Nr. 502 41. Jahrgang
1. Beilage des Vorwärts
Spargroschenaufwertung/ Kleinwohnungsbeschaffung
Beschlüsse der Berliner Stadtverordnetenversammlung.
wenden; finderreiche Familien, die auf der Dringlichkeitslifte eines Wohnungsamtes eingetragen find, sollen vorweg berücksichtigt werden; die Verwendung der Mittel wird der Wohnungsfürsorgegesellschaft mit der Maßgabe übertragen, daß Kleinwohnungen im Hochbau zu bevorzugen find;
3. für Vorbehalfsmittel 3 Millionen, von denen einmalig 200 000 m. zur Unterstützung notleidender Berliner Künstler zur Verfügung zu stellen find; die Summe foll teils zu wirtschaftlichen Beihilfen für nicht mehr arbeitsfähige Künstler, teils zur Erteilung von Aufträgen und zu Ankäufen dienen. Um eine sachgemäße Berwendung der Summe zu gewährleisten, soll der wirtschaftliche Verband Berliner Künstler zur Mitwirtung herangezogen werden;
Die Stadt Berlin schwimmt leider noch nicht im Geld, aber die| Stadtverordnetenversammlung tonnte gestern doch ein paar Beschlüsse fassen, durch die schon über einige voraussichtlich sich ergebende Ueberschüsse verfügt wird. Aus dem Haushaltsausschuß, dem eine Reihe von Anträgen sozialer Art überwiesen worden war, tam unerwartet das Ergebnis feiner Beratungen und unverzüglich wurde die Berichterstattung und Beschlußfassung über seine Vorschläge auf die Tagesordnung gesetzt. Genosse Reuter berichtete aus dem Ausschuß, und er verteidigte im Laufe der Debatte auch als Redner der Fraktion die Ausschußvorschläge gegenüber den mehrfordernden Kommunisten und Deutschnationalen, denen er vorhielt, daß fie mit ihren unerfüllbaren Mehrforde rungen nur ihr gefährdetes Wahlglüd verbessern 4. alle weitergehenden Anträge sind abzulehnen. möchten. Die Rechte wollte für die Aufwertung von SparkassengutGen. Reuter gob als Ausschußreferent diese Beschlüsse behaben sogleich doppelt soviel wie der Ausschuß zur Verfügung stellen, farrit und erläuterte sie. Der Ausschuß hat die umfassende Materie womit die Hergabe von Mitteln für die dringend notwendigen Woh zwei Sigungen. Ueber die Voraussetzung einer etwaigen Stellung in drei Sigungen beraten, daneben brauchte noch ein Unterausschuß nungsbauten unmöglich geworden wäre. Nach Ansicht des Kämme- nahme zugunsten der Anträge, D. h. über die städtische Finanzlage, rers ist ja noch nicht einmal sicher, daß die vom Haushaltsausschuß sei eine restlose Aufklärung nicht möglich gewesen; doch habe auch erwarteten Ueberschüsse voll einkommen werden. Die Abstimmung der Kämmerer geglaubt, die Berwendung eines lleberschusses bis ergab die Annahme der Ausschußvorschläge. zur Höhe von 13 millionen verantworten zu können. Infoweit liege ein übereinstimmender Beschluß vom Magistrat und Ausschuß vor. Hinsichtlich der Verteilung habe der Ausschuß das Verlangen der Deutschnationalen für verfrüht und feine Erfüllung zurzeit für unverantwortlich erachtet; es würde allein eine Sparinlage von 700 millionen Goldmart aufzuwerten sein. Schließlich ist der Ausschuß in seiner Mehrheit über die Verteilung in der angegebenen Art schlüssig geworden..
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Der Vorsteher Genoffe aß eröffnete die gestrige Sitzung mit der Mitteilung, daß an Stelle des ausgeschiedenen Gen. Felger der Raffenbeamte Gen, Büchner in die Bersammlung eingetreten ist. -Ein Dringlichkeitsantrag der Wirtschaftspartei, daß der Magistrat beim Vorstand der Straßenbahn G. m. b. H. dahin einwirke, daß Anträge des Personals auf angemessenen Vorschuß zur Beschaffung von Heizmaterial, Winterfleidung und Kartoffeln nach Möglichkeit berücksichtigt werden, wurde ohne Debatte angenommen. Eine Anzahl weiterer Dringlichkeitsanträge hat die Reichstagsauflösung und der Beschluß der Selbstauflösung des Landtages hervorgerufen. Bon den Demokraten und den Kommunisten wurde die Auflösung der Stadtvertretung und die Vornahme der Neuwahl am allgemeinen Wahltage, 7. Des zember verlangt, von den Kommuniste lagen Anträge auf weitgehende Steuererleichterungen und auf Herabiehung Der Arbeitszeit in den städtischen Werfen vor. Alle diese Anträge stießen auf Widerspruch und fonnten demnach gestern no nicht zur Besprechung kommen. Der Antrag des Magistrats auf Gewährung eines Darlehns von 150000 m. an den Verein Hoffnungsthal E. B. ging an einen Ausschuß; die Vorlage wegen Neufestfehung des Taschengeldes( monatlich 3 M.) wurde an= Arbeitsentlohnung für die Infassen städtischer Anstalten wurde an genommen.
Hierauf befaßte sich die Versammlung außerhalt der Tages. ordnung mit den erst gestern vom Haushaltsausschuß gefaßten Be schlüssen zu den Anträgen der Deutschnationalen betreffend Auf hebung der dritten Steuernotverordnung und Aufwertung der städtischen Anieihen und Sparfassenguthaben, zu dem Antrag unserer Genossen megen Wiederaufnahme der zurückgestellten sozialen Aufgaben der Stadt und zu den Anträgen der Kommunisten betreffend Berbesserung der Erwerbslosenfürsorge. Der Ausschuß hat folgende Beschlußfassung empfohlen: Von dem zu erwartenden
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Ueberschuß von 13 Millionen Mark find zu verwenden: 1. Für die Aufwertung der Spartassenguthaben vorläufig 5 Millionen; das einzelne Sparguthaben ist mit 10 Broz. aufzuwerten, wobei über 100 Rentenmorf nicht hinauszugehen ist; die Aufwertung hat bei den Sparern zunächst im Alter von 65 Jahren und darüber zu beginnen, jedoch sollen ihnen folgen a) Sparer, die fich in ganz offenbarer Notlage befinden, b) Sparguthaben, die für Mündel angelegt sind und zur Bestreitung dringender Ausgaben, wie Aufwendungen für Berufsausbildung, für Einkleidung usmo, benötigt werden;
2. für die Förderung ds Wohnungsbaues 5 Millionen; diese Mittel sind als Spigenbeträge in Form hypothetorischer Beleihung zu möglichst niedrigem 3insfaz, evil. auch ohne Zinsverpflichtung, für die Durchführung von Wohnungsbauvorhaben Minderbemittelter, Baradenbewohner usw. zu ver
Einen Augenblic fah er noch auf sie nieder, im Innern durch ihre schnelle Abwehrbewegung ebenso verlegt wie durch ihre Worte und dennoch voll zärtlicher Liebe zu ihr. So stand er schweigend, als es flopfte, und die Pflegerin mit Jonces Mutter, Lady Ottery, hereintraf. Die Mutter eilte auf das Bett zu und umarmte ihre Tochter.
,, Mein armes Herzenskind!"
Mutter, mein armes Rindchen!" flagte Jonce. Es war das erstemal, daß sie in Bertrams Beisein das Kind erwähnte, und es ging ihm durch und durch. Wäre ich nur bei dir gewesen!" sagte ihre Mutter, und auch Bertram tat es herzlich leid, daß Joyce es damals nicht erlaubt hatte, aber all seine Ueberredungskunst war umsonst gewesen.
Mama ist zu herrschsüchtig am Krantenbett," hatte sie gesagt. Außerdem wäre es zu viel von ihr verlangt, jegt nach dem Kriege, wo Rudy und Heinz beide gefallen sind. Wenn mir auch noch etwas zustößt, so stirbt sie mit." So war Joyce. Wenn sie leiden sollte, so litt fie eben allein, ohne andere mit hineinzuzerren. Aber Bertram war nicht so überzeugt davon, daß Lady Ottern mitgestorben wäre, wenn Joyce etwas zugestoßen wäre. Er glaubte nicht daran. Er war ja dabei gewesen, als die Nachricht von Heing's Tode eintraf. Das war ein Jahr, nachdem Rudolf gefallen war. Ottern hatte das Telegramm seiner Frau wortlos übergeben. Ihn hatte es hart getroffen, er atmete schwer, riß an seinem rötlichen Bart und starrte mit tränenden Augen auf einen Baum in der Ferne. Ein Julinachmittag war's gewesen. Sie standen alle im Garten von Holme Ottern und fahen dem Tennisspiel der Mädchen zu. Bertram war gerade dazu gekommen, um sich einen Trunk zu holen. Er erinnerte sich an den Ausdruck auf Lady Otterys Gesicht, diesem mageren, fpitzen, gebietenden Gesicht. Nur einen furzen Augenblic zitterten ihre Lippen und Augenlider. Gleich dar auf aber lächelte sie ihrem Gatten zu, ein sonderbares, stolzes Lächeln war es. Für England!" Dann ging fie auf ihn zu, ergriff seine Hand und sagte: Der arme Heinz hat seine Pflicht getan. Rudy wird sich freuen, ihn wiederzusehen!"
Bertram hatte ihren Mut, ihre Härte, ihre Liebe für England bewundert, die so groß war, daß sie bereitwillig alle ihre Söhne zu seinem Schuße hergab. Er erinnerte sich auch
An das Referat schloß sich eine umfangreiche Aussprache. Dr. Steiniger( Dnat.) sprach seine Freude darüber aus, daß der Ausschuß und der Kämmerer grundsäßlich für die Aufwertung gewonnen sind. Im übrigen blieb er bei seinem ursprünglichen Anfrag stehen.
Kämmerer Dr. Karding führte aus, daß auch der Magistrat fich für berechtigt halte, mit einem gewissen Ueberschuß zu rechnen; es fönne ober auch anders kommen, denn das Rechnungsjahr sei erst halb vorbei, und es sei nicht üblich, Ueberschüsse zu verteilen, ehe man sie habe. Die Wintermonate feien schwerer als die Sommer. monate; allein für Wohlfahrtsausgaben seien für den Rest des Jah res noch 5 bis 6 Millionen mehr erforderlich, auch habe man im nächsten Jahr feinen Anteil mehr an der Umsatzsteuer, und es stehe ein neuer Finanzausgleich bevor, bei dem die Gemeinden mit Zähnen und Mauen ihren Besihstand verteidigen müssen. Der Magistrat wolle auch durchaus, daß etwas geschehe; über die Grenze von 13 Millionen dürfe nicht hinausgegangen werden. Er sei auch für die Berücksichtigung des Anspruchs der hochbetagten Sparer, die vielleicht das Aufwertungsjahr 1933 nicht erleben werden. Aber darüber hinauszugehen oder gar gemäß dem Antrag Steiniger eine beschränkte Wiederaufnahme des Sparfaffenzinsendienstes eintreten zu lassen, hält der Magistrat für ganz undistutierbar und, da dazu neue Steuern nötig wären, für unver antwortlich. Eine nur vorübergehende Maßnahme derart würde aber auch den Gläubigern nichts nügen.
Lange( 3.) bekämpfte den Antrag der Deutschnationalen. Noch auf Jahre hinaus würden wir an der Inflation zu fnabbern haben; tomme aber einmal die Aufhebung der dritten Steuernotverordnung, so müßten bei der Aufwertung die Kriegsanleihen weitaus im Bor dergrund stehen. Daß für die Neubautätigkeit gar nichts geschehen solle, bedauerte Der Zentrumsredner außerordentlich. Stolt ( Komm). erging sich in wüsten Angriffen gegen die„ Blockbrüder" der Bürgerlichen, die Sozialdemokraten, die jetzt Tag und Nacht auf die kommunistischen Reichstagsmitglieder, die jest nicht mehr die Immunität besäßen, Jagd machten. Auf einen Zwischenruf unserer Genossen: Georgien ! wie handeln dort eure Leute?" befam er es fertig, zu antworten:„ Das Bolt hätte längst totgeschlagen werden müffen!" Erregte und entrüstete Zurufe aus unseren Reihen waren die Erwiderung. Dr. Michaelis( Dem.) gab den Ausschußvorschlä gen die Zustimmung, während v. Eynern( DVp .) davon ausging, daß den Sparfaffengläubigern durchaus der Vorrang gebühre, und ihnen deshalb 10 Millionen statt 5 Millionen bewilligen wollte; für den Wohnungsbau hielt er nur 2 Millionen statt 5,
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an den Zorn, als er Christy Lady Otterys Standpunkt und opfermutigen Patriotismus verdammen hörte.
,, Das ist höllisch!" hatte Christy gesagt. Der Krieg wird nie aufhören, solange folch Frauen es für ihre edelste Pflicht halten, ihre Söhne für die Schlachtbank aufzuziehen, solange sie den Tod ihrer geliebten Kinder bejubeln, sei es für die englische oder die deutsche Sache. Das heißt ja, die allergemeinste Dummheit im menschlichen Leben zur Religion erheben. Das heißt, die Tradition des Krieges, ob für eine gerechte oder ungerechte Sache, als höchsten Prüfftein für die Tugend einer adligen Kafte hochzuhalten, und alle seine Bluterklären. Wie sollen wir je den Frieden in der Welt erhalten, opfer als notwendige, unvermeidliche und heilige Pflicht zu wenn solcher Geist in den Frauen lebt?"
In dieser Weise hatte er weiter gesprochen, bis Bertram ihn rauh unterbrochen hatte: Halt doch den Mund, um ihn rauh unterbrochen hatte: Gottesmillen!"
Mutter und Tochter! Wie unendlich verschieden und doch wie ähnlich. Lady Ditery in ihrer Furcht gebietenden Würde, einfach, faft nachlässig angezogen. Fonce mit furzgeschnittenem Haar, erregt die Bettdecke abwerfend, nach einer Bigarette greifend und Berdammt!" rufend, da das Streichholz herunterfiel. Sie lachte, als die Mutter einen zu verräterischen Knopf schließen wollte und fündigte ihre Absicht an, für ihren besten Freund" einen Tee zu geben. Sie fümmerte fich nicht darum, daß ihre altmodische Mutter sich entsegte. Und doch, mußte Bertram denken, war sie aus demselben harten Stahl unter ihrer weichen Oberfläche und von derselben Fa milientradition beherrscht.
Lady Ottery wandte ihre Aufmerksamkeit einen Augenblick dem zuerst ignorierten Bertram zu. Sie mochte ihn nicht, wie er genau wußte, die Heirat ihrer Tochter mit dem armen jungen Offizier hatte sie enttäuscht und seine politischen Anfichten schienen ihr nach ein paar hizigen Gesprächen sehr verdächtig. Heute nachmittag aber bemerkte sie huldvoll, er fähe so sorgenvoll aus.
Joyce meinte, daß er sich stets Sorgen machte. Wahrscheinlich litt er an einem fomplizierten Seelenübel, das sie nicht ergründen fonnte, hatte vielleicht ein schlechtes Gewissen oder sehnte sich nach einem höheren Leben.
Zuviel Krankenstubenluft!" entschied Lady Otfery. die Männer ist es immer am schlimmsten."
Für
Sie erwähnte einen Vortrag, den sie in London halten wollte ,,, Die Religion der Revolution", und verließ sich fest darauf, daß Bertram ihn anhören würde. Das würde seine
Freitag, 24. Oktober 1924
für das Extraordinarium 1 statt 3 Millionen für ausreichend. Eine Spefulationsaufwertung, wie sie aus dem Antrage der Deutschnationalen herausgelesen werden könne, lehne die Deutsche Volkspariei ab. Müller Franken( Wp.) beantragte, die fünf für den Wohnungsbau herzugebenden Millionen zur Erleichterung der Gewerbetreibenden in der Gewerbesteuer zu verwenden.
zu dem weiteren Ausschußbeschluß, den bereits bewilligten Kredit Nachdem der Kämmerer noch die Zustimmung des Magistrats von 2,1 Millionen für die Radiohalle zu annullieren und den Magistrat zu ersuchen, diese Summe durch Anleihe aufzubringen, in Aussicht gestellt hatte, feiste fich Gen, Reuter mit den Anträgen der Deutschnationalen noch ausführlicher auseinander. Diese Anträge wollen die Aufnahme einer 3prozentigen Verzinsung für die Sparfaffenguthaben ab 1. Juli 1924, ferner die Wiederaufnahme der vollen Berzinsung der städtischen Anleihe, soweit sie auf städtischen Unternehmungen ruhen; daneben soll die dritte Steuernotverordnung aufgehoben werden. Gen. Reuter mies nach, daß, wollte man dem Verlangen bezüglich der städtischen Anieihe nachkommen, auf absehbare Zeit hinaus eine
Herabsetzung der Werktarife zur Unmöglichkeit
gemacht werden würde. Wie einer spekulativen Ausbeutung vorgebeugt werden solle und könne, sei im Ausschusse mit feiner Gilbe üble, hatten die Deutschnationalen zur Sanierung der Reichsfinanzen angedeutet worden. Als die Inflation ihre verheerenden Wirkungen feinen Finger gerührt, vielmehr hätten sie diese Sanierung fyftematisch sabotiert. Die Forderung der Verzinsung der 700 Millionen zu 3 Broz. ab 1. Juli 1924 fei eine unsachliche, demagogische, mah lagitatorische Politit. Man nehme menigstens die Ausschußvorschläge als eine Abschlagszahlung on!
In der Abstimmung drangen die Ausschußvorschläge auf der ganzen Linie durch. Der Antrag v. Ennern, für die Sparfaffenguthaben 10 statt 5 Millionen zur Verfügung zu stellen, fiet. mit 115 gegen 51 Stimmen; der Antrag der Wirtschaftspartei wurde mit 103 gegen 59 Stimmen abgelehnt. Die Anträge der Deutschnationalen und der Kommunisten blieben gleichfalls in der Minderheit.
Zwischendurch hatte um 7 Uhr die Versammlung die Abstimmung über die zu den Berliner Verkehrsverhältnissen und zu den Straßenbahnunfällen vorliegenden Anträge Dorgenommen. Mit 92 gegen 91 Stimmen gelangte der Antrag der Kommunisten zur Annahme, der den Magistrat zur sofortigen Beseitigung der hervorgetretenen Rotstände zum Ausbau des Berkehrsnezes, zur Sicherstellung eines geregelten Ber fehrs, zur Sicherung der achtstündigen Arbeitszeit und eines ausreichenden Lohnes für das Personal auffordert. Auch der Antrag der Deutschnationalen wurde in seinem ersten Teil( Abstellung der Mißstände) angenommen, ebenso der Antrag der Demokraten wegen Befhleunigung und Vereinheitlichung der" Straßenreparaturen.
Republikanischer Tag in Potsdam.
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Am tommenden Sonntag findet aus Anlaß der Bannerweihe der Ortsgruppe Potsdam des Reichsbanners Schwarz- Rot- Gold der erste Republikanische Tag in Potsdam statt. Die Beteiligung an diefem Republikanischen Tag wird sowohl von seiten des Reichsman rechnet mit einem Aufmarsch von 12000 Reichsbannertameraden als auch von seiten der republikanischen Bevölkerung Berlins und Potsdams außerordentlich start werden. In fehr entgegenkommender Weise hat die Reichsbahn sich zur Einlegung von Sonderzügen von und nach Potsdam in den Hauptverkehrsa stunden bereit erklärt. Die genauen Zeiten für den Verkehr der Sonderzüge werden noch befannt gegeben. Das Programm der Veranstaltung ist folgendes:
Die Veranstaltung findet auf dem Bassin plat statt. Bis um 12 Uhr ist das Reichsbanner dort aufmarschiert. Nach dem Einmarsch der Fahnen werden Ministerpräsident a. D. Stelling und Professor Bergsträßer sprechen. Nach Gesang des Deutschlandliedes beginnt das Antreben zum Ummarsch, durch die Stadt. Am Brandenburger Tor löst sich dann der Zug auf und die einzelnen Teile ziehen dann in ihre Festlokale.
Der Republikanische Tag in Potsdam hat durch den jetzt begonnenen Wahlkampf eine noch größere Bedeutung bekommen, da er sichtbar zum Ausdruck bringen wird, wie weit und wie start das Gemeinschaftsgefühl unter den republikanischen Parteien ist.
Sorgen sicherlich erleichtern. Bertram nahm die gebotene Karte dankend entgegen, innerlich amüsiert bei dem Gedanken, daß irgendein Ausspruch seiner Schwiegermutter seine Sorgen zerstreuen fonnte.
Ich glaube, ich leide am Frieden," sagte er lächelnd, als Lady Ottern ihn durch ihre Lorgnette betrachtete und erklärte,
er sähe so ,, verbrummt" aus.
,, London ist imstande, auch eine lachende Hyäne trübe zu stimmen. Aber ich will noch ausgehen und Euch beide allein laffen. Joyce hat Dir gewiß viel zu erzählen."
Aber Joyce hatte gar nichts zu erzählen. Im Gegenteil, politische Zustände von ihrer Mutter hören. Hatte Evelyn die fie wollte die neuesten Nachrichten über gesellschaftliche und Scheidung schon durchgesezt? Machte der Premierminister noch immer Kotau vor der Arbeiterpartei?
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London hatte zu dieser Zeit einen niederdrückenden Einfluß auf Bertram und erfüllte ihn mit einer so trüben Stimmung, daß er begann, diese Stadt zu haffen, die er in früheren Beiten mit romantischer Liebe geliebt hatte, als einen Ort endloser Abenteuer, wo sich das Drama des Lebens in ungeahnter Fülle abspielte.
Wie erwartungsvoll war er während seines ersten Jahres in Orford zum ,, Bummeln" nach London geeilt, zu den wilden Nächten in Musichalls und Piccadilly Circus , wo er sich mit den anderen Studenten traf, und zu den lärmend luftigen Soupers in den Restaurants von Soho .
Ein zweites Jahr in Orford gab es dann nicht mehr für ihn, denn der Krieg kam und warf alles um, aber selbst als er Offizier beim Maschinengewehr war, zog London noch mächtig an feinem Herzen und ließ ihn den so seltenen Wochenendurlaub mit glühender Sehnsucht erwarten.
,, Leb wohl, Piccadilly, leb wohl, Leicester Square!" Diese dummen alten Worte, so oft von der Menge gebrüllt, die zum ersten Male in Khati- Uniformen in den Schlamm und das Feuer Flanderns ging( die Urlauber sangen nicht mehr so luftig, oder nur, wenn sie betrunken waren), medten die alte Liebe für London immer aufs neue. Er summte den Refrain, wenn er nachts im Schüßengraben lag, ein paar hundert Meter von der feindlichen Linie entfernt es war in Mailly an der Somme und Christy, der neben ihm lag, zog ihn auf, weil er das Wort ,, London " mehr als einmal im Schlafe murmelte.
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( Fortsetzung folgt.)