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®a tft« 24 Kommunisten ffir Wc SenatsbWuny nicht in Fra <ze kommen, sondern in der' Opposition bleiben, hat sich sür den Senal m't 21 Demokraten, 53 Sozialisten uirh 2 Mieteroerbands. abgeordneten, zusammen 76, gegenüber den 60 Bürgerlichen und der kommunistischen Opposition immerhin ein« Minderheit von 8 Stimmen herausgebildet. Die Parole, die einstmals hieß:Kampf dem Bolschewis- mus!" ist jetzt umgewandell in den Schlachtruf:Heiliger Sinowjew , hilf der nationalen Opposition!" Es wird hier ganz brutal und rücksichtslos aus- gesprochen, was sich im Reichstag stillschweigend als ständige Uebung herausgebildet hat: die Rationalen patentierter Prägung und die Moskauer Intern a tio- n a l e n betrachten sich gegenseitig als Vortrupp und Hilfs- Mannschaft, wenn es gegen das parlamentarische System geht! Die Hoffnung auf den kommunistischen Segen ist so stark, daß man selbst die Demokraten nicht mehr als Bürgerliche" ansieht, sondern sie aus der bürgerlichen Ge- meinichaft ausschließt! Run hat freilich die Rechnung desTag" wie die der deutschnationalen Presse im ganzen ein großes Loch: Die 6gBürgerlichen ", mit denen dort jongliert wird, bilden durch- aus nicht einen einheitlichen Block. Vielmehr fetzen sich diese Sechzig zusammen aus 28 Deutschnationalen, 4 Völkischen, 23 Volksparteilern, 2 Zentrumsleuten, 2 Vertretern der Gast­wirte und Gewerbetreidenden und einem Sonderling von einer eigenen Liste derWohnungsuchenden". Daß die beiden Zen- trumsvertreter in Hamburg ohne weiteres im Oppositionsblock mitmachen würden, ist nach ihrem bisherigen Verhalten mehr als zweifelhaft. Das gleiche gilt von den Kleingewerbetreiben- den, die zwar durch ihre eigene Liste Soliderwünsche zu ver- treten beabsichtigen, ober durchaus nicht sich von den groß- kapitalistischen Interessen der Reeder und Händelsherren in der Volksvartei und bei den Deutschnationalen einfangen lassen wollen. Die Wähler, die dieser Liste ihre Stimme gaben, sind ganz offensichtlich aus dem Lager der Demokraten und Sozial- demokraien gekommen. Sluck der Erwählte derWohnung- suchenden", also ein Vertreter der Aermsten, kann kaum als Blockgefährte angesprochen werden. Diese Fünf in den Oppositionsblock«inzurechnen, ist also gerade von deutschnntionaler Seite ein gewagtes Spiel. Selbst wenn man eine vollkommene Uebereinstimmung zwischen den ganzen und den halben Hakenkreuzlern mit sämtlichen Volks- parteilern annimmt, so ist dieserRechtsblock" doch ganz zweifellos zu einer hoffnungslosen Oppositlon oerurteilt, wenn er nicht ZuwachsvondenKommunisten erhält. Und deswegen ist es dankbar zu begrüßen, daß derTag" so offen­herzig seine Hoffnung auf die Bundesbrllder- s ch a f t mit denRevolutionären" aus Moskau zum Ausdruck bringt! Wie diese Gehilfen des Bürgerblocks selbst allerdings Ham- bürg ansehen, das spricht Sinowjew in einem Rückblick auf den Hamburger Kommunistenaufstand vom vorigen Jahre in denJswesiija" mit gewohnter Offenheit aus. Er dezeichnet diesen A u f st a n d als den Lichtpunkt in der Geschichte der Arbeiterbewegung der letzten Jahre und als die b e m e r- kenswerteste Episode im deutschen Bürger­krieg! Die Einzelheiten dieses Llufstandes sollten vom inter - nationalen Proletariatliebevoll und sorgfältig" studiert werdrn. Der Artikel schließt: »Hamburg ist eine Losung, eine Parole. Hamburg ist ein ganzes Drogramm für das deutsche Proletariat. Hamburg ist das Zllorgen im deukscben Bürgerkriege.. Die Putschisten von rechts und die Putschisten von links in einem großenOppositionsblock" mit der Volkspartei ver- einigt, daseist ein Bild, wie wir es sogar in Deutschland bisher nicht so schön gesehen haben! Es wird die kommunistischen Ar- bester vielleicht interessieren zu erfahren, wie die Presse der deutschnationalen Schwerindustrie die parlamentarische Tätig- keit ihrer Erwählten einschätzt! Freilich, so einig die Rechtsprcsie über dieNiederlage der S'staldem�kratie" ist, so wenig Uebereinstimmung findet man so,�t in ihker Beurteilung des Wahlergebnisses. DieKreuz-

Gpcrnkahensammer. Don KurtSinger.- Seit vielen Monaten unterminiert«in Morast, in d«n kein an- ständiger Mensch seine Hände stecken möchte, die zwei privaten Opernunternehmunzen, die Berlin zurzeit hat, da» Charlottenburger Opernhaus und die Große Dolksoper. Beide stehen leit langem vor dem wirtschaftlichen Bankrott. Es ist nach und nach auch, in Köpfen, die vor Tatsachen blind zu sein pflegen, die Erkenntnis durch- gedrungen, daß vier Opernhäuser in Berlin eine wirtschaftliche Un- Möglichkeit und eine künstlerische va bangue-Spielcrci sind. Im Frieden, als wir noch Geld hatten, stand die damals königliche Oper als einziges Operninstitut in Berlin auf festem Fuß, und auch diese wurde unterstützt durch die Staatskasse resp. durch die Privat- schatulle de» regierenden Fürsten . Heute kommen auf dieselben?0 bis 50 gongbaren Repertoireopern 4 Opernhäuser in Berlin , in einer Zeit dazu, wo für die notwendigsten Ausgaben des Bürgers und Arbeitenden kein Pfennig da ist, in einer Zeit, da überhaupt für die Oper durch die Scheinkünste der Revue, Operette und des Kinos in weiten Schichten das Interesse sür Opernmusit abgegraben ist. Die S t a a t s o p« r hat sich durch ihre Verbindung mit Zkrost und dadurch, daß di« Mitglieder der Volksbühne regelmäßig Ab- nehmer der Billetts für das Theater am Königsplatz sind, bisher wirtschaftlich sehr gut gehalten resp. ihr« äußere Situation sogar ge- kräftigt. Allerdings wird es in absehbarer Zeit, wenn außer dem Orchester auch das Ensemble vergrößert werden muß, dennoch not- wendg werden, daß das Finanzministerium einen Zuschuß zu dem Unternehmen gibt. Bei dem augenblicklichen, durch die Namen Schillings, Kleiber, Hörth verbürgten Aufstieg des künstlerischen Niveaus in den Stoatstheatern wiro der Staat sich nichts vergeben, wenn er zu dieser alten Gepflogenheit der finanziellen Unterstützung seiner eigenen Unternehmungen zurückkehrt. Das Charlottenburger Opernhaus kommt aus den Krisen nicht heraus. Es war früher ein auf den bürgerlichen Ge- schmack zugeschnittenes Unternehmen, das sich ehrlich mühte, aber mit bescheideneren Kräften nicht imstande war, die Konkurrenz mit einem Staatstheater auszuhallen. Sehr hübsche Neueinstudierungen kann- ten nicht über das leicht Provinziale, doch künstlerisch immer Nivellierte in den Gesamtleistungen des Hauses hinwegtäuschen. Wirtliche Ereignisse fehlten und. nach dem plötzlichen Abgang der drei leitenden Kapellmeister, noch der Flucht der solistischen Haupt- kräste, war es im vorigen Jahre überhaupt nur durch das Entgegen- kommen der Staatsoper möglich, das Unicrnehmen zu halten. Das Ensemble war vollkommen zerflattert, und es begann die.unstllge Zeit der Gastspiele, wobei in einem einzigen Monat etwa 80 Gäste der Staatsoper ausgeliehen wurden. Leo Blech zog als General- Musikdirektor ein, betonte, weniger aus künstlerischen Gründen als aus äußerer Not, diesen Star- und Gästecharakter des Instituts, und zog sich aus Gründen, d'e immer noch unklar sind, zurück. Seitdem ist das Fundament des Charlottenburger Opernhauses noch mehr er- 'chüttert. was um so bedauerlicher ist. als die Leitung sich tatsächlich durch«ine Renovierung des Ensembles und durch Engagements sehr tüchtiger Kapellmeister um ihre Rettung bemüht. Die gelegentlichen Gastspiele von Walter, Weingartner und anderen können allerdings

zeitung" bringt vorsichtigerweife von dem Stimmen- vertu st ihrerPartcigarnichtsl Wohl aber setzt sie diese orakelhafte Bemerkung ihren Lesern vor: Berücksichtigt man aber die Zahlen der Reichstvgswahl vom 4. Mai, so hülle das Ergebnis für die Deutschnationalen zweisellos noch bedeutend günstiger ausfallen müssen. Der Grund hierstir ist, wie fast immer in solchen Fällen, in der allgemein zunehmenden Wohlmüdtgkeit zu suchen, die leider immer bei den b ü r g e r- l i ch e n Parteien die größten Prozentsätze aufweist, während die roten Parteien ihre Genossen einfach immer wieder zur Wahlurne kommandieren. Run haben zwar die Kommunisten auch 300l)<1 ihrer Wähler nichtkommandieren" können. Aber das macht nickts. Die Gutsherren, die dieKreuzzeitnng" lesen, werden schon wisien, wie es gemeint ist. Etwas näher kommt dieDeutsche Tageszeitung", wenn auch widerwillig, der Wahrheit, indem sie schreibt: Wenn nun auch die Kommunisten zugunsten der Sozial- demokraien an Stimmen verloren haben, so liegt die» teil« an der Mißstimmung der kommunistischen Anhänger über di« oenin- glückten Putsche, Icils an der ebenfalls sehr radikalen, aber nngleich erfolgreichen Einstellung der Sozialdemokratie.... Auch das ist ein E i n g e st ä n d n i s, das die kommunisti- scheu Arbeiter interessieren dürfte und aus dem sie ver- nünftigerweise aller ha nd lernen könnten. Allerdings' wird ihre eigene Presse ihnen diese Wahrheit vorenthalten. Und deswegen wird es lange Zeit dauern, bis sie endlich be- griffen haben, auf welchem Holzweg sie sich befinden, feit sie die randalierenden Gehilfen des Rechtsblocks in die Parlamente entsandten. So wie die Dinge jetzt siegen, gehen dienationalen" Parteien dem 7. Dezember mit geknickten Hoffnun» gen entgegen. Zwar reden sie noch davon, daß Hamburg nicht das Reich fei und daß anderenorts die Stimmung anders geartet wäre. Aber sie haben sich zu oft mid zu lange auf die veränderte Stimmung des Volkes berufen, um ihre reaktionären Wünsche durchzusetzen: sie sehen jetzt mit Grausen, daß sie nichts anderes erreicht haben, als einem großen Teil der Wähler die politische Betätigung zu verekeln. Deswegen bleibt ihnen nichts übrig, als für die Zukunft all ihre Hoff- nung auf die Kommunisten zu setzen, deren putschisti- sches Treiben schon früher ihnen die spießerlichen Schafe in die Hürden trieb. Jetzt hoffen sie zwar nicht mehr auf Z u- wachs an Stimmen, aber doch auf die p a r l a m e nt a r i- f ch e U n t e r st ü tz u n g der Schalem und Ruth Fischer , der Epstein und Thaelmann , der Rosi Wolfftein und des Koenen' In ihrer Theorie verschieden, bilden Nationalisten und Kam- munisten in der Praxis doch eine reakiionäre Front. Das Sonntagsergebnis von Hamburg zeigt aber mit er- frischender Klarheit, daß der republikanische Gedanke im Volke so erstarkt ist, daß er sich nicht nur behaupten, son- dern auch siegreich fortschreiten kann, wenn seine Träger nur nicht halben Herzens bei der Sache sind. Für die Sozial- demokratie wie für jeden ehrlichen Republikaner gilt des- halb für den 7. Dezember die Losung: die Feinde weichen, drauf, vernichtet sie!

Phrasen statt Srot. Ein kommunistischer Wahlaufruf. Anderthalb Seiten umfaßt der Wählaufruf der Kommu- nistrschen Partei. Man liest und liest, weil man immer noch nicht die Hoffnung aufgegeben hat. es könnte doch vielleicht an irtfondeiner Stelle auch nur ein politischer Gedanke zum Ausdruck kommen. Aber die Hoffnung ist vergebens. In den Köpfen der KPD.-Fuhrer malt sich die Welt f o einfach, daß Gedanken nicht notwendig sind. Sozialdemokraten, bürgerliche Mittelparteien, Deutschvölkische und Deutschnationale alles wird schön in einen Topf geworfen, das Schlagwort von der einen reaktionären Mäste" taucht in veränderter Form wieder auf. Für die Kommunisten gibt es keine Arbeit, die sie

über den Mangel einer autoritativ leitenden künstlerischen Kraft nicht hinweghelfen. Das Schicksal des Instituts ist in dem Augenblick ent­schieden wordcn, als das Kultusm nisterium die Temeinnühigkeits- crklärung des Unternehmens abgelehnt hat. Dadurch hat das Opern- Haus allein an Lustbarkeilssteuern nachträglich etwa Vi Million Gold­mark zu zahlen. Das Ministerium wird seine Gründe haben: doch dürste es das Staunen sehr vieler Menschen hervorrufen, daß Char- lottenburg. immer bestrebt, Vereinen, Schulen und ähnlichen Organi- sationen für sehr billiges Geld Nachmittagsvorstellungen zu ton- zedieren, so viel schlechter behandelt wurde, als die Große Dolksoper, bei der man von Gemeinnützigkeit so viel wen'ger gehört hat. Wäre für das Charlottenburger Opernhaus die Gemeinnützigkeit erklärt worden, so hätte es sich in nahezu aesicherter wirtschaftlicher Ver­fassung befunden und hätte dann durch Engagement eines pro- minenten Operndirektors das Schiff wieder in Gang bringen können. So aber scheint, wenn nicht ein neuer Mäcen au» der Asche erblüht, der Untergang gewiß. Oder doch nicht ganz. Die Stadt Berlin muß ein Interesse daran finden(und findet es), für sein« Bürger und Arbeiter eine große städf sche Oper mit eigenem Haus zu haben. Es ist üblich bei großen Kommunalverwaltungen, daß der Magistrat städtischen Unternehmun- gen fein« Hilfe nicht oerweigert. Rur muß man von der künst- lerischen Notwendigkeit eines Instituts durchdrungen sein. Bei dem Gegenoinanderspielen von Charlottenburger und Bolksoper ist ein« ersprießliche Entwicklung dieser privatkapitalistischen Unternehmungen nicht gewährleistet. Die Große Dolksoper hat zwar kaum als Oper des Volkes gewirkt, aber im Laufe der wewgen Jahre ihres Bestehens ein sicheres Ensemble zusammengebracht und«ine große Reih« von Erstausführungen(russische Musik, Händelsche Opern) her­ausgebracht. An ihrer Spitze steht ein Mann, dem organisatorische und Geschäftskenntnisse nicht abzusprechen sind, ja, der sogar in Ver» waltungsdingen ein außerordentlich fähiger Mann ist. Daß auch der künstlerische Betrieb nach seiner Pfeif« tanzen muß, ist unseres Er- achtens ein grober Fehler. Auch hat Direktor Lange in einer Zeit, wo große Teile seines Personals darbten, für den Stab der Der- waliungsbeamten noch immer sehr hohe Beträge herausgewrt- schaftet. Die unsichere Basierung des Unternehmens aus der Grund- lag« eines Hausvertrages, der in wenigen Jahren ablaufen mußte, kmm auch nicht gerade als vorbedächtig und rücksichtsvoll bezeichnet werden. Der Griff noch Kroll mißlang, und jetzt hat sich die Direk- tivn dadurch, daß sie die Majorität der Charlottenburger Opernaktien durch den vormaligen Direktor Littmonn in die Hände bekam(ein Kauf scheint uns ausgeschlossen), ein Bärfenanrecht auf das Char- lottenburger Haus zu sichern versucht. Diese gesamte Hin- und Her« sthieberei von Direktoren. Kapellmeistern, Geldern und Aktien muß endlich aufhören. Der alt« Respekt vor Kunstleistungen erstirbt vor derartig offenkundigen Transaktionen, und das Vertrauen des Publi- k»ms muß erschüttert werden bei den längst öffentlich bekannten finanziellen Ucbelständen. Es gibt nun nur e nen einzigen Weg der Gesundung, das ist der langsame oder auch schnelle Abbau der pri» vaten Op-rninstitute. Für die relativ kleine Schar der Opernbesucher, bei dem mangelhaften Fremdenverkehr in Berlin , sind.zwei Opern- Häuser re'chlich genug, drei fast zu viel, vier«in sicherer Wechsel auf den Bankrott. Volksoper und Charlottenburger Oper müssen ver­einigt werden, aber nicht durch die Machtmittel von Aktienpaketen, sondern auf dem Boden ökonomischer und künstlerischer Gedanken»

heute oder morgen für die Arbeiterschaft zu leisten hätten, für die Kommunisten gibt es nur zielbewußtes Arbeiten für den c i n e n T a g der Revolution und dann, dannmußfich alles wenden. Dann wird die Welt ein Paradies werden, die heute nur eine kapitalistische Hölle ist. Vor fünfzig, vor hundert Jahren mochte so in den Köpfen primitiver Utopisten die Welt sich so malen. Daß heute, nach jahrzehntelanger Er- fahrung in der Arbeiterbewegung, eine Partei, die den An- spruch erhebt, Massenpartei der Arbeiterschaft zu sein, so sehr im primitivsten Denken befangen ist, ist nur aus den Erschütte- rungen zu begreifen, denen wir ausgesetzt warern Auf Einzel- heiten zu antworten, lohnt sich kaum. Im Ernst behaupten die Kommunisten in ihrem Aufruf:Der A ch t st u n d e n- tag i st tot. Niedrigere Löhne als in der Vorkriegszeit, wachsende Erwerbslosigkeit, wachsende Kurzarbeit usw." O nein, Ihr Phraseure von der KPD. , der Achtstunden- tag ist nicht tot. Wir begreifen zwar, daß Ihnen das un- angenehm ist. Die Arbeiterschaft sammelt ihre Reihen und begreift von Stunde zu Stunde mehr, daß sie ihren Wiederaufstieg in die Hand nehmen muß und daß sie das mn besten tut o h n e die Kommunisten! Die Wahlaufrufe der KPD. werden diese Bewegung innerhalb der Arbeiterschaft ganz gewiß nicht aufhalten!_ Die Regierung gegen Westarp. Die Lüge als Grundlage des Bnrgerblocks. Die Deutschnationalen führen bisher den Wahlkampf auf der Linie der Neinsager vom 29. August. Sie gehen mit Still- schweigen darüber hinweg, daß sie bereit waren, ihre Gesinnung und ihre Grundsätze gegen vier, vielleicht auch gegen drei Ministersitze zu verkaufen. Graf W e st a r p hat in derKreuz- zeitung " darüber hinaus behauptet, die Deutschnationalen hätten bei den Verhandlungen über den Bürgerblock nie- m a l s die Richtlinien des Reichskanzlers rückhaltlos an- erkannt. War die Behauptung von W e st a r p richtig, so muhte man den Schluß ziehen, daß die Oeffentlichkeit während dieser Verhandlungen namentlich durch die immer wieder- kehrenden Versicherungen der Volkspartei getäuscht worden ist, daß die Deutschnationalen auf die Grundlage der bisherigen Außenpolitik zu treten gewillt seien. Run wird den Darlegungen des Grafen W e st a rp durch eine Veröffentlichung der Regierung scharf widersprochen. Wolffs Bursau teilt mit: Von zuständiger Seite wird mitgeteilt: Die Ausführungen des Grafen Westarp über die Verhandlungen zwecks E r- wefterung der Regierung in Nr. 504 derKreuzzeitung " sind in wesentlichen Punkten unrichtig. Es ist unbegreiflich, daß Gras Westarp bestreitet, daß die Deutschnationalen die Richtlinien des Reichskanzlers vorbehaltlos anerkannt haben. Demgegenüber muß festgestellt werden, daß bei den maß- gebenden Verhandlungen zwischen dem Reichskanzler und den deutsch - nationalen Beauftragten, in Anwesenheit auch der Reichsminister Dr. Brauns und Dr. Stresemann vom Reichskanzler kein Zweifel darüber gelassen worden sei, daß die Verhandlungen nur unter der Voraussetzung weitergeführt werden könnten, daß die Deutschnationalen die Richtlinien nicht nur als Grundlage weiterer Verhandlungen betrachten, sondern dieselben rückhaltlos als maßgebend für die R c g l e r ii N g shi l d!> n g anerkennen würden. Die Deutsch - nationalen haben diese Anerkennung au sdrückl i ch aus- gesprochen vorbehalilich der näheren Formulierung in der Re- gierungserklürung. Es wurde ferner gar kein Zweifel darüber ge- lassen, daß der wesentlichst« Punkt der Richtlinien die Zu- sicherung der durchaus loyalen Durchführung der Dowes- Gesetze darstelle. Dagegen ist kein Widerspruch seitens der deutschnationalen Dcrhondlungsführer erhoben worden! Es ist ferner unrichtig, daß, wie Gros Westarp schreibt,es an Vor- behalten entscheidender Art gegen die Richtlinien nicht gefehlt habe". Es ist vonVorbehalten" in entscheidenden Punkten über- Haupt nicht die Rede gewesen." Es steht also Erklärung gegen Erklärung. Kein Zweifel, daß den Leuten der fünfzigprozentigen Gesinnung von vorn-

gänge. Hie Staabsoper, hie städtische Oper das muß die Devise sein. Staat und Stadt werden sich in dem Augenblick, in dem endlich eine solide Grundlage gefunden ist, ihren moralischen Verpflichtungen nicht entziehen und werden künstlerische Kräste zu schützen, die in Not Geratenen zu stützen wisien.

Die Proletarische Feierstund?, die am Sonntagmittag im Großen Schauspielhaus veranstaltet wurde, galt dem zwanzigjährigen Bestehen des Vereins sozialistischer Arbeiter- jugend Groß- Berlin. Freudig war die sozialistische Jugend nach dem Großen Schauspielhaus gekommen und füllte das weite Rund des Hauses. Nach Orgelpräludiimi sarg der von Rose- berry d'Arguto vorzüglich geschulte Chor das fünfstimmige MadrigalJunges Volk" und den stimmungsvollen altengiischen KanonSommer ist in» Land gekommen". Dann hielt Staats­sekretär Genosie Heinrich Schulz die Ansprache. Er erinnen- an di- Ansänge der sozialistischen Jugendbewegung, er gedachte der Kämpfe und Widerstände im alten preußischen Polizeistaat, er sprach von der verheerenden Wirkung des Krieges, von dem schnellen und kräftigen Wachsen der sozialistischen Jugendorganisation und hatte für sie die aufrichtigsten und besten Wünsche in die Zukunft. Ge- nosie Schulz sprach aus liebevollem Gerzen , er sprach als wahrer Freund und Förderer der Jugend, und die Jugend am Sonmaq im Großen Schauspielhaus dankte ihm mit lautem Händeklatschen, Die Uraufführung des tragischen Maskenspiels.Das Rad" von Paul Zech , die mm folgen sollte, mußte leider wegen schwerer Er- krantung des Regisseurs Heinz Goldberg ausfallen Es war gewi' kein Ersatz, wenn in die Lücke Theo Mac et sprang und Gedicht von Lessen. B-rthel, Liebscher. Henckel . Jürgen' Brand und BSranger rezitierte. Aber er entledigte sich seiner Aufgabe mit viel Glück und großem Geschick und fand dankbare Zuhörer. Chor- gesänge und Orgelphantasie, von Willi Jäger aefoielt, beendeten die eindrucksvolle Kundgebung. K. F. Das Gemüt und dl? kanailld. Zwei Tanzabende im B lüthnersaal. Ein schöner Jüngling mit dem unwahrschein. llch melodischen Namen Olindo Looael erscheint auf dem Poduun, umschreitet langsam die Bühne, tief versonnen, die Augen halb geichlcijcn, oft unsicher schwankend wie von Rausch oder Traum befangen. Schmiegt sich in weichen Bewegungen musikalischen �syytymen an.(im Priester Des neuen Tanges? Eher ein dienender Chorknabe,«in sanftes passives Gemüt, kaum fähig zu selbNändizem (o-gtaiten. abhängig von den Tönen, die sein Körpergefühl inspirie- ten. Im Besitz einer beachtenswerten Technik, mit der er aber so wen'0 anzufangen weiß, daß seine besten Wirkungen wie ungewollte Zufcllseiiekte aussehen. Im vorigen Jahre lachte das Vublikum ihn aus. Diesmal nahm man ihn ernst, nicht weil er reifer geworden wäre, sondern weil man inzwischen zugelernt hat und den virtuosen Macher von einem redlich Wollenden zu unterscheiden weiß, auch wenn dieser mit unzulänglichen Mitteln arbeitet. Drei Tage später. Sturm an der Kasse. Ueberfüllter Saal. Valeska Gert tanzt. Ihr« frühere GlanznummerKanaille" hat sie aus dem Programm gchtrichen. Aber sie könnte alle ihre Tänze sc nennen, die alten wie die neuen. Stur die zwei seriösen Nummern, eine schlichte eindrucksvolle VisionDemut" und die wohlfeil knallige