Opposition. Die Gegenfäße, die zwischen Regierung und Oppofitionsparteien ausgetragen werden müssen, hätte sie im eigenen Leibe gehabt. Aber auch die Regierung der Mitte" ist nur ein Ausfunftsmittel der Verzweiflung. Wenn sie heute vor den allergrößten Schwierigkeiten steht, so deshalb, weil ohne ein flares Bekenntnis zur alten oder zur neuen Politif, das heißt zur Rechten oder zur Linken, eine feste Mehrheitsbildung unmöglich ist. Immerhin aber hätte die Regierung der Mitte, wenn fie fchon einmal da ist, wenigstens den Versuch machen follen, fich im Parlament mit parlamentarischen Mitteln durchzusehen und hätte sich auf Berhandlungen über ihre Umbildung nicht einlassen dürfen, solange sie nicht im Reichstag ein: Niederlage erlitten hatte.
In dieser Beziehung können uns die älteren Erfahrungen des seit Jahrhunderten parlamentarisch regierten England als Borbild dienen. Was wir in den letzten Monaten erlebt haben, das waren nicht Auswirkungen des neuen parlamentarischen Systems, sondern Rückstände des alten Syſtems. Das Stürzen von Regierungen außerhalb des Parlaments durch Intrigen und Schiebungen hinter den Kulissen gemahnt an die Zustände des milhelminischen Zeitalters.
Man muß jetzt einen Strich unter das Bergangene machen und sich an dem englischen Mut, der vor Boltsent fcheidungen nicht zurückweicht, ein Beispiel nehmen. Die Frage der deutschen Neuwahlen muß sein, ob rechts oder lints regiert werden soll.
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Sollte das Ergebnis was wohl niemand erwartet eine Mehrheit für den Bürgerblod sein, auch dann hätte die Sozialdemokratie feinen Anlaß zu verzweifeln. Denn dann hätten wir als Ergebnis eine sich dem Zweiparteiensystem annähernde 3 weiparteien Gruppierung, bei der die Sozialdemokratie als Führerin der Opposition die Anwartschaft auf die Regierung hätte. Wir brauchen große Parteien, und wir fönnten heute schon auf unserem Wege viel weiter sein, wenn die Arbeiterschaft es verstanden hätte, der bürgerlichen Zersplitterung einen einheitlichen Arbeiter blod gegenüberzustellen.
Hätten die englischen Kommunisten Aussicht auf Wahl erfolge, was glücklicherweise nicht der Fall ist, dann wäre die englische Arbeiterklasse nach den Wahlen in die politische Bedeutungslosigkeit zurückgeworfen. In Deutschland wird die Arbeiterklasse erst wieder start sein, wenn der fommunistische Spuk zerstiebt.
| berufsmäßige Querulanten konnten annehmen, daß eine Re-| Regelung in hohem Maße zur Wiederherstellung bes internationalen gierung, die sich nur auf eine Minderheit im Parlament stützte, Handels beitragen wird, von dem die materielle Wohlfahrt dieses in wenigen Monaten die innere und äußere Politik des briti in so hohem Maße abhängt. In der Thronrede heißt es weiter: Unmittelbar nach erfolgter schen Weltreiches grundlegend zu ändern vermochte. Dies war schon deshalb nicht möglich, weil die Arbeiterregierung Berständigung zwischen den französischen und britischen Delegationen in Genf habe die Bölkerbundsversammlung Vorschläge für das bei ihrem Reformwert auf die Zustimmung der Liberalen angewiesen war. gewiesen war. Sie mußte deshalb taktisch so operieren, daß Schiedsgericht und die Sicherheit formuliert und damit einen bezunächst nur solche Fragen in den Vordergrund gestellt wurdeutenden Fortschritt zur Verminderung der Rüstung gemacht, Dies ben, denen die Liberalen wohl oder übel ihre Zustimmung Protokoll werde so bald als möglich dem Parlament vorgelegt geben mußten. Nur durch ein solches Vorgehen, bei denen werden. Die Thronrede bezeichnet dann den Abschluß englischdie Liberalen trog inneren Widerstrebens porwärtsgepeitscht ruffischer Berträge als ein notwendiges Element für die allgemeine wurden, vermochte die Regierung Macdonald in der inneren Befriedung und die wirtschaftliche Wiederherstellung Europas ". wie der äußeren Politit Erfolge zu erzielen und die Popula. Nachdem dann die Grenzstreitigkeiten im Irat und der Abbruch der rität der Labour Party in den Boltsmassen gewaltig zu Berhandlungen mit Aegypten erwähnt worden sind, heißt es weiter, steigern. daß trotz der schwierigen Lage des Handels eine deutliche Befferung in verschiedenen wichtigen Industrien eingetreten sei. Die Thronrede erwähnt die Ereignisse, die zur Parlamentsauflösung führten, nicht.
In der inneren Politik fann die Regierung Macdonald auf eine Fülle positiver Erfolge zurückblicken. Sozialpolitisch am bedeutsamsten ist das von ihr durchgedrückte Gefeß über den Arbeiterwohnungsbau, durch das die Arbeitslosigkeit auf dem englischen Baumarkt fast völlig beseitigt worden ist. Am größten jedoch sind die Erfolge der Arbeiterregierung auf dem Gebiete der äußeren Politit. Der Erfolg der Lon doner Konferenz und der neue Geist, der sich auf der Völker bundstagung in Genf bemerkbar machte, muß in erster Linie auf die Wirksamkeit des Kabinetts Macdonald zurückgeführt werden, das erst die psychologischen Boraussetzungen für den Sieg des Linksblocks in Frankreich und die demokratische Außenpolitik Herriots schuf. Diese Erfolge der Labour- Regierung werden selbst von ihren erbittertsten Feinden zugegeben, die wohl oder übel eingestehen müssen, daß nur das Auftreten der mächtigen englischen Arbeiterklasse die Voraussetzungen für eine neue europäische Politit geschaffen hat. Es ist verständlich, wenn jetzt die borniertesten Kreise des Nationalismus in allen Ländern über die parlamentarische Niederlage im Kabinett Macdonald frohlocken. Sie hoffen, daß durch die Beseitigung der englischen Arbeiterregierung die neue Welle der Völkerverständigung und der internationalen demokratischen Zusammenarbeit zum Stehen gebracht werden könne. Sie werden durch den Gang der Ereignisse gründlich enttäuscht werden. Es kann gar keine Rede davon sein, daß die englischen Wahlen der Arbeiterpartei Verluste bringen werden. Bielmehr wird in den führenden Kreisen der englischen Genossen mit Bestimmtheit darauf gerechnet, daß die Labour Party mit einem Gewinn von 50 bis 60 Man baten aus den Wahlen hervorgeht. Die größten Verluste dürften auf die Liberalen entfallen, die durch den Vormarsch der Arbeiterpartei immer mehr zerrieben werden. Alles hängt nun davon ab, welche Gruppe der Liberalen, die linke Gruppe unter Asquith oder die rechte unter Lloyd George , sich am ehesten behauptet. Bleibt die linke Gruppe stärker, so ist mit der Wiederkehr der Labour- Regierung zu rechnen. Behaupten sich jedoch die Lloyd George - Liberalen, so ist eine konservativliberale Koalition wahrscheinlich, bei der die Labour Party die so wird durch schnelle Radikalisierung der breiten Boltsmassen die Voraussetzung dafür geschaffen werden, daß die Arbeiterpartei sehr bald die Mehrheit des englischen Volks für sich gewinnt.
Die englische Völkerbundantwort.
London , 9. Oftober. Reuter erfährt, daß die britische Antwort auf das deutsche Memorandum heute der deutschen Botschaft zur Uebermittlung nach Berlin überreicht wird.
Der ungarische Justizskandal.
Der Erzberger- Mörder auf freien Fuß gefeht. Budapest , 9. Oktober. ( WTB.) Das Ungarische Tel.- Korr.Bureau berichtet, der Justizminister habe, wie gemeldet, die von der deutschen Regierung verlangte Auslieferung des Heinrich Schulz- Förster verweigert, da politische Straftaten aus dem Kreise der internationalen Rechtshilfe ausgeschlossen sind. Der Just 3minister habe den Budapester Staatsgerichtshof von seiner Entscheidung mit dem Hinzufügen verständigt, er möge Verfügungen treffen, damit Heinrich Schulz Förster auf freien Fuß gefegt werde. Der Gerichtshof habe an die Staatsanwaltschaft das Ersuchen gerichtet, die Freilassung durchzuführen. Die Staatsanwaltschaft habe die haft für Schulz- Förster bereits aufge hoben und gleichzeitig seine Ueberführung zur Budapester Oberstadthauptmannschaft behufs Feststellung seines Aufenthaltsortes anstadthauptmannschaft behufs Feststellung seines Aufenthaltsortes an
geordnet.
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Bayern gegen Basch.
München , 9. Oktober .( Eca.) Die Bayrische Staatszeitung" weist darauf hin, daß die Regierung von vornherein feinen Zweifel barüber gelaffen hat, daß sie ein Auftreten des Profeffors Bash in Nürnberg nicht gestatten wird. Im übrigen werde man abwarten müssen, ob Professor Basch wirklich komme und unter welchen Verhältnissen. Nürnberg fei eben nicht Berlin und das Reichsbanner Schwarz Rot- Gold, unter deſſen Schutz Baich in Potsdam sprechen konnte, würde ihm hier nicht beherzigen.
Arbeiterregierung nach einigen Wochen bei der Erörterung dührung der Opposition übernimmt. Tritt dieser Fall ein, helfen können.
P Die Wahlaussichten in England. Die Mitteilungen unseres Londoner Korrespondenten über die letzten Phasen der englischen Krise bestätigen die Annahme, daß die Arbeiterpartei das von den Liberalen gewünschte Kompromiß zurückgewiesen hat, um den Kampf in einem Augenblick aufzunehmen, der ihr am günstigsten erscheint. Alle Anzeichen wiesen darauf hin, daß die Berständigung zwischen Liberalen und Konservativen perfeft war, um die englisch russischen Vertrages zu stürzen. Bis dahin sollten auch die Wohlvorbereitungen der Liberalen und der Konservativen abgeschlossen sein. Dieses Spiel hat die Arbeiteregierung nun durchkreuzt. Sie hat sich die Kampfbedingun= gen nicht von den Gegnern diftieren lassen, sondern hat selbst den Augenblid gewählt, um den unausbleiblich gewordenen Kampf, für den sie bereits seit: Wochen im ganzen Lande Borbereitungen traf, zu eröffnen.
Die begeisterte Aufnahme, die der Auflösungsbeschluß Macdonalds auf dem Kongreß der Arbeiterpartei fand, ist der beste Beweis dafür, daß unsere englischen Genossen dem bevorstehenden Wahltampf mit der größten 3uversicht entgegensehen. Sie haben alle Veranlassung dazu, mit den Ergebnissen der fast neunmonatigen Herrschaft der Arbeiterregierung zufrieden zu sein. Gewiß sind nicht alle Erwartungen, die an die Regierung Macdonalds gefnüpft wurden, erfüllt worden. Aber nur politische Kindstöpfe und
Thronrede des englischen Königs.
London , 9. Oktober .( WTB.) Die tönigliche Zustimmung zur irischen Vorlage murde erteilt. Der Lordtanzler verlas in Oberhous die Thronrede, durch die das Parlament vertagt wird. In der Thronrede heißt es: Meine Beziehungen zu den aus wärtigen Mächten find weiterhin freundschaftlicher Art. Die Ait mahme des Dawes- Berichtes durs die in Betracht tommenden Mächte wurde von der Konferenz, die im Juli und August in Lon bon abgehalten wurde, bestätigt, wobei die praktischen Maßnahmen, die erforderlich find, um die Anempfehlungen in Kraft treten zu laffen, einstimmig gebilligt wurden. Dieses erfreuliche Ergebnis ist dem weitherzigen Geist des Zusammenwirkens zu verdanten, mit dem von den in Betracht kommenden Mächten an diese sehr schwie rigen Probleme herangetreten wurde. Ich glaube, daß diese
Jedenfalls sollte er die Warnung Bayerns
Hochverratsprozeß.
Leipzig , 9. Oktober .( WTB.) Der vierte Straffenat des Reichsgerichts verurteilte heute se ch s handwerter aus Friedrichshafen wegen Vorbereitung zum Hochperrat auf Grund von Baragraph 7 Biffer 4 des Gesetzes zum Schütze der Republik in Tateinheit mit Bergehen gegen Paragraph 36 des Etrafgefeß buches zu mehrjährigen Gefängnisstrafen. Es erhielten der Schloffer Kart Raz 4 Jahre Gefängnis und 300 M. Gesdstrafe, der Schlosser Karl Daures 3% Jahre Gefängnis und 200 m. Geldstrafe, der Mechanifer Karl Klog 2% Jahre Gefängnis und 100 m. Geldstrafe, der Schlosser und Büchsenmacher Otto Ed, der Magaziner Franz Lang und der Schlosser Ostar Beck je 1 Jahr 3 Monate Gefängnis und 100 m. Geldstrafe. Aus der Verhandlung und der Begründung des Urteils geht hervor, daß die Angeklagten die Ziele der fommunistischen Bartei unter Umständen mit Waffengewalt durchsetzen wollten.
Einzelreaktionen", doch noch nicht in genügender Zahl und Aus. näußerst wertvoll, wenn auch die Methode nicht, wie der Vortragende Am Biologische Ergebnisse der Innsbruder Tagung. meinte, das Mittel der systematischen Abstammungsforschung
Zurück zu Darwin !" Dehnung gemacht sind. Immerhin find die bisherigen Ergebniffe Theorie schwimmen die Kontinente auf einem zähflüffigen Unter
Bon Dr. Rotator.
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Man muß wohl eingestehen: Ueber den Reden der Biologen, die in Innsbruck gehalten wurden, stand unsichtbar, aber innerlich recht deutlich fühlbar der Wahlspruch: 3urüd zu Darwin !" Bis por kurzem war der Darwinismus sozusagen unmodern; jetzt wird er in seinen gewaltigen Grundgedanken von der fortschreitenden Bererbungswissenschaft mehr und mehr bestätigt. Baur Berlin wandte sich denn auch scharf gegen die andere Richtung der Abstammungslehre, den Lamardismus, der befanntlich bis heute ohne Beweis die Vererbung erworbener Eigenschaften annimmt, während der Darwinismus an dem selbständigen Auftreten erblicher Abänderungen festhält, die je nach Wert oder Unwert im Lebenstampf erhalten bleiben oder vernichtet werden. Solche erb. lichen Bariationen nennt man heute Mutationen. Baur züchtet nun seit vielen Jahren in großer Anzahl Löwenmäulthen und in weitgehendem Maße wird durch seine Zuchtergebnisse die Grund lage des Darwinismus bestätigt. Nach seinen Angaben ist die Zahl der Mutationen außerordentlich groß, namentlich die der fleinen Abänderungen, die allein für allmähliche Artbildung in Betracht tommen: 10 bis 15 Broz. aller Nachkommen sind in irgendeiner Eigenschaft oft in mehreren erblich abgeändert oder sie vererben bei ihnen selbst noch nicht wahrnehmbare Mutationen. Mit diesen dürfen die Modifikationen nicht verwechselt werden, die auf Standort, Ernährung usw. zurückzuführen sind und die man durch aus nicht als erblich betrachten darf. Auch Darwin unterschieb schon diese beiden Bariationsmöglichkeiten.nts
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Schon recht bekannt ist die Ulenhutsche Blutreaktion, die auch zur gerichtlichen Ueberführung von Mördern angewandt wird: einem Kaninchen wird Blutflüssigkeit des Menschen ins Blut gespritzt; dieses bildet dann Abwehrstoffe gegen Menschenblut aus, so daß es, später mit ihnen zusammengebracht, einen Niederschlag gibt; mit irgendeinem anderen Tierblut aber nicht. Man fann also Blutfleden, als von Menschenblut herrührend identifizieren. Jedoch gibt es eine Ausnahme! Blut eines Menfchenaffen verhält fich fast wie Menschenblut, ein Beweis für dessen nahe Verwandtschaft mit dem Menschen.
Zurück zu Darwin ! Diese Methode der Blutreaktion, die schon bei verschiedenen Säugetieren Verwandtschaft mit ihnen ähnlichen betätigt hat, will nun Mez- Königsberg mit seinen Schülern allgemein zoologisch- fyftematisch, ja sogar bei Pflanzen zur Feststellung ihrer Berwandtschaft und Abstammung anwenden. In zwölfjähriger Arbeit legte er den Königsberger ferodiagnostischen Stammbaum des Pflanzenreichs 1924" on, den er fegt erstmalig vorlegte, und der freilich noch scharfe Angriffe erdulden mußte, da die Untersuchungen äußerst schwierige sind und, wenn auch in Hunderttausenden von
sein muß.
Wandel der Zeiten: Als vor 55 Jahren die erfte Innsbruder Naturforschertagung beendet war, wurden die Räume der Univerfität, in der die Tagungen stattgefunden hatten, von Jesuiten neu geweiht. Diesmal hielten Patres auf dem Kongreß selbst Vorträge! Pater Basmann sprach über die Ameisenmimitry. Er zeigte die Gäste der Ameisen, hauptsächlich Käfer, die ihren Wirten überraschend weitgehend ähnlich sind, da sie sonst gefährdet wären. Bei blinden Ameisenarten ahmen die Gäfte nur die Form nach, bei ſehenden auch die Farbe. Diese und andere Erscheinungen machen für den denkenden Menschen die Annahme einer Entwicklung ber Arten zwingend. Pater Wasmann führte aus, daß die Abstammungslehre zwar nur eine Hypothese sei, daß es aber ein schwerer Fehler der Apologethit gewesen wäre, sie zu befämpfen, nur weil sie gegen die christliche Weltanschauung ausgebeutet wor den fei: man müsse bei der Wahrheit bleiben! Wir stehen also wohl vor einer Wandlung der kirchlichen Auffassung wie einst gegenüber der Lehre des Kopernitus.
N
Mit dem Mitteilungsvermögen der Ameisen befaßte fich Eid. mann- München . Nach seinen Beobachtungen holt eine Ameise Hilfe nur dann, wenn sie ihren Fund nicht allein herbeischleppen fann. Kleine Stücke holt sie allein. Dabei zeigt sich, daß ihr die Fähigkeit fehlt, zu beurteilen, ob sie noch etwas zu holen hat oder ob nichts mehr übrig ist; fie fehrt immer wieder an den Fundort zurüd, bis sie nichts mehr vorfindet. Hat eine Ameise, weil sie allein den Fund nicht wegschaffen kann, Alarm geschlagen, so finden bie anderen Ameisen überraschend schnell den Fundort. Die Ber. ständigung erfolgt durch Fühlerschläge. Weitere Aufflärung ist aber leider bisher nicht gelungen, während v. Frisch Breslau die Bienensprache jetzt restlos aufgeklärt hat. Bei seinem Hauptvortrag über Sinnesleben und Sprache der Bienen" zeigte er in einem Film auch die Rundtänze, die die Helferinnen bei der Honigsuche aufführen. Außerdem zeigte er, wie fich die Bienen auf Ge rüche und auf Farben dressieren laffen. Spemann Freiburg in Baden brachte neue Forschungen zum Problem des Organisationszentrums vor. Die mannigfachen Veränderungen, die der Keim bis zur Bildung des fertigen Tieres durchmacht, unterstehen nach seinen Ergebnissen an Molchleimen sehr bald der Leitung eines beson ders vorgeschrittenen Reimbezirks des Organisators. Isoliert man nun solch einen Organisator und verpflanzt ihn in einen anderen Keim, der also dann zwei Organisatoren, zwei Zentren der Entwidlung befigt, so entsteht ein Konturrenzfampf der beiden: Jeder fucht ein Tier zu bilden; durch das Gegeneinanderwirten entstehen dann Doppelmisbildungen, wie sie auch in der Natur vorkommen. Nicht biologisch, aber biogeographisch waren die Ausführungen
Wegeners Graz, die fast umwidersprochen blieben. Nach seiner grund. So ist Amerita von der alten Welt davon geschwommen und entfernt fich täglich noch weiter. Man sieht am Globus, wie gut es sich an der Westfüfte Europas und Afritas einfügen würde, von wo es einstmals losgetrennt ist!
Immer werden die radierten Stierfampffzenen Gonas, zusammen. gefaßt zur Tauromachie", weit über das Volk der Toreros hinaus Geltung haben.
einen„ Stierfampf nach Gona" gibt, der sich getreu nach den Bildern 3wiespältig aber sind die Gedanken, wenn man lieft, daß es des Meifters abwickelt. Schließlich kann ein Löwe dahin gebracht werden, originalgetreu" in einem lebenden Bild" nach Dürers Hieronymus mitzuwirken. Ruhig dasigen und friedlich breinschauen lernt auch ein Löwe. Ein Stierkampf hingegen ist beiderseits eine Angelegenheit auf Leben und Tod. Normalerweise hat das Tier zu verröcheln. Bis heute ist es aber noch nicht durchweg ge lungen, dem Rindoieh so viel sportlichen Anstand beizubringen, daß es sich an die Regeln hält. Es hat mitunter seinen Kopf für sich. Dann wird gewöhnlich der andere hinausgetragen.
Aber selbst, wenn wir als möglich annehmen, daß Stiere sich auf den Kampf nach Gona" dreffieren lassen, so bleibt noch immer die Frage nach dem Wie. Führt man die Erwählten in die gra. phischen Kabinette oder hängt man ihnen die Blätter an die Stallwände? Denn beigöringen muß man sie ihnen doch auf irgendeine eife. Was nuben dem Bicador die echtesten Kostüme und Be wegungen, wenn nicht auch der Partner" feine Rolle beherrscht? Und wenn der Stier die„ Tauromachie " wirklich auswendig gelernt hat, wie dann weiter?" Flüstert man ihm die Titel der Blätter, die er spielen" soll ins Dhr? Kaum. Das wäre nicht nur umständlich, sondern würde ihm oft auch die nötige Sicherheit des Auftretens rauben. Etwa, wenn es anfeuernb heißt: Der Stier wird vom Pferd aus getötet". Bleibt, wohl als einzige Möglichkeit, daß man zu Stichworten die Nummer benüßt, die die Blätter innerhalb des Byffus haben. Dann weiß der Stier meist nichts vom Endeffett, und tann unbefangener spielen. Wie aber, wenn er sich einmal verhört? Gibt es da nicht hundert fatale Möglichfeiten? Daß meinetwegen das neutrale Blatt: Der Stier wird Zahl genedi", dargestellt werden soll. Das diefer jedoch eine andere Baht vernimmt und ohne 3ögern reagiert: Unfall und Tod des Atalden Don T.", b. h. wie wahnsinnig auf die Tribünen stürmt, alles überrennend oder aufspießend, was nicht raich genug flüchten kann. Und wenn schon der Stierkämpfer den Irrtum bemerkt und eine andere Bointe herbeiführen will, wer weiß, ob dann nicht Pfiffe, Burufe und Steinwürfe ihm so tunst- und fulturschänderisches Tun energisch wehren?
Probleme über Probleme. Der furchtbarste Gedante aber, der mir in diesem Zusammenhang tommt, ift der: Gona hat auch eine benen verglichen die„ Tauromachie " geradezu eine Sammlung von Folge Desastres de la Guerra " rabiert, Kriegsgreue, mit Bärtlichkeiten darstellt."
Ist es, so frage ich als Mensch und besorgter Menschenfreund,