Bunter Herbst.
Sonnige Oktobertage tönnen felbst den bescheidenen Reizen der Mark erhöhte Wirkung verleihen; die Fernsicht von den kleinen Hügeln, die wir Berge nennen, ist flarer als zu anderen Zeiten und offenbart uns noch reiches landwirtschaftliches Leben; die letzten Anstrengungen vor dem Eintritt der Winterruhe. Im Grund unten wird noch heu geborgen, zur rechten Hand unserer Straße„ buddelt" man Kartoffeln und zur finten sprießt schon die neue Saat hervor; Bergangenheit und Bufunft reichen sich so die Hände. Es ist augenscheinlich jetzt die Ansicht der Landleute, daß man den Roggen nicht früh genug säen kann: die frisch- grünen Flächen der aufgegangenen Saat nehmen fich als träftige Farbenflede vorzüglich aus neben
funden haben, wo der Turnverein Schlageter" den Ge| demokratie die Berständigung mit den anderen burtstag unserer ehemaligen Landesmutter feierte. Die Bezirksversammlungen Friedrichshain und Prenzlauer Berg haben einstimmig wiederholt einen größeren Schuh gegen die im Friedrichshain sich aufhaltenden Wegelagerer gefordert. Erst vor turzer Zeit ist ein Arzt zum britten Male von derartigem Gesindel überfallen worden, so daß er in ein Krankenhaus gebracht werden mußte. Mir erscheint es notwendig, daß die Schutzpolizei , die gestern dem Turnverein Schlageter" zur Verfügung stand, viel nüglicher für den Schutz der gejamten Bevölkerung in der Umgebung des Friedrichshains verwendet werden würde.
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den braunen Kartoffelfeldern. Wagen mit Runkelrüben begegnen Berein Sozialistische Arbeiter- Jugend Groß- Berlin
uns; mächtige Eremplare diefer nühlichen Frucht, die für das liebe Bich die Wintermahlzeiten schmackhaft macht. Die reiche Ernte auf diesem Gebiet dürfte für die Kartoffelversorgung wichtig sein, und je mehr Rüben zur Verfügung stehen, desto weniger Kartoffeln werden verfüttert.
Die vollen Strahlen der Oktobersonne find milde genug, um den sonst dem Wanderer so gefürchteten Chauffee- Spaziergang an= genehm erscheinen zu laffen. So gewinnt man einen Einblick in die ländliche Tätigkeit, wird auch beobachten, daß die Bautätigteit sich allenthalben bemerkbar macht. Mutige Siedler wagen sich 30, 40 und mehr Kilometer hinaus aufs Band, oft als erste Pioniere für eine gedachte„ Kolonie", die nicht immer zur Wirklichkeit wird. Die Hauptsache ist das Vorhandensein einer guten Straße, die den Radund Autoperfehr. gestattet. Bewundernswert, welche Strecken oft die Arbeiter zurücklegen, um zur Arbeitsstätte zu gelangen. In der Der schönen Jahreszeit ein Bergnügen, im inter eine Strapaze. In den Dörfern rüstet man sich ebenfalls auf den Winter: Holz und Kohlen sind aufgestapelt, legte Reparaturen werden noch schnell vorgenommen späterhin unterbrechen mir die verschiedenen „ Schlachtefeste" die Einförmigkeit des Daseins. Aber ein neuer Zug geistiger Art muß konstatiert werden: das Streben, die winterliche Ruhezeit durch Borträge, Theaterspielen u. bergl. zu beleben. Bo in Wirtshäusern ein neuer„ Saal" gebaut oder ein alter modernifiert wird, fehlt die Bühne" nicht mehr ein Beweis für die Rührigkeit schon bestehender oder fich bildender Vereine
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Das schönste der Herbstwanderung ist aber immer der Anblid der Farbenpracht der hinsterbenden Natur. Alle Nuancen vom hellen Braun bis zum fatten Rot erfreuen unser Auge, mögen es die Schlingpflanzen an den Häusern und Spalieren, die soldatisch aufgereihten Chauffeebäume oder die zusammengeballien Maffen der Büsche und Gehölze sein. Zu unseren Füßen liegen die herabRefallenen Eicheln und Kastanien, letztere in besonders reicher Fülle. Dabei erinnern wir uns des alten Spruches, daß ein gutes Rastanienjahr einen falten Winter anfagt. Aber noch ist es nicht foweit mit Kälte und Dunkelheit, noch erfreut sich das Menschenherz ber leuchtenden Sonne und die Beine marschieren in fröhlichem Zaft.. Die Kilometer schwinden dahin, und ehe der Abendnebel auffteigt, fibt man wieder im Zuge und fährt der Großstadt zu. Ein Ferientag, der die Lungen geweitet und das Gemüt erfrischt hat durch Bilder, die Allmutter Erde im ewigen Kreislauf vom Werden und Vergehen vor uns hinzaubert.
Aus Menschlichkeit".
Der Böllische als falicher Kriminalbeamter.
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In Lederjoppe und Gamaschen steht der Angeklagte Rarl Siegelen vor dem Schöffengericht. Sein Geficht, von zariem Rosa überhaucht, mit dunklem Bärtchen, erinnert an die Wachspuppenföpfe in den Schaufenstern von Herrentonfettionstäden. Selbstbewußt nennt er sich Mitglied der Deutschoölti fchen Reichspartei. Ihm wird Best echung, Amtsanmaßung, Unterschlagung zur Baft gelegt. Sein Mitangeflagter, der Jockey Herbert Michaelis , ist von ihm eigentlich ein bißchen übervorteilt worden, neben dem stattfichen Siegelen erscheint der fleine Joden noch fleierer und schmäler. Siegelen ist übrigens auch als„ Hans von Auen" aufgetreten, da er, wie er be hauptet, wegen seiner politischen Tätigkeit dauernd verfolgt wurde. Michaelis, wiederholt leicht vorbestraft, saß im Sommer 1923 im Untersuchungsgefängnis Moabit , wo Siegelen von Juni bis Juli als Hilfsmachtmeister angestellt war, vereidigt quf die Berfajjung und auf fein Amt. Die beiden Eide hinderten ihm nicht, fich auf Durch stechereien einzulaffen, er beförderte Briefe für Michaelis und erhielt dafür ein Paar Schuhe, die ihm bei M. be= fonders gefallen hatten. Aber er sollte auch Sachen und Geld besorgen und behielt alles für sich. Da beschwerte sich M. beim Bolizeiinspektor und die Geschichte tam heraus. Siegelen foll Siegelen foll den Richtern den Hergang schildern. Das macht er geschickt und felbstsicher. Man erfährt, daß er viele Broschüren geschrieben hat, daß er im Kriege als Flieger an der Westfront mar, abstürzte, Schädelbruch Gehirnerschütterung französische Gefangenschaft. Im übrigen betont er, fein Gedächtnis habe start gelitten. Tatsächlich beantwortet er eine Reihe peinlicher Fragen mit der Wendung:„ Das weiß ich nicht mehr!" Lediglich aus Menschlichkeit mill er gehandelt haben, als er sich mit seinem Gefangenen M. einließ, er wollte dem M. helfen. Deshalb ging er nach dem Hotel, in welchem Michaelis bis zu seiner Berhaftung gewohnt hatte, um die von M. zurückgelassenen Sachen abzuholen. Dort und in der Brivatwohnung des Hotelportiers legitimierte er sich als Kriminalbeamter, es ist lächerlich zu sagen, womit" meint Siegelen fröhlich nämlich mit einer Wochenfahrkarte und mit feinem Parteiausmeis. So ,, beschlagnahente" er Wäsche und Schuhe; die Wäsche nahm er stillschweigend für sich, ebenso die Geldsumme, die er von einer Bekannten des M. bekommen hatte, um damit einen Verteidiger für die Braut des Michaelis zu be forgen. Michaelis ist auf den Mann, mit dem er die Anflagebant teilt, schlecht zu sprechen, er nennt ihn ostentatio ,, der Angeklagte". Ich bin erstaunt über die elegante Aufmachung, damals ging der Angeflagte mit zerrissenen Schuhen, er tat mir leid. Der AngeMagte bat mich, ob ich nicht etwas erübrigen fönnte, er fönne fich solche Sachen, wie ich sie damals trug, nicht leisten." Nachts brachte ihm Siegelen die Schuhe und erhielt das andere Paar. Ich gab sie ihm aus Mitleid und bitte Zeugen zu befragen dafür, daß ich öfter Sachen verschenkte." Das Urteil lautet gegen Siegelen auf 6 Monate Gefängnis, davon werden 3 Monate als durch die Untersuchungshaft verbüßt angesehen, für die übrigen 3 Monate wird ihm eine Bewährungsfrist von 3 Jahren bewilligt. Er ist sofort aus der Haft zu entlassen. In militärisch strammer Haltung, Hacken zufammenfchlagend ,,, Jawohl, Herr Präsident!" nimmt Siegelen dieses Urieil entgegen. Michaelis wird mit einem Monat Gefängnis bestraft. Keine Bewährungsfrist. Unter lautem Protest begibt sich der Jockey ins. Gefängnis zurüd.
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Wofür die Schutzpolizei Zeit hat! Bon einem Parteigenossen wird uns geschrieben:
Als ich gestern, Mittwoch, abend meinen Zahlabend in der Brauerei Friedrichshain besuchte, bemerkte ich, daß das Lotal von foundsovielen Schupobeamten mit umgehängtem Karabiner umstellt war. Ich glaubte erst, daß man die von uns im republifanischen Sinne geplante Beranstaltung schüßen wollte, bis ich gewahr wurde, daß ein häuflein von Jünglingen in Hafenfreuzuniformen in Reih und Glied unter Borantragung einer schwarz= meißroten Fahme durch das von der Schupo gebildete Spalier anmarschiert fam, Wie man mir mitteilte, soll ein weiteres Schupoaufgebo: fich noch in der Brauerei, einige Beamte jogar im Saale be Am
Sonntag, den 26. Oktober, vormittags 10 Uhr
Feierstnade
anläßlich des 20jährigen Bestehens der Berliner Organisation im Großen Schauspielhaus, Karlstraße Gesangschor Roseberry d'Argufo. Festanfpr.: Staatssett. Heinr. Schulz Karten im Vorverkauf à 0,75 9. für diese Beranstaltung sind zu haben im Jugendfekretariat, Lindenstr. 3, 2. Sof 2 Treppen, bei den Funktionären der Sozialistischen Arbeiter- Jugend, in der Vorwärts- Buchhandlung, Sindenfte. 2, bei Fischer, N 20, Bastianstr. 7, G. Jofeph, N., Wilhelmshavener Str. 48, F Schmidt, Charlottenburg , Rofinenstr. 4, B. Dölz, Jmmanueltirchstr. 24, Vorwärts- Spedition, NO 55, Greifenhagener Str. 22, Goldschmidt, N 113, Stolpische Str. 36, Lier, SD, Naunynstr. 9, Wittichus, 34, Petersburger Str. 5, Hoffmann, N 58, Lychener Str. 8, Burg, Prenzlauer Allee 189, Sorsch, GO, Engelufer 24, Schlag, Copenid, Rieger Str., Kroll, N 65, Utrechier Gtr 21, Borwärts- Spedition, Utrechter Str.
Die verführerischen Dollar. Unterschlagungen eines jugendlichen Kokainiften.
Ein Opfer der Kotainseuche ist der 24 Jahre alte HandlungsLehrling Baul H. geworden, der bei seinen Eltern in Charlottenburg wohnte. wohnte. Die Familie erhielt vor einiger Zeit Besuch aus Amerika . Ein Bruder des Mannes war dort zu Gelb getommen und weilte num für längere Zeit wieder einmal in der Heimat.
Der junge H., der der Kotainsucht verfallen ist, griff wiederholt, um fich den gefährlichen Stoff verschaffen zu fönnen, heimlich in die Taschen des wohlhabenden Ontels, ohne daß diefer etwas merkte. Damit begnügte er sich aber noch nicht. Eines Tages fandie ihn der Onkel mit einer Kabelbepesche nach dem Bostamt, durch die er sich von seinem Sohn in Amerifa 700 und 500 Dollar durch Banküberweisung erbat. 5. besorgte die Depesche und rechnete genau aus, wann das Geld hier sein fonnte. Dann fälschte er an Hand der polizeilichen Anmeldung des Onfels einen Ausweis, ging nach der Bant und ließ sich die beiden Beträge auszahlen. Ohne erst wieder nach Hause zu gehen, verließ er seine Stellung, die er in Erwartung der großen Summe bereits gekündigt hatte, und fuhr mit dem Gelde in der Tasche zunächst nach Hamburg , wo er in einem spielte. Von der Hansastadt aus unternahm er eine BergnügungsHotel erster Klasse wohnte und den reichen Amerikaner reise nach dem Allgäu. Als ihm hier endlich das Geld ausging, fehrte er nach Berlin zurüd. Unterdessen hatte der Onfel, dem das Ausbleiben der erbetenen Sendung auffiel, auf der Bant nachge fragt und den Betrug erfahren. Aus der gefälschten Quittung ging hervor, wer der Täter war. Gleich bei der Ankunft in Berlin wurde der Neffe von der Kriminalpolizei in Empfang genommen und nach Moabit gebracht. Bon den ungefähr 1300 Dollar befaß er nur noch wenige Pfennige.
Die Charlottenburger Wafferwerke geben nach!
Nach langen Verhandlungen, die zwischen dem Magistrat und den Charlottenburger Wafferwerfen gepflogen wurden, ist es gelungen, einen Schiedsspruch zu erwirken, der den Mindest verbrauchsfat für die Belieferung der bei den Charlotten burger Wasserwerfen angeschlossenen Grundstüde mit Wasser von 30 auf 12 Rubikmeter für das Bierteljahr mit wir fung vom 1. Ottober 1924 herabfett. Damit haben zahlreiche hauptsächlich aus den Kreisen der Siedler der westlichen Bororte stammenden Klagen ihre Erledigung gefunden. Mit Recht ist vom Magistrat immer wieder betont worden, daß es feineswegs berechtigt erscheint, einen Teil der Wasserabnehmer innerhalb GroßBerline höher zu belasten als den anderen, nur weil ersterer nach Lage der Verhältnisse gezwungen ist, von einem bestimmten Werk das Wasser zu nehmen und nicht die Möglichkeit hat, fich an ein städtisches Unternehmen zu wenden.
Die Frauen und die kommenden Wahlkämpfe.
In der Bockbrauerei Fidicinstraße fand gestern eine öffentliche Frauenfundgebung statt. Sie wurde für die vielen Erschienenen eine Stunde der Freude, da der Rahmen ein sehr freundlicher war. Borerst wurden Gesangsvorträge, Kinderreigen und Rezitationen geboten, bevor die Reichstagsabgeordnete Genoffin Bohm- Schuch ihre Ansprache hielt. Sie betonte, daß viele Frauen das politische Leben für etwas Häßliches hielten, dem sie nach Möglichkeit aus dem Wege gehen wollten. Politif ist aber etwas, das die Frauen angeht in ihren allereinfachsten Lebensinteressen. Von dem Ver antwortungsgefühl der Frauen hängt es ab, das eigene Schicksal zu gestalten, über dieses hinaus das Schicksal des ganzen Boltes und so auch die Zukunft der Kinder. Die Frauen sind die Trägerinnen des Lebens und nicht die Werkünder der Vernichtung. Der Frauen Wille zum Leben muß ein ungeheurer Damm gegen die friegerischen Berwicklungen der Völker fein. Wir müssen der Partei unsere Stimme geben, die unsere Interessen vertritt. Die Partei, die uns zu Freien gemacht hat, ist die Sozialdemokratische Bartei. Sie hat für das Recht der Unterdrückten und besonders für die Frauen gefämpft, die von allen die Unterdrücktesten waren. Wie aber haben die Frauen der Sozialdemokratischen Partei und der Republik diese Freiheit gelohnt? Sie haben stimmungs= gemäß den Parteien ihre Stimme gegeben, die ihnen das meiste versprachen, aber als diefe Parteien unter dem Raiserreich an der Herrschaft waren, alles schuldig blieben. Zum Aufbau gehört Zeit, Geduld, sowie mühsame Arbeit. Seit fünf Jahren ist das außenpolitische Ziel der Sozial
Das Rundfunkprogramm.
Freitag, den 24. Oktober.
Außer dem üblichen Tagesprogramm: 4.30-0.25 Uhr abends: Unterhaltungsmusik( Berliner Funkkapelle). Während der Pausen:„ Ratschläge fürs Haus", 6.30 Uhr abends: Vortrag des Herrn Kurt Doerry : Der wahre Sport". 7 Uhr abends: Wege zum Wissen: Nerven und Gehirn der Pflanzen 7.45 Uhr abends: Vortrag des Herrn Garten direktors Ludwig Lesser , Präsidenten der Deutschen Gartenbau- Gesellschaft: Herbst- und Winterarbeiten im Garten". 8.30-10 Uhr abends: Heiterer Mozart- Abend unter Mitwirkung von Cida Lau und den Mitgliedern des Berliner Philharmonisc en Orchesters: Konzertmeister Franz Veit, 1. Violine; Alois Ederer, 2. Violine; Willi Höber. Viola ; Emil Perdus. Kontrabaß; Oskar Schumann 1. Horn; Leo Thiersch, 2. Horn. 1. Divertimento in F- Dur( Für zwei Violinen, Viola , Kontrabaß und zwei Hörner). 2. a) Arie der Tertina aus Cosi fan tutte ", b) Rondo aus dem„ Schauspieldirektor"( Cida Lau, Gesang). 3. Divertimento in B- Dur( Für zwei Violinen. Viola , Kontrabaß und zwei Hörner). 4. a) Schon klopfet mein liebender sang). 5. Dorfmusikantensextett( Für zwei Violinen, Viola , KontraBusen, b) Der Zauberer, c) Die Alte, d) Warnung( Cida Lau. Gebaß und zwei Hörner). Am Schwechten- Flügel: Kapellmeister Otto Urack . Anschließend: Dritte Bekanntgabe der neuesten Tagesnachrichten, Zeitansage, Wetterdienst, Sportnachrichten, Theater
dienst.
Völkern. Die Deutsch nationalen wollten durch die Zollvorlagen den Versuch wagen, uns die notwendigen Lebensmittel zu verteuern. Die Kommunisten haben in der Interpellationsdebatte im Juni nicht ein Wort gefunden gegen diesen un= erhörten 3olltarif. Jetzt haben es die Frauen in der Hand, zu entscheiden, ob man ihnen das Brot verfeuern soll, ob neue Zollschranken die Verständigung der Völker hindern dürfen, und ob eine feit 50 Jahren betriebene Sozialpolitit der Sozialdemokratie zunichte werden darf. In den Schlußiäßen Blang die Rede der Bortragenden aus in eine begeistert aufgenommene Werbung für die Idee des Sozialismus. Es wurden viele neue Mitglieder gewonnen. fangsvorträge schlossen die Versammlung.
Unter der Anklage des Bierwuchers.
Ein Freispruch der Berufungsstraffammer.
Ges
Bor einiger Zeit erregte ein Strafverfahren gegen mehrere Generaldirettoren von Berliner Brauereien großes Aufsehen, die wegen Bierwuchers vor dem Schöffengericht mitte angeflagt, damals aber freigesprochen worden waren. Der Staatsanwalt hatte gegen den Freispruch Berufung eingelegt. Der Fall hat folgende Borgeschichte:
Der Gastwirt Ihlenfeld, der in der Bergmannstraße eine Gaftwirtschaft betrieb, hatte in der Inflationszeit im Sommer vorigen Jahres die ständigen Preiserhöhungen für das Bier nicht mitgemacht, sondern sich größere Mengen Bier in den Keller gelagert und unter Anwendung großer Reflame das Bier zum alten Preise verkauft. Gegen diese Konkurrenz hatten die Gastwirte des Südwestens Front gemacht und die Lokalkommiffior der Gastwirtevereinigung hatte sich an den Verein der Brauereien Berlins , sowie an die Böhowtrauerei, von der Ihlenfeld sein Bier bezog, gewendet, damit Ihlenfeld zur Einhaltung der Preisschußkonvention von 1920 angehalten werde. Thlenfeld wurde von der Brauerei schließlich auch die Bierlieferung entzogen. Dasselbe geschah dann auch von der Schultheiß- Pazenhofer- Brauerei. Darauf hatte Ihlenfeld Wucheranzeige gegen den Vorizenden des Bereins Berliner Brauereien und die Generaldirettoren der beiden Brauereien, die ihm Das Bier entzogen hatten, erstattet und behauptet, daß von ihm verlangt worden sei, er müsse dos alte Bier sofort zu den neuer Preisen verkaufen. Das Schöffengericht hatte barin teine unlautere Machenschaft zum Zwecke der Preistreiberei erblickt und die drei Angeklagten freigesprochen. Gegen dieses Urteil hatte die Staatsanwaltschaft Be rufung eingelegt.
Bor der ersten großen Straffammer des, Landgerichts I, die sich erneut mit dem Fall beschäftigte, hielt Staatsanwaltschaftsrat Dr. Seidenspinner nach stundenlanger Beweisaufnahme die Anklage aufrecht. Die Brauereien hätter Grundfäße zur Anwendung gebracht, Die gegen die Preistreiberei verstießen. Ihlenfeld sei unter Androhung der Lieferungssperre des nach den gesetzlichen Bestimmun gen unzulässige Ersuchen gestellt worden, alte Bierbestände zu den neuen Ausschantpreisen zu verkaufen. Der Berteidiger bezeichnete es als bedauerlich, daß wegen des vorliegenden, aus der schlimmsten Inflationszeit stammenden Falles hervorragende Angehörige des Brauereigewerbes bereits zum zweitenmal vor die Deffentlichkeit ges zerrt" würden. Das Gericht fam daher zur erneuten Freisprechung Berhältnisse ein tlares Bild nicht erbracht habe und weil die bei den Der Angeklagten, weil die Beweisaufnahme über die tatsächlichen hätte berücksichtigt werden müssen. von den Brauereien angewendeten Maßnahmen die Geldentwertung
66 Proz. der Friedensmiete im November. Monat November wiederum auf 66 Prozent der reinen Friedensmiete Der Minister für Bollswohlfahrt hat foeben die Miete für den festgesetzt. Die Miete bleibt demnach dieselbe wie im Oktober. Mieter, welche die jogenannten Schönheitsreparaturen ausdrücklich oder stillschweigend selbst übernommen haben, zahlen 62 Proz. der reinen Friedensmicte.
Schon wieder ein großer Dachstuhlbrand. Gestern, Donnerstag abend, wurde die 2. Rompagnie in der Bahnhof, gerufen, wo der Dachstuhl des großen Miet 10. Stunde nach der Sorauer Straße 15, am Görliger hauses bei Ankunft der ersten Löschzüge schon in solcher Ausdehnung in Flammen stand, daß unverzüglich mit mehreren Schlauchleitungen von Motorsprigen gelöscht werden mußte. Ueber Treppen und Leitern wurde angegriffen und es gelang, trotz Hize, Qualm und Finsternis, den Brand, der reiche Nahrung an dem Inhalt der vielen Bodenverschläge gefunden hatte, auf das Haus Sorauer Straße 15 zu beschränken. Der Schaden ist sehr bedeutend. Der Dachstuhl ist zum Teil niedergebrannt und meh rere Wohnungen haben durch Wasser Schaden erlitten. Die Hausbewohner vermuten Brandstiftung.
Ein folgenschwerer Zusammenstoß zwischen einem Straßen. bahnwagen und einem Fuhrwert ereignete sich am Donners tag mittag an der Ede der Boruffia- und Berliner Straße in Tempelhof . Dabei wurde ein Fahrgast schwer verlett. Die Feuerwehr brachte ihn nach dem Krankenhaus in Brig . 8 wei leichtberlegte Berionen fonnten sich nach ihren Wohnungen begeben.
Stalldiebe vor Gericht. Empfindliche Strafen verhängte das Schöffengericht gegen ein paar gemeine Pferdediebe, deren Spezialität es war, in Stallungen einzubrechen und Pferde und Wagen zu stehlen, und zwar gegen den Fuhrherrn Karl Sommer und den Schloffer May Dahlmann, die bereits den Gerichten und der Kriminalpolizei als gefährliche Pierde diebe längst bekannt und deswegen vorbestraft find. Auch jetzt hatten sie sich vor dem Schöffengericht Berlin- Mitte wegen mehrerer mit der größten Dreistigkeit ausgeführten Dieb tähle von Pferden und Gespannen zu verantworten. Das Schöffengericht erkannte gegen Sommer auf 1½ Jahr und gegen Dahlmann auf zwei Jahre Zuchthans.
Sport.
Rennen zu Karlshorst am Donnerstag, den 23. Oftober. 1. Rennen. 1. Kontrabent( Hr. Rönig). 2. Jjelberg( v. Edertsberg), 3. Lilienstein ( v. Borte). Toto: 29: 10. Play: 12, 11, 13:10. Ferner liefen: Fancy, Algebra, Daim II, Münze, Herzliefel.
2. Stennen. 1. Felsenquelle( Franzte), 2. Prinzeß Fried.( Tarras), 3. Lava( Jentsch). Toto: 105: 10. Blab: 20, 15, 16: 10. Ferner liefen: Lump, Laurin, Operette, Fippa, Maifa, Gauller, Begonie.
3. Rennen. 1. Labrador( Bismark), 2. Dorn II( Baftag), 3. Münzmeister( Schuller). Toto: 23: 10. Blat: 14, 120, 19: 10. Ferner liejen: Smmerweiß, Teresina, Wippizio, Leander, Twostep, Schirmherr, Golm, Rüdgrat, Puppenfee.
4. Rennen. 1. Bisa( Bennmohs), 2. Napoleon ( Braun), 3. Albatros ( v. Drachenfels ). Toto: 98: 10. Blaz: 25, 19, 40: 10. Ferner liefen: Heldin, Heimatfang, Achill , Eisenbahner, Morgengruß, Heimweh, Heckemose, Bremen , Häfeler, Augapfel, Chasseur.
5. Rennen.
1. Abenteurer( Haufer), 2. Baltazar( E. Eichborn), 3. Rappelloof( b. Edertsberg). Toto: 37: 10. Blag: 17, 15, 15: 10. Ferner liefen: Don II, Lämmergeter, Nächer, Elfchen, Tippel, Sultan .
6. Rennen. 1. Solo( Hartmannshof), 2. Mundschent( Schrarker), 3. Le Challenge( Steim). Toto: 29: 10. Blat: 15, 15, 20 10. Ferner liefen: Bauberflöte, Bubi, Adria , Fabel, Gito, Tamara, Cera. 7. Rennen. 1. Abteilung: 1. Ringrivalis( Bachmeier), 2. las bager( D. Müller), 3. Japs( Thielemann). Toto: 65: 10. Blas: 18, 16, 13:10. Ferner liefen: Dida, Eifel , Brandsadel, Astra, Waldrun, Waltüre. 2. Abteilung: 1. Floree( Elflein), 2. Cea( Franzte), 8. Kadewitt( Stautunde, Memento, Herenmeister II, Balant, Alarid, Calderon. binger). Toto: 30: 10. Blat: 16, 24, 31: 10. Ferner liefen: Morgen.
Wetter für Berlin und Umgegend. Troden, größtenteils heiter, auch am Tage falt, bei abnehmenden Winden. Für Deutschland : Besonders im Binnenlande vielfach Nachtfröste.