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Die Beschwörung der Toten.

Ein fommunistischer Aufruf.

Wie den Mörder die Schatten seiner Opfer nicht los­laffen, so wird die KPD. von den Schatten ihrer Opfer verfolgt. Der Zentralausschuß der KPD.   veröffent­licht in der Roten Fahne" einen Aufruf zur Erinnerung an die revolutionäre Großtat des Hamburger Aufstandes  ". Der finnlose Butsch, der so vielen Arbeitern das Leben gekostet hat, wird als die vorzüglichste Lehre der klassischen revolutionären Kämpfe überhaupt" bezeichnet. Natürlich! Es fehlt auch nicht der Dolch stoß. Diesmal sind es die linken" Sozialdemokraten gewesen, die den Dolch der KPD.   in den Rücken gestoßen haben. gewesen, die den Dolch der KPD.   in den Rücken gestoßen haben. " Nie wieder im Bunde mit der Sozialdemokratie" ist deshalb der Ruf. Die kommunistischen   Führer reden ihren Anhängern ein, daß die Bourgeoisie mit schlotternder Angst" ihren ein, daß die Bourgeoisie mit schlotternder Angst" ihren Butschen entgegenfähe. Du lieber Gott  ! Wer freut sich mehr über die Kommunisten als die deutsche Bourgeoisie? Wer unterstützt die Butscherei der Kom­munisten mit größerer Liebe als gewiffe Deutschnationale und Deutschvölkische! Das ganze sentimentale Geseire der Roten Fahne" hat einen ganz anderen Zwed. Der sentimentale Appell an die Leichen, für die man selbst verantwort lich ist, soll die schwierige Stellung der linken Führer in der KPD.   erhalten. Das ewige Wiederkäuen der Parole: Gegen die Sozialdemokratie, wird den kommunistischen   Arbeitern langweilig! Es mehren fid) die Berichte aus Mitgliederver sich sammlungen, in denen sich Opposition gegen die linke Führung erhebt. In der gleichen Nummer der Roten Fahne" steht eine lange Auseinandersetzung mit dem Opportunisten Smeral, dem Führer der tschechischen Kommunisten. Nur in diesem Zu­sammenhang ist es verständlich, wenn die KPD  . jetzt die Leichen von Hamburg  , die sie verschuldet, beschwört, um den anarchisti­schen Kurs ihrer Politik bei den Massen zu verteidigen:

" Die Kommunistische Partei Deutschlands   von heute ist nicht mehr die Kommunistische Partei   von 1923. Die Partei ging durch die unerbittliche Schule des weißen Terrors. Biele Taufende unferer Mitglieder gehen durch die glühenden Retorten der Schmelzöfen des konterrevolutionären Juftizterrors. Die Zweifel an die revolutia nären Kräfte des Proletariats, die Illusionen und Hoffnungen auf die rettenden Kräfte der bürgerlichen Gesellschaftsordnung werden mit glühenden Eisen aus den Herzen und Hirnen der Arbeiter aus gebrannt. Alle Brücken und Bindeglieder, die die Arbeiterklaffe noch mit der alten Gesellschaft verbunden haben, brennen nieder für alle Zeifen. Die Partei wird endlich nach so vielen Jahren der bitteren Enttäuschungen, Irrungen und Fehler zu jener leninistisch- bolsche mistischen Kampftruppe, die allein den Sieg des Proletariats ermög­licht und garantiert.

Genoffen! Der Zentralausschuß erkennt und verspricht: Jeder Bersuch, in der Partei der alten opportunistischen Boli tik, die uns so schwere Bunden geschlagen hat, wieber Eingang zu verschaffen, muß mit den schärfften Mitteln be kämpft und verhindert werden. Der Zentralausschuß be trachtet es als die heiligste Aufgabe der Partei, die Partei von den Schlacken alter traditioneller Ideologien zu reinigen, die die Entwidlung zum Bolschewismus hindern und versperren."

Das ist der wahre Zweck der Uebung, das ist die heiligste Aufgabe, den Feind in den eigenen Reihen zu bekämpfen, zu verhindern, daß die kommunistischen   Arbeiter zur Be finnung tommen und auf die Selbstmordmethoden diefer Anarchisten verzichten, die selber bekennen, daß sie mit ihrer eigenen Bergangenheit nichts mehr zu tun haben wollen. Verdientes Schicksal.

Immer mehr schwinden die Massen" dahin, die den kommu­ nistischen   Parolen noch Gefolgschaft leisten. Eine zwar feine, aber doch sehr lehrreiche Episode: In Spandau  , einem der am wei. testen industrialisierten Vororte Berlins  , war Ende der vergangenen Woche eine Versammlung mit dem Thema Los von Mostau" anberaumt, mit Ketty Guttmann   aus Hamburg   als Rednerin. Diese Ketty Guttmann   gehörte jahrelang zu den Führern der Ham­burger Kommunisten. Sie stand an der Spitze der Oktoberrevolu­tion", sie wurde für würdig befunden, als Abgesandte der KPD.

bes Rabels zu befördern, und durch die enormen Ansprüche sind alle Rabel überlastet, so daß vielfach Störungen der llebertragung die Fee waren. Durch schwierige, zeitraubende Versuche und mühe­volles Arbeiten ist es dem telegraphentechnischen Reichsamt gelungen, die Telegraphiergeschwindigkeit der Stabel auf bas a dtfache, gegenüber den bisherigen Leistungen auf verhältnismäßig einfache Weise, zu erhöhen. Die Neuerungen bestehen außer einer vers besserten Schaltung mit den Spulen und der Einfügung einer Elet. tronenröhre ganz besonders in der Verbesserung der Kabel und ihrer Schußhülle. Alle diefe Neuerungen und Berbefferungen zufammen bewirten, daß die Telegraphiergeschwindigkeit in den Unterfeefabeln auf etwa 1000 Buchstaben in der Minute erhöht werden fann, ohne daß die Deutlichkeit der Zeichen auf der Empfängerseite leidet. Durch diefen großen Fortschritt, der von Deutschen   erzielt wurde, ist es möglich, die Gebühren der Kabeltelegramme bedeutend zu ver­mindern. Für unsere Weltwirtschaft eine große Ersparnis.

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Unser Turm.

Der Turm steht auf dem Blake, Zehn Meter über der Welt, Und droben stehet der Schuhmann Als Türmer, zum Schauen bestellt. Es türmen fich Wehikel, Gehemmt in Fahrt und Lauf, Rings um ben Turm, und Laris Und Droschten bauen sich auf. Die Fahrer der Straßenbahnen Ergreift es mit wildem Beh, Sie schauen nicht mehr auf die Kurbel, Sie schauen hinauf in die Höh'. Kein Mensch rührt sich vom Blake, Und alles ist wie im Baun, Bon Wertheim bis zu Jofty Gafft alles den Türmer an. Ein Flüstern und ein Raunen: Schafft und vollbringet er's?" Es wartet halb Berlin   hier Aufs Zeichen des Verkehrs. Da da! Jetzt funft er: Weiter!" Die Wagen faufen im Sturm, Bom Alp befreit, über's Pflaster­Es madelt der Zentrumsturm. Und wo sich Gruppen bilden Und rufen: Die Schupo ist groß!" Da heißt es: Weitertürmen! Es geht bald wieder los!"

Max Schwarz. Theaterchronit. Die Eintrittspreise im Dramatisen Theater find um fast die Hälfte herabgefeßt. Es werden teine Bons mehr aus­gegeben und feine Nachzahlungen gefordert.

Die Arbeiterpartei im Wahlkampf.

London  , 20. Oftober.( Eigener Bericht.) Anders als die kontinentalen sozialistischen   Parteien, trog innerer Meinungsverschiedenheiten zwischen den so genannten reformistischen und radikalen Flügeln doch ein einheitliches Ganzes, eine einzige Organisation darstellen, ist die große englische   Labour Party  . trotzdem Einzelmit gliedschaft möglich ist, im wesentlichen eine Rahmen den Grundstock und die große Masse, die kleinen ihr ange­organisation, in der die gewerkschaftlichen Mitglieder schlossenen Organisationen wie die Fabier- Gesellschaft und die Independent Labour Party( Unabhängige Arbeiterpartei) furz JLP. genannt, und kleinere Organisationen wie die Social democratic Federation  ( Sozialdemokratischer Bund) den aktiven, unmittelbar politisch interessierten Teil bilden. Der von den Kommunisten erstrebte An- und Einschluß der Kommunistischen Partei in der gleichen Weise wie die JLP. und die Fabier- Gesellschaft usw. wurde bekanntlich auf dem jüngsten Parteitag mit einer großen Majorität abgelehnt. Unter diesen angeschlossenen Organisationen ist zweifellos die JLP. das führende Eiement, die sozialistische Borhut. Sie ist es, die die Gesamtbewegung mit sozialistischem Geiste er­füllt, und wenn in der Labour Party   das sozialistische Be mußtsein in den letzten Jahren einen so überwältigenden Fort­schritt und den liberalen Anhänger der Labour Party   zu einer immer größeren Seltenheit gemacht hat, so ist es nicht zuletzt dem Enthusiasmus und der Opferfreudigkeit dieser aktiven Minorität zu danken. Die JLP. hat der Labour Party   die besten Köpfe gestellt, als die erste britische Labour- Regierung gebildet werden mußte: Männer wie Macdonald, den Schazkanzler Snowden, dessen Budget neben der Außen­politik Macdonalds der größte Erfolg der Labour- Regierung war, Ponsonby, Macdonalds bescheidener Staatssekretär im Auswärtigen Amt  , der die russisch  - englischen Berhand lungen geführt hat, heatley, den Minister für Volkswohl­fahrt, deffen Hausbaupläne so sehr umstritten wurden und der sich neben Macdonald im Unterhause bei den bürgerlichen Bar­teien den größten Respekt verschafft hat, Trevelyan, den Unterrichtsminister, E. Shin well, den jugendlichen Berg­bauminifter, den leidenschaftlichen Anhänger des Gedankens der Sozialisierung des englischen Bergvaues. Wie groß der Einfluß der JLP. auf die Gesamtpartei ist, ergibt sich beson ders aus der Tatsache, daß neben den eigentlichen Kandidaten der JLP. eine große Anzahl der Labour- Kandidaten, die von den Gewerkschaften usw. präsentiert werden, Mitglieder dieser fleinen aktiven Gruppe sind, die nicht eine Organisation gegen fleinen aktiven Gruppe sind, die nicht eine Organisation gegen die Labour Party  , sondern eine ihrer Untergruppen darstellt. Wo freiwillige Arbeit geleistet wird, da fann man ihre Mit­glieder in den vordersten Reihen finden: als freiwillige Schreibkräfte in den einzelnen Wahlbezirken, als Austräger von Wahlliteratur, als Sprecher an Straßeneden, mit dem Rad auf dem Weg nach den kleinsten Dörfern, wo noch frucht­bares Wahlnenland zu erobern ist. Kurz und gut, bei all der

nach Sowjetrußland entjandt zu werden. Was sie aber dort erlebte, das machte sie zu einer glühenden Feindin des Kommunismus. nach ihrer Rüdfehr nach Deutschland   schloß sie sich irgendeiner anderen fommunistisch- anarchistischen Eefte an und seitdem predigt sie in Wort und Schrift: Los von Mostau!" Die Rote Fahne  " hatte ihre Parteigenossen und die kommunistische Jugend aufge­fordert, die Spandauer   Versammlung zu besuchen, natürlich nicht, um mit Ketty Guttmann   fachlich zu diskutieren, sondern um sie, wie es vorher schon an anderen Orten geschehen war, als Antibolsche­wiftit zu verprügeln. Man tat noch ein übriges, indem man Wil­helm Düwell, Rriegsberichterstatter a. D., als Parteirebner ent­sandte. Was aber geschah? Es war faum ein Dugend Parteis fommunisten erschienen, Herr Düwell fonnte nur mit Not ein paar Phrasen an den Mann bringen, nicht die Kommunistische Partei  , sondern ihre Brüder aus den anderen Fatuitäten bes herrschten mit Krach und Radau das Versammlungsfeld. Das Ganze löfte sich in mitterrächtiger Stunde in einem Gebalge der ver­schiedenartigen Geftenanhänger auf.

Der Ostpreußen  - Skandal.

Die Mitwirtschaft bei der Provinzial- Landesbank. Wir haben vor einigen Wochen über die skandalösen Zustände berichtet, die in der Berwaltung der Ostpreußischen Provin. zial- Landesban? herrschen, einem Institut, das sich der be=

Arbeit, zu der der durchschnittliche Engländer wenig Luft hat und die von den bürgerlichen Parteien mit schwerem Geld be­zahlt werden muß.

Diese Freiwilligkeit der Wahlarbeit in der Labour Party  , am Kontinent eine Selbstierständlichkeit, wird hier zu einem der wesentlichsten Elemente des Erfolges der Labour Party  , zu einem Gegenstand des Neides der bürgerlichen Parteien. foftet, das belastet die Arbeiterpartei mit einem Schilling. Was die Konservativen im Wahlkampf ein Pfund Sterling Diese Tatsache ist wohl der schlagendste Beweis für den Geift, der die Bewegung erfüllt, und die Erklärung dafür, daß die Arbeiterpartei im fostspieligsten aller Wahlkämpfe, im engli­schen, mit den gefüllten Kassen der liberalen und konservativen " Hat jemals eine eng= Partei konkurrieren kann. lische Partei eine solche Schar selbstloser Anhänger besessen?" fragte neulich ein Redner voll ehrlichen und berechtigten Stolzes. Hierauf beruht ein großer Teil des geheimnisvollen Erfolges, den die englische Arbeiter­bewegung in den letzten Jahren errungen hat. Dieser Geist des Opfermutes ist eine starke Gewähr dafür, daß die Labour Party   auch diesen Riesenkampf gut bestehen wird.

Stürmische Wahlversammlungen in England. Condon, 22. Oktober.  ( Eigener Drahtbericht.) Der Wahlkampf

wird mit einer bisher in England nicht erlebten Heftigkeit geführt. zum erstenmal in der britischen Geschichte sind Parlamentskandidaten in den Wahlversammlungen durch die Opposition am Sprechen ge= hindert worden. Zwei liberale Redner, darunter Sir Alfred Mond  , mußten ihre Wahlreden vorzeitig abbrechen, weil aus Arbeiterkreisen stürmische Opposition laut wurde. In einer Reihe von Versammlun gen der Arbeiterpartei sind von organisierten Trupps, die sich selbst englische Fasch ist en nennen, systematisch Radaukonzerte auf­geführt worden.

In bürgerlichen Kreisen hat ein Offener Brief des ehe­maligen Einpeitschers der Liberalen Mac Callum Scott an den liberalen Führer Asquith   großes Aufsehen erregt. Scott for dert von Asquith die Ausgabe einer Parole an die liberalen Wähler in allen Wahlkreisen, wo sich nur ein tonservativer und ein Arbeiter­fandidat gegenüberstehen, unter allen Umständen den Ar­beiterfandidaten zu wählen..

Eine Kundgebung Macdonalds.

London  , 22. Oktober.  ( WTB.) Macdonald hat an sämtliche Kandidaten der Arbeiterpartei eine Rundgebung gerichtet, in der er folgendes jagt: Die Arbeiterpartei ist im ganzen Lande erfolg­reich tätig. Obgleich wir in der Presse einer Oppofition gegenüber­ftehen und in den Wahlfreifen vereinigten Gegnern, wie sie bisher noch feine Partei gehabt hat, macht unsere Sache im Norden, Süden, Osten und Westen riesenhafte Fortschritte. Das Bolt ist mit uns, und nichts kann unseren Vormarsch aufhalten. In ihrem Kampfe für Frieden nach außen und soziale Reformen im Innern begleiten Sie meine besten Wünsche.

| ,, hans Fischer" unterhielt, über das er seine Transaktionen aus führen ließ und dem es nötigenfalls Kredit bewilligte. Es ist er­staunlich, daß diefer Herr trotz der schwebenden Untersuchung immer noch nicht von seinem Amte fuspendiert ist.

Nach dieser Probe fann man auf das Ergebnis der behördlichen Untersuchungsaktion gegen die Landesbank neugierig sein.

Gelegentlich der gegen die Landesbank erhobenen Beschwerden ist übrigens eine andere standalöse Tatsache bekanntgeworden, näm­lich die Spefulationsverluste bei der Zentrale der Landesbanken in Berlin  . Diese Zentrale hat durch umfangreiche Effektengeschäfte fpefulativen Charakters einen Verlust von über 2 Millionen Gold­mart erlitten. Dieser Vorgang ist angesichts des Umstandes, daß biefe Banken öffentliche Institute sind, die mit öffentlichen Geldern und Krediten arbeiten, und die deshalb allgemein für mündelsicher ge halten werden, eine Ungeheuerlichkeit. Su beachten ist, daß selbst. verständlich auch hier aller Schaden letzten Endes zu Lasten der Steuerzahler geht. Auch in diesem Falle ist eine energische Nach prüfung von feiten der verantwortlichen Behörden unbedingt zu fordern. Es tarf auf keinen Fall über diesen Skandal der Mantel der christlichen Nächstenliebe gededt werden, nur weil man die beteiligten ..staatserhaltenden", das heißt rcaktionären Kreise schonen will. Die Deffentlichkeit hat alles Interesse daran, die volle Wahrheit zu ers fahren.

Schulz- Debatte in Budapest  .

fonderen Fürsorge des deutschnationalen Landeshaupt Der Justizminister als Beschützer des Erzberger- Mörders.

manns v. Brünned und seiner Parteifreunde erfreut. Die von uns mitgeteilten Beispiele für die dort eingeriffene Mißwirtschaft haben den Anlaß gegeben, daß der preußische Minister des Innern einen Bericht über die Angelegenheit eingefordert und außerdem einen sachverständigen Kommissar zur Untersuchungsführung nach Königsberg   entfandt hat. Auch im Landtag ist die Sache schon wiederholt zur Sprache gekommen, mit dem Ergebnis, daß unsere Landtagsfraktion im Interesse der Aufklärung dieser dunklen Ge­schichte eine Anfrage an die Regierung richtete.

Wie wir nun neuerdings aus Ostpreußen   hören, hat vor dem Bandgericht in Lyd vor kurzem die Hauptverhandlung gegen zwei Beamte der Filiale der Landesbank in Lyd stattgefunden. Ein Direktor dieser Zweigstelle hat sich Ende Juni dieses Jahres er sayoffen, nachdem Unregelmäßigkeiten aufgebedt morden waren. Das Gericht hat nunmehr den zweiten Borstandsbeamten wegen fortgesetter Untreue und Urkundenfälschung zu 3 Jahren, einen nciteren Beamten aus demselben Grunde zu einem Jahr Ge fängnis verurteilt.

Der Landesbank und damit den ostpreußischen Steuerzahlern ist durch die Verfehlungen dieser Beamten beträchtlicher finanzieller Schaden zugefügt worden. In nahestehenden Kreisen vertritt man die Ansicht, daß mangelnde fachgemäße Aufsicht und Kontrolle wesentlich dazu beigetragen haben, die Angestellten zu diesen Beruntreuungen zu verleiten. Diese Ansicht gewinnt dadurch an Boden, daß auch bei anderen Stellen der Landesbant Unregel mäßigkeiten aufgedeckt worden sind.

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Budapest  , 22. Oftober.( BTB.) Nationalversammlune. Abg. Ruppert interpellierte in ber Angelegenhit der Verweigerung der Auslieferung von Schulz Förster. Der Standpunkt der Re gierung fei verfehlt, wenngleich auch Deutschland   seinerzeit unrich­tigerweise die Auslieferung des Tisza- Mörders Chernyak verweigert habe. Redner vertritt den Standpunkt, daß die Ermordung Erz­bergers fein politisches Delift sei. Abg. Ruppert fragte schließlich den Justizminister, weshalb der in Ungarn   befindliche Schuiz Förster seinerzeit nicht verhaftet wurde, und ob er geneigt sei, fämt­liche auf die Erzberger- Affäre bezüglichen Aften auf den Tisch des Hauses niederzulegen. Justizminister Best hy erklärte, daß in der Erzberger- Affäre auch Abg. Farkas eine Interpellation angemeldet habe, und daß er beide Interpellationen gleichzeitig beantworten. werde.

Abg. Fartas( Soz.) verlangt som Justizminister Auftiärung ilber die Beweggründe ber Bermeigerung der Auslieferung Schulz Förfters. Den Minister des Innern fragt er, warum die Polizei die Verhaftung Schulz- Försters erft verfügte, als die Zeitungen Enthüllungen über den Fall veröffentlichten, obgleich doch die Polizei schon früher davon Kenntnis hatte, daß Schulz- Förster sich im Lande aufhalte.

Juftizminister Pest hy erwidert, feines Biffens habe die Po. fizei, fobalb sie von dem hiesigen Aufenthalt Schulz- Försters Rennt. nis erhielt, sofort Maßnahmen ergriffen.(?) Die Regierung habe sich in ihrer Stellungnahme von feiner von außen fommenden Strö mung beeinflussen lassen.(?!) Die Grundlage ihrer Entscheidung war ausschließlich die von ungarischen Gesetzen und dem internatio­nalen Recht gegebene. Zwischen Ungarn   und dem Deutschen Reich besteht in dieser Frage feinerlei internationaler Vertrag, so daß aus­fonnte. Seinerzeit als Ungarn   die Auslieferung des Hauptmanns schließlich die Gegenseitigkeit vor Augen gehalten werden Csernyat verlangie, wurden seitens der ungarischen Regierung Schritte in der Richtung unternommen, daß ohne Rücksicht darauf, ob der Mord aus politischen Motiven und zu politischen Zweden ver­Staaten gelte, demzufolge die Auslieferung angeordnet wird. Die Berhandlungen haben jedoch zu feinem Ergebnis geführt und die deutsche Regierung hat die Auslieferung Cfernyats verweigert, weil feine Tat als ausschließlich politische Strafhandlung aufgefaßt wurde. Die Ermordung Erzbergers ist auch von der gesamten deut­fchen Presse als politisches Berbrechen aufgefaßt worden.( Wir haben cingehend nachgewiesen, daß dieser Bergleich absolut unzulässig ist. Red. d. V.".) Diese Motive veranlaßten die Regierung, die Aus­lieferung Schulz- Försters zu verweigern.

Durch alle diese Momente verstärkt sich der Eindruck, daß der Leitung und den Aufsichtsorganen der Landesbank erhebliche Ber­legungen ihrer Aufsichts- und Ueberwachungspflicht zur Last fallen, so daß diese als die eigentlichen Schulbigen anzusehen find. Daran tönnen auch die in der deutschnationalen Presse erscheinenden Ent faftungsartitel und Dementis, die um die wesentlichen Beschuldigunübt wurbe, ein Gegenseitigkeitsverhältnis zwischen den gen herumgehen, nichts ändern. Zum Teil sind die von der Bant­leitung ausgehenden Erklärungen offensichtlich irreführend gewesen. So 3. B. hat der Generaldirektor der Bant, Herr Hud, erklärt, er habe niemals Geschäfte abgeschlossen, die mit der Bant in einem direkten Zusammenhang stehen bzw. an denen die Bank beteiligt sei. Diese Erklärung erhält eine eigenartige Beleuchtung, wenn die uns mitgeteilte Behauptung sich bestätigt, daß Herr Generaldirektor Hud bei der( seiner!) Landesbank ein fingiertes Konto auf den Namen