nehmen mit der überwiegenden Mehrheit des französischen Volkes handelten, was übrigens durch die nationalen Blockwahlen von 1919 bekräftigt wurde.
Mit dem Umschwung vom 11. Mai d. I. und zugleich mit dem baldigen Ablauf der im Versailler Vertrag vorgesehenen fünfjährigen Uebergangsfrist haben sich nun plötzliche Schwierigkeiten ergeben, die Elsaß- Lothringen in einen akuten Krisenzustand versezt haben. Um zunächst das Wirtschaftsproblem vormegzunehmen, sei festgestellt, daß sich die vorgesehene Fünfjahresfrist als völlig ungenügend erwiesen hat, um den elsaß - lothringischen Erzeugnissen neue, ausreichende Absatzgebiete zu eröffnen. Es stellt sich sogar heraus, und das liegt wohl in der Natur der Dinge, daß für manche wesentliche Produkte des früheren Reichslandes eine Umstellung, überhaupt nicht möglich sein dürfte: so dürfte der eljänische Weinbau überhaupt nicht gegenüber dem südfranzöfischen fonkurrenzfähig sein, am allerwenigsten auf dem innerfranzösischen Markt. Ebenso ist die start entwickelte elfäffische Tertilindustrie so sehr auf den Verkehr mit Deutschland ein gespielt und angewiesen, daß auch eine zehn- oder zwanzigjährige Frist im Friedensvertrag für eine genügende Umstellung nicht ausgereicht hätte. Die lothringische Eisenerz produktion ist bekanntlich nicht nur wegen ihrer ungeheuren Stärke, fondern auch wegen ihrer Beschaffenheit auf die Ruhrtohle angewiesen. Und nun droht innerhalb von drei Monaten die Ausnahmestellung der gesamten elsaß - lothringischen Boltswirtschaft gegenüber Deutschland mit einem Schlage zu verschwinden, ohne daß einerseits für neue Abfagmöglichkeiten gesorgt werden konnte und andererseits irgendwelche Zwangs mittel bestehen, um eine Verlängerung dieses einseitigen Zustandes durchzusehen.
Diese Sorgen famen besonders deutlich bei der jüngsten Reise des Handelsministers Rainaldy im Elsaß zum Ausdruck, der von allen Wirtschaftszweigen bestürmt wurde, bei den deutsch französischen Handelsver tragsverhandlungen sich der gefährdeten elsaß- lothringischen Wirtschaft anzunehmen. Herr Rainaldy versprach, fein möglichsts zu tun, aber er ist sich der Schwäche des franzöfifchen Standpunktes so sehr bewußt, daß er sich noch schleunigst ein Bressionsmittel gegen Deutschland durch die Einführung einer 26prozentigen Einfuhrabgabe auf deutsche Waren nach englischem Muster sicherte, und daß er im übrigen beschwich tigende Bujicherungen wenigstens auf tonfessionellem Gebiet geben zu müssen glaubte, wozu er allerdings von niemanden bevollmächtigt war.
Denn das ist das andere Problem, das bereits seit Monaten die Bevölkerung Elsaß - Lothringens im höchsten Grade aufregt. Die fulturell religiose Frage ist befonders seit dem letzten Wahlkampf außerordentlich schwierig geworden. Der Umfchwung vom 11. Mai hat für das Gesamtfrankreich einen Strich durch die Rechnung der früheren nationalen Blockmehrheit, die sich schon auf dem besten Wege glaubte, die ganze Entwicklung der ersten fünfzehn Jahre des 20. Jahrhunderts im Sinne einer Ausschaltung des firchlichen Einflusses auf die weitlichen Probleme wieder rückgängig machen zu können. Die Ausnahmestellung Elsaß- Lothringens sollte der Anlaß sein zu einer Wiederaufrollung dieses entschei= denden Kulturproblems in ganz Frankreich . Aber gerade diejenigen, die in Frankreich am 11. Mai fiegten und auch im Elfaß im Bergleich zum Jahre 1919 erheblich besser abschnitten, hatten sich im Wahlkampf für eine Gleichstellung ElsaßLothringens auch auf diesem Gebiete eingefeht. Sie veranlaßten die Regierung Herriot in threr programmatischen Erilärung por dem Barlament die Aufhebung des dortigen Ausnahmezustandes anzufündigen.
Gestützt auf die fleritalen und oppositionellen Elemente ganz Frankreichs haben nun die Katholiken des Elsaß mit einer Agitation geantwortet, die ebenso rührig wie lärmend war und die sich eines sehr starken Widerhalls in der Pariser Boulevardpresse erfreute. Massenfundgebungen, Brandreden, Hirtenbriefees wurden alle Mittel einer großzügigen Propaganda angewandt, die vor den schwersten Drohungen nicht
zurückschreckte, an die feierlichen Versprechungen Millerands und Poincarés erinnerte und letztere zu Solidaritätserklärungen veranlaßte.
Im Anfang durch die Wucht und die Geschicklichkeit dieser Protestbewegung überrascht und sogar überrumpelt, haben sich die Anhänger der Regierung Herriot , besonders im Elsaß selbst, wieder aufgerafft und sie sehen sich neuerdings kräftig zur Wehr. zur Wehr. Den vorläufigen Höhepunkt dieser Gegenaktion bildete das am vorlegten Sonntag in Straßburg veranstaltete Festessen zu Ehren des Arbeitsministers Justin Godart , auf dem sehr entschloffene Töne geredet wurden.
Und siehe da, obwohl dieses Ziel selbstverständlich allen elfäffischen Kleritalen vorschwebt, magt feiner diese Forderung laut zu verfünden, weil jeder weiß, daß dann ein großer Teil der Unterstützung aus dem Innern Frankreichs , auf die man in dem Kampf um die Regierungspläne angewiesen ist, fofort ausbleiben würde. Insbesondere die engere Anhänger schaft Poincarés, der stets auf dem Boden der Laiengesetz gebung zu stehen vorgab, würde sich von diesem unabsehbaren Unternehmen abwenden.
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Es sind während des Sommers in der Hize des Gefechts von manchen elsässischen Klerikalen Aeußerungen gefallen, die wie eine Drohung mit der Abkehr von Frank reich und beinahe wie Sehnsucht nach der früheren deutschen Herrschaft flangen. In der reichsdeutschen, insbesondere in der deutschnationalen, aber zum Teil auch in der Zentrumspresse jind mancheriei aus dem Elsaß stammende oder zu mindest datierte Aufsätze und Zuschriften erschienen, die den Eindruck erwecken sollten, als wäre im Elsaß eine Deutsch land freundliche Bewegung im Zusammenhang mit diesem Kulturkampf im Werden und Wachsen begriffen. Vor einer solchen Auffassung fann im Interesse der Wahrheit nicht entfchieden genug gewarnt werden. Denn, welches sind denn die Kräfte, auf die sich das Deutschtum stüßen könnte? Es sind bie Kreise des Nationalen Blocks, die sich jahre lang und heute noch nicht laut genug in franzöfifch- nationalistischer Gesinnung tun tonnten. Es sind die Anhänger Poincarés und Millerand s, die seinerzeit am gehässigsten die Deutschen - Ausweisungen betrieben, den Haß gegen Deutschland gepredigt, die Ruhrbefeßung gefordert, ja sogar die dauernde Enteignung der Ruhrkohlenzechen zugunsten Frankreichs ( in Denkschriften der lothringischen Schwerindustrie und der Straßburger Handelskammer) befür wortet haben. Solchen„ Deutschenfreunden" nachzulaufen, auf ihre etwaigen Anbiederungsversuche freundlich zu reagieren, wäre nicht nur eine Torheit, sondern eine Würdelofig teit. Und die übrigen Teile der elsaß - lothringischen Bevölkerung tommen ja für solche Zukunftshoffnungen erst recht nicht in Frage, da sie es gerade sind, die ein völliges Aufgeben im Gesamtfrankreich betreiben. Wer ernsthaft Politik treiben will, muß sich an Tatfachen halten. Und das sind Tatsachen.
Die Deutschnationalen am Pranger.
Aus der Geschichte einer Landratshehe.
Zu den deutschnationalen Methoden, sich wieder an die Futterkrippe heranzudrängen, gehört eine ebnfo ausgiebige wie strupellose Hege gegen fozialdemokratische Beamte in Preußen. Vor einiger Zeit hatte die Berleumdungskampagne in Dftpreußen derartige Formen angenommen, daß sich das preußische Innenminifterium veranlaßt jah, eine Generaluntersuchung anzustellen. Unter der Wucht der Tatsachen brach das angeb liche Anflagenmaterial der Deutschnationalen fläglich zusam men, und seither ist es in Ostpreußen ziemlich ruhig geworden. Das verhindert natürlich die Deutschnationalen nicht, andern orts die sozialdemokratischen Landräte mit derselben Berlogenheit zu bekämpfen. Genosse Severing führte in seiner gestrigen Landtagsrede ein Musterbeispiel an.
Der sozialdemokratische Landrat des Kreises Franz burg in Pommern , Genosse Bülow, war unredlicher
Die Geschichtstagung der Schulreformer. Befensgleichheit darstellen.
Ein Rückblick von Henny Schumacher.
Diese internationale Oftobertagung des Bundes entschiedener Schulreformer war für alle Teilnehmer ein starkes Erlebnis. Allerdings vorausgesetzt, daß es Menschen waren, die mit dem starken Willen zur Mensch- und Welterneuerung genügend Selbstverant wortung verbanden, um nicht im„ andächtigen Schwärmen" aufzu gehen, sondern um im Kampf der aufrüttelnden Ideen sich zur selbs ständigen Erkenntnis durchzuringen. Für sie tam es zu einer Länterung mitfchwingender Gefühle, zu einer Wedung zukunftsfroher Sehnsüchte und zu einer Stärkung des Willens zum Handeln, wie er sich nur in gleichgestimmter Geistesgemeinschaft ergibt.
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mit uns geborenen Kräfte Beweise für die Tatsache der menschlichen Und damit wurde diese Tagung ein Bekenntnis zur Idee des Sozialismus. Denn so sehr auch wirtschaftliche und geographische Berhältnisse, also die Welt der Dinge, unser Leben bestimmend beeinflussen und die Aenderung dieser Berhältnisse unbes dingte Notwendigkeit ist, so zieht doch der Sozialismus vor allem feine Kraft aus der Idee der Wefensgleichheit und Menschenliebe, und so ist die Tat der Menschenerziehung gleichbedeutend mit Um gestaltung des Wirtschaftslebens zur sinnvoll geordneten Einheit. Auf diesem Gebiete vor allem bewegte sich der geistige Kampf, einheitlich im Ziel und einig in der Anerkennung dieser beiden not wendigen Wege zur Erreichung einer neuen Menschheit, uneinig in der stärkeren Betonung der rationalen Erkenntnisse oder der irratio. So war diese Tagung ein Abbild bes Bundes selbst und zugleich nalen Werte. Dieser geiftige Kampf zwischen Honigsheim, ein Abbild der fortschrittlich gerichteten und jugendbejahenden Welt- Rampffmeyer und Max Adler bildete einen Höhepunkt der strömungen. Und in dieser Einheitlichkeit, charakterisiert durch den Tagung. Und damit zusammenhängend der Kampf ftarten Glauben an das Zufünftige und den guten Willen zur not- eine neutrale oder zielbewußte Erziehungsarbeit. Anders wendigen Gegenwartsfleinarbeit, zeigte sich eine Vielheit divergieren- formuliert: Sollen und können wir das Kind zu einem Sozialisten der Anschauungen, grundfäßlich philosophischer und methodischer Art,( Pazifiſten, Statholiten usw.) erziehen oder sollen und fönnen wir im wesentlichen psychologisch erflärbar. Denn der Bund umfaßt nur dem Ewigen im Kinde zum Durchbruch verhelfen, auf daß es nicht nur ausgeprägte Bersönlichkeiten, die sich bei aller Betonung dann in Freiheit und Selbstverantwortung den ihm gemäßen - bei aller des einheitlichen Willens und Zieles nie einer Schablone unter wahrhaftigen Weg gehen fann? Auch hier lag die Einheitlichkeit in werfen, sondern er läßt auch Menschen der verschiedensten Weg der Ehrfurcht vor jeder Menschenseele und ihrer Andersartigkeit in richtung und Ausgangsstellung zu Worte kommen. Der Gelehrte dem Bestreben, jedem Menschen in gleicher Berechtigung zur höchstder Studierstube stand da neben dem Praktiker, der Prophet neben möglichen Ausbildung seiner menschlichen und vor allem sozialen dem Methodiker. Temperament und Leidenschaftlichkeit fluten unKräfte zu verhelfen. mittelbar in die Hörerschaft ein. Rückhaltlofer Radikalismus offenbarte fich und wühlte die empfängliche Seele auf. Und leider fand cereinzeltes Oberflächengerede auch sein Publikum. Selbst ein Hauch von Spenglerschem Pessimismus drang in diese zukunftsfrohe Gemeinschaft. Aber diefer Peffimismus richbete fich nicht auf die europäische Welt als Ganzes, sondern auf die Borherrschaft der Wissenschaft.
Die Vielheit der Sprachen und Bölker, deren Bertreter auftraten, und die bewußte Betonung der Eigenart von Land und Bolt und der Berechtigung dieser Eigenart wurden hier nicht als Begrenztheit und Beschränkung empfunden, sondern als Weg zur europäischen und weltumfassenden Gemeinschaft. Denn Gemeinschaft ift niemals Maffe gleichartiger Teile, sondern Einheit in bewußter und wesensgegebener Verschiedenartigkeit. Ich glaube, daß jeder Teilnehmer der Tagung die in wunderschönen Bildern aufleuchtende Menschlichkeit des Inders Abdullah Jusuf Ali ganz start in Jeiner Geele empfunden hat.
Wenn Wirtschaft und Technik schon seit Jahrzehnten weltumpannend gewesen sind, so nicht Ethit und Religion. So wollte der Bund durch diese Tagung versuchen, Wege zu dieser Synthese aufzuzeigen, die Kulturverflochtenheit aller europäischen Länder und der Läder der ganzen Welt aufzudecken, um isoliertes, moralisches und religiöses Gefühls- und Erkenntnisieben auszuweiten und damit zu vertiefen. Und vielleicht liegt hier die besondere Bedeutung dieser Tagung, daß fie ein Bekenntnis ward zur Idee der menschlichen Wefensgleichheit, aus ber Brudersinn, Gerechtigkeit, Frieblichkeit und Liebe herauswahlen, wie uns umgekehrt diese in uns veranferten,
So verbanden sich auch Menschheitsgeschichte und Geschichtsunterricht, und wenn auch hier gegensägliche An schauungen zu Worte tamen- etwa in den Problemen: fulturfund. licher Sachunterricht oder staatsbürgerliche Geschichte, so war die Richtung boch die gleiche: Ablehnung des unwahrhaftigen, einfeitigen Herrenkults und der Isolierung der eigenen Staatsgeschichte, Betonung einer Erziehung der Jugend zur Völker und Menschheitsliebe durch die Aufzeigung der wirtschaftlichen und fulturellen Ber flochtenheiten aller Bölfer bei aller persönlich- voltlichen Ausprägung, in einem Geschichtsunterricht, der aber nur dann sein Ziel erreichen fann, wenn das gesamte Unterrichts- und Erziehungswesen von diesem neuen Geiste durchströmt ist
Für unsere Zukunftsarbeit wird das Wort des Inders immer seine Bedeutung behalten: Es gibt der Ströme viele, aber fie fließen alle in ein Meer in das Meer der Menschlichkeit und Liebe.
Sonntagskonzerte.
I. Bolfsbühne: Das wundervolle Haus fast überfüllt, die Menschen festlich gestimmt. Die Staatskapelle spielt unter Kleiber, dem jäh aufgestiegenen Stern. Die Iphigenien- Duvertüre nimmt er mit warmer Feierlichkeit, breit auch in dem berühmten, fälschlich Allegro" bezeichneten Teil. Wärme geht von dem Stab nicht aus. Erst im Andante der nachgelassenen Bruckner- Sinfonie( F- Moll) spürt man feine Begeisterung. Das furze sinfonische Stüd ist be langlos für Bruckners Schaffen, ein romantischer Nachtlang des
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Manipulationen verdächtigt worden. Er hat darauf die Einleitung eines Disziplinarverfahrens gegen sich beantragt, das augenblicklich noch schwebt. Im Zusammenhang damit er= hielt das Innenministerium vor einigen Wochen einen Brief, der das Treiben der Deutschnationalen in einem besonders schönen Licht erscheinen läßt. Der Brief lautet: Rittergut Kradow u. Gut Neubauhof, Krs. Franzburg den 15. September 1924. Obwohl ich mich sonst vollkommen vom öffentlichen Leben zurücks gezogen hate und nur meine landwirtschaftlichen Betriebe leite, fehe ich mich doch veranlaßt, bei dem momentanen ständigen Gehezze gegent ben bisherigen Landrat ein objektives Urteil über die hiesigen Ber hältnisse dent Ministerium zu unterbreiten.
Ich bin Westfale, Katholit Zentrumsmann und ehemaliger Rittmeister des ehemaligen Paderborner Husaren- Regiments& Als ich vor vier Jahren in hiesige Gegend kam, wurde mir bedeutet, mit dem Landrat tönne und dürfe man nicht zusamm.marbeiten, da er Sozialdemokrat sei. Ich habe mich aber nicht daran gefehri, sonbern Hale direkt meine dienstlichen Sachen dem Herrn Landrat vorgetragen, habe das auch ganz offen allen. Leuten erklärt. Ich habe in den vier Jahren aufs angenehmste mit dem Herr Landrat Bülow gearbeitet. Herr Landrat Bülow hat sich stets als ein äußerst fleißiger, gewissenhafter Landrat gezeigt, der mit großem Interesse und unermüdlichem Elfer sein Amt versehen hat. Un eigennügig und unter persönlicyer Lebensgefahr hat er sich bei den großen Streifs der Lond arbeiter eingesetzt für Zucht und Ordnung. Seiner großen Energie verdankt der Kreis jetzt ruhige Arbeiterverhältnisse.
Da ich den Mut hatte, offen im Landbund und bei den Deutschnationalen die Berdienste des Candrats hervorzuheben, und da ich, wie oben erwähnt, dienstlich mich direkt an den Herrn Landrat und nicht an die Sekretäre mandle, jo wurde ich von den Candbundi uten und den Deutschnationalen start angegriffen und angefeindet. Wäre der Herr Landrat Bülow inzwischen deutschnational geworden, fo würde er jetzt hier im Kreise als der tüchtigste Landrat gefeiert. Denn alles, was nicht deutschnational ist, wird hier einfach verachtet undan. gefindet.
Ich bitte daher das Ministerium, bei den Berhandlungen und Entschließungen die hiesige Lage richtig zu beurteilen.
Baron v. Quernheim , Landwirt und Rittmeister a. D. Der Fall des Landrats Bülow ist ein Beispiel von vielen. Auf Wissen und Können haben die Deutschnationalen noch nie Wert gelegt. Raftengemeinschaft und die Zugehörigkeit zu einem feudalen Korps galten stets bei ihnen als Zeichen einer besonderen Befähigung. Daß diese bornierte Betterles wirtschaft das Reich in das Unglück des Weltkrieges hineingeritten hat, geht aus den zahlreichen Memoirenpublikationen unzweideutig hervor. Der Geist der Borniertheit hat sich bei den Deutschnationalen noch verstärkt, seit ihre fastenmäßige Borherrschaft gebrochen wurde. Boykott gegen alle, die außerhalb der Kaste stehen, und gegen solche Standesgenossen, die das ebenso stumpfsinnige wie unfittliche Treiben nicht mitmachen, gilt ihnen als oberstes Gefeh. Nach der vorliegenden Probe fann man sich vorstellen, wie die Volts. gemeinschaft aussehen würde, mit der Preußen und das Reich bei einer deutsch nationalen Roalitions. regierung beglückt würden.
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Die Industrie bei deutsch - französischen Verhandlungen. Internationalismus als Zeitkrankheit.
In der deutschnationalen Kreuzzeitung" tommt Wolfgang Eisenhart in einem Leitartikel zu folgendem Schluß:
Der Internationalismus aber ist nichts als eine flig lide 3eittranfheit, die unser deutsches Bolt aus den gefunden Bahnen her a uszuschleudern droht, die es seit Jahrhunderten nicht nur zum eigenen, sondern auch zum Wohle der Menschheit in feinem Geistesleben eingeschlagen hat.
Gleichzeitig teilt die Beit" auf Grund authentischer Informationen mit, daß die Stellung der deutschen Unterhändler über den deutsch - französischen Handelsvertrag erschwert zu werden droht durch die Ab machungen deut
jungen Beethoven, durchwirkt von Mendelssohnscher Melodie. Kleiber rettet das Werk ins beinahe Brucknerfche, ins ganz Kleibersche. Er macht ein Adagio daraus, verteilt wundervoll Singstimmer, Lichter und Schatten, nimmt den Mittelsas tragisch und interessant, fingt den Abschluß schmerzhaft- innig. Zur Beethovenschen C- Moll- Sin fonie braucht Kleiber noch die Partitur. Man fühlt sogleich warum. Dem ersten Satz fehlt alle gratinene Größe, er baut sich aus fleinen Szenen auf, dem Dirigenten scheint mitten im Ablauf ber Gedanken noch etwas einzufallen, er überhaftet, überspringt Achielpausen, läßt Fermaten nicht ausklingen. Im langfamen Sah scheint er sich art der Melodie zu berauschen, was gewiß fein Fehler ist. Einzelnes hebt sich herrlich heraus, felbft men Kleiber, der probende Lehrmeister, zuhört statt zu taktieren; die Szene ist immer ansprechend, der ganze Aft eines Gazes dagegen noch zerflüftet. Das Orchester spielte, wie immer, großartig.( Die Aufstellung des Orchesters mit dem bequemen Hineingleiten der einzelnen Streichförper ineinander, war akustisch besonders gut.)
11. Männerchor Fichte Georginia: Die gleiche Fülle in der Kirche, zu einer Abendstunde, da der gute Bürger schläft oder praßt. Schuberts Deutsche Messe" mer fennt fie? Reine vem Format ſeiner Kirchenmessen, tein polyphones Kunstwert, sondern eine Folge von schönen, innigen, tief empfundenen Gesängen. Ursprünglich für gemischten Chor mit Blasorchester, führt sie Röchel in der Seyfriedschen Fassung für Männerstimmen und Orgelbegleitung auf. Das flingt alles fehr wohlig und weich, der Chor macht es ausgezeichnet, ja singt uns das Sanctus wirklich in die Seele hinein. Um die Gleichmäßigkeit der einfachen Lieder zu unterbrechen, läßt Köchel zwischendurch Geige( Lambinon) und Orgel( Priebe) spielen. Becständlich, wenn auch nicht gerade notwendig; auch die eingestreuten Sologefänge( Fri. Tiede) tönnen ja nur die gleiche Linie der inneren Ergriffenheit fortsetzen. Schwer ist das Wert nicht; sehr schöne Abstufungen im piano fielen auf, Hirschfeld. Kuthning. Köchet leitete das Ganze als fenntnisreicher und desgleichen das ausdrucksvolle Quartett der Herren Ebert, Manz, und sicherer Musiker.
Kurt Ginger.
fanischen Films Die 10 Gebote" rufen die Bresse aut Hilfe gegen das Die 10 Gebote nicht voltsbildend. Die deutschen Vertreter des ameri nititut zur Erziehung und Unterricht, das diesen Film nicht für volts. bildend erklären will und ihm somit teine Steuerermäßigung gemährt. Der Beschluß des Zentralinstituts ist aber so zutreffend, daß wir ihm durchaus zustimmen. Dieses Bildwerk hat nur technische Qualitäten, aber weder fulturellen noch boltsbildenden Wert.
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Führungen im Museum für Meeresfunde, Georgenstr. 34. Dienstag, 7., 1 Uhr, Prof. Brühl : Nahrungsmittel aus dem Meere." Dienstag, 14, 1 Uhr, Prof. Krumbach :„ Das Leben am Ufer der Meere."
Die Ausstellung Die Form", die in diefem Commer von der württem bergischen Arbeitsgemeinschaft des Werkbundes in Stuttgart veranitaltet wurde, wird als Wanderausstellung durch eine große Anzahl deutscher Stäbte gehen.
Fünfzig Jahre niederdeutsche Sprachforschung. Der Verein für nieder. deutsche Sprachforschung begeht in diesen Tagen die Feier seines fünfzigjährigen Bestehens. Aus diesem Anlag fand im Hamburger Gurio liche Sigung in der bamburgischen Universität gewidmet, zu der sich auch baus eine Begrüßungsfeier statt. Der ernsten Arbeit war eine wissenschaft hatten. die Oberhäupter der beiden Hanjastädte Hamburg und Lübeck eingefunden