in seiner Abwesenheit deutlich bezeichnet worden. Das Zentrumsorgan Germania  " hat vor einiger Zeit Meldungen der Frankfurter Beitung" nach dieser Richtung für Verleumdungen erklärt. Aus der vorstehenden Meldung scheint sich aber zu ergeben, daß die ganze Angelegenheit nicht als mit dieser Erklärung erledigt betrachtet werden kann.

Starke Teuerung auch im Ruhrgebiet  .

Die Kommunen können die Lasten nicht tragen. Bochum  , 2. Oktober.  ( Eigener Drahtbericht.) Die Preis. steigerungen im Ruhrgebiet   haben in den letzten Wochen einen derartigen Umfang angenommen, daß von den Behörden mit einem scharfen Stampf gegen Preisüberforderungen gedroht wird. Die Kommunen sind nicht in der Lage, ben gesteigerten unterstützungsbedürfnissen gerecht zu werden. In behördlichen Zuschriften an die Presse wird darauf verwiesen, daß die Zwischenhändlergewinne zu einer un­tragbaren Berteuerung der Lebenshaltung geführt haben. Gegen über dieser Preissteigerung haben die ohne und Gehälter für Beamte, Angestellte und Arbeiter keine Aufbefferung erfahren, sondern das allgemeine Lohnniveau ist durch Kurzarbeit und zahl lose Feierschichten ganz erheblich gesenkt worden. Troz des über­großen Warenangebots und der geringen Nachfrage haben in den letzten Monaten die wichtigsten Lebensmittel wie Butter, Eier und Fleisch, Fett und Brot eine Preissteigerung von 25, teilweise sogar 50 Proz. erfahren. So lofteten im Monat Juni Butter 1,60 M., Schmalz 68 Bf., Kalbfleisch 70 Pf. bis 1 M.,

holländischer Käse 80 Bf. bis 1,20 M. Heute werden gefordert für Butter 2,50 M., Schmalz 90 Bf., Kalbfleisch 1,30 bis 1,40 M., holländischer Käse 1,20 bis 1,60 m.

Der Abbau des Ruhrzwangs.

Düsseldorf  , 2. Oftober.( WTB.) General Degoutte hat die Ber­fügung Nr. 105, betreffend die Regelung des Straßenverkehrs, mit fofortiger Wirkung aufgehoben. Damit sind die Borschriften der Befagung über den Straßenverkehr, die Zuwiderhandlungen mit erheblichen Strafen bedrohten, außer Kraft getreten. Ueber den Berkehr mit Fahrrädern, Kraftfahrzeugen usw. finden nunmehr die deutschen   Polizeivorschriften wieder in vollem Umfange An­wendung.

Die im vergangenen Jahre von den Franzosen beschlag­nahmte Druderei sowie die Redaktions- und Geschäftsräume des Düsseldorfer Tageblatts" sind gestern von den Franzosen ge­räumt worden.

Kommunistische Mordaufklärung.

Der Untersuchungsausschuß des Preußischen Landtages   über die politischen Morde sezie am Dienstag abend seine Beratungen fort. Zunächst wurde der Fall Czekalla, über dessen haarsträubende Einzelheiten wir bereits berichtet haben, zu Ende gebracht. Der Ausschuß nahm den Antrag des Borsitzenden Goebel( 3.) an, die Aften zur weiteren Veranlassung dem Reichswehrministerium zu­zustellen.

Sodann trat der Ausschuß in die Beratung des Falles Jogi sches ein. Leo Jogisches, der geistige Leiter des Spartafusbundes, ist bekanntlich am 10,.März 1919 im Gebäude des neuen Kriminal­gerichts von den Kriminalwachtmeistern Tamschit und Grahn

Die Mitwirkung von Kindern bei Filmaufnahmen hat schon seit geraumer Zeit zu lebhaften Klagen geführt. Schutzbestimmungen waren dringend notwendig. Der Polizeipräsident hat jezt eine ent­sprechende Verordnung erlaffer. Danach ist die Beschäftigung von Kindern unter 3 Jahren in Filmbetrieben verboten, diejenige von Rindern über 3 Jahren bedarf einer besonderen polizeilichen Er laubnis. Nach der Berordnung sind auch Schuhmaßnahmen für die beschäftigten Kinder angeordnet worden, die sich ramentlich auf den Schutz der Augen gegen Blendung beziehen.

Der größte Bühnenerfolg aller Zeiten ist bis jetzt das Lustspiel Charleys Tante" des Engländers Brandon Thomas  , dessen Todestag sich in diesem Jahre zum zehnten Male jährt. Das Stück wurde in London   in den Jahren 1892 bis 1896 ohne Unter­brechung täglich aufgeführt. Es wurde in fast alle Sprachen über­sezt und in allen Ländern der Erde aufgeführt. Die Einnahmen, die Brandon Thomas   aus diesem Wert hatte, wurden viele Jahre hindurch auf 10 000 mart täglich geschäht. In England gibt es zahlreiche Schauspieler, die in ihrem Leben nichts anderes als Rollen aus Charlens Lante" gespielt haben. Im Jahre 1913 gründeten sie in London   den Charley's Aunt's Club", dessen Ehren­präsident der Verfasser selber war. Brandon Thomas   übrigens war froß dieses Riesenerfolges nicht glücklich. Er war dadurch verbittert, daß seine ernsteren Stücke zu feinem Erfolg gelangen konnten.

in der Form eines begründeten Mißtrauensvolums die Ableh­nung des englisch  - russischen Bertrages, weil er unzu­läffige Gelder nach Rußland lente, die in England notwendig ge­braucht würden, um die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen und die Pro­buffion zu fördern.

Condon, 2. Oktober.  ( Reuter.) Es besteht die Möglichkeit, daß sofort Parlamentsneuwahlen flattfinden werden. Ein Mit­glied der Arbeiterpartei erklärte heute, daß seine Partei in organi­fatorischer Beziehung hervorragend vorbereitet jei. Die Arbeiter würden den englisch  - russischen Vertrag verteidigen.

angeblich bei einem Fluchtversucherschoffen worden. Ein Flucht| Antrag der Ciberalen Annahme findet. Dieser Antrag forder? versuch ist zwar nach den Umständen äußerst unwahrscheinlich, aber eine Aufklärung des Falles war bisher besonders dadurch erschwert, daß Tatzeugen so gut wie ganz fehlten. Nu traten in der Debatte die fommunistischen Abgeordneten Dr. Meyer und Rosi Wolf­ stein   mit der Behauptung hervor, daß eine Anzahl ihrer Partei­genossen, die mit Jogisches zusammen verhaftet gewesen seien, gehört hätten, wie Jogisches im Nebenzimmer mißhandelt worden sei und daß Soldaten bei der Abführung des Jogisches höhnisch gerufen hätten: Fluchtverdächtig" und Das gibt einen Fluchtversuch". Die nachfolgenden Rebner erklärten mit Recht ihre Verwunderung, daß die Kommunistische Partei   diese wichtigen Tatsachen, über die sich in den Atten nicht die geringste Andeutung findet, bisher nicht zur Kenntnis der Justizbehörden gebracht haben. Darauf erklärte Frau Wolfstein  : Die Kommunisten dächten gar nicht daran, in diesen und anderen Fällen ihre Kenntniffe den Ge­richtsbehörden mitzuteilen, weil sie zu diesen kein Bertrauen hätten. Sie lehnten das unter allen Umständen ab und behielten sich eine fünftige eigene Rache vor. Der fozialdemokratische Redner, Genosse Kuttner, erwiderte darauf mit Recht, daß dann allerdings wenigstens die Kommunisten sich nicht beschweren dürften, daß politische Morde unaufgeklärt blieben. Selbst wenn man zu den Gerichten kein Vertrauen habe, müsse man ihnen einen Mißbrauch ihres Amtes so schwer als möglich machen. Hätten in diesem Falle, Bartei handelte, die Kommunisten ihre Zeugen den Anklagebehörden wo es sich doch um einen bedeutenden Führer der Kommunistischen mitgeteilt und hätten diese nicht darauf reagiert, so fönnte jetzt der Ausschuß eine offensichtliche Verfehlung der Justiz fonstatieren. So sei das nicht möglich. Was nüßen tommunistische Anklagereden gegen die Justiz, wenn die Kommunisten selber bei der Vertuschung solcher Fälle Helfersdienste leisten!

anwaltschaft angewiesen werden würde, an Hand der neuen kommu­Der Regierungsvertreter gab die Erklärung ab, daß die Staats­nistischen Behauptungen   den Fall nochmals nachzuprüfen.

London  , 2. Oftober, 10 Uhr abends.( Eigener Drahtbericht.) In allen politischen Quartieren ist heute abend die Auffassung ein­heiflich, daß Neuwahlen unvermeidlich sind, zweifelhaft ist lediglich, ob die Entscheidung am kommenden Mittwoch bei dem tonservativen Mißtrauensantrag oder erst später beim russischen Vertrag fällt. Die bürgerliche Presse zeigt den Wunsch, daß die Entscheidung möglichst schon bei dem tonservativen Mißtrauens. antrag herbeigeführt würde, da die Auflösung wegen des ruffischen Vertrags ihr weniger opportun erscheint. Die Entscheidung der Liberalen über ihre Haltung zum konservativen Antrag ist noch nicht gefallen. Die Regierung ist jedenfalls einig, ein solches Votum nicht lediglich als gegen die Person des Generalstaatsanwalts, der vofum gegen die Gesamtregierung. Jedoch herrschte am Nachmittag Regierungsmitglied ift, gerichtet anzusehen, sondern als Mißtrauens­im Unterhaus die Auffassung, daß die Entscheidung nicht hierbei fallen wird, da eine solche Niederlage der Regierung unerwünschte komplikationen bereiten würde. Zweifelhaft ist, ob in diesem Fall die Krone der sofortigen Auflösung zustimmt. Möglicherweise würde zur Durchführung der irischen Gefehgebung die Zwischen­werden, ehe Neuwahlen erfolgen. tösung einer liberalen Eintagsregierung notwendig

Falls die Krise in der kommenden Woche noch vermieden wird, fo läßt doch die jüngste liberale Entscheidung einen Ausweg in der russischen Frage nicht mehr offen. Ablehnung der Anleihegarantie bedeutet Ablehnung des Punttes, mit dem dieser Friedensvertrag steht und fällt. Der sozialistische Daily Herald" glaubt zu wiffen, daß eine Anzahl liberaler Abgeordneten zur darauf hin, daß bei der inneren Zerriffenheit der Liberalen einer­Arbeiterpartei übergehen werden. Evening Standard" weist feils und der bisher bewiesenen Nachgiebigkeit Macdonalds anderer­feits noch leberraschungen möglich feien. Jedoft wird in den maßgebenden Kreisen aller Parteien eine derartige

Vor britischen Neuwahlen. Auflösung wegen des englisch  - russischen Vertrags? London  , 2. Oktober.  ( Eigener Drahtbericht.) Das Unter­haus hat in zweiter Lesung die Gefehesvorlage zur irischen Grenzregelung mit 291 gegen 124 Stimmen angenommen. Die Diskussion über die Einstellung des Strafverfahrens gegen den Redakteur eines kommunistischen   Blattes, die vorläufig das politische Ereignis Englands bildet und die zu einem Mi- möglichtelt entschieden dementiert. frauensvotum der Konservativen geführt hat, wird am tommenden Dienstag fortgeführt. Es ist nicht anzunehmen, daß die Regierung im Falle der Annahme diefes Anfrages zurüd­triff. Sicher ist jedoch, daß Macdonald den König um die Auf­lösung des Parlaments ersucht, sobald der inzwischen eingebrachte

Abbau des Ruhrmilitarismus. Die belgische Regierung hat be= fchloffen, sofort die Berlängerung des Militärdienstes, die feit der Ruhrbesetzung besteht, aufzuheben, mit Rücksicht darauf, daß die Ruhrbejeßung aufhören wird.

Deutsche   und französische   Wirtschaft.

Eine Rede des französischen   Handelsministers.

Paris  , 2. Oftober.( Eigener Draftbericht.) In der Eröffnungs-| funden freien Entwicklung war das allgemein anerkannte System fizung der deutsch  - franzöfifchen Handelsvertragsverhandlungen am Der er u. a. ausführte: Donnerstag hielt der Handelsminister Raynaldy eine Rede, in

durch die Invasion zerstört gesehen. Um sie wiederherzu­Frankreich hat seine wirtschaftlichen Kräfte tahmgelegt, ruiniert stellen, hat es eine bewundernswerte Anstrengung unternommen, aber es mußte aus feinen eigenen Mitteln den Preis dieser Bieberherstellung vorfchießen. Obwohl es diese ungeheure und heilige Aufgabe pollzog, fonnte es fchon bereits unmittelbar nach Kriegsenbe zu einem Regime der Handelsfreiheit zurüd fehren, und wenn es auch von einer Entwertung seines Geldes be­rührt wurde, so hat es doch nicht die Umwälzungen einer Geld­tatastrophe getannt.

Deutschland   dagegen hat seine Handlimgsfreiheit ein ge­fchränkt, was für die anderen und für es selbst eine Ersch we rung bedeutet hat, und es hat auch geibliche Umwälzungen er­fahren, von denen es sich mit methodischer Energie wie der aufrichtete. Hingegen hat es feine nationale Wirt­fchaftsrüstung behalten und unausgefekt entwidelt. Das Spiel der wirtschaftlichen Kräfte ist infolgedessen niemals unterbrochen worden. Diese Kräfte arbeiten mit vollem Ertrag, so daß sie

die Arbeitsstundenziffern überschreiten,

auf die Frankreich   traft internationaler Abkommen beschränkt ist. Diese Tatsachen zwingen uns, mit Ihnen zu untersuche ,, ob die Wirt­schaft der beiden Länder im gleichen Grade zu normalen Bro­duftionsverhältnissen und infolgedessen auch Konkurrenzper hältnissen zurückgefehrt ist und Sie zu fragen, ob wir bei alle dem fest entschlossen sind, einen energischen Schritt nach der Richtung der Wiederherstellung des Güteraustauschs zu tun. Db wir ihn so fort durch ein definitives Statut regeln könnten oder ob wir ihn nicht im Gegenteil einem vorläufigen Regime unterstellen sollen, einem provisonischen Regime, das wir uns selbstverständlich vorbehalten würden, später zu verbessern oder zu stabilisieren.

Sodann warf der Handelsminister die Frage auf, ob Deutschland  die Absicht habe, das System der Kontingente und der Ge. nehmigungen, das während des Krieges eingeführt und seitdem nicht völlig abgeschafft wurde, zu verewigen oder ob es zur Han­delsfreiheit zurückzukehren gedente. Ist Deutschland   zu einer Ab­änderung feiner Tarife geschritten, auf die sich die Arbeiten der Handelsdelegation stützen fönnten. Außerdem erwähnte der Handels­

minister

die elfaßz- lothringische Sonderfhlung,

die zweifellos eine Maßnahme der Gerechtigkeit bebeute und ihren Vorläufer in früheren Verträgen finde. Danach habe Elfoß- Lothrin. gen nur zum geringen Teil die Vorteile dieser Sonderstellung ge­nommen und es sei andererseits nicht zu leugnen, daß der Strom, der Elfoß- Lothringens   Erzeugnisse auf die deutschen   Märkte führte, nicht ohne schwersten Schaden unterbrochen werden fönnte. Die französische   Regierung müsse daher im Sinne der Gerechtigkeit und als Bürgschaft des Friedens und der Verständigung die Frage Der vorläufigen Aufrechterhaltung der Ausfuhrfrei heit elfos- lothringischer Waren nach Deutsch  land aufwerfen. Andere Fragen würden sich engeben, ohne deren Lösung die Wirtschaftsbeziehungen beider Länder Gefahr laufen, schwierig zu bleiben.

Einpöteln mit Elektrizität. Die Elektrizität hat sich, wie der Berichterstatter der Minerva" mitteilt, ein neues Gebiet für ihre praktische Verwendung erobert. Ein großes amerikanisches Handels haus hat eine neue Methode der Konservierung des Fleisches durch Einfalzen mit Hilfe der Elektrizität in ihren Betrieben angewandt, die die besten Erfolge, sowohl vom technischen wie vom ökonomischen Standpunkt aus betrachtet, gezeitigt hat. Man konnte auf diese Weise Nahrungsmittel, die sonst zur Durchführung ihrer Konser rierung einer dreimonatigen Behandlung bedurften, in einem Monat einpöfeln. Die benutzte Lauge besteht aus einer Lösung von Salz, Zucker und Salpeter, durch die ein elektrischer Strom von 30 bis 35 Ampère fechzigmal hindurchgeleitet wird. Zum Einfalzen von Schinken z. B. verwendet man große Zuber, die gut 2200 Kilo­gramm auf einmal faffen. Die Lauge wird bei einer Temperatur Don 1-2 Grad in die Gefäße eingefüllt und durch ein Pumpwert in Bewegung gehalten. Die Elektroden, die an den beiden ei tander gegenüberstehenden Enden des Gefäßes aufgestellt sind, bestehen aus je fünf Kohlenzylindern von 120 Zentimeter Länge und einem Durchmesser von 8 Millimeter und sind durch Majolikaröhren isoliert. Zwischen den beiden Elektroden herrscht eine Spannung von 40 Bolt. Die Wirkung des elektrischen Stromes zeigt sich darin, daß die Boren des Fleisches geöffnet und die Durchdringung mit der Salzlauge auf diese Weise erleichtert wird. Das hat eine bedeutende Ersparnis an Zeit und Kosten zur Folge. So brauchte man z. B. zum Ein­pöfeln von Sped nach der alten Methode 20 Tage; während der Prozeß mit Hilfe der Elektrizität in drei, höchstens vier Tagen vollendet ist. Und das gleiche Verhältnis gilt auch für das Einburg u. a. aus: Der Wohlstand der nationalen Wirtschaften Euro falzen anderer Fleischarten.

Der neue Armee- Mufitinspizient zum Nachfolger des aus der Reichs. wehr ausscheidenden Armee. Musilinspizienten Prof. Theodor Gramert ift Prof. Hadenberger ernannt worden.

H

Der Minister schloß mit edn Worten: Außerdem fann man sagen, daß das Werk der Regierungen unvollständig bleiben würde, wenn die Beziehungen zwischen den Staatsangehörigen der beiden Länder und wenn die Vereinbarungen, die vor dem Kriege ihre Tätigkeit regelten, nicht wiederhergestellt werden könnten. Antwortrede Trendelenburgs.

In seiner Antwortrede führte Staatssekretär Trendelen. pas in der Vorfriegszeit bedong durch eine weitgehende inter­nationale Arbeitsteilung einen von Jahr zu Jahr zunehmenden Warenaustausch zwischen den einzelnen Staaten. Dieser Warenaus­tausch führte jede einzelne Wirtschaft aus der Begrenztheit des ein­zelnen Landes heraus in die Weltwirtschaft. Die Bafis diefer ge­

gemäß des Bollschutes in Verbindung mit dem Grundsatze der all­gemeinen Meistbegünstigung im gegenseitigen Warenverfehr. Diefes

System enger Verflechtung der nationalen Wirtschaften hat de Krieg zerstört.

Dem Krieg folgte der 3erfall zahlreicher Währungen Europas  . Er verhinderte die allgemeine Rückkehr zu der freien Zu­ständen der Borkriegszeit. Ueberall haben wir in den letzten Jahren Einfuhrverbote, Sollerhöhungen, Valutazusperre und andere Maß­nahmen wirtschaftlicher Absperrung erlebt. Differenzierungen unerträglicher Art( z. B. das Paßunwesen. Red. d. Borw.".) waren an der Tagesordnung; der blühende Warenaus tausch der Vortriegszeit ist auf auf ein Maß zurüdgefchraubt worden, das ben Wohlsband Europas   auf das äußerste geschädigt hat und weiter gefährdet. Der deutsch  - französische Bare- werkehr, der fich vor dem Krieg auf etwa milliarde Goldmart belief, hat sich in den Jahren der Nachfriegszeit nicht erholen tönnen und steht im Gegensatz zu den Bedürfnissen der beiden großen Wirtschaften. Der Herr Minister hat auf die Zerstörungen hingewiesen, welche der Krieg für Frankreich   zur Folge gehabt hat. Die schweren Berluste, welche Deutschland   durch den Krieg und seine Folgen erfitten hat, sind anderer Art. Wir, die wir

die Nöte der deutschen   Wirtschaft

vor Augen haben, fönnen nicht verstehen, daß im Auslande auch heute noch die Meinung verbreitet ist, daß die deutsche Wirt­fchaft im gaizen gesehen ihre alte Leistungsfähigkeit auch nur an­nähernd behalten habe und der Wettbewerb ihrer Produktion eine Gefahr für die anderen Nationen bedeutet. Die Verhältnisse for dern ein Aufräumen mit diesem Zustande gegenseitiger Abschlie­Bung. Gleichheit, Vertrauen und möglichste Freiheit sollen an Stelle der Differenzierung und Mißgunst in der ganzen Welt treten. So notwendig während des Währungszerfalls das System der Ein­fuhrverbote gewesen sein mag, so gern find wir jeht, nach Stabilisierung der Währungsverhältnisse, bereit, von diesem System Erleichterungen zu gewähren. Alle anderen wirt­schaftlichen Maßnahmen der Uebergangszeit sollen gleichfalls fallen. Auch in bezug auf das Ausmaß des Zollschußes stehen wir auf dem Standpunkt, daß nur eine Anspannung der Zölle an veränderten Wirtschaftsverhältnissen notwendig ist. Im Prinzip soll das System des gemäßigten Zollschutzes, wie es bei uns in der Borkriegszeit bestand, nicht geändert werden. Gerade auf diese legte Feststellung lege ich ganz besonderen Wert, weil die Absicht der deutschen   Regierung in dieser Beziehung, ungeachtet der wieder­holten ungweideutigen Ausführungen, Mißverständnissen im großen Umfange ausgefeht gewesen ist. In Verbindung mit dem gemäßigten Zollschuh bedürfen wir aber weiter wie in der Borkriegszeit der unbeschränkten allgemeinen Meistbegünstigung. Wir erstreben dieses System. nicht deshalb, weil Deutschland   die im Dames- Gutachten vorgesehenen Zahlungen nur durch Ausfuhr bewirken kann, wir wünschen dieses System vielmehr vor allem, aus der Ueberzeugung heraus, daß nur auf der Basis der Meist­begünstigung die Verflechtung der nationalen Wirtschaften der. gestalt wieder in einem Maße herbeigeführt werden barn, wie es vor dem Kriege zum Nutzen aller Staaten bestanden hat. Die Entwicklung der wirtschaftlichen Verhältnisse Europas   feit den Kon ferenzen von Genua   und Genf   hat überall die Ueberzeugung weiter verstärkt daß nur auf der Grundlage voller gegenseitiger Gleichheit eine wirtschaftliche Gesundung Europas   zu erhoffen ist.

Auch unter dem gleichen Gesichtspunkte der Meistbegünstigung ist die Erhebung der 26prozentrigen Abgabe zu beurteilen, gegen welche die deutsche Regierung bereits im anderem Zusammenhang sich gewendet hat.

Ich bitte den Herrn Handelsminifter, die Ueberzeugung mit­zunehmen, daß das Ziel der Reichsregierung die Wieder­belebung des gegenseitigen Handelsverkehrs zum Wohle beider großen Länder ist.

Die fünftigen Gigungen merden streng vertraulich sein und nur von Fall zu Fall werden offizielle Mitteilungen in beider. feitigen Einverständnis ausgegeben werden.