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Nr. 514 41. Jahrgang
1. Beilage des Vorwärts
Um die Lebensgemeinschaftsschule.
Eine arbeitsreiche Stadtverordnetensitzung.
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In der Berliner Stadtverordnetenversamm| meisters gezeichnet. Eine Besprechung des Gegenstandes wurde Tung wurde gestern wieder einmal flott gearbeitet. Die Kommu- nicht gewünscht. Die Anfrage der D. Vp. wegen angeblicher niften zeigten wenig Lust zu großen Reden und auch die Freude am Verhandlungen des Magistrats mit einzelnen Bezirk: n zur Ein Radau schien ihnen durch ihre Wahlsorgen getrübt zu sein. Infolge- richtung städtischer Gargverlaufsstellen fand dadurch richtung städtisches Eargverlaufsstellen fand dadurch ihre Erledigung, deffen konnte ein beträchtlicher Teil der reichlichen Tagesordnung sind. teleitet taß vom Magistrat solche Verhandlungen nicht eingeleitet Die Stelle des Stadtmedizinalrats wird ausgeerledigt werden. Die nachgeholte Abstimmung über die kommunistischrieben und die Angelegenheit vom Abbauausschuß weiter be= schen und demokratischen Anträge auf Neuwahl der Stadt= trieben werden. Ueber verordnetenversammlung ergab, wie zu erwarten ge= wesen war, die Ablehnung. Die Magistratsvorlage über die Umwandlung der 308. Gemeindeschule auf dem Wedding ( Leopold: play) in eine Lebensgemeinschaftsschule ist im Ausschuß von der bürgerlichen Mehrheit abgelehnt worden. In der Stadtver ordnetenversammlung warb für diesen Schulreformversuch unser Genosse Kreuziger mit einer Rede, die den Gegnern der Lebensgemeinschaftsschule nichts schenkte. Scharf geißelte er die unanständige Rampfesweise der Schulreaktionäre von rechts und ihrer Bresse. Er wies die engen Beziehungen zwischen Schulreform und Jugendbewegung nach. Wie gering drüben das Verständnis für diese Dinge ist, zeigten die Erwiderungen der Redner aus dem Lager der Deutschnationalen und der Deutschen Bolkspartei. Mit den Sozialdemokraten wollen die Kommunisten für die Vorlage stimmen. Erst die nächste Sizung wird die Entscheidung bringen.
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In der gestrigen ordentlichen Sigung der Stadtverordnetenvir fammlung fam zunächst eine Anfrage unserer Genossen, die Praxis der Leitung des Rathaustellers bei der Einfteliung von Personal betreffend, zur Verlesung. Auch die von der sozialdemokratischen Fraktion an den Magistrat gerichtete( im Borwärts" bereits mitgeteilte) Anfrage, die Erklärung von Landflächen zu Heimstättengebieten anregt, wobei an Steingartenbauertolonien gedacht wird, ist der Verjammlung zugegangen und wird dem Magistrat zur hoffentlich baldigen Beantwortung überwiesen. Eine Reihe schon länger vorliegender Anfragen wurde erledigt. Am 30. September haben unsere Genossen die Absicht des Magistrats, bei den Arbeitsnach weisen, insbesondere
in den Erwerbslofenfürsorgestellen tätige Angestellte durch abgebaute Beamte zu ersehen,
die zurzeit Wartegeld empfangen und dann auf Privatdienstvertrag beschäftigt werden follen, zum Gegenstand einer Anfrage gemacht. Gen. Flatau führte dazu aus: Am 9. September hat der Magistrat, gezeichte Wege, ein Rundschreiben in diesem Sinne an die Bezirksämter gerichtet. Wenn er, wie wir hören, seine Absicht nicht durch zuführen gedenkt, so würden wir das als einen Erfolg unserer 2infrage ansehen. Es ist nicht das erstemal, daß der Magistrat in Gebiete einfällt, die seiner Beschlußfassung nicht unterliegen; die Bureaukratie hat jetzt im Magiftrat die Oberhand und versucht, verstärkt durch den uns unerwünschten Zuwachs aus Charlottenburg , immer wieder, gefeßliche Bestimmungen zu hintertreiben. Nachdem wir darauf hingewiesen haben, daß
der Magistrat im Candesarbeitsamt gar nichts zu jagen hat, fcheint er ja etwas verfichtiger geworden zu sein. In der Bes gründung des einschlägigen Reichsgefehes heißt es ausdrücklich, daß in den Erwerbslolenfüt forgestellen Angestellte beschäftigt wer den sollen; wenn der Magistrat hier Beamte auf Wartegeid hinein bringos will, verstößt er, wenn nicht gegen den Wortlaut, so doch unzweifelhaft gegen den Sinn des§ 13. Erspart würde kein fennig; wohi aber würde eine Reihe weiterer Personen der Erwerbslosenfürsorge cnheinifallen. Mit uns teilen auch die Arbeitgebervertreter unsere Bedenken. Den Magistrat ersuchen wir dringend, solche Schritte in Bufunft zu vermeiden und die entstandene Unruhe zu beseitigen; wir würden sonst unserem Ersuchen noch crößeren Nachbrud geben müssen. Stadirat Brühl: Es handelt fich bloß um eine Umfrage Diese hat ergeben, daß die Mehr zahl der Bezirksämter die Maßnahme für falsch hält. Der Magistrat hat darauf davon Abstand genommen. Die Anfrage ist vom Magistrat gestellt und von Stadtrat Wege in Vertretung des Oberbürger
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Er salutierte ungeschickt, wie ein betrunkener Soldat und nahm Bertrams Hand in seine langen, fnochigen Finger. Christy war ein langer, gelenfiger Mensch, mit glatt rasiertem Gesicht, das wegen des langen, mageren Unterkiefers und der hervorstehenden Stirn besonders häßlich wirkte.„ Eine häßliche Fraze," wie Bertram es oft gescholten hatte, aber von innen heraus erhellt durch dunkle, humoristische, nach denkliche Augen.
Er war in Hemdsärmeln und gerade dabei, inmitten von schmutzigen Kragen, Socken, Pyjamas, Büchern und sonftigem Kram nach einer langen Reise ein paar Handkoffer auszupacken.
Romme eben von Polen zurüd, über Berlin . Zünden Sie fich' ne Pfeife an und erzählen Sie mir alles von London , während ich diese Trümmer hier verstaue. Wie geht's Lady Joyce und der britischen Aristokratie?"
Dabei jah er Bertram mit dem eigentümlichen Lächeln an, das immer zum Vorschein fam, wenn er Bertram wegen dessen Verwandtschaft mit der geschwollenen Aristokratie" neckte. Seine Eltern hatten einen ffeinen Laden in irgend einem Dorf
Joyce ist wieder ziemlich wohl," sagte Bertram. Sie hatte ein Kindchen, aber es ist tot." O weh!" rief Christy mit herzlicher Teilnahme. Das ift traurig. Tut mir so leid!"
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Schlimm für eine Frau, erst ein Wesen zur Welt zu bringen und dann sehen zu müssen, wie es verlöscht. Hat mir zu leid getan, das zu hören, Pollard. Das ist für Sie und Ihre entzückende kleine Dame zu traurig. Ja. Aber ich, wijsen Gie. ich hätte nie den Mut gehabt, es zu riskieren. Ich hätte trübe Ahnungen gehabt."
,, Wieso denn?" fragte Bertram.
die Abänderung der Ortsftatute für das Gewerbe- und Kaufmannsgericht berichtete Stadtv. Gronewaldt( Wirtschaftsp.). Die Abänderung ist notwendig geworden, weil die Berordnung über das Schlichtungsmesen vom 30. Oftober 1923 die Zuständigkeit beider Gerichte er weitert hat. Gen. Flatau befürwortete hierzu einen im Verein mit dem Zentrum gestellten Antrag, die Beisitzerwahlen erneut zu verschieben, mobei er sich auf die Zustimmung sowohl des Reichsar beitsministeriums als des preußischen Handelsministers für eine Antrag, der die Wahlperiode von drei Jahren auf fünf Jahre, erftsolche Maßnahme berufen fonnte. In diesem Sinne empfahl er den malig bis Ende 1926, verlängern will. Dr. Caspari( D. Vp.) atzeptierte die Verlängerung der Wahlperiode auf 5 Jahre, lehnte zeptierte die Verlängerung der Wahlperiode auf 5 Jahre, lehnte aber die Verlängerung der Mandatsdauer der jetzigen Inhaber ab. Der Magistratsvertreter hielt auch an der Vorlage fest; auch der Oberpräsident stehe auf dem gleichen Boden. Flatau hielt beiden entgegen, daß im vorigen Jahre die Verlängerung der Wahlperiode auch von der DVP. angenommen und vom Oberpräsidenten bestätigt worden ist. In der Abstimmung wurde die allgemeine Verlängerung der Wahlperiode auf 5 Jahre angenommen, die Ausdehnung auf die derzeitigen Mandate aber mit 103 gegen 84 Stimmen abgelehnt. Auf Antrag Flatau wird noch eine dritte Lesung der beiden Borlagen vorgenommen werden. Das Statut für die an der Technischen Hochschule zu Berlin zu errichtende städtische Stipendien stiftung sieht die Verfügung über die Zuteilung der Stipendien
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Gen.
durch den Senat der Hochschule vor. Unsere Genossen wollen der Stadt eine Mitwirtung gewährleisten und haben einen Ausschuß vorgeschlagen, der aus 2 Magistratsmitgliedern, 4 Stadtverordneten und 6 Eenatsvertretern bestehen foll; eventuell soll die Hälfte genügen. Diesen Antrag empfahl Flatau, während Bürgermeister Scholz und die Redner der Rechtsparteien für die Vorlage sprachen. Die Abstimmung wurde auf die nächste Sizung Die Abstimmung wurde auf die nächste Sizung Die Beschaffung eines Planetariums
verschoben.
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ron der Firma Zeiß in Jena für 300 000 m. wurde genehmigt. Die Vorlage wegen Gründung der Berliner Milchverfor= gurg 3. m. b. 5) ging an einen Ausschuß. Uni 7 Uhr hatte die Versammlung die in der vorigen Sitzung verschobenen Abstimmungen vorgenommen. Die Anträge der Dem. und der Komm. auf Auflösung der Bersammlung
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wurden mit beträchtlicher Mehrheit abgelehnt; gegen die Antragsteller lehnte die ganze Lersammlung auch den intrag der Komm. ab, das Urteil des Oberverwaltungsgerichts gegen den früheren Stadtrat Stolt nicht zur Kenntnis zu nehmen. Zu der ohn= regelung der stäbischen Arbeiter und Arbeiterinnen ab 25. Mai d. 3. nahm die Mehrheit den kommunistischen Antrag an, der die Niederschlagung der Beträge fordert, die bei den Vorschuszahlungen zuviel gezahlt sind und jetzt zurückverlangt werden. Die Versammlung trat hierauf in die zweite Beratung der Vorlage wegen
Umwandlung der 308. Gemeindeschule in eine Lebensgemeinschaftsschule.
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Der Ausschuß hat die Vorlage mit seiner bürgerlichen Mehrheit a b= gelehnt. Gen. Kreuziger trat mit größer Wärme und Entfchiedenheit für dieses Projekt ein; das Lehrerkollegium, das den Antrag gestellt habe, bestehe aus durchweg pädagogisch erfahrenen Antrag gestellt habe, bestehe aus durchweg pädagogisch erfahrenen Männern. Man widerstrebe der Durchführung ledig. lich aus politischen Gründen. In der Bezirkssc) u l- deputation sei das Projekt angenommen worden; dort hab:
Fenster. So hatte Christy oft am Eingange eines Schützengrabens gestanden, als Bertram und er unter der Erde hausten, nicht weit von der feindlichen Linie.
Wovor haben Sie denn Angst?" fragte Bertram mit dem föstlichen kleinen Schauder, den er als Kind kannte, wenn die Kinderfrau ihm Gespenstergeschichten erzählte. Ich fürchte Schlimmes für diese unsere Zivilisation." Und dann erzählte er über eine Stunde lang von allem, was er auf seinen Reifen gesehen hatte. Er war in Ost- Europa gewesen, wo die Zivilisation erstarb. Polen war verarmt, verseucht und völlig demoralisiert.
Desterreich war nur noch der Leichnam einer Nation, die einst ein mächtiges Kaiserreich gewesen war und jetzt einen Wasserkopf ohne Leib darstellte. Wien mit seiner Zweimillionenbevölkerung war der Wasserkopf. Er beschrieb den Totentanz dieser Stadt, wo Frauen und Kinder verhungerten, den Ruin der Intellektuellen und der geistigen Arbeiter. In den Hotels hockten die Fremden und saugten sich an dem sterbenden Mittelpunkt der Zivilisation fatt. Internationale Spefulanten häuften Bermögen an durch die Schwankungen des Papiergeldes, schlemmten und foffen in Orgien des Lasters mit den Dirnen, die ihr Lächeln für ein Abendbrot und ein warmes Zimmer verkauften. Die alten Paläste von Wien standen noch, und die Herrschaftshäuser und die Kirchen und Galerien und Museen auch. Aber dies Erbe einer glänzenden Bergangenheit bröckelte ab, und das Geld fehlte, um es zu erhalten. Niemand konnte sich dem Studium und dem Genuß non Schönheit und Wahrheit, Musit, Malerei und Wissen fchaft hingeben, wie früher. Entweder mußte man aufs Land zurüd, um dort ein färgliches Brot aus dem Boden zu graben, oder man mußte verhungern. Und genau so fah es in anderen Ländern aus, in den kleinen baltischen Nationen und im mächtigen Rußland.
In Rußland selbst war er diesesmal nicht gewesen, trog, dem es ihn gewaltig hingezogen hatte, aber an der Grenze traf er auf die Flüchtlinge und hörte ihre Jammerberichte. " Ma, überhaupt ein junges Leben in die Welt zu setzen. In Rußland lag die Zivilisation im Sterben oder war schon tot. War's ein Junge?" ,, Ja, und er sollte nach mir genannt werden." " Wie? Ein Junge? Gott nein. Ich fönnte nicht so ohne weiteres einen Jungen in die Welt segen. Es wäre zu ungerecht. Noch nicht wenigftens, bis man sieht, wie sich die Dinge gestalten, Major, wissen Sie? Ich fürchte, ich werde ein Feigling."
Er kam an die offene Tür und lehnte dagegen. Bertram jaß auf einem niedrigen Lederstuhl mit dem Rücken zum
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Freitag, 31. Oktober 1924
auch das demokratische Mitglied dafür gestimmt. Man ziehe sich jetzt hinter die Ausflucht zurück, daß es in Berlin der Versuchsschulen fchon genug gebe. In der Rechtspresse sei in gemeiner, ja infamer Weise, so im„ Lag", gegen die Lebensgemeinschaftsschule gehegt worden; es handle sid) dobri um
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einen neuen gemeinsamen Borstoß der Reaffion. Die moderne Jugendbewegung und mit ihr auch die Idee der Lebensgemeinschaftsschule werde trotz Jungdo und Stahlhelm ihren Weg machen.( Lebhafter Beifall bei den Soz.) Troll( Dnat!.) suchte glauben zu machen, daß seine Gesinnungsgenossen sich weder den modernen Ideen nod, der modernen Jugendbewegung antipathisch modernen been der gegenüterstellen, daß sie sic; viemehr nur gegen llebertreibungen wenden. Hier handie es sich nicht um einen pädagogischen Versuch, fondern um eine Schule, die jeder rechtlichen Grundlage überhaupt cntbehre. Specht( D. Bp.) lehnte mit seiner Fraktion die Borlage ab, da man in den Außenbezirken schon 12 solcher Schulen habe.- Goß( Komm.) sprach sid; zwar im Prinzip gegen die welt= weltlichung des gesamten Schulwefens nicht entfernt verwirklichen, lichen Schulen aus, weil sie das kommunistische Ideal der Verhatte aber nichts gegen den hier beabsichtigten pädagogischen Versuch einzuwenden. An dieser Stelle brach die Beratung ab. Schluß 9 Uhr.
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Die Preise steigen.
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Die Preise für die ländlichen Produkte: Milch, Eier, Geflügel, Fett, sind in beständiger Steigerung begriffen auch ohne Zollschutz schutz- und bedrohen das knappe Wirtschaftsbudget der nicht reichen Familien. Da erinnert sich wohl manche Familienmutter ihrer früheren Beziehungen zu den Bauern der Umgegend, bei denen sie in der Kriegszeit„ hamstern" ging. Sie denkt bei direktem Einkauf an der Quelle ein paar 10- Pfennig- Stücke zu ersparen und macht sich auf den Weg in das Dorf. Aber die Begrüßung durch den Bauer ist von feiner besonderen Liebenswürdigkeit er hat augenscheinlich kein Verlangen, alte Freundschaften mit dem Stadtvoff zu erneuern. Wohl hört die Frau die Kühe und Schafe blöken, die Hühner gadern, die Schweine grunzen, aber für sie ist nichts vorhanden. Und wenn sie gar der Hoffnung Ausdruck gibt, daß sie wohl billiger faufen könnte, als in der Stadt, befommt sie als Antwort zu hören:„ Billig is nich wir wollen auch leben." Und die Klagen über die hohen Steuern werden losgelassen, ganz nach dem Rezept des Landbundes, der ja diese Tonart so glänzend beherrscht, daß die Wahrheit anders aussieht. was fümmert dies die Handlanger der Reaktion. So endet der Besuch mit einem Niederbruch der gehegten Hoffnungen. Das Adjös voch id habe uff Feld zu tun" des Bauern schließt die und Unterhaltung ab. Noch einmal wendet er sich um immd ruft: Gie brauchen ooch nicht widderzukommen."- der rechte Ausdruck für das Mitgefühl, das er der Notlage der Stadtbevölkerung entgegenbringt, deren Gehälter und Löhne niedriger als vor dem Kriege sind, während die Bedarfsartikel alle höher im Preise stehen...
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Die Stadtfrau sieht ihn noch einen Augenblic nach gerade lassen die Kühe ihr Muh- Muh ertönen und in den Eden des Hofes picken die Hühner im Strohhaufen herum. Dann gibt sie sich einen Ruck und wendet sich wieder dem Borortbahnhof zu.
Es war einmal fleigen.
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jetzt fühlt sich der Bauer wieder. Die Preise
Wieder ein Dachstuhlbrand.
Aus noch nicht aufgeflärter Urfache brach gestern nachmittag gegen 26 Uhr in dem Fabrikgebäude Choriner Str. 84 Groh feuer aus. Bei Eintreffen der Wehr stand der Dachstuhl des großen Gebäudekomplexes in seiner gesamten Ausdehnung in hellen Flammen. Auf den Ruf Großfeuer" eilten noch mehrere Züge der Berliner Feuerwehr unter Leitung des Baurats Franke an die Brandstelle. Man griff mit vier Echlauchleitungen mittieren. Kalibers an. Das Vorgehen der Wehr wurde durch die starke Qualmentwicklung erheblich erschwert, so daß Rauchschukapparate ange= wendet werden mußten. Erst nach zweistündiger Arbeit gelang es, das Feuer auf den Herd zu beschränken und zu löschen. Die Aufräumungsarbeiten zogen sich bis in die späten Abendstunden hin. Die Entstehungsursache des Brandes ist unbekannt.
Auch in Berlin und anderen deutschen Städten war er gewesen. Was ging dort vor? Eine gewaltige Industrie in einem vom Kriege über seine Kräfte angestrengten Volke, das zerschmettert, dessen Stolz zu Boden geschlagen war, das aber mit verzweifelter Entschloffenheit daran arbeitete, seinen Plaz in der Welt zurückzugewinnen und seine nationale Einheit zu verteidigen. Es arbeitete mit erstaunlicher Energie und paßte sein ungeheures Genie den Erfordernissen des Bersailler Friedens und seinen Strafbestimmungen an. Der Kanonen- Krupp warf jezt Nähmaschinen, Ernte- und Mähmaschinen, Kassen, Rasiermesser, alles, was sich nur aus Metall schaffen ließ, auf den Weltmarkt. Aber die von den Siegern auferlegten Kriegsabgaben machten alle Anstrengung zu Schanden, die Mart fiel Woche auf Woche. So oft die Entschädigungen bezahlt werden mußten, fiel die Mart in Grund und Boden. Darauf überschwemmte die Druckerpresse das Land mit neuen Mart. Das sehte Deutschland zwar in den Stand, seine Konkurrenten auf allen Märkien zu unterbieten, aber gleichzeitig blutete es sich dabei zu Tode.
Unterdessen zog Frankreich die Schraube immer fester an und stachelte die Deutschen dadurch zu neuem Hasse auf, so daß sie schworen, sich zu rächen, wenn auch vielleicht erst in ferner Bufunft, irgendwann, und sollte der Tag noch so lange auf fich warten lassen. Frankreich war entschlossen, lieber die ganze Welt zugrunde zu richten, als daß es Deutsch land wieder in die Höhe kommen ließe, und die ganze Welt, England voran, würde ruiniert werden, wenn Deutschland den Weg Desterreichs gehen müßte und in den Abgrund eines nationalen Bankerotts hinuntergestoßen würde.
Ueberall waren üble Kräfte am Wert, Kräfte der Grauſamkeit, der Habsucht, der Dummheit und des Hasses. Die Männer der früheren Ordnung der Dinge hatten noch immer ihre feste Hand an der Staatsmaschine, setzten ein neues Gleichgewicht der Mächte zusammen und bereiteten neue Bündnisse für einen unvermeidlichen" Krieg vor. Und ihnen ftanden wieder jene feindlich gegenüber, welche alle Zivilisation um jeden Preis zerstören wollten, die Revolutionäre aus Prinzip, die Fanatiker, die mit Mördern und Höhlenleuten im Bunde waren.
Trogdem mußte er bald nach Rußland, um die Wahr heit zu erforschen. Es war eine Sungersnot im Anzuge, die millionen von Menschen vernichten würde. Dort ebenfalls Zwischen diesen beiden Extremen stand das arme, gefonnten nur solche Menschen am Leben bleiben, die auf der duldige, den Frieden herbeisehnende Bolf, das ganz verwirrt Scholle blieben und ihre Bodenerzeugnisse verzweifelt fest- war durch die Nichterfüllung aller Hoffnungen nach so unhielten. fäglichen Opfern, und das sich in seiner Unwiffenheit an falsche Götter wandte, welche feinen niedrigen Instinkten schmeichelten, oder es mit den größten Lügen betäubten. Denn die Masse wollte die Wahrheit nicht hören.( Fortsetzung folgt.)