mann, der die Auffassung vertrat, daß gerade wegen der außenpolitischen Lage die Deutschnaüonalen in die Reichsregierung aufgenommen werden müßten, denn man müsse sie binden. Herr Stresanann fürchtete als Außenminister eine hemmungslose Störungspolitik der Deutschnationalen , die sich m kleinen und großen Anfragen äußern konnte. Die Deutsch - nationalen sollten also in die Reichsregierung aufgenommen werden, weil man ihnen zutraute, daß sie in ihrer Ägitations- politit alle vaterländischen Interessen außer acht lassen würden, wenn sie nicht an die Futterkrippe kommen würden. Die Deutsche Volkspartei und der rechte Flügel des Zentrums hatten aber auch innerpolitische Gründe, die Deutsch - nationalen regierungsfähig zu machen. Sie wollten dadurch vor den nächsten 2Üahlen den Deutschnationalen die Eist- zähne ausbrechen. Durch Teilnahme an der Verantwortung in einer Regierung der Erfüllungspolitik sollten sich die Deutschnationalen gründlich kompromittieren, sollten sie die Vorteile einer Oppositionspartei im politischen Konkurrenzkämpfe verlieren. Besonders die Deutsche Volks- partei hoffte dadurch Wähler zurückzugewinnen, die sie im Mai verloren hatte, weil der von deutschen Oberlehrern ge- züchtete deutsche„Edelmensch" damals noch glauben durfte, daß zwischen der Politik Stresemanns und Hergts noch ein Unterschied wäre. Das Gros des Zentrums endlich wollte unter keinen ilmständen jetzt einen Wahlkampf, weil es fürchtete, daß unter der Parole für und gegen Zölle auf Lebens- mittel die rheinischen Bauern und die rheinlsch-westfälischen Arbeiter noch mehr hintereinander kämen, als sie es schon sind. Außerdem behaupteten die Zentrumssührer, daß sie in einem Wahlkampfe nicht sehr viel gewinnen könnten. Die Demokraten endlich waren aus doktrinären Gründen gegen eine Auflösung. Sie wollten, daß sich das Kabinett dem Reichstag stellen sollte, der es stützen oder stürzen konnte. Bei ihnen lag die Entscheidung, weniger wegen ihrer Zahl, als weil Strefemann weiß, daß er mit feiner„Zeit" gegen die große demokratische Presse auf die Dauer keine Außenpolitik machen kann. Die Demokraten müssen im Zeichen von Schwarz-Rot-Gold in diesem Wahl- kämpf gewinnen. Zu einer wesentlichen Verschiebung des Wahlresultats braucht es aber gar keines sehr großen Ge- Winnes der Demokraten. Selbst die Rechtsparteien rechnen mit einem sozialdemokratischen Zuwachs von mindestens 25 bis 30 Mandaten. Das war einer ihrer Gründe gegen die Auflosung. Denn es gibt bürgerliche Parteien, denen im Reichstag 60 Kommunisten und 100 Sozialdemokraten lieber sind als 30 Kommunisten und 130 Sozialdemokraten. Für uns waren die uns allgemein gestellten Prognosen erfreulich. Im März dieses Jahres faselten alle Reaktionäre von dem unabwendbaren Ende der deuffchen Sozialdemokratie. Fünf Monate später ist kein Streit darüber, daß wir das Rennen machen werden. Obwohl die Sozialdemokratie mit der Forderung der Auf- lösung des Jnflations-Reichstagcs allein stand, kam sie ans Ziel. Die Wähler und Wählerinnen haben nun das Wort. Sie werden sich bewähren und der Sozialdemokratischen Partei ihre Stimme geben, der einzigen Partei, die zu den Wählern Vertrauen hatte.
Anter falscher Klagge. Bas aastenpolitische Programm der Deutschaationalen. Der deutschnationale Graf Westarp hat in Wilmers- dorf eine Wahlrede gehalten, in der er auf das außenpolitische Programm der Deutschnationalen einging. Er stellte die Be- hauptung auf, daß die Deutschnationalen nicht daran dächten, die bisherige Außenpolitik zu unlerstützön. lieber die allgemeinen Richtlinien fegte er, nach einem Bericht der Tele- graphsnunion: „Er ertlärLs, daß an der Erfüllung der Gutachten- g e s s tz e kein« Regierung vorübergehen könne, auch wenn Deutsch- national« darin seien. Es werde aber darauf ankommen, wer die deutsch « Regierung bei der Handhabung der
Eme zerbrochene Revolutions-Gper. (Kveneks„Zwingburg" in der Staatsoper.) Als Anstatt zur Oper von Ernst Krenek erklingt in der Q: a a t s o p e r der erste Satz seiner 2. Sinfonie. Dieses Monsire- stück des jungen Mannes aus Wien zeigt in Reinkultur das Wollen, das Können und dos Äersagen eines großen Talents. Aus mysti- scheu Gefilden heraus«iteT ekelt sich nicht, sondern springt«in« laute, schreiende, von Pauken und Trompeten inspirierte Musik, die nicht zu wachsen scheint, sondern mit aller Brutalität und Hemmunge- loflgkeit willkürlich austaucht und versckwindet. Em Haßgesmig gegen unser Ohr, in hypermoderner Mißachtung alles Schön- klmgens und bar aller Lyrik, Aber schon hier, mitten im Gewoge dieser sehr freien und selbständigen Sttmmsührungen dringt etwas durch, was Krenek zu einem Eigenen macht:«in fanatischer Sinn für den Rhythmus. Wenn Schreiers Musik auf der Vision eines Klanges beruht, so lebt seines Scbülers Sinfonie von der Gewalt, der Härte, der Var:°tionsbr«:t«, der Zeiteinteilung. Es liegt etwas jugendlich Ungebärdiges. Widerspenstiges, Kämpferisches und ge- radezu Wollüsttg-Bernichtendes in diesem Auftrumpfen, gleichzeitig etwas, das packt, ohne warm zu machen. Es ist Musik nicht des Herzens, sondern der Nerven, nicht der im Gesanglichen lagernden Gefühlsschwere, sondern nur der gelegentlichen Betgefühl«. Musik des motorischen, also zertgebundenen Menschen mit all seinm Schreien, seinen Krämpfen, mit den Spielarten des grotesken, ja, des deltranten Taumels und der chaotischen Trunkenheit. Das Orchester entwickelt sich von den besänftigenden Streichmstrumerten fort zu einer Hymnik von Blech- und Schsaainstrumenten. Die Instrument« singen sich nicht durch, sondern schlagen sich durch. Einem aggressiven Wollen gelallt sick«in« rücksichtslose Hand und eine Hemmungslosigkeit, wie sie einer Entwicklung bekömmlich sein kann, wenn ein Meister sie führt. Krenek , vielleicht der begabteste unter den lebenden jungen Komvornsten, ist zu früh frei geworden. Sein Können wird nicht paralnsiert durch das Urerlebnis eines ge- reisten Menlchsn. Die szenische Kantate„Zwingburg" ist überall dort packend, wo sie Szene, Theater, Bewegung und Aktion w'.rd; sie bleibt in der Handfertigkeit stecken da, tvo fi« Kantate. Himirtus, Gesang, Melodik werden müßte. In den Stimmen einiger Men'ckentyven, wi« dem Ausgezehrten oder dem Trunkenen, reicht die Erfindung gemde dadurch aus daß die Musik hingestricheli, nicht gefärbt ist. Wo aber etwa Mann und W'ib sich zu einem Liebe-gesang zusammenfinden müßten, da genügt dieser«xpreisio- ristische Will« durchaus nicht. Krenek hat keinen Sinn oder kein Gefühl für derartige Hsrzensemanationen. Um so stärker ist auch in der Kantate sein rhythmischer Wlle, seine rhythmisch« Kunst. Er bolanz-ert die Zeitmaße, er prägt die Toktschiäqe mit einer oroß- artigen, g-rndezu revolutionären Kraft aus. Und da in dem Werk fon der G'-b-ugtheit einer gedrückten Mass« bis zum taktrräßigen Krehen und Kurbeln dm Lebensm-lodie, von dem Siarrsein b s 'u dem revolutionären Kampfgefühl alles auf Bewegung eingestellt st, so stellt sich Krenek für diesen neuen Typ einer Oper, deren mziger�„Held" die Masse Mensch ist, als ein kommendes, noch nicht 'genwärtiges, als« doch im ganzen überschätztes Großtalent h«r-
Gesetze zu vertreten hat. Man werde alles daran setzen müssen, die Gesetze für Deutschland erträglich zu machen. Darum war das Ziel der Deutschnationalen: hinein in die Regie- rang, teilhaben an der Verbesserung dieses Gefetzeskomplexes.. '„Es ist falsch, wenn man sagt, wir hätten die R i ch t- linien des Kanzler? vorbehaltlos angenommen. Wir haben uns insbesondere mit dem Satz über den Eintritt in den Völkerbund nicht einverstanden erklärt. Auch die übrigen Punkte der Richtlinien haben wir nur als Verhandlungsgrund« läge angenommen. Eine falsche Auffassung ist es auch, wenn behauptet wurde, die Deuffchnationalsn feien umgefallen und bereit, die Außenpolitik in der bisherigen Form unverändert fortzuführen. In den Richtlinien ist diese Fcrderung auch nicht aufgestellt, da wir uns nie darauf eingelassen hätten. Die Richtlinien enthalten nur die Fest- stellung, daß die Londoner Abmachungen durchgeführt und besttm- mend für dl« Zlußenpolitik fein müßten. Unser« Kritik an den Londoner Abmachungen halten wir voll aufrecht." Diese Ausführungen zeigen, daß die Deutschnationalen in einer Bürgerblockregierung unter der falschen Flagge der Fortführung der bisherigen Außen- Politik eine Taktik der Sabotierung der bisheri- gen Außenpolitik betrieben haben würden. Im ein- z e l n e n stellte Graf Westarp als deutschnationale außen- politische Richtlinien auf: Notifizierung der Kriegs- fchulderklärung, kein Eintritt in den Völkerbund. Die große außenpolitische Gefahr, die eine Regierung unter deutschnationaler Führung, die unter falscher Flagge deutschnationale Außenpolitik betreiben würde, für Deutschland bedeutet, ist damit deutlich aufgezeigt.
Risse in der Kpv. Ter Kampf mit den Opportunisten. Die Reibungen in der Kommunistischen Partei werden immer stärker. Sie sind die unausbleibliche Folge der kommunistischen Politik selber. Die linken Führer der KPD. betonen offenherzig, daß unter ihrer Führung seit dem Oktober vergangenen Jahres die Partei eine ganz andere ge- worden ist. Sie sprechen davon, daß„aus einer radikalsozia- listischen eine bolschewistische Partei geworden" sei. Da ist es kein Wunder, daß die Massen zu rebellieren anfangen. Die Masten haben keine Lust zuzusehen, wie die kommunistischen Führer tagaus tagein nichts anderes tun, alsdemBürger- block die Steigbügel zu halten. So entstehen dann Szenen, wie sie die„Rote Fahne" sehr vorsickitig und reserviert in einem Bericht über eine Neuköllner Mitgliederversammlung andeutet. In dem Bericht heißt es: „In einer von mindestens 600 Mitgliedern besuchten Vers«mm- lung, zu der die„B o l z«- A n h a n g e r"(das sind die kommuni stischen Revisionisten. D. Red.) alle Mann aufgeboten hatten, ver- suchte nach dem Bericht des Genossen Kasper die„rechte Frak- tion" durch Bolze, dem ebenso, wie aus dem Bezirksparteitag auf Antrag der Bezirksleitung, verlängerte Redezeit gewährt wurde. ihren von der Politik der Gesamtpartei abweichenden Standpunkt zu verteidigen. Obwohl B. in dieser Versammlung viel weniger offen als auf dem Bezirksparteitag auftrat, erkannt« die Mitgiied- fchaft die opportunistischen Abweichungen in den Auffassunzen von Bolze und selten Freunden, was durch die nachfolgend«, mit allen gegen 1ö Stimmen angenommene Resolution zum Ausdruck to.nmt: .Di« Mitg'tederversammlung des 14. Bezirks begrüßt die poli- tischen Beschlüsse des Berliner Bezirksparterdages. Sie oerurteilt aufs entschiedenste das Auftreten des Genossen Bolze.... Weder im Bezirk noch im Betrieb dürsten{ich Kommunisten zu einem offenen oder versteckte« Bündnis mit der verräterischen Sozialdemo- kralle hergebe». Aktivste Arbeit im Beirieb, in der Gewerkschaft, überall da, wo proletarische Massen sind, macht stch der 14. Bezirk zur hechstet Pflicht, um den Sieg der Revolution herbeizuführen." Die Annahme einer solchen Resolution— ausgerechnet in Neukölln , einer reinen Arbeiterstadt— ist um so pikanter, als Neukölln in Groß-Berlin dereinzige Bezirk ist, in dem die Kommunisten es für richtiger befunden haben, beim Abbau
aus. Mit seiner Kapazität wird in 5— 10 Iahren der Reifung zu rechnen sein. Krenek selbst hat die Idee zu dem Werk geliefert, Franz Werse! hat st« mit außerordentlichem Bühneninstinkt in schwungvoll« Poesie gebannt. Dieses Werk hätte ein zeitgemäßes Revolutionsstück wer- den können: doch ist dem Gedanken«wer Abrechnung zwischen Kapital und Arbeiterschaft leider im letzten Augenblick das Rückgrat gebrochen worden. Die Szenen schließen sich leider zu einem Kreis, in dem das Herrentum Zentrum bleibt Unsere Arbeiter werden, wenn das Werk vor den Volksbühne n>-Mftgli cdern erscheint, über diesen fehlenden Riß mitleidig die Achseln zucken und werdcn stch erinnern, daß d'e Grundidee d--s Werkes aus Tollers„Maschinen- stürmern" stammt. In der„Zwingburg" herrscht der Fobrittöniq. Ein armer Teufel Hot ibm ernst getrotzt. Dafür wurde er verurteilt, die Dreh- orgel im Takt der Fronarbeit zu spielen. Heute hat«ine gnädige Laut?« des Fabrikl-errn den Arbeitern Feiertag versprochen. Sehn- süchtig begrüßen die Menschen Licht, Sonne und Frühling. Der Ausgezehrte atmet die Sonne ein, der Trinker frönt seinen körper- lichen Leidenschaften, der Bergmann verflucht seinen Hammer, der Mann grüßt den Tag, an dem er dos geliebte Weib frei umarmen .darf. Die Stunde der Liebe ist für die Menschen angebrochen, der Tag des Lachens und der Freiheit. Revolution lauert in diesen Herzen: sie wird übertönt vom Jammern des Leiermanns. Der freie Mensch hat ein neues Gottesm.al gebaut, ein Standbild als Symbol der Kraft, der Freiheit, Schönheit und Menschlichkeit. In ihrem Anblick versunken, trunken von Freiheitsgefühl stürmen di« Arbeiter die Zwingburg. In diesem Moment schlägt das Ends der Feierstunde. Auf einmal, ruckartig, erkennen die Menseln, daß sie ihrer alten Triebe nicht Herr geworden sind. Der Ausgezehrie»iehi die Klin'ken der Sonne vor. der Säufer verlangt statt Freiheit Fusel, die liebende Frau wird als Dirne gebrandmarkt, der Bergmann ergreift seinen Hammer wieder und olle erkennen nur einen Herrscher an. den Fronh-rni. den Febrikdireltor, das Kapital. Dos Standbild, Symbol der Freiheit, fällt auf den freien Menschen nieder und begräbt ihn, und der Leiermann, todlos tot, ruft den Fluchbrecher, den Herrn der großen L-bsnsmelodie in den Herzen der t-efgeliebten Menschheit aus der Verborgenheit auf. Ein zeitgemäßes Werk mit unzeitgemäßem Abschluß, dennoch künstlerisch geprägt und in seiner fundamentalen Zusammenschließunq von Chor, Solisten, Szene. Rbvthmus und Melodie vorbildlich für ein künftiges Oratorium. Die Staotsoper hat gezeigt, was sie kann. Sie gehe auf diesem Weg weiter, auch wenn es sich um ein Erveri- ment und noch nicht um eine vollendete künstlerische Tat handelt. _ Kurt Singer . Zola auf öer Sühne. Die Uraufführung des vierakngen Dramas„Theres« R a q u i n" im Renaissance Theater wäre beinahe so e!wa» wie ein« Sensation geworden. Der Bülincnvcrein hatte gegen das Stück Sturm gelaufen. Warum? Weil es zu schscht ist? Oder un- moralisch? Keine Spur. So'che Gesichtspunkt« interessieren den Bühnen- verein weniger. Nein,„Theres« Raquin" ist von Emile Zola .
des Bezirksamtes mit den Sozialdemokraten zusammenzugehen. Konsequenz ist niemals eine Stärke der KPD. gewesen. Jeden- falls spricht die bloße Tatsache eines solchen Berichts deutlich genug dafür, daß die KPD. wieder beginnen muß, ihre Zeit auf taktische Diskussionen zu verwenden. Im allgemeinen wird das in der kommunistischen Presie nach Möglichkeit verdeckt. Je stärker aber der Druck der Zentrale auf Verschweigung der Differenzen ist, um so schärfer wirkt die schließlich unvermeid- liche Aussprache. Schon muß die Parteileitung wieder be- ginnen, Statistiken über Zustimmungsresolutianen zu veröffent- lichen. So zitiert die„Rote Fahne" eine Asuherung der„Hain- burger Volkszeitung": „Der Zentralausschuß hat scharf den Trennungsstrich gegenüber einzelnen Elementen gezogen, die da glauben, die Gewinnung der Massen sei gleichbedeutend mit der Verschleierung und Verheimlichung unserer revolutlouSren Ziele und mit ter Anpassung an sozialdemo- kratische Illusionen und schließlicher Aufgabe leuinistisch-r Prinzipien. Die vom Zentralausschuß erneut bestätigte Linie unserer Taktik will unserer Partei den Charakter einer Massenpartei ohne jegliche Perwässerung der revolutionären Prin- zipien erhalten." Der Trennungsstrich ist offenbar innerhalb der KPD. gezogen, die danach also noch nicht restlos gereinigt ist. Wir wünschen dem Fortgang der Reinigungsprozedur den aller- besten Erfolg. Bei den Wahlen werden die Bolksmaffen von sich aus das nötige dazu beitragen, um sie so weit fortzuführen, bis Deutschland von den Kommunisten ganz gereinigt ist.___ Ernennung ües Reichswahlleiters. Der Reichsminister des Innern hat zum Reichswahlleiter den Präsidenten des Statistischen Reichsamts, Geheimen Re- gierungstat Prof. Dr. W a g e m a n n, und zu seinem Stell- Vertreter das Mitglied des Statistischen Reichsamts, Geheimen Regierungsrat M e i s i n g e r, ernannt. Die Geschäftsräume des Reichswahlleiters befinden sich Berlin W. 1 l), Lützowufer 8; Fernruf: Berlin Kursürst 9509: Tele grammadresse: Reichswahlleiter Berlin W. 10. Hegen Eigenmächtigkeiten öer Regierung. Beschluß der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion. Di« sozialdemokratische Reichstagssraktion faßte in ihrer heutigen Sitzung, di« zur Stund « noch fortdauert, etn- inütig folgende Entschließung: „Die Reichstagsfraktion der Sozialdemokratischen Partei Deutsch- lands legt gegen die Abficht der Reichsregierung, auf Grund der am 31. Oktober ablaufenden Ermächtigung zur anderweitigen Festsetzutig des Ortszuschiags selbständig und unter Ausschakttmg des Reichziags und der Länder das System des Ortszuschlags durch das System des Wohnungsgeldes zu ersetzen, schärfsten Protest ein. Die sozialdemokratische Fraktion kann nicht anerkennen, daß dt: vom Reichsfinonzministerimn eingeleiteten Erhebungen über die HS!,« der Wohnungsmieten. die sich lediglich auf die zurzeit gezahli'n Mieten stützen und die Notlaige aus dem Wohnu>?gsmarkt sowie bt-- rechügten Wünschen der Beamten nach bescheidenen, aber dock) an- gemessenen Wohnungen vollständig außer Betracht lassen,«ine geeignet« Grundlage für di« Aufstellung des neuen Ortskl-ossenverzeich- ntsses bilden. Ein solches Ortsklassenverzeichnis müßt« um so mehr abgelehnt werden, als es auch für die Reichs- und Staatsarbeiter und Angestellte« sowie für die Kriegs opf er große Rachteile zur Folg« Hütt«. Forner verlautst nichts davon, daß die Reichsregierung den Forderungen der s ozialdemokratischen Fraktion noch Abschaffung der Tarifklasssn 6 und 7 usti» der Ortsklasse« D und£ zu entsprechen gedenkt. Die soziakdetnobrattsche Fraktion ersucht deshalb die Reichsregie. rung, von der Absicht einer selbständigen Ae nde- rung des bisherigen Systems des Ortszuschlags Abstand zu nehmen und sich darauf zu beschränken, zum Ausgleich der in- zwischen eingetretenen Metsteigerungen den Ortszuschlag zu erhöhen, die grundsätzliche Neuregelung ober dem neu zu wählenden Reichstag zu überlassen."
und Zola ist ffr Franzose. Bekantlich hat da» Bühnenkartell im Juli den Vertrag erneuert, nachdem S.ücke von französischen Autoren von deutschen Bühnen ausgeschlossen sein sollten, einen Vertrag, der vor seiner Erneuerung an dieser Stelle als albern und von kunstfremden Anschauungen ausgehend gekennzeichnet worden ist. Der Direktor des Renatssance-Thsatere, Theodor Tagger , stets guten Willens und erfüllt von künstlerischem Ehrgeiz, hält das Drama für ein starkes wertvolles Stück und sieht in ihm ein« interessante Votstuf« zu Strind- bergs dramatischem Zeichnen. Daher häte er den Bühnenveretn vor längerer Zeit gebeten,«s ihm zur Aufführung freizugeben. Der Büynenverein schlug ihm die Bitte glatt ab. Da vollbrachte Tagger ein« mutige Tat. Er entschloß sich, �Therese Raquin" ohne Genehm i- gung aufzuführen. Und siehe da! Das Bühnenkartell gab klein bei und hob den törichten Boykott vollständig auf. Leider war in der Angelegenleit das tapfeve Eintreten für Kunst kultur die einzig« Tat. Die Aufführung selbst war keine. Gerade „Therese Raquin" auszugraben, lohnt sich nicht, lohnt sich besonders in Taggers Bearbeitung nicht. Das düstere Ehedrama, in dem der Liebhaber der Therese mit ihr den Gatten umbringt, aber von Ge- wissensbissen hinterher so gequält wird, daß die lodernde Liebe erlischt und stch in grimmigen Haß verwandelt, dies Drama läßt uns kalt. Ein sensationeller S'off mit krampfiger Charak.erzeichnting dir Hauptpersonen, bei dem wir uns fragen: was geht das uns an? Das Stück hat auch seine Feinheiten. Zola hat das Milieu der Bürger- familie Raquin mit seiner Beobachtungsgabe betrachtet und die kleinen Eigenheiten und Schwächen der All'aasmenschen in s me? Ziselierarbeit bildhaft gemacht. Diese liebevolle Kleinma erei hat Herr Tagger gestrichen und nennt lein Zerstoruntewerk„Bearbeitung". Das ist so als wenn man eine fertige Skulptur„solange bearbei et", bis nur der roh« Steinklotz übrig bleibt. Di« Be'etzunq war ebenfalls verfehlt Iren« Driesch war für di« liebedurstige Ga'tin zu alt und Ellen Neustädter für die betuliche Mutter zu jung. So wurde di« uns fremde Handlung auch noch unglaubhaft. Außerdem trieben die Triesch und Theodor Laos ihre schauspielerische Sprechkunst so weit, daß man glaubte, Ausländer radebrechen zu hören, pi« beiden Hauptfiguren hatten sich in«mc Dcrkramnftheit verrannt, di« iveder etwas Na'ürliches noch«ine Art Stil«kennen ließen. Ernst Degner.
NolksbShae. Max Der! beginnt am 25. etnen auf sechs Abends be- rechneten VortragSityIiuS mit Achtbildern:.Da« Bildwerk". Die Vor- träge finden im Hörsaal dcS ÄunstzewerbemusrumS, Prin,- AlbreÄt-Strahe 7a, statt. Einlaßkarten zum Preise von 60 Pf. in den Ver- kaufsstellen der Volksbühne: Linienstr 227, Söpenicker Straße 68, Tiehlchc Theaterkassen usw. .Da» Rad" von Paul Zech wird anläßlich de« SOjährigen 53 e- sieben« der Sozialt siische« Arbeiterjugend Mrotz- Berlin« am Sonntag, den 26., vorm.!0 USr. im Grossen Schauspielbau« uraufgeiübri. In den Hauptrollen: Biencrt, Grün- berg. Hartbrrg, Kamper«,.siober, Krause, Mohneck. Regie: Heinz Koldberg. Eine Housmusil bei Goethe vor lM Zähren zum Beilen der Alirrihilfc und Unte, Haltung der Renlnerdeime oeranstaitet da« VodlsadttZämt Prenzlaun Berg unter Mitwirkung von Beinbard Bötet, de» Pros. Ttehllscheil Madrigalchore« und de« Pros. Mayer-Mahr-Trio« in der VollSbiitzne am Bütowptatz am Sonntag, den 26. Ottober, vormittag« 11'i, Uhr.