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Nr. 500+ 41. Jahrgang

2. Beilage des Vorwärts

Der Geheimbund der Freischürler.

Die geheime Sigung dauerte faft zwei Stunden bis gegen| 2 Uhr nachmittags. Während dieser Zeit entwickelte Rapitänleutnant a. D. Hoffmann in aller Ausführlichkeit die Vorgänge, die zur Gründung der Organisation Consul führten. Diese Angelegenheit hat schon einmal die Gerichtsbehörden beschäftigt. In Düsseldorf wurde im Verlauf eines von den Franzosen eingeleiteten Spionage= verfahrens den Angeklagten, die sämtlich Mitgliedr der D. C. waren, Dinge zur Last gelegt, die zum Teil in Oberschlesien , zum Teil an Rhein und Ruhr sich abgespielt hatten und die nach Ansicht der fran­

Die Landsknechte und ihr Consul.

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Donnerstag, 23. Oktober 1924

find, noch bevor am 15. September 1920 die Sagungen der Organi| Staatskommiffar für die öffentliche Ordnung Mitteilung, daß die fation Conful endgültig genehmigt worden waren. Angefl. Regierung über das Wesen und die Ziele der Organisation Consul Rautter: Das ist richtig. Bors.: Es ist doch aber nicht zu nicht im Klaren sei. Herr Wolf das war damals Ehrhardts leugnen, daß Sie Dedname drüde allen Unterführern seine Anerkennung aus. Angefl. Hoffmann: Dieses Rundschreiben ist nicht von mir Sad: Dieses Schreiben ist doch nur ein Beweis dafür, daß die verfaßt, sondern von einem anderen Herrn. Rechtsanm. Dr. Organisation Conful ihre Rüftungen für die Regierung(?) so ge­heim getrieben hatte, daß nicht einmal einzelne Regierungsstellen Der Präsident schloß darauf die Sizung und vertagte sie auf Donnerstag morgen 9 Uhr.

vor allem die Verfassung bekämpften, wie aus allen Nummern des Wifing" hervorgeht. Das geschah, cbwohl Ihre Statuten angeblich nicht feststanden.- Rechtsanw. Dr. Sad: Ist es richtig, bjerr v. Killinger, daß Sie nach der Rückkehr aus Oberschlesien im Juni strende Anwei

zösischen Richter in ursächlichem Zusammenhang miteinander standen. fungen aufstellten, die der Angeflagte Müller zum Ausbau einer genau über den Stand der Dinge im Bilde waren.

Ueber die gestrige Geheimverhandlung läßt sich nur an deutungsweise sagen, daß der Inhalt der Hoffmannschen Schilderung über die D. C. und die Ereignisse in Oberschlesien sich mit den Be­fundungen der Angeklagten in jenem Düsseldorfer Prozeß deckt, allerdings wohl mit dem Unterschied, daß in Düsseldorf die Ange­flagten sich hinsichtlich der

Bindungen, die zwischen der D. C. und verschiedenen Stellen bestanden

haben, sich gewisse Einschränkungen in ihren Befundungen auferlegi hatten. Vor dem Staatsgerichtshof scheint dagegen gerade über diesen Punkt gestern ziemlich eingehend gesprochen worden zu sein, um so mehr als die Berteidigung aller Angeklagten auf der Behauptung basiert, daß fie mindestens zur Zeit der mittel­Deutschen und polnischen Aufstände den Glauben haben fonnten, man stehe an, maßgebender Stelle" der D. C. nichtfeind­lich gegenüber.

Nach einer einstündigen Mittagspause murde dann um 3 Uhr nachmittags die öffentliche Berhandlung wieder aufgenommen.

Als nächster Angeklagter wurde Kapitänleutnant Rautter bernommen. Er schilderte, wie er in Dachau bei München Ehrhardt zufällig(?) auf der Straße getroffen habe und von ihm aufge­fordert worden sei, in nationalem Sinne zu arbeiten. Es habe sich dabei um die Bearbeitung der Presse und um die Herausgabe eines Buches gehandelt. Borf.: Haben Sie nicht den Witingbund gegründet? Angefl.: Nein, das ist wohl eine Verwechslung mit der Zeitschrift Wifing". Bors.: Wir haben die

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Sahungen dieses Geheimbundes,

der fich zur Aufgabe gemacht hatte, Deutschland von allem Undeutschen, vom Kommunismus und Judentum zu befreien, der den Versailler Friedensvertrag zerschlagen wollte.§ 7 der Sagungen befagt, daß bei Aktionen sich jeder hinter die Führung zu stellen habe. Jeder habe sich einem Ehrenrat zu unterstellen und Satisfattion zu leisten. Fremdrassige sind ausgeschlossen, und jeder Aufzunehmende habe ein Raffebetenntnis abzulegen. Berräter verfallen nach § 10, der Feme . Niemand dürfe Führer oder Kameraden verraten. ( Zum Angeklagten): Davon ist Ihnen nichts befannt? Angel.: Nein! Vorf.: Diese Sagungen stimmen mit denen der D. C. genau überein und sind

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in Ihrer Wohnung gefunden worden.

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Heldenspieler Ehrhardt.

HABEKINO

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Könnte ich nicht den Wallenstein bei Ihnen spielen, Herr Direktor?"

Dafür reicht wohl Ihre Figur nicht ganz, mein Beffer. leicht die Rolle des Schufterle übernehmen." Aber nächstens geben wir die Räuber", da fönnten Sie viel­

bestimmten Stelle, darunter auch Herrn Kautter, überbrachte? v. Rillinger: Jawohl. Angefl. Haffmann: Der Eagungs­entwurf ist auch einem beschränkten Kreis von Unterführern zu­gängig gemacht worden. Bors.: Am 5. Juni 1921 hat die Haupt­leitung in München einen Befehl an die Unterführer los­gelassen, der monatlichen Nachweis der Stärke aller Formationen verlangt. Dann sind geheime Schriften versandt worden, die 3 ah len statt Worte zeigten, die jedoch nach einem Wörterbuch leicht zu enträtseln waren. Das alles deutet doch darauf hin, daß

eine festgefügte Organisation bereits im Sommer 1920 bestand, nicht, wie hier behauptet wird, eine lose Vereinigung. So heißt es z. B. in einem Befehl, daß in Telegrammen oder im öffentlichen Briefverkehr nicht das Wort Consul" verwendet werden follte. Rechtsanw. Dr. Sad: Herr v. Killinger,

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Angeft. Müller: Es handelt sich darum, daß damals junge Beute nach Oberschlesien gehen wollten, aber sie verlangten, daß anständige Leute neben ihnen ständen. Ich selbst habe einen Teil der Satzungen entworfen. Borf.: Was bedeutet" Consul"? Was wollten Sie Damit fagen? Angell. Kautter: Gegen Ehrhardt schwebten Strafverfahren. Deshalb nannten wir ihn und redeten ihn mit Conful an. Die Freiforps find ja auch nach ihren Führern benannt worden.- Bors.: In den Satzungen der D. C. heißt es, daß die Organisation Conful gegen die Weimarer Berfaffung, die Sozialdemokratie und das Judentum fämpfe, daß eine restlose Radikalisierung Deutschlands unmöglich gemacht werden müsse und daß gegen eine Selbstentmannung Deutschlands anzu­tämpfen fei. Die D. C. sei eine Geheimorganisation und als solche ein Ma chi faktor, wenn das Reich das erfordere. Jedes Mitglied schulde seinem Vorgesetzten Gehorsam. Juden oder Fremd raffige feien von der Aufnahme ausgeschlossen. Die Mitgliedschaft crlösche durch den Tod, durch ungehorsam oder freiwilligen Austritt. Jedes Mitglied sei zum Schweigen gegen jedermann verpflichtet. Verräter verfallen der Feme . Aus diesen Sazungen, Herr Hoffmann, geht doch flar hervor, daß Sie die Wei marer Verfassung bekämpften. Angefl. Hoffmann: Nach Er- Es wird über die Organisation Consul hier lang gestritten, wann füllung unserer militärischen Mission wollten wir einen Verband mit fie begründet wurde. Die Hauptsache aber ist, daß die Organis voterländisch- politischen Aufgaben schaffen. Den Ausdruc anti- fation Conful bestanden hat und geheime Ziele neben der nationale Weimarer Verfassung ", den wir damals prägten, Abwehr in Oberschlesien hatte.- Rechtsanw. Dr. Luetgebrune: bitte ich nicht als definitiv zu betrachten, denn die Parteien Interne Ziele, die der Regierung geheimgehalten werden sollten, be­maren über die Verfassung selbst noch nicht einig. Borf.: Kam standen da mals nicht. Ihnen nicht zum Bewußtsein, daß Sie mit dem Wort antinationale Verfassung" eine ffarte Staatsfeindlichkeit bekannten?

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Sie hatten doch bei einer ganz bestimmten Stelle ständig über , die Durchführung der übernommenen Aufgaben zu berichten. War das ohne Bericht an die Unterstellen möglich? Angeflogter v. Killinger: Nein. Die Geheimschrift ist nicht erstaun lich, da Chifrierung bei uns Marineleuten gang und gebe war. Der Vorsigende verlos daraufhin die Entwürfe zur Or­ ganisation Consul , die am 15. September auf der Tagung in München behandelt werden sollter. Die militärische Leitung sollte Herr v. Killinger übernehmen.

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Rechtsanw. Niethammer:

Der Vorsitzende ging dann auf den Verdacht der Teilnahme

der D. C. an der

Ermordung des Reichsminifters Erzberger ein und stellte fest, daß die Leiter der Organisation Consul megen dieses Berdachtes mehrere Monate in Haft gewesen seien. Der Hauptangeflagte Hoffmann erklärte, daß mit dem Eingreifen des badischen Staatsanwalts nach der Ermordung Erzbergers für ihn die Organisation Conful erioschen sei. Er habe sich nie wieder um die Organisation gefümmert. Bor= fiender: Engriff denn nun nicht der Mann die Zügel, der doch dauernd im Hintergrund stand, nämlich Herr Ehrhardt? Er hat doch im November 1921 nod

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Sie haben doch das Ansehen der Regierung damit direkt untergraben. Angell.: Nein, denn wir haben das öffentlich behandelt. Das ist doch kein Untergraben.- Bors.: Doch, denn Sie haben ja Ihre Organisation streng geheimgehalten und so gegen die Regierung gewühlt. Angefl.: Die beste Organisation, die es gab, war wohl die deutsche Armee, und obwohl man dort schärfften Gehorsam forderte, war doch kein fflavischer Gehorsam möglich, der chwa bedingungsloses Unrecht fordern fonnte. Borf.: Die Armee war der Staat. Sie aber waren der Staat im Staate. Angefl. fich energisch um die Finanzierung der D. C. bekümmert und Hoffmann: Wir brauchten den unbedingten Gehorsam, um den sich an den bayerischen Ministerpräsidenten ge­übernommenen Verpflichtungen gerecht zu werden.-Borf.: Warum wandt, um zu erreichen, daß die völkische Industrie Mittel, die sollten Verräter der Feme verfallen?- Angefl: Das bedeutete, für die Organisation Conful dienen sollten, an die Adresse des daß Verräter cum infamia" meggejagt wurden. Auf ihnen sollte Sanitätsrats Piffinger in München jenden sollte. wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Boyfott liegen. Bors.: Angeft. Hoffmann: Davon höre ich heute zum erstenmal. War das nun ein gesetzliches Mittel? Angefl: Das weiß ich Vorf.: Wir haben auch noch andere Beweise, daß die Organisation nicht, da niemand uns zur Seite stand. Bors: Unter Feme ver­Conful weiter bestanden hat und nicht, wie Sie sagen, durch den steht man ganz etwas anderes. Es heißt doch, wenn man den Eingriff der Statsanwaltschaft aufgeflogen ist. Mir liegt hier ein mittelalterlichen Begriff betrachtet, daß Berräter talt gemacht wer­Schreiben des Angeklagten Biebig vor, der sich damals Dr. den". Es ist verständlich, wenn in der Presse diese Meinung auf­Bogt" nannte und der in chiffrierter Form die Bezirksleiter fam. Angefl: So konnte es Außenstehenden erscheinen, aber warnte, fie follten sich auf Hausfuchungen gefaßt machen.- Der diese Sagungen, die man beschlagnahmte, waren doch nur ein Angeflagie Biebig behauptet hierzu, daß er nicht die Bezirks­Entwurf. Bors.: Herr v. Rillinger, wer hat denn den in leiter der Organisation habe warnen wollen, sondern lediglich feine Frage kommenden Sagungsentwurf gemacht? Angefl: Das alten Rameraden vor nannehmlichteiten iühen maren Rautter und ich. Angefl. Müller: Ich betone, daß diesem Bors: Dann hat das Gericht weiter ein Schreiben Sagungsentwurf rein militärische, nicht politische Ziele zu­des Angeklagten Henkel, das von der Zentrale München aus grunde lagen. Bors. Es ist eine bewußte Hetze, menn ein on die Thüringer Organisationen gegangen war, im Besik . In Geheimbund seine Mitglieder zwingt, derartige Zeitschriften wie der diefem Schreiben heißt es, daß die Organisation Conful formell auf­,, Wiking" oder Flugblätter zu halten oder zu lesen. Angefl. zulösen sei, daß aber eine kameradschaftliche Organisation ehe. Rechtsanw. Rautter: Dazu ist niemand gezwungen worden. maliger Frontfämpfer" gebildet werden müsse. Gleichsam auch als Dr. Luetgebrune: Alle diese Erklärungen lassen sich dahin for­Erfiärung findet sich in diesem Schreiben. das der Angeflaate muleren, daß im Sommer 1920 die Organisation Consul noch im Sjenfel verfaßt hat. noch der Sak: Oeffentlich find wir aufgelöst; Gründungsstadium war, daß bis zum September nach was wir im geheimen find, muß jeder am besten wissen. An den Statuten jedoch nicht verfahren ist. Borf.: Herr geflagter Hoffmann: Auch dafür fann ich nicht verantwortlich Hoffmann, ist das richtig? Angefl. Hoffmann: Gehorsam wurde gemacht werden. Für mich als Leiter der Organisation Conful war auch damals gefordert, und an einigen Stellen mögen wohl Verpflich- die Organisation eben erledigt. Vors: Ich möchte Ihnen dann fungen dazu vorgenommen worden sein. Forderung nach Gehornod, vorhalten, Herr Hoffmann, daß Sie am 7. Juli 1921 ein fam war in die Praxis umgesetzt worden. Rechtsanw. Dr. Rundschreiben versandt haben, das ebenfalls in Geheim Quetgebrun e: Ich bitte zu fragen, ob nicht die Arbeiten in der Ichrift abgefaßt war und das die Nummer 1 139" trägt. am Vormittag besprochenen Weise durchgeführt worden In diesem Rundschreiben heißt es, Sie hätten aus Berlin über den

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Endkampf im Landtag.

Die Deutschnationalen wollen Severing stürzen. Kommunisten helfen mit!

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Im weiteren Berlauf der Landtagsjigung fritisiert beim Haushalt für den Landtag

Abg. Frau Wolfftein( Komm.) das Verhalten des Präsidenten Beinert. Die Kommunisten verlangten seine sofortige Amts­enthebung, Einsetzung eines Untersuchungsausschusses und Einlei­tung eines Disziplinarverfahrens.( Großer Lärm im Hause.)

Abg. Grzesinifi( Soz.) spricht unter andauerndem Lärm der Kommunisten diesen das Recht ab, über Leinert zu ur­teilen.

Abg. Dr. Deerberg( Dnat.): Zu der Korruption haben die Rom­muniste ihr gut Teil beigetragen. Der Redner hält den Kom munisten, die seine Ausführungen mit großem Lärm be­gleiten, vor, daß sie die Raume des Hauses unter dem Schutz der Immunität mißbraucht hätten.

An der weiteren Auseinandersehung über diese Angelegenheit beteiligen sich die fommunistischen Abgeordneten Dr. Meyer- Ost­preußen und Frau Wolfftein, sowie der deutschnationale Abgeord­nete Dr. Deerberg. Mehrere Kommunisten werden wegen beleidigender Zurufe gegen den Abg. Dr. Deerberg zur Ord= nung gerufen. Der Haushalt des Landtags wird genehmigt. Den Haushalt des Staatsraats leht Abg. Dr. Meyer Ost­preußen( Komm.) ab, während Abg. Dr. Hoffmann- Münster( Dnat.) bemerit, daß der Staatsrat nach Auffassung seiner Partei eine Staatsnotwendigkeit sei. Der Haushalt wird bewilligt.

Bum Haushalt für das Staatsministerium und den Minister­präsidenten hat die deutschnationale Fraktion

ein Mißtrauensvotum gegen den Ministerpräsidenten Braun, den Minister des Innern Severing, den Handels­minifter Siering und den Landwirtschaftsminister Dr. Wendorff

eingebracht, das vom 2bg. Bachem( Dnat.) besonders mit Rücksicht auf die Zustände im Saargebiet(!) und im besetzten Gebiet(!) bes gründet wird.

Abg. Dr. Meyer- Ostpreußen ( Komm.) will dieses Mißtrauens votum auch auf den Justiz minister ausgedehnt sehen und era flärt die Zustimmung der Kommunisten zu dem deutsciationalen Antrag.

Abg. Dr. Wiemer( D: Bp.) erklärt, daß seine Partei dem Miß trauensvotum nicht beitreten könne, da ja doch am 7. De zember das Bolt die Entscheidung fälle.

Der Haushalt wird angenommen,

über das Mißtrauensvotum wird am Donnerstag abgestimmt werden.

Der Haushalt des Finanzministeriums wird angenommen, nach dem Abg. Ebersbach( Dnat.) Beschwerden über die Behandlung der Beamten erhoben und Abg. Dahlem ( Komm.) die Abfindung der Hohenzollern fritisiert hatten.

Bum Haushalt des Ministeriums für Wissenschaft, Kunst und Wolfsbildung verzichtet eine ganze Reihe Redner auf das Wort. Abg. Kilian( Komm.) führt aus, die Schule sei zu einem Instrument der Unterdrückung der Arbeiterschaft geworden; für die Kirche have man dagegen eine freigebige Hand. Abg. Delze( Dnat.) bedauert das Nichtzustandekommen des Reichsschulgesches. Abg. Bok( Natsoz.) bestreitet, daß der Evangelische Bund fonfeffionelle hetze treibe. Der Kultushaushalt wird angenommen, ebenso nach furzer Er örterung der Haushalt der Allgemeinen Finanzverwaltung und das Haushaltsgejez.

Finanzminister Dr. v. Richter teilte mit, daß eine neue Grundsteuer vorbereitet werde. Nächste Sizung: Donnerstag 12 Uhr( britte Beratung des Haushalts). Schluß: 3 Uhr.

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Wirtschaft

Der Börsenumfasstempel.

Die Bestrebungen, eine her a bießung des Börsenum fakstempels herbeizuführen, haben zu der bekannien Demon­ftration der Berliner und zu einer gleichartigen Rundgebung der Stölner Börse am Montag geführt. Sie sind inzwischen nicht zur Ruhe gekommen. Mit erneutem Eifer arbeiten die Börsianer darauf hin, daß diese Steuer aufhört oder wenigstens ermäßigt wird. Die Arbeiterschaft fann an diesen Forderungen nicht achtlos vorübergehen. Die Börsensteuer wurde in Deutschland deswegen so starf crhöht, weil in der Inflation alle übrigen Befitsteuern mehr oder minder versagten. Sie beträgt bei einem doppelten lim= fa 3 eines Banffunden heute 34 vom Tausend gegen 0,9 vom Tausend vor dem Kriege. Händler zahlen den geringeren Stempel von 4 v. T. für ein Geschäft gegen 0,3 v. T. vor dem Krieg. Würdigt man diese Gäge rein objektin, so fann man feinesfalls zu dem Ergebnis kommen, daß sie zu hoch sind. Der Aktienkäufer, der ein Papier nur deshalb erwirbt, weil vielleicht daran 3,4 Proz. zu gewinnen sind, der Händler, der ein Bermittlungsgeschäft eingeht, bei dem nicht mehr ais e Achtel Prozent Profit winkt, sind beide immerhin Selten heiten. Das muß doch einmal offen ausgesprochen werden. Höher find aber die Beträge, die der Staat für sich beim Börsenumsatz bean+ fprucht, nicht.

Bederft man hingegen, wie hoch der Berbrauch heute be­lastet ist, der bei dem geringsten Wareneinkauf mindestens 4 Proz. Umfagsteuer bezahlen muß, dem Lohnabzug unterliegt und alle mög lichen indirekten Abgaben außerdem zu tragen hat, fo fann feines. wegs davon die Rede sein, daß die Börse mit Steuern überlastet ist. Wenn man trotzdem das glaubt, so hätte man mindestens Bor schläge zu machen, in welcher anderen Weise der Besitz für die Ausfälle haften soll, die bei einer Ermäßigung der Börsen­umfassteuer entstehen. Es handelt sich dabei immerhin um erhebliche Beträge., Brachte dech beispielsweise der Börsenumsatzstempel im September allein 12,9 millionen Goldmart und in der ersten Hälfie Aber in des laufenden Steuerjahres 60,5 Millionen Goldmark.