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Ludendorff   enthüllt.

Kronprinz Rupprecht   auf der Anklagebank? Es war vorauszusehen, daß Ludendorff auf die gesellschaft­liche Berfemung der bayerischen Offiziere nicht schweigen würde. In einer vorläufigen Entgegnung fündigt er an, daß er das Material über die Ursachen des Ehrenhandels nach seiner Rückkehr nach München   veröffentlichen werde. Aber schon heute stellt er fest:

Die Verhandlungen, die zunächst mein Rechtsbeistand pflegte- Seine Königliche Hoheit, Generalfeldmarschall Kronprinz Rup precht von Bayern   hatte sich bekanntlich zunächst durch einen Rechtsanwalt an mich gewandtschienen unferes Erachtens einen befriedigenden Verlauf zu nehmen, als Seine Königliche Hoheit Generalfeldmarschall Kronprinz Rupprecht von Bayern   die Ver. handlungen plöglich abbrechen ließ und sich nunmehr an Generalfeldmarschall von Hindenburg wandte, um auf dem Ehrenwege den Zwist auszutragen, wobei er mir die schwersten Be.

leidigungen zufügte.

Ich willigte in einen mir recht viel zumutenden Ausgleichs­vorschlag des Generalfeldmarschalls von Hindenburg   ein, um den 3wist im allgemeinen Interesse beizulegen. Seine Königliche Hoheit Generalfeldmarschall Kronprinz Rupprecht von Bayern   lehnte in­dessen den Vorschlag des Ehrfurcht gebietenden Offiziers der deutschen Armee ab, weil er mir die Genugtuung vorenthalten wollte, die Generalfeldmarschall von Hindenburg wegen der mir zuge­fügten schweren Beleidigungen für nötig hielt.

früher recht stepfisch zur Rüdfehr Seiner Königlichen Hoheit| Gerichtsaffeffors hin ein Meineidsverfahren gegen den Ge­

des Generalfeldmarschalls Kronprinz Rupprecht von Bayern   auf den Thron seiner Bäter verhieit, heute durch den Mund des Miniffer­präsidenten des Wahrers der Verhaffung des Freistaates Bayern­Herrn Held, Propaganda für diese Rückkehr machen läßt und durch andere reaktionäre Elemente um den Miesbacher Anzeiger" und den Bund Bayern   und Reich, die in gleicher Richtung tätig sind. Der Monarchist Ludendorff   als Wahrer der Weimarer Verfassung   und der Republikein Bild, das selbst Götter zu Tränen rühren muß! Aber im Kampf gegen den verhaßten Mittel recht. Wittelsbacher   ist dem Monarchisten Ludendorff   jedes

Hause Wittelsbach zeigt, wohin es führt, wenn man an die Die Auseinandersetzung zwischen Ludendorff   und dem Berfassungsfrage rührt. Die Monarchisten und ehemaligen Potentaten geraten sich in die Haare und üben Selbstzer fleischung nach allen Regeln der Kunst. Wie würde das erst werden, wenn die Republik   gestürzt würde! Deswegen: macht am 7. Dezember mit dieſem unwürdigen Spuf ein Ende!

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Potsdamer Entrüstung. Papierresolution gegen die Reichsfarben.

Die Bannerweihe des Reichsbanner Schwarz- Rot- Gold" am porigen Sonntag entfeffelte gestern Szenen im Potsdamer Stadtparlament, wie man sie dort kaum erlebt. Die Rechte Auch einen anderen Schrift zur Beilegung des Konfliktes hatte brachte einen Dringlichkeitsantrag an den Magiftrat ein, wonach ich unternommen, indem ich im Prozeß eine ausführliche Erklä­er dafür Sorge tragen soll, daß derartige herausfordernde Be­rung über die nicht beteiligung Seiner Königlichen Hoheit lästigungen von fremden Elementen und Mitgliedern des Generalfeldmarschalls Kronprinz Rupprecht von Bayern   abge- von Schwarz- Rot- Gold" in der durch schwarzweißrote geben hatte. Der Wortlauf steht mir augenblicklich leider nicht zur Erinnerungen geheiligten Stätte" unterbleiben. Berfügung. Ich fühlte mich überdies zu diesem Schritt auch noch Der Magistrat wird daraufhin eine Resolution an die maß­dadurch veranlaßt, daß ich in einer Geheimfihung gehört gebenden Stellen in Berlin   einreichen. In der Resolution, die der hatte, daß Seine Königliche Hoheit Generalfeld. Magiftrat gefaßt hat, heißt es u. a.: Die städtischen Körperschaften marschall Kronprinz Rupprecht von Bayern   am fordern auf das entschiedenste, daß die Staatsregierung fünftig 11. oder 12. november die Absicht gehabt habe, auf die Empfindungen der Mehrheit der Potsdamer einen besonderen Schrift durchzuführen, hierzu Bürgerschaft(?) Rücksicht nimmt und im Rahmen der Gefeße eine Proklamation habe entwerfen lassen und in alle Rundgebungen verbietet, die den Empfindungen München   zur Durchführung dieser Absicht eingefo offen zuwiderlaufen." Ferner brachten die Deutschnationalen troffen fei. ben Antrag ein, daß der Magistrat sich einen Einfluß auf das Glodenspiel der Garnisonfirche sichern soll, da es be fannt geworden ist, daß das Glockenspiel zu der Bannerweihe von Schwarz- Rot- Gold spielen sollte.

Wenn die weiteren Enthüllungen sich in der Richtung der vorläufigen Feststellung bewegen, dann fann man sich auf allerhand gefaßt machen. Das Kapitel des Bürgerbräuputsches, das im Hitler- Prozeß sorgfältig ausgeschaltet wurde, dürfte. dann ans Tageslicht kommen. Auch in den öffentlichen Sigun gen des Prozesses spielte der Termin des 11. und 12. November eine große Rolle. Man sprach von einem orprellen der Hitler und Ludendorff, woraus fommissar Rahr gleichfalls eine Aktion auf man den Schluß ziehen mußte, daß der damalige Generalstaats­Lager hatte. Man blieb sich nur im unflaren darüber welche, wenn auch die Erklärung Kahrs im Bürgerbräu, er betrachte fich als den Statthalter des Königs", Rückschlüsse zuließen.

Nun tommt Ludendorff und behauptet, Rahr habe damals tatsächlich nur als Statthalter des Königs" im Bürger bräu gestanden. Rupprecht selbst habe für den 11. oder 12. November einen besonderen Schritt" vorgehabt und für diesen 3wed bereits eine Profiamation aus­arbeiten laffen. Was damit gemeint ist, kann sich jeder an den zehn Fingern abzählen. Nach dieser Feststellung ist es erklärlich, wenn die Kahr  , Seißer und Böhner die Treppe nicht herunter, sondern herauffielen. Denn Hochverräter sind sie affe, alle, und was dem einen recht ist, das wäre dem Rup precht billig.

Ludendorff   ist so boshaft, seine vorläufige Feststellung mit den Worten zu schließen:

Der Kampf galt und gilt allein allen Böltischen, das sehe ich auch heute als innere Ursache für den unerquicklichen Zwist an, und auch dafür, daß die Bayerische   Boltspartei, die sich

Vertiefung und Begründung. Immerhin gab er eine große Fülle von Anregungen und Antri ben zur persönlichen Berarbeitung, was bei allem letzten Endes wohl immer das Wichtigste bedeutet.

F. E.   Bogel  

Hoffentlich werden die maßgebenden Stellen" in Berlin   dem Potsdamer Magiftrat begreiflich machen, daß seine Resolution eine Beleidigung der Reichsfarben darstellt! Um so mehr, ols der Magistrat gegen die zahlreichen monarchistischen Rummel in den Mauern Potsdams   noch nicht das geringste einzuwer.den bung der Mehrheit des Bolles in so ausgesprochener Weise, daß hatte. Und doch verlegen diese Hohenzollernspielereien die Empfin. alles andere davor verblaßt!

Verurteilte Verleumder.

noffen Loeb eingeleitet hat. Wenn dieser Sachverhalt irgendein Ver­fahren rechtfertigte, so wäre es gegen das Frankfurter   Gericht, das mit ungewöhnlicher Leichtfertigkeit Behauptungen aufstellte, die es nicht hätte aufstellen fönnen, wenn es auch nur mit genügenber Gorg­salt seine eigenen Aften ſtudiert hätte.

OC. und andere Prozesse. Republikanische Protestversammlung in Berlin   W.

Gestern, Freitag abend, veranstaltete die Deutsche Liga für Organisation Consul und die Justizskandale in der Menschenrechte in den Spichern- Sälen eine start besuchte Versamm. fung zur Besprechung des Leipziger Brogelfies gegen die deutschen Republik. Einleitend verwies der Vorsitzende, Senats. präsident Freimuth, auf das telegraphische Verlangen der Liga am 25. Oktober an den Reichskanzler, gegen den Reichsanwalt Miethammer disziplinarisch vorzugehen, weil er im OC.- Prozeß feiner antirepublitanischen Gesinnung Ausdruck gegeben hat, die ihn als ungeeignet zur Wahrnehmung der Justizpflege in der Republit erscheinen lassen muß. Der Reichsfanzler hat auf dieses Telegramm bis heute noch nicht reagiert.

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Justizrat Berthauer beleuchtete das Leipziger   Erkenntnis, das Verbrecher aus Ueberzeugung", die nach richterlicher Ansicht eben nur gute Patrioten sind, verurteilt, von der juristischen und poli­tischen Seite. Angesichts der Tatsache, daß das Gefeß zum Schutz der Republik   faft nur gegen linfs angewandt wird, müsse das deutsche Volt die Amnestie aller derer verlangen, die so verurteilt worden sind. Sorgen wir bei den kommenden Reichstags= wahlen dafür, daß nur Abgeordnete in den Reichstag   einziehen werden, die für das Recht eintreten. Nach weiteren Rednern fprach noch Genosse Frenzel, Redakteur der Leipziger Volks. zeitung". In ihr veröffentlichte er am 23. Mai 1924 unter der Ueberschrift Dr. Geßler schüßt die Geheimverbände" das Gut­achten des Reichswehrministeriums gegen Dr. 3 eig ner, das bereits in der öffentlichen Landtagssigung Reichsverfaffung war das Blatt zu dieser Publikation ohne weiteres Dom 2. Mai Abg. Genosse Arzt verlesen hatte. Nach§ 30 der berechtigt, der Amtsrichter lehnte infolgedessen auch ein Bet­fahren gegen Frenzel deshalb ab, aber der Staatsanwalt erreichte unter Ausschluß der Deffentlichkeit gegen Frenzel ein Urteil auf zwei Monate Festung, weil in der Veröffent­lichung ein Bergehen gegen§ 17 Breßgefek erachtet wird. Zwar ist gegen das Urteil Berufung eingelegt, aber bereits jetzt ging die bisher unwidersprochene Meldung durch die Presse, daß gegen den Genossen Arzt gleichfalls ein Landesverratsverfahren ein­geleitet werden foll, falls er durch Auflösung des Landtags nicht­immun werden sollte. Alles das geschieht durch eine Justiz, die durch die Namen Fechenbach und Ehrhardt genügend gekennzeichnet ist.

Folgendes Telegramu wurde mit allseitiger Zustimmung an den bayerischen Ministerpräsidenten Held abgesandt:

Heutige Volksversammlung Deutscher Liga für Menschenrechte, Bro test gegen andauernde Einterferung Fe chenbachs, deffen Berlin  , Spichernfäle, beschäftigt sich mit politischen Strafurteilen Deutschlands   insbesondere auch Bayerns  , erhebt einmütigen Unschuld die hervorragendsten Rechtslehrer Deutschlands   n a)= gewiesen haben."

Vorläufig keine Vierteljahrsgehälter.

Eine von uns im geftrigen Abendblatt   wiedergegebene Meldung, wonach im Finanzministerium Verhandlungen über Wiederein. führung der vierteljährlichen Borauszahlung der Peamtengehälter flattgefunden haben, entspricht, wie amtlich ber­vierteljährlichen Vorauszablungen foll vor Ablauf des jeßigen fichert wird, nicht den Tatsachen. Die Wiedereinführung der Etatsjahres nicht in Frage tommen, da die Gehaltszahlung burch

Karlsruhe  , 31. Ottober.( WTB.) Das Schöffengericht verhandelte heute bie öffentliche Beleidigungsflage gegen den Berlags­leiter 3iegler aus Baden- Baden   und den früheren Hofapotheker Albert Senff aus Dos- Scheuern. Senff hatte am 16. August in der Badener Morgenzeitung" einen Artikel veröffentlicht, in dem unter Bezug auf den Heidelberger Dozenten Gumbel und den General v. Deimling gefagt wurde: Wäre es nicht beffer, wenn die beiden Deutschen   den Staub von den Füßen schütteln und nach Frankreich   ziehen würden, wo sie mit offenen Armen aufgeben Etat monatlich geregelt ist. nommen und eine feine Versorgungsstelle erhalten würden? Das Gericht verurteilte die Angeklagten wegen Beleidi gung zu je 100 Mart Geldstrafe.

Meineidsverfahren gegen Loeb.

Tatsachen, und was daraus gemacht wurde.

Das halbamiliche Wolffbureau hat am Freitag eine Meldung verbrei in der ein Meineidsverfahren gegen den früheren thüringien Staatsbantpräsidenten Genossen 20 eb angefündigt wird. Der Rechtsbeistand des Beschuldigten, Dr. Levi, teilt dem Sozialdemokratischen Pressedienst dazu aus Thüringen   folgendes mit:

In einem wegen Bergehens gegen das Bersicherungsgesetz gegen den Inhaber einer Frankfurter   Versicherungsfirma schwebenden Verfahren war Genosse Loeb in Weimar   als Zeuge vernommen worden. Er hat zu Protokoll ausgesagt, daß er im Auf­trag jener Firma im Jahre 1919 im Reichsversicherungsamt, wo er als Versicherungsvermittler vorsprach, von Oberregie. er als Versicherungsvermittler rungsrat Meißner die Auskunft erhalten habe, über die Ge­nehmigungspflicht der von der Frankfurter   Firma eingeführten Auf­ruhr- Versicherung sei noch feine endgültige Entscheidung gefällt wor den. In dem weiteren Berfahren wurde D berregierungsrat Meißner vernommen, der als Zeuge angab, den zuständign Be amten in der fraglichen Zeit gelegentlich vertreten zu haben, sich aber an die Angelegenheit nicht mehr erinnern zu fönnen. Dagegen machte ein Geheimrat Beder vom Reichsvrsicherungsamt die Aussage, daß um die fragliche Zeit ein Herr jüdischen Aussehens bei

Vom Wahlkampf.

er trägt bie Schulb an der Unordnung in Deutschland  ? Auf diese Frage antwortete in einer demo­fratischen Wählerversammlung Georg Bernhardt sehr deutlich: die Deutschnationalen. Er sagte über die wirtschaftlichen Hintergründe der Bürgerblodpolitik:

" Da wird die Absicht der Reinigung des politischen Lebens" von den Novemberzuständen verfündet und behauptet, die Deutsch  nationale Volkspartei werde Ordnung" in Politik und Wirtschaft schaffen. Wer hat denn aber jene große Unordnung gefchaffen, die Inflationszeit, an beren leberwindung mir heute immer noch laborieren? Die Deutsch nationalen, vor allem Helfferich und der nur äußerlich volksparteiliche Hugo Stinnes  . Bereits beim ersten Auftauchen der In­flationsgefahr, noch zu Lebzeiten Rathenau  , haben Fachmänner auf die Gefahren der ewigen Deckung der Staatsschulden durch die Notenpresse und auf die Notwendigkeit der Erhebung von Steuern zur Abwehr der Geldentwertung hingewiesen. Diese Ansicht ist stets von Stinnes  , auch im Reichswirtschaftsrat, be­fämpft worden, sogar noch zu einer Zeit, da die Schäden der In­flation schon ins ungeheure gewachsen waren und das Vermögen der Reniner und Sparer zusammengeschmolzen war, während die Industriellen für Papiermartwechsel, die ihnen die Reichsbank ge­währte, sich Sachwerte nach Belieben laufen konnten."

Die Volksschulbildung in Sowjetrußland. In der Sigung des 3ntralegefulivkomitees vom 9. Oftober erstattete der Volksbil­dungskommissar Lunatscharffi Bericht über den Stand der Bolts. bildung in Rußland  . Bor dem Kriege gab es in Rußland   62 000 Boltsschulen, im- Oftober. 1923 dagegen nur 49 000. Die Zahl der Böglinge in diesen Schulen belief fich vor dem Kriege auf 4 200 000, jetzt jedoch auf 3 700 000. Die Zahl der höheren Schulen ist Dagegen gestiegen pon 1063 auf 2028. Der Etat für Bolksbildung in Großrußland beläuft sich auf nur 60 Mii lionen Rubel im Jahr.( Ein Rubel= 2,16 Marf.) Infolgedessen werden die Lehrer, insbesondere die zahlreichen Dorfichullehrer, un­glaublich schlecht bezahlt. Bom Januar bis März 1924 belief sich das durchschnittliche Gehalt eines städtischen Lehrers auf 14,05 Rubel und das eines Dorfschullehrers auf 10,13 Rubel im Monat. Gegen wärtig beträgt das Durchschnittsgehalt 20.5 Rubel im Monat. An einzelnen Stellen werden wesentlich niedrigere Gehälter gezahlt. So ihm gewesen sei, der als Versicherungsnehmer große Besorgnisse man wollte nicht sagen, was man will, sondern nur das, was man

3. B. im Gouvernement Baryzin 8,05, im Gouvernement Rjafan Rubel. In allen diesen Gouvernements find die Lehrer buchstäb. lich zu einem Hungerdasein verurteilt. Das Boltsbildungskommis fariat hatte bei den ihm unterstellten Instanzen darauf hingewirkt, daß die Gehälter der Lehrer erhöht würden.

In seinem weiteren Bericht erklärte Lunaticharsti, daß das Volkskommissariat es als seine Hauptaufgabe betrachte, die zu fammenbrechende Dorfschule zu retten, deren Eristenz noch keines. wegs gesichert fei. Auch bei der Bekämpfung des Analphabeten tums feien nur sehr geringe Ergebniffe gezeitigt worden. Das sei fein Wunder, da statt bes erbetenen Kredites von 1 700 000 Rubel für diesen Zweck nur 100 000 Rubel bewilligt wurden!

Dieses von Lunaticharsti gezeichnete Bild spricht für fich selbst. Dennoch dürften die wirklichen Verhältnisse noch weit schlimmer sein. Der Rommunist Schochin fügte ergänzend hinzu: Unsere Dorf­schulen verwandeln fich jezt in Schulen für die wohlhabendsten Elemente des Dorfes. In den Reihen des Dorfproletariats jedoch herrscht nach wie vor das Analphabetentum."

Eine Führung durch die Abgußlammlung griechischer Bildwerte( Uni­verfität, Dorotheenstraße), findet Sonntag, den 2. Nov., vorm. 11 Uhr, statt. Sarte 50 Pf.

Der Chirurg Robert Gerfung ist im Alter von 80 Jahren in Wien   ge­

storben. Er war ein Schiller Bilroths und wurde 1894 Direktor des Wiener   Rudolfinerhauses.

Untersuchung der Moskauer   Kirchen. Das Moskauer Gouvernements Museum hat durch eine Kommiffion 199 Stirchen in und bei Moskau   unter­fuchen laffen, um festzustellen, ob sich in ihnen noch bemerkenswerte seunst­gegenstände oder fulturgeschichtlich interessante Sachen befinden. Etwaige Funde dieser Art werden in das Museum übergeführt.

Ungedruckte Briefe Rouffeaus. Bei Armand Colin   in Baris beginnt jetzt eine auf die Originale zurüdgebende, mit Kommentar versehene Samm­lung der Briefe Jean Jacques Rousseaus zu erscheinen, die Théophile Du

four mit Unterſtüßung des Instituts de France herausgibt. Die Ausgabe

ist auf 20 Bände berechnet.

megen einer von ihm bei der Gesellschaft abgeschlossenen Aufruhr Bersicherung zeigte und fragte, ob diese Versicherung genehmigungs. pflichtig sei. Geheimrat Becker will diesem Herrn eine Auskunft ge­geben haben, die der Aussage Loebs widerspricht.

In der Urteilsbegründung in dem Verfahren gegen die Frankfurter   Firma erklärte das Gericht: Es sei ihm zwar das Aus­sehen des Zeugen Loeb nicht befannt", es unterliege aber feinem weifel, daß jener Herr von jüdischem Aussehen der sich, wie ge­fagt, als Versicherungsnehmer vorgestellt hatte identisch sei. Irgendein weiterer Versuch zur Feststellung der Identität murde nicht gemacht. Der Name Loeb und die Herkunft aus Frankfurt   haben dem Gericht als Identitätsnachweis für einen Herrn mit jüdischem Aussehen genügt.

mit Loeb

Weiter wird gegen den Genossen Loeb der Borwurf erhoben, daß er in seiner Beugenaussage verschmiegen habe, schon an einem früheren, dann gescheiterten Gründungsversuch der Frankfurter  Firma beteiligt gewesen zu sein. Das soll aus einer mit der Aften­feite bezeichneten Stelle hervorgehen.

Ein Einblick in die Atten ergibt, daß an der zitierten Stelle deut. lich der Name des fraglichen Gründers mit Alfred Loeb angegeben wird, dem Namen des Baters des früheren Staatsbankpräsidenten.

Der Beschuldigte selbst heißt Walter Loeb,

Der britte Bunkt der gegen den Genossen Loeb erhobenen An­schuldigung geht dahin, Loeb habe in seiner Aussage verschwie. gen, sich mit der Angelegenheit bereits früher beschäftigt und sogar eine Dentschrift verfaßt zu haben. In der protokollierten Aus­sage Loebs steht aber ausdrüdlich, daß Genosse Loeb diese Dentfchrift verfaßt und sie der Gesellschaftsversammlung der Frankfurter   Gesellschaft vorgelegt hat.

Das ist der ganze Tatbestand, auf Grund dessen die Staats­

fichste Beweis für die Verlogenheit der deutschnationalen Politik. für den zugkräftigften Schwindel hielt. Auch bei der Beröffent­lichung des zweiten Aufgusses scheinen im letzten Moment noch aller­hand Renderungen, Bedenken, Schiebungen vorhanden gewesen zu fein. Die Telegraphen- Union berichtigt, fie habe durch ein tech­nisches Versehen" einen Sah ausgelassen. Dieser Sah heißt:

Die deutsch   nationalen Wahlaufrufe sind der deut

Wie wir für das ganze Reich deutschen pölkischen Geist und Bekämpfung der jüdischen Vorherrschaft ver­langen, so fordern wir besonders für Preußen, daß der Zuftrom der Ostjuden endgültig abgedämmt wird."

Ob der antisemitische Jargon erst noch nachträglich eingeflict wurde, oder ob er fogar der TU. zu dumm war?

Die famose Liberale Vereinigung" bestreitet, daß sie eigentlich eine Erfindung des Herrn Stresemann sei, und versichert, daß sic eigenes Geiftesprodukt ihrer Mitglieder sei. Diefer Prioritätsstreit tut wenig zur Sache. Die Tatsache, daß die Liberale Vereinigung Bor und Aufnahmestellung für die Bolfspartei, eine Vereinigung gegen den Liberalismus ist, schafft er nicht aus der Welt.

Hypothekengläubiger- und Sparerschutzverband bereitet die Aufstellung Die Macher der Splitterparteien find unbefehrbar. Der eigener Kandidatenlisten für die Reichstagswahlen vor. Soll der Unfug vom 4. Mai sich am 7. Dezember wiederholen?

Jaurès   ins Pantheon. Ueberführung am 23. November..

Paris  , 31. Oftober.( Eigener Drahtbericht.) Der Ministerrat hat am Freitag die Ueberführung der sterblichen Ueberreste von Jean Jaurès   für den 23. November befchloffen und den vom

anwaltschaft in Weimar   auf die Anzeige eines völkischen Unterrichtsminister vorgeschlagenen Feierlichkeiten zugestimmt.