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Station ebenfalls ein Opfer der mysteriösen Krankheit wurde. Der stellvertretende Chefarzt Dr. Rowe war unter den gleichen ErScheinungen erfrantt. So fonnte in jener ersten Nacht die Hilfe, Tie der leitende Arzt einer anderen Anstalt leistete, bei der großen Zahl von Erkrankungen nur eine unvollkommene sein. Doch muß gefagt werden, daß bereits am Montag vormittag, als alle An= zeichen auf einen bedrohlichen. Charakter der Krankheit deuteten, fas Aerzte- und Schwesternpersonal der Weiherschen und Römplerfchen Lungenheilanstalten in Görbersdorf sich zur Verfügung stellten und Hilfe leisteten. Das waren die Zustände, die der am Montag abend von seinem Urlaub ahnungslos zurückkehrende Chefarzt Dr. Busch antraf. Bei seinem Eintreffen lag fein Stellvertreter und Stiefbruder Dr. Rowe bereits im Sterben. In den ersten Darstellungen, die über der Unglücksfall in der Deffentlichkeit erfchienen, hat sich zweifellos viel Wahres mit Fa schem vermischt. Chne aber für eine Seite Partei zu nehmen, muß doch gejagt werden, daß der Vorwurf, es sei bei Ausbruch der Epidemie mit einer gewissen Fahrlässigkeit gehandelt worden, vielleicht etwas roreilig gemacht wurde. Es ist in den Großstädten( z. B. in Berlin ) rerhältnismäßig schnell möglich, bei Massenerkrankungen die Hilfe ter Rettungsstellen und der Krankenhäuser heranzuziehen. Görbers= dorf liegt eine Wegftunde von det nächsten Bahnstation Friedand entfernt. Als Grenzstädtchen ist dieser Ort mit der Bahn infolge spärlicher Zugverbindungen nicht zu jeder. Stunde erreichbar. Dieser 1mstand darf nicht außer acht gelassen werden. Die aus Waldenburg, Dittersbach und Breslau erbetene Hilfe mußte deshalb mit erheblicher Verspätung eintreffen. Welche Ursache hatte die so rföhlich auftretende Massenerkrankung? Im Hinblick auf die Berhütung ähnlicher Vorfälle hat die Deffentlichkeit ein Recht, die Antwort auf diese Frage zu erhalten. Vorläufig befindet sich diese Ingelegenheit noch im Stadium der Untersuchung. Der hofannte Bakteriolege der Breslauer Universität, Professor Dr. Mintowsti sowie sein Assistent Prof. Rosenthal haben en Ort und Stelle Untersuchungen angestellt. Bis jetzt darf als ziemlich sicher angenommen werden, daß Paratyphus Bazillen als Krankheitserreger in Betracht kommen. Bast alle Patienten haben an dem fraglichen Tage ihre Mittags portionen restlos verzehrt. Diese Tatsache scheint mir gegen die ofter ausgesprochene Vermutung zu sprechen, daß das Essen schlecht rder minderwertig gewesen sei. Auch daß Unfauberkeit bei der Herfisllung des Effens oder in der Küche festgestellt ist, trifft nicht zu. Die Besichtigung der Anstalt meinerseits erfolgte 3. B. ohne vorFerige Anmeldung. Die einzelnen Räume zeichneten sich ebenso wie die Küche, wie ich es für selbstverständlich halte, durch peinliche Cauberfeit aus.
Alle Wahrscheinlichkeit spricht vielmehr für eine Uebertragung Fer Paratyphus- Bazillen durch die als Nachtisch gegebene Erdbeerspeise. Db, wie vermutet, die Erdbeeren durch Ratten infiziert wurden, ist eine Frage, die wohl niemand zu beantworten rermag. Aber sicher hat die den Erdbeeren beigegebene Milch und Gelatine den besten Nährboden für die Entwicklung der gefährlichen Frankheitserreger gegeben. Die Erdbeerspeise wird durch die Infizierung mit Typhusbazillen nicht im Geschmack und Aussehen beeinträchtigt. Die Vermutung, daß die Erdbeerspeise die verhängrisvolle Ursache der Epidemie war, scheint mir durch folgenden Borgang als richtig bestätigt: Stellvertretender Chefarzt Dr. Rowe hotte an dem fraglichen Sonntag nachmittag die Absicht, einen Ausfug zu unternehmen. Er verzichtete deshalb auf das sonst von den Serzten und den Patienten gemeinsam einzunehmende Mittagcffen. Im Augenblick des Aufbruchs wurde er durch einen Patienten I chindert, der seine Hilfe in Anspruch nahm. Während der Ver= zögerung wurde das Essen gereicht, von dem Dr. Rowe dann beim Aufbruch, gewissermaßen zwischen Tür und Angel, nur die Erd= beerfpeise zu sich nahm. Kurz vor seiner Rückkehr am Abend crfranfte er unterwegs an heftigen Leibschmerzen. Die Verzögerung rourde also fein Verhängnis, er wurde ein Opfer feines Be rufes. Die durch seinen Bruder angeordnete Leichenöffnung hat als Todesursache einwandfrei ergeben; die Milz
Nach alledem ist festzustellen: Die Vergiftungen von Görbersdorf find weder durch Fahrlässigtett noch durch Un= sauberteit entstanden. Irgendein unglückseliger Zufall, das Zusammentreffen midriger Umstände, rief eine Infektion hervor, die vier Todesfälle hervorrief. Aber wer hat das Mittel, das ein für allemal gegen Zufälle schüßt? Es ist derselbe Fall, der sich vor dem Kriege im Berliner Virchow- Krankenhause abspielte, als die Schwestern einer Station an Fleischvergiftung erfrankten. Schon Bei meiner Anwesenheit in Görbersdorf waren die Patienten außer Bett. Die durch die Krankheit hervorgerufenen Gewichtsverluste maren aufgeholt. Selbstverständliche Pflicht der Anstaltsleitung scheint mir zu sein, nunmehr alles zu tun, um durch möglichst gute Ernährung die Folgen der Krankheit auszugleichen. Daß es mit der Ernährung in allen Heilanstalten heute nicht sonderlich gut steht, ist bekannt und wohl auch aus den Verhältnissen heraus zum Tei begreiflich. Aber dieser Punkt steht heute nicht zur Debatte. Die Brehmerschen Heilanstalten in Görbersdorf haben Pech gehabt. Es wäre zu bedauern, wenn der Ruf dieser Anstalt durch den Vorfall rom 13. Juli d. I. dauernd beeinträchtigt würde.
Vorträge, Vereine und Versammlungen.
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am
14. Ottober, abends 8 Uhr, in den Andreasfestsälen, Andreasstr. 21, großer Saal, spricht Hellmut v. Gerlach über Rassenfrage und Gesellschaft". Gemeinschaft proletarischer Freidenker, Ortsgruppe Steglig. Mitglieder. verfammlung Donnerstag, den 9. Oktober, abends 8 Uhr, im Jugendheim , Aniephof, Ede Jeverstraße. Gäste willkommen. den 10. Oktober, 8 Uhr, im Reichensaal der 6. Treptower Gemeindeschule, Bereinigung für Schul- und Erziehungsfragen Berlin- Treptow . Freitag, wildenbruchstr. 53 III. ,, Die Erziehung in den höheren Lehranstalten." ( Frau Direktor Gerhardt, Oberstudiendirektor Dr. A. Graf v. Be sta. Iozza.) Eintritt frei!
Bund freier Menschen, Gruppen für freie Rörperkultur. Freitag, den 10. Oftober, abends 8 Uhr, in den Arminiushallen, Moabit , Bremer Str. 71/72, 2icht bilbervortrag von Adolf Koch mit Aufnahmen feiner Gymnastik- Gruppen. Unkostenbeitrag,
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mar eine einzige Bazieinfultur. Der Tod dieses 12. Ottober, nachm, 4 Uhr, findet im großen Festsaal der Neuen Mannes ist für die Anstalt und für die Wiſſenſchaft ein herber Ber- e1t", Safenheide 108-114, anläßlid bes 36. Stiftungsfeftes eine fuft. Er hat u. a. ein für Laien außerordentlich lesenswertes Buch über die Lugentuberkulose geschrieben. Ob der Tod eines anderen Arztes, Dr. Tshirt off, eines Russen, gleichfalls auf das Konto Erdbeerspeise resp. Paratyphus gefeßt werden darf, scheint zweifelToft. Tschirkoff war schwertrant, und, wie eine Eintragung Dr. Rowes in die Krankenpapiere beweist, schon vor dem 13. Juli von ihm aufgegeben worden.
Wetter für Berlin und Umgegend. Kühler. Zunächst überwiegend bewölkt und zeitweise etwas Regen bei starken westlichen Winden. Später aufklarend.
219113 Sport.
Rennen zu Mariendorf am Mittwoch, den 8. Oktober.
1. Rennen. 1. Quintora( Jauß jr.), 2. Aktorie( Weidmüller), 3. Federnelke( F. Sámidt). Toto: 56: 10. Plaz: 20, 21, 45: 10. Ferner Interpellant, Edinhard, Bismart, Margot I. liefen: Clärchen M., Ballonkönigin, Sturm, Lumpi, True Fox, Kämpfer,
2. Rennen. 1. Mailuft( Ch. Mills), 2. Aeneas I( Brzyrembel), 3. Rinotönigin( E. Smizer). Toto: 26: 10. Blak: 13, 13, 12:10. Ferner liefen: Delos, Triumph, Freibeuter, Hellina, Alpenkönigin, Stapitän Halle, Dichtung, Kalle, Linsgott jr., Lafette, Charade, Alüdes Tochter, Filie.
3. Rennen. 1. Interpellant( Ch. Mills), 2. Wainsca( Knöpnadel fr.), 3. Lady Bosworth( B. Hedert). Toto: 58: 10. Blaz: 27, 36, 23: 10. erner liejen: Omega, Barillia D., Novelle I, Goudster jr., Benedict, Baron Batts jr., Niagara I, Mocuna, Sirene I, Alvater, Jimiene, Klud. 4. Rennen. 1. Homer ( Ch. Mills), 2. Frankenstein( M. Ringius), 3. Baroneß Lybia( J. Mills). Toto: 34: 10. Plat: 20, 14, 24: 10. Ferner liefen: Diagonale, Cadiac Arworthy, Natter, Altgold, Kazbach, Tell, Olley B., Buchdrucker, Prinzeß Bertha.
5. Rennen. 1. Cobra( H. Grube), 2. Verdun ( H. Baade), 3. Peter I ( Hedert). Toto: 164: 10. Blag: 32, 18, 38: 10. Ferner liefen: Heideprinz I, Johannistäfer, Erbgraf, Josef, Arche, Pechfackel, Odysseus , Zufall, Monarchist als 3. disq.
6. Rennen. 1. Prahlhans( R. Fisch), 2. Maikönigin I( W. Rösler), 3. Allertony( H. Köpke). Toto: 26: 10. Plag: 12, 12, 17: 10. Ferner liefen: Zeitgeist, Schneewolfe, Heirerose B., Linsko, Fürst.
7. Rennen. 1. King Batts( E. Switzer), 2. Doritha( Ch. Mins), 3. Eduard( Wiltshire ). Toto: 81: 10. Plaz: 17, 12: 10. Ferner lief: Erdmann.
8. Rennen. 1. Manfred( Wiltshire ), 2. Prinz Magowan( M. Ringius), 3. Sybill( F. Schulz). Toto: 41: 10. Plaz: 19, 25, 32: 10. Ferner Elfchen, Long Alfa. liefen: Koranna, Falter, Mars III, Fafner J., Gudrun II, Erbschaft,
Briefkasten der Redaktion.
B. N. 63. Auskunft über Uebungszeit und-lokal der Vereine des ArbeiterSänger- Bundes erfahren Sie beim Vorstand des Gaues Brandenburg, NO. 55, Hufelandstr. 31.
D. P. 37. Verband Boltsgesundheit: Hermann Hauptmann, Michaelfirchstraße 19; Bolkskraftbund, Wilmersdorf , Uhlandstr. 95 III.
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kostet ein selbstgebackener
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500 g Weizenmehl.
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100 g Margarine à Pfd. 0.60
2 Eier à 12 Pfg..
1
Liter Milch
Salz nach Geschmack
100 g Zucker à Ptd. 0.40
3 Pfd. Obst( Aepfel, Pilaumen usw.)
M. 0.20
008
M. 0.12
0.24
99
0.03
90
0.08
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ca.
0.75
M. 1.50
Zubereitung. Man bereitet nach gewohnter Weise den Teig, rollt ihn nach Belieben dünn oder dick aus und
belegt gut gefettete Randbleche damit Als Belag verwendet man entsteinte gezuckerte Zwetschen, eingezuckerte Apfelschnitten oder sonstiges Obst. Ist das Obst sehr saftig, so überstreut man den ganzen Teig reichlich mit feinem Weckmehl und etwas Zucker. Dieses Rezept
genügt für 2 mittelgroße Kuchen.
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