daß wir in sich erhebende Südwestminde und in ein fleines Tiefdrudgebiet steuerten. Am Montag abend machten me 45 Meilen die Stunde. Wir steuerten nach Neuschottland in einen südöstlichen Wind und famen dann in schneller Fahrt längs der Küste. fübwärts, wobei wir zwischen den Kreuzern Milwaukee" und Detroit " hindurchfuhren, ohne einen zu sehen. Ein günstiger Wind trieb uns nach Latehurst, nachdem wir Boston und dann New Yort mit einer durchschnittlichen Schnelligkeit von 90 Meilen paffiert hatten. So, meine Herren, find wir jet
gier."
Die Landung.
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New Bort, 15. Oftober.( Reuter.) 3. R. 3 bewerkstelligte seine Landung in wundervoller Weise. Er zog gerade aus über dem Flugfeld bis zur äußersten Ede des Landungsplages, wo er sich herumdrehte und dann das Feld in einer meiten Entfernung umfreiste. Er flog dann mit dem Bug gegen den Wind und machte erst vor der Halle halt
Das Funtpersonal des 3. R. 3 hat an Graf Arco , den befannten Förderer des deutschen Funkwesens und Präsidenten der Telefunken- Gesellschaft, gestern, Mittwoch, nachmittag 2.14 Uhr( E. 3.) über die Station Marion folgenden Funtspruch gerichtet:" Graf Arco , Zehlendorf . Alle Apparate gut funktionierend. Amerika erreicht. Funfpersonal 3. R. 3." Graf Arco ist der Erfinder des Verfahrens, nach welchem 3. R. 3 während seiner Amerikafahrt die Beilungen vorgenommen hat.
Soll der Luftschiffbau zerstört werden? Der Deutsche Industrie und Handelstag erläßt folgenden Aufruf: Der Vorstand des Deutschen Industrie- und Handelstages, zu einer Sigung vereinigt, gibt seiner Freude und ſtolzen Genugtuung darüber Ausdruck, daß es deutschem Wissen und deutscher Tatkraft gelungen ist, in dem neuen Zeppelin 3. R. 3 ein Werf höchster technischer Bollendung herzustellen und das Luftschiff glücklich auf amerikanischem Boden landen zu lassen. Der Vorstand spricht die bestimmte Erwartung aus, daß die Werf stätten, in denen eine solche bahnbrechende Tat vollendet wurde, nicht der Zerstörung anheimfallen, sondern auch in Zukunft dem Zwed dienen mögen, durch Vervollkommnung dieses neuen Verkehrsmittels den Gedanken der friedlichen Vereinigung der Völker und der gemeinsamen Arbeit am Wiederaufbau Europas und damit der Weltwirtschaft zu verwirtlichen.
Die nächste Zukunft des Z. R. 3.
Die amerikanischen Behörden haben erklärt, daß zunächst keine weiteren Probeflüge mit 3. R. 3 erfolgen würden, bis die Ab nahme des Schiffes und die Uebergabe an das Marineamt statt gefunden habe. Selbstverständlich werden aber, sobald das Luftsch ff feine Helium füllung erhalten haben wird, Probefahrten von Lakehurst aus erfolgen, schon vor allem um festzustellen, wie das Schiff mit diefer Gasfüllung fährt, d. h. ob es mit seiner an und für fich schweren Belastung einen ebenso guten Auftrieb besigen wird, me mit dem bisherigen Wasserstoffinhalt. Diese Probe fahrten müssen zunächst aus den verschiedensten Gründen mit einer gemischt deutsch - amerikanischen Besatzung erfolgen. Während es auf der einen Seite notwendig ist, die zufünftige amerikanische Mannschaft des 3. R. 3 mit den technischen Einrichtungen des Schiffes, die durchaus nicht in allen Einzelheiten mit denen der Shenandoah" übereinstimmen, vor allem aber mit den ganz neuartigen un steuerbaren Maybach- Motoren vertraut zu machen, müssen den deutschen Luftschifführern und Navigationsoff zieren amerifenische Luftfahrer beigegeben werden, um sie über die ganz besonderen meteorologischen Verhältniffe in der Umgebung Latehursts zu unterrichten. Lakehurst liegt in einem Teil des amerikanischen Rüftengebietes um New Yort, der wegen seiner unberechenbaren Wetterbildungen geradezu berüchtigt ist. Die Zeppelin- Werte hatten schon vor längerer Zeit, als in Amerika die Einrichtung von Luftschifflinien zwischen den verschiedenen amerika nischen Großstädten lebhaft erörtert wurde, mehrere Sachverständige nach den Vereinigten Staaten entsandt, darunter zwei der jezigen Führer des 3. R. 3, Rapitänleutnant Flemming und Diplom
Die Ausstellung des Reichsarchivs. Das Reichsarchiv in Potsdam fenft mit seiner Ausstellung im Zivildafino( Waifenfir. 19/23) die Aufmerksamkeit weiterer Kreise auf sich. Eine Schöpfung der Nach Triegszeit ist es, dem ersten, ja notgedrungen auch trockenen Studium gewidmet. Im Gegensaz zu anderen Archiven will es für die Geschichtsschreibung des Reichs und seiner Vorläufer( 48er Bewegung, deutscher Bund , das alte römische Reich deutscher Nation) nicht nur die offiziellen Aften sammeln und ausnügen, sondern auch alles aus Brivatbesiz stammende Material( Briefe, Tagebücher usw.), das ge: eignet ist, die Stimmungen der Boltstreise wiederzuspiegeln. Und zwar sollen nicht nur die Diplomaten und Politiker, sondern auch 3. B. die Gewerkschaften, turzum alle wichtigen Schichten und Einzel personen, mit ihrem Material hier vertreten sein. Das Institut muß daher, wie Direktor Dr. Müse bed ausführte, das Vertrauen aller haben und mit dem ganzen Bolte lebendige Fühlung haben. Diese Absicht ist vortrefflich bei einer Anstalt, die Voltsgeschichte im weitesten Umfange( von der Wirtschaft bis zum geistigen Leben) betreiben soll. Ob die geeigneten Personen dafür vorhanden sind, werden erst die zukünftigen Arbeiten lehren können. Borläufig überwiegt die Darstellung des Weltkrieges, befonders in der Form der Schlachtenschilderung und der Regimentsgeschichten. Der Stamm Der Stamm der Historifer, der volkstümliche Geschichte schreiben tann und will, ist jedenfalls in Deutschland erst noch heranzubilden. Unsere bisherige Historie mar fast völlig voltsfremd.
Die Ausstellung, die aus den reichen Beständen gut gewählte Broben vorführt, ist außerordentlich reichhaltig und interessant. Flugblätter und Karikaturen von 1848 leiten fie ein( bas 1848er Material ist freilich wesentlich noch in Frankfurt ). Wichtige Urfunden und Akten von 1870 an folgen. Man sieht die erste Reichsverfaffung im Original und ebenso die heutige mit den Unterschriften von Ebert, Bauer, Erzberger usw. Das Sozialistengefeß, pon 1878 und viele Bismardiana erregen weiter unsere Aufmert famleit. Das Großteil der Ausstellung ist dem Weltkrieg gewid met: Karten, bildliche Darstellungen, Heeresbefehle, Tagebücher usw. Charakteristische Proben von allen Kriegsschauplägen liegen aus. Die wichtigsten Dokumente( wie Hindenburgs Kriegsbefehle , der Bericht von Hentsch über die Morneschlacht, die Aufrufe der Soldatenräte usw.) find zu sehen. In einer anderen Abteilung find endlich Briefe und Schriftftüde bekannter Personen ausgestellt, sehr reich haltig 3. B. aus dem Nachlasse Lassalles( mit Briefen von Marg und Engels).
Der
Beileid der Reichsregierung zum Ableben Anatole Frances. Temps meldet, daß die deutsche Regierung bem französischen Stabinett ihr Beileid anläglich des Hinscheidens von Anatole Frances ausgedrückt hat. Das Teftament von Anatole France ist geöffnet worden. Danach ist fein ganzes Vermögen seiner Familie vermacht. Es sind Vorbereitungen getroffen, um nächstens die gesamten Werte von Anatole France zu ver öffentlichen, darunter werden sich zwei unveröffentlichte Bände befinden sowie eine neue Ausgabe von Sainte Radégonde", das schon seit langem vergriffen ist.
Paul Zech liest am Freitag, den 17. Oftober, abends 72 Uhr, im ersten Autorenabend der Wolfsbühne E. B. im Bürgersaal des Rathauses. Einlaßkarten zum Preise von 50 Pf. am Saaleingang.
Goethe- Bühne. Die erste Vorstellung von Goethes„ Die natürliche Tochter" muß um drei Tage verschoben werden. Sie findet am 21. Dftbr. statt.
Ingenieur Lehmann, um in erster Linie die meteorologischen Berhältnisse on Ort und Stelle zu studieren. Die beiden Herren fehrten mit der Mitteilung nach Friedrichshafen zurück, daß die Bitterungsverhältnisse zwischen den für die Einrichtung eines regel mäßigen Luftschiffverkehrs in erster Linie in Frage kommenden Städten New York und Chitago außerordentlich ungünstig Städten New York und Chitago außerordentlich ungünstig artiger Stürme, erfolge in dieser Gegend so plötzlich und unfeien. Die Bildung schwerer Wetter, insbesondere 3ŋflonberechenbar, daß nach den wörtlichen Aeußerungen Flemmings und Lehmanns eher ein regelmäßiger, Luftschiffverkehr auf der Linie Spanien Südamerika mit der Ueberfliegung des Atiantischen Ozeans gewährleistet merben fönne, als zwischen New York und Chikago. Von dem Flughafen Lakehurst ist ferner bekannt, daß dort des öfteren lange Zeit hindurch so ungünstige Bodenminde herrschen, daß ein Herausbringen des Luftschiffes aus der großen Halle oder eine Bandung völlig unmöglich ist.
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Der Jubel in Friedrichshafen .
B. S. Friedrichshafen , 15. Oftober. Die Meldung von der glücklichen Landung der 3. R. 3 hat Friedrichshafen in einen wahrer Freudentaumel versetzt. Ist doch das ganze Städtchen mit dem Werk Zeppelins aufs engste verbunden, die Bevölkerung viele lange Jahre hindurch gewohnt, Zeppelinkreuzer über dem Bodensee dahinziehen zu sehen und das Dröhnen der schweren Motoren von der Werft und den Maybach- Motoren- Werten her zu vernehmen. Die Besatzung des 3. R. 3, wenngleich aus allen Teilen des Reiches stammend, ist seit langer Zeit mit ihren Angehörigen in Friedrichs hafen anfäffig. Als dann bei der Postfunkstelle Friedrichshafen der Funtspruch eintraf, der die glatte Landung in Lakehurst meldete, verbreitete fich diese Freudenbotschaft wie ein Lauffeuer. Im Nu bildeten sich überall Gruppen, in denen das große Ereignis freudig besprochen wurde. Viele eilten zur Luftschiffwerft hinaus, um dort den Ingenieuren und Beamten ihre Glückwünsche zu überbringen, und die Familien der Offiziere und Mannschaften des 3. R. 3, denen in erster Linie die Landungsmeldung durch Boten überbracht worden war, fonnten sich vor der Fülle von Gratulationen und Kundgebungen faum retten. In wenigen Minuten waren die Häuser mit Fahren in den Landes- und Reichsfarben geschmückt; aus manchem Fenster und von vielen Baltons grüßten bunte Wimpel; die Gegelboote fetzten Flaggen, die Bodenseedampfer ließen ihre Sirenen minutenlang ertönen. Die Landespolizei feuerte aus Böllern einen Freudenfalut von 106 Schuß. Bu eben solchen Freuden fundgebungen kam es auch in der, der Luftschiffwerft benachbarten, von der Zeppelinspende feirerzeit erbauten Werftarbeiter. ftedlung 3eppelindorf", wo auch die Familien mehrerer versamelte fich alsbald, um zu diesem Ereignis Stellung zu nehmen, Monteure des 3.R. 3 wohnen. Die Arbeiterschaft der Werft und es wurde dabei insbesondere auch gegen eine etwaige Absicht der Entenie Stellung genommen, die große Werfthalle, in der 3. R. 3 gelegen hat, zu zerstören und so der Entwicklung der Werft und ihrer fulturellen Aufgabe Fesseln anzulegen. Spontan wurde der Beschluß gefaßt, den Erbauern des 3. R. 3, Direktor Dr. Dürr und Chefkonstrukteur Dr. Arnstein, eine huldigung in Gestalt eines Fadelzuges zu bereiten, der sich dann in den Abendstunden vom Krankenhause aus nach der Olgastraße zur Wohnung Dr. Arnsteins und zur Billa Dr. Dürrs in der Zeppelinstraße unter Borantritt der Stadtkapelle under Beteiligung fast der ganzen Bevölkerung bewegte.
Und nun gar die Deutsche Zeitung":
„ Man verkennt übrigens die 3meideutigkeit der Zentrumspolitik, wenn man nur glaubt, die Partei habe gestern mittag ich war 3" gesagt(... man ist einmütig der Auffassung, daß die gegenwärtige Regierung beizubehalten sei..."), und am Abend weiß"( für die Einbeziehung der Deutschnationalen, wenn die Demokraten..."); das Zentrum hat am Abend grau" gefagi, indem es aus eigenem überhaupt teine Entscheidung traf, und vorher
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hatte es fd war 3" gerufen und weiß" geflüstert; benn man ließ( wie wir zuverlässig mitteilen tönnen) am Mittag bereits die Deutsche Beltspartei miffen, daß es von ihrer Entscheidung abhängen werde, ob sich das Zentrum am Abend vor einer neuen Situation" sehe( neu" war es also für das Zentrum, daß die Deutsche Bolkspartei ihre alte Haltung nicht änderte?.). Vielleicht nun sieht man sich heute nachmittag abermals„ por einer neuen Situation". Nach dem ziemlich sicheren Turnus, der sich in den„ Wahrscheinlichkeiten" der Regierungsumbildung allmählich herausgebildet hat, fann man sich vielleicht ausrechnen: Gestern mittag war man gegen die Rechtserweiterung; am Abend dafür; jetzt muß sich wieder jemand dagegen aussprechen fraten haben das Wort
die Demo=
Das wird eine gute Ehe werden! Amüsant, aber widerlich zweideutig, Berdrehung, Fälschungso reden die Deutschnationalen von ihren Bundesgenossen von morgen. Sie lassen keinen Zweifel, worum es eigentlich geht. Die Deutsche Tageszeitung" schreibt:
Jetzt entdeckt man plöhlich im Zentrum, daß gewiffe außen politische Termine gegenwärtig den Eintritt der Deutschnationalen in die Reichsregierung bedenklich erscheinen lassen könnten. Termine, deren Bedeutung seit Monaten jedem bekannt war. Daß der wichtigste Termin, der 10. Januar 1925, gebieterisch baldigste Konsolidierung der Reichsregierung nach rechts hin erfordert, eine Auflösung des Reichstags als unverantwortlich er
scheinen läßt, entdect man nicht."
Die
Das Wichtigste für die Deutschnationalen ist also die Durchführung der Schubzollpläne bei den kommenden Handelsvertragsverhandlungen. Agrarier brauchen die Schutzzölle, weil die Getreidepreise wieder zu steigen begonnen haben. Dazu der Bürgerblod!
Die bayerischen Demokraten gegen den Bürgerblock. Deutschdemokratischen Landespartei in Nürnberg war man ein. München , 15. Oktober. ( Eca.) In einer Vorstandssitzung der mütig der Auffassung, daß die Regierungsfrisis im Reiche von der Deutschen Boltspartei ohne zwingenbe Gründe herbeigeführt worden, daß aber zu einer Reichstagsauflösung gegenwärtig feine Veranlassung sei. Vielmehr sollten Kanzler und Reichsregierung mit ihren bisherigen Leistungen und stellen. ihrem Programm vor den Reichstag treten und die Vertrauensfrage
dringende Ersuchen gerichtet, eine ordnungsgemäße parlamentarische
An die Deutschdemokratische Fraktion hat der Borstand das
Entscheidung herbeizuführen und an den Grundlinien einer aus. gleichenden Politik der Mitte auch in Zukunft festzuhalten. Die Landesvorstandschaft war einig darüber, daß für die Deutschdemofratische Partei in einem Rechtsblod, selbst wenn dieser das Biel einer sozialpolitischen Verfassung und Kulturpolitik verträte,
Friedrichshafen , 15. Oftober.( BS.) Die Gemeindever tretungen der Friedrichshafen gegenüberliegenden Schweizer Bodenseestädte Rorschach und Romanshorn fowie Arbon haben auf die Nachricht von der Landung des Amerika - Zeppelinstein Plaz wäre. alsbald in den wärmsten Worten gehaltene Güdwunschtele. gramme an die Luftschiffwerft gerichtet, in denen sie ihrer Bewunderung für diese deutsche Tat Ausdruck gaben. Auch die BeDölferung biefer Städte, die oft genug bas neueste Wert her Friedrichshafener Werft über dem Bodensee bewundern konnte, nahm an der glücklichen Ueberquerung des Ozeans durch das Luft Schiff freudigen Anteil.
Frankreich und die Zeppelin- Fahrt.
Paris , 15. Oktober. ( Eigener Drahtbericht.) Die franzöfifche Breffe, die bedeutsamen technisch- sportlichen Ereignissen sonst spalten lange Berichte und Erörterungen zu widmen pflegt, gibt die Nach richt von der glücklichen Anfunft des 3. R. 3" in Amerika ohne jeden kommentar wieder. In den hiesigen Abendblättern findet sich auch nicht ein Wort, das der Größe und der Bedeutung bieses epochemachenden Erfolges deutscher Technit gerecht würde. Einzelne nationalistische Organe treiben sogar die Geschmacklosigkeit so weit, die Meldungen über die Fahrt des 3. R. 3 mit hämischen Bemerkungen und Ueberschriften zu versehen. Sie haben bereits im voraus versucht, den Eindruck der fühnen Fahrt des 3. R. 3 abzuschwächen durch den Hinweis darauf, daß bereits früher ein englisches Luftschiff die Fahrt von Amerita nach England gemacht habe. Soweit die französische Presse die Fahrt des 3. R. 3 kommen tiert, geschieht das ausschließlich im Hinblick auf die im Friedensvertrag vorgeschriebene 3er störung der Zeppelinhalle in Friedrichshafen , und der Chorus der nationalistischen Organe vom Matin" bis zum„ Temps" läßt fein Mittel unversucht, um die franzöfifche Regierung in dieser Frage scharf zu machen. Troß der anf Dienstag von dem franzöfifchen Staatssekretär für die Luftfahrt veröffentlichten Erklärung, daß Frankreich auf der ftritten Innehaltung der einschlägigen Bestimmungen des Friedens vertrages bestehen wird, ist bisher von zuständiger französischer Stelle feinerlei offizieller Schritt bei der Botschafterkonferenz, die als interalliiertes Organ dafür allein zuständig ist, unternommen worden. Auf Grund von Informationen von unterrichteter Seite glauben wir dazu mitteilen zu können, daß man an der hiesigen maßgebenden Stelle fich der Rückwirkung eines das nationale Empfinden des deutschen Boltes verlegenden Entschlusses wohl bewußt ist. Es ist deshalb nicht anzunehmen, daß Herriot fich von den nationalistischen Hezblättern zu übereilten Entschei dungen drängen laffen wird.
Der Hohn der anderen.
Ouvertüre zum Bürgerblock.
Die Zentrumsfraktion wird von der deutschnationalen Presse mit blutigem Hohn überschüttet. Ihre Bundesgenossen von morgen laffen feinen weifel darüber, daß sie die Zentrumsfraktion im Bürgerblock begrüßen werden wie durch das kaudinische Joch Gegangene. Die Deufsche Tages 8eitung" ist noch verhältnismäßig höflich:
,, So treibt man Politik der geraden Linie, der Wahrheit und Klarheit! So zeigt man dem deutschen Bolte die Sperrlichkeiten eines parteipolitischen Systems, dessen Hauptkennzeichen offenbar eines parteipolitischen Systems, dessen Hauptkennzeichen offenbar darin liegt, daß alles, was zunächst flar und einfach und natürlich war, berzerrt, verdunkelt und verfälscht, tompli 3iert und ins unnatürliche umgebogen wird. Was unserer immer noch unvollkommenen Begeisterung für dieses System schließlich recht sein könnte."
Aber die Kreuzzeitung " wird schon weniger
höflich: ,, Wir sehen diesem amüsant widerlichen Spiele amüsant deshalb, weil es wieder einmal das Fiasko des Parlamentarismus eigt, widerlich, weil diesen Parteigeschäften das Wohl des deutschen Volkes geopfert wird in Ruhe zu. Doch wir wollen feine Satire schreiben, obwohl die Versuchung dazu recht nahe liegt."
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Ein ertappter Verleumoer.
Die 33 Rittergüter des Reichspräsidenten . Begen Beleidigung des Reichspräsidenten berurteilte das Söffengericht Hirschberg i. Schl. den Vorwerts. päter oferiter aus Seiferhau im Riefengebirge zu 150 Mart Geldstrafe. Hoferichter hatte in öffentlicher Ver fammlung die Behauptung aufgestellt, der Reichspräsident sei Besizer von 33 Rittergütern. Der Reichspräsident hatte dem Gericht fein eidliches Zeugnis dafür angeboten, daß er tein einziges Rittergut und überhaupt kein Grundeigen tum befigt. Der Angeklagte trat aber den Wahrheitsbeweis für feine Behauptung nicht an.
Condon, 15. Oktober. ( Eigener Drahtbericht.) Die Substription der deutschen Anleihe wurde um 1 Uhr geschlossen, da sie nach vier Stunden mehrfach überzeichnet war. Die Zahl der seit 6 Uhr morgens auf die Zeichnung der Anleihe wartenden Darunter bes Menschen war auf 2000 Personen angewachsen. fanden sich nicht nur Vertreter von Banffirmen, sondern auch eine Anzahl Privatpersonen, die 500 Pfund und darunter zeichneten. Der amerikanische Erfolg hat das Ausmaß des Londoner Erfolges psychologisch mitbestimmt.
Macdonald fordert Ratssigung.
Wegen des Konflikts England/ Türkei . Condon, 15. Oftober.( Eigener Drahtbericht.) Macdonald hat den Generalsekretär des Völkerbundes telegraphisch erfucht, fofort eine Sigung des Bölkerbundsrates zur Behandlung der englisch - türkischen Differenzen einuberufen.
Bürgerblockmanöver in Engian..
London , 15. Oftober.( Eigener Drahtbericht.) Die bisher zu= ftandegekommenen Vereinbarungen der Liberalen und Konservativen zur Aufstellung von gemeinsamen Kandidaten gegen die Arbeiterherausgesucht hat, in denen bei der Aufstellung von drei verschie portei zeigen, daß man sehr sorgfältig die Wahlkreise denen Kandidaten der Kandidat der Arbeiterpartei die meister Stimmen und damit den Erfolg haben würde. In all den Kreisen, in denen für die Bürgerlichen Aussicht besteht, ihren Kandidaten durchzubringen, stellen Liberale und Konservative getrennte Randidater auf. Einer der Wahlkreise mit einem bürgerlichen Gammelkandidaten ist der Wahlkreis Macdonalds, dem man durch diese Wahlagitation eine Niederlage beibringen will. Dort ist ein Liberaler nominiert worden, die Konservativen wollen die Parole ausgeben, die konservativen Stimmen auf ihn zu vereinigen. Auch Lloyd George wird lediglich einem Arbeiterkandidaten gegenüberstehen, die Konservativen haben ihren Kan. didaten in diesem Kreis zurüdgezogen.
Vor dem Rücktritt Primo de Riveras.
Madrid , 15. Oftober.( Eigener Drahtbericht.) Das Ende der spanischen Diftatur scheint nahe bevorzustehen. Primo de Ri vera hat neuerdings erklärt, daß er die Partei Union Patriotica für start genug hält, die Macht zu übernehmen und eine normale Regierung zu bilden.