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jetzt den dritten Barteimechsel vollzogen. Was von Böhme zu halten sei, fönne man am besten daraus beurteilen, daß er der Partei für die Maimahlen das Material gegen feine jezige Bartei geliefert habe.| Die Stellreg der Demokratischen Partei zum Bauernbund sei unper­ändert."

* Þ

In der Schlußversammlung der Reichsjugendtagung der Deutschen Boltspartei in torta hielt Reichstagsabgeord. neter Dr. Hugo eine Ansprache, in der er u. a. sagte: Das deutsche Bolt dürfe nicht in eine internationale Bindung über den Acht­stunbentag eintreten mit dem Schiedsgericht des Bölkerbundes. Es merde bald eine reinliche Scheidung der Geister tommen; entweder handle es sich um eine nationale oder um eine fazialistische Regierung. Es gelte, alle nationa! gesinnten Kreise zu einem gewaltigen Heerbann zu sammeln gegen die Demokratie und ben Sozialismus. Die Deutsche Boltspartei tämpft in der Wahlbewegung für den Bürgerblod mit der deutsch­nationalen Partei der Berlogenheit.

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Wie die München- Augsburger Abendzeitung" hört, hat sich Ab. geordneter Pöhner von jeder Betätigung im völkischen Blod zurückgezogen, und zwar nicht nur aus gesundheitlichen Gründen. Die Bölfischen mögen untereinander streiten, fic zählen politisch bei dieser Wahl nicht mit, ihre Zeit ist vorbei.

Deutsch nationale Terroristen.

Gesellschaftliche Feme .

Die Rönigsberger Boltszeitung" ist in der Lage, einen Boykottbeschluß der oftpreußischen Ehrengerichtsstelle abzu­bruden, über deren Gründung mir vor längerer Zeit bereits berichtet haben. An der Spize dieser Provinzial- Ehrengerichtsstelle steht der Landeshauptmann v. Brünned. Er ist selbstverständlich ein strammer Deutschnetionaler, sein Name ist ja durch die Untersuchungen über die Berfehlungen bei der Ostpreußischen Landesbant bekanntgeworden. Der Femeerlaß lautet:

Der Ehrenrat des Kreises Gerdauen , vertreten durch die Herren v. Blaten( Kazborn), Bantvorsteher Müßer( Gerdauen ), Ebler v. Graeve( Rurkenfeld), Bundt( Neuhof- Momehnen) und Karl Scheffler ( Wesselowen) hat gegen den Rittergutsbesiger Karol Gutzeit( R- Gnie) auf Ausschluß aus der Gemein­fchaft vaterländisch gesinnfer Männer erfannt.

Diefer Spruch des Kreisehrenrates ist durch die Bestätigung bes Broving alehrenrates, vertreten durch die Herren Bandes hauptmann v. Brünned, Exzellenz v. Berg( Martienen), p. Ber bandt( Langendorf), Strüpy( Borlaf), Graf zu Cufenburg( Gallin. gen) und Major a. D. Fletcher rechtsfräftig geworden. Für die Provinzialehrengerichtsstelle:

mann

Der Landeshauptmann. gez. v. Brünned."

Der preußische Minister des Innern hat die sofortige Einleitung einer Untersuchung veranlaßt, um festzustellen, ob der Landeshaupt Brünned tatsächlich in seiner amtlichen Eigenschaft diesen Schritt unterzeichnet hat. Gegen den Terror der Deutschnationalen in Ostpreußen wird hoffent lich mit aller Energie eingeschritten werden.

Gigung des Landesgesundheitsrats.

Am 27. Oftober tagte im Ministerium für Boltswohlfahrt der Ausschuß A des Landesgesundheitsrates. Gegenstand der Ver handlungen waren die vom Hauptausschuß des preußischen Land­tages von allen Parteien angenommenen fozialdemokratischen An­träge, die Regierung zu ersuchen,

1. gesetzgeberische Maßnahmen zur Errichtung einer Den tiftentammer in die Wege zu leiten; 2. Die Sulaffung der 3ahntechnifer zur Strantentassen. behandlung gemäߧ 123 RBD. zu vertiefen und die Zulassung selbst von dem Bestehen dieser Brüfung abhängig zu machen. Der Ausschuß ſezte sich zusammen aus vier Regierungsbeamten. elf Bertretern der ärztlichen und zahnärztlichen Hochschulen und Behörden und aus vier anderen Mitgliedern des Landesgesundheits. rates. Es nahmen ferner teil als Sachverständige Bertreter vers fchiedener Reichs- und Staatsbehörden und Mitglieder des Land.

Das Hamburger Mädchen. ( Soldatenweise.)

In Samburg verloren die Börrischen 66 Bros. ihrer Stimmen vom 4. Mai.

Ich will Euch mein Schicksal erzählen, Bie traurig es geht auf der Welt: Meinen Namen, den darf ich nicht nennen, Denn ich bin ja eier völkischer Held.

In Hamburg , da bin ich gewesen, Ich saß auf hochtrabendem Gaul. Meine Wähler, die ha'm midy verlassen, Denn ich wirfte allein mit dem Maul. Aus München hot Hitler geschrieben: Bieber Bruder, ach tehre zurüd! Wir figen daheim in der Batsche, Mit Lubendorff ha'm wir fein Glüd." Da hab ich ihm mieber geschrieben: Nach München febr' niemals ich heim. Meine Ehr ist in Hamburg geblieben, Mir geht teiner mehr auf den Leim." Begen's Reichsbanner bin ich gezogen, zu fallen in offener Schlacht. Davon spür' ich noch heut' meine Glieder Edywarz- Rot- Gold hat die größere Macht.

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Bas nüßt mir in Hamburg das Leben, Benn die völtische Sache zerfällt? Ich werd mich in's Rheinland begeben, Dort sucht Nollet Belden für's Geld! Mich. von Lindenheden.

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Museumsführungen. Sonntag, ben 2. November, vormittags 10 Uhr, finden wissenschaftliche Führungen im Staifer Friedrich Museum und im Museum Brina Albrecht ( Borderafien) Dr. Chelolf Prof. Göze statt. Straße 7( Vor- und frübgeschichtliche Kunst) Rulagfarten zu je 1 M. sind vor Beginn am Eingang der genannten Museen in beschränkter Anzahl erhältlich. Der Verein Berliner Künstler veranstaltet vom 2. November bis zum 3. Dezember eine Herbst ausstellung, in der Werte von Bereins. mitgliedern sowie von geladenen Gästen gezeigt werden. Die Ausstellung wird am Sonntag, den 2. November, mittags 12 Ubr, eröffnet,

Die Gemäldegalerie Carl Nicolai, Bittoriaftr. 26a, eröffnet am 1. Nov. eine umfangreiche Kollektivausstellung von Werten des Malers elmut Barnah, eines Enfels des bekannten verstorbenen Schauspielers Qudwig Barnay, welche außer figürlichen Kompofitionen auch Tierſtüde, in monu mentaler Auffassung nach der Natur gemalt, zeigen wird.

Das Deutsche Archäologische Inffilut in Rom , das durch den Krieg fein altes Heim auf dem Kapitol berloren hatte, hat nun im Evangelifden Gemeindehause ein Unterfommen gefunden. Bom 8. November ab wirb die berühmte Bibliothef den Studierenden wieder zugänglich sein, und ant 9. Dezember, dem Geburtstage Windelmanns, wird die erste feierliche Sigung mit internationalem Charakter stattfinden.

tages, darunter die Genossen Dr. Beyl, Dr. Freund, Dr. Drucker| und Frau Destreicher. Es wurde zunächst über den Antrag zu 1 verhandelt. Den Standpunkt der sozialdemokratischen Fraktion vertrat u. a. Genosse Dr. Went in ausführlichen Darlegungen. Er bat, im Interesse der Boltsgesundheit und im Einverständnis mit den Trägern der Sozialversicherung dem einmütigen Beschlusse des Hautausschusses auch in diesem Kreise Rechnung zu tragen. Die Abstimmung ergab schließlich eine ablehnende Haltung des Landesgesundheitsrates mit 11 Stimmen der Beamten und ärzt lichen Hochschullehrer gegen 4 Stimmen bei zwei Enthaltungen. Es muß hervorgehoben werden, daß die anwesenden Vertreter öffent­licher Interessen und der Vertreter des Landeskrankenkassenver­bandes, darunter aud) der Abgeordnete Streiter( DVP .), hinter denen doch Hunderttausende von Mitgliedern und Ver­ficherten stehen, sich einmütig für den Antrag des Hauptausschusses

erklärten.

Die Beratung des zweiten Antrages wurde der vorgeschrittenen Zeit wegen zunächst vertagt.

Der am 7. Dezember neu zu wählende Landtag wird sich vor­aussichtlich erneut mit dieser gesamten Materie zu befallen haben, die wegen der vorzeitigen Auflösung im alten Landtage nicht mehr zur Erledigung gekommen ist.

Wahlfreiheit im besetzten Gebiet. Sozialdemokratische Forderungen.

Bochum , 28. Oftober.( Eigener Drahtbericht.) Nach einer Mitteilung der Besatzungsbehörden dürfte in den nächsten Tagen mit der Aufhebung des Belagerungszustandes im neu besetzten Gebiet zu rechnen sein. Noch ehe diese Meldung befannt gegeben wurde, hatte die westfälische Parteileitung der Sozialdemo­fratie ebenfalls zu der Angelegenheit Stellung genommen und eine Entschließung der Deffentlichkeit bekanntgegeben, in der es heißt: Troß der Annahme der Dawes- Gesetze im Reichstag und dem Beginn ihrer Durchführung ist die politische Freiheit dem besetzten

Gebiet noch immer nicht zurückgegeben. Noch immer bestehen jene Berordnungen der Besagungsbehörden, die die Freiheit der Bresse und der Parteien erheblich einschränken. Insbe fondere macht der Zwang zur Anmeldung und Einholung von Genehmigungen aller Bersammlungen ein wirkliches politisches Leben unmöglich. Ist diese Beschränkung der politischen Freiheit in ruhi­gen Zeiten eine schwere Belastung, so ist sie unerträglich in Zeiten eines Wahlkampfes. Von ihr am meisten betroffen werden naturgemäß jene Parteien, die nur in Versammlungen an die breite Masse der Wählerschaft herankommen können. Das sind aber in der Hauptsache die Parteien der Arbeiter. Die Sozialdemokratie als die erste Vertreterin der Arbeiterinteressen hat deshalb auch am ersten Veranlassung, die Zurücknahme der bestehenden Verordnun­gen zu verlangen. Sie erwartet daher bestimmt, daß die Reichs= regierung bzw. deren Unterhändler versuchen, die notwendigen Erleichterungen bei den Besagungsmächten einzuholen und erwartet von den Besatzungsmächten, daß diese der Wähler. schaft in den besetzten Gebieten die notwendigen politischen Freiheiten zurückgeben.

3m Wilnagebiet werden an Polen freiwillig feine Steuern mehr gezahlt. Einem Dorf wurden deshalb 150 Hoth Geldstrafe auferlegt. Denjenigen, die nicht bezahlen fonnten, wurden das Bieg und die Kleider fortgenommen. Es entstand ein großer Auf ruhr, da sich verschiedene der Aermsten nicht von ihrer letzten Kuh trennen wollten. Sie wurden zu Boden geworfen und schwer mißhandelt.

ein Bruder des rumänischen Verkehrsministers, ist als Mitschuldiger Baßfälschungen in Rumänien . General Alexander Boitoianu, in der Korruptionsaffäre der Auswanderungspässe verhaftet worden, ebenso der Sekretär des Innenministers. Franasovici, und mehrere Abgeordnete, die Verhaftung des Innenministers Voitoiano soll bevorstehen.

Wirth auf dem Zentrumsparteitag.

Brauns warnt vor sozialdemokratischer Entwicklung.

In der Debatte des Zentrumsparteitags wandte sich Reichs. arbelisminister Dr. Brauns gegen Darstellungen, wie sie in der Breffe,& B. in der Berliner Börsen- Zeitung, erschienen sind, in denen dem Reichsarbeitsministerium eine einseitige, parteidottrinäre unb wirtschaftsfeindliche Einstellung vorgeworfen wird. Bei der im Reichsarbeitsministerium ergangenen Maßnahme handelt es sich nur um eine Revision der Rotgesege, die Ende 1923 angesichts des Bankrotts der Wirtschaft notgedrungen erlassen worden waren. Es handelt sich nicht um eine Rückkehr zum schematischen 2chtstundentag. Bezüglich der Lohnfrage erflärte Dr. Brauns, die Löhne hätten zwar die Nominalhöhe der Borkriegszeit erreicht,

davon aber, daß die Realhöhe der Friedenslöhne erreicht worden jei, lönne abfolut teine Rede sein.

Gine besondere Gefahr liege in der jezigen Preis politit. So lange eine Preispolitif, wie sie in den letzten Wochen und Monaten zum Ausdrut tommt, bestehen bleibt, solange eine Kartellpolifit fich geltend macht, bie noch jest 30 Broz. im Großhandel der Minister führte als Beispiel das Hutgewerbe an Aufschlag verlangt, folange tönnten die Arbeiter unmöglich mit ihren jebigen Löhnen aus­tommen. Von dem Gedanken der Arbeitslosenversiche

rung dürfe nicht abgelassen werden. Der Minister berührbe auch die Frage der Arbeitsgemeinschaft zwischen Wertsbefizer und Arbeit nehmer und betonte die Gefahr, daß die von gewisser Seite pro­pagierte erfsgemeinschaft uns in die Zeiten der gelben Organisationen" zurüdführen tönne.

Nach ihm sprach 2bg. non Guerard, der noch einmal die Geschehnisse im Berlaufe der Regierungsfrise beleuchtete. Zur Frage Rechts oder fints" erklärte er, baß das Zentrum den alten Weg gehen und Anlehnung dort suchen müsse, wo sie aus der Not ge­boren sei. Die kommenden Reichstagswahlen dürften nur einen Stanzler möglich machen, und das sei der Zentrumstanzler

Mart.

Unter äußerster Spannung der Versammlung ging dann Dr. Wirth des Näheren auf das Problem des Verhältnisses der Wirtschaft zur Politik ein. Er führte u. a. aus:

Im Laufe der Jahre habe ich, wie auch andere Reichstanzler, häufig Gelegenheit gehabt, Führer der Wirtschaft als poli. tische Berater neben mir zu haben. Ich habe wenige Männer der Wirtschaft tennen gelernt, die ihre Stellung aufgaben, um Aemter im Reiche zu übernehmen, oder die in ihrer Stellung so unabhängig waren, daß sie sich nicht

als Interessenvertreter gefühlt

hätten, die von Methoden und Grundfäßen ausgingen, die eine Sabotage ber deutschen Außenpolitit bedeuteten. Zur Rede des Reichsarbeitsministers Dr. Brauns betonte Dr. Wirth, daß sie der Ausdruck der

Sorge um eine fojialreaffionäre Entwicklung

in der Zukunft gewesen sei. Er bedauerte, daß Dr. Brauns nicht schon früher feine warnende Stimme erhoben habe. Dr. Wirth fuhr dann fort: Die sozialethifche Reinigung tut in unserem Reiche not. Wir haben eine sosiale Reattion mit einem liberalen Gin. schlag. Darum fommen wir nicht voran. Die Frage der sozial politischen Orientierung ist unser Lebenselement. Mahnende Worte richte ich an die Krise, die jede freiheitliche Regung schmerzlich empfinden, wer der fatholischen Arbeiterschaft den Glauben an die fozialethische Einstellung des Zentrums nimmt, liefert sie nicht nur dem Meffer, sondern dem Lager der Kommunisten aus.

Der ehemalige Reichskanzler wandte sich alsdann nachdrücklich gegen das Nachöffen von Angriffen der Deutschnationalen gegen führende Zentrumspolitiker im Zentrumslager selbst. Er bestritt ins besondere den Sag, der ihm, losgelöst von seiner organischen Ver. bindung mit den vorausgegangenen Darlegungen, zugeschrieben wor­den ist: Der Feind steht rechts!" Dr. Wirth wies ausdrürt lich darauf hin, daß er nach der Ermordung Rathenaus im Reichs. tage die Mordatmosphäre gegeißelt und unter Würbis gung dieser Atmosphäre im Hinblick auf die politische Lage betont habe: Dieser Feind steht rechts!"

Weiter wandte er sich zu dem Gaz, daß er behauptet habe, im entscheidenden Kampfe der Revolution zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern stehe er auf Seite des Proletariats. Er betonte aus drücklich, daß er diesen Ausspruch im Berlaufe einer Kommissions­fitung im Reichstage abgegeben habe. Wenn man eine Nation derart spalten will, daß man einen Grundsah aufstellt, der feinen Sinn hat, wie den Sah: Hie Besis, hie Proletariat", bann stehe er mit ganzem Herzen für diejenigen ein, die ihr Leben bzw. ihren Lebensunterhalt zu erfämpfen haben, und das sei das werttätige Bolt. Diefe Grundfäße feien felbstverständlich; es haben nur wenige den Mut gehabt, fie auszusprechen. Dr. Wirth schloß seine Ausführungen: gehabt, ie auszusprechen. Dr. Wirth schloß feine Ausführungen: unser Glaube ist Dienst an der Allgemeinheit. Mögen in schwierigen Augenblicken einige Tausend, die sich von der Erinnerung an die Bergangenheit nicht zu praftischer Arbeit aufraffen fönnen, aus­schalten. Wir müssen diesen Dienst aufrechterhalten, weil er der Gotteszwed der Zeit ist. Darüber hinaus muß er erweitert werden zum Arbeitsdienst an der Berständigung der einzelnen Nationen untereinander.

Den Ausführungen des ehemaligen Ranglers folgte fehr starter Beifall, der mehrere Minuten andauerte.

Dann bestieg Abg. Joos die Rednertribüne, um die Ausführun gen Dr. Wirths nach verschiedenen Richtungen zu ergänzen.

Industrielle und Arbeiter.

Am Nachmittag fam ein Bertreter der Wirtschaft zu Wort, und zwar der Reichstagsabgeordnete Lammers. Als Begleiter des 2bgeordneten von Guérard auf seinem ersten Berhandlungsgang auf Einladung der Deutschnationalen geht er turz auf die Vorgänge ein und schildert vor allem seine Bemühungen durch seine Beziehungen zur Wirtschaft auf die wirtschaftlichen Streife in der Deutsch­ nationalen Volkspartei cinzuwirken, damit die Annahme des Lon­ doner Abkommens nicht an dem Mein dieser Partei scheitere.

Mit den Ausführungen Dr. Wirths bezüglich der Berantwor­tung des christlichen Unternehmers erflärt sich Lammers durchaus einverstanden und möchte auch nicht über den Vorrang der Politik über die Wirtschaft diskutieren, da dies für jeden Staatsbürger eine Selbstverständlichkeit sei. Aber der Politiker, der es verhältnis. mäßig leicht habe, durch gefühlsmäßige Appelle sein Publikum zu begeistern, tönne des nüchtern wirtschaftlich dentenden Mitarbeiters nicht entbehren. Wenn er auf feinen Rat nicht hört, so tommt er leicht in die Bersuchung, dem Bolte in seiner jetzigen Not Dinge zu versprechen, bie bei ber Lage Deutschlands für die nächsten Jahrzehnte einfach nicht zu vermittlichen gehen. Neben dem heißen Drängen des Polititers müsse daher der nüchtern faltulierende Geist ber Männer stehen, die in der wirtschaft mitten drin steden und ihre Möglich. feiten und Grenzen tennen.

Das Mißtrauen gegen bie Wirtschaft müffe verschwinden, denn schließlich arbeitet der Wirtschaftler in seinem Bereiche auch im Dienste des Ganzen. Gerade bei der praktischen Ausführung des Bonboner Abkommens, bas schließlich in den Köpfen uns staatlich mindestens nicht freundlich gesinnten Wirtschaftlern entstanden ist, wird deutschen Wirtschaftlern die Arbeit zufallen, für uns ungünstige Auslegungen des Abkommens in der Praxis zu verhindern. In der weiteren Diskussion nahm ein Vertreter der christlichen Arbeiterschaft, Drösser Düsseldorf , das Wort und bezeichnete das Bild, das Lammers von den Industriellen gezeichnet habe, als

Wenn

das Bild eines Industriellen, wie er fein jollie, aber nicht al das Bild derjenigen Industriellen mit denen die Arbeiterschaj im Kampf um die Sozialrechte steht. Sonst hätte auch der Reichsarbeitsminister Brauns nicht von der Gefahr einer Sozialreaftion sprechen können. Industrielle, wie Herr Lammers sie schildert, für das Wohl der Gesamtheit arbeiten, dann entstehe tein Widerspruch zwischen ber Ansicht Wirths und der Ansicht Bammers. Gerade die Zentrums. arbeiterschaft wird jedem in der Fraktion restlos Bertrauen ent­gegenbringen, der auf dieser Basis arbeitet, Wir von der chriftlichen Arbeiterschaft ergreifen jede Hand gern, die sich im Sinne der Ge­meinschaftsarbeit uns entgegenstreckt.( Stürmischer Beifall.)

Der Wahlaufruf des Zentrums.

Der Parteitag nahm schließlich einstimmig einen vom Reichs fangler Marg als Borsigenden und dem gesamten Borstand unter zeichneten Bahlaufruf an, in dem es u. a. heißt:

Aus unflaren Stimmungen hervorgegangen, hat sich der letzte Reichstag unfähig gezeigt zu meltschauender nationaler Gemein­schaftsarbeit. In unfruchtbaren Auseinandersegungen zwischen den extremen Parteien verzettelte das Parlament Zeit und Kraft. Die Reichsregierung, das Kabinett Marr, erwirkte in ausdauernder Arbeit im Londoner Abkommen eine Entspannung der außenpoli­tischen Lage und neuen Grundlagen zu innerer Feftigung... Als Partei der Mitte, stehend auf dem festen Grund echten Christentums und lebendigen Boltstums, waren wir jederzeit bereit, mit allen denen zusammenzuwirken, die gleich uns den wieder. aufbau von Staat und Wold auf dem Boden der Ge­und stehenden verfassungsmäßigen Ordnung frieblicher Entwicklung wollen, mögen sie von links ober von rechts tommen. So fegen wir bewußt beiseite alles, was unser ohnehin zerrissenes Bolt noch mehr zerflüften tönnte. Wir tennen nicht Klaffenvorurteil und Klassen haß. nicht den Standes. oder Rassenradikalismus. An diesem um fassenden, ausgleichenden und einigenden Charakter wird die Deutsche Zentrumspartet underribar festhalten.

Darum weg

Der neue Reichstag muß Best and haben, wenn er den vor­die Auswüchse des Parteiwesens verschwinden. gezeichneten Aufgaben gerecht werden will. Er fann es nur, wenn mit dem Radikalismus! Weg mit der politischen Zersplitte­rung! Nicht auseinander, sondern zueinander müssen wir! Stärket die Mitte! Stärkt vor allem ben Kern jeder gefunden Mitte, die Deutsche Sentrumspartei! Die Wahlparole der Zentrumspartei ist far: Für eine Politit, die an Deutschlands Zukunft glaubt! Für Fortsetzung der bisherigen nationalen Rettungsarbeit und für die Befreiung von Ruhr und Rhein ! Für den Schuß der Weimarer Verfassung und für eine befestigte Staatsautorität! Für wirtschaftlichen und sozialen Aus­gleich und gerechte Lastenverteilung! Für christliche Erziehung und Durchdringung des öffentlichen Lebens in Wirtschaft, Staat und Politik mit den sittlichen Grundfäßen des Christentums! Darum geschlossen zur erfolgreichen Fahne des Zentrums! Für Wahrheit, Recht und Freiheit!"