benimmt imb zwischen Totschweigen und Gehässigkeit schwankt, druckt ein Urteil des Berliner Havas-Vertreters ab, wonach die „deutsche Begeisterung mehr nationalistisch und aggressiv als sportlich und wissenschaftlich" sei. Soweit die Leserschaft der Bürgerblockblätter in Frage kommt, so ist dies leider schwer zu bestreiten, und die von uns bereits charakterisierten Schmocke- reien des„Tag" und der„Deutschen Zeitung" sind für die Nationalisten jenseits der Grenze ein gefundenes Fressen. Aber in diesem Urteil liegt eine tendenziöse Verallgemeine- r u n g. gegen die wir Einspruch erheben müssen. Wir behaup- ten vielmehr, daß der größere Teil des deutschen Volkes den Sieg des Zeppelins als einen Sieg des menschlichen Geistes und Fortschrittes schlechthin feiert. Die große Mehrheit des deutschen Volkes will von Kriegen, sei es mit, sei es ohne Zeppeline, nichts mehr wissen, freut sich über jede Er- rungenschaft, die die Völker näher zueinander bringt und be- grüßt mit besonderer Genugtuung jeden Anteil, den deutsche Arbeit und Energie an den großen Werken des Friedens nehmen. In diesem Sinne beglückwünscht die deutsche Ar- b ei t e r s ch a f t alle diejenigen, die direkt oder indirekt an der großen Tat des Z. R. 3 mitgewirkt haben. Sie gratuliert den Ingenieuren und den Arbeitern, den Offizieren und den Maschinisten, den Funkern und den Steuermännern, die an diesem Sieg des menschlichen Schaffens und Geistes über die Materie und die Elemente direkt oder indirekt Anteil nahmen. Sie braucht sich nicht wie die— ach so nationale—„Deutsche Zeitung" um die Tatsache herumzudrücken und zu winden, daß einer der Hauptkonstrukteure Arnstein heißt. Sie freut sich im Gegenteil aufrichtig darüber, daß es allen diesen Männern ge- lungen ist, durch Fleiß, Intelligenz und Kühnheit dem Ansehen des friedlichen deutschen Kulturvolkes in der Welt besser zu dienen, als es tausend„Siege" im Kriege je vermocht hätten. A. K. 3 an üas amerikanische Volk. New Jork , IS. Oktober.(IDIB.) während Z. R. 3 über New Jork kreiste, wurde ein Fallschirm abgeworfen, an den ein kleiner, an den„International News Service" adressierter Postsack gebunden war. Dieser wurde von dem Finder sofort in dem Bureau des genannten amerikanischen Nachrichtendienstes abgeliefert. In dem postsack befand sich eine Botschaft Dr. Eckeners an die Bevölkerung New Jorks und an das amerikanische Volk. Die Botschaft, die heute noch in den Nachmittagsblättern veröffentlicht wurde, lautet wie folgt:„New Jork, wir grüßen dich! Angesichts der Silhouette dieser herrlichen Riesenstadt neigen wir den Bug unseres Lufffchisfes und grüßen das ganze amerikanische Volk mit aufrichtiger Freude. Wir hegen die zuversichtliche hoff- nung. daß unsere Fahrt über den Ozean eine Epoche freund- schastlichcr und fruchtbarer Zusammenarbeit zwischen unseren beiden Völkern anbahnen wird, eine Epoche gemein- samer Weiterentwicklung des unsterblichen Werkes des Grasen Zeppelin, des Eroberers der Lüfte. In diesem Sinne wollen wir Hand in Hand an der Aufgabe arbeilen, durch Ueberbrückung von Zeil und Raum alle Nationen immer enger miteinander zu verbinden. Der Kommandant und die Mannschaft des Z. R. Z übermitteln durch den„International News Service" der Bevölkerung von New Jork und dem ganzen amerikanischen Volke ihre besten Wünsche und Grüße. Dr. Eckener ." Präsident lkooliöges öegrüßung. Washington , 15. Oktober. (WTB. durch Funkspruch.) Di« Bot- schoft des Präsidenten Coolidge an den Führer des Zeppelin-Luft- fchiffes Dr. Eckener hat folgenden Wonlaut: Ich gratuliere Ihnen zu der erfolgreichen transatlantischen Reise des großen Lenkluft- schiffes, das Sie aus Deutschland nach den Vereinigten Staaten g«- führt haben. Diese Reife ist nicht nur ein aufregendes Er- ! e b n i s und ein glänzendes Abenteuer, sie ist wert mehr ei»«pochemachender Erfolg, weit sie, wie ni« zuvor, die Möglichkeiten von sehr weiten Fernflügen mit Luftschiffen des
Leichter-als-Luft-System dargetan und auch deren Fähigkeit erwiesen hat, bedeutend« Frachtmengen und ein« erhebliche An- zahl von Fahrgästen mitzuführen. Die Geschicklichkeit und die Tüchtigkeit der deutschen Techniker im Bau von so wunderbaren Luftfahrzeugen und ihre Geschicklichkeit, das Luftschiff so erfolgreich und ohne Unterbrechung oder Zwischen- fall von Friedrichshofen nach Lorehurst zu führen, ist ein Ereignis von weltweitem Interesse. Mir und dem amerikanischen Volk ist es ein« große Genugtuung, daß friedliche Beziehungen zwischen Deutschland und Amerika wieder voll hergestellt sind, und daß dieses große Luftschiff de» ersten direkten Flug zwischen Deutschland und Amerika glücklich vollendet hat. Ich hoffe, daß Ihr Aufenthalt in den Vereinigten Staaten ein angenehmer sein wird, und daß die wertvollen Dienste, die Sie mit der Ueberführung des Luftschiffes geleistet haben, Sie Ihr ganzes Leben lang mit Stolz und Genugtuung er- füllen werden. Glückwunsch des Neichspräflüenten. Der Reichspräsident hat an Dr. Eckener in Lake. hurst folgendes Telegramm gerichtet: Nach glücklicher Ozeanfahrt begrüße ich mit dem ganzen denk- schen Volk pnd seiner Regierung Sie und die tapfere Besatzung Ihres Luftschisfes aufs herzlichste. Ihre Tal wird als Großtat in der Geschichte fortleben. Möge Z. R. 3 auch aus seinen weiteren Fahrten Künder deutschen Könnens sein, möge er seinem Berufe, den freien und friedlichen Wettbewerb aller Völker zu fördern mit bestem Erfolge dienen. Ebert. Reichspräsident. Auch Wallraf drahtet. Der Reichstagspräsident hat an Dr. Eckener in Lakehurst folgen- des Telegramm gerichtet: Kommandant Dr. Eckener , Lakehurst, Amerika . Dem Schiff und feinen Meistern zum Siege deutscher Arbeit über Wind und Wolken ein heimatfroh Glückauf. Wall- ras, Reichsiagsprästdent. Glückwunschtelegramme an den Luftschiffbau in Friedrichshafen sandten u. a. der Verein Deutscher Ingenieure und der Reichsver- band der deutschen Industrie, mehrere Reichstagsfraktionen, einig« deutsche Landesregierungen, der hessische Landtag, die Wissenchaft- lich« Gesellschaft für Luftschisfahrt u. v. a. m. « Die letzten Flugetappen vor der Landung bezeichnen fol» gende Meldungen: Heber öoston. Das Lastschiff Z. R. 3 hat den Mittelpunkt der Stadt Boston bei niedriger Fahrt überflogen. Das Geräusch der Maschinen des Luftschiffes brachte Hunderte von Menschen auf die Straßen. Die Lichter aus den Gondeln waren deutlich zu sehen. Um 4.4$ Ahr amerikanische Zeil überfuhr das Luftschiff Z. R. 3 lüe Stadt, geleilet von den Signalen der hafenanlagen. Es hatte sich der Stadt unbemerkt genähert, bis das Geräusch seiner Motoren gehört wurde. Tausende stürzten ans die Straße oder kletterten auf die Dächer, um das Luftschiff, das niedrig flog, zu sehen. Die Mann- schasl des Schisfes war deutlich erkennbar. Heber Doston warf das Luftschiff diesen Gruß an den Bürger- meister ab:„Wir bedauern lebhaft, daß wir' zur Nachtzeit Ihre Stadt überfliegen müssen."' Z. R. 3 selbst funkte über seinen Cindkuck von Boston : „An Bord des Z. R. 3 10 Uhr vormittags(E. Z.). Amerika erreicht. Boston in unendlichem Lichtekglanz, unter uns Sirenen heulen, Kurs New Bork." Heber New �ork. Z. R. 3 hat Zcko Uhr(mitteleuropäischer Zeil) die F r e i h e i t s- st a t u e überflogen. Das Luftschiff hatte direkten Surs auf Lakehurst. Das Luftschiff Z. R. 3 nahm seineu Weg ia niedrigem Flug über den Mittelpunkt von New Jork und den Hudsonfluß. Es wurde von den Fabriken und den im Hafen liegenden Schiffen mit schrillen Sirenenrnfen begrüßt. Eine zahllose Menschen-
menge auf den Straßen und den Dächern brach in begeisterte Begrüßungskundgebuugen aus und schweatte die hüte, als das Luftschiff, begleitet von mehreren Flugzeugen, glitzernd in der Sonne, über sie Hinwegsuhr. Z. R. 3 überflog um l.SS Uhr die B r o a d st r e e t. Er hat die ungefähr 330 Kilometer lauge Strecke zwischen Boston , New Port, New Jork in drei Stunden zurückgelegt, was einer Stunden- geschwindigkcit von 110 Kilometern entspricht. Unaufhörlich wurden, seit sich das Luftschiff aus dem Festland befand, Glückwunschbotschafteu in die Luft gefunkt. Dr. Eckener sah sich genötigt, einen Funkspruch an die begeisterten Amerikaner aufzugeben, in dem er sagte:„Bitte die Glückwunsch- telegramme zurückzuhalten. Ich muß mit den Handelsmarine - funkstatioueu arbeilen." Aus der Menge, die in New Jork die Straße» und Plätze füllte, tönten sorlwührend jubelade Will- kommensruse zu dem Luftschiff empor, das in strahlendem Sonnen- schein, silberglänzend in langsamer Fahrt zunächst die Stadt in ganze Länge überflog und sich dann in westlicher Richtung noch der Baltery wandte und schließlich ganz tief auf die walken- kr atzer der Innenstadt herabging. Die begeisterte Menge winkte Abschied, als dann Z. R. 3 direkten Kurs nach Lakehurst nahm. New Jork , 13. Oktober. (Eigener Funkberichi.) Die Bevölkerung der amerikanischen Nordostküfte war seit der Abfahrt des Z. R. 3 aus Europa in ungeheurer Spannung, die sich steigerte, je mehr sich das Luftschiff dem amerikanischen Festlande näherte. Ein wahres Fieber hatte die Einwohner New Borks erfaßt, nachdem bekannt geworden war, daß sich der Lustkreuzer ün Nordosten befand und demnach seinen Kurs über New Park nehmen mußte, um seinen Londungshafen zu erreichen. Die letzt« Nacht vor der Ankunft des Zeppelin brachte der größte Teil der Bevölkerung wachend zu, wenigstens solange, bis feststand, daß er erst morgens in New Bork eintreffen konnte. Die Zeitungen überboten sich in der Aufmachung der neuesten Nachrichten über den Standort des rasch näherkommen- den Luftschiffs. Die„New Bort Times" verkündete die ganze Nacht hindurch in elektrischer Flammen schrift von ihrem Riescn- gebäude die neuesten Lagemeidungen. Lautsprecher schrien die neuesten Funksprüche überall in die Straßen der Riesenstadt, llnge- heare Scheinwerfer leuchteten den Horizont ab. Als die Mel- dung eintraf, daß sich der Zeppelin gegen 3 Uhr nachts(amerikanische Zeit) Boston näherte, hatte man endlich die Gewißheit, daß er vor Morgengrauen nicht in New Bort sein werde. In den Morgenstunden hellte sich das Wetter auf und hunderttausende strömten in die Parkanlagen und auf die freien Plätze, um die Ankunft besser bewundern zu können. Die Dächer waren schwarz von Menschen, als «in Schutz von einem der Forts die Ankunft kündete. Gleichzeitig waren 20 Marineflieger über der Stadt zur Begrüßung auf- gestiegen, fünf andere waren dem Zeppelin bereits auf dem Wege nach Boston entgegengefahren. Die Stadt zeigte reichen Flaggenschmuck auf ihren hohen Gebäuden. Nicht nur das Sternenbanner war überall gehißt, da und dort sah man das Schwarz-Rot-Gold der deutschen Republik, deren Flagge da- mit zum erstenmal in New Bort zu sehen war. Der gesamte Verkehr kam ins Stocken, als der Lufttreuzer in langsamer Fahrt, vom Hafen kommend, wo er die Freiheitsstatue umkreist hatte, die Stadt über- flog. Aus hunderttausend Kehlen klangen Begrüßungsrufe, hundert- tausende von Armen winkten Willkommen. Die Riesendampfer aus dem Hudson lfeßen, ohne Unterschied der Nation, ihre Flaggen zur Begrüßung hochgehen. Ohrenbetäubend war das Geheul der Sirenen der Millionenstadt. Dr. Eckener über Sie Jährt. b New Jork. 13. Oktober. (WTB. durch Funkspruch.) Als Dr. Eckener unter dem Jubel der Anwesenden in Lakehurst aus der Kabine des Z. R. 3 stieg, erklärte er:„Ein neuer Welt- retard von 3006 Meilen eines ununterbrochenen Fluges." Dr. Eckener fuhr dann fort:„Der erste Teil unserer Reise war schön, der letzte Teil vollzog sich bei schwerem Wetter. Von Dienstag füns Uhr bis heute fünf Uhr kämpften wir gegen das Wetter mit eine!? Schnelligkeit von 53 bis 60 Meilen die Stunde. Wir änderten unseren Kurs von der direkten Linie ab, als wir auf der Fahrt von den Azoren nach Lakehurst waren, weil wir fanden,
Holöe �ugenökrast. konzerkumschau von Kurt Singer . Dem ölljährizen Richard Strauß flieaen die Geburtstagskränze zu. Es ist von tiefster Bedeutuyg für die Gegenwort, daß sie in den längst vergangenen Jahrzehnten Straußschen Iugendkonnens den Meister sucht. Und es ist wirklich reizvoller, dem 17- bis 20jährig«n Komponisten zu lauschen, der sich einen neuen Weg sucht, als etwa dem späten Strauß der Hymnen, die ein von ihm ewig abgelaufenes Gleis in neuer Aufmachung zeigen, ein Spiegelbild des größten Artisten ohne schöpferische Gnade. Der mittlere, der sinsonffche Strauß ist uns allein ans herz gewachsen. Aber gern lassen wir uns eine Blum« pflücken aus dem Strauß jener Zeit, da Bülow noch sogen durfte:„Wenn Strauß, dann lieber Johann, wenn Richard. dann lieber Wagner." Das hornkonzert op. 11 und die Burlesk «(zwischen op. 16 und 17) standen fast gleichzeitig mit den Hymnen auf den Programmen, und in einigen Tagen läßt Ochs„Wanderers Sturmlied" erbrausen(op. 14). Jugend- werke. Aber musikalisch, voll Laune und Einfall: musizierfreudig, ohne Problematik, frisch darauf los gesungen, ja, mit vollen Backen eines 16jährig«n geblasen, das fröhliche Hornkonzert, das der Meister Oskar Schumann, Zierde des Philharmonischen Orchesters, auf silbernem und auch silbern klivgendem F.horne höchst virtuos spielt. Das ließe sich öfter hören! Der jung« Dirigent Fritz G o l d s ch m i d t entwickelte mit den: Programmgeschmack auch Fertigkeit des Hand- gelenks, Sicherheit der Führung. In der Sinfonie E-Moll von Brahms schien das Tempogefühl noch nicht sehr stabil zu sein, doch konnte man der sinnvollen und sinnlich schönen Auslegung Respekt nicht versagen. Die Burleske spielt« Margarets W i t. Dieses von d'Albert 1890 aus der Taufe gehobene Klavierstück ist recht etwas für piamstifche Feinschmecker für Menschen mit Sinn für geistreichen Witz und fröhlich« Schelmerei. Ein Konzert im Eilzugstempo, exekutiert in einer Viertelstunde. Auch dieses glänzend« Virtuosenstück wird allzu stiefmütterlich behandelt. Strauß als Romantiker Schumannscher Ob- servanz— das ist herrlich anzuhören. Er selbst hat sein Wert einmal als„reinen Unsinn" bezeichnet, und Bülow hält es für unfpielbar. Wir möchten wünschen, daß uns der Komponist des„Heldenlebens" in heiterer Laune wieder einmal solchen„Unsinn" erfindet: und in 20 Jahren ist die Technik doch bis zu d'Albert und Fischer und Giefe- king fortgeschritten. Und zu Margarete W i t. Sie faßt das Gelegen- he.itssrück als Bagatelle auf, freut sich der kecken Griff« und kleinen Verschrobenheiten der Partitur, spielt Fangball mit der ulkigen Pauke, trumpft mit stürmischem Griff auf und rettet sogar Empfindung für die kleinen Partien Braihrnsscher Melodik. Eine temperamentvolle. sicher- Pianistin, der man gern einmal bei schwerblütigerer Musik begegnen möchte. Auf dem Grab- der. künstlerischen Hoffnungen Camillo Hilde- brands hat sich«in Rabe niedergelassen, ein weißer Gott sei Dank. Dieser Peter Raab« bringt uns im ersten Abonnementskonzert des SinfonieorchGers Rudi Stephans„Musik für großes Orchester" in Erinnerung. Das Werk eines früh Gestorbenen, früh Bollendeten. Denn dies« einsötzige, innerlich deutlich drei ge
teilte sinfonische Phantasie enthält das Gesamtchroma neuzeitlicher Musikempfindung, dargebracht von einem eigenen Kopf. Wenn dieser hochtalentierte Jüngling die Eierschalen Straußschen Orchester- tlangs und das stürmische Rufen der gärenden Jugend einmal ganz von sich geworfen hätte— wer weiß, welchen Reichtum wir da noch hätten erwarten können. Auch so bleibt diese Musik eines Fünfund- zwanzigjährigen, selbst unter dem Gesichtswinkel heutige Fortschritt- lichkeit angesehen, ein« Meisterleistung. Es ist, als hörte man daraus die prophetische Ahnung einer zu Kampf und Tod geborenen Jugend. Peter Raabe dirigierte das Wert(bis auf den matten Ansang) beherzt, feurig, packend, zuweilen elementar aufbauend. Er scheint mit feinem Orchester zu proben und zu-studieren— wir wünschen ihm, daß er in: Blüthnersaal die Glanzzeit hauseagerscher Stabführung herbeiführt. Am Willen zu formen, an Griff und Können fehlt es ihm nicht. V e e s e y lockte in die Philharm orte. Soweit ich hören konnte, kein besonders großartiger Abend, Die ll-Dur-Sonate Paul Iuons ist das Werk eines feinen, geschmackvollen Könners. Das gedant- liche Substrat ist nicht erdrückend, doch interessiert in den Ecksätzen die kontrapunkltisch« Fähigkeit im Largo das etwas russische, nach weiter Steppe klingende Melos. Der Ton Veefeys wollt« aber hier nicht voll, nicht groß, nicht sinnlich werden. Meyer-Radon be- gleitete aprt. Auch Alex S w e r f ch e n f k y fft als subtiler Be- gleiter, als zart besaiteter Interpret russischer Klavieriyrit zu grüßen. Lydia Lipkawskaja, von ihren Landsleuten jubelnd (und% Stund « zu spät) empfangen, hat künstlerische Qualität. Di« Schärfe ihrer Tongebung ist uns in Deutschland «in wenig gegen die Natur, besonders in den Thcaterkolaroturen. Eine richtige Opernstimm«, hell und groß, wird in den Dienst guten dramatischen Ausdrucks gestellt. In der Lyrik Tschaikowskys und Mufsorgfkis gefällt di« feine Gestaltung und die Lieblichkeit des Vortrages. In dem Programm von 17 Nummern war— entsprechend dem Man- gel an geeigneten Autoren— kein deutscher Komponist vertreten. Nur Hugo Wolfsche Lieder saug Edmund Iosefiak. Ein dennoch vielseitiges, höchst gewähltes Programm. Wenn sein warmer, schöner und gut gepflegter Bariton in der höhe ganz frei ist, wird dieser ganz auf seetisch« Vertiefung eingestellte Sänger von sich reden machen: denn er ist«in Musiker durch und durch.
Dke Heliumfüllung der Zeppeline. Unter den zahlreichen Nachrichten, die während des Baues und der Erprobung des letzten Zeppelinluftschifes bekannt wurden, be- fand sich auch die Mitteilung, daß der Lenkballon in Amerika mit h e l i u m g a s gefüllt werden soll. Da das Helium ein sehr eigenartiger Stoff ist und trotz gelegent- licher Erwähnung in weiten Kreisen noch fast unbekannt ist, so mag kurz ausgeführt werden, was es mit der Heliumfüllung der Lust- schiffe, für eine Bewandtnis hat. Schon die Entdeckung des Heliums ist eines der merkwürdigsten Ereignisse in der Geschichte naturwissenschaftlicher Leistungen: Denn man hat den Stoff fast dreißig Jahre eher auf der Sanne entdeckt, als auf der Erde! Man hatte schon lange in den Ausstrahlungen des Sonnenlichts sogenannte Spektrattmien eines Körpers erkannt, den man ohne ihn
sonst irgendwie zu kennen„Helium"(von griechisch helios— Sonne) benannte. Diel später entdeckte der große englische Chemiker R a m s a y 1893 aus irdischem Material ein Gas, welches dieselben Spektrallinien zeigte wie die auf der Sonne beobachteten. Freilich war damals das Gas noch fchr schwierig darstellbar und nur aus gewissen seltenen Mineralien in geringen Mengen gewinn- bar. In der Luft fanden sich auch Spuren des Gases, aber viel zu wenig, als daß eine lohnende Gewinnung denkbar gewesen wäre. Bei näherer Untersuchung des neuen Elements fand man, daß es nächst dem Wasserstoff der leichteste oller irdischen Stoffe ist. Sein Gewicht ist fast genau das doppelte des gasförmigen Wasserstoffs. Aber das Helium unterscheidet sich durch eine sehr wichtige Eigenschaft vor dem Wasserstoff. Während Wasserstoff äußerst leicht brennbar ist und mit Luft gemischt sogar ein sehr explosives Gemisch, das„Knallgas" ergibt, zeichnet sich das Helium durch absolute U n> verbrennbarkeit und Unentzündlichteit aus. Trotz des etwas größeren spezifischen(Verhältnis-) Gewichts liefert das Heliumgas als Ballonfüllung einen Auftrieb, der dem des Wasserstoffs nur wchpig nachsteht. Denn für den Zluftrieb kommt es nur auf den Unterschied der spezifischen Gewichte gegenüber dem der Lust an und dieser ist beim heliumgas nur um etwa ein Zehntel geringer als beim Wasserstoff. Da die Feuergesahr eine der größten Schwierigkeiten für die praktische Benutzung von Luftschiffen darstellt, so bietet also das Helium ein geradezu ideales Füllmittel. Nur leider sind wir in Deutschland nicht im glücklichen Besitz von Heliumquellen, da. wie er- wähnt, die Herstellung aus der Luft wegen ihrer Kostspieligkeit nicht in Betracht kommt. Aber die Vereinigten Staaten besitzen unter ihren äußerst mannigfaltigen Naturschätzen auch den Vorzug einer Bezugsquelle für Helium. Man hat— während des Weltkrieges— entdeckt, daß die Naturgasquellen im Oel- und PetrÄeumgebiet einen mehr oder minder erheblichen Prozentsatz von Helium enthalten. Allerdings beträgt der Gehalt selten mehr als ein halbes Prozent. Aber da die Mengen der aus den Bohrlöchern entströmenden Gase sehr große sind, so hat man wegen der hohen Bedeutung des Heliums als Ballonfüllung die Kosten nicht gescheut, nach einer ziemlich um- ständlichen Methode alle anderen Bestandteile des Naturgases zu ent- fernen, bei dem man zum Schluß das reine Helium übrig behielt. So hat man di«„Shenondo o", das Kreits feit längerer Zeit in Amerika befindliche Zeppelinschiff mit Helium gefüllt und beab- sichtigt in Zukunft sämtliche Lentballons mit dem feuersicheren Gas zu füllen. Andere Staaten werden freilich dem amerikanischen Beispiele nicht folgen können, da fast keiner dieses interessante Gas besitzt und die Amerikaner kaum geneigt sein dürften, das kostbare Material anderen abzugeben. Erwähnt sei noch die intereffante Tatsache, daß es dem Entdecker des Heliums, Ramsay, gelang, an diesem Körper das erste Beispiel eines Zerfalls der Atome nachzuweisen. Denn er konnte nachweisen, daß Radium fortwährend kleine Mengen von heliumgas entwickelt, und damit war der erste Schritt zu der modernen Goldmacherkunst getan, die vor kurzem M i e t h e durch die Umwandlung von Quecksilber in Gold erfolgreich weiter» geführt hat. Dr. S.