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Nr. 472 41. Jahrgang

1. Beilage des Vorwärts

Dienstag, 7. Oktober 1924

Für Völkerverständigung und Völkerfrieden.

Massenbesuch der vier Friedensversammlungen.

In Berlin tagt augenblicklich der 23, Weltfrietenstongreß. Attive Bazifisten sind aus der ganzen Welt nach Berlin gekommen, um sich mit dem ganzen Gewicht ihrer Persönlichkeit für die dee des Pazifismus einzusehen, für sie zu werben, um so ihren Sieg vor­zubereiten. Damit die Parole Nie wieder Krieg" weiteste Verbreitung finde und hineingetragen werde tief in die große Masse des Volkes, wurden gestern abend vom Deutschen Friedensfartell in Berlin vier große Versammlungen veranstaltet. In allen dieser Versammlungen lautete das Thema der Redner:

Wie denkt das Ausland über Deutschland ?" Die Versammlungen waren ein eindrucksvoller Beweis dafür, wie weit die große Masse des Voltes von der Notwendigkeit des Friedens durchdrungen ist, und es fonnte Wesen und Wert der Rundgebungen nicht beeinträchtigen, daß einige Radaubrüder durch richte Zwischenrufe versuchten, die Versammlungen zu sprengen. von Mitgliedern des Reichsbanners Schwarz- Rot- Gold mit denkenswerter Energie an die frische Luft gesetzt und den Schupowachen, die vor den Versammlungsfälen eingerichtet waren, übergeben.

Sie wurden

Im Südwesten.

In den Kammerfälen in der Teltower Straße eröffnete ble Versammlung Genosse Schwaan . Er perwies auf den augen blicklich tagenden Weltfriedenskongreß und betonte, daß er unter einem besonderen Zeichen stände, weil er eine Fortsegung der Genfer Berhandlungen darstelle. Alle Regierungen, so sagte er, haben dem Weltfongreß Begrüßungstelegramme gefchyidt, nur nicht die deutsche. Dagegen hat man in Potsdam versucht, die Ver­fammlung zu verhindern. Unter dem lauten Bravo der Versamm lung teilte er mit, daß sie dennoch stattfinden werde. Gleichzeitig sprach er dem Minister Severing den Dank dafür aus, daß er der Potsdamer Versammlung alle Unterstüßung hat angedeihen laffen. Den Reigen der Redner eröffnete an dieser Stelle Pro feffor Dr. Radi aus der Tschechoslowakei . Luther hat, so sagte er, einst Huß die Hand gereicht. Damit war die große geistige An­näherung zwischen Deutschland und Böhmen erfolgt. In sozialer Beziehung hat diefe Brüde Marg geschlagen und auch in Zukunft werden beide Länder aufeinander angewiesen sein. In der Tschecho­flowakei glaube man,

daß Deutschland fich in politischer und sozialer Beziehung günffig weiterentwickeln werde.

Nach ihm nahm das Wort Lippaczinski- Warschau. Dieser Red

ner betonte, die Demokraten aller Länder müssen dafür eintreten, daß der Nationalismus aller Länder besiegt wird. Die Polen hof­fen, daß Deutschland daran mitarbeiten werde und daß man in Deutschland ebenfalls der Ansicht sei, daß wir Cafaren nicht mehr gebrauchen fönnen. Rechtsanwalt Cevellyn- England überbrachte die Grüße der englischen Friedensfreunde. Auch diefer Redner betonte die gemeinsamen Ziele, die England und Deutschland hat und sprach die Hoffnung aus, daß die deutsche Verfassung und die deutsche Republit recht großen Erfolg haben werden, der sich in der For derung auspräge: Gerechtigteit wollen wir, und nicht Gemalt. Die letzten Worte hatte der Redner auf englisch ge= sprochen und unser Genosse Dr. Mar Hochdorf verdeutschte fie. Im Anschluß daran nahm Mar Hochdorf das Wort, um darauf hin­zuweisen, daß in Frankreich ein Sturmtrupp Geistiger vorhanden fet, der für Deutschland und seine Intereffen eintrete. Mit stür mischem Beifall begrüßt, betrat sodann das Podium Profeffor Dr. Quidde. Er sprach in after Frische über die Ansichten, die im Aus land über Deutschland herrschen. Er betonte, daß man sich nicht darüber wundern fönne, wenn Ausländer häufig nicht an die deutsche Not haben glauben wollen und er vergaß nicht, hinzu­zufügen, daß sich diese Stimmung gegenüber Deutschland in gün­ftiger Weise änderte. Ein Umschwung, den freilich die Regierung Cuno wieder zunichte gemacht habe. Man könne sich auch aus dem Grunde nicht über das Ausland und dessen ungünstige Ansicht über Deutschland wundern, wenn man fehe, wie immer wieder Paraben abgehalten werden von Generalen, die man zu Helden mache,

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Die Familie Frank.

Roman von Martin Andersen Negō.

Man drängte sich um ihn mit verschmitztem, halb per

haltenem Lächeln.

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,, Nun, meine Herren, womit fönnen wir Ihnen heute bienen?" fragte Frant, der es gewohnt war, bei den vor­nehmeren Zechkumpanen den Clown zu spielen. Soll man einen Schnaps mit dem einen Nasenloch trinken, oder eine Pfeife Tabak mit dem Hintern rauchen?" brummte der alte Arzt, der Junggeselle war und sich immer zu den Jungen hielt. Hier ist ein Schnaps, aber schlag ihn dir lieber gleich in den Hals, das steht dir so brillant." Und der Arzt schenkte ihm ein Bierglas voll Rognat ein. Frant blickte wieder fragend im Kreise um. Er soll uns seine Festrede von vorhin noch einmal halten," sagte einer.

,, Ja, her mit den reinen Jungfrauen!" Hört, Meister, ihr müßt doch Wunder tun fönnen, wenn ihr in diesem Sodom zweiundzwanzig folche Fabeltiere hervorzaubern könnt haben sie ein ärztliches Attest?" ,, Er zählt die Säuglinge mit, der Schurke." Aber das ist ja strafbar."

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Frank lächelte unsicher vom einen zum anderen; er faßte nicht ganz, worum es sich handelte, hatte jedoch eine einge wurzelte Scheu vor gemeinen Reden. Wenn sie ihn bloß barum bitten möchten, ein paar Runststücke zu machen.

,, Siz nicht da und sieh so scheinheilig drein, alter Hahn­rei!" sagte einer und schlug ihn auf die Schulter. Ein dicker Agent flopfte an sein Glas.

Darf ich die Herren darauf aufmerksam machen, daß Meister Frant unter meinem besonderen Schuhe steht. Wer ihn beleidigt, beleidigt mich."

Meister Frank läßt sich nicht beleidigen!" murmelte Frank und leerte das vierte Glas.

,, Das ist ein vernünftiges Brinzip, dann überwirft man fich nicht mit seinen Mitmenschen. Darf ich ihnen die Hand drücken, großer Sofrates?"

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,, Mit seiner Frau ist er doch immer überworfen." " So? Das fann ich nicht begreifen nach der Er. flärung, die Sie soeben abgegeben haben. Prügeln Sie fie, was?"

Man muß ja zuweilen zu diesem traurigen Ausweg

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weil sie den Krieg verloren haben. Leider gebe es ja noch immer Leute in Deutschland , die die Zeit der Monarchen zurüd wünschten, die sich beizeiten in Sicherheit gebracht hätten. Gegen alle diese Dinge gäbe es nur ein Mittel:

Wir müssen eine Politik der Berständigung freiben. Graf Keßler faßte in seinem Referat furz die Erfahrungen zu sammen, die er in Genf gemacht hat und die sind: Entspannung der Atmosphäre; aus dem theoretischen Pazifismus hat man

einen großen Schritt in den praktischen Pazifismus getan. Der Redner knüpfte daran die Folgerung, daß die Staats. männer dazu aufgefordert werden müssen, an dem Wort festzuhalten, daß der Krieg ein Verbrechen ist, festzuhalten vor allem auch daran, daß Deutschleid in den Völkerbund hinein muß.

Großer Jubel entstand, als General Berraur- Paris das Wort nahm. General Verraug stellte sich selbst die Frage: Ist es nicht verwunderlich, daß ein französischer Offizier, der am Krieg teil genommen, heute und hier für den Frieden sich bekennt? Und schnell hatte er die Antwort: Nicht wunderbar, sondern selbstverständlich, weil er eben als Teilnehmer des Krieges, als unmittelbarer Erleber aller der Greuel eingesehen hat, daß

ist. Glorreich dagegen ist die Versöhnung der Bölter, ist am Krieg nichts Glorreiches der Völkerfriede. General Berraug überbrachte die Grüße der fran­ zösischen Friedensfreunde, die vom Haß gegen Deutschland nichts wissen, und er ließ seine Ausführungen ausflingen in einen begeisterten Hymnus auf den Frieden, der uns Menschen sagt: nicht Kriegsmaschinen brauchen wir, sondern Maschinen, die dazu dienen, daß man Getreide erntet und Brot für das Bolk schafft.

Im Nordosten.

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den Kriegshetzern das Handwerk zu legen. Die Erinnerung an die deutsche Besetzung Belgiens ist so tief in bas Gedächtnis der Belgier gegraben, daß es nun größter Anstrengung be­darf, freundliche Gefühle für Deutschland zu erwecken. Die Hilfe der deutschen Arbeiterschaft ist dazu nötig; die be­fe ftigte deutsche Republit muß fie bringen. Wenn auch der Völkerbund noch zu sehr von Berufsdiplomaten beherrscht wird, heffen wir doch bald auf seinen Ausbau und auf Deutschlands be­bingungslose Aufnahme. Die Zukunft Deutschlands liegt in der Hand des deutschen Boltes.( Großer Beifall.)

Nach einem begeisterten Schlußwort Helmut v. Gerlachs schloß die glänzend verlaufene Beranstaltung.

Jm Westen.

Im feudalen Westen, der gewiß nicht im Ruf steht, pazififtisch zu sein, war die Versammlung in den Spichernfälen überfüllt. Begeisterte Zustimmung fand Graf Keßler , als er von seiner Genfer Beobachtung berichtete. Die Frage des Abends: Was denkt das Ausland von Deutschland ?" beantwortete, von starkem Beifall be= grüßt, in temperamentvoller und geistreicher Rede Horace Thives, der Direktor der Pariser Pazififtenschule. Häufig wurde er von Bei­daher praktische pazififtische Erziehung. fall unterbrochen. Die Militärs, führte Thives aus, sind nichts ande­res als die Angestellten der internationalen Kapitalisten. Er fordere niemals Bücher friegerischen Inhalts oder milita Gebt euren Kindern ristisches Spielzeug, schützt sie vor brutalen Filmen. Erzieht so ein besseres Geschlecht, das zu der Befriedung der Welt fähig ist. Für die Tschechoslowakei , die mit acht Delegierten auf dem Weltfriedenskongreß vertreten ist, sprach Frau Burmova. Sie appellierte an die deutschen Mütter: Mein Sohn ist gefallen durch einen Schuß eines deutschen Soldaten. Aber es war nicht ein Mensch, es war der Krieg, der ihn getötet hat! Groß ist mein Stolz, daß es gerade der tschechoslowakische Minister Dr. Eduard Benesch ge­Arbeit erstrebt als den Weltfrieden.( Stürmischer Beifall.) Ministerpräsident Mafaryt selbst nichts sehnlicher in praktischer

In der überfüllten Versammlung in den Unionsfestsälen sprach als erster Redner Genoffe Stevin, Chefredakteur bes Braefen ist, der den Genfer Garantiepakt verfaßt hat und daß unser ger sozialdemokratischen Blattes Bravo Lidu". Er betonte, daß die Pazifisten Deutschlands aus Anlaß des ange­meldeten Eintritts Deutschlands in den Völkerbund in der nächsten Beit Gelegenheit haben werden, durch vermehrte pazifistische Arbeit diese deutsche Mitarbeit am Bölkerbund zu unterstützen. Die Lösung der sozialen Frage, den

Krieg als internationals Berbrechen

eine unermüdliche Vorfämpferin des Weltfriedens und Bekämpferin Danach ergriff Miß Tingley aus Kalifornien das Wort. Sie ist des Ungeistes der Gewalt und Herrschsucht. Im Mai 1919, vor der Unterzeichnung des Versailler Diftats, forderte sie in einer großen New Yorker Versammlung, daß den 14 Punkten Wilsons als 15. an­gefügt werde: Auch die Deutschen sind unsere Brüder." In diesem Sinne hielt sie auch ihre geftrigen Ausführungen. Nach Ober­bürgermeister Dr. Lindhagen- Stockholm , Bild­hauer Kurt Kreuer Berlin und der herzlichst gefeierten Frau Noemi Streder Paris , die über Lilli Jannaschs Pian der Errichtung eines deutsch - franzöfifchen Friedensdenkmals

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zu fennzeichnen, ist eine der Hauptaufgaben der Friedenspolitik des Bundes. Die Bevölkerung, besonders des Arbeiterstandes, müsse einen starten Druck auf die deutsche Regierung aus­üben, damit auch von hier aus die Rotifizierung des Gen: Deutschland im Völkerbund.( Oft wiederholter Beifall.) fer Protokolls erfolgt. Das tschechische Bolt begrüßt schon jetzt Alsdann sprach Snyder, Amerika . Er habe die bestimmte Hoff- sprach, tam mit Jubel empfangen, mit Jubel belohnt, der pazifistische mung, daß Deutschland durch die Kraft und Intelligenz der Arbeiter­General a. D. D. Dr. h. c. Schönaich zu Wort. Die zwingende Lopi

chaft aus einer milichen Angerous ones, berde, nicht land und Amerika über alles, schloß der Redner auf deutsch unter Deutschland über alles, nicht Amerita über alles, sondern Deutsch dem begeisterten Beifall der Anwesenden seine englisch begonnene Rede. Der nächste Redner, Dr. Watkins, England, erklärte, felbft fein eingeschriebener Sozialist zu sein, er erkenne aber den

Sozialismus als eine Religion der Menschlichkeit

an, deren Evangelium alle Menschen umfassen könne. Der Friede ist die einzig mögliche Politit aller Völker. Menschen, die sich unter­einander lieben, dürfen sich nicht befriegen. Der starte Beifall zeigte, daß auch dieser Redner der Versammlung aus dem Herzen gesprochen hatte.

Als letzter Redner sprach der Präsident des Weltfriedens­tengresses, der belgische Senator Genoffe Cafontaine. Die christliche Religion ist feine Friedenshüterin, sie hat im Kriege die Mordwaffen gefegnet. Ob sie das auch in Zukunft tun wird, hängt nicht von ihr, sondern von uns auch. Die belgische Arbeiterschaft blickt enttäuscht auf ihre deutschen Klassengenoffen, die auch jetzt noch nicht verstanden haben,

greifen," sagte Frank und drehte an seinem leeren Glase. ,, Die Frau sei ihrem Manne untertan, steht geschrieben, und was soll man wohl sonst anfangen, Herr Agent, wenn sie nicht im guten will?"

Meister Frank ist ein großer Schelm." ,, Glaub ihm nicht, Dider," sagte der Gerichtsschreiber.

,, Was, wollen Sie mir einen Bären aufbinden?" brüllte der Agent mit verstellter Entrüstung. Hören Sie mal, wissen Sie was, mein Lieber, ich bin ein einfacher Mann, der sich und seine Familie rechtschaffen durch Agenturen und Alimen tationen ernährt, und ich finde micht nicht darein, daß mich jemand zum Narren hält." Er schlug auf den Tisch.

Die anderen murmelten beifällig, und Frank war an­scheinend außerordentlich zerknirscht.

Doch in Wirklichkeit war er nur damit beschäftigt, sie dazu zu bewegen, mit den befferen Trinkwaren herauszu­rüden. Er segte eine Ehre darein, mit seiner Kenntnis der feinsten Sachen prahlen zu fönnen, wenn er beim dicen licher Ehrgeiz. Aber hier waren mehrere Sorten, die man Mads unter den Kameraden saß; das war sein einziger red­an seiner Nase vorbeigehen ließ.

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Namentlich fesselte seinen Blick eine Flasche mit grünem Inhalt; gespannt starrte er darauf und buchstabierte die Auf­schrift. Absinth das war ja das Getränk, das so wunder voll start sein sollte, daß ein einziger Tropfen mehr fragte als ein ganzes Liter vom besten Branntwein. Der deutsche John" fannte es und beteuerte, es fließe durch die Kehle wie geschmolzenes Blei. Daß sie ihm nichts davon anboten, die Geizhälfe!

Der Agent studierte die Richtung seines Blides. ,, Na, heraus mit der Wahrheit!" rief er. Prügeln Sie die Frau oder werden Sie von ihr geprügelt?"

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Frants Kopf war wieder verhältnismäßig flar, dank den fräftigen Getränken. Er war jetzt in dem Zwischen­stadium von Umnebeltheit, wo er gern den Anschein erweden wollte, als tyrannifiere er seine Frau.

Er fämpfte einen harten Kampf mit sich selbst. ,, Es geht ja so auf und nieder," murmelte er endlich. ,, Auf und nieder? Was ist das, was auf und nieder geht? Altes Schwein, meint er, er könnte sich durch In Diskretionen drücken?"

Der Agent schenkte sich einen Absinth ein:

,, Na ja, ja, Meister, wie Sie wollen. Aber es gibt teinen Tropfen mehr für Sie, das will ich Ihnen fagen.

feiner geiſts und humorvollen Rede riß das Bublifa bu bals­sturm hin. Als Schönaich fagte, daß er sich wegen der vorgeschrittenen diesem Gaal wohl nur ganz felten erlebten Interesse und Beifalls­3eit fürzer faff n müßte. fam vielseitig der Ruf:" Bir hohen Zeit bis morgen!"" Recht und Gesez, führte er aus, find den tatsächlichen Verhältnissen nicht gefolgt, jetzt müssen wir nachholen und aufbauen. Diie Ehre des Vaterlands" gebot Krieg, die Ehre der Menschheit ge­bietet Frieden!

Jn Moabit.

gierte der Liga für Menschenrechte ; die Vertreter Deutschlands , Frank­Im Moabiter Gesellschaftshaus sprachen acht Dele: reichs, Ameritas, Japans und Dänemarts, u. c. der frühere Prinz Mag von Sachsen und Graf Keßler . Während ersterer in unpolitischer Weise vom heiligen Friedensfeuer sprach. betonte Graf Kepler, daß das Genfer Protokoll den Menschheitsfrühling bedeute, den ersten Friedensschritt zugleidh cuf realem Boden. Für Frankreich sprachen Unia rsitätsprofeffor Bermeil( Straßburg ), der den Friedenswillen des demokratischen Frankreichs betonte, und der frühere Abgeordnete Lefoyer den Bersöhnungsgruß seines Bolles brachte. Macdonald

,, So bekennen Sie doch, Frank," sagte der Gerichts­schreiber und legte seine Hand auf seine Schulter.

,, Meine Frau prügelt," sagte Frant ,, Bravo!" rief der Agent. Die Wahrheit hat über die Lüge gefiegt, das Licht über die Finsternis!" Er ergriff die Absinthflasche.

,, Nein, wart ein wenig," sagte der Schreiber. ,, Franks Worte sind nicht so ohne weiteres zu glauben wir haben ihn eben bei einer Lüge ertappt. Wir bitten um Beweise!" ,, Ja, aber das ist ja etwas, was die ganze Stadt weiß," sagte Frank; ,, alle die Herren, die hier anwesend sind, können bezeugen...

,, Die ganze Stadt fann fich irren," unterbrach ihn der Schreiber streng. Und was die hier anwesenden Herren be­trifft, so sind sie, abgesehen von ihrem mehr oder weniger angeheiterten Zustand, von vornherein unbrauchbar als Beugen. Dürfen wir also um die Beweise bitten!"

Die Beweise?" Frank brach in Gelächter aus. Er er­

feiner Unmöglichkeit. fannte, daß man von ihm verlangte, er solle sein böses Weib als Zeugin herbeischleppen. Der Gedanke ergözte ihn, troz

,, Die Beweise, ja! Wenn ein Schlag gefallen ist, meine Herren, müssen auch Striemen davon zurückbleiben. Schneider Frant fann also fein Recht darauf, in dieser auserlesenen Gesellschaft zu verweilen, dadurch befunden, daß er es schwarz auf weiß zeigt. Bill er das nicht, so hier machte der Redner mit dem einen Fuß eine bezeichnende Bewegung nach der Tür hin.

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Schneider Frants Gesicht strahlte vor Berständnis; er hatte nicht geglaubt, daß es so leicht sei, sich hier das Bürger­recht zu erwerben. In fieberhafter Haft zog er Rod und Beste aus und fing an, das Hemd heraufzuftreifen. Eine fleine Handreichung, und er saß mit entblößtem Oberkörper da.

Man stürmte lachend um ihn zusammen und beguckte sich feinen streifigen, farbenreichen Rücken, der in seiner Fülle an bunkeln Tönen an Pferdefleisch erinnerte. Es regnete faule Wize auf ihn herab, und der Agent schenkte ihm einen Absinth ein, der allerdings wie Feuer und geschmolzenes Blei durch ihn hindurchfloß.

Als sie ihm wieder in seine Sachen geholfen hatten, wurde er ganz ausgelassen. Er trällerte und schwagte, machte immer wieder alle seine kleinen Kunststüde, bot sich als Zielscheibe für die Wige der Zechfumpane dar, versuchte sich selbst in Ralauern auf seine eigenen Rosten und lachte unbändig dar­über. ( Fortfehung folgt.)