ersparen, daß er der Sozialdemokratie ihr betrllge-risches Spiel ungemein erleichtert hat. Schon sein Umfallzu Beginn der Regierungskrise brachte Verwirrung und Unklarheit indie Atmosphäre hinein. Wenn er aber auch jetzt noch sortgesetztden Sozialdemokraten Gelegenheit gibt, mit den bürgerlichen Frak-tronen ein für die Linke vielleicht ganz amüsantes Katze- und Maus-spiel zu betreiben, dann fällt die Lächerlichkeit dieser Komödie letztenEndes auch auf denjenigen zurück, der sie durch sein nachsichtiges Ver-halten überhaupt erst ermöglicht hat.Wenn die„Deutsche Tageszeitung" meint, daß in demSpiel, das da gespielt wird, die Sozialdemokratie die Katzeund die Deutschnationale Partei die Maus ist, so wünschenwir inbrünstig, daß sie recht behalten möge. Ueber unsere Ge-fühle aber täuscht sich das Landbundblatt. Die Beschäftigungmit ihm und seinen Gesinnungsgenossen ist uns gar nichtmehr amüsant, sondern nur noch ekelhaft.Sie wissen, was gespielt wirö.Die„Rate Fahne" schreibt:Es ist klar, daß die SPD.-Führer die Bedingungen derDeutfchizationalen schlucken werden....Die Arbeiterschaft die aber weiß, was gespielt wird, muß sichgegen die Virsklevungskoalition zum Kampfs sammeln, die deutsch-nationalen Bedingungen wie die mit ihnen konformen Richt-linien des Zentrumskanzlers zerreiße».Hoffentlich erfährt die Arbeiterschaft wirklich,„was gespieltwird". Bloß aus der„Fahne" wird sie es nie erfahren, Wie aber,wenn der Unsinn mit der„Bersklavungskoalition" ernst wäre, waswollen die Kommunisten da machen? Was wollen sie„zerreißen"?Des sind doch nur blöde Phrasen und weiter nichts.Neuer Stahlhelmrummel in Halle.Neuauflage der„Deutschen Tage".halle a. d. S., 9. Oktober.(Eigener Drahtbericht.) Bor einigenWochen trat der Hallesche Stahlhelm an die republikanischen Behördenmit dem Ersuchen heran, am 12. Oktober einen„Stahlhelm-Sporttag" in Halle zu genehmigen. Es erregte bereits damalsallgemeines Kopfschütteln, als die republikanisch« Bevölkerung Hallesaus den deutschnationalen Blättern erfahren mußte, daß der hiesigePolizeipräsident den„Stahlhelm-Sporttag" genehmigt habe,obwohl das Programm dieser Veranstaltung., dos Gepäckmärsche,Fliegerstaffeln, Jiu-Jitsu-Borführungen vorsieht, keinen Zweifeldarüber ließ, daß wieder einmal ein militärischer Auf-morsch gegen die Republik geplant ist. Der MersoburgerRegierungspräsident, Genosse Grützner, erkannte, daß bei derMentalität des Halleschen Stahlhelms, dessen ausgesprochen republik-feindliche Gesinnung allerorten bekannt ist, und bei der Mentalitätseines Führers, Oberstleutnant Duesterberg, die ganze Veran-stallung naturgemäß gegen die republikanische Verfassunggerichtet sein muß. Er verbot deswegen den„Stahlhelm-Sporttag", beging allerdings dabei den Fehler, das Verbot auf dasbisherige Verhalten Duesterbergs zu stützen. Diese Schwäche nutztendie schwarzweißroten Herrschaften sehr geschickt aus, indem sie er-klärten, Duesterberg für die Zeit der Veranstaltung kaltstellenzu wollen, und indem sie wester versicherten, mit ihrer Gefolgschaftvom Stahlhelm abzurücken, wenn Duesterberg oder andere Personenetwas unternehmen würden was der Verabredung mit dem Regie»rungspräsidenten widerspreche oder«inen staatsfeindlichen Charaktertrage. Genaudleselben Versprechungen wurden auch vor demFaschistensonntag am 11. Mai d. I. in Hall« gegeben. Genau die»selben Versprechungen wurden ohne Skrupel nicht gehalten.Duesterberg. der von der Leitung ausgeschlossen sein soll, begrüßtbereits die Sonntogsteilnehmer. Selbst der alte Hindenburghatsich in einem Begrüßungstelegramm gemeldet. Di« deutschnational«„Hallesch« Zeitung" oerkündet frohlockend, daß«in« große Anzahlbekannter Persönlichkeiten und Generäle ihr Erscheinen zugesagt hat.Sie spricht von einem gewaltigen Schauspiel, das geboten werdenwird. Anzug der Teilnehmer ist die alte F« l d k l u f t, dazukommt, daß die beiden sogenannten nationalen Blätter,„HallescheZeitung" und„Allgemeine Zeitung", die Bevölkerung zum Hisien derschwarzweißroten Fahnen auffordern und die„Hallesch«Zeitung" schreibt dazu, daß der„Stahlhelm-Sporttag" von größererBedeutung als die vielen„Deutschen Tage" und Feiern sei. Nochallem, was in Veröffentlichungen bisher laut geworden ist, handeltes sich um nichts anderes als umdie Wiederholung des Halleschen Faschistentagcs vom 11. Mai 1924gegen die deutsche Republik, leider mit Unterstützung republikani-scher Behörden. Ein tolles Stück ist es, daß das Polizeipräsidiumden geschlossenen Marsch der schwarzweißroten Faschisten von derRennbahn nach den Abendveranstaltungslokal«, gestattel hat. Di«Stahlhelmer wollen nach dem, Bericht der„Halleschen Ztg." nicht nureinen 11. Mai. sie wollen auch eine Ueber st eigerung des11. Mai. Sie wollen den Aufmarsch einer antirepublikanischenArmee in den alten kaiserlichen Umformen und unter den schwarz-wcißroten Fahnen. Sie wollen also mit einem Wort die Somm-lung und die Demonstration gegen die Republik.Unser Hallesches Parteiorgan, das„B o l k s b l a t t", schreibt inseiner heutigen Ausgab«: Wir fordern sämlliche verantwortlichenBehörden, wir fordern den Polizeipräsidenten, wir fordern denRegierungspräsidenten, wir fordern den Oberpräsidenten und wirfordern den Minister des Innern mit der größten Entschiedenheitauf, die Faschistendemonstration sofort zu verbie-ten. Wir stellen kein« unerfüllbare Forderung. Wir verlangennur, daß der Republik der Schutz wird, der ihr nach der Derfaffungzukommt. Es könnt« sonst leicht geschehen, daß das neugebildet«Heer der Republik den Schutz selbst übernimmt, den ihr die Bc-Hörden m nicht wieder gutzumachender Verblendung versagen. Di«Konsuln mögen erwachen, eh« es zu spät ist!Lanöfrieüensbruch üer Stahlhelmer.Steltin. 9. Ottober.(Eigener Drahtbericht.) Am Mittwochnach-mittag drangen 11 Angehörige des Stahlhelms in ein Ver-sammlungslokal des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold in der Fal-kenwalder Straß« ein, als der Wirt allein anwesend war. Ein Teilder Horde begab sich in das Vereinszimmer des Reichsbanners undriß alle republikanischen Abzeichen von den Wänden,während der andere Teil den Wirt bewacht«. Ihre Beute wolltensie dann verbrennen. Der Wirt, der sich die Schandtaten dieserJüngling« verbat, wurde schwer bedroht und ihm gesagt, daßer sein Maul zu hallen habe, sonst kämen sie wieder. Unter denWorten: Wir sind Stahlhelmer! zeigten sie ihr« Stahlhelmobzeichenauf der Brust. Einig« der Londfriedensbrecher und Plünderer sinderkannt? Anzeige ist bereits erstattet.Das Reicbsbanner in Hamburg.Deutschnationale Bettelbriefe an Inden.Hamburg. 9. Oktober.(Eigener Drahtbericht.) Im HamburgerLandesparlament kam es am Mittwochabend zu einer vierstündigenAussprache über die Reichsbannerbewegung. Anlaß dazugab ein« deutschnationale Anfrage, ob dem Senat die Werbung desReichsbanners in den Reihen der Ordnungspolizei bekanntsei, ob er seine Zustimmung dazu gegeben habe und was er zu tungedenke, um diese, die Sicherheit der Bevölkerung gefährdend« Wer-bung unmöglich zu machen. Der Senat antwortet« kurz und klar,daß ihm die Dinge bekannt seien, daß sie seiner Zustimmungnicht bedürfen und daß er nichts zu unternehmen gedenke, da dasReichsbanner eine überparteiliche, auf dem Boden der Ver»s a s s u n g stehende Organisation sei, die die Sicherheit inkeiner Weis« gefährde. Die Deutsch« Dol tSparteihatte dazu einen Antrag«rogebracht, wonach der Senat da» Pro»tektorat über das Reichsbanner niederlegen sollt«. Di« Aussprach«führt« zu lebhasten Auseinandersetzungen, m der sowohl die sozial.demokratischen wie die demokratischen Redner den Vertreternder Rechtsparteien und des Stahlhelms ein« vernichtend« Ab-fuhr bereiteten. Auch ein Vertreter des Zentrums trat für dasReichsbanner ein. Zu einer Abstimmung über den volksparteilichenAntrag kam es nicht; sie wird erst später erfolgen. Doch steht außerallem Zweifel, daß der Antrag mit großer Mehrheit abgelehntwird. Heiterkeit erregt« ein Kommunist, der glauben machenwollte, daß der Rote Fronttämpferbund mehr Leute hinter sich habeals das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold.Nach Abschluß der Debatte wies der demokratisch« Parteisekre-tär in Hamburg, Meuther. nach, daß die Deulschnakioualea Bettelbriefe an Juden und Zudenabkömmlinge gerichtet haben, um Wahl-dies« fremde Schwül« fahren lasten, noch der ich mich sehnte. Un»friede ist um mich,«in schlechter Dank!Schwerkraft der Heimat? Ich gieße mir lächelnd da? Glosvoll und will wieder der bunten verwirrenden Musik der Mole nach-lauschen. Aber ich bleib« nicht dabei. Ich seh« die überschwerenSchlösser der Reichen hier an den Wegen die See entlang, ich gehevoll Unruhe den Zug der Sonnensüchtigen gen Süden und möchtewissen, ob sie meinen Undank teilen. Da, wie ich lang« ins Däm»mern des Grau schau«, ist mir tröstend, al» strömte jenem Zug ein«andere Schar entgegen, blasser, müder, ober die Augen vollerWünsche, die stärker sind, als alle Blicke sonnenwärt«.— Heimweh?Fische jagen sich im Wasser, zwei-, dreimal springt ein gehetzterSchwärm �iber die dunkelblanke Fläche und trübt sie.Mein Auge hebt sich zu den Heimkehrern, geht über die wan-derixden Straßen zu den Bergrielen, die einfarbig dunkel werdenund bei Tage so gnadenlos nackt und steinern blicken. Und mir ist,als wüchse nach meinem Wunsch schon ein grüner Wald darüberhin. der im Winde rauscht und schwere duftende Arm« breitet, undich wäre mit jenen, die umkehrten, wieder unter seinem heilendenSchatten.Unfriede? Ach, Heimweh ist es.Gstasiatische Kunst.Im lniheren Kunstgewerbemuseum m der Prinz-Albrecht-Straße ist die A o t e i l u n g für o st a s i a t i s che K un steröffnet worden. Schon im Frühsommer waren einige Sä'e zu-gänglich gemacht worden, nachdem viele Jahre lang der ostastatischeKuristbesitz der staatliche» Sammlungen in Schränken und Kästenverstaut gelegen hatte. Was nun dos Erdgeschoß das Kunstgewerbe-museums zeigt, ist nur ein Notbehelf, aber ein solcher, der aus derNot«ine Menge von Tugenden gemacht Hot. Die Sammlung, erst1996 begonnen und nur bis zum Kriege mit der Möglichkeit, zukaufen, oerdankt ihren hohen Rang, der außerhalb Asiens fast un-vcrgleichlich ist dem Zusammenwirken von Männern wie Wilhelmvon Bode, Ernst Grosse, der als wissenschaftlicher Beirat der deutschenBotschaften in Tokio und Peking für das Museum sammelte, OttoKümmel, dem jetzigen Divcktor der Abwilung, der gleichfalls in Ost-ästen selbst für die Sammlung arbeitel«. Was zusammenkam, istzu mehr als neun Zehnteln Geschenk an den Staat.Diesen ganzen, aus dem Nichts g-'chaffcnen Besitz vorzuführen,dazu hat die Museumsleitung sich nicht entschließen können: dieAbsicht war, nur so viel zu zeigen, wie der Besucher wlrkllch genießenkann, und dafür durch Wechsel in der Ausstellung— vielleicht dreiMal Im Jahre---- das Interesse wachzuerhalten. Di« Folge derRäume beginnt mit der jüngeren Kunst Onasiens und führt rückläufig am Ende zu den Werken höchsten Alters und Ranges. Währcndrin Barocksaal, aus violeit-ro'm Grunde dekorativ die stärkstenAkzente bringt, enthalten die letzten, nun erst crössnelen Säle, diescierstche Kunst des chinesischen Altertums in ihrer ganzen Stille.Die Bronzen des alten China, die großartigsten Denkmäler oft-schulden vom 4. Mai zu decken. Diesen Versuch haben sie für di»bevorstehend« Bürgerschastswahl selbst bei eingeschriebenenDemokraten wiederholt.Antisemitische Lümmelei.Gegen Reichötagsmitglieder im Eifeubahnzuge.Ein peinlicher Zusammenstoß im Eisenbohnzuge hat jetzt eingerichtliches Nachspiel gezeitigt. Am ö. April wollt« der Reichslogs-abgeordnete Genosse Dr. Kurt Rosenfeld mit einem Zuge vom An-Halter Bahnhof abfahren.Nachdem er in einem Abteil erster Klasse sein« Sachen nieder-gelegt haste und auf den Korridor hinausgetreten war, hörte erdie Worte:„Sind die Rerchstagsabgeordneten auch immungegen Backpfeifen?" Als Dr. Rosenstld sich dann bei derAbfahrt auf seinen Platz setzt«, sagte einer der Fahrgäste zu seinemNochbar:„Eine Dachwohnung, aber im Eisenbahnwagen«rs�rKlasse fahren, wie Minister Hermann." Gemeint war der thürir-zische Minister, gegen den damals ein Verfahren schwebte. Einzweiter Reisender erwiderte auf dies« Bemerkung:„Ich verstehenicht, der Reichstag ist dach aufgelöst, und doch fahren diese Leuteerster Klass«. Müller-Franken war Handlungsgehilfe Dasfind ja Schwein«. Die Kerle müßte man zum Fenster hinaus-werfen. Dafür hat man sich die Knochen dreimal durchschießenlassen, um mit solchen Schweinen zusommenzusitzen. Vorher gibtes aber kein« Ruhe, als bis di« Juden weg sind. Nicht hängen.nicht schießen, sondern vierteilen müßt« man die Kerle."Als dann der Schaffner erschien, verlangt« Dr. Rosenfeld dieFeststellung der beiden Fahrgäste, die sich aber weigerten, ihre Per-sonallen anzugeben. Erst mit Zuhilfenahme des Zugführers gelanges, dem beleidigten Abgeordneten zu bestätigen, daß es sich um denRittergutsbesitzer Frey aus Klausberg bei Eisenach undKarl Gröninger aus Tempelhos handelte. Der Abgeordnet« stellte Strafantrag gegen beide, und der Staatsanwalt hatteöffentliche Anklage erhoben. Die Klag« sollt« heute früh vor demAmtsgericht Schöneberg zur Verhandlung gelangen. Die beiden An-geklagten waren jedoch nicht erschienen.R.-A. Dr. Levi, als Vertreter des als Nebenkläger dem Ver-fahren beigetretenen Beleidigten war der Meinung, daß es sich hieroffenbar um einen Verschleppungsversuch handle und teilstmit. daß di« beiden Angeklagten zunächst an Dr. Rosenfeld mitVergleichsvorschlägen herangetreten seien. Sie hätten sich schriftlichverpslichlet, die Beleidigungen mit Bedaueru zurückzunehmen und1590 M. Buße an Dr. Rosenfeld zum„Zwecke der Bekämpfung derReaktion, insbesondere de» Antisemitismus" zu zahlen. Die Dszah-lung sei dann aber nicht erfolgt, so daß der Strafantrag nicht zu-rückgenommen wurde.Wie d«r Vorsitzende mitteilt«, hatte der Angeklagte Frey demGericht telephoniert, daß er am Erscheinen verhindert sei, weil andiesem Tage di« Zwangsversteigerung seines Gutes statt-finde. Das Gericht vertagt« daher die Verhandlung, entsprachaber dem Wunsche des Nebenklägers, in kürzester Frist einen neuenTermin einzuberufen._Bürgerblock In München. Die Bayerische Dolkspariei. die Deutsch-national« Dolkspariei in Bayern, die Nationalliberol« LandesparteiBayern», die Deutsche Volkspartei und der Grund- und Hausbesitzer-verein traten, wie TU. meldet, für di« bevorstehenden MünchenerStadtratswahlen unter Zurückstellung alles Trennenden miteiner gemsinstmen Lifte vor die Bevölkerung Münchens. Mit derdemokratischen Partei werden zurzeit noch Verhandlungenüber de« Abschluß eines Lbkommen» gepflogen.Lasch in Leipzig. Universstätspr ofesso r Viktor Bäsch-Patiswird in einer Versammlung der Ortsgruppe Leipzig der Liga fürMenschenrechte über„Nie wieder Krieg" einen Dortrag halt?«. Dervon den vaterländischen Verbänden gegen das Austretendes Professors Bäsch erhoben« Widerspruch ist vom.Polizeipräsidiumzurückgewiesen werden. Den Vaterländischen Verbänden ist nayegelegt worden, auf ihre Anhänger dahin zu wirken, daß etwa bsab-sichtigte Störungen und Gegenkundgebungen unterlassen iverden.Rußland geht nicht in den Bölkerbnnd. In einem Artikel der„Iewcstija" wud gegenüber Ausführungen der„B. Z. am Mittag"klargestellt, daß di« Sowjetunion jeden Beitritt zum Völkerbund rndessen jetzige? Form ablehnt; infolgedessen komme auch ein gleich-zeitiger Eintritt der Sowjetunion zusammen mit Deutschlandnicht in Frage.asiatischer Gerätekunst,«rsch-stnen auf fast schwarzem Schiefergraumit der ganzen Wucht ihrer sakralen Form. Malerisch ents allen indiesen letzt«,, Sälen ihren Zauber die Werte d;r buddhistischen Kunstdes 12. und 13 Jahrhunderts, z. B. der köstliche seidene Iizo, dieliebliche Gestalt mit dem Rasselstab, mit dem der fromme Wandererdos kleine Getier an der Erde vor seinem zermalmenden Schrittewarnt, der Troster und Erlöser der gequälten Schatten im Fezefetl-'r',der göttliche Schutzgeist der Kinder, seelstch rnendlich zart und bisins letzte Ornament von harmonischer Vollendung.Dieser erst« Abschnitt ihres Besitzes, den di« Kunstabteilung vor-führt, enthält doch notgedrungen manch« Lücken. OstasiatischesPorzellan heute als Sammlung so auszubauen, daß es sich nebenDresden oder London und Pari» sehen lassen kann, darauf hat manverzichtet. Auch di« Graphit, vor allem den so beliebten Farbenholz.lchnitt Japans, zeigt die Abteilung nicht da die benachbarte Staatlich-Kunstbibliothet sie gesammelt hat. Es fehlen auch fast ga:rz der eigent-lieh« Stolz der japanischen Malerei: die Tosameister. Wie für China,so ist für Japan die plastisch; Abteilung die schwächste. Die bürger-liche Malerei der späteren Jahrhunderte Japans fehlt in Berlinebenso wie in allen Muleen Europas. Und unter den Geräten ver-mißt man das herrliche alt« Jade, das bronzen« Kleingerät, d.«„Netsud:" genannten Lackknöpfe, mit denen der vornehm« Japanersein Kästchen voller Wohlgerüche und Arzneien im Gürtel trägt.Hoffentlrch wird es dem Museum auch in Zukunft nicht anGönnern fehlen, die diese Lücken schließen helfen. Die Sammlung,an der« Inhalt und Form wan uneingeschränktes Entzücken habendarf, wird gewiß der hohen Kunst des fernen Ostens bei uns auchweiter hilfsbereite und begeisterte Freund« gewinnen.Internationale Materialprüfung. Die vor dem Krieg« dereit»begonnenen und durch ihn unterbrochenen Versuch« einer inter-nationalen gemeinsamen Arbeit auf dem Gebiete der Material-Prüfung sind nach einem Bericht der„Naturwissenschaften" jetztunter amerikanischer Führung wieder aufgenommen worden. InAmerika ist ein« monatlich erscheinende Zeitschrist..Testin" be-gründet worden, die ständig« Mitarbeiter in allen Kulturländeinhat. Die Materialiprüiung entwickelt sich in der letzten Zeit be-sonders schnell, aber die Prinzipiellen Schwierigkeiten sind nochgroß; zwischen der an einem Normalstück ausgeführten Prüfungund der praktischen Konstruktion mit ihrer ganz andersartigen Beanspruchung klafft noch ein« unüberbrückbare Lücke, di« durch solcheUntersuchungen zu beseitigen ist. Gerade aus diesem Gebiete istes von besonderem Werte, wenn die führenden Fachleute der einzel-nen Nationalitäten Gelegenheit finden, ihre Erfahrungen auszu-tauschen.t>lchl« Lessmmg Im Befinde« Anatol« France«. In dem Gesimtbeit»-zustand Anatole France« tit eine leichte Besserung eingetreten. Da» Fieberhat nachgelassen. Diese Realtion hat die Aerzte in gröhte» Erstaunen versetzt.voltsbühne. Die 50. Auffübrung von Schillers„Don Carlos"in der Inszenierung dcs Zbeater» am Bülomplatz findet Sonnabend, den 11., abends 7 Uhr, statt.Die Hamburg« Lürgrrschast hat dem Hamburger Stadt«theater ewe Aussallgararme von 500 000 92. bewilligt.Heimweh.Bon Hans Friedrich BlunckDickbauchig hebt sich die Flasche Chianfi vor mir. Sie stehtnicht eigevrtltch aus dem Gartentisch Emilia Biancas, sie hat sichleicht darüber gehoben: das dunkelblau« Ligurifche Meer, das sieganz umfang:, läßt sie schweben, je mehr es zum Abend dämmert.Nicht daß mein Blick trübe wäre, nein, es ist die uralte Zaubereidieser südlichen Dämmerungen, die alles ins Unwirkliche rücken—selbst die Flasche, unter der der Tisch zu wandern scheint.Hinter mir der Lärm des Albergo, in der ich zur Nacht weilenwerde. Wer hat das Wort Albergo doch erfunden? Landsknechteund Handwerksburschen brachten es vom Norden herüber, sagte manmir. Sie kamen wie Sand am Meer viele Jahrhunderte hier ent-lang. Und wollten Herberge und Wein und Wege und ließen ein„Albergo" neben dem anderen an den Straßen entstehen und zagenden uralten Zug der Menschen nach Süden, den gleichen, um dessenwillen ich— ein Sandkorn im Wehen der Völker— hier an derligurifchen See sitze und meinen Zins an Emilia Bianca zahle.Lautlos, ohne Atemzug, liegt das Wasser da. Di« Wege, diesich dunkel und dumpf an den Hügeln der Levante entlang winden,scheinen voll grauen Bewegens. Es ist, als wanderten noch immerblasse Züge der Erinnerung den Weg der Jahrtausende, ohne Aug-halten, ohne Besinnung, ohne Frag« des Warum, nebelhast demSüden zu. Schleuderkraft des Volkstums nennen die Gelehrtendiesen unzähmbaren Trieb in die Fern«. Sonnenwunsch war es,möchte ich eher glauben, die endlose Sehnsucht näher zum Licht wares, die eine Well« nach der anderen in dieses Landbecken herüber-schlagen ließ: feindlich und hungernd, alz di« Etrusker van Norden,als die Lombarden von der Niederelbe einbrachen— friedlich zahlend, als der ewige Zug der Wanderer in dies Land zu strömen be-gann und die Albergos schuf.Kein Lüftlein übe? dem Meer, das trag, unbewegt, in dunkelschillernden Farben einsinkt. Fern noch zwei rot« dreieckige Segel.di« ihr Leuchten bewahrten und am Rand des Ufers ein schweifenderStreif, der die tzhelle anzog. Bon Licht zu Licht des Hafens einpaar Lieder, dann ein verklingendes Kirchglöcklein, das rasch wieein Tänzer durch die Straßen schwingt und mich unruhig macht.Habe ich dies Bild der Landschaft nicht gesucht? Was bleibtwie ein Ukifriede wach? Palmen sind über mir. Drüben unter derLampe auf der Mauer spielen die Feuerbachschen Jungen ihr«Karten aus, blauschwarz sind die Fapben von See und Himmel, wieich sie niemals da oben sah. Und der Kirschlorbeer duftet, und dieOrangen b'ühen betäubend stark— wartete ich nicht darauf?Ach. als ich ging, waren die ersten schneeweißen Obstblüten auf-gesprungen. Mein Blick geht über den Hasen zu den grauen Oliv-Hügeln. Hätte ich jetzt einen Kirschzweig hier, wie ger» würde ich