nannte ihn„den unheiligen Herrscher der heiligen Stätten des Islams". Nun hat Hussein Hedjas verlassen, bevor sein Sohn, der Herrscher Transjordaniens, ihm zur Hilfe gekommen war. Die Engländer verhalten sich in diesen„inneren Angelegenheiten" der arabischen Stämme anscheinend neutral. Die Wahabiten aber glauben durch die Vertreibung Husseins aus Hedjas ihr Ziel noch nicht ganz erreicht zu haben. Sie marschieren nordwärts gegen Transjordanien zwecks Ver- nichtung der Kräfte Abdullahs und seiner Entthronung. Auf ihrem Wege wird niemand geschont, nicht einmal die zivile Bevölkerung. Aus Mekka sind z. B. viele Tausende von Ein- wohnern nach Djidda am Roten Meere geflüchtet, andere Tausende halten sich schon jetzt bereit, aus Amman nach Jerusalem zu flüchten. Auch der König F e i s s a l von Irak hat allen Grund, die Bewegung der Wahabiten zu fürchten. Denn auch im Irak und allen anderen arabischen Ländern hat diese Sekte zahl- reiche Anhänger. Bon Wichtigkeit ist aber noch der folgende Umstand: Wenn auch die Bewegung der Wahabiten äußerlich gegen Hussein und seine Dynastie gerichtet ist, so wendet sie sich innerlich mehr gegen die englische Herrschaft. Den Führern der Bewegung und ihren Bundesgenossen scheint ein panarabisches Programm nicht fernzuliegen. Es ist eine bekannte Tatsache, daß gegenwärtig in ollen arabischen Län- dern, von Syrien bis Mesopotamien und Aegypten , Unruhe und Unzuftiedenheit herrscht. Unter diesen Umständen ist es begreiflich, daß die Be- wegung der Wahabiten in England mit großer Sorge oerfolgt wird. Nicht ohne Grund hat sich neulich ein englischer Kenner der Verhältnisse in dem Sinne geäußert, daß die Niederlage Husseins zugleich auch eine Niederlagederenglischen H e r r s ch a f t in den arabischen Ländern bedeute.
Chrharüts Gestänünisse. Und der Staatsgerichtshof? Die Veröffentlichungen Ehrhardts über feine „Schicksole und Abenteuer" haben ihren Abschluß erreicht. Zweisrlei geht daraus mit voller Klarheit hervor: Ehrhardts Rolle im Kapp-Putsch und das verfassungswidrige und verfassungsfeindliche Treiben der Organisation C o n s u l unter der Leitung des„Chefs" Ehrhardt. Ehrhardt hat nach seinen eigenen Geständnissen nicht nur am Kapp-Putsch teilgenommen, er hat in ihm auch eine hervor- ragende Rolle gespielt. Er war nicht einer der Geführten, sondern einer der H a u p t f ü h r e r, der das Reichswehr - Ministerium monatelang nasführte und so erst die materiellen und psychischen Voraussetzungen für den Putsch schuf. Ohne seine aktive Teilnahme war das Unternehmen Kapps nicht denkbar. Er hat sich Kapp nicht nur als Brigantenführer zur Verfügung gestellt, er hat auch an entscheidenden Sitzungen des ,�abi- netts" teilgenommen, er hat aktiv in die Verhandlungen ein- gegriffen und noch nach dem Nervenzusammenbruch Kapps und seiner Konsorten versucht, das Unternehmen weiterzu- treiben. Ehrhardt selbst gesteht, daß der Putsch, wenn seine Richtlinten beachtet worden wären, mit den blutigsten und gewalttätigsten Mitteln durchgeführt worden wäre. Wenn der Begriff„Führer" einen Sinn haben soll, so muß er auf Ehrhardt angewandt wsrden- Ueber das Treiben derOrganisationConful ver- breitet sich Ehrhardt nicht mit derselben Eindeutigkeit. Man merkt es der— übrigens stilistisch und gedanklich miserablen— Niederschrift an, daß sie viele Lücken enthält und daß sie be- müht lst. unbequeme Tatsachen zu verwischen oder zu ver- schweigen. Das juristisch und moralisch wichtigste Kapitel „O C. und politischer Mord" wird übergangen. Aber trotzdem liefert das Dokument Ehrhardts, das lediglich vom kriminellen Standpunkt aus Beachtung verdient, Beweis-- Material genug für den Fragenkomplex, der durch den immer nach schwebenden Prozeß gegen die O. C. geklärt werden soll. So weist z. B. Ehrhardt auf seine enge Verbindung mit den derzeitigen Machthahern in Ungarn hin, eine Tatsache, die
eine um so größere Bedeutung hat, als in den letzten Tagen die Affäre der Erzberger-Mörder Fäden aufgedeckt hat, von denen auch die O. C. nicht unberührt bleibt. Einen Ab- schnitt für sich bildet disBefreiungEhrhardts aus dem Leipziger Untersuchungsgefängnis des Staatsgerichtshofes. Die Getreuen Ehrhardts haben wochenlang im Gefängnis nach allen Regeln der Verbrecherzunft herumspioniert. Sie waren darauf vorbereitet, bei der„Befreiung" gewalttätige und lebensgefährliche Mittel anzuwenosn; sie waren bereit, ihr Werk durch einen mehrfachenMeuchelmordzu krönen. Diese Ein- und Ausbrechergeschichte gibt dem Aufständischen- führer a. D. und„Consul" Ehrhardt sowie seiner Organisation ihr besonderes Gesicht. Sie ist keine zufällige Erscheinung, son- dern nur denkbar in einem Milieu, das man nicht anders als Verbrecher- und Kaschemmenmilieu be- zeichnen kann. Es ist an der Zeit, endlich einmal die ernste Frage aufzuwerfen, wie es sich ein Mann mit den Ver- brecherinstinkten und der Zuchthäuslermoral eines Ehrhardt— eine derartige Veranlagung spricht aus jedem Blatt seiner Erinnerungen— erlauben darf, in einer Presse, die sich wahrscheinlich immer noch für anständig hält, das Wort zu er- greifen, um sich seiner Schurkereien und moralischen Unzu- länglichkeiten auch noch öffentlich zu rühmen. Zieht man diesem „Heros" die nationalistische Maske vom Gesicht, so bleibt der Typ eines gemeinen Verbrechers übrig, der nach gerichtlicher Behandlung geradezu schreit. Die Gerichte haben nicht über Motive, sondern über Hand- langen abzuurteilen. Ihnen ist eine sorgfältige Prüfung der Erinnerungen anzuempfehlen. S'e dürften bei dem Prozeß gegen die O.-C. eine Rolle spielen. Wann findet dieser Prozeß endlich statt? Im Staatsgerichtshof herrscht Hochbetrieb. Täglich fast spielt sich ein K o m m u n i st e n p r o z e ß vor diesem Forum ab. Die Herren vom Gerichtshof erweisen sich als strenge Richter und unerbittliche Hüter der Repitblik. Die Polizeiorgane zeigen eine bemerkenswerte Energie in der Äerfolgung kowmu- nistifcher Hochverratspläne. Ein Flugblatt, von einem Irre» geführten verteilt, kann Anlaß sein, den Verbreiter unglücklich zu machen. Die Motive sind nebensächlich, die Handlung entscheidet. Warum v e r s o g t bei der Justiz die Energie, die den Kommunisten gegenüber so rasch und so rücksichtslos arbeitet, im Fall Ehrhardt- Co nful? Termine über Tsrmine werden angekündigt. Aber zu einer endgültigen Festlegung des Prozeßbeginns hat man stch bisher immer noch nicht ent- schließen können. Die frivole Publikation Ehrhardts sollte den Staatsgerichtshof veranlassen, endlich einmal mit dieser Angelegenheit aufzuräumen. Er ist das seinem Ruf, der Republik und den Gesetzen der Reinlichkeit schuldig.
Ein Luüenüorff-prozeß in Göttingen . Wie preußische Staatsanwälte der Republik dienen. In der Universitätsstadt Köttingen, einem Brennpunkt deutschvölkischer und deutschnaiiviuün Hctzarbeit, dem Sitz des bc- kannten Ludendvrff-Derteidigers Dr. Lütgebrune, hat dieser in Gemeinschaft mit dem Oberstaaieaniralt Schütze eine groß« Aktir«, gegen den leitenden Redakteur unseres dortigen Parteiblatis, den Genossen Schiller , inszsni:-t Aus Wut über ein« Wahlkarikatur aus der Zeit der letzten Reichstags- mahl, zu der die Redaktion eine Glosse über dos„tapfere" Berhate-n Ludendorffs beim Münchener Putsch F.achriebeu hatte, denunzierte irgendein Völkischer den leitenden Redakteur beim Qbetsstaatsanwall. Die Frage wurde einfach gestellt: Gibtes kein« preußischen Richter mehr, die einen Mann wie Ludendorfs schützen? Darauf ein staatsanwaltlicher Fühler bei Dr. Lütge- brune und promptes Ersuchen um Erhebung der öffentlichen Anklage. Dem kam der öffentliche Ankläger Oberstaatsanwalt Schütze ebenso prompt nach. In der Vorvernehmung drückte der Angeklagte bereits sein B«> fremden darüber aus, daß derfslbs Ludendorfs, der sein« politischen Gegner mit ausgesuchtem Haß und rücksichtsloser Brutalität be- kämpfe, mit«inemmal so empfindlich sei. Jetzt, nachdem die Anklage endgültig erhoben ist, wird die Verteidigung unseres Genossen eine
Höhepunkte. Don Paul Dobert. Wie ein Rausch geht es zmveilen über die Erde — Begeisterung schlagt Wellen, so hoch, daß sie die Grenzen und Länder verwischen. Höhepunkte der Zivilisation sind es, die so ins Leben treten, Mark- stein« der Entwicklung, Triumphe der friedlichen Forschung... Nichts vom Blutrausch haftet ihm an, man keimt keine Sieger, kein« Besiegten, die ganze Menschheit sticht unter einem Bann. Das Schllersche Wart„Seid umschlungen, Millionen" wird für Augen- blick« Wirklichkeit. Wer ermnert sich nicht des Triumphzuges Cooks, der als Em- dicker des Nordpols in Kopenhagen einzog, indes die Nachricht, baß der dänssche Islcmddampfer den Helden, der das Geheimnis des Nordeises gelöst, der Zivilisation wieder zurückführe, die ganze Welt in Erregung gebracht hatte. Ein Name wurde m einem Tage weltberühmt, Millionen von Lippen sprachen ihn aus und segneten ilm■— gewissermaßen als Erlöser der Menschheit von den Opfern, d'« früherer Wagemut und Fofickiergeist gefordert hatten. Und al« dann einen Atemzug später Percy mit dem gleichen Ruhmes- attspnjch auftrat, zerfiel die Menschheit in zwei Lager, und die Wahrheit zu ergründen fiel schwer angesichts der stummen Eiswüst«. Heut« steht die Welt wieder vor einem solchen Höhepunkte. Das deutsche Zeppelin-Luftschifs, das den Ozean überquert, eine unsicht- bar« Brück« von der Alten zur Neuen Welt geschlagen hat. diese deutsche Tat hat zurzeit keine Nachahmmtg zu erwarten, selbst wenn es nicht den Ruhm beanspruchen kann, als erstes Luftschiff den Ozean überquert zu haben. Wie war es doch mit den meisten früheren Versuchen, das Wagnis zu unternehmen? Mußten nicht die kreuzenden Schiffe die Aeronauten aus ihren trümmerhaften Ballons retten? Deutscher Wissenschaft, deutscher Technik ist es vorbehalten geblieben, dag Exempel— restlos in dem Sinne, daß widrig« Wetterlog« kein Hiwdernis sein kann— zu lösen, und neid- los reicht die ganz« Welt den kühnen Männern die Palm« des Sieges. Wohltäter der Menschheit— wenn es noch Sitte wäre, Bürger- krönen zu verleihen, so hätten all die Männer, die da, Rad der Weltertundung um einige Grade weiter drehten, Anspruch aus diese Ehrung. Da marschieren sie auf. die Astronomen, die See- fahrer, die Entdecker, die Erfinder, die Hellkünstler, die Dichter und Denker, die Maler, Bildhauer und Musiker... sie alle haben der Welt unm eßbare Werte geschenkt, sie all« haben ihre Stunde der Berührnthe t gehabt, sie olle sind in dem goldenen Buche der Mensch- h«t dir ewige Zeiten«i-'geschrieben. Bold in großem, bald in kleinem Maßstobe haben sie dte Weit in jenen Begeisterung« rausch versetzt, der keinen Katzenjammer hintertößt. Und daß Deutschland zu diesen Männern setz» germ«S Maß gestellt Hot, mag ims mit
Stolz und doch zugleich mit Demut erfüllen, denn einer steht auf den Schultern der anderen, saugt schon mit der Muttermilch jene geistige Beinflussung ein, die unsichtbar, von Ort zu Ort. von Land zu Land, über Meere und Berg« zieht. Einer auf den Schultern des andern! Wenn wir jetzt den Männern zusulxün, dt« das Luftschiff als neue Kolumbusse in den Hafen der Neuen Welt gesteuert haben, so sei doch nicht des Vaters der modernen Aeronautik(wie des ganzen Autowefens) vergessen, jenes einfachen Schwaben, der Daimler hieß und den Motor erfand, durch den erst alle folgenden Wunder möglich wurden. Höhepunkte, aber keine Ruhepunkte gibt es in der Geschichte der Menschheit. Und das Wort Ben Akibas„Es üst schon alles dagewesen" wird noch des öfteren zu schänden werden. Der Men- schengeist rm Kampfe mit der Natur spürt immer neue Punkt« auf, an denen er die Hebel seines Wissens und Könnens ansetzt.
im SchiUer-Theatec. Alfonso, der freundliche Fürst von Ferrara , der zu seinem Gemtss« Paläste. Lorbeerhaine und den Unsterblichkeitsstürmer Tor- quato Tasso hält, ist eigentlich«in ganz beträchtlicher Tyrann. Er drückt stch zwar sehr gemessen und gewählt über seinen genialen Schützling aus, dem er ein hübsches Zimmer in seinem Palast« und auch einen Bruchteil von dem Inhalt jenes Kassenschrankes einräumt, den die begeistertm und gepreßten Untertanen des Fürsten mit Goldstücken beliefern: aber er verlangt zur Belohnung für seine Freigebigkeit, daß Torquato Tasso ibm sein Genie auf Lebenszeit verkauft. Man stelle sich vor. daß der geniale Jüngling nicht einmal über sein poetisches Manuskript verfügen soll, um Korrekturen daran vorzunehmenl Der Fürst will selber den Tag be- stimmen, an dem Tasso diese Berschönerungearbeit beginnen dürfe. Ueberlegt man das alles, so versteht man. daß Tasso die Gastfreund- schaft seines Beschützers gründlich satt hat. Das süße Brot, das er empfängt, mundet ihm plötzlich sehr bitter. Es kommt noch hinzu, daß ihn auch die Grazien des Hofes, die beiden Leonorsn, außerordentlich enttäuschen. Auch die Prinzessin Este und die Sanvitale sind nur launisch« Frauenzimmer. Die Sanvitale mackit gar kein.Hehl daraus, daß sie sich neben dem ehelichen Gemahl auch dieses lungen Dichters erfreuen mächt«, und die Prinzessin Este, die so rosig und zierlich über die geziemende Frauensitte redet, ist gar«in verlogener Blaustrumpf. Wahrhastig ist sie nur in jenem elenden Augenblick, da sie mit dem Gold schuh nach dem Jüngling ausschlägt, der endlich etwas fester zugreifen will. Innerhalb der ganzen adeligen Gesellschaft Reibt Tasso der beste und moralischste, obwohl wir wissen, daß er ohne das Dach des Fürsten «in Vagabund fein wird. Tasia hat sogar den Mut. dem glatten Hofmenn Antonio oll seine Eall« und wilde Rebellion mit aller Deutlichkeit ins Gesicht zu ichlcudern. Wenn der„Tasso" trogdem als das Stück der Gahaitenheit und des geordneten Gefühls gilt, so möchte man meinen, daß diese Ueberlieferung bald beseitigt werden könnte. E» würde kein Sakri- leg gegen das Goethesche Genie fem, wenn mau oinmal ganz von
umfangreiche Beweisführung dafür anbieten, daß LuSendorffs Ver» halten in München unsäglich kläglich war, und sie wird auch eine ganze Reihe Zeugen dafür benennen, daß Ludendorfs ein Schädling Deutschlands ist, der alle Ursache hätte, im Hintergrund zu bleiben, statt zu versuchen, sich durch politische Prozesse reinzuwaschen. Bor allem aber wird dicsei Prozeß Anlaß geben müssen, den Lberstaatsauwalt Schütz« etwas näher zu vetrach- t e n. Derselbe Herr hat nämlich erst vor wenigen Tagen den Antrag eines Sozioldemotratcn aus einem lä'blichen Bezirke Südhannovers, Sttafantrag gegen einen völkischen Wahlbeleidiger zu erheben, a b- gelehnt. Die Begründung lautete kurz: Im Wahlkampf darf man nicht jedes Wort so genau wägen. Wenn aber Ludendorff sich wegen eines Wahlangrisss beleidigt fühlt, dann kann dieser Staatsanwalt anders. Und eben dieser Staatsanwalt hat es am Tage der Ermordung Rathenaus fertiggebrach i. demselben Genossen Schiller einen Prozeh wegen Aus- reizung zu Gewalttätigkeiten anzuhängen, weil er als Borsitzender des Sozialdemokiatifchen Vereins ein Versammlungs- plakat herumtragen ließ, in dem zum Protest gegen die völ- tischen Mordbuben aufgeferdert wurde. Nur dem Umstand, daß das RepUbli Schutzgesetz in Kraft trat. ist es zu danken, daß der Prozeß, niedergeschlagen wurde. Aber neuerdings arbeitet der Oberstaatsanwalt in seinem Sinn unbeirrt am Schutz der Republik weiter. Als Dar- spiel für diesen Ludendorsf-Prozeh, der bereits für den ZV. Oktober angesetzt war, hat Herr Schütze am 17. Oktober öffentliche Anklage im Auftrage des Göttiuger Stahlhelms ebenfalls gegen Schiller erhoben, weil dieser in einem Artikel dagegen Stellung nahm, daß der Stahlhelm am Tage der a l l g e m e i- n?nTrauerfsi«rfürdis Kriegsopfer ei neFahnen- weihe mit Kommers und Parade abhielt, der Trauerfeier aber demonstrativ fernblieb. Es spielen sich also m diesem volkisch-okodemischen Etappenort. ununterbrochen wunderbare Iustizoklionen ab, die geeignet sind, die schärffte Aufmerksamkeit einer größeren Oeffentlichkeit aus sich zu lenken. Die Prozesse reißen hier gegen ein und dieselbe Person uns Zeitung nicht ab. Nel-en den oben skizzierten Aktionen haben empfindliche Verurteilungen wegen Beleidigungen der bei M e ch t e r- sie dt beteiligten Morburger Studenten, wegen Beleidi- gung der berühmten Kähne- Familie u. o. ftattgefunden. Große Landfriedensbruchsprozesse aus Anlaß der Rat Henau-Morddemonstration in verschiedenen Orte» Südhaunovers Haber, die Göitingf Gerichte jahrelang beschäftig und nun neuerdings diese Ludendorff-Aktion. Es scheint in der Tat, daß man solche Vorgänge, die sich abseits von den politischen Brenn- punkten abspielen und den Stempel absoluter politischer Justiz tragen, besondere Aufmerksamkeit widmen muß. Die unter- irdische Tätigkeit des Ludendorfs-Verteidigers Lütgebrune und des ihm gesinnungsoerwandten Olerstaatsanioaltz muh an den Pranger gestellt werden. �akenkreuzlertumult in Hagen . Eine Friedenskundgebung gesprengt.— Versagen der Schutzpolizei . Hagen . 1«. Oktober.(Eigener Drahtbericht.) Die deutsche Friedensgesellschaft hielt am Mittwoch abend tn Hagen im großen Saal« der Stadchalle«n« öffentliche Versamm- lung ab. die der deutsch -ftanzöstschen Verständigung dienen soll'« Als Redner waren der deutsche General von Schönaich und der bekannt« französisch« General Ber ra ux vorgesehen. Di« n a t i v nalistisch en Verbände und Parteien, darunter auch die Deutsche Voltspartet, hatten schon seit einigen Togen in ein«? wüsten Hetzarbeit alles aufgeboten, die Versammlung nicht zu- stände kommen zu lassen. Sie wollten es nicht dulden, daß ein französischer Friedensgen« ral in Hagen zu Wort« kam. Das haben sie tatsächlich fertig gebracht. Nachdem es ihnen mißlimgen�war, durch«inen Antrag in der Stadtvsrordnetenverscumnlunz die Stadt- halle für die Veranstaltung zu entziehen, und auch ein Versuch,«in polizeiliches Verbot herbeizuführen, nicht gelang, haben sie dte Ver- sammlung mit Gewalt gesprengt. Der Versammlungssaal, der 2000 Personen faßt, war schon eine halbe Stund« vor der angesetzten Zeit zu etwa ein Viertel mit
der Rolle des Rebellen ausginge, den Hofcheaterglanz auswischte. und die ganze Hofgesellschaft ein wenig karikiert«. Es muß in Goethe zynisch gebraust haben, als er sich die!« Verse des entgleisten Genies aus dem Herzen rang. Die Vers« sollten iialienisch tönen unld gesättigt sein oon seder Hannonie, ober sie sollten auch stechen und verwunden. Ob dies« Tasso-Trogödie in Weimar oder in Ferrara spielt, sie ist immer die Goethe-Tragodi«. Schillertheaterltil ist vorläufig noch, so weit es den„Tasso" angeht, Hoftheaterstil. Leonen« Est«, gespielt von Fräulein Marga- tete Anton, die der Staatstheatertrupp« eingereiht werden soll. war blond und kühl. Ihr« Stimm« klang gestern etwas müde- Sicher ist, daß ihr Lächeln leicht« gewinnt als ihre tragische Miene. Gerda Müller war sehr froh, als sie Hey Hofton verlassen, und weiblich intrigieren durste. Sie ist viel zu sehr aus entzündliche Leidenschaft gestimmt, um sich dem italienischen Pathos der Goethe- fchen Vers« zu fügen. Alwin Kaiser, der Tasso, spielte klug. wie ein in Schmerzen erfahrener Mann, nicht wie ein von Träu men durchgluteter Jüngling. Er steigerte das Alter Tassas und schadete dadurch der Roll«, die nach einem blühenden, rhetorisch perlenden Schauspieler verlangt. M. H.
„Lolokk" im Trlanonkhealer. Lolott' ist natürlich ein: Kakau'. die freilich unter dem Deckmantel einer geschiedenen Frau ihr Wesen treibt. Die Kokotte ober ist, wie immer Erika GlSßner. Da man irgendein Gerüst« der Handlung haben muß, von dem herab sie ihre Beine schlenkern und ihre kessen Extempores sprudeln lassen kann, hat Fritz Friedmann-Frederich ein« kleine Beamtensatire laszelasscn. Ganz nette Ansäge: Die Beamten sind der(jeweiligen) Regierung treu ergeben: Beamter wird man, weil man doch leben muß. Die Beförderung geschieht immer noch nach Beziehungen: z. B. ei» Faulpelz, der angeblich ein ZZerhältnis mit der Frau des Ehefs hat. macht rasend Karriere. Ja. so machen es die Lustspielfabrikant cn. Aber die Hauptsache ist die Gläßner. Sie ist die Rakete, die Wind- hose, das große eniant ternble, dos als angebliche Frau des Ober. Präsidenten diesem auf seiner Inspektionsreise in«in Prooinznest folgt, dort die heilloseste Verwirrung anrichtet, mit ihrem richtigen Manne, der vor ihr geflohen ist, ertappt wird und schließlich beide Trottel sitzen läßt, um mit einem neuen Verehrer davonzugehen In dieser unmöglichen Rclle läßt sie ihre gewohnten Verrücktheiten spielen, sagt sie Keckheiten, Tollheiten, erlebt das gewisse Etwas, das Männlein und Weiblein in diesem Amusierthecuer, dem Lieblings- kinde der Rotier, oon ihr erwarten. Di? Rudität wird nur maßvoll angewendet, dafür entschädigt ein Liedchsn, das sie tn dem ihr eigenen Iaxgon und Tonfall vorträgt. Der Oberpräsident, den Herr Bonn sehr soigniert mimt, und der erste Mann und nunmehrige Beamte. den.Herr Falken st ein von der Resignation bis zur Forschheit variiert, sind ihre Ecksäulen ihrer Schaukel. Aber mos man in der Schaukel sieht, ist nachgerade etwas fad geworden Gerade die starken Cbosey nützen sich am ersten ab.—i. Ä!e Uusslellung de, Relchsorchiv, ,ur devtschea Geschichte feit tut iit aus allgemeinen Wunsch hin nach verlängert worden. Für dte Lenonttichkeit ist die Ausstellung zugänglich am Donnerstag, den 16. und Freitag, den 17.. nachm. von 8—5 sowie Sonnabend, den 18., vorm. von 10—1 und nachm. von S— S.nnd Sonntag, de» 13., von 10—2, gegen einen Eintrittspreis von 1 M.