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Nr.518 41.Jahrgang Ausgabe A nr. 263

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Der., Borwärts" mit der Gonntags. beilage Bolt und geit mit., Gied. lung und Kleingarten". fowie der Unterhaltungsbeilage Heimwelt" und Frauenbeilage Frauenstimme erscheint wochentäglich zweimal, Sonntags und Montags einmal.

Telegramm- Abreffe: Sozialbemotrat Berlin

Sonntagsausgabe

Vorwärts

Berliner Volksblatt

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Zentralorgan der Sozialdemokratifchen Partei Deutschlands  

Redaktion und Verlag: SW 68, Lindenstraße 3 Fernsprecher: Redaktion: Donhoff 292-295 Verlag: Dönboff 2506-2507

Sonntag, den 2. November 1924

Herriot   und die Sozialisten.

Debatten im französischen   Parteiausschuß.

Paris  , 1. November.  ( Eigener Drahtbericht.) 3m National­rat der sozialistischen   Partei referierte Léon Blum   über die ließ. Tätigkeit der Fraktion seit den Sammerwahlen, besonders über die Frage der Wiedereinstellung der Eisenbahner und erklärte, daß die Sozialisten die Abmachungen Herriots mit den Eisenbahngesell­nügend erscheinen. Die Sozialisten beständen auf vollständi. schaften nicht volt annehmen können, weil sie als unge­

ger Wiedereinstellung der entlassenen Eisenbahner.

3yromsti fritisierte die Politik der Partei, die mehr und mehr zu einer Politik der Zusammenarbeit mit der Regie­rung Herriols werde. Die Partei dürfte sich nicht treiben laffen. Die Abgg. Lévy und Renaudel sprachen sich für die Fort­fehung der bisherigen Politif aus. Renaudel erklärte, daß die Partei sich dieser Politit nicht zu schämen habe. Allerdings habe die Regierung es bei verschiedenen Gelegenheiten an Ener­gie fehlen lassen.

Der Nationalrat   richtete eine Botschaft an die eng­Tische Arbeiterpartei, worin er sie dazu beglüd­wünscht, bei den Unterhauswahlen einige Millionen Stimmen gewonnen zu haben. Die Partei sei dem Ansturm einer bürgerlichen Koalition ausgesetzt gewesen und sei ge­stärkt aus dieser Feuerprobe hervorgegangen. Dies beweise, daß frotz der überlegenen mittel der kapitalistischen   Reaktionäre die Arbeitermaffen in der ganzen Welt mehr und mehr für den Sozialismus, für Befreiungs- und Fortschrittspolitik und Bölkerfrieden gewonnen fei.

Gemeindewahlen in England.

London  , 1. November.  ( Eigener Drahtbericht.) Heute Sonn­abend finden in über 300 Wahlkreisen in England und Wales, aus­genommen London  , Gemeindewahlen statt. Dabei find 1017 Size zu befehen. Es find im ganzen 1700 Kandidaten aufgestellt. 125 Son­fervative, 70 Liberale, 47£ abour- Mitglieder und 55 Ver­schiedene find, weil unbestritten, fofort als gewählt erklärt worden.

Englische Universitätsmandate.

Condon, 1. November.  ( WTB.) Die Universität Cambridge  hat zwei Konservative, die Universität London   einen Unabhängigen in das Unterhaus gewählt.

Szabo- Nagyatad gestorben.

Budapest  , 1. Nedvember.( WTB.) Der frühere Aderbaumi nister Szabo Nagnated ist heute nochmittag in Erdösokonyn infolge Herzschlags gestorben.

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Der Vorwärts" hat erst vor. furzem einen Artikel über die Agrarfrise in Ungarn   veröffentlicht, der insbesondere auch die wichtige Rolle des Führers der Kleinbauernpartei, des Abg. Szabo darstellte. Man kann wohl sagen, daß dieser Mortimer der ungarischen Regierung des Grafen Bethlen sehr gelegen gestorben ist.

Generalsattentat auf Primo?

Spanische Generäle verurteilt. Budapest  , 1. November.  ( WTB.) Der frühere Ackerbaumi­Gerücht, daß in Maroffo vor einiger Zeit durch einen General ein Attentat auf Primo de Rivera verübt worden sei.. Primo de Rivera   habe diesen General einen Feigling genannt, worauf er einen Revolver gezogen und Primo de Rivera   am Arm leicht vers letzt habe. Der betreffende General ist darauf zum Tode ver urteilt worden, aber schon kurze Zeit später im Gefängnis, an Lurigenentzündung gestorben.

Jmmunitätsaffären in Polen  . Auslieferung dreier deutscher Abgeordneten abgelehnt. Warschau  , 1. November.  ( Mtb.) In der Sejm- Kommiffion murde über die Auslieferung dreier deutscher Abgeordneten beraten. Die Auslieferung des Abg. Graebe( wegen eigenmächtiger Ent­fernung der Amtssiegel von den Räumlichkeiten der deut­fchen Bereinigung in Bromberg  ) wurde mit acht gegen sieben Siim­men abgelehnt. Der polnilch- nationale Referent Marweg wollte auch die Auslieferung der deutschen   Abgg. Morig und Bankr az( S03.) wegen angeblicher Aufforderung zur Nicht bezah fung der Steuern befürworten, doch gelang es, dies zu ver­hindern. In beiden Fällen wurde die Auslieferung abge­

lehnt.

Der Skandal an der polnischen Grenze. Warschau  , 1. November.  ( Mtb.) Die sozialistische Presse hatte schon vor einiger Zeit festgestellt, daß die Polizei im Binster Gebiet, nur um überhaupt Verhaftungen vorzunehmen, Leute perhaftete, die in gar feiner Beziehung zu den Bandenüber fällen standen. Diese Tatsache bestätigt sich jetzt dadurch, daß das Kriegsgericht in Pinst die ingelegenheit des Ueberfalls bei Lunipies dem ordentlichen Gericht übergeben mußte, da

eismaterial gegen die Angeklagten sich nicht zusammenbringen Die Bandenüberfälle dauern an.

Herbette wird Botschafter in Moskau  . Paris  , 1. November.  ( WTB.) Ministerpräsident Herriot  Es handelt sich, wie man annehmen darf, um eine Besprechung hat den politischen Schriftsteller Jean Herbette empfangen. hinsichtlich der bevorstehenden Ernennung Herbettes zum Botschafter in Moskau  . Beruhigung für Polen  .

Paris  , 1. November.  ( WTB.) Petit Parifienne" glaubt zu wissen, daß Herriot   in Warschau   den Vorschlag habe unter­breiten laffen, die französische   Gesandtschaft in eine Botiaft umzuwandeln. Dann werde die polnische Regierung für Paris  ebenfalls einen Botschafter ernennen.

Tschitscherin- Herriot.

Russisch  - französischer Telegrammwechsel.

fischen Volkskommissar für auswärtige Angelegenheiten Tschi Paris, 1. November.  ( Eig. Drahtbericht.) Zwischen dem ruf tfcherin und Herriot   hat am Donnerstag ein persönlicher Telegrammwechsel anläßlich der Wiederaufnahme der ruffisch- fran­zösischen Beziehungen stattgefunden. Tschitscherin   beglückwünscht darin den französischen   Ministerpräsidenten zu seinem Entschluß und gibt der Freude darüber Ausdrud, daß die persönliche Freund fchaft, die ihn mit Herriot   verbinde, sehr wesentlich zu diesem Er gebnis beigetragen habe. Herriot   spricht in seiner Antwort die Hoff ung aus, daß der vollzogene diplomatische Alt zur Wahrung und Festigung des Friedens in Europa   und der Welt beitragen merde.

Der boshafte Kyrill.

Witwe

Paris  , 1. November.  ( WTB.) Großfürst Kyrill von Rußland hat angesichts des Widerspruchs der Kaiserin, it we Maria gegen feine Erklärung zum Zar aller Reußen an diese, wie der Gaulois" mitteilt. gefchrieben, deß er seine Thronkandidatur men der Kaiserin- Witwe, wenn solche vorhanden seien, als berech­aufrechterhalte; er erklärt sich aber bereit, dirette Nachfom tigte Thronfolger anzuerkennen. Die Söhne der Witwe Alexanders III. um diese handelt es sich find tot. Der gute Kyrill scheint in seiner Wut über den Wider­spruch der alten Frau anzudeuten, daß sie allerhöchstselbst eheliche Kinder zu haben geruhen fönnte.

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Angloamerikanische Truppen in China  . Neue Regierung in Peking  .

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New York  , 1. November.  ( Eigener Drahtbericht.) In Peking  ist die neue Regierung unter General Huangfu gebildet. In Tientsin   sind englische Truppen eingetroffen, die die alten russischen   Konzessionen schügen, während die alten deutschen  Konzessionen von Amerikanern geschützt werden. Im Hafen liegen amerikanische. englische und japanische Kriegsschiffe. Nach einem von Tschangtfolin veröffentlichten Kommuniqué haben feine Truppen die Städte Shanghaitwan, Chinwang und Peitaiho erobert, 30 000 Tschili- Anhänger gefangen und 100 Kanonen erbeutet.

New York  , 1. November.  ( Eẞ.) United Breß" meldet aus Shanghat, daß die Armee upeifu fapituliert habe.

Belgien   rüstet ab.

Brüffel, 1. November.  ( Eig. Drahtb.) Der Wehrminister hat die Schleifung eines Teils der Forts von Namur  beschlossen. Die Forts Marchovelette und Malonne dürften aus historischen und ästhetischen Gründen erhalten bleiben.( Wenn sie ästhetischen Wert erlangt haben, dürfte ihnen der militärische wohl abbanden gekommen sein. Red.)

Oberbürgermeisterwahlen.

Vorwärts- Verlag G.m.b.H., SW 68, Lindenstr. 3

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Die Charakterlosen.

Stumpffinnig und wahlmüde, aber monarchistisch und konfliktlüftern.

Man tennt aus dem Versammlungsleben die Gestalt des hysterischen Jünglings, der bei der geringsten Bewegung durch feinen frampfhaften Schrei Ru- hee!"" Ru- hee!" erst recht den größten Tumult hervorruft. Jetzt wird im Lager der Rechten nach Einigteit geschrien mit dem Erfolg, daß die dort herrschende Uneinigkeit nur noch vermehrt wird, zum noch viel zu reden, lohnt sich faum. Sie sind so völlig in der mindesten noch deutlicher in Erscheinung tritt. Bon den Nationalsozialisten und Bölkischen Bersetzung begriffen, daß sie als ernste Gegner ausscheiden nicht nur für uns Sozialdemokraten, sondern auch für die Deutsch­nationalen. Deren Umfall vom 29. August war für die um Ludendorff   geradezu ein Geschenk des Himmels, sie konnten aber damit nichts anfangen, weil sie mit ihren eigenen inneren Streitigkeiten zuviel zu tun hatten. Es bestätigt sich die Er­fahrung, die man auch außerhalb der Politik, an stilleren Orten, machen kann: Wo ein Hakenkreuz auftaucht, da stintt's. Es stinkt so sehr, daß selbst der völkische Flügel der Deutschnationalen teine Neigung zeigt, in diesem Umkreis dauernden Aufenthalt zu nehmen.

Dies vorausgefchickt, mag man die Auseinandersehungen mit Behagen genießen! zwischen den patentierten Trägern des ,, nationalen Gedankens"

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treterin der Deutschnationalen Partei schlechthin", zugleich als In Berlin   erscheint jeßt, wie schon bekannt, als Ver­Beweis dafür, daß die nach ihrer eigenen Meinung zur Re­gierung berufene Partei feine Zeitung machen kann, die Nationalpost". Sie bringt die innere Wochenbeschauung des Grafen Weft arp, die außerdem noch in der Kreuzzeitung  " erscheint, als einen Roman in Fortsetzungen. Wer als Leser der Nationalpost" es durchaus nicht aushalten, tann, auch gleich die nächste Fortsetzung zu genießen, fann sich also die ,,, Kreuz­zeitung" taufen. Da fann er nun gleichen sehen, wie der Graf als schüchterner Liebhaber um die Gunst der nationalsozia= liftischen Schönen wirbt. Wie einen, der an Körbe schon ge­wöhnt ist, hört er ihn stöhnen:

Der erste Wahlaufruf der Reichsführerschaft der nationalsozia­listischen Freiheitsbewegung" beschränkt sich, was die Deutschnatio­Taffif" vorzuwerfen; abgesehen hiervon schlägt er nicht alle Türen zu. nolen betrifft, darauf, ihnen eine schein- nationale charakterloje

Der Vorwurf der Charakterlosigkeit wird also von den Deutschnationalen nicht mehr als beleidigend empfunden. Sie beweisen auch damit, wie sehr sie ihn ver­dienen.

Gegen den Nationalsozialisten Stelter freilich, der da sagt, die Deutschnationalen hätten seit der Annahme der Ber­stlavungsgesehe" aufgehört, eine nationale Partei zu fein", bemerkt der Graf mit gewohnter journalistischer Schlag­fertigkeit: Es lohnt sich nicht, auf diese Anwürfe einzugehen." Wirklich nicht?

Entweder der Ausdruck nationale Partei hat nie einen Sinn gehabt und war nur ein demagogischer Schwindel, oder es steht ein Begriff dahinter- dann aber hat die Deutsch­nationale Partei tatsächlich am 29. August aufgehört, eine nationale Partei" zu sein. Denn daß nur Landesver­räter das tun können, was sie an diesem Tag getan hat, das hat sie selber zuvor tausendmal durch alle Gaffen geschrien.

Einen Ruf zur Einigkeit der Rechten erlassen auch die Deutschnationalen Freiherr v. Wangenheim, Franz Behrens   und F. C. vom Brud in der Deutschen Tageszeitung"." Durch die Zerrissenheit der Par­teien", so liest man dort ,,, haben wir es in dumpfem Stumpfsinn mit ansehen müssen, daß wir von Stufe zu Stufe seit dem Umsturz gesunken find." An einer anderen Stelle bricht der Aufruf in die Klagelaute aus: M anklagt über Wahlmüdigkeit, und mit Recht." Die Charakterlosen attestieren sich also felber" dumpfen Stumpf­finn" und" Wahlmüdigkeit". Und aus diesem Zustand wollen fie zur Einigkeit empor".

Auch hier ist es wieder so: Je lauter das Geschrei nach Einigkeit, desto schlimmer das Durcheinander!

Während Westarp noch immer das Zentrum für den Essen, 1. November.  ( WTB.) In letzter Zeit haben unter den Bürgerblod einfangen will, ergeht sich die deutschnationale Fraktionen des Rathauses erneut Beratungen über die Be Provinzpresse in unflätigen Beschimpfungen dieser Partei. sezung des Essener   Oberbürgermeisterpostens und der Kreuzzeitungs"-Graf selbst kann trotz seiner Sehn­stattgefunden. Danach ist die Wahl des Staatssekretärs Bracht, sucht, Minister der Republik   zu werden, die Bemerkung nicht Chef der Reichskanzlei, vorbehaltlich seiner Zustimmung zum Ober- unterdrücken, die Deutschnationalen betrachteten es als eine bürgermeister der Stadt Essen   gesichert. Es fann angenommen ihrer Aufgaben, das Volk der dem deutschen   Wesen ent­werden, daß die Wahl im Lauf der nächsten Woche vorgenommen sprechenden monarchischen Staatsform entgegenzu­führen". Es ist hübsch, wenn so deutlich gesagt wird, zu welchem Bochum  , 1. November.  ( WTB.) In der heutigen Stadtverweck die Deutschnationalen den ministereid auf dic ordnetenfißung wurde in der Stichwahl Ministerialrat Dr. Republik zu schwören bereit sind. Ruer- Berlin  ( Demokrat) mit 19 von 49 abgegebenen Stimmen zum Oberbürgermeister gewählt. 16 Stimmen erhielt der Kandidat des Zentrums Bürgermeister Dr. Gener Bochum. 13 Bettel waren weiß.

wird.

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Sie werden in die Berlegenheit nicht kommen! Aeußerlich geschwächt, innerlich gebrochen, wird die Deutschnationale Partei nach dem 7. Dezember noch weniger imstande sein, den