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betont worden sei, daß der Reichskanzler völlig freie and behalte. Die deutschnationale Barteileitung habe sich zwar bemüht, diese Zugeständnisse in einem Brief von Guérarb umzufälscher, Guérard habe aber den Versuch sofort zurüdgewiesen, was auch von Bestarp anerkannt wor den sei.

der Anwesenden zollte Professor Bauer, der ganz offensichtlich vom| nach rechts und links zugestanden habe, wobei ausdrücklich Bund Bayer und Reich" vorgefchidi war, großen Beifall. Sein Vorschlag fützt sich auf die zwischen den Deutschnationalen und einem erheblichen Teil der Bayerischen Volkspartei bestehende Lebereinstimmung, daß der Wahlkampf die Wege für eine möglichst rasche Wiedereinführung der Monarchie in Bayern frei zu machen habe und deshalb von einer fünftigen Rechtsregierung im Reiche die Mitwirkung an einer gründlichen Umwälzung der Reichs- und Landesverfassungen im Sinne des föderalistischen Bam berger Programmes zu erzwingen sei. Als Hauptpunkte für die Sonderstellung eines monarchischen Bayern werden an­gesehen: 1. Ein besonderes bayerisches Heeresfontingent zur freien Verfügung der bayerischen Regierung; 2. Abtrennung der baye. rischen Eisenbahn- und Verkehrseinrichtungen von der Reichsbahn A.- G.; 3. wenn nötig, als Vorstufe für die Monarchie eine baye­rische Staatspräsidentschaft. in deren Hände einstweilen die wesent­lichsten Regierungsbefugnisse gelegt werden sollen, unter Einschrän­fung der Rechte der Boltsvertretung, darunter auch die Bewilligung der Steuern und die Kontrolle des Staatshaushalts.

Die Wahlparole der Volkspartei.

Reaktion und politische Unehrlichkeit. Der geschäftsführende Ausschuß der Deutschen Volks partei hat, wie die Beit" meldet, in voller Einmütigkeit" folgende Wahlparole formuliert:

Die Sache wird für die Deutschnationalen immer blamabler! Es zeigt sich, daß sie bei dem Schacher um einige Ministerportefeuilles von einer geradezu astetischen Bescheidenheit gewesen sind. Was soll man aber davon sagen, daß auch der altton fervative Graf von Westarp mit von der Partie gewesen ist und Hergtan Bescheidenheit noch über­troffen hat? Das ist ein Kapitel, das bei der Sitzung der deutschnationalen Landesvorstände weitgehende Berücksichtigung ver­dient. Hergt ist abgefägt. Und Westarp? Wenn schon, denn schon!

Freiheits- und Befreiungspolitie".

Ein Aufruf der Putschpartei.

Die Nationalsozialistische Partei veröffentlicht einen zweiten Wahlaufruf, der noch deutlicher als der erste zeigt, wohin die Fahrt gehen soll. In dem Aufruf heißt es, die Nationalsozialistische Partei erkenne den durch die Abstimmung vom 29. August geschaffenen Zustand nicht an und fordere den Kampf 29. August geschaffenen Zustand nicht an und fordere den Kampf gegen ihn. Sie rufe das Volk zu einer Freiheits- und Be­freiungspolitit. Ein Eintritt in den vom jüdisch- fapitalisti­fchen Internationalismus geleiteten" Bölkerbund wird als drittes Versailles bezeichnet.

Die Deutsche Volkspartei wird den Wahlkampf felbständig führen ohne Anlehnung nach fints oder rechts. Die Deutsche Bolts­partei wird ihre bisherige Politik der inneren Kon­folidierung auch weiterhin verfolgen. So wie bisher die Man fennt die Tonart. Es sind die alten Phrasen, mit denen Außenpolitik der Deutschen Boltspartei die Hitler und Ludendorff ihre Gläubigen in den Bürgerbräu­immer größere Anhängerschaft gefunden hat, so hofft Butsch gelockt haben. Die Deutschnationalen waren da sie auch, daß die Neuwahlen die Grundlage für eine 3 usammen- mals nicht dabei, weil sie es verstanden hatten, sich vorsichtig im fassung immer größerer Kräfte auf der Linie der Hintergrund zu halten. Aber man erinnert sich, daß einer ihrer Mi Deutschen Volkspartei in der inneren Politit nisterkandidaten für den Bürger blod bei einem Gelingen des schaffen werden." Butsches bereit war, in das Direktorium einzutreten. Die neu erwachte Freundschaft der Deutschnaticeralen für die Rechts­putschisten ist also zu verstehen.

Die selbständige Führung des Wahlkampfes wird die Bolkspartei nicht verhindern, nach den Wahlen wieder Zu treiberdienste für die Deutschnationalen zu leisten.

Die Ansprüche der Großlandwirtschaft.

Außenpolitit der Deutschen Volkspartei : sie hat gar teine. Der Kurs der deutschen Außenpolitik ist jahrelang gegen die Deutsche Bolkspartei bestimmt worden. Die Rentenbankhypothek den Landbündlern! Gezwungen durch die Wucht der Tatsachen und die innere Logik der Außenpolitik der Republik , mußte sich die Deutsche Donnerstag, in Berlin zu seiner 54. außerordentlichen Boll­Der Deutsche Landwirtschaftsrat ist gestern, Volkspartei unter Stresemann trog ihres schwarzweißroten Geredes zu dieser Außenpolitik befehren. Aber immer mußte versammlung zusammengetreten. Zur Frage der Bildung der Herr Stresemann von außenpolitischen Efeleien der Deutsch - Rentenbankereditanstalt hat er folgenden Beschluß gefaßt: nationalen zurückgehalten werden. Diese Mischung aus " Der Deutsche Landwirtschaftsrat muß mit Bedauern fest­Müssen, Widerstreben und Anderswollen nennt sich Außenstellen, daß das Gesez über die Liquidation des Umlaufes an politik der Voltspartei". Diese Wahlparole für etwas, was gar nicht egiftiert, ist ein Humbug. Die Linie der Deutschen Volkspartei in der inneren Politik ist freilich flar genug: feine flare Stellung zur Republik und zur demokratischen Verfassung, politische Re­attion gepaart mit fozialer Reaktion, Interessenpolitik für die Großindustrie.

Die Volkspartei will den Bürgerblod- das ist ihre innere Konsolidierung". Ihre Wahlparole ist bewußt schwammig, aber gerade deshalb um so deutlicher: Bürgerblod und innere Reaktion, verhüllt durch politische Unehrlichkeit.

Zentrum und Deutschnationale.

Die Unterhändler berichtigen.

Auf die Behauptung des deutschnationalen Wahlaufrufes, das 3entrum habe sein Bort gegenüber den Deutschnationalen nicht eingelöst, stellen die Unterhändler des Zentrums v. Guérarb und Lammers fest, daß das Zentrum ben Deutschynationalen für den Fall einer Annahme der Dawes- Gesetze durch ihre Fraftion lediglich eine entsprechende Vertretung in den Ausschüssen zur Durchführung des Gutachtens und eine entsprechende Berücksichtigung bei Verhandlungen über eine Regierungserweiterung

Ein Opfer des Amazonas .

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Bon Joh. Kregen.

Die deutsche Landwirtschaft, die ohte Mitverantwortung float­licher Organe zu zwei Dritteln die Last für die Wiederherstellung der deutschen Währung übernommen und getragen hat, und nun­mehr zur Tilgung der aus diesem Anlaß bei der Renterbant auf­genommenen Reichstredite verpflichtet worden ist, muß für sich das Recht und die Fähigkeit in Anspruch nehmen, die bei der Deutschen Rentenbank zur Sanierung ihrer eigenen Kreditnot ver= fügbar gebliebenen geringen Mittel durch ihre eigenen Organe zu verwalten.

Liest man die Entschließung, so wird man geradezu auf den Gedanken gestoßen, daß die Umgestaltung der Deutschen Rentenbank ausschließlich eine Sache des Reichsland­bundes und seiner amtlich angestrichenen Filiale, der Breußischen Hauptlandwirtschaftskammer sowie des Deutschen Landwirtschaftsrats sein soll. In der Generalversammlung der Deutschen Rentenbank wiegt der Einfluß der politisch organisierten Großlandwirte derart vor, daß eine Er füllung der vom Landwirtschaftsrat erhobenen Forderungen geradezu eine Preisgabe der kreditbedürftigen mittleren und fleinen Landwirtschaft an den Großgrundbesitz bedeuten. würde. Es ist zum erstenmal in der Geschichte des Bank­wesens, daß eine private Intereffengruppe mit dem Anspruch auftritt, eine sta at i ich festgesezte Generalhypothek auf die deutsche Landwirtschaft ohne jede wirksame Kontrolle an sich zu ziehen. Denn die maßgebenden wirtschaftlichen Verbände der deutschen Landwirtschaft, insbesondere die Genossenschaften, sind in dem bisherigen Rentenbankstatut vollkommen in den Hintergrund gedrängt; eine wirtsame behördliche Kontrolle, die durch eine bloße Aufsicht des Reiches feineswegs ersetzt werden kann, wird in der Ent­schließung abgelehnt. Dabei beruft man sich in großen Tönen auf die Fähigkeit, die die Rentenbank angeblich bisher bei der Finanzierung der Landwirtschaft gezeigt haben soll. Die Bauernorganisationen sind aber darüber anderer Meinung. Sie haben gegen die einseitige Kreditpolitik der Rentenbank wiederholt aufbegehrt. Auch sonst bestehen gegen die von den Landbündlern geforderte Umstellung der Rentenbank schwere Bedenken, auf die noch näher einzugehen sein wird. Schon jetzt hat man aber den deutlichen Eindruck, daß es dem Reichs­landbund darum zu tun ist, mit dem unkontrollierten Recht auf zwei Milliarden Mart Hypotheken der Landwirtschaft sich ein wirtschaftliches Machtmittel zu sichern, das es feinen eigenen politischen 3weden nugbar machen Reichskabinett diesen Bestrebungen ohne weiteres nachgibt, will. Wir können nicht annehmen, daß das gefchäftsführende zumal ihm für die Gründung der Rentenbankkreditanstalt eine ausdrückliche Ermächtigung des Reichstages fehlt.

Rente umartſcheinen infolge des Einspruchs des Organisations Reichspräsident und Untersuchungsrichter.

Kommunistisches Gerede.

Die Rote Fabne" hält in ihrer heutigen Morgenausgabe ihre Behauptungen aufrecht, daß der Reichspräsident mit dem untersuchungsrichter Vogt über den Prozeß gegen die Mit­bezieht sich dabei auf ein Altenstüd, in welchem der Untersuchungs glieder der Kommunistischen Bentrale verhandelt habe. Das Blatt richter felbft zwei Besprechungen mit dem Neichspräsidenten ver. merkt habe. Wie wir erfahren, bat der Untersuchungsrichter diese Unterredungen nicht mit dem Reichspräsidenten , sondern mit dem wirklich an der betreffenden Stelle fich das Wort Reidepräsident von selbst ergibt, nur der Reichstagspräsident gemeint sein. Deni finden würde, so fönnte damit, wie sich aus dem Zusammenbang präsidenten, dem Landtags und dem Reichs direktor di es ist ausdrücklich von Verhandlungen mit dem Landtags präsidenten, dem Landtags und dem Reichs direktor di tebe, außerdem handelt es sich ja um die Haussuchung im

tomitees für die Goldnotenbank in einer Fassung verabschiedet worden ist, welche die fünftige Gestaltung der notwendigen Kre. bithilfe für die deutsche Landwirtschaft offen gelassen hat. Die Regelung dieser Frage ist ein Gebot der daß die in§ 9 des genannten Gefehes vorgesehene Errichtung einer Stunde. Der Deutsche Landwirtschaftsvat fordert einstimmig, landwirtschaftlichen Kreditanstalt unverzüglich und in engster Anlehnung an die erfolgte Umgestaltung der Deutschen Renten bant vorgenommen wird. Träger der Rentenbanktreditanstatt fönnen nur die in der Geichstag& präsidenten Wallraf gehabt. Wenn in dem Altenstikt neralversammlung der Deutschen Rentenbant vertörperten grundschuldberpflichteten Landwirte fein. Eine Bertretung ber feit aftersher mit der Vermittlung des landwirtschaftlichen Kredites beschäftigten und darin bewährten Institute in den Organen der Rentenbankfredttanstalt ist gleichwohl nur zu begrüßen. Für eine anders geartete Bertretung der Länder, durch welche die Selbst. perwaltung der Rentenbankfrebitanstalt in der Hand der beut fcher Landwirtschaft in Frage gestellt werden fönnte, fann ein Be dürfnis um so weniger anerkannt werden, als die Unterstel­lung der Anstalt unter die Aufsicht des Reiches die fagungs gemäße Berwaltung der Mittel und die Berücksichtigung der Kre. ditbedürfnisse in den einzelnen Landesteilen verbürgt.

Meter hohen Roroima; westwärts reifte er meiter zum Orinoco , den durch dessen Bifurkation( Gabelung) entstandenen, 400 Kilometer fangen Cafiquiare entlang fübwärts und schließlich auf dem Rio Negro zurüd zum Amazonas .

Aus dem nördlichen Brasilien , aus Manaos , dem Vorposten der Bei diesen Reisen zu Wasser und zu Lande hat Koch- Grünberg Zivilisation am mittleren Amazonas , kommt die Trauernachricht, daß ungeheure Strecken zurückgelegt. Seine Wirksamkeit als geographi­dort der deutsche Südamerikaforscher Theodor Koch - Grünscher Forscher hat manchen weißen Fled in den südamerikanischen berg ein Opfer der heimtüdischen Tropenkrankheit, der Malaria, Karten verschwinden machen. Aber höher steht seine Tätigkeit als geworden ist. Der Forscher wollte eben seine vierte große füdameri Ethnograph, seine Wirksamkeit für die Bereicherung der Bölker­fanische Forschungsreise beginnen. Seine Expedition sollte ge­funde. Manche Indianerstämme hat der Forscher als erster Euro­meinsam mit einer von Norden vordringenden amerikanischen päer überhaupt, viele andere Stämme als erster wissenschaftlich ge= Schulter Europäer besucht. Und vor allem: er hat den roten Männern Expedition Aufklärung über das Quellgebiet des Orinoco bringen, jenes mehr als 2200 Kilometer langen, im eine große Liebe zugewandt, die für feine Forschungen außerordent Grenzgebiet von Brasilien und Venezuela entspringenden Haupt- lich fruchtbar geworden ist. Alle Seiten der Indianerexistenz hat er fluffes von Venezuela , der schon Alexander v. Humboldt feffelte. Apparat hat ihm soviel Ausbeute gegeben, wie der im Notizbuch in den Bereich seiner Beobachtung gezogen. Der photographische Der Drinoco ist bis zu seinen Quellen bis heute nicht erforscht, wenn auch jenes Phänomen, daß er seine Wasser sowohl nach Norden zum festgehaltene Eindruck. Die Menschen an sich haben ihn gefesselt, Karibischen Meer, wie auch durch den Cafiquiare nach Süden zum wie auch alle ihre Lebensäußerungen von der Geburt bis zum Tode. Rio Negro und dadurch zum Amazonas fendet, zuletzt noch durch Er hat Feststellungen über den Beugungs- und über den Geburtsaft, Koch- Grünberg flargestellt worden ist. über die Aufzucht und die Erziehung der Kinder treffen fönnen, alle Bemühungen um die Lebensbedürfnisse hat er kennengelernt. Auch die geistigen Lebensäußerungen, Religion und Dichtung, Tanz und Gefang, find ihm bekanntgeworden.

Roch- Grünberg hat die Ergebnisse seiner beiden legten Reisen außer in Leildarstellungen hier und dort in mehreren großen Werken aufammengefaßt. Ueber die Reise in den Jahren 1903/05 berichtet das Wert zwei Jahre unter den Indianern", das in einer ein­bändigen Bolfsausgabe 1921 bei Streder u. Schröder unter dem Titel 3 wei Jahre bei den Indianern Nordwest Brasiliens" neu herausgekommen ist. Die lehte Reife ift in cinem fünfbändigen Wert, dessen noch fehlender Band wohl vor der Abreise des Forschers zu seiner neuen Reise abgeschlossen worden ist, unter dem Titel Bom Roroima zum Orino ca", Ergebnisse einer Reise in Nordbrasilien und Benezuela in den Jahren 1911 bis 1913", dargestellt. Beide Werte sind Fundgruben für den Ethno­graphen sowohl, wie für den allgemein an der Soziologie der Natur­völker Interessierten. Es sind Zeugnisse für Stämme und Kulturen, die sich in rascher Zersehung befinden. In Zersehung deshalb, weil der rote Mann überall dort starte Veränderungen im Charakter und in seinen Beziehungen zur Natur erfährt, wo er dem Einfluß der Weißen" unterliegt.

Theodor Koch- Grünberg gehört zu jener Forschergeneration, non ber man nichts Größeres fagen tann, als daß sie nichts anderes wollte, als der Wissenschaft zu dienen; nicht irgendeiner angewandten, im Effekt Geld und Gut einbringenden Wissenschaft, sondern jener Wiffenschaft, die einfach Fragen, die ohne Antwort bleiben müssen, nicht erträgt, die diese Antworten so lange sucht, bis sie sie gefunden hat. Ihn reizten die Eintragungen" terra incognita"( unbekanntes Land) in den brasilianischen Karten; ihn reizte die große Frage, die dahinter verborgen ist. Bei seiner Reise zu Anfang des Jahr­hunderts ging er vom Amazonas dessen größten linten Nebenfluß, den Rio Negro ( Stromlauf über 2000 Kilometer), hinauf bis dorthin, wo dieser, vom Norden kommend, die scharfe Biegung nach Osten macht. Bon hier aus wendete sich der Forscher nach Westen in das brasilianisch- folumbianische Grenzgebiet und erforschte dies, den Flüssen folgend, nach allen Richtungen. Bei seiner legten Reise Bei seiner legten Reise folgte er wieder erst dem Rio Negro und dann seinem großen Neben­fluß, dem Rio Branco, nach Norden. Er gelangte bis zum 2600

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Diese in jedem Betracht ungeheure Leistung wurde erzielt unter den denkbar ungünstigsten Verhältnissen. Die Ge­biete, die Koch- Grünberg bereiste, liegen in unmittelbarer Nähe des Aequators . Das riefenhafte Becken des Amazonas , zu dem fie im weiteren Sinne gehören, ist so ungefund wie möglich. Fieberfrant heiten( deren einer der Forscher jekt erlegen ist) fordern fortwährend Opfer ohne Zahl. Giftige und ungiftige Schlangen, große Raub tiere, zahlloses Ungeziefer alle find Gefahren für den Menschen und insbesondere für den Gringo, den landesungewohnten Europäer. Die Elemente der Natur selbst find seine Gegner: regnet es im Ama­zonasgebiet, so fallen Waffermassen vom Himmel, aus Rinnfalen werden reißende Bäche, aus Bächen Ströme. Weite Strecken werden unpaffierbar. Auch der Bootfahrt fann dann leicht ein Halt geboten sein: die Flüsse führen Bäume mit in reißender Strömung, Uferland treibt als schwimmende Insel in den Fluten.

Auch unter sozusagen normalen Berhältnissen ist die Kom munitation schwierig: ein Kilometer im Wald des nördlichen Brasiliens mag der hundertfachen Entfernung auf deutschen Wegen und Faschinenmesser) mag man sich mühsam den Weg bahnen. Selbst im Kraftaufwand entsprechen. Nur mit Foiçe und Facao( Haufichel die größeren Tiere der Wildnis fönnen sich nur auf ihren in langen Zeiten mühsam durchbrochenen und ausgetretenen Pfaden bewegen. In den Wohngebieten der Indianer, die sich allerdings gern längs der Flußläufe ansiedeln, dann Kanoes anzufertigen und auf den schwierigsten Gewässern zu handhaben missen, gibt es uralte Land­wege, anscheinend unter Benutzung von noch älteren Wildpfaden entstanden. Aber was heißt im Urwald Weg! In tausend Win­dungen, der Linie des geringsten Widerstandes folgend, um alle starten Bäume herumführend, zieht sich ein Pfad durch ein Unterholz, das man nach deutschen Begriffen gut und gern als ein dichtes Nieder holz bezeichnen fönnte. Einen Forscher sich auf solchen Pfaden mit feinen immer größeren Gepäck vorzustellen, ist fast unmöglich. Die

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Parlament.

in Duisburg hat die Einreisegenehmigung des Reichsinnenministers Jarres bleibt ausgewiesen. Die belgische Beratungsbehörde Dr. Jarres und die Uebernahme der Geschäfte des Ober­bürgermeisters in Duisburg durch Jarres erneut versagt.

Hochachtung vor solchen Leistungen steigt, je mehr man die Schwierig. feiten fennt.

Ein Opfer der Wissenschaft ist ieht Theodor Roch- Grünberg ge­worden: der Amazonas - lodend mit immer noch unzähligen Rät­feln und gefräßig wie Moloch hat ihn gefordert, wie er Jahr für Jahr mit seinen Fieberdünsten tausende und wieder tausende ün­genannte als Opfer fordert.

Radio- Wahleede.

Grau, von der tiefen Dämmerung ungeheuer geweitet, unter einem fließt im Nebel. Lichtreflamen werfen bligartig ihr gelbes, grünes Bleicher Himmel, liegt der Trafalgar Square . Die Nelfonsäule zer­und rotes Licht in seine von grellen Lichtstraßen umrahmte Dämme­rung. Gedämpft nur flingt, wie ein fernes großes Bumpwert, in feine Stille das Rauschen der Autos und Omnibusse, die in einer Rette ohne Ende auf dem federnden Holzasphalt Londons dahin­gleiten.

Asquith spricht, 500 Rilometer entfernt, in Baisley, seinem Wahlbezirk. Aber der Neubau am Südwestende des Squares, ein moderner Eisenbetonbau, eingehüllt in die Verschalung eines Holz­gerüftes, grell angeleuchtet von den Gaslaternen der Straße, trägt Die Sprachrohre, drei Trichter, die so ungehörig- sinnlos aus dem Holz des Baugerüftes herausragen wie Kanonenrohre aus einem Getreidefeld. Davor auf dem Blag ein paar Tausend, wie zögernd fich versammelnde Menschen, herumstehend, auf dem Rand der Baffins fizend, an die Sockel der Denkmäler gelehnt, ein wenig fröftelnd und ohne jede Zusammengehörigkeit, zu der jeder ge= schlossene Raum die Menge zusammenschweißt.

Blöglich schallt aus den Trichtern ein Klappern, als ob Teller aufeinandergestellt würden: Asquith wird in Baisley begrüßt. beginnt seine Rede. Seine Stimme schallt übermenschlich aus den Er Trichtern heraus. Sie ist hier lauter als in Wirklichkeit; sie tönt über den ganzen riesigen Plak. Jedes Wort ist deutlich, wenn auch manch­mal eine Silbe von einer Autohupe verschlungen wird. Es ist die Wahlrede des Führers einer Oppositionspartei. Also muß man an­flagen, muß den Gegner, der nicht antworten fann, aufs Glatteis führen und ihn lächerlich machen. Asquith zieht alle Register der Biederfeit und des donnernden Ernstes.

Die Zuhörer auf dem Trafalgar Blah fröfteln. Es fehlt der Kontakt zwischen dem Redner und den Zuhörern. Freilich ist man trog solcher nur zu offenbaren Mängel feinen Augenblick darüber im Zweifel, daß diefe Neuerung der jüngsten Jahre, diese Einstellung darstellt. Man ist sich darüber klar, daß sich hier unerschloffene Möq­des Radio in den politischen Kampf einen bedeutsamen Fortschritt lichkeiten der Erziehung zur Politik bieten. Wichtige Parlaments­figungen fönnen ungezählten Zuhörern übermittelt werden, die nichts anderes zu tun haben, als den Kopfhörer umzuschnallen; wichtige Reden von Staatsmännern und Parteiführern fönnen in einer un­begrenzten Anzahl von Versammlungen gleichzeitig gehört werden. Die Zeitung ist nur eine zu schmale Brüde zwischen den politischen Führern und den Massen. Das gesprochene Wort, das durch Radio vermittelt wird, mag leichter Eingang finden als das gedruckte, und dadurch helfen, die Basis, auf der die Demokratie steht, zu erweitern.

Egon Wertheimer, London .